Journal Donnerstag, 1. Januar 2015 – Tiefschneesonne

Freitag, 2. Januar 2015 um 7:51

Zum ersten Mal seit vielen Jahren kein Neujahrslauf an der Isar: Dazu war ich immer noch zu erkältet. Nun, dafür zum ersten Mal seit vielen Jahren das Neujahrskonzert der Wieder Philharmoniker live im Fernsehen – die eine Tradition, die ich tatsächlich von meiner polnischen Oma übernommen habe.

Manchmal übernachtete ich als Kind bei ihr an Silvester, weil meine Eltern ausgingen oder selbst Partygäste hatten, in ihrer Wohnung im Ingolstädter Polackenviertel mit Gasherd und Ölheizung ohne fließend warmem Wasser, weswegen sie zum Baden immer zu uns in unsere Neubauwohnung kam. Dann war um Mitternacht mit Sekt angestoßen worden (damals sah man das mit Kindern und einem Schlückchen Alkohol noch nicht so eng, ich durfte auch am Eierlikör nippen, bekam in Spanien mit einem Schuss Rotwein Farbe ins Limo, und angeblich war mir sommers im Biergarten der Diezl ins Bier getaucht worden, wenn ich nicht einschlafen wollte – ich habe also jederzeit eine Ausrede für heutige Schäden und Gebrechen), meine Oma hatte ein wenig Feuerwerk besorgt und es krachen lassen, während im Fernsehen die für mich elendslangweilige Silvestergala mit Peter Alexander, Anneliese Rothenberger und steif abgespulten Scherzdialogen mit Harald Juhnke weitergelaufen war. Am nächsten Morgen musste unbedingt das Neujahrskonzert geguckt werden, meine Oma deutete in ihrer Kittlschirze Walzerschritte an und schwärmte vom jeweiligen Dirigenten, erklärte mir auch, welchen sie lieber und weniger mochte (ohne sich an die Namen zu erinnern).

Das Konzert passte wunderbar zum gestrigen gloriosen Tiefschneesonnentag. Irritiert war ich allerdings, dass Dirigent Zubin Mehta nicht im Stresemann am Pult stand, sondern in einer schlecht sitzenden Hose-Sakko-Kombi. Ein Gelübde?

Es zog mich mit Macht in die Sonne und an die Isar, dann halt nicht in Joggingschuhen, sondern in Schneestiefeln. Wie die anderen paar Hundert Münchner und Münchnerinnen auch.

Über den alten Südfriedhof.

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An die Isar.

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Es war so schön, dass ich am liebsten eine weitere Schleife gedreht hätte, doch mein Begleiter drängte zur Heimfahrt. Erst dann merkte ich, dass mein Körper schon länger signalisiert hatte, dass jetzt aber genug war – ich habe einfach keine Erfahrung im Kranksein.

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die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 1. Januar 2015 – Tiefschneesonne“

  1. lihabiboun meint:

    Völkerwanderung, gell war das gestern. Breughel ist ja ein Dreck dagegen. Gutes Neues Jahr und passen Sie auf sich auf! Ruh geben hat definitiv seinen Sinn.

  2. Trulla meint:

    Wenn´s alte Jahr erfolgreich war,
    dann freu dich auf das neue.
    Und war es schlecht –
    ja, dann erst recht!

    (Albert Einstein)

    Passt doch, oder? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes, gesundes, oft heiteres Jahr 2015

  3. richensa meint:

    Einen guten und bald erkältungs- und malaisenfreien Start ins neue Jahr!
    Die Tradition des Neujahrskonzertschauens gab es bei mir auch auch bei meiner Oma, allerdings wurde sich noch einmal ordentlich aufgehübsch und es wurde noch einmal aus den schönen Gläsern gesektelt. Oma, die beiden Tanten, oft auch die Großtante und dann wurde ebenfalls gefachsimpelt. Einen Namen kann ich noch beisteuern: Willi Boskovsky, der Schwarm meiner Oma.
    Über die eingespielten Balletszenen waren die Damen jedes Jahr stark unterschiedlicher Meinungen…

  4. Anke meint:

    Die Schneestola des Engels (?) ist wunderschön.

  5. Frau-irgendwas-ist-immer meint:

    Ihnen und Ihrem Mitbewohner ein gesundes 2015!

  6. Ulla meint:

    Gutes und gesundes 2015!
    Das könnte Sie auch interessieren😉

    http://vimeo.com/108480573

  7. die Kaltmamsell meint:

    Verstörend, Ulla – da will wohl jemand unbedingt auf die nächste documenta.

  8. oachkatz meint:

    So ein schönes neujährliches München. Gute Besserung.

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