Archiv für September 2015

Journal Sonntag, 6. September 2015 – Düsterlauf und nichts geschafft

Montag, 7. September 2015

Fast bis acht ausgeschlafen, zu Regengeräuschen aufgewacht, die aber kurz danach aufhörten.

Nach ausführlichem Bloggen nach Thalkirchen zum Laufen geradelt. Die Windjacke, die ich mir eigentlich nur zum Radeln übergezogen hatte, brauchte ich auf der ganzen Strecke und hatte doch kalte Hände: Es war fast 20 Grad kälter als vor einer Woche, keine Spur von dem Spätsommer, den man mir zum Ausgleich fürs Hochsommerende versprochen hatte. Die gute Seite dieses Wetters: Eine fast einsame Laufstrecke.

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Schwalben sah ich, viele, viele Schalben. Sie flitzten in einer Dichte über das Isarwasser, die mich an Fliegenschwärme erinnerte.

Schon am Ende meiner Laufrunde plagten mich Hüft- und Beinschmerzen (ungewohnt, bislang setzten sie erst beim Ausruhen ein).

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Daheim gab’s zum Frühstück Salamibrot und Obst, dann bereitete ich aus Ernteanteil einen Krautsalat.

Zweieinhalb Stunden verbrachte ich mit Bügeln. An sich hatte ich unter anderem so viel zusammenkommen lassen, um endlich mal wieder eine Gelegenheit zum Podcastshören zu haben. Doch dann war mein Kopf ohnehin schon zu voll, ich hörte statt dessen Tanzmusik. (Ist es traurig, dass sich meine Wohnung am ehesten nach Party anhört, wenn ich bügle?)

Keksteig für Chocolate Chip Cookies zubereitet. Mal wieder ein Automatenfoto gemacht.

Ofengemüse zum Nachtmahl.

Und dann war es schon kurz vor zehn, ich hatte weder die Wochenendzeitung gelesen noch in meinem aktuellen Buch, der RSS-Reader stand unverändert kurz vor der ungelesenen Tausend, ich war nicht im Kino gewesen, hatte den geplanten Text fürs Techniktagebuch nicht geschrieben und fragte mich, was ich bitte das ganze Wochenende gemacht hatte.
Klar war allerdings, dass mich die Hüftschmerzen ohne Ibu nicht würden schlafen lassen.

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Laut Tagesschau waren übers Wochenende 14.000 Geflüchtete per Zug nach oder durch München gekommen, sie wurden laut den Berichten superprofessionell organisiert empfangen. Die Süddeutsche schreibt sogar von 20.000 Geflüchteten.

Zwei Medien haben sich zeigen lassen, was Geflüchtete auf der Flucht bei sich tragen:

Der Guardian: “Passport, lifejacket, lemons: what Syrian refugees pack for the crossing to Europe”.

Auf medium.com: “What’s in my bag? What refugees bring when they run for their lives”.

Im größeren Rahmen frage auch ich mich, wie’s mit der Unterstützung außerhalb Europas aussieht:

Ein Kommentar in der New York Times:
“The Refugee Crisis Isn’t a ‘European Problem’”.

The Jerusalem Post fragt:
“How is the Arab world responding to the refugee crisis?”

So why aren’t the nations absorbing refugees? The Kuwaiti politician Fahed al-Shelaimi, who heads the Gulf Forum on Peace and Security, provided an answer that shocked millions in the Arab world.
“Gulf states are expensive and aside from being laborers, these people are not suitable for life here,” he said. “At the end of the day, people from a different environment who suffer from emotional problems cannot be received in your society.”

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Angela Leinen macht vor, wie man das Buch eines Autors rezensiert, mit dem man befreundet ist. Das geht nämlich schon, wenn man die Freundschaft miterzählt.
“Lost in Natalie”.

Journal Samstag, 5. September 2015 – Hilfe für Fliehende / One Pot Pasta

Sonntag, 6. September 2015

Früh vom Wecker geweckt, denn ich hatte einen Termin.

Über dem Morgenkaffee erst mal auf Twitter nachgelesen, wie der Marsch der Fliehenden vom Budapester Bahnhof aus weiterging; in meiner Timeline wurden Berichterstattende vor Ort retweetet, ebenso die Koordination von Bürgerhilfe in Wien. Etwa 1200 Menschen waren zu Fuß zur Grenze nach Österreich aufgebrochen, nachdem ihnen die ungarischen Behörden die Weiterfahrt per Zug verwehrt hatten. Die sanitären und humanitären Zustände am Bahnhof waren schon seit vielen Tagen untragbar. Endlich hatte Ungarn Busse bereit gestellt. Doch die Fliehenden trauten den ungarischen Behörden nicht mehr und fürchteten, dass sie statt nach Österreich wieder in ein abgelegenes Lager gebracht werden sollten: Erst als Journalisten und Journalistinnen mit einstiegen, füllte sich der Konvoi.

Am Wiener Westbahnhof war den ganzen Freitag über Hilfe koordiniert worden: Die Tausende Menschen wurden wohl organisiert erwartet.

Während sie weiterfuhren nach München, nahm ich mir endlich mal wieder Zeit, bei Diakonia Spenden zu sortieren. (Die Frau auf dem Websitefoto ist Nicole. Sie schmeißt die Kleiderkammer, verbringt dort gerade auch ihr Wochenende, erklärt geduldig und unermüdlich, strahlt eine mitreißende Freude und Energie aus.) Ich hatte mich vor zwei Wochen angemeldet, da war die Helfendenliste für den Tag schon fast voll gewesen.

Im Januar war die Sammel- und Sortierstelle der Diakonia noch an der Dachauer Straße gelegen, im Nordwesten Münchens. Inzwischen ist sie umgezogen, ich radelte weit hinaus in den Osten nach Trudering. Zu meiner großen Erleichterung regnete es nicht wie angekündigt, sondern war nur kühl und bedeckt.

Wir Helfenden wurden diesmal zackig angeleitet: Wir hätten einen Notfall, Tausende Flüchtlinge würden noch am selben Tag am Münchner Hauptbahnhof erwartet. Dringend benötigt würden Oberteile und Hosen für Männer in den Größen S und M, deshalb wurden wir gebeten, die Kleiderspenden danach zu sortieren. Alles andere wurde grober sortiert, Kleidung in sofort verwendbar oder nicht, Schuhe, Hygieneartikel, Kuscheltiere, Gürtel, Spiele und Weiteres in extra Behälter. Auch diesmal wurden hohe Ansprüche an die Kleidungsstücke gestellt, die den Fliehenden angeboten wurden: Nichts Beschädigtes oder Verschmutztes (sie haben kein Flickzeug und keine Möglichkeit Wäsche zu waschen), nichts Abgetragenes (Ärmel-, Kragen- und Hosenkanten!) und Ausgewaschenes – eine Frage von Respekt und Würde. Die bei der Prüfung ausgemusterte Kleidung, so wurde uns immer wieder versichert, würde anderer Weiterverwertung zugeführt, von Reparatur und Verkauf bis Faserverwertung, zum Teil durch andere Stellen der Diakonia, zum Teil durch Partner. Die finanziellen Einnahmen dieser Verwertung würden für den Zukauf von dringend Benötigtem verwendet, gestriges Beispiel war Herrenunterwäsche.1

Es war wieder ein sehr fröhliches Sortieren, Hand in Hand mit unterschiedlichen Menschen, in einer sehr produktiven Atmosphäre, in der sich jeder verantwortlich fühlte, volle Säcke zu schließen und weiterzutransportieren, neue zu besorgen und zu beschriften, den anderen nicht im Weg herumzustehen. Unter den Helfenden einige, denen deutlich anzuhören war, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache war – wenn das mal keine perfekte Integration ist.

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Immer wieder öffneten wir Spendensäcke und Koffer, die die Hilfeaufrufe eindeutig zum schlichten Kellerausmisten genutzt hatten: Dreckige Schuhe, verschimmelte Schuhe, völlig verdreckte Kleidung, ein originalverpacktes Hundebett, Stofffetzen kamen uns entgegen (Koordinatorin Nicole deutete noch weniger appetitliche Funde in der Vergangenheit an). Es fiel mir schwer, auch dahinter guten Willen zu sehen.
Dann wieder ganze Ladungen offensichtlich kaum getragener Kleidung, frisch gewaschen duftend und liebevoll zusammengelegt. Wenn sie dann noch die gestern gesuchten Größen hatten, ging schon mal ein Freudenjuchzer durch die Halle.

Am Nachmittag radelte ich wieder trocken zurück. Die 20-Uhr-Tagesschau meldete, dass am Samstag bislang 2700 Fliehende am Münchner Hauptbahnhof eingetroffen waren, nochmal so viele erwartet würden.

Es ist so großartig, wie viele Menschen helfen wollen – ich habe die Hoffnung, dass in unserer Gesellschaft gerade wirklich etwas passiert. Aber es wäre auch klasse, wenn die Hilfe in erster Linie hilft und nicht in erster Linie dem Hilfeimpuls der Helfenden folgt. Einfach an den Hauptbahnhof zu fahren und zu erwarten, mit anpacken zu können, ist zum Beispiel keine gute Idee (auch wenn die Dutzenden Münchnerinnen und Münchner, die den Ankommenden applaudieren, wirklich wichtig sind).
Hier ein Appell auf Facebook:

Wenn die Lager also zum Bersten voll sind, macht es keinen Sinn die eigene Spende mit Gewalt noch irgendwo unterbringen zu wollen. Das hilft nicht, sondern macht Arbeit und stiehlt Zeit.

Wenn Helferlisten voll sind, braucht man nicht anrufen oder einfach vor der Tür stehen um die Verantwortlichen zu überzeugen, einen doch noch “mitspielen” zu lassen. Auch das verursacht nur unnötigen Stress und nimmt Zeit in Anspruch, die sinnvoller genutzt werden könnte.

Privates Verteilen von Spenden etc. vor Unterkünften mag einem selbst ein tolles Gefühl bescheren, weil man in die “strahlenden Augen” Einzelner blickt, ist aber im Normalfall nicht fair und verursacht oftmals große Probleme.

Wenn Sie in München helfen wollen: Unter anderem das Portal muenchen.de aktualisiert laufend Hinweise und Tipps.

(Ich habe noch einen Freund im Ohr, der Anfang des Jahres seine Management- und Organisationsexpertise Hilfsorganisationen ehrenamtlich anbot und vergnatzt war, dass man diese nicht annahm: “Ich geh doch nicht Kleider sortieren!” Es mag meine innere brave Befehlsempfängerin oder meine innere Kibbuznik sein: Ich lasse mir gerne von den Organisatoren mit Überblick sagen, wo Anpacken gerade am dringendsten gebraucht wird und stelle mich zur Verfügung.)

Wie es weitergeht? Nein, ich glaube nicht, dass die Zukunft mit Tausenden Geflohenen und Entwurzelten in Europa einfach wird. Aber ich bin überzeugt, dass sie für alle bereichernd zu schaffen ist.

Was diesmal niemand behaupten können wird: Sie hätten nichts gewusst.

Und wie die hiesigen Geschehnisse der vergangenen Wochen wohl bei den Fliehenden ankommen? Sie sehen meiner Einschätzung nach in erster Linie Freiheit und Demokratie. Sie sehen: Selbst wenn Behörden versagen wie in den ersten Wochen mit einer anscheinend unerwartet großen Anzahl von Ankömmlingen, helfen Bürger. Weil sie frei sind, weil sie gewohnt sind, dass sie eigenständig handeln dürfen, weil sie nicht in Gewalt und Unterdrückung leben.

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Auf dem Heiweg kaufte ich noch ein wenig ein. Herr Kaltmamsell ist auf Reisen, so probierte ich abends das Rezept “One Pot Pasta” aus, das seit einiger Zeit durch mein Internet geht. Zumal @vinoroma gute Erfahrungen damit gemacht hatte.

Bei mir war das Ergebnis ein Desaster, schon nach drei der neun Kochminuten begannen die Spaghetti beim Umrühren zu verpomfen, bei gleichzeitig dunkler (=roher) Farbe. Zum Schluss hatte ich Nudelbrei.

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  1. Alle Fehler in dieser Erklärung sind meine Missverständnisse und gehen auf mein Konto, ich bin natürlich keine Sprecherin der Diakonia. []

Journal Dienstag, 1. September 2015 – Geflohene am Hauptbahnhof / heimatliche Weine

Mittwoch, 2. September 2015

Im allerletzten Sommermorgen radelte ich zum Sportstudio – das erstaunlich leer war. Ich befürchtete bereits, ich könnte als einzige zum Langhanteltraining antreten, doch es kamen dann doch vier Frauen zusammen.

Allerdings verweigerte ich mich dem Rat des Vorturners, fürs Bankdrücken mehr Gewicht aufzuladen. So sehr ich mich geschmeichelt fühle, wenn er mich als “Viech” bezeichnet: Ich lasse meinen Körper nicht “faule Sau” heißen.
Das hatte er natürlich nicht an mich persönlich gerichtet. Doch er versuchte die kleine Gruppe zu höheren Leistungen zu animieren, indem er behauptete, der Körper an sich sei “eine faule Sau”, deren Grenzen man immer überschreiten müsse. Heftiger Widerspruch: Wenn er seinen eigenen Körper so empfindet, ist das seine Sache, das mag mit Berufssportlertum einher gehen. Mein Amateurinnenkörper hingegen ist fleißig, stark und ein Wunder; er ermöglicht mir so viel Spaß durch sportliche Bewegung – ganz abgesehen von scheinbar Alltäglichem wie Gehen, Steigen, Tragen. Ich setze mich um meines Bewegungsspaßes Willen oft genug über seine Grenzen hinweg und bin eher geneigt, ihn dafür um Vergebung zu bitten als ihn auch noch als faul zu beschimpfen.

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Beim Verlassen des Sportstudios sah ich, dass die Arnulfstraße an der Nordseite des Hauptbahnhofs gesperrt war: Lange Schlangen von Menschen wurden von Polizei und mit Absperrbändern zum Starnberger Flügelbahnhof zur Registrierung geleitet, es war ein weiterer Zug mit Geflohenen angekommen. Das blieb auch das Thema des Tages:
Die Münchner tz berichtete per Live-Ticker, die Süddeutsche Zeitung schrieb eine Reportage “Teddybären zur Begrüßung”. Den ganzen Tag wurden unter anderem über Twitter Helfende und Hilfe koordiniert, auch die Münchner Polizei nutzte das Medium, hunderte Münchnerinnen und Münchner packten mit an.

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In Island überholt die Bevölkerung ihre zögerliche Regierung:
“10,000 Icelanders offer to house Syrian refugees after author’s call”.

After the Icelandic government announced last month that it would only accept 50 humanitarian refugees from Syria, Bryndis Bjorgvinsdottir encouraged fellow citizens to speak out in favour of those in need of asylum. In the space of 24 hours, 10,000 Icelanders – the country’s population is 300,000 – took to Facebook to offer up their homes and urge their government to do more.

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Fast auf die Minute wie angekündigt wechselte das Wetter: Um 16 Uhr zogen Wolken auf, wurden über die nächste Stunde immer dunkler, kurz vor sechs radelte ich in den ersten Regentropfen nach Hause. Für meine Abendverabredung warf ich mir bereits den Regenumhang um, wurde im immer heftigeren Regen aber doch recht nass.

Mein Ziel war das Red Hot in Schwabing: Das deutsche Weininstitut gastierte mit seiner Veranstaltungsreihe “Geschmackssache Heimat” in München, und da Stevan Paul begeistert vom Hamburger Termin berichtet hatte, wollte ich da hin.

Bereits der Begrüßungssekt war ein Knüller – und das sage ich als Bubbly-Legastenikerin. Leider sind normalerweise Köstlichkeiten auf diesem Gebiet an mich verschwendet, weil ich kaum Unterschiede schmecke. Der hier aber schmeckte mir ganz ausgezeichnet (und ich hätte nie eine Rieslingtraube dahinter vermutet):

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Auch der Bechtheimer Silvaner vom Weingut Weinreich (kein Deep Link möglich weil Flash-Hölle) aus Rheinhessen überraschte mich: Silvaner kannte ich vorher eher aus dem Fränkischen, und da war er nie derart pferdefurzig und mineralisch wie das, was ich gestern im Glas hatte.

Gar nicht zurecht kam ich mit dem nächsten Wein: Ich zolle gerne sportliche Anerkennung, dass man einen Sauvignon Blanc derart unerkennbar machen kann, aber der Sauvignon Blanc vom Pfälzer Weingut Bietighöfer war mir dann doch zu unharmonisch rass und sauer. Meine kundige Begleitung plädierte auf Milde, weil sich der Wein sicher in den nächsten Jahren noch positv entwickeln werde – auch der Winzer hatte das angekündigt.

Umso erfreulicher ging es weiter: Obwohl ich derzeit eine kleine Vorliebenpause bei Rieslingen mache, genoss ich den Monzinger Halenberg von Emrich Schönleber, Nahe (kein Deep Link möglich), sehr: Frisch und blumig, kühl und klar.

Zu essen gab es mittlerweile eine große Portion Rote Beete mit Orange und Mangodressing, zum Riesling Rippchen mit Cole Slaw, Kartoffelpü und Sommergemüse.

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Gestern lernte ich zudem Frühburgunder kennen – und was für eine Bekanntschaft! Hellere, kühlere Rotweine finde ich seit einiger Zeit ohnehin sehr interessant, und dieser Frühburgunder von der Ahr und von Peter Kriechel schoss sofort auf die Favoritenliste mit seiner leichten Vanille und dem nassen Moos.

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Zum Abschluss dann noch ein Spätburgunder, der ein ganzes Orchester auffuhr (und mich nach dem kleinen leichten Frühburgunder ein wenig überforderte): ein 2011er von Bernhard Huber aus Baden.

Sehr schön fand ich die Ausführungen von Sommelier Justin Leone, auch die der beiden Winzer Marc Weinreich und Stefan Bietighöfer.

Heimradeln in traurigem Dauerregen. “Der Bauer freut sich.”

Nachtrag: Bei Anke Gröner gibt’s mehr Details zum Abend mit Wein.

Journal Montag, 31. JanuarAugust 2015 – Letzte Male und rausgeschnitten

Dienstag, 1. September 2015

Heißer Hochsommertag, doch mit Blick auf die Wettervorhersage war alles für mich Abschied.
Letztes Mal Morgenkaffee auf dem Balkon. Zwei Eichhörnchen jagten einander minutenlang um die Stämme der Kastanien (dieses Jahr nur sehr spärlich mit Früchten behangen).
Letztes Mal in Sommerkleidchen und Sandalen in die Arbeit geradelt.

Auf den Friseurtermin am Abend hatte ich mich seit vielen Wochen gefreut: Ich hatte ihn so lange hinausgezögert, um dem Meister genug Material für einen neuen Schnitt zu züchten. Inzwischen fühlte ich mich wie dieses Schaf und flehte Herrn Friseur an: “Hol mich da raus!” Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.

Letztes Mal durch eine Hochsommernacht quer durch München nach Hause geradelt.
Letztes Mal erst beim Schlafengehen alle Fenster geöffnet.
Letztes Mal nur mit einem Tuch bedeckt im Bett gelesen.

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Der Münchner Soziologieprofessor Armin Nassehi analysiert:
“Der Hass auf den ‘Wirtschaftsflüchtling'”.

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Ein Beitrag zu #bloggerfuerfluechtlinge, der mich besonders berührt – ich weiß gar nicht recht, warum:
“Die Art von Deutscher, der ich werden möchte”.

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Kitty Koma erforscht die Ursachen von Fremdenfeindlichkeit in Sachsen – mit für mich neuem Hintergrund und interessanten Bezügen. Doch sie entschuldigt nichts.
“Sonntagsmänder am vorletzten Sommertag”.

Noch mal zum Mitschreiben für die, die sich das nicht vorstellen können. Die Demütigungen, Kränkungen und Verunsicherungen, die ein durchschnittlicher ostdeutscher Mensch meiner Generation und älter erlebt hat, sitzen nachhaltig und tief. Durch jeden dieser Menschen gehen Risse.

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Zoë Beck hat den Sorgen von Hassern mal hinterhergefragt:
“Toleranzgrenzen”.

Diese Menschen, egal welches Stempelchen man ihnen gibt oder welches sie sich selbst aufdrücken, liegen falsch. Sie verbreiten Lügen, nachweislich. Sie bedrohen andere Menschen, nachweislich. Sie rufen zu Mord und Totschlag auf, nachweislich. Sie sind voller Unzufriedeheit und Hass und nicht bereit, mit irgendjemandem zu reden, der nicht dieselben Parolen plärrt. Sie verwechseln das Recht zur freien Meinungsäußerung damit, dass jeder ungestraft pöbeln und beleidigen dürfe. Sie glauben, zu sagen, alle Asylsuchenden gehörten vergast, sei freie Meinungsäußerung. Sie akzeptieren Gewalt gegen andere Menschen. Sie heißen sie sogar gut. Manchmal insgeheim, machmal ganz offen.

Ich habe mit einigen geredet bzw. ihnen geschrieben.

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Scheinbar leichtere Kost: Die Fugly-Damen schaffen es mal wieder, sich das Äußere einer aus völlig falschen Gründen viel beredeten Frau vorzunehmen – und immer diesseits der Übergriffigkeitslinie zu bleiben.
“Fugs and Fabs and WTFs: Serena Williams at the US Open”.

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Es fand sich dann doch ein Aspekt des Kleinen Prinzen, der mich faszinieren konnte. Danke, xkcd.
“If an asteroid was very small but supermassive, could you really live on it like the Little Prince?”