Journal Donnerstag, 1. Dezember 2022 – Dunkelgraue Geselligkeit

Freitag, 2. Dezember 2022 um 6:07

Obwohl ich mich mit nichts beeilte, kam ich gestern besonders früh von daheim los. Fußmarsch in die Arbeit unter Dunkelgrau, das den ganzen Tag nicht richtig hell wurde, selbst ohne Regen.

Zackiger Arbeitsvormittag, wenig Spaß dabei. Zeit der weihnachtlichen Teambuildings und sonstigen beruflichen Kuscheleien, in den Gängen und Büros herrschte viel Betrieb.

Mein Mittagessen fand aushäusig als Team zu sechst statt.1 In dem rustikalen italienischen Lokal, das ich wegen seiner interessanten Speisekarte und der herzlichen Wirtsleute wirklich mal entspannt und abends ausgiebig besuchen möchte, aß ich ein Salätchen und Brennnessel-Gnocchi von der Tages-Tafel – waren gut, aber weniger spannend, als ich sie mir vorgestellt hatte.

Zackiger Arbeitsnachmittag, so geht Geldverdienen halt (das Novembergehalt hatte das Weihnachtsgeld mitgebracht). Ich spürte den inneren Dezember aufziehen.

Nach Feierabend mit der U-Bahn zum Odeonsplatz, Adventeinkäufe in einer nicht allzu übervölkerten Innenstadt.

Stimmung weiterhin dunkelgrau. Daheim schickte ich Herrn Kaltmamsell vorsichtshalber in sein Zimmer, räumte erst mal für mich und vor mich hin, turnte eine Runde Yoga. Eigentlich hatte ich keine Lust irgendwas zu müssen, und allein hätte ich einfach Käse und Orangen gegessen. Aber ich bin nicht allein, es gab Ernteanteil, also richtete ich aus dem Asiasalat und aus vorhandenem Käse für uns beide Abendessen an, schälte mir zwei Crowdfarming-Orangen dazu. Nachtisch Schokolade.

Seit ein paar Tagen haben wir Spaß mit unseren Rauchmeldern. Bereits am Wochenende hörte ich in unserem Wohnhaus entfernt Piepsen, hielt es zunächst für einen minder wichtigen Alarm des Aufzugs, den ich nie benutze. Doch Sonntagabend piepste es plötzlich auch ganz nah: Wir identifizierten den Rauchmelder vor der Bibliothek. Herr Kaltmamsell kramte die Gebrauchsanweisung hervor, wir fanden für dieses Piepsen und Blinken: “Ursache: Störung/Batterie schwach”, stellten es durch Drücken der angegebenen “Testtaste” ab. Nur dass der Rauchmelder 24 Stunden später wieder zu piepsen begann – wieder brachten wir ihn durch die Testtaste zum Schweigen. Wieder hielt das nur 24 Stunden. Herr Kaltmamsell setzte sich mit den Vermietern in Verbindung, gestern wurde der Rauchmelder ersetzt. Jetzt piepst es wieder nur noch in anderen Wohnungen.

  1. Zur Erinnerung: Mein Problem ist nicht, dass ich berufliche Geselligkeiten nicht mag; ich mag mich auf beruflichen Geselligkeiten nicht, bis zur Unerträglichkeit. []
die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 30. November 2022 – #Lindwurmessen mit Vorstadtahnungen

Donnerstag, 1. Dezember 2022 um 6:10

Wecker 20 Minuten später, denn ich hatte ja bereits am Vorabend geduscht und körpergepflegt.

Aufwändige Inbetriebnahme des neuen Wintermantels. Ich hoffe, ich habe alle zugenähten Falten und Taschen erwischt.

Fußmarsch in die Arbeit unter bleigrauem Himmel, der es gestern höchstens bis Silber schaffte. Zumindest blieb ich trocken, doch die Sonnenschein-freie Düsternis soll sich laut Vorhersagen bis nach dem Wochenende halten. Das Wetter möchte uns die kürzesten Tage des Jahres schmackhaft machen: Gibt eh nix zu sehen.

Ich holte mir trotzdem ein wenig vom vorhandenen Tageslicht und ging mittags raus auf einen Cappuccino, diesmal testete ich das Café Notting Hill im Theresie-Block, ehemals San Francisco Coffee Company (einst die erste Münchner Starbucks-artige Café-Kette, jetzt anscheinend nach Sylt ausgewandert).

Der Cappuccino war gut, vor allem aber gefiel mir das Lokal: Liebevoll eingerichtet, es serviert neben Gebäck (selbst gemacht aussehend) auch Mahlzeiten von Falaffel bis Bowls, das Publikum war richtig Westend-gemischt, die Atmosphäre angenehm und heimelig.

Zurück im Büro gab’s Sahnequark mit Joghurt, vorgeschnippelte Orangen.

Anstrengender Arbeits-Nachmittag, der schier nicht enden wollte. Auf dem Heimweg bog ich noch für Einkäufe in den Vollcorner ab. Zu Hause nur kurzes Auspacken, ich war mit Herrn Kaltmamsell zum nächsten #Lindwurmessen verabredet.1

An der Reihe war das Café Blue jenseits der #Lindwurmbrücke. Wir hatten Lust auf einen Spaziergang dorthin (wir hätten auch die U-Bahn nehmen können, mittlerweile essen wir zwei Haltestellen von daheim entfernt).

Vom Vorbeispazieren wusste ich, dass es weitläufige Räumlichkeiten hat, ich fand sie angenehm eingerichtet. Besonders anheimelnd fand ich die sanfte Vorstadt-Anmutung von Einrichtung und Publikum, hier spürt man bereits Sendling.

Die Speisekarte hat 16 Seiten und biete ALLES: Schnitzel und Burger und Pasta und Pizza und Curry und Schweinsbraten und Fisch (fehlen eigentlich nur Sushi) – das lässt Convenience vermuten. Zumal vier Gerichte auf der Karte (drei Suppen, die Gnocchi) eigens als “hausgemacht” gekennzeichnet waren. Ohne #Lindwurmessen wäre es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass ich hier essen würde.

Herr Kaltmamsell entschied sich für den Veggie-Burger mit Süßkartoffel-Pommes (Pattie aus Gemüse und Kürbis, er war zufrieden), ich nahm die Tagliatelle mit Lachs (sehr dick eingekochte Sahnesauce, saftige Fischwürfel). Zu trinken gab es Apfelsaft (er) und frischen Ingwer-Minz-Tee für mich. Wir wurden angenehm satt.

Auch der Spaziergang nach Hause tat gut; in meiner derzeitig trüben Stimmung liefe ich am liebsten den ganzen Tag herum. Daheim noch Schokolade.

Da ich mich fürs Büro jetzt wärmer anziehen muss, überlege ich an Unterkleidung herum: T-Shirts, Rollis. Was mir gestern nach Jahrzehnten wieder einfiel: Unterhemden! Als Kind trug ich Unterhemden! Das hörte in dem Moment auf, in dem ich Unterwäsche-autark wurde, ab da ging es nur noch um Schönheit und Komfort. Denn Wärme sicherte ich mir durch die Kleidung darüber. Werde mich mal umsehen, wie sich das Unterhemden-Angebot in den vergangenen 40 Jahren entwickelt hat, ich starte meine Recherche bei Ski-Unterwäsche.

  1. Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. []
die Kaltmamsell

Lieblingstweets/-tröts November 2022

Mittwoch, 30. November 2022 um 18:33

Erst mal Lieblingstweets. Möchte sich noch jemand darüber lustig machen, dass ich meine Lieblingstweets immer als Screenshots veröffentliche statt mit einer Software, die sie sich aus Twitter zieht? Na? NA? (Nur dadurch kann ich sowas wie die Best-of-the-best-Sammlung zusammenstellen.)

Erste Male: Nun auch Lieblinge von Mastodon (wobei auffallend oft uralte Tweet-Späße recyclet werden, die kennen Sie ja schon). Ich hoffe, ich war sorgfältig genug beim Beachten der verschiedenen Öffentlichkeitsstufen.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 29. November 2022 – Der Bruch mit John Irving

Mittwoch, 30. November 2022 um 6:37

Ein regnerischer Morgen, ich marschierte unterm Schirm in die Arbeit – auch wenn es nur tröpfelte, wollte ich nicht feucht werden.

Mittags gab es Äpfel und Geflügelsalat (immer noch der Truthahn), der mir ausgezeichnet schmeckte.

Emsiger Arbeitstag ohne Überwältigendes.

Ich hatte Sportzeug dabei: Da Herr Kaltmamsell abends aushäusig verabredet war, plante ich eine Sporteinheit auf dem Crosstrainer des Vereins. Auf dem Weg dorthin nieselte es immer noch, richtig unangenehmes Wetter. Die Wege in dem historischen MTV-Gebäude zu Umkleide und von dort auf die “Fitnessgalerie” sind für mich immer noch verwirrend, zurück gleich wieder – ich bilde mir nie wieder ein, einen guten Orientierungssinn zu haben. Die Stunde Strampeln war ok, Musik auf den Ohren, in der Halle unter mir Badminton-Training, aber ich kam nicht so richtig in Schwung.

Eine der Jugendstiltore von Umkleiden zu Sporthalle.

Dafür ließ ich es daheim krachen: Ich gönnte mir fast eine halbe Stunde Heizung im Bad zu Duschen und Körperpflege. Abendessen: Rest Kimchi-Suppe vom Montag, Rest Süßkartoffel-Bake vom Samstag, der ist jetzt auch weg. Nachtisch Schokolade.

Mein erster Ernteanteil vom adoptierten Crowdfarming-Orangenbaum war eingetroffen: Ich sichtete die zehn Kilo, um Exemplare mit weichen Stellen zum schnellen Verzehr auszusortieren (alle in Ordnung). Es sind wohl drei verschiedene Sorten, zum Glück wird das mit der “Adoption” eines Baums nicht wörtlich genommen (ist halt solidarische Landwirtschaft, in der die Verbraucherin sich bereits an den Produktionskosten beteiligt und eine Abnahmegarantie gibt).

Gestern beschloss ich, die Lektüre des neuen Irving The Last Chairlift nach gut drei Wochen abzubrechen: Keine einzige Figur interessiert mich wirklich, und passieren wird nach gut der Hälfte des Romans ohne interessante Begebenheiten sehr wahrscheinlich auch nichts Interessantes. Die schludrige (nicht im guten Sinn) Geschichte aus der Sicht von Adam, einem Schriftsteller (echt jetzt? schon wieder?) über ihn in den USA der 50er bis 80er (danach hörte ich auf) mit seiner Mutter und ihrer Partnerin, seiner Kusine und deren Partnerin, seinem Stiefvater, der zur Frau transitioniert, mit seinem skurrilen Sex mit skurrilen Frauen – las sich lieblos zusammengewürfelt. Ganze Passagen bis Absätze tauchten mehrfach auf, die Beschreibungen und Handlungen ergingen sich seitenweise in irrelevanten Details, der Roman hätte dringend ein Lektorat benötigt.

Das war’s für mich dann wohl mit John Irving – über den ich einst meine Magisterarbeit schrieb, Thema “John Irving in der Erzähltradition von Charles Dickens”, darin bearbeitet alle seine Romane bis 1994.
Erst kürzlich stieß ich auf dieses Foto:

Ich 1994 bei der Arbeit an meiner Magisterarbeit an meinem ersten PC, geerbt von einem befreundeten Physikstudenten, der ihn selbst zusammengebaut hatte, schon damals sehr veraltet (286er?). In der schönsten Wohnung der Welt.

Wobei der eigentliche Rechner gar nicht auf dem Bild ist: Den hatte ich wohl auf den Boden gestellt, die Kabel aus dem Bildschirm legen das nahe (ich habe keine Erinnerung daran). Ich weiß noch, dass er eine ca. 15 cm hohe Kiste war, halb so groß wie der Tisch, darin mit viel Platz dazwischen die eigentlichen Bestandteile des Computers (man konnte die Kiste mit zwei Druckknöpfen einfach öffnen). Draufgestellt wäre der Bildschirm viel zu hoch gewesen. Die Tastatur sieht so schwebend aus, weil ich sie etwas tiefer auf die ausgezogene Schublade des Tischs stellte, einen alten Küchentisch. Wenig später richtete ich mir mit Ziegelsteinen und Brettern am Fenster (rechts außerhalb des Fotosausschnitts) einen halbwegs ergonomischen Arbeitsplatz ein. An dem ich unter anderem nächtelang Lemmings spielte, das einzige Computerspiel, dass mich je packte.

Neue Lektüre im Bett: Kristine Bilkau, Nebenan.

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Im Guardian nutzt Laura Spinney ein deutsches Phänomen um zu recherchieren, welche Mechanismen Gesellschaften und Individuen zur Verarbeitung schlimmer Vergangenheit oder Erlebnisse anwenden: Nämlich den Umstand, dass die meisten Menschen, über die es Stasi-Akten gibt, diese nicht einsehen wollten.
“If the secret police had a file on you, why wouldn’t you want to see it? Ask the Germans spied on by the Stasi”.

§

Sind Sie auch mit dem Verfluchen von “Industriezucker” aufgewachsen, Kampfbegriff der 1980er-Vollwert-Bewegung? Dabei muss man das Zuckerherstellen aus unserem guten heimischen Zuckerrüben (ich erinnere mich an die Waggons voll Zuckerrüben in meiner Kindheit; wenige hundert Meter von meinem Elternhaus entfernt wurden die stillgelegten Gleise der Rübenbahn zu Spazierwegen ausgebaut) gar nicht der Industrie überlassen: Aus Zuckerrüben kann man Zucker selbst herstellen. (Schönes selbstgemachtes Weihnachtsgeschenk?)

die Kaltmamsell

Journal Montag, 28. November 2022 – Theresienwiesenblicke

Dienstag, 29. November 2022 um 6:04

Nach gutem Nachtschlaf und gutem Morgenkaffee startete ich gelassen in die Arbeitswoche.

Als ich mich nach Kreuzen der Theresienwiese umdrehte, blickte ich in eine Farb-Explosion aus Orange und Pink.

Das Hochfahren meines Arbeitsrechners beseitigte die Gelassenheit erstmal: Am Wochenende war wieder heftig gearbeitet worden. Ich hetzte hinterher, um vor meinem ersten Besprechungstermin um 9 zumindest einen Teil geliefert zu haben. Zwischen zwei weiteren Besprechungen haute ich ebenfalls eine Menge Holz weg.

Mittags verließ ich das Haus zum Einkaufen: Der Vermentino San Donato hatte mir so gut geschmeckt, dass ich diese Sonderaktion des Vollcorner nutzen wollte – und ich fürchtete, dass der Aufsteller seit vergangenem Donnerstag leergekauft sein könnte. Der Marsch zum Forum Schwanthalerhöhe war trotz düsterem Hochnebel angenehm. Ich sicherte mir vier Flaschen des Weißweins. Auf dem Rückweg buchte ich eine Restaurantreservierung für meinen Chef um, wenn ich schon an dem Lokal vorbei kam.

Zurück am Schreibtisch gab es als Mittagessen Apfel, Truthahn, Orangen.

Die nachmittägliche Arbeit war nicht ganz so druckvoll. Nach Feierabend ging ich direkt nach Hause.

Das Winter-Tollwood auf der Theresienwiese wirkt dieses Jahr viel mehr wie eine Stadt als in den Jahren zuvor. (Vor allem kann ich es aber schier nicht fassen, welche Fotoqualität mittlerweile mit einem Smartphone möglich ist: Ich habe einfach draufgehalten und einmal abgedrückt, auf dem Ergebnis sind selbst die Türme der Frauenkirche gut zu erkennen.)

Zu Hause war ich froh, den schweren Rucksack abzulegen. Eine Runde Yoga, dann bekam ich Abendessen in mehreren Gängen: Herr Kaltmamsell servierte erst mal den Ernteanteil-Grünkohl als kale chips aus dem Ofen, dann den weiter vor sich hin fermentierten Kimchi als Suppe mit Ernteanteil-Pakchoi, Champignons, Truthahnfleisch (köstlich und in der Kälte genau richtig), dazu Kartoffelbrei-Reste als Jumbo-Kroketten aus der Pfanne (schön knusprig, aber inzwischen schmecke ich aufgewärmte Kartoffeln überall raus), dann auch noch ein Schälchen von dem Geflügelsalat, den ich mir aus dem restlichen Truthahnfleisch gewünscht hatte. Trotzdem passte noch Schokolade hinterher.

§

maiLab befasst sich, wieder herrlich systematisch, mit der Frage: “Wie viele Geschlechter gibt es?”

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https://youtu.be/8fraZlsmCio

(Die Kollegin, die mich auf das Video hinwies, betonte zurecht: Die Kommentare unter dieser Folge auf YouTube sind eine einzige Flausch-Welle, lesen Sie sie zur Rückgabe von Glauben an die Menschheit.)

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 27. November 2022 – Frostig-sonniger erster Advent

Montag, 28. November 2022 um 6:17

Gut geschlafen, erfrischt früh aufgewacht.

Vorm Haus sah ich Raureif auf den Autos, jetzt hatte es doch den ersten Frost gegeben. Beim Bloggen sah ich zu den kahlen Bäumen des Parks vor klarem Morgenhimmel – und als Schattenspiel eine Eichhörnchenjagd um Stämme und über Äste, mit mindestens drei Beteiligten.

Der Sonnenlauf ist jetzt, an den kürzesten Tagen des Jahres, so tief, dass ich die Rolläden nur kurz brauchte: Die Strahlen kamen nicht über die Bäume des Parks.

Ich hatte große Lust auf eine Schwimmrunde, auch auf das Radeln zum Olympiabad. Dafür packte ich mich warm ein.

Meine Augenpartie ist derzeit noch asymetrischer als eh, weil ich seit einer Woche einen Entzündungsknubbel in der Unterseite des rechten Lids habe. (Ich setze darauf, dass er von selbst verschwindet.) Und der Janker verabschiedet sich: Schon nach der ersten Saison hatten die gestrickten Ärmel Flusenwülste, die “Pilling” eine komplett neue Dimension gaben, nach nur drei weiteren hat der Rucksack zwei Stellen am Rücken bis kurz vor Loch gescheuert. Vier Jahre ist eine definitiv zu kurze Lebenszeit, der nächste (Janker gehören seit über 30 Jahren zu meiner Grundausstattung) wird wieder ein ganz traditioneller aus Walkstoff. Aber halt nicht als “Tracht”, sondern als regional lang erprobte Standard-Winterjacke. Es wird wieder schwierig werden.

Der Weg zum Olympiabad war dann auch sehr schön.

Die Treppe zu den Umkleiden.

Trotz weniger als ideal warmem Wasser wurde es eine erfreuliche Schwimmrunde. Die Bahnen waren relativ belebt, doch man vertrug sich. Ich schwamm leicht und nahm mir Gelassenheit gegenüber der geschafften Strecke vor. Erst um die 2.000er-Marke fröstelte ich, doch das gab sich auch wieder, setzte nur hin und wieder ein: Ich bekam meine 3.000 Meter.

Gegenschuss: Aufgang von den Umkleiden.

Im Olympiapark lag im Schatten noch weiß der Raureif.

Ich radelte gemütlich und mit Genuss nach Hause. Um mal wieder nach ihr zu sehen, nahm ich die Strecke an der Ostseite der Hauptbahnhofs-Baustelle entlang – und fand nicht heraus, wie die Wegführung für Fahrräder am Eck zur Arnulfstraße eigentlich gedacht war: Es sah aus, als sei Geradeausfahren für Radln nicht vorgesehen, ich verließ den Radweg und wechselte über die Rechtsabiegerspur der Autos auf die Pkw-Geradeausspur.

Frühstück um halb drei: Apfel, Kalamata-Oliven und Grissini, Orangen mit Joghurt, ein erstes Weihnachtsplätzchen (Walnusskringel von Mama, köstlich).

Am Nachmittag zog Hochnebel über die Sonne. Ich las die Wochenend-Süddeutsche, das SZ-Magazin vom Freitag. Zwei Paar dicke Socken, T-Shirt, Pulli, dicke Wolljacke, die Heizung an (nicht voll, das sollte es bei Plusgraden draußen noch nicht brauchen) – mir war trotzdem kalt. Herr Kaltmamsell brachte mir einen Heiz-Umhang, den ich als Decke über die Beine legte. Der schaffte endlich warme Hände.

Abends eine Runde Yoga, die ebenfalls ein wenig wärmte. Nachtmahl nochmal Thanksgiving-Reste, in der Mikrowelle erwärmt (manchmal fällt mir diese Heizmöglichkeit ja doch rechtzeitig ein): Truthahn, Süßkartoffel-Bake, der Rest Füllung, der Rest Cornbread (es wird langfristig eine Diskussion um frische Maiskörner drin geben: ich finde sie super, Herr Kaltmamsell bevorzugt Maiskorn-freies Cornbread), die sensationellen Cranberries. Nachtisch war ein Rest Pumpkin Pie, dann noch Schokolade.

§

ZDF-Korrespondentin Diana Zimmermann erklärt in Inside PolitiX, für wen es das neue Bürgergeld gibt, was daran problematisch ist und wie die jetzige Endversion zustande kam.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/i9gZ1SNzFSI

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 26. November 2022 – Wir spielen Thanksgiving

Sonntag, 27. November 2022 um 8:25

Unruhige Nacht, weil neben mir jemand schnarchte – und zwar in einer Heftigkeit, dass ich Angst hatte, er könnte nicht genug Sauerstoff bekommen. Beim x-ten Abstupsen zog er doch in sein eigenes Bett, ich bekam ein paar Stunden Tiefschlaf.

Zumal der Wecker des Herrn um sechs klingelte: Er hatte einen riesigen Truthahn zu füllen und in den Ofen zu schieben. Und auch sonst ein reichhaltiges Thanksgiving-Menu vorzubereiten: Um 12 waren die Gäste angekündigt, um 14 Uhr sollte serviert werden. Nach Morgenkaffee und Bloggen richtete ich Tisch und Wohnung her.

Für letzte Einkäufe zog ich in die Innenstadt (Last-Minute-Panik, dass man die Leute doch nicht zwei Stunden ohne irgendwelche Kleinigkeiten zu knabbern hungrig halten konnte). Am Sendlinger Tor und in der Sendlinger Straße wurden die Christkindlmarkt-Stände bereits in Betrieb genommen; ich stellte anhand der Schilder sicher, dass ich auch diesen Advent eine Regensburger spezial bekäme.

Stühle 5 und 6 sind erst für nächsten Mittwoch angekündigt, doch auch so mussten wir nicht auf Klappstühle ausweichen – dank Herrn Kaltmamsells hervorragender Idee, die Balkonbank hereinzuholen. Wir stellten fest, dass wir am ausgezogenen Tisch bequem zehn Personen unterbringen, mit ein wenig Kuscheln auch zwölf: Familien-Weihnachtsessen oder -Ostertafel kann es also auch bei uns geben, größere Dinner Partys sind eine Option – wie schön!

Kurz vor 12 klingelte die Ingolstädter Familie, die mit einem Auto gekommen war: Meine Eltern, Bruder und Schwägerin mit dem erwachsenen Neffen 2. Wir bekamen Weihnachtsgebäck, eine Pflanze, Craft-Biere, Süßigkeiten. Die lieben Schwiegers, die ich viel zu lange nicht mehr gesehen hatte, reisten wegen Parkplatzmangel in unserer Straße mit der Bahn an, für Herrn Schwieger nach eigenen Aussagen die ersten Zugfahrt seit über 20 Jahren. Sehen Sie, man ist nie zu alt für Abenteuer.

Auch hier Austausch von Weihnachtsgebäck, außerdem bekam ich einen wunderschön blauen Kaschmirpulli durchgereicht. Große und allgemeine Freude über Wiedersehen, ein Gläschen Prosecco.

Herr Kaltmamsell hatte das Essen dann doch ein wenig vorverlegt. Am Braten arbeitete er mit teilweise Alufolienabdeckung, der Vogel garte sechs Stunden bei 180 Grad und wurde perfekt – der definitiv beste Truthahn, den ich je gegessen habe, alle Teile saftig, aromatisch, zart.

Ich übernahm das Tranchieren, wegen perfekten Garpunkts ganz einfach. Die Familie erfüllte ihre traditionelle Rolle, von der Seitenlinie zu System, Ansatz, Geschwindigkeit des Tranchierens klugzuscheißen.

Dazu gab es (von oben in Uhrzeigerlauf und alles von Herrn Kaltmamsell selbst erstellt):
Kartoffelstampf, Cranberries, grüne Bohnen (ich hatte auf einer grünen Komponente bestanden, Herr Kaltmamsell recherchierte eine classic green bean casserole), Süßkartoffelauflauf mit Marshmellows, corn bread, zweierlei Gravys (also extra gekochte Bratensauce, fleischig und vegan). Die Semmel-Zwiebel-Apfel-Salbei-Füllung vergaßen wir erst mal, reichten sie nach.

Es gab ein Päuschen für Schnaps und Espresso. Dann servierte Herr Kaltmamsell zweierlei vegane Pies zum Nachtisch mit Schlagsahne (Neffe 2 hatte sich bei Letzterem nützlich gemacht, er ist ohnehin sehr koch-interessiert und holte viele Infos über die Zubereitungen).

Der Pumpkin Pie traditionell, der Pecan Pie erwies sich beim Servieren als ausgesprochen unkooperativ und musste löffelweise ausgeteilt werden. Schmeckte beides hervorragend.

Um 16 Uhr Aufbruch der Ingolstädter Delegation: Menschen mit Basketballtrainerleben hatten ein Spiel. Wir plauderten noch ein wenig mit Schwiegers, bis sie sich auf den Weg zurück zum Bahnhof machten.

Gemütlicher Ausklang des Nachmittags mit gemeinsamem Rückräumen und Spülen: Das Goldrandgeschirr und die Weingläser sind nicht spülmaschinentauglich, doch dieses Werkeln im Anschluss an Geselligkeit mag ich eh sehr. Wir sind ja kein Gasthaus, das auf Effizienz und Geschwindkeit angewiesen ist.

Abends hatte ich Lust auf eine Yoga-Folge, mein Magen war sogar aufnahmefähig für die erste von sicher einigen Reste-Mahlzeiten.

§

Ein Tweet löste mal wieder eine wunderbare Anekdotensammlung aus:

“Das Geheimnis, das Wissenschaftler vor Ihnen verheimlichen wollen” (Beliebte Betreffzeile von Spam-Mail) Alta, hast du schon mal einen Wissenschaftler getroffen? Meine Wissenschaftlerfreunde wollen unbedingt, dass ich von den Veränderung des Paarungsverhaltens Marmorierter Baumwanzen erfahre. Sie brüllen so laut sie können und erzählen dir ALLES darüber.

Unter diesem Tweet sammeln sich die schönsten Geständnisse von Wissenschaftler*innen und Geschichten über Freund*innen aus der Forschung.

die Kaltmamsell