„Nach einer wahren Geschichte“
Sonntag, 23. Januar 2005Ich habe gelernt vorsichtig zu werden, wenn ein Film mit „nach einer wahren Geschichte“ angekündigt wird. Mein Problem, vor allem mit Biopics: Keiner gibt sich Mühe, eine gute Geschichte zu erzählen oder plausible Charaktere zu zeichnen. Authentizität, das scheint die Übereinkunft, rechtfertigt alles. Der Handlung fehlt jegliche Spannung? Aber so war es doch wirklich! Eine Nebenfigur wirkt grotesk überzeichnet? Aber so war sie doch wirklich!
(John Irving schreibt, dass er diese Erfahrung als Dozent von Creative Writing machte: Studenten verteidigten die kritisierten Mängel ihrer Kurzgeschichte regelmäßig mit „but that’s how it happened!“.)
Verfilmte Lebensgeschichten haben immer etwas Didaktisches: Wir Zuschauer sollen etwas über die dargestellte Person lernen. Da gab es einen Menschen, der so interessant war, dass ein Schauspieler sein Leben nachspielt. Eine seltsame Prämisse, die bei mir noch nie funktioniert hat. Ich weiß, dass auch eine Dokumentation über diesen Menschen immer ein Konstrukt ist, aber damit fühle ich mich wohler.
Nein, The Aviator fand ich nicht besonders. Sehenswert ist er trotzdem, denn die meisten Schauspieler sind atemberaubend gut. Mein Favorit: Alan Alda, der mit seinem netten, lieben Gesicht durch und durch überzeugend ein korruptes Arschloch spielt.