Journal Freitag, 24. Oktober 2025 – Doppelimpf mit Anstrengung
Samstag, 25. Oktober 2025 um 8:29Unruhige Nacht wegen des Herbstturms – mich weckte aber nicht direkt der Wind draußen, sondern das laute Knarzen der Kunststoffrahmen meiner Schlafzimmerfenster.
Nach dem Aufstehen pflegte ich erstmal Freundschaften und Familienkontakte, bevor ich den Blogpost finalisierte – und schon wurde die Zeit knapp. Ein Glück, dass die Morgentoilette schnell ging, da ich ja am Vorabend nach dem Schwimmen geduscht hatte (und nachts nicht geschwitzt).
Marsch in die Arbeit in deutlicher Herbstkälte, aber mit schönen Anblicken.
Abarbeiten in gutem Rhythmus, zumal ich einen festen Endpunkt hatte: Mein Feierabend wurde von dem Impftermin in einer Apotheke bestimmt. Aber erstmal ging draußen mit heftigem Regen ein bisschen die Welt unter – um kurz darauf in Sonnenschein zu erstrahlen.
Innere Stimmung, warum auch immer: ungnädig.
Zu Mittagscappuccino-Zeit waren wir wieder bei blauem Himmel, ich ging hinaus ins Westend.
Hagelschauer zum Mittagessen (Apfel, Rest Ofengemüse mit ein paar Nüssen).
Mehr Weihnachtsgeschenke bestellt, ich weiß auch nicht, was dieses Jahr mit mir los ist.
Pünktlicher Feierabend für meinen Impf-Termin in der Ludwigsapotheke, Neuhauser Straße. Herr Kaltmamsell wartete dort auf mich, war selbst aber schon durch mit seinem Impf. Wenn ich schonmal da war, bat ich auch um Grippe-Impfung: Die Termine der Impf-Aktion bei meinem Arbeitsgeber wurden diesmal vergeben, während ich im Urlaub war – nichts mehr zu holen.
An den Termin und die Impfung waren wir nur über einen Tipp gekommen – ich kann mir die Weigerung der meisten Hausarztpraxen und Apotheken nicht erklären, und es macht mich wütend, dass auch dieses Jahr ordentlich Anstrengung dazu gehört, an eine Corona-Impfung zu kommen: Selbst wenn die Empfehlung der Stiko erst für Menschen über 60 lautet (so das Verweigerungsargument), gibt es keine Kontraindikation für (nahezu) den gesamten Rest. Und selbst wenn die Krankenkassen die Impfung nur gemäß Stiko zahlen (was ich sogar nachvollziehen könnte), wünsche ich mir zumindest das Angebot, selbst dafür aufzukommen – sonst sind sie doch auch mit IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen) für Selbstzahlende schnell bei der Hand. Außerdem wird der Corona-Impfstoff vom Bund weiterhin kostenlos zur Verfügung gestellt!
Daheim noch schnell Yoga, bevor der Corona-Impfarm zu schmerzen beginnen könnte (die einzige Impf-Nebenwirkung, die ich bislang hatte – und wer bisher die Corona-Impfung problemlos vertrug, wird nachgewiesenermaßen sehr, sehr wahrscheinlich auch bei den folgenden Impfungen keine Nebenwirkungen spüren). Außerdem hatte Herr Kaltmamsell recherchiert, dass Yoga nicht unter das Sportverbot nach Impf fällt – bei dem ich ohnehin beschlossen hatte, dass es bei keinen Nebenwirkungen nur für 12 Stunden gilt. Was die empfohlene Alkohol-Abstinenz betrifft: We are risk takers, auf meinen Freitagabend-Alkohol hatte ich mich arg gefreut.
Es gab zum ersten Glas Rotwein Nüsschen und Oliven, während Herr Kaltmamsell zum klassischen, aber schon seit Monaten nicht mehr stattgefundenen Freitagsabendessen T-Bone-Steak briet, Ernteanteil-Spinat garte, aus Ernteanteil-Kartoffeln Gratin zubereitete. Hervorragendes Abendessen, die Aroma-Bombe auf dem Teller war der Spinat. Nachtisch Schokolade und Kekse.
Früh ins Bett, dort las ich Hertha Hurnaus, Gabriele Kaiser, Maik Nowotny (Hrsg.), Maschinenräume. Hinter der Kulisse der Wiener Ringstraße aus.
Eine großartige Idee, die nicht-öffentlichten Räume hinter den berühmtesten Gebäuden zu zeigen, unter den Bildern besonders atemberaubend die riesigen Säle unter den Dächern, und zu erklären, wie sie konstruiert und betrieben wurde. Die Aufsätze dazu berichten die Geschichte der Bebauung an der Ringstraße und erklären die Ingenieurskunst der Betriebsräume: Ich hatte mir tatsächlich noch nie Gedanken über die Belüftung eines Museums, Parlaments oder Theaters gemacht und lernte wundervolle Begriffe wie “Luftbrunnen”. Allen ans Herz gelegt, die sich für Wien, europäische Baukunst des 19. Jahrhunderts oder auch nur ungewöhnliche Architekturfotografie interessieren.
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Das bekam sogar ich als junge Frau ab, die sonst glücklich unbelästigt blieb, und war schwerstens genervt: Catcalling. Einmal drehte ich mich in Spanien sogar zum “Tschtsch!”-absendenden Mann um und blaffte ihn an, von welcher Wirkung er eigentlich ausgehe?! Dass ich ihm um den Hals falle?! In meiner Erinnerung grinste er verdutzt und schief, antwortete, dass doch bloß als Kompliment gemeint sei! Ich fluchte ihn kurz an und zog ab.
Doch die Frage bleibt und ist durchaus eine systematische Untersuchung wert: Warum machen Männer das?1 Das hat die Uni Salzburg getan, hier ein Bericht im Standard über die Ergebnisse:
“Studie zu Catcalling: Was Männer gemeinsam haben, die Frauen belästigen”.
„Lächel doch mal für mich“: Eine neue Studie zeigt, dass Empathielosigkeit und Gefühlskälte entscheidende Merkmale bei Männern sind, die Catcalling betreiben
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Dass echte Individualität und Unabhängigkeit extrem schwierig sind, wussten wir eh. Für netzpolitik.org dröselt Carla Siepmann auf, worin die Illusion auf Social-Media-Plattformen besteht:
“Individuell uniform”.
Wer in sozialen Medien unterwegs ist, der kann sich jeden Tag eine neue Box aussuchen, in die er hineinpasst oder von der er sich abgrenzen möchte: Kleidungstrends werden aufs Genaueste benannt, Verhaltensweisen und Charaktereigenschaften werden kategorisiert, klassifiziert und anderen zur Schau gestellt, damit sie es bewerten. So sollen wir etwa „clean Girls“ oder „messy Girls“, Person „Type A“ oder „Type B“ sein. Deine Kategorie darfst du dir selbst aussuchen – solange du dich jener Kästen bedienst, die bereits existieren.
Diese Kategorien klingen nach Selbstverwirklichung, nach der Möglichkeit, sich neu zu erfinden. Tatsächlich aber sind sie Schablonen. Und wer eine Schablone wählt, landet zwangsläufig in der Masse derjenigen, die dieselbe gewählt haben.
(…)
Wer einen Trend bricht, riskiert Unsichtbarkeit. Der Algorithmus bevorzugt, was schon funktioniert. Also belohnt er Wiederholung, Konformität, Kopie. Und so scrollen wir durch Feeds, in denen dieselben Songs, dieselben Outfits, dieselben Typisierungen endlos variieren, wie ein digitales Déjà-vu.
- Wer schon wieder mit not all men kommt, darf zum Beispiel hier klicken. [↩]
5 Kommentare zu „Journal Freitag, 24. Oktober 2025 – Doppelimpf mit Anstrengung“
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25. Oktober 2025 um 8:45
Hier gabs gesterm auch gemüsekorbapinat und ich war überrascht, nach wie viel der schmeckte! (Spinat ist mit Mangold das Gemüse, das ich vor Korb praktisch nie gekauft habe)
25. Oktober 2025 um 9:26
Ich teile die Auffassung, dass die Anerkennung mittels Catcalling eine Demonstration “männlicher Dominanz” ist, die sich in allen Ausprägungen durch die gesamte Gesellschaft zieht:
Eine Sache ist erst gut, wenn “die Krone der Schöpfung”, also der Mann, sie für gut befunden hat. Er ist
– leider- auch in den Augen vieler Frauen, die oberste Bewertungsinstanz.
Ich wiederhole mich, wenn ich wieder einmal auf die Verantwortung AUCH der Frauen bei der Erziehung, hier speziell der Söhne, hinweise.
Im familiären Bereich werden schon die Weichen gestellt, eine Binsenweisheit für alle Fundamentalisten.
25. Oktober 2025 um 10:18
Wie heißt es doch so schön “Don’t protect your daughters, educate your sons.”
Re. Impf: Meine Hausärztin hat 2024 nicht gegen Covid geimpft, da der Aufwand (immer noch 6-er Ampullen, Organisation, Personalknappheit) zu hoch war. Ich war dann bei einem anderen Arzt, der mir eine Rechnung schickte, weil mein Impftermin vor der “allgemeinen Kostenübernahme” war. Habe das Geld dann problemlos von der KV zurückbekommen.
Jetzt war ich in einer Apotheke, dort war es problemlos möglich, die Covid-Impfung zu bekommen. Dort sagte man mir, man werde schier überrannt von Impfwilligen.
Die Grippeimpfung lasse ich seit vergangenem Jahr bei der Hausärztin machen (bin jetzt 61, da gibt es den “Senioren-Impfstoff”). Davor immer in der Firma.
25. Oktober 2025 um 11:07
Danke sehr für die Beiträge zu Cat Calling und die individuelle Uniformität. Alle beide sind sehr erhellend für mich.
25. Oktober 2025 um 12:56
Ein Corona-Impftermin war in der Apotheke problemlos zu bekommen (per Telefon zur “Langen Nacht des Impfens” neulich). Vor Ort wurde ich aber kurz kritisch beäugt warum ich die Impfung haben wolle: “Die ist ja eigentlich erst ab 60, oder haben Sie beruflich mit vielen Menschen zu tun?” Außerdem war ein längliches Formular auszufüllen (Daten aller vorherigen Corona-Impfungen und -Erkrankungen, verwendete Impfstoffe), während ich für die Grippe-Impfung nur ankreuzen musste dass ich beraten wurde.
Meine Hausarztpraxis bietet das ebenfalls wegen des Problems der 6er-Ampullen nicht an.