Journal 14. Juni 2009

Montag, 15. Juni 2009 um 6:28

Im Offline-Geschäft an der Sendlinger Straße hatten sie das Modell nicht mehr, also habe ich mir diesen Helm im Online-Shop der selben Firma bestellt. Ein wenig verdutzt war ich über die automatische Mail, dass erst noch die Verfügbarkeit des Artikels geklärt werden müsse: In einem Online-Shop ist es technisch überhaupt kein Problem, ausschließlich verfügbare Artikel anzuzeigen – das weiß ich verlässlich. Hoffen wir also, dass es sich um eine rhetorische juristische Klausel handelt.

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Auf dem Heimweg vom Neffengeburtstag (kurzes Weißwurstfrühstück für Familie und Taufpaten, bevor die eigentlichen Gäste kamen) traf ich ein ausgeschwärmtes Bienenvolk vor der Pettenkoferstraße 14 (ein Unigebäude) an. Ich bildete mir ein, in solchem Fall müsse irgendwer Bescheid bekommen, doch meine Recherche, also Twitter + ROI (Rest Of Internet) ergab, dass sich nur bei Gefahr die Behörden interessieren. Ich hatte noch im Kopf, dass ein schwärmendes Bienenvolk dem Finder gehört, wollte aber nicht extra einen Schrank dafür freiräumen und habe eigentlich auch gar keine Zeit für die Imkerei. Ein Twitterer gab mir den Hinweis auf die entsprechenden Paragrafen im BGB: §§ 961-964. Wikipedia zitiert und erläutert sie:

Das Bienenrecht im BGB wird in der Rechtslehre gemeinhin für den unbedeutendsten Regelungskreis des deutschen Privatrechts gehalten.

090614_bienenschwarm

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Selbst wenn ich nicht zur Lektüre der Wochenend-Süddeutschen komme – die Wochenendbeilage hebe ich immer auf, um sie irgendwann nachzulesen. Und so musste ich heute zwei Wochen nachträglich Hilmar Klute beleidigt sein. Er nahm sich in der Titelgeschichte vom 30./31. Mai/1. Juni ausgerechnet meinen Jahrgang 1967, den „letzten geburtenstarken Jahrgang“ als Beispiel für die Generation, die mit digitalen Kommunikationsmitteln existenzielle Probleme habe, „waren sie doch zu alt geworden für myspace, flickr, StudiVZ“. Ich lade Sie ganz herzlich zu einem Gespräch mit mir ein, Herr Klute. Darin würde ich Ihnen nicht nur viele weitere Bewohner der Webwelt vorstellen, die meiner Generation angehören, wenn nicht sogar einer älteren. Und ich würde versuchen Ihnen auseinanderzusetzen, warum myspace, flickr und StudiVZ drei Anwendungsbereiche des Web sind, die wenig mehr als das Protokoll TCP/IP und den Zugriff über einen Browser gemein haben. Die apokalyptische Sicht auf technische Entwicklung ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Einstellung.
Nachtrag: Hier der Artikel von Herrn Klute zum Nachlesen.

Nahrung: Café con leche, Laugenstange, Schokoladenerdbeere, Banane, Mango, Saturnpfirsich, Birne, Marmeladebrot, Schokolade (Pernsteiner mit karamelisiertem Espresso – gut), israelischer Schnippselsalat mit Brot und El Molino blanco, La Mancha DO 2008, Fudge
Wetter: Sommerlich sonnig und warm, vereinzelt Wolken

die Kaltmamsell

18 Kommentare zu „Journal 14. Juni 2009“

  1. Ulrike meint:

    Cooler Helm, meinen Glückwunsch

  2. Daniela meint:

    Fehlt da nicht die Weißwurst in der Nahrungsaufzählung? :-)

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ah, Daniela, ich wusste, dass jemand mitdenken würde: Meinem Magen war es um halb zehn deutlich zu früh für Nahrungsaufnahme, und noch deutlicher zu früh für Weißwürscht. Ich passte.

  4. Daniela meint:

    Das kenne ich :-)
    Der Helm ist übrigens sehr stylish.

  5. albertsen meint:

    Kleine Korinthenkackerei: Als technisch sehr oft mit e-Commerce-Beschäftigter muss ich leider sagen, dass es durchaus ein Problem sein kann, die Verfügbarkeit von Artikeln online anzuzeigen. Vor allem kleinere Anbieter greifen gerne auf externe Partner zur Lagerung und zum Versand zurück. Diese stellen ihre Bestandsdaten aber längst nicht immer in Echtzeit zur Verfügung, sondern meist nur in mehr oder weniger großen regelmäßigen Abständen. Da kann es durchaus mal sein, dass in der Datenbank des Shops ein Artikel noch verfügbar, aber in Wirklichkeit längst ausverkauft ist. Dass es aber derart lange dauert, dass man zwischendurch noch eine Statusmail verschicken muss, ist indes allerdings peinlich.

    (Aus der Rubrik: Fragen sie Internet-Klugscheißer Onkel Albertsen)

  6. albertsen meint:

    Und dein Wikipedia-Zitat animiert mich jetzt direkt, Bienenrechtsexperte zu werden.

  7. kittykoma meint:

    in unserem haushalt merke ich, daß die art, mit dem internet umzugehen zwischen jahrgang 55 und 64 doch etwas differiert. jahrgang 55 hat eine gewisse grundängstlichkeit, weil ihm die technischen prozesse dahinter nicht bewußt sind.
    wobei ich den rundumschlag von herrn klute auch ein wenig übern ganz groben kamm geschert finde.
    das ist eher mentalitätsabhängig. jahrgang 55 redet gern offline und sehr viel (rheinländer!). jahrgang 64 findet online-unterhaltungen wesentlich besser, da leicht kontaktgestört.
    und was jahrgang 43 (meine eltern) betrifft, so ist zumindest meine mutter den horrormeldungen über die gefährlichkeit des internets aufgesessen und verkündet stolz, nie ins internet gehen zu wollen. sie läßt sich lieber den schrott vom homeshopping-tv aufschwatzen. mein vater hat zwar sein halbes leben damit verbracht, mit schaltkreisen den inhalt von computern zu entwickeln, aber dem ist selbst das versenden von faxen suspekt.

  8. helmut meint:

    Hallo,

    ich bin mir nicht ganz sicher ob sie mit diesem Helm glücklich werden. Der Vorteil der “normalen” Radhelme ist es, dass sie den Kopf während der Fahrt belüften.
    Die Skater tragen ihre Helme meist nicht für längere Zeit und können daher mit einem “Kochtopf” eher leben als die Radler. Falls Sie nur Kurzstrecken fahren, ist mein Kommentar hinfällig.

  9. kid37 meint:

    Mein Onkel war Imker und wurde früher ab und an gerufen, wenn irgendwo eine Bienentraube am Vordach hing. Meist konnte er mit denen nichts anfangen, weil die quasi zuviel Hummeln im Hintern hatten und “stockflüchtig” waren. Sprich: Die hauen eh wieder ab. Ich glaube, er hat sie irgendwo am Stadtrand ausgesetzt, bin aber nicht sicher. Ich dachte aber, daß Imker (so es noch welche in der Umgebung gibt) das wie eine Art freiwilliger Feuerwehr immer noch hilfsbereit handhaben. Im Bücherregal würde sich so ein bunter Stock sicher gut machen, man muß dann nur aufpassen, daß der Honig die Seiten nicht verklebt.

  10. Sebastian meint:

    Genau so habe ich mir das gedacht – Du weißt schon, dass dieser Helm einen automatisch in Radlrambo verwandelt? Erwarte zumindest ein paar Kunstsprünge in Zukunft!

  11. Barbara meint:

    … sind denn die belüfteten Helme nicht auch mit diesem grätzigen Styropor gefüttert?
    Das Zeug, das einem die rote Birne beschert. Und die Frisur demoliert.
    Im Fahrradfachgeschäft und Baumarkt bis Metro sehe ich nur diese Helme. Gibt’s hier wen mit einer ultimativen Empfehlung? Frau Kaltmamsell, Sie werden uns doch wissen lassen, wie das ist so, mit dem Helm. Helm und Brille, das blüht mir dann auch, das scheint mir fast wie ne Taucherglocke.

  12. Franca meint:

    Hi,
    durch Zufall letztens auf DW-TV gesehen. Denke, dass koennte ein guter Fahrradhelm sein, der so gar nicht nach Helm aussieht. Die Hersteller-Firma heisst yakkay.
    http://yakkay.de/default.aspx
    Ich selbst habe ja so einen Normalo-Sporthelm, aber diese hier, sehen ziemlich cool aus durch die selbst waehlbaren Cover. Viel Spass beim Biken.
    Gruesse

  13. Stefan meint:

    Zu dem SZ-Artikel: Hilmar Klute hat keine Ahnung und kann sich nicht ausdrücken. Ich bin selbst Jahrgang ’67 und arbeite seit über zwanzig Jahren mit Computern. Ich kenne auch niemanden aus meinem Jahrgang, auf den dieser blödsinnige Artikel passen könnte. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Bayern anders sein sollte.

  14. Susanne meint:

    Jetzt muss ich zu allem Überfluß auch noch böse sein auf jemanden, der in der Zeitung schreibt, den ich gar nicht kenne.
    Ich gehöre auch zu dem “letzten geburtenstarken Jahrgang”. Muss ich jetzt das Gefühl haben, ein Problem mit Computern zu haben, weil ich nicht weiß, was StudiVZ ist? Myspace finde ich äußerst albern.

    Ich glaube aber, 30 Jahre ununterbrochene Computerbenutzung reißen mich wieder raus. Pfft.

  15. Susanne meint:

    Nachtrag: Ich habe StudiVZ gerade gegoogelt. Natürlich kenne ich das nicht, das brauche ich ja auch gar nicht, ich studiere ja auch schon seit, äh, ziemlich genau sieben Jahren nicht mehr.
    Jetzt muss ich noch überlegen, ob der Jahrestag der abgebrochenen Dissertation ein gedenkenswerter Feiertag ist.
    Auf der anderen Seite ist mir eigentlich jeder Anlass recht, ein Gläschen Sekt zu trinken…

  16. Angelika meint:

    apropos Fahrradhelm – als ich dies heute bei frisky las musste ich spontan an Sie denken (“Bike helmets that don’t make us want to vomit”)
    Als Anti-Bluemchen-Frau koennte ich mich jedoch sogar mit dem nutcase-Modell anfreuden und der Giro-Batmobile/Gotham-Version – tongue-in-cheek … and giggling my behind off

    http://www.thefrisky.com/site/slides/246-bike-helmets-that-dont-make-us-vomit/

    Wie ergeht es Ihnen unterdessen mit Ihrem Helm ?

  17. die Kaltmamsell meint:

    Der Helm, Angelika, hatte heute seinen ersten Einsatz in die Arbeit, und er tut alles, was ich mir von ihm erhofft hatte: Schützt die Frisur, sieht nicht sportlich aus, ist bequem. Auf langen Touren käme ich möglicherweise darunter ins Schwitzen – aber ich mache keine Touren.
    Vielen Dank für den Frisky-Link!

  18. Indica meint:

    Hach Gott, was für ein selten dämlicher Artikel. Jahrgang ’65 kann auch Internet und das sogar ziemlich gut.

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