Die härteste Nuss des Wohnstylings

Dienstag, 5. September 2006 um 7:37

Sagen Sie mal: Wo hängen Sie eigentlich Ihre frisch gewaschene Wäsche auf? Auch noch so sehr auf Wohnfragen spezialisierte Stylingspezialisten schweigen, wenn es darum geht, trocknende Wäsche ästhetisch ansprechend ins Interieur zu integrieren. Töpfe, Messer, Bettdeckensammlung, Porzellanfigürchenerbe, Meerschweinchenpaar, Fußballdevotionalien, Putzmittelkollektion – für all diese Aufbewahrungsprobleme bieten die entsprechenden Gazetten Räumlösungen an, nein, daraus machen sie im Grunde ihre Themenpläne. (Habe ich schon mal erzählt, dass ich mir zu Studienzeiten mal die tantigste aller erwachsenen Frauenzeitschriften kaufte, weil sie auf dem Titel versprach, Ideen für übergroßen Bücherbesitz zu bieten? Um daheim erbleichend festzustellen, dass die mir unter anderem allen Ernstes vorschlugen, aus vier Bücherstapeln und einem nordafrikanischen Teetablett ein Wohnzimmertischchen zu basteln? Nein?) Zu allem nur Erdenklichen hagelt es Tipps von Innendesignern, aber diese alltäglichste aller Alltagssituationen – manchmal mache ich mir sogar den Spaß, mir in besonders durchgestylten Einrichtungsvorschlägen der Wohnzeitschriften einen Wäscheständer vorzustellen – muss wohl weiterhin einfach scheiße aussehen.

Früher! Ja früher (!) war alles besser, und da hatte es in Wohnblöcken Waschküchen und Trockenräume. Ich weiß das, weil ich bis zum 16. Lebensjahr in solchen Blöcken wohnte und a) zum Hausmeister geschickt wurde, um Münzen für die Gemeinschaftswaschmaschinen zu kaufen, sowie b) zum Wäscheaufhängen an den so genannten Wäschespinnen auf der Wiese vorm Haus (Sommer, schönes Wetter) oder im Trockenraum herangezogen wurde. Für beides, also die Nutzung der Waschküche und die des Trockenraumes, gab es Listen, in die man sich zwecks Terminabstimmung vorher eintrug. Bis heute erscheint mir dieses System ideal, auch wenn meine Mutter augenrollend von den vielen Wegen spricht, die der viergeschoßige Abstand zwischen unserer Wohnung und der Waschgelegenheit verursachte.
Aber: Meine Mutter, die sich sogar ganz besonders für die Möglichkeiten ästhetisch ansprechender Inneneinrichtung interessiert, zog vom Wohnblock ins Eigenheim mit Waschküche und musste sich nie mit der Ästhetikstörung durch trocknende Wäsche in der Wohnung auseinander setzen.

Keines der Mehrparteienhäuser, die ich in den vergangenen zwanzig Jahren bewohnte, verfügte über einen Trockenraum. Zwar bin ich seit zehn Jahren waschautark und muss nicht mehr die Geräte von Freunden, die meiner Mutter oder gar einen Waschsalon bemühen, verfüge sogar über einen Wäschetrockner – gleichzeitig aber auch über sehr viele Kleidungsstücke, vulgo Anziehsachen, denen das Trocknen in der Maschine verboten ist (ich habe schmerzhaft gelernt, diesen Hinweis auf den Wäschezetteln besser mal zu berücksichtigen). Also muss ich diese Stücke aufhängen. Am schnellsten trocknen sie im Wohnzimmer; wenn ich unter der Woche tagsüber eh nicht in der Wohnung bin, sehe ich sie ja nicht. Am Wochenende hingegen will ich meinen Hauptaufenthaltsraum nicht mit nassen, verknitterten Stoffstücken an einem weißen Metallgestänge teilen. Also wohin damit? Das Esszimmer nutzen wir fast nicht, da wäre die Wäsche aus dem Weg. Doch nutzen wir gerade am Wochenende die türlos mit dem Esszimmer verbundene Küche, deren Gerüche sich in die Kleidung hängen würden. Das Zimmer des Mitbewohners ist sein Hauptaufenthaltsraum und ohnehin vollgestellt, fällt also ebenfalls weg. Bleibt mein Schlafzimmer.

waeschetrocknen.jpg

Hiermit gebe ich preis, dass ich eine Ohne-Klupperl-Trocknerin bin. Dabei hätte ich Wäscheklammern – nur sehe ich für diesen zusätzlichen Arbeitsschritt viel zu wenige Vorteile (welche waren die überhaupt nochmal?). Aber eine Augenweide ist so ein Wäschegestell nie. Deshalb: Frau Schöner Wohnen, Herr Living at Home, von mir aus auch Frau von und zu House & Garden – her mit den Stylingtipps für das Aufhängen von nasser Wäsche!

die Kaltmamsell

22 Kommentare zu „Die härteste Nuss des Wohnstylings“

  1. mariong meint:

    das ist ein echtes Problem. Zum Glück habe ich ja jetzt eine Terrasse und im Winter kann die Wäsche in den Heizungskeller. Aber lustig fand ich: ich hänge sie ganz genau so über den Ständer. Ohne Klammern, denn Klammerabdrücke wieder wegbügeln ist so eine fiese Arbeit und überhaupt, vieles muss man dann nicht mehr bügeln. Habe das außer bei uns beiden noch nirgends gesehen :-)

  2. Frau Klugscheisser meint:

    Kluperl können bei Wäschetrocknung im Freien gute Dienste im Kampf gegen Wind leisten. In der Wohnung eher überflüssig.

    Wie wär´s mit einem Paravent vor dem Ständer? Falls nicht vorhanden, kann man die Wäsche auch farblich auf das Interieur abstimmen. Also nur noch klassisch schwarze Bekleidungsstücke – die fallen kaum auf. Oder des Kaisers neue Kleider…

  3. Helga meint:

    Ich bin in der glücklichen Lage, eine Abstellkammer zu besitzen – also kein Loch, sondern einen richtigen Raum mit Fenster, in der Größe, die einem häufig als Wohnraum mitverkauft oder vermietet wird. Aber wenn ich es als Wohnraum nutze: Wohin dann mit dem Trockner, der Wäsche – und all dem anderen? Aber das hilft ihnen jetzt nicht weiter…

    Zuerst würde ich Ihnen zur Anschaffung eines Trockners raten. Zum anderen gibt es die Möglichkeit über der Badewanne eine Vorrichtung anzubringen, die man nur bei Bedarf quasi auszieht. Andere Möglichkeit: den Wäscheständer hinter einem optischen Raumteiler verschwinden zu lassen (keinen festen, sondern etwas, was man bewegen kann)…

    Hilft das?

  4. Melody meint:

    Zu diesem Zweck werde ich bei Einzug ein Gardinenstangen-Fake über der Badewanne erhalten, so hoch oben wie möglich und so überirdisch praktisch, um mal eben beim Entpacken der Waschmaschine alles auf Bügel zu hängen und dort trocknen zu lassen, das im Trockner nichts zu suchen hat.

  5. creezy meint:

    Soweit ich weiss, gibt niemand mehr seinen Trockner her, wenn er mal einen hatte – aber wer hat schon noch Platz in seiner Wohnung für einen zweiten Riesenklopper?

    Wäscheklammern stammen natürlich nur aus der Zeit, als man die Wäsche noch draußen im Wind trocknen lies und sie so vom Wegwehen schützen wollte. In der Wohnung ergeben sie genau keinen Sinn mehr. Ausser vielleicht für die Trockenfreaks, die mitten im T-Shirt den Knick der Leine nicht ertragen und daher die Wäsche am Saum aufhängen …

    Auch ein langweilige Feten rettendes Thema: wie hängtst denn Du Deine Wäsche auf?

  6. Melody meint:

    Trackback, manuell von Schutt & Asche aus :-)

  7. blue sky meint:

    Frühlingsommerherbst: Balkon.
    Winter: Schlafzimmer (auch gut wg. Luftbefeuchtung)

  8. walkuere meint:

    wenn ich sie richtig verstanden habe, geht es ihnen vor allem um jene kleidungsstücke, die tunlichst tropfnass aufgehängt werden sollen bzw. nicht trocknertauglich sind. also: es gibt in baumärkten ausklappbare “wäschetrockner” (dummes wort, denn die wäsche trocknet an diesen dingern hängend eh von allein) in verschiedenen breiten (z.b. von leifheit), die sich sowohl zur montage über der badewanne als auch an einer balkonwand eignen. in zusammengeklapptem zustand fallen sie kaum auf und stören auch in kleineren bädern nicht, und auf dem balkon eignen sie sich über das trocknen hinaus auch sehr gut zum auslüften von kleidungsstücken.

  9. Beate meint:

    Ich hab festgestellt, dass man bei entsprechend vorsichtiger Einstellung des Trockners (fast) alles reinstopfen kann, selbst Sachen, die offiziell Trocknerverbot haben (hirnrissigerweise häufig ja bei Handtüchern der Fall, um Reklamationen wegen eventuell um 2 cm eingelaufener Tücher zu vermeiden). Ich hab allerdings ein relativ modernes Gerät mit elektronischer Steuerung und schalte dann Schonprogramm bügelfeucht oder leichttrocken ein. Weiterer Vorteil: die Sachen sind schon recht schön vorgeglättet und man spart eine Menge Bügelaufwand (wenn man sie denn direkt aus dem Trockner heraus wegbügeln würde …).

    Die restlichen paar Sachen, die tatsächlich nicht getrocknert werden dürfen, werden auf dem Küchenbalkon getrocknet.

    Und kaum zu glauben: in unserem Haus (Mehrfamilienhaus von Mitter 80er Jahre) gibts tatsächlich noch einen Trockenspeicher – der von niemandem mehr genutzt wird, weshalb es auch keine Liste mehr gibt. Mir ist er mit 4 Etagen auch eindeutig zu weit weg.

    Und demnächst haben wir ja ein Haus mit Garten, dann sollte das alles sowieso kein Problem mehr sein.

  10. Sanníe meint:

    Danke, daß Sie dieses heiße Eisen endlich mal thematisieren!
    Ein ständiger Streitpunkt zwischen meiner Mutter, die immer in Einfamilienhäusern mit Waschküche und Garten gewohnt hat, auf der einen Seite und meiner Schwester und mir auf der anderen, die wir das Leben in Stadtwohnungen vorziehen.

    Jedes Mal, wenn Sie kommt und mich dabei ertappt, wie ich hektisch den Wäscheständer (selbstverständlich ohne Klammern!) vom Wohn- ins Schlafzimmer verfrachte, schüttelt sie sich: Ich könnte so nicht leben. Was wiederum uns mit den Augen rollen läßt.

  11. Angel meint:

    So unangenehm finde ich trockende Wäsche in den Aufenthaltsräumen gar nicht. Auch wenn es optisch nicht so toll ist … ich liebe den Geruch frischer Wäsche :-)
    Und zwengs der Optik: Ein Paravent, wie weiter oben schon vorgeschlagen, verdeckt das Meiste.

  12. croco meint:

    Zwei Möglichkeiten habe ich. Beates Modell als erstes: Schonprogramm beim Trockner und nicht zu hoher Trockengrad.
    Für die Hängesachen haben wir eine Ikea-Garderobe im Keller angschraubt. Zur Wahl stand auch ein fahrbarer Garderobenständer oder ein aus-der-Wand-klappbarer.
    Aus meiner Kindheit kenne ich noch folgendes Modell:

    http://werner.kaywa.ch/files/images/2004/10/mob167_1097530768.jpg

  13. Alex meint:

    Ich würde nicht so einen Aufstand darum machen. Warum soll man einer Wohnung nicht ansehen, dass da jemand wohnt? Bei uns im Wohnzimmer steht auch fast ständig ein Wäscheständer.
    Ich sag’ ja immer: wenn man die Dinge nicht ändern kann, muss man seine Einstellung zu den Dingen ändern.

  14. Connie meint:

    ich dachte immer, Kücheneckbänke seien das vernachlässigste Thema… das wird eben immer nur Gelsenkirchen überlassen, ist aber einfach eine geschickte Sache, ein Gast passt immer noch drauf auf die Bank

    wer jemals in Moskauer Küchen philosophiert hat… vermißt so ein Möbel bei uns schon…

  15. Klabauter meint:

    Ja, ich kenne das Problem und ja, ich kenne eine Lösung. Leider haben wir sie immer noch nicht umgesetzt, insofern fehlen die Erfahrungswerte: der Deckentrockner! Man montiere ihn über der Badewanne, lasse ihn hinab zum Aufhängen und Abnehmen der Wäsche. Behangen oder leer wird er einfach unter die Decke gezogen. Theoretisch ein echter Knüller. Aber praktisch… unerprobt…

  16. Nur mal so meint:

    Die Menge an weiblichen Antwortern ist ja auch mal wieder sehr bezeichnend ….;-) tja, worüber frau sich so Gedanken macht, möchte auch ich meine Erfahrungen beipflichten: Aufhängen natürlich ohne Klammern (sagt man hier zu Klupperln (?)), gibt nur blöde Spuren.
    Kein Trockner-Besitz
    Aufstellort in diversen Wohnungen und Einfamilienhäusern: Hauswirtschaftsraum, Trockenboden, das vielbesagte “3.Zimmer”, das als Arbeits-, Gäste-, Ess- oder was-auch-immer-Zimmer genutzt wird, das 4. Zimmer, Trockenkeller (in einem Miethaus Baujahr 2000!!!), Bad, Wintergarten, Schlafzimmer….ja, bin öfter mal umgezogen mit meinem Wäscheständer…..blöd ist da nur immer die Bettwäsche drauf zu drapieren incl. Laken, oder ???

  17. Markus meint:

    Bei mir gibt’s ‘ne ganz einfache Lösung: zum einen eine Waschmaschine, die auch trocknet. Wenn man möchte in einem Arbeitsgang. Und zum anderen eine hochziehbare Konstruktion über der Badewanne, in die man wie in eine Wäschespinne die Wäsche hängen und dann unter die Decke ziehen kann. Immerhin so hoch, daß Duschen darunter noch gut möglich ist.

  18. martina meint:

    bitte nichts gegen klupperl, klupperl sind su-per, erstens passt mehr auf den wäscheständer, zweitens kein knick in den shirts was wichtig ist wenn man ich ist und also nicht bügelt, drittens sehen die lustig bunt aus und viertens ist klupperl ein ganz ganz tolles wort: KLUPPERL, macht sofort gute laune.
    der wäscheständer sieht natürlich immer scheisse und im weg aus, bei mir auch, aber dann sagt man ein paarmal klupperl vor sich hin und schon ists einem wurscht.

  19. kathleen meint:

    Hierzulande frönt man im Speziellen einer ausgewuchsten Methode Laken zu trocknen.
    Man glaubt gar nicht wozu Türgarderoben so alles gut sind. Aber sehen Sie selbst …

  20. Felix meint:

    Das Argument, Wäscheglupperl seien in unbewindeten Gegenden (Räumen) unnütz, wird hier ja mal überhandnehmenderweise von Personen mit mangelndem technisch-inscheniör-naturwissenschaftlichem Hintergrund vorgebracht.

    Weder Wegweh- noch Tshirtknick-Gründe treffen den Kern der Sache.
    Der wesentliche Punkt des Wäscheaufhängens ist die möglichst rasche Trocknung der aufgehängten Kleidungsstücke.

    Nun frage man sich, was schneller trocknet: Ein am Saum aufgeglupperltes TShirt, das von allen Seiten Luftzufuhr erfährt oder ein übergehängtes TShirt, dessen innenliegende Seiten sich zwar gut unterhalten mögen, von Luftzufuhr aber noch nie was gehört haben.

    Ungeglupperlt ergibt sich also ein doppelter Zeitnachteil:
    – Trocknung dauert länger
    – Wenden der Kleidungsstücke zur Trocknungsbeschleunigung

  21. Nur mal so meint:

    @ Felix Man kann halt nicht alles haben: schnelle Trocknung und keine Knicks !
    @Kathrin Hammer-Technik !!Auf’n Kleiderbügel wär ich wohl nie gekommen ! Wird beizeiten mal ausprobiert !

  22. Myriam meint:

    Einerseits habe ich komfortablerweise den Kellerraum mit Waschmaschine, Trockner und Wäscheständer in der Wohnung integriert.
    Abgesehen davon hänge ich aber gewisse Dinge (v.a. Hemden und Blusen) in den Schlafzimmern zum Trocknen auf. Und zwar an diesen ansprechenden Ikea-Milo-Schranksystem-Aussen-Dran-Aufhäng-Dingern. Die werden oben seitlich in die Schrankdecke gehakt und man kann bis gut bis zu neun Hemden aufhängen.
    Und wie bereits erwähnt, den Geruch von trocknender Wäsche im Raum, den mag ich auch.

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