Morgendliche Unbillen

Dienstag, 20. Dezember 2005 um 10:44

Bin schon wieder kurz davor, mich zu entschuldigen, weil sich hier nichts Aufregendes tut. Biege aber doch noch ab.

Habe zum Beispiel endlich herausbekommen, welches Fahrzeuggeräusch mich regelmäßig um 5 Uhr morgens weckt. Es hörte sich immer an, als lasse jemand ein kalt gestartetes Auto durch Gasgeben im Leerlauf warm werden: Klassisches „HÖNNNNN HÖNNHÖNNHÖNNNNNNNN!“, und das ganz in der Nähe meines offenen Schlafzimmerfensters. Es handelt sich, so stellte sich nach Auswertung empirischer Daten heraus, wohl um ein motorisiertes Scheeräumfahrzeug, das den Parkplatz des benachbarten Forschungsinstituts freiräumt. Morgens um fünf. Mit Schmackes.

Weitere Unbill (könnte ein skandinavischer Frauenname sein, nein?): Gestern bereitete ich mir wie immer meinen café con leche zum Mitnehmen im Thermobecher zu. Letzter Handgriff vor dem Aufsetzen des Deckels war einmal Umrühren – wobei der Löffel an etwas Großem, Aufgeschwemmten, Ekligen hängenblieb. Es stellte sich als benutzes Taschentuch heraus, das zusammengeknüllt beim Heimtransport in der Arbeitstasche in den gereinigten, offenen Thermobecher geraten sein musste, und das ich weder beim Eingießen des Espressos noch der heißen Milch bemerkt hatte (es handelt sich um einen recht hohen Becher). Ich kippte den gesamten heißen Inhalt ins Spülbecken und musste den Tag ohne café con leche im ICE beginnen.

Heute wiederum erwischte ich die falsche Straßenbahn. Von meiner Heimhaltestelle fahren vier Linien weg, von denen mich drei zum Bahnhof bringen. Statt die Liniennummer zu überprüfen, verließ ich mich auf den Fahrplan – und landete in der einen, die nicht zum Bahnhof fährt. Als mir das klar wurde, hatte ich mir bereits einen strammen fünfzehnminütigen Fußmarsch eingebrockt, um meinen Zug noch zu erreichen.

Alles nicht hollywoodtauglich, aber meins.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Morgendliche Unbillen“

  1. croco meint:

    Blöde Zeit, die vor Weihnachten.
    Ich schaffe es gerade noch, mich am Leben zu erhalten und mich nicht unnötig überfahren zu lassen.
    Kurz vor Weihnachten hasse ich sogar KInder ;-)

  2. kid37 meint:

    Hm. Kaffee mit Einlage. Zuerst vermutete ich ja so was wie einen Kombucha-Pilz, aber so ein Taschentuch ist natürlich auch schön. Ein Rätsel für die nächste Zeit nehme ich mir hier noch mit nach Hause: Nach Laubsaugern und Schneeräumfahrzeugen fehlt eigentlich nur noch eine Lärmquelle für den Sommer.

  3. Stephan meint:

    @kid37: Ihr Rätsel wird wohl unbeantwortet bleiben, es sei denn, Sie können das Gras wachsen hören.

  4. Ole meint:

    Ich bastle aus nahezu identischen Gründen gerade an meiner Anti-Mofa-Zwille.

  5. kid37 meint:

    @Stephan: Touché ;-) Es mähte mir grad wie Herbstlaub von den Augen und Ohren… flööt. (Wenn Sie eine Ausrede für mich haben, danke, gerne.)

  6. Das Blog-Heinzelmännchen meint:

    >Blöde Zeit, die vor Weihnachten.
    >Ich schaffe es gerade noch, mich am Leben zu erhalten und mich nicht unnötig überfahren zu lassen.
    >Kurz vor Weihnachten hasse ich sogar Kinder ;-)

    Me too.

  7. maz meint:

    Tja, ohne den Kaffee am frühen Morgen ist der Tag wohl gelaufen, oder?

  8. croco meint:

    Und heute Morgen bin ich an Kollegenautos knapp vorbei auf den Parkplatz geschlittert, zu spät, weil noch Sehprobleme zu lösen waren. Hatte ich doch glatt am vorherigen Abend die Kontaktlinsen in ihr graues Gitter gesperrt, sie aber nicht ins Tauchbad gestellt. Weiche Linsen, 8 Stunden an der Luft getrocknet…..Sonderanfertigungen, 8 Tage Bestellzeit.
    Über mir braut sich was zusammen, ich hoffe, es sind nur die Ferien :-)

  9. zonebattler meint:

    Werte Frau Kaltmamsell,

    ad eins gerät mir die fehlerhafte Überschrift Ihrer heutigen (ansonsten wie immer vortrefflichen) Einlassung zur ästhetischen Unbill, denn der Plural davon schreibt sich auch in diesen verkommenen Zeiten immer noch Unbilden,

    ad zwei kann ich die Kaffee-Erfahrung toppen: In einem unserer besseren Firmen-Casinos bemork ich erst nach Austrinken meiner morgentlichen Kaffetasse, daß in derselben ein dicker, festgetrockneter Senfbatzen von irgendeinem schurkischen Vorbenutzer die letzte Spülung überlebt hatte… Gulp!

  10. Indica meint:

    Herr Kid37, Sie wohnen wohl in einer rasenmäherfreien Zone??

    Ein Tag ohne Milchkaffee kann nicht gut enden… ich hoffe, Sie hatten nicht danach erneut aspirinresistente Kopfschmerzen, Frau Kaltmamsell.

  11. typ.o meint:

    die letzten tage im jahr sind einfach kollektives längsschrappen an der borderline, da hilft nur: sehrohr einziehen, alle luftkammern fluten und abwarten.

  12. die Kaltmamsell meint:

    Ach typ.o, hab ich doch schon längst (fragen Sie mal den Mitbewohner…), aber es hilft nicht.

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