Journal Montag, 31. Juli 2017 – A. L. Kennedy, Paradise

Dienstag, 1. August 2017 um 7:29

Nachts um zwei aufgewacht. Irgendwann war klar: Ich würde nicht wieder einschlafen. Also schlüpfte ich in meinen Bademantel und setzte mich mit A. L. Kennedys Paradise ins Wohnzimmer. 30 Seiten vor Ende des Buchs war ich immer noch nicht sehr müde; dann war’s eh schon wurscht, ich las das Buch aus.

A.L. Kennedy schätze ich, seit ich über ein Granta Best of Young British Novelists auf eine Kurzgeschichte von ihr stieß. Bislang scheiterte ich nur an einem ihrer Romane: In Day von 2007 kam ich nicht über die ersten Seiten hinaus, weil ich überhaupt nichts mit dem inneren Monolog dieses Soldaten im zweiten Weltkrieg anfangen konnte.

Paradise erschien 2004; der Klappentext verheißt eine launige Frauengeschichte.

Hannah Luckraft knows the taste of paradise. It’s hidden in the peace of open country, it’s sweet on her lover’s skin, it flavours every drink she’s ever taken, but it never seems to stay.

Almost forty and with nothing to show for it, even Hannah is starting to notice that her lifestyle is not entirely sustainable: her subconscious is turning against her and it may be that her soul is a little unwell. Her family is wounded, her friends are frankly odd, her body is not as reliable as it once was. Robert, an equally dissolute dentist, appears to offer a love she can understand, but he may only be one more symptom of the problem she must cure.

From the North East of Scotland to Dublin, from London to Montreal, to Budapest and onwards, Hannah travels beyond her limits, beyond herself, in search of the ultimate altered state – the one where she can be happy, her paradise.

Tatsächlich könnte der Roman nicht weiter von dieser Zusammenfassung entfernt sein (mal wieder Verdacht, dass die Klappentextschreiberin das Buch nicht gelesen hat – andererseits ist die Gattung “Klappentext” sehr wahrscheinlich in der Marketingabteilung angesiedelt und nicht im Lektorat eines Verlags; soll also einen bestimmten Markt ansprechen, nicht etwa das Buch charakterisieren).

Wir haben eine Ich-Erzählerin, deren Name sich eher später als Hannah herausstellt. Der Einstieg der Geschichte wirft uns in genau die Konfusion, in der sich die Hauptfigur wiederfindet: Sie steht vor dem Frühstücksbuffet eines Hotels, wegen des Filmrisses einer vorhergehenden Volltrunkenheit weiß sie nicht, in welcher Stadt sie ist, wie sie hierher gekommen ist und wer der Familienvater neben ihr ist, mit dem sie möglicherweise die Nacht verbracht hat. Nichts daran ist komisch, auch wenn Hannah die Situation verhältnismäßig gelassen nimmt – wir lernen schnell, dass sie diese Alkohol-induzierten Filmrisse gewohnt ist.

Im Folgenden blicken wir ein wenig in ihre jüngere Vergangenheit zurück, lernen ihren Liebhaber Robert kennen, Zahnarzt und alkoholabhängig wie sie, Hannahs unerquickliche berufliche Situation, ihren Alltag. Sie ist sich immer wieder der Groteske und Absurdität ihrer Situation bewusst – und versucht doch im nächsten Atemzug wieder, sich in die eigene Tasche zu lügen (Aussetzer hat doch jeder mal, nicht wahr?).

Hannahs Betrachtung ihrer Trunksucht hat durchaus Charme. Mit ihrem Liebhaber systematisiert sie die verschiedenen Formen von Betrunkenheit, je nach auslösendem Getränk und Tagesform. Oder sie beschreibt typisches Säuferverhalten, z.B. the drinker’s smile. Ihr ist auch bewusst, dass ihre Art zu trinken (im Pub, in Gesellschaft) zutiefst unweiblich ist:

This is how a man drinks and, therefore, inappropriate for me. I should have been at home behind my curtains with the methylated gin.

Es folgen interessante und schmerzlich scharf beobachtete Details des typisch weiblichen Trinkens.

A. L. Kennedy konstatiert in diesem Roman, ohne zu urteilen oder zu psychologisieren. Es wird kein äußerer Anlass für Hannahs Alkoholismus seit Jugendtagen angeführt. Im Gegenteil: Immer wieder erzählt sie von ihrem liebevollen Elternhaus, von ihrem wundervollen Bruder, der ihr bis in die Gegenwart die Stange hält. Es gibt keine dunklen Geheimnisse, die sich im Lauf der Geschichte herausstellen könnten – die dunkle Seite der Familie ist Hannahs Trinksucht. Sie denkt durchaus darüber nach, dass sie halt nicht so war, wie sie sein sollte – doch das wird keineswegs als Ursache für ihren Alkoholismus angeführt; eher bringt ihr Trinken sie dazu, dass sie sich unpassend benimmt.

Gleichzeitig ist Hannah bewusst, welche Zerstörung ihre Krankheit in ihrer Familie anrichtet – sie weiß, dass das Leben ihrer Eltern und das der Familie ihres Bruders davon dominiert ist. Und sie hat ein brüllend schlechtes Gewissen deshalb. Die Tragik der Geschichte liegt darin, dass diese Erkenntnis zu keiner Veränderung führt. Immer wieder sieht Hannah ganz klar, was sie sich und anderen antut. Um gleich wieder ihre Ausfälle klein zu reden.

Das Ende der Geschichte ist offen, Hannahs Phantasien (oder Delirium) sind nicht mehr unterscheidbar von der realen Handlung. Aber es sieht nicht gut aus.

In meinem derzeitigen Tief nahm mich das beschriebene Gefangensein besonders mit. (Was ja auch bedeutet, dass ich noch in der Schmerzphase der großen Schwärze bin, vor der totalen Taubheit.) Auch wenn die Lektüre fast eine Qual war, geht von der Meisterschaft des Romans ein Sog aus; ich bin nicht die einzige, die Elfriede Jelineks Klavierspielerin assoziiert.

Mir fällt es schwer, ihn zu empfehlen: Seien Sie sich darüber im Klaren, was Sie sich damit antun. Wenn Sie noch nichts von Kennedy gelesen haben, fangen Sie besser mit Everything you need an.

Interessant fand ich die seinerzeitige Rezension im Guardian:
“Life seen through a glass darkly”.

Like all drinkers, Hannah is a collage of contradictions. She is often self-loathing, but also self-justifying; self-knowing and self-deceiving; she is both loving and energetically selfish, remorseful at the pain she causes her tirelessly patient parents, yet unwilling to change.

Ein schöner Überblick über A. L. Kennedys Werk in der London Review of Books (Vorsicht: mit Spoilern über Paradise):
“Intimate Strangers”.

I’ve never been entirely persuaded by the notion that severe psychic pain is worse than the physical kind, that souls can be hurt worse than soles (they’re not easy to compare, for a start), but you have to allow it to Kennedy, not least because she describes the physical kind so unpleasantly well.

Und für die Freundinnen des biografischen Interpretationsansatzes: Ein Autorinnenporträt aus dem Veröffentlichungsjahr von Paradise:
“A writer’s life: AL Kennedy”.

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Wohl wegen des wenigen Schlafs ging’s mit körperlich gar nicht gut. Ich hätte mich wahrscheinlich krank gemeldet, wäre es nicht Montag und damit Putzmanntag gewesen. Also schleppte ich mich in die Arbeit, bis in die Knochen erschöpft, und hangelte mich von halber Stunde zu halber Stunde. (Möglicherweise kämpft mein System gerade mit einem grippalen Infekt, der in meiner Umgebung umgeht, ohne dass er ausbricht.) Wie ich es erwartet hatte, ging es mir ab frühem Nachmittag besser, ich konnte endlich systematisch Dinge abarbeiten.

Auf dem Heimweg setzte mir allerdings die schwüle Hitze zu, zum Glück war die Wohnung kühl. Herr Kaltmamsell kochte uns zum Nachtmahl aus dem Brathähnchensaft des Vortags und Ernteanteil-Mangold ein Risotto.

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Morgens wieder Mauersegler gesehen.

Sam Shepard ist gestorben. Als Homo Faber hat er für mich Rollkragenpullis zu einem erotischen Kleidungsstück gemacht.

die Kaltmamsell

Twitterlieblinge Juli 2017

Montag, 31. Juli 2017 um 19:31

Nachtrag: Die wackere Anne Schüssler hat wieder Lieblingstweetlisten quer durch die Bloggeria zusammengetragen.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 30. Juli 2017 – Lesen drinnen und draußen

Montag, 31. Juli 2017 um 6:36

Der Morgen war bedeckt und kühl. Eigentlich hatte ich eine Schwimmrunde geplant, doch ich war schon vor neun mit Kaffeetrinken und Bloggen fertig und wollte nicht bis zehn Uhr warten. Also radelte ich zum Friedensengel, um an der Isar entlang zu laufen.

Ich sah die Spuren des Hochwassers in der vergangenen Woche, jetzt führte die Isar zwar viel Wasser, aber schön innerhalb ihrer Ufer. Am Ende meiner Runde war die Sonne da, und schlagartig wurde es heiß.

Nach dem mittäglichen Frühstück hatte ich erfreulicherweise die Bettschwere für eine Siesta.
Anschließend Zeitunglesen auf dem Balkon, Buchlesen dann doch lieber im kühleren Drinnen (Paradise von A.L. Kennedy ist heftig. Die Geschichte einer Trinkerin aus ihrer Perspektive – in Kombination mit Kennedys erzählerischer Meisterschaft nicht gerade ein Stimmungsaufheller; die Kurzrezensionen auf dem Umschlag erwähnen fast durchgängig, das Buch sei lustig, doch ich konnte über Alkoholismus noch nie lachen).

Bügeln zu Musik (Songs for Drella – ein Interview mit John Cale hatte mich daran erinnert) aus echten Boxen, da Herr Kaltmamsell technische Dinge mit dem heimischen WLAN gemacht hat, die nun wahrscheinlich endlich unterbrechungsfreies Anhören der Musik von meinem Laptop ermöglichen.

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Eigentlich ist es ja im schwarzen Schlick nur derselbe Mechanismus wie beim Sporteln, wenn ich mich nicht ganz fit fühle, dieses Ausprobieren:
Geht das noch?
Schaffe ich dies noch?

So auch im schwarzen Schlick:
Funktioniere ich trotzdem in der Arbeit?
Schaffe ich die Verabredung?

Weil mir keine Alternative einfällt.

In den schlimmsten Momenten sehne ich mich danach, in das künstliche Koma versetzte zu werden, mit dem der Körper in physischen Ausnahmesituationen vor sich selbst geschützt wird: Könnte man das nicht auch bei Überforderung des Gemüts einsetzen?

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“People have had enough of experts” 1:
“Ein Schweizer Dorf stimmte zweimal gegen Hochwasserschutz und wurde jetzt überschwemmt”.

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“People have had enough of experts” 2:
“As a British EU negotiator, I can tell you that Brexit is going to be far worse than anyone could have guessed”.

The Government keeps saying it ‘didn’t realise’ the problems, but they had the experts at Whitehall – they just refused to listen to them. Now we’re facing a breakdown in airline safety, medicine, animal welfare, security, international aid and so much more

(Das ist halt der riesige Unterschied zu: “Im Nachhinein gibt es immer Leute, die es vorher kommen gesehen haben.”)

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 29. Juli 2017 – Elterntag

Sonntag, 30. Juli 2017 um 7:57

Herr Kaltmamsell sehnte sich nach seinen Eltern und hatte uns zum Mittagessen bei ihnen eingeladen. Meine wundervollen Schwiegers hatten meine Eltern gleich dazu geladen, es gab Köstlichkeiten in Form von Tomatensüppchen (70er-Geschirr!), verwandtschaftlich geschossenem Wildschwein und dem Dessert (süße Kondensmilch und Schlagsahne unten, Maracuja oben), das Herr Schwieger seit dem Kennenlernen auf Madeira regelmäßig nachbaut.

Es stellte sich heraus, dass meine Eltern leider nicht mit nach Madrid kommen werden, sie machen da lieber Wanderurlaub in Südtirol. Es ist sehr wahrscheinlich, dass damit die letzte Gelegenheit verstreicht, mit meinem Vater Zeit in seiner Geburtsstadt zu verbringen. Ach, egal. (Ich komme schon noch so weit, dass es mir das ist. Geben Sie mir ein paar Jahre. Ich weiß ja auch nicht, was ich mir davon erhofft hatte. Ich hatte es mir halt lediglich sehr gewünscht.)

Zurück in München sah ich abends ganz, ganz viele Mauersegler weit oben am Himmel, dicht wie ein Fliegenschwarm. Später dann wieder Fledermäuse.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag/Freitag, 27./28. Juli 2017 – Schwarze Überschwemmung

Samstag, 29. Juli 2017 um 8:23

Es wird wieder wärmer und trocken, doch die Isar hatte Donnerstag Hochwasser. Ich kam drauf durch einen Warn-Tweet der Münchner Polizei, der auf die Wasserwacht verwies: Warnung vor Schlauchbootfahrten, die bei Hochwasser extrem gefährlich sind.
Mittlerweile hat sich die Lage wohl beruhigt.

Mich überschwemmten ab Donnerstagabend eine so große Schwärze und Angst, dass sie sich wie ein Infekt anfühlte. In der Arbeit funktionierte ich weiter, jedoch mit innerem Wetter, als stünde mir ein qualvoller Foltertod bevor.

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Er war Redakteur in einer sehr großen Illustrierten gewesen, bevor er im Bayernressort der Regionalzeitung angestellt wurde, in der ich mal wieder während der Semesterfreien Urlaubsvertretung machte. Ein leiser Mann mit verhaltenen Bewegungen und eingezogenem Kopf, die wenigen hellen Haare standen in fedrigen Büscheln ab. Ich sah ihn nie außerhalb seines Büro-Ecks, in dem er über seinem Schreitisch kauerte wie ein verletztes Tier, der Blick über den Rand seiner Brille hatte etwas zutiefst Erschrecktes.

Als Springerin unterstützte ich ihn bei einem Sonntagsdienst. Am späten Nachmittag waren die Seiten eigentlich schon fertig, der Vorschau-Ausdruck lag auf dem gemeinsam genutzten Tisch des Ressorts. Da kam über dpa eine wichtige Meldung herein, die noch mitgenommen werden musste. Minutenlang stand er regungslos über die Ausdrucke gebeugt, flach atmend. Seine Schultern schoben sich langsam höher.

Ich stellte mich neben ihn und schlug vor: “Das Bild könnten wir auf zweispaltig verkleinern, die Passau-Geschichte hierhin schieben, dann hätten wir oben Platz. Oder wir kürzen die Überschwemmung auf 90 Zeilen und fassen die beiden Ankündigungen in einer Meldung zusammen.”

Sein gebeugter Blick ging hoch zu mir. Mit großen, müden Augen sagte er: “Wie Sie das… Einfach so… Ganz unbefangen und beherzt… Das ist so toll…” Er barmte mich, seine Verletztheit und Geschlagenheit schmerzten mich körperlich.

In letzter Zeit, 25 Jahre später, denke ich oft an ihn. Jetzt bin ich dieses gelähmte Wesen, das auf beherzten und unbefangenen Nachwuchs trifft und sich erinnert, dass sie auch mal so war.

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Freitagabend erholte ich mich ein wenig, zumindest die Unerträglichkeit verflog. Ich war mit Herrn Kaltmamsell zum Feiern seiner Ferien verabredet, wir spazierten an die Hackerbrücke ins Il Castagno. Mir wars für einen Tisch im Freien eigentlich zu frisch, doch der Kellner versicherte, der Platz sei geschützt. Es ließ sich dann tatsächlich mit Jacke gut aushalten.

Schöner nächtlicher Spaziergang nach Hause.

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Am Mittwochnachmittag hatte ich im Regen noch zwei Mauersegler vorm Bürofenster flitzen sehen. Doch Donnerstag und Freitag waren auf allen meinen Wegen in Innenstadt und Westend die Himmel zwischen den Häusern leer und still. Dann waren sie wohl zurück in den Süden geflogen, die Saison war vorbei.

Umso mehr erstaunten mich gestern Abend die unverkennbaren Pfiffe, die ich über unserer Vorspeise im Kastaniengarten hörte. Wir suchten den Himmel über den Bahngleisen ab: Tatsächlich, da war ein kleines Geschwader (Fachausdruck) Mauersegler.

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In den vergangenen Wochen hatte ich den Eindruck, dass meine Bauchmuskeln beim Krafttraining zu kurz kommen. Da mich die Angst am Freitagmorgen ohnehin um fünf aus dem Bett gescheucht hatte, legte ich mich nach Langem mal wieder zu einem Fitnessblender-Video vor den Fernseher im Wohnzimmer. Und tatsächlich: Die Übungsfolge, die ich sonst immer mühelos absolviert hatte, kostete mich diesmal große Anstrengung. Ich werde mal besser eine wöchentliche Extrarunde Bauch einplanen.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 26. Juli 2017 – Aerobic-Nostalgie

Donnerstag, 27. Juli 2017 um 6:50

Durchgehend strömender Regen und so niedrige Temperaturen, dass ich im Büro Strickjacke trug.

Ich wachte trotz später Vornacht schon um fünf auf, Angstkarussell ließ mich nicht wieder einschlafen, also stand ich sehr früh auf. Und wenn ich schon mal auf war, konnte ich ja auch früh in die Arbeit gehen, unterm Schirm. Die Heftigkeit des Regens sorgte dafür, dass ich dennoch reichlich nass ankam.

Der Schlafmangel benebelte mich den ganzen Vormittag (zumindest erledigte sich die eine oder andere Sorge), erst am Nachmittag fühlte ich mich richtig wach. Also sprach nichts dagegen, das mitgebrachte Sportzeug wie geplant zu nutzen: Ich nahm eine S-Bahn in mein Sportstudio am Hauptbahnhof (U-Bahn fiel wegen Personen im Gleis aus), strampelte dort auf dem Crosstrainer und probierte eine Stunde “Latin Dance” aus: Es werden Latinostücke gespielt (sehr, sehr laut, ich stopfte mir schnell Taschentuchfetzen in die Ohren), dazwischen vergeht Zeit, bis sich für das nächste Stück entschieden wurde, dazu tanzt die Vorturnerin einfache Latino-Tanzschritte, die Turngruppe macht nach, was sie vormacht. Erinnerte mich an meine wenigen Zumba-Erlebnisse, fühlte sich nicht so recht wie Training an. Die derzeitige Sportstudiomode hat Cardiostunden fast abgeschafft, hier sind es unter 45 Stunden in der Woche nur noch vier. Ich sehne mich sehr nach Aerobic und Step-Aerobic zurück.
(Außerdem kam die Vorturnerin zehn Minuten zu spät, damit kann ich sehr schwer umgehen.)

Daheim wartete Herr Kaltmamsell mit einer großen Portion bestellter Sushi.

die Kaltmamsell

Journal Montag/Dienstag, 24./25. Juli 2017 – Regentage

Mittwoch, 26. Juli 2017 um 6:22

Regentage, am Montag noch mit langen trockenen Abschnitten, ab Dienstagvormittag regnete es praktisch durch – unangenehmerweise mit Wind, was den Einsatz von Regenschirmen erschwerte.

Montag nach Feierabend auf dem Heimweg Teevorräte nachgefüllt: In letzter Zeit mag ich entweder eine Tasse English Classic vom Bremer Teekontor (mit viel Milch und Zucker), oder den Darjeeling Blatt von Lebensbaum (nur gesüßt).

Dienstagmorgen Langhanteltraining, Dienstagabend Verabredung in Neuhausen – fürs Radeln regnete es mir zu stark.

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Ui! Frau Marmitelover war in Swansea. Dort habe ich ja mein Auslandsjahr verbracht, und wenn ich mir Kerstins Erzählung so anschaue, hat sich in den vergangenen 25 Jahren nicht allzu viel geändert – weder kulinarisch noch die Make-up-Präferenzen der Einheimischen.
“A few days in Swansea: Welsh cakes, Joe’s icecream, laver bread and cockles”.

Mein Rezept für Welsh Cakes finden Sie übrigens hier.

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Derzeit kommen immer mehr unsaubere Praktiken der deutschen Automobilindustrie an die Öffentlichkeit. Mich überrascht nichts davon. Erstaunlich finde ich lediglich wieder so manche Reaktion in seriösen Medien, zum Beispiel die von Thomas Fromm in der Süddeutschen Zeitung:
“Den deutschen Autokonzernen droht der Identitätsverlust”.

Ingolstadt, München, Stuttgart, Wolfsburg – in kaum einem anderen Land sind sich so viele grosse und erfolgreiche Autokonzerne so nah wie in Deutschland. Deshalb legte man, zumindest nach aussen, immer grossen Wert auf größtmögliche Differenzierung. Marken-Claims wie «Freude am Fahren» sollen den Kunden sagen: Wir sind ganz anders als die anderen. Deshalb musst du ein Auto von uns kaufen.

Man muss diese Strategie der Abgrenzung vor Augen haben, um zu verstehen, warum die jüngsten Kartellvorwürfe die Branche ins Mark treffen. Denn wenn der Verdacht zutrifft – Deutschlands Autokonzerne sollen sich seit den 90er-Jahren in geheimen Arbeitskreisen über ihre Technologien abgesprochen haben –, dann hätten die Hersteller nicht nur ihre Kunden geblendet. Sie hätten auch ihre Marken-Claims und ihre Konzernidentität ins Absurde geführt.

(Hervorhebung von mir.) SONST NICHT?! Die Marken-Claims und Verkaufsargumente der Automobilindustrie wären sonst keine kompletten Kunstgebilde? Aber selbstverständlich sind die austauschbar, schon seit Jahrzehnten. Weswegen ich mich ja auch amüsiere, wenn ein Modell mit “passt in keine Schublade” beworben wird. (Ich bin die, die dann den Fernseher anblafft: “SCHUBLADE ‘AUTO’!”) Die Unterschiede innerhalb der Fahrzeugklassen bestehen rein im Image, über das verkauft wird. Was gerade im VW-Konzern auch niemand bestreiten würde: Piëchs Baukasten-Strategie zielte ja explizit darauf ab, in der Entwicklung und der Herstellung Geld zu sparen, indem VW-, Audi- und Porsche-Autos möglichst viele gleiche Bauteile haben. Dann jeweils ein anderes Logo draufpappen, Millionen in Marketing investieren – und schon fühlt sich die Porschekäuferin als sportlich-kapriziöse Leistungsträgerin und der VW-Käufer als vernünftiger Entscheider, der für seine Familie sorgt.

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Im Gegensatz dazu gibt es Firmen, die aus etwas völlig Erwartbarem etwas Unerwartetes und Charmantes machen:

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https://youtu.be/YCoQwZ9BQ9Q
die Kaltmamsell