Ah, weiße Kniestrümpfe zu kurzen Laufhosen scheinen die Massen erreicht zu haben. Vielleicht eine Möglichkeit, meine bösen Waden (zwei Orthopädinnen und ein Physiotherapeut haben sie bereits als zu hart und wohl von Haus aus verkürzt beschimpft) warm zu halten? Es müsste mir lediglich komplett egal sein, wie bescheuert ich aussehe.
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Nachdem mittlerweile selbst Studenten zum Unterrichten in bayerische Gymnasien geschoben werden, wundert mich nicht mehr, dass Lehrer als Leute gelten, die in ihrem Fachgebiet halt nirgendwo anders einen Job bekommen haben. Und dann denke ich an die Gymnasiallehrer und -lehrerinnen, die zwischen 1980 und 2000 eine Planstelle bekommen haben, als die Standardfrage an Lehramtsstudenten noch war: „Studierst du noch, oder bist du schon arbeitslos?“ Als nur die allerbesten eines Jahrgangs in den Schuldienst übernommen wurden, die Leute mit Spitzennoten. Die sich den Arsch aufgerissen hatten, um Lehrer werden zu dürfen. Und die jetzt natürlich, rubbeldiekatz, in denselben Sack gesteckt werden wie Spanischmagister, die sich zu einem Jahr Unterrichten am Gymnasium herablassen (individuelles Fördern von Schülern? dafür werden sie doch nicht bezahlt), weil sie dann wenigstens nicht arbeitslos sind. Die Lehrer, die ich kenne, zeigen dazu erstaunlichen Gleichmut – sind ja Kummer gewöhnt.
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Für einen ziemlich kalten, nassgrauen Sonntag sind erstaunlich viele Läufer unterwegs.
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Die beiden Dokumentarfilme Samstagabend im Bayerischen Fernsehen: Die Sennerin und die Fortsetzung Die Hoferbin. Wie beispielhaft Autor Matti Bauer die junge Frau vom Tegernsee eingefangen hat, wie behutsam und voll Respekt. Der „Almerin“ Zeit zum Erzählen gelassen hat, es ihr überlassen hat, Prioritäten zu setzen, sich vor der Kamera zu entfalten, über Monate hinweg. Eine beeindruckende Frau, diese Uschi. Bauerntochter, weit gereist, eigensinnig, belesen, reflektiert, kurz vor dem Landwirtschaftsmeister. Wie sie beweist, dass man auch mit tiefstem Dialekt nicht dumm wirken muss. Das Leuchten ihres dicken, rotblonden Zopfes in der Bergsonne des Sommers 2003. Dass das Ergebnis den tiefen Respekt vor dem Thema des Filmes zeigt, beweist die Fortsetzung: Wären Uschi und ihre Eltern mit Die Sennerin nicht einverstanden gewesen, hätten sie sich sicher nicht zu einer Fortsetzung bereit erklärt.
Die Hoferbin steigt wieder ein, als Uschi drei Jahre später an der Entscheidung arbeitet, ob sie den Hof der Eltern übernimmt. Mittlerweile hat sie nicht nur den Landwirtschaftsmeisterbrief, sondern auch einen Sohn. Noch deutlicher als im Film davor lässt Matti Bauer viel weg (er ist gelernter Völkerkundler, das mag seinen Stil erklären): Die Geschwister Uschis tauchen nur als Erwähnung auf, der Vater des Babys gar nicht. Ich bin sicher, das war mit den Beteiligten so vereinbart, und es ist völlig in Ordnung. Als Haupthindernis für eine Hofübernahme – meine Güte, ich Naivling hätte nicht gedacht, dass dahinter ein solcher Berg Bürokratie und Vertragswerk steckt – stellt sich implizit die Bäuerin heraus, die Mutter Uschis. Im ersten Film hatte sie zwar mehrfach betont, sie wolle den Hof abgeben, damit sie endlich machen könne, was sie selbst will, und nicht immer, was gemacht werden muss. Doch scheint sie nicht damit fertig zu werden, dass ihre Tochter sich von Zwängen befreit und auch als Bäuerin unbeirrt das tut, was sie selbst will und wie sie es für richtig hält. Dadurch verströmt die Mutter eine eigenartige, unglückliche Missgunst.
Das Ganze entwickelt die Spannung eines Spielberg-Filmes: Wie wird sich Uschi entscheiden? Können die Konflikte überwunden werden, zumindest auf einer pragmatischen Ebene?
Uschi hat keine Illusionen zur Landwirtschaft – wie sollte sie, sie ist schließlich auf dem Hof aufgewachsen. Ihre letztendliche Entscheidung, den Betrieb weiter zu bewirtschaften, ist dennoch rein idealistisch: Dass es Höfe wie den ihren gibt, ist für sie einfach Kulturgut, das es zu erhalten gilt.
Und dazu das schöne Oberbayrisch: Wie lange hatte ich schon nicht mehr “Schandarm” für einen Polizisten gehört, das Uschis Vater verwendete. Auf der Alm schrieb Uschi ihr Almbuch sogar auf Bayrisch: “Koiwe” (Kälber), “Kas” etc.
Wissen Sie: Wenn Rundfunkgebühren allein mit der Begründung erhoben würden, dass sie solche Dokumentationen ermöglichen, hätten sie für mich Berechtigung genug. Dann macht Fernsehen glücklich.
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Ich fände es nett, wenn das ein Lauf ohne Sturz würde. Die gestrige Wiederholung (wieder Wurzel, wieder über die linke Schulter abgerollt) war bereits halb so lustig. Wo es der riesige blaue Fleck auf dem linken Unterarm doch gerade mal in die grüne Phase geschafft hat.
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Klar: Roher Marmorkuchenteig schmeckt so gut, dass man sich fragt, ob das Backen überhaupt sein muss. Löffelweise aber wäre er doch zu üppig – die ideale Darreichungsform ist die geleerte Rührschüssel mit lediglich Resten von Teig. Ob man daraus wohl ein originelles Dessert machen könnte? Eine kleine Schüssel servieren, die noch Reste von Kuchenteig enthält, dazu die teigumhüllten Rührer?