Schlittschuhlaufen auf dem See

Sonntag, 29. Januar 2006 um 20:21

Da, wo ich herkomme, trägt der größte Baggersee den schönen Namen „Baggersee“. Schon beim letztjährigen Schlittschuhlaufen auf der kleinen Eisbahn am Stachus dachte ich wehmütig an all die Winterstunden, die ich eislaufend darauf verbracht habe.

Vor ein paar Tagen fiel mir eine einfache Rechnung ein: Wochenlang Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, kein nennenswerter Schneefall, mindestens zwei Tage Tauwetter, danach wieder niederschlagsfreie Eiseskälte – sollte in Summe fantastisches Eis auf dem Baggersee ergeben. Also fuhr ich heute nach wo ich herkomme, Schlittschuhe über der Schulter. Und ich hatte ja sowas von richtig gerechnet! Überall gutes, an manchen Stellen sogar perfekt spiegelglattes Eis, noch kaum zerfahren. Zudem war dort traumhaftes Winterwetter, gerade kalt genug, dass das Eis nicht antaute, aber warm genug, dass die Füße in den Schlittschuhen nicht innerhalb weniger Minuten selbst zu Eis wurden.

Meine Eltern spielten in Ufernähe mit Freunden Eistockschießen, ich lief ausgiebig seeauf und seeab: Den vielen improvisierten Eishockeyfeldern und Eistockbahnen ausweichen, herzhaft über schlidderne Hunde lachen, entgegenkommende Schlittschuhläufer mit meiner Bommelmütze zum Lachen bringen.

Ich begegnete einer Sandkastenfreundin, die mich nicht erkannt hätte, wenn ihre Mutter nicht auf mich hingewiesen hätte. Sie freute sich über das Wiedersehen, zumal sie heute ohnehin ständig an mich habe denken müssen: Ich sei doch seinerzeit als Kind bei einem gemeinsamen Schlittschuhlaufen auf eben diesem Baggersee fast eingebrochen, weil ich zu nah an den zulaufenden Bach geraten sei. (Ich habe keine Ahnung, wovon sie sprach, allerdings war sie als Kind schon immer besonders ängstlich, ich hingegen … eher das Gegenteil.)

Wenn ich meine Knochen und meine Muskeln richtig verstehe, waren drei Stunden kräftiges Schlittschuhlaufen für meinen semitrainierten Organismus ein wenig übertrieben, aber das kläre ich morgen mit dem Muskelkater.

Schier unendliche Weiten in die eine Richtung (der Holzzaun dient im Sommer zum Abgrenzen des Nichtschwimmerbereiches, im Winter setzt man sich zum Anziehen der Schlittschuhe drauf).

Schier unendliche Weiten in die andere Richtung.

Hatte ich schon ganz vergessen: Auf einen See gehört mindestens eine Acht zum Nachfahren.

Stolzer Schatten nach erfolgreich absolvierter Pirouette (rechts).

Tektonische Eisverwerfung am Uferrand, kurz vor Zerstörung durch fröhliche Kinder (hätte ich damals auch gemacht).

Kenner sehen: Ein Traumeis.

Und jetzt noch ein kurzer Abriss über die bayerische Sportart Eisstockschießen.

Das ist ein Eisstock.

So sieht Eisstockschießen aus.

Und das ist neben dem Eisstock die Grundausrüstung (von links): Schnaps, Zollstock (wenn’s Streit gibt, welcher Eisstock näher an der Daube liegt), Eispickel (um einen kleinen Schlitz ins Eis zu schlagen, in den die Mitspielter beim Schießen für besseren Halt die Schuhspitze klemmen können – braucht nur einer mitzubringen), Thermoskanne mit heißem Tee.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Schlittschuhlaufen auf dem See“

  1. Der Langweiler meint:

    Oh, oh. Da werde ich ja neidisch.

    in Hamburg ist es nicht recht soweit, und dann hatte es auf das Eis auch geschneit.

  2. Liisa meint:

    jetzt bin ich aber erleichtert, daß der Eispickel nicht zur Lösung evtl. auftretender Streitigkeiten dient. ;o) Klingt nach einem wunderbaren Nachmittag!

  3. 500beine meint:

    ich hab ein o-bein, das knickt immer weg beim schlittschuhlaufen.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Na, das werden die restlichen 499 Beine doch locker ausgleichen können.

  5. 500beine meint:

    der rest sind x-beine.

  6. Don Alphonso meint:

    Jaja, die Freuden dieser entsetzlichen, dann aber doch wieder traumhaft schönen Provinz. In fünf Jahren halte ich sicherheitshalber schon mal das Hinterhaus bereit, wenn auch die letzten Hemmungen gegenüber der Niederung und den niedrigen Hirnen ihrer Bewohner vergessen sind.

    Vorgestern, beim Einkaufen traf ich den Ex von Eulalia. Schrecklich. Erzähle ich vielleicht. Irgendwann.

  7. AndiBerlin meint:

    Seitdem ich mal in frühen Jahren einen Film sah, wo sie einem mit Schlittschuhen die Finger abfuhren, habe ich nie wieder Schlittschuhe angezogen. Irgendwie schade!

  8. Felix meint:

    ui, der Baggersee! *freu*
    Jetzt bin ich überrascht, hier Bilder vom diesem so gutbekannten Ort in einem “wildfremden” Blog zu sehen. (Hab ihn natürlich gleich erkannt.)

    Er hat übrigens offiziell einen richtigen Namen (außer Baggersee), hab ich mal auf irgendeiner Erklärungstafel, irgendwo in seinem Umkreis gesehen. Fällt mir aber grad partout nicht ein.

    Und wenn das mit dem Laufen weiter so gut läuft *haha*, Frau Kaltmamsell, wie wärs mit dem Schanzer-Seelauf der rund um den Baggersee im Frühjahr so rum stattfinden wird. Einmal rundrum für die Breitensportler und danach den Profis zuschauen, wie sie in der gleichen Zeit zweimal rundrum laufen ;-)

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