Die Kunst des Fehlkaufs
Donnerstag, 30. April 2009Frau Dyfa fragt nach meinem fürchterlichsten Fehlkauf. Ich fürchte, etwas wirklich Spektakuläres habe ich nicht zu bieten. Standard-Fehlkäufe sind bei mir – wie vermutlich bei jeder und jedem – unter anderem Sonderangebote, deren an sich unmögliche Farbe scheinbar vom Preisnachlass geschlagen wird (dieses Stella-McCartney-Joggingoberteil in Hautfarbe, aber sooo billig!) oder wunderschöne Schuhe mit Druckstellen, die ganz sicher von selbst verschwinden (selten dachte ich so oft ‚Ruckediguuuu!‘ wie an dem Tag in den meerblauen Wildledersandalen). In Konkurrenz um Fürchterlichkeit stehen zwei meiner Fehlkäufe:
1. Noch bescheuerter als der Erwerb von etwas zu engen Kleidungsstücken unter der Illusion, man wolle ja eh abnehmen, ist der Kauf von Kleidung anlässlich eines Rekordtiefs des eigenen Körpergewichts. Vor etwa zehn Jahren hatte ich zum ersten Mal Formen, die mich für die edelsten Unterwäschehersteller qualifizierten (eh schon schlanke Phase plus fiebrige Erkältung gefolgt von heftiger Darmgrippe) – denn damals endete das Angebot von Traummarken wie Passionata bei Körbchengröße C. Und so leistete ich mir einen sommerlich orangen Balkonette-BH in 75 C, der praktisch nur aus gestickten Blüten bestand, inklusive zwei Jazz-Pants Größe 38 (bei Unterhosen muss man, fragen Sie mich nicht, warum, immer mindestens eine Größe aufschlagen).
Ich glaube, einmal habe ich das Set sogar getragen. Dann war ich wieder gesund und passte nie wieder rein.
2. Das riesige, grüne Ballkleid inklusive verstärkter Schleppe. Als es im großen Internetauktionshaus noch Überraschungen und Schnäppchen zu finden gab, entdeckte ich einen amerikanischen Anbieter von Abendkleidung zu Startpreisen um die fünf Euro. Die Roben, zum Teil handgefertigt, waren bereits einmal getragen worden und daher so günstig. Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was mich dazu getrieben hat, das smaragdgrüne Riesenteil (ärmelloses, enges Oberteil, enorm weiter und unterlegter Rock mit Schleppe aus glatter, ungerüschter Seide) für etwa 90 Euro zu erwerben; es kann nur die schiere Faszination der Möglichkeit gewesen sein. Viele Jahre wohnte das Kleid in einer eigenen Kiste im Keller – in vergeblicher Erwartung einer Gelegenheit, es zu tragen. Letztes Jahr wanderte es endlich in die Altkleidersammlung.