Journal Freitag, 12. Dezember 2025 – Wieder eine Arbeitswoche rumgebracht
Samstag, 13. Dezember 2025 um 8:03Der Wecker holte mich aus extratiefem Schlaf, zum ersten Mal im Leben verstand ich die Verlockung der Snooze-Taste.
(Die Brumm-Fliege lebt immer noch.)
Ich verließ das Haus wieder im Dunklen, wieder ließen dunkle Wolken keinerlei Morgenblau zu.
Zum Start des Arbeitstages sah ich meinem Computer erstmal 45 Minuten bei Updates zu (nicht ganz, ein paar Sachen konnte ich ohne Computer erledigen, außerdem die erste Tasse Tee aufbrühen).
Berufliche Besorgungen brachten mich vor die Tür, ich nahm absichtlich Umwege.
Um die Mittagszeit Ahnung von blauem Himmel, fahles Wintersonnenlicht. Später Mittagscappuccino, es war kälter geworden.
Spätes Mittagessen ohne Appetit, aber muss ja: Orangen, Quark mit Joghurt.
Der Nachmittag wurde dann richtig sonnig mit blauem Himmel und entsprechend buntem Sonnenuntergang.
Etwas späterer Feierabend als geplant, weil ich etwas vergessen hatte und schnell noch wegarbeitete.
Beim Unterqueren des Heimeranplatzes:
Ich verlas natürlich erstmal “The Worst of Hans Zimmer” und dachte sofort: WO ANFANGEN?!
(Auch meiner Meinung nach hat er Filmmusik kaputt gemacht.)
In der Heimeranstraße wieder ein kurzer Blick in die Auslage des vertrauten Goldschmiede-Kollektivs Silberfisch: Dieses Jahr fast ohne Gold – bei den absurd hohen Goldpreisen derzeit müssten die Schmied*innen wahrscheinlich unverkaufbar hohe Preise dafür verlangen. Wie schade, ich mag Gelbgold für meinen Schmuck am liebsten.
Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner, wegen Gelegenheit auch gleich für Heilig Abend. Am Himmel sah ich die nächste Nebelwand heraufziehen.
’tis the season – der Paketjagd. Beim Heimkommen fand ich einen DHL-Zettel vor, der die E-Mail-Benachrichtigung bestätigte: Mein Pakte habe nicht wie gewünscht vor der Haustür abgelegt werden können, ich muss es am ehemaligen Hauptbahnhof abholen. Und als ich im Web nach dem Verbleib einer DPD-Lieferung sah, fand ich die Behauptung, sie sei am Donnerstagvormittag abgelegt worden – da war aber weder am Donnerstag noch am Freitag etwas. Also gleich mal Kontaktformular mit Reklamation ausgefüllt. Online-Kauf im Inland zweieinhalb Wochen vor Heilig Abend reicht also nicht für sichere Lieferung zur Bescherung.
Eine Einheit Pilates, immer schön durch den Schmerz durch (wenn ich bei jedem Schmerz aufhören würde, hätte ich seit vielen, vielen Jahren gar keine Gymnastik mehr gemacht) – solange das noch geht, kann’s ja nicht so schlimm sein.
In bequemen Schlumpfklamotten bereitete ich die Drinks zum Wochenendfeiern: Es stand fest, dass sie auf frisch gepresstem Crowdfarming-Orangen-Saft basieren würden, Herr Kaltmamsell durfte zwischen Tequila Sunrise und Campari Orange entscheiden und nahm Letzteres. Gut!
Da Herr Kaltmamsell erst abends heimgekommen war, gab es schnelles Abendessen (im Gegensatz zur Verarbeitung des Ernteanteils, dessen Bestandteile diesmal allesamt zeitaufwändiger gewesen wären): Shakshuka, zu dem ich Balkanbrot gekauft hatte.
Im Glas ein Chardonnay Mon Rêve – Fût de Chêne: Langsam nähere ich mich Chardonnay wieder an, dessen klassisch altmodische Varianten mit Holz, Butter, Vanille wie ein Fausthieb mir lange gar nicht mehr geschmeckt hatten. Dieser hier gefiel mir, kräftig mit überraschend mineralische Noten in der Nase, komplett unblumig, wenig Säure, nur ganz leicht holzig.
Da im Fernsehen gar nichts Erträgliches für Nebenher lief, bat ich Herrn Kaltmamsell um Hollywood in den 1930ern (bei Maximilian Buddenbohm hatte mich dieses superniedliche Liebesduett von Bob Hope and Shirley Ross aus Thanks for the Memory von 1938 bezaubert). Er kramte eine Absurdität von 1932 von der Festplatte heraus: Million Dollar Legs mit W. C. Fields und einer hinreißenden Lyda Roberti. Vor allem aber komplett absurd und haarsträubend amateurhaft gemacht. Herrlich.
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Mek bloggte über Apfelvorlieben, woraufhin ich ihn fragte, ob er seine Apflepflückvergangeheit eigentlich schonmal erzählt habe?
Hatte er.
“Streuobst – 100% Direktsaft”.
(Dass veganer Apfelsaft ein Oxymoron ist, weiß man eh, wenn man auch nur einmal beim Apfelpflücken mitgearbeitet hat.)
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HAHAHAHA! Ich wusste, dass es in Island sehr viele Schriftsteller*innen in Relation zur Gesamtbevölkerung gibt. Ich wusste auch, dass sehr viele davon Krimis schreiben.
Was ich nicht wusste: Es gibt in Island nur einen forensischen Pathologen, Pétur Guðmannsson – und der bekommt alle, alle Fachfragen der Krimi-Autor*innen ab. Um überhaupt noch Zeit für seine eigentliche Arbeit zu haben, gibt er jetzt einfach Seminare speziell für sie (Artikel von 2023):
“Iceland’s only forensic pathologist is teaching crime writers about death”.
via @baldur
§
Notes for radical living
(Tilda Swinton)Make friends with chaos
Hold a calm mind
Let things shake
Forgive human frailty
Champion second chances
Defy unkindness
Reverence fellowships
Listen to the quiet
Respect the young
Seek growth
Trust in change
Treasure learning
Inspire faith in evolution
Hold faith in miracles
Reach beyond the binary
Be wary of the doubtless
Honour the brightheaded
Grow plants
Attend to the weather
Be electric
Cherish language
Celebrate silence
Dance daily
Bless the handmade
Magic up fresh beauty
Sing into pain
Find joy in shadow
Challenge assumptions
Follow the wind
Look upwards
Swoon under clouds
Feel your courage
Face forward
Read history
Open your ears
Drop your shoulders
Bend your knees
Raise the roof
Keep breathing
Be trustworthy
Take care of yourself
Believe in goodness
Head for the light
Ich begrüße alles davon (und finde es von Tilda Swinton durch und durch glaubwürdig). Doch ich weiß, dass ich nur zu einem Bruchteil fähig bin.
via @fuchsbrom
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Journal Freitag, 12. Dezember 2025 – Wieder eine Arbeitswoche rumgebracht“
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13. Dezember 2025 um 8:37
Guten Morgen und ganz herzlichen Dank für Ihr Blog und die vielen großartigen links zu Internetseiten, die ich sonst niemals gefunden hätte. Ein extra Dank für den Tilda Swinton Text.
13. Dezember 2025 um 12:02
Liebe Frau Kaltmamsell,
Ihre Wein-Beschreibungen lese ich oft sehr interessiert, da mir selbst zu einem Wein meist nur “gut” oder “nicht so toll” einfällt, beim Weinhändler schlage ich mich mit “weich”/ “fruchtig”/ “vollmundig”/ “knackig” durch.
Haben Sie sich dies bei Weinproben o.ä., im Elternhaus, mit Freunden angeeignet? Das interessiert mich, weil es mir und auch meinem wohl doch bildungsbürgerlichen Umfeld komplett abgeht, während unsere Eltern das “Wissen” über Wein noch “drauf” hatten.
13. Dezember 2025 um 13:08
Ich glaube, Sonni, der Schlüssel besteht darin, viel zu probieren und sich darüber sprachlich austauschen zu wollen.
Für mich waren auch prägend die Weinlektionen bei der wunderbaren Sommelière Hande Leimer in Rom, die Teilnehmde immer ermutigte, Assoziationen von Duft und Geschmack zu benennen. Die mein “Putzmittel!” in der Nase erklärte und übersetzte in “mineralisch”, mein “Pferdefurz!” in “animalisch”. Diese Assoziationen sind sehr individuell, und mir bereitet es Vergnügen, sie mit denen anderer zu vergleichen. Gleichzeitig kenne ich viele Menschen, die sehr gern Wein trinken – aber keinerlei Lust haben, darüber zu reden. Muss ja nicht.
13. Dezember 2025 um 13:11
Bitteschön, Karin, das freut mich.
13. Dezember 2025 um 14:01
:-)