Journal Freitag, 20. September 2019 – Radeln kurz vor Handschuh

Samstag, 21. September 2019 um 9:56

Nein, ich war leider nicht auf der Klimademo: Längeres Gehen und längeres Stehen sind derzeit einfach nicht drin (oder versuche ich mich rauszureden?).

Wieder gut geschlafen – und schon stelle ich eine Kausalität zum Aufgeben der Fußmärsche her. Doch wieder war es nicht genug Schlaf, ich freute mich sehr aufs Wochenende.

Sonniger Tag, doch fürs morgentlichen Radeln in die Arbeit hätte ich fast nach Handschuhen gekramt.

Mittags Tomaten und Paprika aus Ernteanteil mit Manouri, doch das hielt nicht mal bis halb drei vor: Ich hatte richtig Hunger und aß den ersten Ernteanteilapfel der Saison, ein wenig Nüsse und Schokolade. Über Twitter und instagram verfolgte ich aus dem Augenwinkel die Klimademos in ganz Deutschland und in der Welt.

Früher Feierabend, ich freute mich über das Ende der Arbeitswoche. Auf dem Heimweg Stopp beim Edeka für Süßigkeiten und Backzutaten: Ich wollte eine Linzertorte für den sonntäglichen Besuch bei Elterns backen.

Daheim stellte ich allerdings fest, dass ich irrtümlich von Eiern als Grundvorrat ausgegangen war, der bei Aufbrauchen automatisch nachgekauft wird: Es waren keine im Haus, ich musste nochmal los. Zurück zuhause stimmte ich die Backschritte mit Herrn Kaltmamsell ab, so dass ich den Kuchen in den Ofen schieben konnte, gleich nachdem er ihn nicht mehr fürs Nachtmahl brauchte.

Zum Abendessen gab es nämlich Lammkoteletts am Stück mit Brokkoli und Mangold (eigentlich dem Grün der Roten Bete, aber das ist botanisch das Gleiche) aus Ernteanteil.

Danach noch große Mengen Pralinen und Schokolade.

§

Vielen Dank an Christian für seine Bitte, elterlichen Unwillen gegen strukturelle Missstände an Schulen nicht auf Lehrerinnen und Lehrer zu zielen, verbunden mit Erklärung von Hintergründen. Anlass sind die vielfältigen Schimpfereien von Eltern im Internet über die Einkaufslisten zu Schulanfang.
“19.9.2019 – gelbe oder rote Mappe?”

Er als Lehrerinpartner, ich als Lehrerpartnerin – wir sind nach vielen Jahren geteilten Alltags mindestens so sachkompetent wie die Zahnarztgemahlin, die Werbung für Zahnpasta macht.
Und sowohl Christian als auch ich arbeiten in Unternehmens- und Büroumgebungen, die als durchschnittlich, wenn nicht gar Norm gelten und können vergleichen. Ich zum Beispiel komme schlecht darüber hinweg, dass der Herr an meiner Seite keinen Freizeitausgleich für Geschäftsreisen bekommt (also Begleitung von Exkursionen/Kursfahrten auch abends, nachts, in Ferien oder an Wochenenden – in Bayern bekommen Teizeitkräfte dafür zumindest Vollzeitgehalt), dass bei seinen Fortbildungen die Anreise meist nicht gezahlt wird, dass er seine Arbeitsmaterialien, seine Büroausstattung, Geräte und seine Kommunikationskosten aus eigener Tasche zahlen muss (und lediglich von der Steuer absetzen kann), Support für seine Computerausstattung selbst organisieren und zahlen.1 Nein, ich finde dass die Unkündbarkeit des Beamtentums diese Umstände nicht aufwiegt – zumal eben diese Umstände ja auch für angestellte Lehrerinnen und Lehrer gelten.

  1. Er weist darauf hin, dass er sich zumindest Kopierpapier aus der Schule mitnimmt. []
die Kaltmamsell

20 Kommentare zu „Journal Freitag, 20. September 2019 – Radeln kurz vor Handschuh“

  1. Hauptschulblues meint:

    H. war auch nicht auf der Klimademo. Er hat daheim viel für den Erhalt der Welt getan.
    Beim Thema “Lehrer” kommt noch hinzu, dass es keine geregelten Arbeitszeiten, eine nicht ausreichende Zahl von Arbeitsplätzen in den Schulen gibt.
    Ferien? In den kurzen wird oft durchgearbeitet. Wöchentliche Arbeitszeiten von 50 Stunden, in Spitzenzeiten bis zu 70 waren für H. normal. Da schrumpft der Urlaub auf zwei bis vier Wochen im Jahr.
    Ansonsten kann Frau Kaltmamsell nur beigepflichtet werden. In den 70ern des letzten Jahrtausends gab es von der Stadt 20.- DM (!) auf die Hand als “Schreibgeld”.

  2. Eine Leserin meint:

    Reise-/Zeitregelungen sind wohl ÖD-konform, betrifft die meisten Angestellten/Beamten eher nicht in der Regelmäßigkeit, einige aber ständig. Wenn zB ein Regierungsbezirk Verantwortungsbereich ist, Anfahrt aber nicht zur Arbeitszeit zählt.

    In der gesamten Akademiker-Kette im ÖD stehen Lehrer eher im oberen Teil. Nur im Vergleich zu Bedingungen in Industrie, Konzernen, besonders prosperierenden Branchen, lässt sich leicht eine Benachteiligung ableiten.
    Schauen Sie dagegen im ÖD auf die Honorierung von zeitlich befristeten Projektstellen, Stellen nur in Teilzeit eingeordnet, die Eingruppierung von Fachstellen innerhalb der Verwaltungsbehörden, dann auf Gehälter in Kleinunternehmen, Einkommen von Freiberuflern usw….
    Unkündbarkeit, Krisensicherheit, relativ hohe Vergütung, Beamte zählen nicht umsonst zu den wohlhabenden Schichten.

    Ich verstehe Ihre Aussagen im Zusammenhang mit der Diskussion um die Belastung von Familien durch Lernmittel nicht.

  3. Trulla meint:

    @Hauptschulblues

    Bitte um Tipps: was kann man daheim tun für den Erhalt der Welt? Ich möchte dem Beispiel folgen.
    Spontan und immer noch ganz altem Denken verhaftet fiel mir Kinder zeugen ein (bitte gleich um Verzeihung, der Gedanke war aber tatsächlich sofort präsent), aber das ist ja inzwischen kontra indiziert.

    Mir fehlt es wahrscheinlich an Fantasie.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Nein, eine Leserin: Meiner Meinung nach lässt sich von Gehaltshöhe keine Berechtigung zu fehlener Arbeitsplatzausstattung ableiten. Weder im Öffentlichen Dienst noch in Unternehmen welcher Größe auch immer gibt es eine Gehaltsgrenze, oberhalb der davon ausgegangen wird, dass jemand für seine Ausstattung selbst aufkommt.

    Ich habe keinen Bezug zu Lehrmittelfreiheit hergestellt, sondern beleuchte wenig bekannte Details des Lehrerberufs.

  5. kecks meint:

    auch schön ad arbeitsplätze in schulen: wir haben derzeit – trotz sehr fähigem inhouse-funktionsstelle-it-supports und einer hervorragenden haushaltslage der stadt und dank der abenteuerlichen arbeitsweise anderer abteilungen der stadtverwaltung – vier (in ziffern: 4) funktionierende computer, die als lehrerarbeitsplätze zur verfügung stehen, für etwa achtzig kollegInnen. das wird wohl auch das ganze schuljahr so bleiben. ach ja, die geräte stehen im immer lauten und meist überfüllten lehrerzimmer. immerhin haben wir drei (3) funktionerende drucker. aber ein schelm, wer da nicht doch lieber zuhause druckt, auf eigene kosten. gilt auch für die refis, die den staat noch nicht mal sozialversicherung kosten.

  6. Mel meint:

    Liebe Frau Kaltmamsel, bisher habe ich hier (sehr gerne!) stumm mitgelesen. Vielen Dank für den Link zu jawl. Ich habe darauf gewartet und mit mir gewettet, dass jemand die Karte “stellt euch (Lehrer*innen) nicht so an, es geht euch doch gut” zieht. Das ist oft so! Ich stelle in den letzten Jahren eine Abnahme von Lehrer*innen-Bashing fest, leider ist es aber immer noch verbreitet. Ich würde gerne weitere Einsichten liefern, die man so in wenig anderen Berufen, aber bei Lehrer*innen oft gesellschaftlich goutiert findet. Als ich vor 18 Jahren anfing im nördlichsten Bundesland als Lehrerin zu arbeiten, hatten wir eine Unterrichtsverpflichtung von 24 Unterrichtsstunden, es gab ein symbolisches Urlaubsgeld und ca. 60% Weihnachtsgeld. Als es für das Land finanziell schwierig wurde hieß es, alle müssten den Gürtel enger schnallen: die Unterrichtsverpflichtung wurde auf 27 Unterrichtsstunden angehoben, Sonderzahlungen gestrichen. Nun geht es den Ländern durch steigende Steuereinnahmen seit Jahren wieder besser, an eine Rückkehr zu alten Arbeitsbedingungen ist aber nicht zu denken. Neben diesen äußeren Bedingungen haben sich in den letzten Jahren auch die inneren Bedingungen stark verschlechtert. Die inklusive Beschulung von Förderschüler*innen ist theoretisch ein echter Gewinn für alle Schüler*innen. Leider fehlt die personelle und räumliche Ausstattung. Viele Kolleg*innen haben ihre Unterrichtsverpflichtung reduziert. Nicht für ihre work-life-Balance, sondern für ihre work-work-Balance. Sie haben gemerkt, dass sie unter Vollzeit ihren Ansprüchen an ihre Arbeit mit den Kindern nicht mehr gerecht werden. Und zum Dank müssen sie größere Wohnungen mieten als anderen Arbeitnehmer, da sie in der Schule keinen Arbeitsplatz haben, müssen ihr Arbeitsmaterial selber bezahlen und bekommen keinen Freizeitausgleich für angeordnete Mehrarbeit. Die Kolleg*innen erziehen und bilden unsere Kinder aus. Die Mehrheit macht es gut, liebevoll und verantwortungsbewußt und es macht mich wirklich wütend, dass immer wenn Lehrer*innen (oder Gatten/Gattinnen) mal aufzeigen, wo es an ihren Arbeitsbedingungen knirscht, reflexartig das (aus meiner Sicht) unsachliche “stellt euch nicht so an, es geht euch doch gut”- Argument kommt. Die Verschlechterung von Arbeitsbedingungen von Lehrkräften, wirkt sich nur deswegen nicht katastrophal auf die Schüler*innen aus, weil die Kolleg*innen das deckeln und versuchen es durch ihren Einsatz wieder wett zu machen. Für ein Land, dass auf die Ressource Mensch und gut ausgebildete junge Menschen angewiesen ist, ist das leider keine Glanzleistung.
    Eine Leserin aus dem hohen Norden mit herzlichen Grüßen in den Süden des Landes.

  7. Lempel meint:

    Dass TZ-Kräfte während Klassenfahrten voll bezahlt werden, gilt meines Wissens nach auch nur für angestellte Lehkräfte.

  8. Hauptschulblues meint:

    @Mel: Ja!!! Volle Zustimmung.
    H. hätte das ähnlich ausführen können, ist aber ein Freund weniger Worte.
    @Trulla: Kinder zeugen wäre in der Tat kontraproduktiv. Es gibt zu viele Menschen auf dem Planeten. Im Juni waren bereits die Ressourcen, die die Erde in einem Jahr stellen kann, aufgebraucht.
    Was er macht?
    Tiere und Pflanzen nach Kräften unterstützen, Genosse sein bei wichtigen Institutionen, spenden nach vielen Seiten und eine Flüchtlingsfamilie, insbesondere eine junge Frau, auf ihrem Bildungsweg begleiten.
    Ein Unterrichtsprojekt zu “Gewalt durch Sprache” (Arbeitstitel) mit einer Münchner Einrichtung entwickeln.
    Und einiges mehr.

  9. Nina meint:

    .

  10. Trulla meint:

    @Hauptschulblues
    Danke für die Antwort.
    Da treffen wir uns: mit Flüchtlingsarbeit hatte ich bereits seit den Balkankriegen angefangen und so weiter gemacht. Tierfreundliche Pflanzenwelt gedeiht auch in meinem Garten. Spenden fließen auch von hier regelmäßig (Flüchtlingshilfe, Mercy Ships, SOS Kinderdörfer und Plan International). Sicher gäbe es noch mehr zu tun, da hoffte ich auf mir noch unbekannte, machbare Anregung. Weil ich leider zugeben muss, dass ich immer noch auf gewissen Gebieten sündige. Ich mag noch nicht völlig auf das Auto verzichten und Flüge zur Familenzusammenführung finden auch statt.
    Finde das nicht wirklich gut, sehe aber leider auch nicht, wie ich darauf verzichten könnte.
    Was das Kinderkriegen angeht bin ich aber nicht zu bekehren. Da frage ich mich, welchen Sinn es haben kann, 1. auf eigenes Lebensglück und Einflussnahme per Erziehung zu verzichten, und 2. Kinderkriegen allein den Unaufgeklärten und Ignoranten zu überlassen. Geht dann doch wahrscheinlich alles noch schneller den Bach hinunter.

  11. die M. meint:

    Lieber H., dieses Projekt klingt interessant. Könnte man da irgendwann einen Einblick kriegen?
    Es grüßt die M.

  12. Hauptschulblues meint:

    @die M.:
    Ist noch ganz am Anfang, im Kopf.
    Erbitte Kontaktaufnahme.

  13. labeka meint:

    Lehrergattin aus dem Süden pfichtet absolut bei.

  14. FrauC meint:

    Mutter aus dem nicht-ganz-Süden schließt sich an!

  15. Elfe meint:

    Jedesmal wieder lese ich im Kleingedruckten Klopapier statt Kopierpapier, den Film dazu kriege ich nicht mehr aus dem Kopf …

  16. Eine Leserin meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell, nur waren mir diese Details bereits bekannt, wie auch Details Arbeitsumfelder anderer Gruppen, die, ganz unabhängig von Gehaltsgrenzen, große Lasten tragen. Bekannt ist mir die überdurchschnittlich hohe Repräsentanz in politischen Gremien und Ämtern. Nicht bekannt sind mir nennenswerte und effektive Anstrengungen auf politischer/schulintern organisatorischer Ebene, ausschließlich zu nutzende Arbeitsplätze im Schulgebäude einzurichten. Mit sekundengenauer Zeiterfassung, Präsenzkultur usw. You can‘t have it both ways (immer noch ÖD als Rahmen)

    Es war die Blicküberdentellerrand-Karte. Die Mitleid-Karte ist hier kein Trumpf. Die AberBildingunddieKinder-Karte beendet jedes Spiel ja sofort…

  17. Susann meint:

    Also, hier mal eine Stimme von der Front – ich erwarte mir kein Mitleid, meinen Beruf als Lehrerin finde ich sehr schön und erfüllend, und ich bin mir sicher, Herrn Kaltmamsell geht es ebenso (und seinem Blog nach zu schließen ist er ohnehin eine Zierde seines Berufs). Nur – es ist halt so verdammt unprofessionell, wie das Drumherum des Lehrerberufes organisiert ist, das beginnt bei den leidlichen Rahmenbedingungen im Lehrerzimmer, geht über den mangelnden Support für IT (oder die nicht vorhandene IT) und endet bei dem nicht vorhandenem Synergieeffekt, der sich daraus ergibt, dass sich jede/r jeden Pups selbst organisieren muss bis hin zum Arbeitszimmer.
    Warum Lehrer nicht en masse Fridays for Lehrerzimmer-Demos abhalten, um Arbeitsplätze an der Schule zu bekommen? Ich persönlich glaube, es liegt an einem nicht ganz unbegründeten Mißtrauen gegenüber den Powers That Be. Erfahrungsgemäß enden Appelle der Lehrerschaft in Lösungen, die eher Verschlimmbesserungen sind. Man könnte sich vorstellen, dass irgendjemand im Kultusministerium freudestrahlend auf die Idee kommt, dass die Lehrer, wenn sie denn gerne Einzelbüros wollen, doch eigentlich nachmittags in den ohnehin zum Teil leerstehenden Klassenräumen arbeiten könnten! Die sind doch da! Das wäre kostengünstig (und kostengünstig soll es bitte schon sein!)! Für das bisschen Arbeitsmaterial könnte man ja verschließbare Rollcontainer ausgeben!
    …und im Nu fünde sich die Lehrerschaft dazu verdonnert, nachmittags in Klassenzimmern zu arbeiten, in denen kein Platz für ihren Arbeitskram ist (im Lehrerzimmer aber auch nicht; und zuhause, wo ein Arbeitszimmer bis zur Decke vollgeräumt ist mit der liebevoll aufgebauten Materialsammlung, ist man ja dann nicht mehr. ), die überraschend doch nicht leerstehen, womit sich dann 10 Lehrkräfte an winzigen Schülertischchen in der 5c wiederfünden. Und die minutengenaue Zeiterfassung würde ständig abstürzen, was bedeuten würde, dass alle ersatzweise ein Arbeitszeiterfassungsheft führen müssten und zur Beurteilung einreichen müssten. Da pendle ich doch lieber zu Hause zwischen Küchentisch und meiner Hälfte des häuslichen Arbeitsbereiches, wo mein Material lagert!

    A propos Zeiterfassung: ich habe das letztes Schuljahr mit einer App gemacht. Fazit: unter dem Schuljahr kam ich auf keine Woche, in der ich nicht min. 5, 6 Stunden mehr arbeitete als bezahlt (bei einer bezahlten Arbeitszeit von 16 Stunden – also fast 1/3 “Überstunden”). Mit den Ferien (“unterrichtsfreie Zeit”, bei mir i.d. Regel zumindest Korrekturzeit) eingerechnet, ging die Rechnung dann so auf, dass ich etwas mehr arbeitete, als bezahlt wurde. Bei den Vollzeitkräften stimmt das sicher so nicht, da sie in der Regel mit mehr Korrekturklassen gesegnet sind, was wesentlich zeitintensiver ist als in meinem Fall.

  18. die Kaltmamsell meint:

    Was ist Ihr Punkt, eine Leserin? Aus Ihrem ersten Kommentar las ich: Kritik an Arbeitsbedingungen von Lehrerinnen und Lehrern ist unzulässig, weil diese überdurchschnittlich viel verdienen. Jetzt lese ich: Kritik an Arbeitsbedingungen von Lehrerinnen und Lehrern ist unzulässig, weil die Arbeitsbedingungen in anderen Berufen ebenfalls verbesserungswürdig sind, weil – und jetzt verliere ich Ihren Faden. Könnten Sie (möglichst unpolemisch und sachlich) präzisieren?

  19. Sabine meint:

    Nur – es ist halt so verdammt unprofessionell, wie das Drumherum des Lehrerberufes organisiert ist, das beginnt bei den leidlichen Rahmenbedingungen im Lehrerzimmer, geht über den mangelnden Support für IT (oder die nicht vorhandene IT) und endet bei dem nicht vorhandenem Synergieeffekt, der sich daraus ergibt, dass sich jede/r jeden Pups selbst organisieren muss bis hin zum Arbeitszimmer.

    Das hat @Susann sehr schön dargestellt. Es ist zum Mäusemelken. Ich habe jedes Jahr das Vergnügen, neuen ReferendarInnen die Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten des Arbeitsplatzes Schule vorstellen zu dürfen. Man selbst gewöhnt sich ja an manches, aber die großen Augen, die mich da anschauen, zeigen mir immer wieder, wie aberwitzig dilettantisch das alles ist. Mein Job hat zum Glück ein schulisches Büro mit sich gebracht und ich war verblüfft, wie sehr es dazu beigetragen hat, die eigentlich erhöhte Arbeitszeit gleich wieder einzuschmelzen. Also: die miserable Arbeitsorganisation in der Schule frisst Zeit und Nerven, die dann für das Wesentliche fehlen. Das zu beklagen, hat mit Jammern nix zu tun.

    Auf einem anderen Blatt stehen die Inklusionsverfahren mancher Bundesländer, die mir, nach allem, was ich darüber gehört habe, skandalös schlecht ausgestattet sind und direkt Kinder und Lehrkräfte betreffen.

  20. Eine Leserin meint:

    Mein Punkt im ersten Kommentar war vorrangig, ich kann nicht nachvollziehen, was die Kritik an chaotischen Zuständen am Schuljahresanfang mit den von Ihnen geschilderten Arbeitsbedingungen der Lehrer:innen zu tun haben soll (auch wenn es Zusammenhänge geben mag, eben chaotische Systeme). Ihre vorgebrachten Beispiele sind Arbeitsumstände, wie sie viele Menschen im öffentlichen Dienst treffen, und auch in anderen Zusammenhängen üblich sind. Ob es jetzt gerechtfertigt ist, das zu kritisieren oder nicht, war nicht mein Punkt (die innere Arbeitsrechtlerin und Gewerkschafterin stimmt Ihnen zu.)

    Weil ich zu wissen meine, dass Lehrer:innen in der Gesamtkette der abhängig Beschäftigten eher zu den privilegierten gehören, hat mich die direkte Nähe der beiden Themen (Lehrmittelfreiheit, meines Erachtens subjektiv erlebte benachteiligende Arbeitsbedingungen (daher Hinweis auf Bestimmungen im ÖD) sehr irritiert. Mein Eindruck ist, Ihre eigenen Arbeitserfahrungen sind leider nicht breit repräsentativ.

    Die Sonderstellung von Lehrer:innen scheint mir darin zu liegen, dass ein häuslicher Arbeitsplatz vorgehalten werden muss. Oder genutzt werden darf, je nachdem. (aber auch: quasi Zwang für viele, privaten PKW zu halten und zu nutzen…)

    Und vielleicht sehen dann doch nicht so viele Leher:innen die Notwendigkeit eines häuslichen Arbeitszimmers als Benachteiligung.
    Warum sollte nicht durchsetzbar sein, Arbeitszimmer in den Schulen vorzuhalten, wenn es eine breite Forderung ist? Sorgen, man müsste auf leere Klassenzimmer ausweichen o.ä. wären unbegründet. Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit werden im Schulgebäude beachtet werden. Forderungen dagegen, die Kosten eines privaten Arbeitszimmers und Arbeitsmittel darin zu übernehmen, werden nie erfüllt werden. Jeder Sachaufwandsträger würde leicht herzustellende und zu kontrollierende Räume anbieten, im Schulgebäude.

    Wir müssen uns nicht einig werden. Mir war es grade ein Bedürfnis, eine andere Perspektive anzubieten. (und ein Punkt, der für Sie vielleicht als polemisch mitschwingt: wenn es stört, sollten gerade Lehrer:innen wissen, wie das System funktioniert und wie es zu ändern ist, so viele gut ausgebildete Menschen; vielleicht wissen sie aber das eine oder das andere nicht, und dann weiß ich auch nicht. Begrüßenswert fände ich Lehrmittelfreiheit und gute Planung am Schuljahresanfang). Danke für die Geduld.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.