Journal Samstag, 27. Januar 2018 – Anreise Berlin, Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Sonntag, 28. Januar 2018 um 9:13

Herr Kaltmamsell ist schon arg niedlich, wenn er maximal nervös in seiner Zimmertür steht und hibbelt, weil ich noch nicht aus dem Haus bin, nicht mal angezogen, und doch schon in nur gut einer halben Stunde (= 40 Minuten) mein Zug geht (zu dem es 15 Fußminuten sind).

Selbstverständlich blieb mir am Bahnhof sogar noch Zeit, Proviant einzukaufen. München verabschiedete sich mit düsterem Hochnebel, den ich als Übung für das Berliner Januarlicht ansah.

Der ICE (erstmals die neue schnelle Strecke) war bis Nürnberg sehr voll, auch mit Passagieren ohne Platzreservierung. Dann lichteten sich die Reihen. Dennoch litt ich darunter, dass mein Geruchssinn derzeit sehr verfeinert ist (Hormone?): Den Fahrgast mit starkem Schweißgeruch konnte ich nicht lokalisieren, hatte aber sofort den Deoreflex aus Angst, selbst nach Schweiß zu riechen. Gut bestimmen konnte ich die Alkoholfahne des Herrn hinter mir, der sehr lange vorgebeugt telefonierte. Und das Parfumwölkchen der Nebensitzerin. Den Knoblauch-Odem von mindestens einer Person konnte ich wieder nicht zuordnen, doch zum Glück gehörte er zu Personen, die sich nicht lange im Großraumabteil aufhielten.

Interessant an dem Herrn mit Schnapsfahne: Die langen Telefonate waren nicht nur voll inniger Zuneigungsbekundungen, sondern auch mit verschiedenen Gesprächspartnerinnen (zumindest sprach er die Damen – nur 20 Zentimeter hinter mir hörte ich deren Stimmen – mit unterschiednlichen Namen an). Ein Bilderbuch-Halodri, ich war gerührt, dass es sowas in Echt gibt.

Ankunft im Berliner Hauptbahnhof pünktlich – und bei Sonne! Ich spazierte zum Hotel, packte aus, ging nochmal zum Empfang, um mir die Zugangsdaten zum WLAN zu holen (aha, immer noch nicht so selbstverständlich zur Verfügung gestellt wie die Fernbedienung des Fernsehers) und suchte ein Kino heraus, in dem ich Three Billboards Outside Ebbing, Missouri sehen konnte. Meine Wahl fiel auf die Kinos im Sony Center; weil das Wetter weiterhin hell war und ich mich nach Bewegung sehnte, ging ich zu Fuß.

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https://youtu.be/Jit3YhGx5pU

Sehr guter Film (es hat ja die Zeit im Jahr begonnen, in der ich möglichst alle Oscar-nominierten Filme sehe, die mir liegen). Die Handlung enthält sich mit einer Ausnahme (Bekehrung eines dummen, brutalen Nachwuchspolizisten) moralischer Klischees, das Ende ist sogar komplett offen, bietet nicht mal homerisches Gelächter. Autor und Regisseur Martin McDonagh schafft es, keinen sozialkritischen Film aus dem Kampf einer Mutter auf der Suche nach dem Mörder ihrer Tochter zu machen – beeindruckend.

Gelächter gibt es sonst aber eine Menge – mit der interessanten Note, dass sich die handelnden Personen der Situationskomik oft selbst bewusst sind und sie thematisieren. In der Realität gleichen wir heute Situationen ja oft mit Film- und TV-Bildern ab, kommentieren sie mit Pointen daraus – hier kommt dieser Mechanismus in einer 360-Grad-Reise zurück in den Film. Musik von Carter Burwell, der mir mit Musik für die Coen-Brüder im Gedächtnis war. Hier praktisch nichts selbst Komponiertes, die Oscar-Nominierung ist mir ein Rätsel.

Es wird geschauspielt, dass es nur so kracht: Frances McDormand verehre ich eh, sie darf in einer Szene sogar ihre Hausschlappen für sich schauspielern lassen; Woody Harrelson, Sam Rockwell, Caleb Landry Jones, Abbie Cornish lassen alle die Sau raus. Vielleicht insgesamt fünf Minuten zu lang, aber durch und durch sehenswert.

Hanns-Georg Rodek schreibt für die Welt sehr treffend:

Letztlich ist das Einzigartige an „Three Billboards“ wohl eine Verweigerung. Eine der wichtigsten Regeln des handelsüblichen Hollywood-Films besteht darin, dass nach den ersten 20 Minuten der Zuschauer wissen muss, mit wem er sympathisiert und warum. Das kann sich durch Enthüllungen gegen Schluss zwar noch ändern, doch der Zuschauer soll ein emotionales Gerüst haben, an das er sich lehnen kann.

„Three Billboards“ missachtet dieses Gebot konsequent. Jede Figur bewegt sich permanent im Grau des Nichtganzgut und Nichtganzschlecht.

Mit Bilder von Metropolis auf der Leinwand wirkte die Plaza ziemlich bladerunnerig.

Fürs Abendbrot spazierte ich zu den Hackeschen Höfen.

Ich mag das sehr uncoole Café Hackescher Hof, weil es zu meinen Bildern von Kaffeehauskultur zwischen den Weltkriegen passt. Zudem habe ich dort immer gut gegessen, gestern als Abendmenü eine Schwarzwurzelcremesuppe (ich! Schwarzwurzel!) mit einer Entenfleisch-gefüllten Teigtasche, danach Skrei mit Erbesenpürree und Pak Choi, dazu ein Glas Weißburgunder.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 26. Januar 2018 – Frühlingsgesänge

Samstag, 27. Januar 2018 um 8:02

Wollte ich seit Tagen festhalten: Die Vögelein da draußen singen seit ca. Dienstag lauthals Frühlingslieder.

Schwierigkeiten, die sich von selbst lösen, wenn man mit Dienstleistern Beziehungen auf Augenhöhe pflegt.

Möglicherweise schreibe ich das jeden Januar, aber: Boah, Januar ist ein ganz schön langer Monat. War er bis gestern schon, dann reise ich ja für ein paar Tage nach Berlin, und wenn ich zurückkomme, ist immer noch Januar!

Ein trockener Tag mit Sonne dazwischen, weiterhin ist der Winter nur an den kahlen Bäumen und den fehlenden Farben sichtbar.

Abends mit Herrn Kaltmamsell verabredet – oh doch, das ist etwas anderes, als den Feierabend wegen Zusammenlebens in der gleichen Wohnung zu verbringen. War ein sehr schönes Date, zu essen bekam ich eine Suppe Kuksu aus einem neu eingetroffenen Kochbuch Samarkand serviert (die ungewohnte Note war frischer Dill).

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 25. Januar 2018 – Party der Mythologien

Freitag, 26. Januar 2018 um 6:38

St. Paul in den Armen der rosenfingrigen Eos. Ich bin auf den letzten Seiten von Stephen Frys Mythos und lese es gerne. Vielleicht sollte Fry auch mal einen Schwung Heiligenlegenden in seinen Worten aufschreiben? Die sind ja ebenfalls recht saftig, wenn auch nicht so schön verwoben und verflochten wie die griechische Mythologie. Und wenn man dann mal die christlichen, antiken, gerne auch buddhistischen Götter in einer Welt miteinander agieren ließe: Müsste spannend werden.

Auf dem feierabendlichen Heimweg ließ ich an der Käsetheke des Hertie meinen Gelüsten freien Lauf.

Dazu gab’s Postelein aus Ernteanteil, Birnen und Chablis.

§

Wurde seit Onliestellen am Dienstag in meinem Internet kontinuierlich durchempfohlen, doch erst gestern kam ich zum Lesen: Die möglicherweise größtartige Besprechung einer Rede jemals, nämlich der von Andrea Nahles auf dem SPD-Sonderparteitag von Mely Kiyak (keine Highlight-Zitate, bitte ganz selber lesen):
“Sechseinhalb Minuten Inferno”.

§

Interview der SZ mit Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan zu Integration:
“‘Deutschland steht unter erheblicher Spannung'”.

Gut die Hälfte der Bevölkerung will keine diverse Gesellschaft; sie sehnt sich nach einer Reduktion der vieldeutigen Angebote. Sie wollen Klarheit – und das in einer Zeit, in der Geschlechter, Nationalitäten, Kulturen und politische Lager vieldeutig werden.

(…)

Das Selbstverständnis, wer wollen wir sein, wird immer wieder neu ausgehandelt. Produktiv bis aggressiv bis teilnahmslos. Dabei ist das Jahr 2001 ein besonderer Einschnitt. Das neue Staatsangehörigkeitsrecht führte dazu, dass nicht mehr das Blut-, sondern auch das Bodenrecht zählte. Dass also, wer hier geboren wird, auch den deutschen Pass erhält. Und dazu kam, dass sich viele schneller einbürgern lassen konnten. Das führte dazu, dass vor allem am Anfang viele Migranten diese Möglichkeit genutzt haben. Und das hat irritiert. Wie sollte man die denn ansprechen, die bisher Türken oder Iraner waren und plötzlich Deutsche wurden. Ein fundamentaler, ein historischer Einschnitt.

Warum?

Weil ein Grundgefühl auf den Kopf gestellt wurde. Nach dem Motto: der war doch bis gestern noch Türke, wie kann der heute Deutscher sein? Prompt brach mit Vehemenz die Debatte um die Leitkultur auf. Für manche war klar: so einfach darf das doch nicht sein, Deutscher zu werden und zu sein. Heute leben in diesem Land 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund – davon zehn Millionen Deutsche. Das Deutschsein hat sich verändert. Immer mehr Menschen, die anders aussehen, fremd klingende Namen haben und Zuhause auch andere Sprachen sprechen, nehmen für sich in Anspruch, auch deutsch zu sein. Und formen daraus ein neues deutsches Narrativ. Doch parallel wächst die Verunsicherung, wer denn nun wer ist. Und es wächst die Sehnsucht nach dem alten Deutschland, wo vermeintlich alles viel klarer war.

(…)

Desintegration ist für eine Gesellschaft immer destruktiv. Ganz egal, wer sich abwendet und an welcher Stelle die Risse zu Gräben werden. Wenn jemand keinen Arbeitsplatz hat, wenn jemand nicht am Bildungssystem teilhaben kann, wenn jemand in Städten wohnt, in denen die Infrastruktur wegbricht oder wenn jemand keinen Zugang zu Kultur hat – das alles sind Personen, die sich womöglich abwenden. Sie sind desintegriert. Das betrifft auch viele herkunftsdeutsche Menschen, die nie migriert sind. Migration ist kein Code für Abgehängtsein und Deutsch kein Code für Integriertsein. Die Politik muss das endlich begreifen.

Tut sie das nicht?

Nein. Union und SPD haben in den Sondierungsgesprächen bislang nur mutlose integrationspolitische Vorschläge abgeliefert, die die ganze Debatte um Integration mit Zuwanderungsbeschränkung verbinden, statt mal darauf zu schauen, wie groß die Notwendigkeit eines umfassenden Integrationsangebots für die gesamte Gesellschaft ist. Die sächsische Integrationsbeauftragte hat berichtet, dass ihr Männer aus ihrem Bundesland immer wieder sagen: integriert doch erst mal uns! Das ist nicht als Polemik zu lesen, sondern als ein ganz klarer Appell. Wenn wir eine moderne, integrative Gesellschaft sein wollen, dann müssen wir post-migrantisch denken.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 24. Januar 2018 – Erster Trainingsversuch

Donnerstag, 25. Januar 2018 um 6:54

Ein Mittwoch, an dem mir mehrfach mit Erschrecken klar wurde, dass erst! Mittwoch! ist!

Bevor ich es von Twitter erfahren musste, nahm mich Herr Kaltmamsell beim morgendlichen Kaffekochen in die Arme: “Ursula Le Guin ist gestorben.” Nun hatte ich sie ja praktisch eben erst entdeckt und noch nicht viel gemeinsame Geschichte, doch ich fand es schon traurig, dass ich nun nur rückwirkend ihr Wirken würde erleben dürfen. Die New York Times zeigt genau die Ausgabe Left Hand of Darkness, die auch im Regal des Hauses Kaltmamsell steht! (Nebensache: Le Guin war einer der Menschen, die im Alter immer besser aussahen. Eine wunderschöne alte Frau – im Gegensatz zu Frauen, die sich die beleidigende Beobachtung gefallen lassen müssen, sie seien sichtlich einmal schön gewesen.)

Anlässlich ihres Todes wurde ich auf einen wundervollen Artikel von Margaret Atwood (die ja auch Literaturwissenschaftlerin ist) über Ursula K. Le Guin 2002 im New Yorker hingewiesen:
“The Queen of Quinkdom”.

Abends ging ich in föhnigstem Abendrot zum Gerätetraining im MTV und holte mir mein nun fertiggestelltes Programm ab – heilige Scheiße, da hat der junge Mann mir ja was aufgehalst. Wir hatten eigentlich vereinbart, dass ich ein 90-Minuten-Training möchte, doch zwei von drei Seiten ausgedrucktem Programm (die ich ohnehin abgekürzt hatte, weil Geräte belegt waren – oder weil ich Blackroll-Geschichten wegen Schmerzen nicht durchgehalten hatte) dauerten bereits 100 Minuten. Ich war verabredet und brach ab.

Auf meine Kosten kam ich trotzdem: Ein Aufsichtstrainer (der mich immer wieder sehr nützlich und nachvollziehbar korrigierte) meinte am Seilzug (Zug stehend beidhändig von ganz oben seitlich am Körpervorbei bis unten – die Kraul-Schwimmbewegung halt), uh ah, das sei aber zu viel Gewicht – na ja, ich könne ja mal gucken, wie viele Wiederholungen ich damit schaffe und dann reduzieren. Mit dem Lächeln des Kouros blickte ich ihm in die Augen, bis ich alle Wiederholungen absolviert hatte. Und wies nicht mal darauf hin, dass das bereits mein dritter Satz war. (Hatte der mich gerade schwach genannt?)

§

Der Deutschlandfunk über die steigende Obdachlosigkeit in Berlin und dem Rest Deutschlands:
“Leben am unteren Rand”.

In der Tat geht es vielen obdachlosen Osteuropäern im deutschen Hilfesystem mit Suppenküchen, Wärmestuben und Notübernachtungen immer noch besser als zu Hause.

Diese bittere Erkenntnis geht mir jeden Tag durch den Kopf, wenn ich an den Übernachtern und Übernachterinnen in der Theresienwiesenunterführung vorbei komme: Wie schlimm haben diese Menschen es wohl erst daheim.

§

Es muss sich nicht jeder und jede Nicht-Betroffene mit Intersexualität auseinandersetzen, aber alle sollten genug darüber wissen, dass sie blöde Bemerkungen meiden. Dabei hilft vielleicht diese Geschichte im Zeit Magazin:
“Hallo, ich bin die dritte Option”.

Maxi Bauermeister ist keine Person, die in den Vordergrund drängt. Im Gegenteil. Es war kompliziert, Bauermeister überhaupt zu finden, denn kaum eine intersexuelle Person in Deutschland möchte über sich sprechen, schon gar nicht unter richtigem Namen und mit einem Foto. Interessensverbände wie der Verein für Intersexuelle Menschen halten für Journalisten einen umfangreichen Katalog an Fragen und Auflagen bereit, bevor sie gewillt sind, sich ihre Anfragen anzuschauen. Dies sagt viel über den Grad an Ächtung, Hohn, Ablehnung und Unverständnis aus, dem Intersexuelle begegnen.

(…)

… abgenommen hat die Häufigkeit genitalplastischer Eingriffe an Kindern unter zehn Jahren nicht. Zwischen 2005 und 2014 fanden durchschnittlich 1.729 davon pro Jahr statt.

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 23. Januar 2018 – Unpolnischer Abschied

Mittwoch, 24. Januar 2018 um 6:49

Den Blick auf Tram und Bahnhof vom zweiten Stock aus beim Strampeln auf dem Crosstrainer werde ich vermissen.

Eigentlich habe ich meine Abgänge am liebsten polnisch.1 Und gestern war die allerletzte Langhantelstunde an diesem Ort und mit dieser Vorturnerin. Doch im Kopf hatte ich seit Wochen meine Abschiedsworte an die Vorturnerin formuliert, mit denen ich meinen Dank und meinen Respekt ausdrücken wollte: Sie ist wirklich in Aufmerksamkeit, Fachkunde und Körper-akzeptierender Haltung ein Vorbild ihrer Art. Also keinen Polnischen, sondern echten Abschied. Kurz vor der Stunde zögerte ich plötzlich, ob ich mich damit nicht am Ende nur wichtig machen und in den Vordergrund schieben wollte. Ich rang mich dann zu dem gegenteiligen Argument durch: Nimm dich selbst nicht so wichtig, gib ihr positives Feedback und Lob – das freut Menschen.
Ich glaube, sie freute sich sehr.

Dann nochmal Hot Iron 2 gehoben und hingelegt, mitten im abschließenden Dehnen aufgeräumt (um rechtzeitig zu meinem 9-Uhr-Termin zu kommen) und mit einem Hat Tip Richtung Vorturnerin gegangen.

Beim Betreten des Sportstudios hatte ich bereits meinen Datenschlüssel für die Kraftgeräte abgegeben, vor dem Gehen umarmte ich in der Umkleide ein paar Mitturnerinnen: “Man sieht sich immer zweimal.”

§

Nächsten Dienstag ist zwar noch Januar, und es findet erst dann die letzte Langhantelstunde am Morgen statt, bevor das Studio zum 1. Februar schließt, aber da bin ich noch in Berlin. Weil dort am Abend des Montags, 29. Januar, die Goldenen Blogger verliehen werden: Kommen Sie? Sie müssten sich nur hier rechts anmelden. Es geht um 19 Uhr los und ist vor Ort sicher interessanter als im Live-Stream.

§

“Von wegen Mobilitätswende: SUV-Boom ungebrochen”.

via @Buddenbohm

Ich freute mich, dass anfangs Autozeitschriften dagegenhielten. Sie belegten in unzähligen Vergleichstests, dass dicke Geländewagen gegenüber klassischen Kombis fast nur Nachteile haben: weniger Platz, schlechtere Fahreigenschaften, teurer in Anschaffung und Unterhalt. Hinzu kommt natürlich der überproportionale Spritverbrauch.

(…)

wenn alle hoch sitzen, sieht niemand besser

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https://youtu.be/z8qo-uiAq58

Allerdings wird meine Angst vor eigenen Wahrnehmungsfiltern immer größer: Klar sehe ich Belege für meine Werte und Einstellungen schneller und deutlicher als Aussagen, die ihnen widersprechen. Sollte es also da draußen ein Nest von Expertisen und Kommentaren geben, die den Nutzen von SUVs belegen (oder wenn wir schon mal dabei sind: die des privaten Individualverkehrs per Auto), bitte ich um Hinweise.

  1. Tatsächlich träume ich davon, mich in eine Wolke unauffälligen hellgrauen Rauchs aufzulösen, aber dafür habe ich noch keine Technik gefunden. []
die Kaltmamsell

Journal Montag, 22. Januar 2018 – Rutschigkeiten

Dienstag, 23. Januar 2018 um 5:53

Morgens war Winter.

Es schneite fein und nass, war so rutschig, dass ich beim Gang über die Theresienwiese mehrfach fast das Gleichgewicht verlor.

Autos standen im Stau, Züge und S-Bahnen fuhren nicht oder waren verspätet, aus U-Bahnen hörte ich von Überfüllung. Doch am meisten überraschte mich, dass Menschen davon zu überraschen sind, dass Wetter Auswirkungen hat.

Schon bald wechselte der Schnee in Regen, auf dem späten Heimweg war ich froh um den Notfallschirm in meiner Schublade.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 21. Januar 2018 – The Greatest Showman und Total Recall

Montag, 22. Januar 2018 um 6:51

Das Wetter war supergreislig, meine geplante Laufrunde lockte überhaupt nicht. Ich ließ das mit dem Sport also einfach sein, auch wenn ich an den nächsten Wochenenden wenig zu Bewegung kommen werde.

Statt dessen machte ich Flan, kochte eine kindskopfgroße Rote Beete fürs Abendbrot und las die Wochenendzeitung, bis es Zeit für die Nachtmittagsvorstellung im Cinema war: The Greatest Showman. Der Film war wie der Titel auf atemberaubende Show angelegt und nahm mich ab dem Eröffnungswirbel mit. Traumfabrikbilder, bunt und laut, an Historischem wird nur verwendet, was zur Show passt. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass Wolverine eigentlich vom Musical kommt und hervorragend tanzen und singen kann, die Tanznummern gefielen mir auch ganz ausgezeichnet: Ja, heute wird mit Kameraeinstellung und Schnitt gearbeitet, wo die alten MGM-Musicals auf Choreografie und tänzerisches Können setzten – aber das Ergebnis kann schon auch beeindrucken. Meine Lieblinge: Das Trapezduett von Zendaya und Zac Efron und die erste Barnummer mit vielen, vielen Schnapsgläsern. Vor der Musik hatte ich mich etwas gefürchtet, weil Susan Vahabzadeh sie in ihrer SZ-Besprechung als “Discosoße” bezeichnet hatte. So schlimm war es dann nicht (und die Discos meiner 80er hörten sich entschieden anders an), wenn auch die Qualität der Musikstücke hinter dem Rest der Filmkunst zurück blieb – vielleicht half aber, dass ich erst kürzlich zum ersten Mal Frozen gesehen hatte, dessen Musik die Latte für Musicals ungefähr in Bodennähe nach unten verschoben hat.

Nachtrag: Foto vom Heimweg in der Blauen Stunde.

Zurück daheim Tischwäsche der letzten Monate weggebügelt, zum Abendessen servierte Herr Kaltmamsell Rote-Bete-Gratin mit Schafskäse, zum Nachtisch gab es Flan. Dazu lief auf Arte Total Recall. Ich stellte fest, dass der Film inzwischen ikonisch geworden ist und wunderte mich, an wie viele Details ich mich erinnerte – eigentlich kann ich den Film nur einmal gesehen haben, und zwar als er 1990 ins Kino kam.

§

Ich freue mich sehr, dass dasnuf wieder bloggt, gestern zum Beispiel darüber, wie tief uns anerzogen wurde, Männern ein Wohlgefallen zu sein:
“Putz doch mal”.

die Kaltmamsell