Archiv für Juni 2005

Noch mehr afrikanische Verwandte

Freitag, 10. Juni 2005

Die Evolution macht auf in der Nigeria-Connection nicht Halt: Sie hat die Kleinbuchstaben entdeckt!

Betreff: Dringend ,,, GESCHAEFTSVORSCHLAG.

Mein Name ist Modeka . P. Shema und ich bin der Leiter des Corporate Affairs Committee in der South
African Reserve Bank in Südafrika. Zur Zeit halte ich mich in den Niederlanden zu einer Fortbildung auf.

Ich kontaktiere Sie bezüglich des Transfers einer sehr großen Summe Geldes vom Konto eines
Verstorbenen. Ich weiß, daß eine Transaktion dieser Größenordnung zunächst bei jedem Besorgnis
erregen wird und versichere ich Ihnen, daß sich um alles gekümmert wird.Aufgrund der Dringlichkeit der
Angelegenheit habe ich mich entschlossen, Sie zu kontaktieren.

Es geht um folgendes:

Einer meiner Kollegen ist für das Konto von Gerald Uirich zuständig, der gemeinsam mit seiner Frau im
Oktober bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Er befand sich gemeinsam mit anderen Passagieren
an Bord einer Egyptian Airline 990. Seit diesem Vorfall ist niemand seiner nächsten Verwandten mehr am
Leben, der als sein Erbe Ansprüche auf das Guthaben auf seinem Konto erheben könnte. Wir können
jedoch gemäß unserer Richtlinien das Geld nicht auszahlen, bevor jemand als Angehöriger und Erbe
auftritt und seinen Anspruch geltend macht. Aufgrund dieser Entdeckung und der Übereinstimmung Ihres
Namens mit dem des Verstorbenen bitten meine Kollegen und ich Sie nun um Ihre Erlaubnis, Sie als
nächsten Angehörigen des Verstorbenen anzugeben. Die gesamte Abwicklung und Dokumentation wird
sorgfältig von mir durchgeführt, damit das Guthaben von 20.5 Millionen US$ an Sie als nächsten
Angehörigen ausgezahlt werden kann.

Andernfalls wird die gesamte Summe nach fünf Jahren in das Eigentum der Bank übergehen und die
Direktoren der Bank werden sie untereinander aufteilen. Aufgrund dieser Tatsache habe ich mich
entschlossen, mich an Sie zu wenden, damit Sie als Erbe auftreten können und nicht alles den
Direktoren zugute kommt. Da aber die Person, die im Testament als Erbin genannt wird, mit ihm
gemeinsam verstorben ist, haben wir vom Nachlaßverwalter den Auftrag bekommen, ein Familienmitglied
des Verstorbenen ausfindig zu machen, daß das Erbe antreten kann.

Wir bitten Sie, unseren Vorschlag anzunehmen und versichern Ihnen, daß alles absolut risikofrei für Sie
ablaufen wird.

Wir werden Sie mit 5 Millionen US$ an der Transaktion beteiligen, den restlichen Betrag werden meine
Kollegen und ich für.

Falls Sie interessiert sind, schicken Sie mir bitte folgende Angaben:

1. Name/Firmen name um die erforderlichen Dokumente vorzubereitenp

2. Persönliche Telefon- und Fax-Nummern

Zu meinem privat email : modekashema@fsmail.net mit seinem email address, damit ich die weiteren
relevanten Details in dieser Sache zu Ihnen mitteilen kann. Danke im voraus.

Wir bitten sie eindringlich, die Angelegenheit vertraulich zu behandeln.

Bitte antworten Sie mir schnellstmöglich und Gott segne sie.

Mit freundlichen grussen.

Modeka .P. Shema.

Nachtrag der Kaltmamsell 28. Februar 2006:
Zur Klärung: Dies hier ist ein Blog, kein Forum. (Was ein Blog ist? Bitte hier klicken.)
Es nützt überhaupt nichts, Mails der Nigeria-Connection hier herein zu kopieren.
Hintergründe der Nigeria Connecion gibt es auf der Hoax-Seite der TU Berlin.

Fragen an das Leben

Donnerstag, 9. Juni 2005

Welche Liebe macht Sie glücklich?
Die ich selbst für jemanden spüre; der ich freien Lauf lassen kann, weil sie von diesem Menschen auch angenommen wird.

In welchen Momenten fühlen Sie sich lebendig?
Wenn ich nur Hirn bin: in Debatten, beim gemeinschaftlichen Nachforschen, bei intellektuellen Haarspaltereien, beim leidenschaftlichen Denken.

An welchen Gott glauben Sie?
Ich glaube an keinen Gott. Ich glaube auch nicht an die Nicht-Existenz eines Gottes. (Sie ist genauso wenig beweisbar ist wie eine Existenz Gottes; auch Atheismus erfordert Glauben.)
Glaube ist nichts, was man sich aussucht. Früher hatte ich ihn, jetzt habe ich ihn seit vielen Jahren nicht mehr. Dabei vermisse ich nichts: Meine Welt ist voll. Da gibt es keine Leere, keine Lücke, keine unerfüllte Funktion, die ein Gott besetzen müsste.

Was können Erwachsene von Kindern lernen?
Brutalen, rücksichtslosen Egoismus.

Welche Bilanz hoffen Sie am Ende Ihres Lebens ziehen zu können?
Ich möchte keinen Schaden angerichtet haben. Im Grunde wäre es schön, wenn ich so wenige Spuren hinterlassen hätte, dass ich nach meinem Tod tatsächlich ganz weg bin.

(aus Chrismon)

Wunder der Warenwelt

Dienstag, 7. Juni 2005

Vitaminsprays

(„Traubnkerne“, „Omgea 3“ – schlau machen die Sprays schon mal nicht)

Diätterror – die Serie (12): Überraschende Buchempfehlung

Montag, 6. Juni 2005

ältere Folgen Diätterror (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11)

Selbstverständlich beurteile ich Bücher nach ihrem Umschlag; ich bilde mir sogar einiges darauf ein, dass ich dem Titelbild und dem Klappentext besonders viele uneigentliche Informationen zu entnehmen weiß.

Der Umschlag des Buches The Dieter von Susan Sussman (1989) schreit „Chick Lit!“ „Lustig! Lustig!“ und „Strandlektüre!“. Ich kaufte diesen Roman einem Brightoner Second-Hand-Buchhändler vor vielen Jahren auch rein deswegen ab, weil ich den Buchtitel zunächst als deutschen Männer-Vornamen gelesen und nicht mit Diät in Verbindung gebracht hatte. Was ich totkomisch fand. Ich glaube, das war das letzte Mal, dass ich durch ungezielten Buchkauf ein künftiges Lieblingsbuch entdeckte.

Die Titelheldin des Romans ist Barbara, die mit zwei Teenager-Kindern und erfolgreichem Mann in den amerikanischen Suburbs lebt, als eigenes Leben eine Ratgeber-Kolumne schreibt. Sie hat eine beneidenswerte Figur, und die ohne Mühe: Wenn der Rockbund mal kneift, lässt sie einfach das eine oder andere Abendessen weg.

Doch das ändert sich nach und nach: Barbara isst immer mehr und wird immer dicker. Einen direkten Zusammenhang mit der Tatsache, dass ihr Mann fremdgeht, der Umgang mit den Kindern immer schwieriger wird, die Inspiration für die Kolumne versiegt, stellt der Roman nicht her, impliziert ihn aber. Der Tonfall der Geschichte ist in weiten Teilen durchaus so scherzhaft, wie es der Buchumschlag verheißt. Doch die Katastrophe der enormen Gewichtszunahme und der vergebliche Kampf dagegen werden ernsthaft und realistisch geschildert, in vielen herzzerreißenden Details. Allein die Beschreibung des Ekels, den die Protagonistin empfindet, als sie auf dem Klo sitzt und ihre dicken Schenkel seitlich über die Klobrille quellen sieht, rührte mich zum Kloß im Hals. Das ist nicht lustig.

Für Barbara ändert sich mit ihrem Körper ihre ganze Welt, ihr ganzes Leben. Nur: Die Veränderungen sind keineswegs zum schlechteren. Die Siegerin, als die sie am Ende aus der Geschichte hervorgeht, ist meilenweit von den Einflüsterungen des Buchumschlags entfernt.

Deshalb: Empfehlung.

Hellgrauer Sommersonntag

Sonntag, 5. Juni 2005

Dieses ganz spezielle fahle Licht eines hellgrauen Sommersonntags zieht mich in ähnlich beleuchtete Kindheitssonntage zurück.
Nach der Messe hatte ich wie immer in der Pfarrbibliothek einen halben Meter Kinder- und Jugendbücher ausgeliehen. Zu Mittag war bereits gegessen. Jetzt so unauffällig wie möglich ins eigene Zimmer zurückziehen und mich über die Bücher hermachen, bevor die Familienverbund fördernde Nachmittagsunternehmung das Lesen beendete. Vielleicht würde es ja doch noch zu regnen beginnen und die sinnlose und doch nur störende Unternehmung verhindern? Der Vater mit der Zeitung auf dem Sofa bleiben, bald den Fernseher anschalten und Sport schauen? Dann musste ich nur noch darauf hoffen, dass der kleine Bruder sich nicht langweilte und Anschluss suchte – und ein seliger Lesenachmittag war perfekt.

Fernsehen bildet

Samstag, 4. Juni 2005

Eben gelernt, dass die Band Genesis eine “Rockformation” war. Ohne den Zusammenhang mit Musik hätte ich bei diesem Wort doch eher auf eine Gesteinszusammensetzung getippt.

Später: Paul Anka spielt eine Swing-Version von Smells like teen spirit. Das geht! Sogar ganz phantastisch!

Das Hotel Pelirocco, Brighton

Samstag, 4. Juni 2005

Frühstücksraum / Bar.

Ein Zufall führte mich 2001 ins Hotel Pelirocco (Flash-Alarm!), ein Jahr nach seiner Eröffnung. Im Frühsommer hatte ich Geschäftstermine am Südende von London, und da sie auf Donnerstag und Freitag lagen, konnte ich ein Wochenende Brighton dranhängen. Da ich endlich nicht mehr auf die billigst mögliche Unterkunft angewiesen war, suchte ich im Internet irgendetwas Ausgefallenes in der mittleren Preiskategorie – und stieß auf ein Juwel.

Jedes Zimmer des Pelirocco ist völlig anders gestaltet, meist haben die Themen Bezug zu einer Musikrichtung oder dem Stil einer Berühmtheit. Da gibt es ein Zimmer zu Ehren des Plattenladens „Rough Trade Record Shop“, eines zu Jamaikanischer Musik, zu Muhammad Ali, zu Jamie Ried; eines heißt „Modrophenia“, eines „Hysteric Gamlour“, die Band Asian Dub Foundation stand Pate für ein weiteres, dazu kommen unter anderem zwei Zimmer im Gedenken an Pin-ups (Betty Page und Diana Dors). Und auch nachdem das Konzept unterschiedlicher Zimmereinrichtungen heute „Design-Hotel“ heißt und recht weit verbreitet ist, bleibt das Pelirocco besonders: Sehr britisch trendy und eindeutig Stilkind seiner Zeit, trotzdem liebevoll handgemacht und persönlich – es gibt kein Hotel, in dem ich mich so entspannt fühle.

Allein schon die Anreise ist unkompliziert: Nach London Gatwick fliegen, mit dem Zug 40 Minuten nach Brighton fahren, vom Bahnhof sind es 15 Minuten zu Fuß ins Hotel, bergab und mit Blick aufs Meer.

Hier geht’s weiter.

Pelirocco von vorn.