Lieblingstweets Juli 2016

Montag, 1. August 2016 um 15:46

Mal sehen, ob ich in einem Jahr mein Amüsement über Pokémonscherze noch nachvollziehen kann.

So oder so: Das war ein verdammt langer Monat.

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Mehr Lieblingstweets hat wieder Anne Schüßler gesammelt.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 31. Juli 2016 – Star Trek Beyond

Montag, 1. August 2016 um 7:26

Vielleicht teilt sich die Welt ja wirklich in Star Wars- und Star Trek-Anhänger, gerne mit einer großen Schnittmenge. Dem Phänomen Star Wars stehe ich unbeteiligt gegenüber: Gerade mal dass ich Yoda-Sprech für eine Pointe einsetzen kann – kennengelernt habe ich die Filme (die ersten drei) im Grunde aus Mel Brooks’ Space Balls. Doch als ich gestern Nachmittag im Cinema saß und die ersten Star Trek-Töne erklangen, quietschte ich noch vor dem Einsetzen der Fanfare: Hier bin ich daheim. Star Trek ist das Raumschiff Entprise meiner Kindheit, aus dem ich Beamen lernte, Star Trek sind Nachmittage meiner Studienzeit, bei Freund Frank einige Staffeln Next Generation schauend.

Star Trek Beyond gefiel mir, unter anderem die wunderbaren Kamerafahrten, in denen All-adäquat immer wieder lange offen blieb, wo oben und wo unten ist. Diese immer neuen Perspektiven durchs Schiff unter Beschuss und seine fortschreitende Zerstörung würde ich auch als das eine neue Element bezeichnen. Die beiden aktiven weiblichen Charaktere (an der Zahl wird hoffentlich noch gearbeitet) dürfen Schurken rund machen und Männer retten, Jaylah schneidet Scotty beim Mansplaining auch mal das Wort ab. Ansonsten ein traditioneller Star Trek-Film, was für mich nichts Negatives ist. Schade fand ich, dass das philosophische Thema der Folge ein wenig unterging: Was fördert Fortschritt und Entwicklung mehr, Konflikt oder Einheit? (Vielleicht macht mich das zur Star Trek-Freundin und Star Wars-Unbeteiligten, dass erstere Fiktion immer von philosophischen Fragen vorangetrieben wurde.)

Simon Pegg, den ich mit seiner Cornetto-Trilogie zu schätzen gelernt hatte, spielt nicht nur mit, sondern hat auch das Drehbuch mitgeschrieben. Ich bilde mir ein, seine Handschrift zu erkennen, zum Beispiel im Erzählelement
tödliche Musik: Aus technischen Gründen wird der Feind durch “Sabotage” von den Beastie Boys besiegt. Das ist der zweite Fall nach Mars Attacks, in dem Außerirdische durch Musik überwunden wurden – da gibt’s doch sicher mehr. Hat jemand eine Liste?
Auch dass sein Scotty eine alles andere als heldenhafte Gestalt ist, schreibe ich Pegg zu, zudem Scherze über die Star Trek-Technik, die wir schon aus der alten Fernsehserie kennen.

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Zuvor war ich vormittags durch leichten Regen zum Sportstudio am Ostbahnhof geradelt, um dort eine lustige Stunde Stepaerobics zu turnen – viel Vergnügen und Schwitzen, wenn auch mit einmal Fußumknicken (nichts geschwollen, kein Ruheschmerz, also wird schon nichts kaputt sein). Auch Rückradeln im Regen, der Tag war düster und kühl.

Zum Frühstück buk Herr Kaltmamsell belgische Waffeln, wir aßen sie unter anderem mit türkischem Johannisbrotkernsirup, der durchaus eigen schmeckte.

Hin und zurück lief ich den Kinoweg zu Fuß, leicht humpelnd, aber ich wollte ja Pokémon jagen. Danach innere Filmverarbeitung bei einer Runde Bügeln.

Abends Lammbraten aus dem Römertopf, sehr schmackhaft.

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“Wieso Afghanistan keine Schweizer Trachten verbietet”.

Wenn sie die Frage, warum Afghanistan das überhaupt tun sollte, für absurd halten: Burkaverbot in Europa?

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“Eisner Nominee Renae De Liz Shares Short Guide for Artists on How to De-Objectify Female Characters”.

Eine einfache, praktische, Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Unbedingt bis zum Ende lesen. (Hihi.)

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Ein wenig Rührung zum Abschluss:
“My Father, the YouTube Star”.

Kevin Pang erzählt, wie sein Hongkong-chinesischer Vater mit Erklärvideos zu typischen Gerichten ins Web ging – und wie er und sein Vater einander dadurch endlich näher kamen.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 30. Juli 2016 – Sommerferientag mit Freibad und Biergarten

Sonntag, 31. Juli 2016 um 8:27

Der Verdacht vom Freitag bestätigte sich: 2016 waren die Mauersegler schon am 29. Juli weg.

Ich wachte zu einem gloriosen Hochsommertag auf, der heiß, aber nicht unerträglich zu werden versprach. Morgenkaffee auf dem Balkon (ohne die Pfiffe der Mauersegler ist alles anders), Badesachenpacken, mit voll geladenem Smartphone-Akku zu Fuß zum Schyrenbad (das Pokémonfangen wird immer schwieriger).

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Mit Freude und Kraft geschwommen, an meine 3 km weitere 200 Meter drangehängt. Ein Stündchen getrocknet und gesonnt, ein wenig gestört von einem hysterischen Buntspecht, der durchgehend in den Bäumen hinter mit tscheckte. Mag sein, dass ein Greifvogel in der Nähe war, ich glaubte einmal einen zu hören.

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Auf dem Rückweg Getränke besorgt. Daheim wartete Herr Kaltmamsell mit Weißwurschtfrühstück: Er hatte zu einem Arbeitsabscheid in der Vorwoche Weißwürste spendiert, und ich hatte ihm ein wenig übel genommen, dass ich keine abbekommen hatte. Das war damit nachgeholt.

Zeitunglesen auf dem Balkon, ein kleiner Spaziergang zu einer Pokémonarena für einen verheerenden ersten Kampf. Ich sollte mich halt doch mit den speziellen Fertigkeiten der Viecher und dem Punktesystem auseinandersetzen.

Gegen sechs radelte ich mit Herrn Kaltmamsell zum Biergarten Aumeister. Der Herr guckte zwar länglich, weil der Weg dorthin weit ist, doch ich versprach ihm wundervollste Anblicke (Reaktion: “Hm.”).

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Der Aumeister war geschäftig, aber nicht überfüllt.

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Vor allem aber:

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Herr Kaltmamsell hatte sich soeben PokémonGO installiert (bis dahin gehindert durch technische Probleme auf seinem Endgerät), hier konnte er gleich mal mit beiden Händen Viecher einfangen – optimaler Kundenservice. Wir aßen Tellersulz, Obatzten, Riesenbreze, tranken viel Radler.

Das Heimradeln war wieder wundervoll, ich musste einfach nochmal zum Fotografieren absteigen.

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(Herr Kaltmamsell: “Aber jetzt ist es eine Radtour!”)

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Vor der Staatskanzlei saßen so viele Menschen, dass ich etwas überprüfen musste: Richtig, Pokéstop mit aktivem Lockmodul.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 24. Juli 2016 – Heimreise

Montag, 25. Juli 2016 um 6:53

Mit nur dem leisesten Kater aufgewacht. Duschen, Bloggen, Packen, Fahrt zum Bahnhof. Dort trank ich Morgenkaffee und holte mir Proviant für die Heimreise, unter anderem einen Streuselfladen, der für mich typisch Berlin ist: Ein ungeheuer mächtiges Süßgebäck mit saftigem Hefeteig drunter und mehreren Zentimeter fetten, vanillinigen Streuseln drüber. Sättigt auf der Reise von Berlin bis hinter Bozen.

Beim Einsteigen in den ICE Slapstickeinlage, als eine Vielzahl großbekofferter Reisender (Ferienbeginn!) einer umgekehrten Wagenreihung hinterherhetzte.

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Ereignislose Rückfahrt, unter anderem durch ein hochsommerlich abgeerntetes Sachsen. Wie schon auf der Hinfahrt war der ICE perfekt temperiert und pünktlich. Ich sah viel aus dem Fenster, hörte Musik, las in Wilkie Collins’ Moonstone, nickte immer wieder ein.

München empfing mich mit unerwarteter Sonnigkeit und Hitze, doch die Wohnung war kühl.

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Zum Nachtmahl verwandelte Herr Kaltmamsell die Ernteanteil-Aubergine in ein Sechuan-Gericht. Wir erzählten einander unsere vergangenen Tage; Herr Kaltmamsell hatte mindestens so viele Verabredungen gehabt wie ich.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 23. Juli 2016 – Berlinurlaub mit Party

Sonntag, 24. Juli 2016 um 8:58

Zum Frühstück war ich gestern verabredet, im Hall & Klee.

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Zum einen aß ich dort den möglicherweise besten Obstsalat meines Lebens. Zum anderen aber und eigentlich saß ich dort in einer Runde mit drei Bloggerfreundinnen, stundenlang und in ergiebigsten Gesprächen.

Nachmittags ließ ich mir von einer der drei die dörfliche Struktur des Richardplatzes zeigen, dann wollte ich eigentlich zu Fuß zurück nach Weißensee in meine Unterkunft. Ich freute mich auf die zwei Stunden, hatte allerdings übersehen, dass ich ja ein Kleid trug: Es war recht heiß, und schon nach kurzer Zeit rieben sich meine Beine aneinander wund. Ich spazierte also nur bis zur Warschauer Straße und nahm dort die Tram.

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Abends dann der eigentliche Anlass meiner Berlinreise: Der runde Geburtstag einer Studienfreundin. Es war eine großartige Party, ich traf zahlreiche Menschen aus meiner Augsburger Zeit wieder, lernte neue Menschen kennen, bekam Köstliches zu essen und zu trinken. Ich fühlte mich so entspannt und ausgelassen wie schon seit vielen Jahren nicht mehr auf einem Fest – fast wie zu Studienzeiten.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 22. Juli 2016 – Massenmord im fernen Daheim

Samstag, 23. Juli 2016 um 18:38

Eigentlich bestand der Tag aus einem ausführlichen Zufallsgespräch, einem ausführlichen Frühstück, einem ausführlichen Spaziergang und einem ausführlichen geplanten Gespräch.

Doch abends auf der Tramfahrt zurück ins Hotel erreichte mich die erste besorgte Nachfrage per SMS aus der Schweiz: Ein Freund schrieb, das Fernsehen berichte von einer Schießerei in München, ob es mir gut gehe? Ich recherchierte sofort nach dem Grund der Frage – und verbrachte, unterbrochen vom Abendbroteinkauf im Supermarkt, den Abend über Meldungen aus München. Im Olympiaeinkaufszentrum hatte jemand mehrere Menschen erschossen und war auf der Flucht, München stoppte den Öffentlichen Nahverkehr und forderte die Menschen auf, möglichst da zu bleiben, wo sie waren.

Sobald es die Möglichkeit gab, markierte ich mich bei Facebook als “safe” – was ganz offensichtlich (Likes) schnell registriert wurde. Herr Kaltmamsell meldete unsere Wohnung auf Twitter als #offeneTür, damit in der Innenstadt Gestrandete dort unterkommen konnten. Ich las zwischen Twitter und Techniktagebuchchat, blieb dann aber am Ticker der Süddeutschen Zeitung hängen: Die hatte mehrere Hand voll Personal vor Ort und fand die Balance zwischen Tempo und Verlässlichkeit. Gegen 23 Uhr machte ich mir klar, dass ich weder etwas tun konnte noch irgendetwas in nächster Zeit bestätigt werden würde und ging ins Bett.

§

Bis dahin: Morgens verließ ich das Haus erst mal für einen Kaffee.

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Diesen Ort, den Antonplatz, erkannte bei Twitter eine langjährige Twitterfreundin, die gleich ums Eck wohnt: Sie stürzte umgehend aus dem Haus und fing mich ab. Sie begleitete mich bis zum Lokal, das ich mir fürs Frühstück ausgesucht hatte, zum Pasternak. Genug Zeit, einander auf den neuesten Stand des Lebens zu bringen.

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Da ich ja schon Kaffee gehabt hatte, trank ich zum Frühstück Kwas, den ich hier zu schätzen gelernt hatte.

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Ich ergötzte mich an den völlig distanzlosen Spatzen. Der im Bild hatte gerade das kleine Croissant aus meinem Brotkorb gezupft (und es dann fallen gelassen, ich konnte es mir wiederholen).

Nachmittags war ich in Charlottenburg verabredet. Da ich Zeit hatte und das Wetter perfekt sommerlich war, ging ich zwei Stunden zu Fuß – und entdeckte dabei unter anderem den Landwehrkanal (wo auch endlich PokémonGo funktionierte und ich ein paar von den Viechern fangen konnte).

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In Charlottenburg frischte ich dann eine sehr langjährige Bloggerinnenfreundschaft auf – um den Preis, dass wir uns mit Schmerzen trennten und unter dem Seufzer, dass wir einander dringend viel öfter sehen müssen.

Zurück ging ich wieder den Landwehrkanal entlang, bis ich dem Umstand ins Auge sehen musste, dass auch noch so bequeme Sandalen irgendwann scheuern und Blasen verursachen. Also ging ich zum nächstgelegenen S-Bahnhof (Tiergarten).

§

Laurie Penny berichtet von der US-Präsidentschaftskandidatenwahl der Republikaner, hier besonders persönlich und gleichzeitg analytisch. Unter anderem, wie sie von einem rechtsradikalen Demagogen zu den Wichtigs der Szene mitgenommen wurde.
“I’m With The Banned”.

Geert Wilders is also a true believer. I am introduced to the euro-fascist and his dead-badger hair by a genial young Dutchman I met earlier on Tinder. He tells Wilders that I am a left wing journalist, and Wilders does not alter his tone of voice as he turns to me and starts vaguely explaining how the whole of France is about to be abolished and replaced with a giant Halal kebab.

Wilders is the most obviously disturbed member of the neo-right suicide squad in attendance. He cannot finish a sentence. His voice drifts, and he trails away, already out of the room. There is a dustbin fire behind the blank eyes of his human suit.

Wilders is a less polished, wholly charmless rendition of the neo-right demagogue character creation sheet that gave us Donald Trump and Boris Johnson. These people do not have personalities, they have haircuts. Ugly ones. And we have fallen through the looking glass in which they see themselves reflected as small gods.

Nachtrag 24.7.16: Bei Spiegel Online gibt es eine deutsche Übersetzung des Artikels.

§

In der aktuellen Ausgabe der New York Review of Books kommt Zadie Smith mit einem Essay über Brexit und ihrer Erklärung des Wahlergebnisses zu Wort:
“Fences: A Brexit Diary”.

Sehr lang und ausführlich, absolut lesenswert. Smith führt zum Thema, indem sie über die Gegend Londons schreibt, in der sie aufgewachsen ist und in der sie vorübergehend ihre Kinder zur Schule schickt. Am Unterschied des Verhältnisses der Bevölkerungsschichten früher und heute zeigt sie auf, was seither schief gegangen ist. Und worin die Hybris der gebildeten Mittelschicht besteht, die vom Brexit-Ergebnis schockiert war.

“What have they done?” we said to each other, sometimes meaning the leaders, who we felt must have known what they were doing, and sometimes meaning the people, who, we implied, didn’t.

Now I’m tempted to think it was the other way around. Doing something, anything, was in some inchoate way the aim: the notable feature of neoliberalism is that it feels like you can do nothing to change it, but this vote offered up the rare prize of causing a chaotic rupture in a system that more usually steamrolls all in its path. But even this most optimistic leftist interpretation—that this was a violent, more or less considered reaction to austerity and the neoliberal economic meltdown that preceded it—cannot deny the casual racism that seems to have been unleashed alongside it, both by the campaign and by the vote itself.

(…)

Extreme inequality fractures communities, and after a while the cracks gape so wide the whole edifice comes tumbling down. In this process everybody has been losing for some time, but perhaps no one quite as much as the white working classes who really have nothing, not even the perceived moral elevation that comes with acknowledged trauma or recognized victimhood. The left is thoroughly ashamed of them. The right sees them only as a useful tool for its own personal ambitions. This inconvenient working-class revolution we are now witnessing has been accused of stupidity—I cursed it myself the day it happened—but the longer you look at it, you realize that in another sense it has the touch of genius, for it intuited the weaknesses of its enemies and effectively exploited them. The middle-class left so delights in being right! And so much of the disenfranchised working class has chosen to be flagrantly, shamelessly wrong.

(…)

While we loudly and rightly condemn the misguided racial attitudes that led to millions asking “them” to leave “us,” to get out of our jobs and public housing and hospitals and schools and country, we might also take a look at the last thirty years and ask ourselves what kind of attitudes have allowed a different class of people to discreetly maneuver, behind the scenes, to ensure that “them” and “us” never actually meet anywhere but in symbol. Wealthy London, whether red or blue, has always been able to pick and choose the nature of its multicultural and cross-class relations, to lecture the rest of the country on its narrow-mindedness while simultaneously fencing off its own discreet advantages. We may walk past “them” very often in the street and get into their cabs and eat their food in their ethnic restaurants, but the truth is that more often than not they are not in our schools, or in our social circles, and they very rarely enter our houses—unless they’ve come to work on our endlessly remodeled kitchens.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 21. Juli 2016 – Fahrt nach Berlin

Freitag, 22. Juli 2016 um 9:21

Am Samstag bin ich zu einem Fest in Berlin eingeladen. Ich nutzte die Gelegenheit für ein paar Tage Berlinurlaub und nahm schon gestern einen Zug nach Nordosten.

In München hatte sich der Hochsommer schwül verdüstert, kurz vor meiner Abfahrt setzte ein Wolkenbruch ein. (Neues Hindernis fürs Pokémonspielen: App findet kein GPS-Signal.) Der Regen hielt in verschiedener Stärke an bis Leipzig. In Berlin war es zwar bedeckt, aber trocken und warm, über den Nachmittag verschwanden auch die meisten Wolken.

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Unterwegs las ich Bov Bjergs Die Modernisierung meiner Mutter zu Ende. Die Geschichten gefielen mir sehr; da sie für Lesebühnenauftritte geschrieben waren, hatte ich Launigkeit befürchtet. Doch obwohl die Geschichten oft lustig sind, fehlt ihnen jede Launigkeit: Komisch sind die beschriebenen Inhalte, die Bov beobachtet. Fast alle Geschichten leben von der Dörflichkeit und Provinzialiät, in der sie spielen – möglicherweise ist aber gerade diese nur aus der Warte der Großstadt erkennbar. Blick und Menschlichkeit erinnerten mich mehrfach an Hanns Dieter Hüsch, dazu kommt aber bei Bov die Reflexion dieses Blicks; ich fürchte, wir1 können nicht anders, wir bestehen aus purer Befangenheit.
Meine Lieblingsgeschichte ist “Im Kreisel”. Zum einen als Metapher für genau diese Befangenheit, zum anderen als beste Schilderung gesellschaftlicher Mechaniken anhand eben dieser Kreisverkehre, wie sie in den vergangenen 20 (30?) Jahren vor Dörfern und Kleinstädten aufkamen.

§

Untergekommen war ich in einem billigen Hotel im nördlichen Prenzlauer Berg; das ebenerdige Zimmer ist geräumig und mit Fenstern in den Hinterhof kühl.

Zum Abendessen war ich im Cordobar verabredet. Ich spazierte durch den sommerlichen Spätnachmittag eine gute Stunde hin (neues Hindernis fürs Pokémonspielen: Es tauchte kein einziges Pokémon auf.)
In anregender Begleitung saß ich in einem schönen Innenhof. Die Lage des Lokals hatte mir ein völlig unbekanntes Berlin gezeigt, das mich eher an Wien denken ließ.

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Sophienkirche

Wir aßen ganz ausgezeichnet eine Vielzahl kleinerer Gerichte, die wir uns teilten.

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Ein winziger, mit Frischkäse gefüllter Kohlrabi

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Gurke mit Hollerblüten und Dill

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Ochsenherztomate mit Kimchi und Entenleber (Knaller!)

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Blutwurstpizza mit Roter Bete, Feta, Wasabi (die Blutwurst ist die Unterlage)

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Gegrillte Erdbeermargherita mit schwarzen Oliven und Thymian (es war eine kleine Pizza mit Erdbeeren)

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Ausgelöstes Tandoorihühnchen

§

Wie kompliziert alles immer ist. Modeste erzählt von drei sehr verschiedenen Müttern.
“Drei Mütter”.

  1. Nein, ich weiß nicht genau, wen ich mit “wir” meine; ich weiß bloß, dass ich dazu gehöre. []
die Kaltmamsell