Archiv für November 2019

Journal Sonntag, 3. November 2019 – Porträt einer jungen Frau in Flammen

Montag, 4. November 2019

Nochmal lange ausgeschlafen, ich schien es zu brauchen.

Nach Morgenkaffee und Bloggen kam auch schon Herr Kaltmamsell heim: Er hatte das Rollenspiel überlebt (also: seine Figur), war lediglich übernächtigt und unrasiert.

Ich genehmigte mir ein knappes Stündchen Crosstrainer, um meinen Bewegungsdrang wenigstens ein bisschen auszuleben. Davor ein wenig Faszienrolle, danach eine Runde Bauchmuskeltraining.

Als ich mich fürs Duschen fertigmachte, erreichte mich eine Frage nach gemeinsamem Kinobesuch: Sehr gute Idee, ich verabredete mich für Porträt einer jungen Frau in Flammen.

Frühstück: Eine Scheibe selbst gebackenes Brot mit Marmelade und Käse, Quark mit Mango und Banane.

Porträt einer jungen Frau in Flammen – ein sehr schöner Film, im visuellen Mittelpunkt: Die Gesichter der Protagonistinnen. Über die zwei Stunden sah ich jedes Haar, jede Linie, jede Pore – und hohe Schauspielkunst. Aber es war halt schon auch ein französischer Film (leider meine ich das nicht nett): Keine Liebesgeschichte ohne konstruierte Krise. Und auch wenn einiges auf gute Weise ungewöhnlich war, z.B. keine Filmmusik außer den drei Mal, bei denen in der Handlung Musik ertönte, die Erzählökonomie mit wenig Dialog oder dass ausschließlich Frauen spielten, auch die Rolle einer Kunstmalerin im 18. Jahrhundert: Unterm Strich waren die platte Handlung und die Bilder halt dann doch Klischees, die knapp am Kitsch vorbeischrammten. Und die Überwältigungsversuche des Films durch atemberaubende Bilder hatten auch etwas Aufdringliches.

Kurzes gemeinsames Getränk im Anschluss, Fachsimpeln über Hüftbeschwerden.

Zum Nachmahl wärmte ich den Schwarzkohl-Eintopf auf. Die Wunde ist nun doch gut verheilt, ich wagte nach zwei Wochen wieder ein Entspannungsbad. Es tat seine Wirkung, ich wünschte wieder, ich könnte so schlafen: schmerzfrei getragen vom warmen Wasser, gehalten von den Badewannenwänden.

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Die deutschen Leitmedien befassen sich dieser Tage umfassend und Titelblatt-breit mit dem Stand der Meinungsfreiheit – welche die rechten Kräfte in manipulierender Lautstärke so lange und konsequent auf öffentlichen (!) Podien angezweifelt haben, dass sie laut Umfragen immer größere Bevölkerungsschichten damit verunsichern.

Gut gefallen hat mir dazu der Essay von Harald Staun in der FAZ – der allerdings seit gestern hinter einer Bezahlschranke verschwunden ist:
“Es spricht die Sprachpolizei”.

Jetzt bereue ich, dass ich die Zitate, die ich Ihnen vorstellen wollte, nicht schon gestern rauskopiert habe. Unter anderem wies Staun darauf hin, dass es fast ausschließlich diejenigen sind, die Menschenverachtendes äußern, die bei Widerspruch ihre Meinungsfreiheit angegriffen sehen und eine Einschränkung dort sehen, wo einfach um Rücksicht gebeten wird.

Bei dieser Gelegeneheit lohnt es sich, den ganzen Artikel des deutschen Grundgesetzes zur Meinungsfreiheit zu lesen, nicht nur den ersten Paragraphen.

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

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Kathrin Passig war auf einem Übersetzungskongress und hat sich von einem anonymen Übersetzer gestehen lassen, welche Textsorte am wenigsten erkennbar von Software übersetzt werden kann:
“All Translated By Machines Of Loving Grace”.

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Hier wollte ich einen Twitterthread posten für alle Mütter mit “Mädchen und Buben sind nunmal von Natur aus verschieden, das sieht man schon ganz früh”: Kate Long hatte in einem Geschäft die Aufschriften auf Baby- und Kleinkind-Shirts fotografiert. Dass sie ihren Account mittlerweile auf privat gestellt hat, lässt mich Böses zu den Kommentaren auf Twitter befürchten – Femistinnen werden ja besonders erfolgreich aus der Öffentlichtkeit weggebrüllt und -gedroht (return to Absatz über Meinungsfreiheit).

Journal Samstag, 2. November 2019 – Brotbacken, Lesen, Stricken, Kochen – ein Frauensamstag aus den 50ern

Sonntag, 3. November 2019

Wieder ausgeschlafen: Nach dem Aufwachen um sechs nochmal einzuschlafen, war eine gute Idee.

Noch vor dem Kaffeemachen Brotteig geknetet, es sollte wieder einen 7-Pfünder geben. Morgenkaffee über ausführlichem Bloggen, Twittertimeline nachgelesen.

Als ich das Brot auf dem Backofen holte, war ich auch damit fertig.

Anschnitt natürlich abends nach vollständigem Auskühlen.

Duschen und Anziehen, die Waschmaschine gefüllt und eingeschaltet, ich machte mich auf eine kleine Einkaufsrunde.

Draußen bemerkte ich, dass die Temperaturen (wie angekündigt) um mindestens zehn Grad gegenüber Allerheiligen gestiegen waren. Ich sah viele Menschen mit Jacke/Mantel überm Arm, machte zwischen zwei Einkaufsstationen einen Abstecher zurück nach Hause, um den Pulli unterm Janker abzulegen.

Zum Frühstück Semmeln vom Vortag (die guten Handsemmeln, die offensichtlich mit Sauerteig gemacht und langsam gegangen waren – ich wusste, dass die auch am nächsten Tag noch saftig sein würden), eine mit Hummus, eine mit Frischkäse und Meyer Lemon Curd.

Ich setzte mich an den Balkon und las Hayes Insomniac City aus. Zeitlich wäre danach eine Nachmittagsvorstellung im Kino drin gewesen, doch ich war noch zu sehr im Buch gefangen und wollte nicht durch eine neue Geschichte rausgerissen werden. Auch auf Zeitunglesen hatte ich aus diesem Grund erst mal keine Lust, einen Spaziergang versagte ich mir, weil meine Hüfte meldete, dass bereits die Einkaufsrunde genug Beanspruchung gewesen war.

Also kam ich auf die Idee, mein vor sechs Jahren angefangenes Strickzeug rauszukramen. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich wieder ins (einfache) Muster reindachte, fand auch die Anleitung für den Sommerpulli aus dunkelblauem Bändchengarn wieder. Wenn ich weiterhin nur minimal Sport treiben kann, bekomme ich den vielleicht sogar bis nächsten Sommer fertig.

Dann las ich aber doch die Wochenendezeitung, bis es Zeit war, Abendessen zu kochen. Es sollte mit Ernteanteil-Schwarzkohl und -Kartoffeln Caldo verde geben (ich orientierte mich an diesem Rezept), weil mit bayerischer Kaminwurzn statt Chorizo halt Grea Caldo.

Wurde sehr gut, durch die Rinderbrühe eine richtige Festtagsversion. Zum Nachtisch Schokolade.

Im Fernsehen fand ich nach der Tagesschau rein gar nichts, was mich interessierte, las statt dessen Internet. Im Bett begann ich den nächsten Roman: Toni Morrison, Beloved.

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Ein ganz besonderes Tänzchen im Sportstadium auf Twitter.

via @dieliebenessy

(Gibt doch sicher so ‘ne Motivationspostkarte: Such dir einen Job, dessen Berufskleidung dir jederzeit Tanzen ermöglicht.)

Journal Freitag, 1. November 2019 – Schlachthofviertel und Beifang aus dem Internetz

Samstag, 2. November 2019

Den Allerheiligen-Feiertag verbrachte ich auch dieses Jahr allein (Herr Kaltmamsell ist beim jährlichen Rollenspiel), umso mehr kam ich zum Denken und Schreiben.

Nach Ausschlafen (gut!), Bloggen und Kaffeetrinken machte ich aus den Meyer Lemons vom Vollcorner Curd nach Ankes Rezept (ich beschloss, dass die zwei Winzlinge als eine Zitrone zählten). Und wer behauptet, ich hätte vor lauter geschäftigem Abspülen und Aufräumen nicht genug aufgepasst, bekommt eben nichts von meinem köstlichen süßen Zitronenrührei ab! (So schlimm war es gar nicht, die Creme enthält halt ein paar gestockte Eiweißfetzen.)

Duschen und Anziehen, dann holte ich mir Semmeln – und stellte fest, dass ich unter dem kalten Hochnebel durchaus eine Mütze vertragen hätte. Ich frühstückte zwei Semmeln, eine mit Butter und letzter Ernteanteil-Tomate, eine mit Curd.

Einziges Vorhaben für den Tag war ein Spaziergang durchs Schlachthofviertel: Die Route des Bus’ 62 hatte mich an interessanten Anblicken vorbeigetragen. Und so stromerte ich los.

Ich kam an der Alten Utting vorbei – ein Ausflugdampfer vom Ammersee, der jetzt ein zweites Leben als Kulturprojekt und Lokal auf einer Eisenbahnbrücke hat.

An der Lagerhausstraße.

Und schließlich an reichlich Street Art, die das eigentliche Ziel meines Spaziergangs gewesen war. Dort herrschte gerade Emsigkeit: Zwischen Dutzenden Spraydosen und Arbeitsmaterial standen Männer mit Mundschutz vor den Mauern und änderten oder erneuerten die Kunstwerke. Ich nehme an, dass sie zum Kulturprojekt Bahnwärter Thiel gehörten. Der Feiertags-ruhige Verkehr ermöglichte mir gute Fotografierpositionen von der Straße aus.

Eine weitere kleine Sammlung: Schlachthofviertel.

Steht leider leer – wo das doch der perfekte Ort für eine der derzeit angesagten Fleisch-Grillereien wäre.

Daheim aß ich das letzte Stück Engadiner Nusstorte. Zeitunglesen vorm Balkon (mit regelmäßiger Akrobatik-Einlage am Meisenknödel). Durch eine Nebenbemerkung im Lokalteil erfuhr ich, dass es das Lokal Walter & Benjamin seit August nicht mehr gibt – es bleibt die Weinhandlung gegenüber.

Ich setzte Rinderbrühe auf und machte es mir mit Bill Hayes` Insomniac City im Sessel bequem – kurz nach fünf war es bereits dunkel. Vor drei Jahre hatte ich Oliver Sacks Autobiografie On the move gelesen, das kurz vor seinem Tod mit 82 Jahren veröffentlicht worden war. Besonders berührt hatte mich, dass er nach lebenslangem Hadern mit seiner Homosexualität, nach Jahrzehnten der Einsamkeit, wenige Jahre vor seinem Tod die Liebe seines Lebens gefunden hatte: Eben diesen Bill Hayes, der sich in Insomniac City als feinfühliger, reflektierter und humorvoller Mensch zeigt – und für den wiederum Oliver Sacks die große Liebe war.

Ziemlich am Anfang fiel mir eine Passage auf (in meinem eBook sah ich, dass sie bereits von vielen anderen Leserinnen und Lesern markiert worden war):

I cannot take a subway without marvelling at the lottery logic that brings together a random sampling of humanity for one minute or two, testing us for kindness and compatibility.

Ich dachte sofort an den Hashtag #mitmir4, mit dem auf Twitter die Menschen einer Vierergruppe im Öffentlichen Nahverkehr geschildert werden.

Und mir fiel ein, wie ich vergangene Woche auf dem Weg zum Stachus einen Vierersitz mit zwei Frauen teilte, die eine etwas jünger als ich, zierlich und mit Hijab, die andere etwas älter, kräftig und mit sonnengegerbtem Gesicht. Der Moment von kindness and compatibility entstand, als der hörbar schlecht gelaunte Fahrer die Störung zwischen Sendlinger Tor und Kolumbusplatz durchsagte, offensichtlich nicht gewohnt, über Mikro frei zu sprechen, und die Info mit “do geht nix mehr!” abkürzte: Wir sahen einander an und lachten einvernehmlich, eine murmelte “kann man so sagen”, die andere “Hauptsache Transparenz”.

Zum Abendessen kochte ich mir Ernteanteil-Spinat (im Topf vorher Knoblauch in Olivenöl angebraten, dann gewaschene, gründlich geschleuderte Spinatblätter dazu und umgerührt, Deckel drauf und bei mittlerer Hitze zusammenfallen lassen), aß die Ernteanteil-Radieserln geschnipselt mit Salz, anschließend ein wenig gekochtes Rindfleisch und alles Suppengrün.

Ich setzte Brotteig für Samstag an, guckte Tagesschau, der Restabend gehörte Insomniac City.

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Neil Geiman schrieb 2017 seine kleine Ansprache zur Hochzeit zweier Freunde auf:
“Wedding thoughts: All I know about love”.

via Spreeblick-Newsletter, den man hier abonnieren kann (Empfehlung)

Gerade vergangene Woche waren mir Beziehungsweisheiten durch Kopf und Herz gegangen, nämlich nachdem ich bei Frau Nessy eine gelesen hatte, die Liebe langfristig nur mit “Arbeit” für möglich hält. Das scheint allgemein akzeptiert zu sein, gruselt mich aber ein wenig. Doch genau deshalb gefällt mir Neil Geimans Ansprache, denn: Ich weiß es doch auch nicht. Frau Nessy mag den Begriff “Entscheidung”, auch das trifft zumindest für mich nicht zu. Je länger ich so durch die Gegend lebe, desto klarer wird mir: Jede Beziehung ist anders, es gibt kein Patentrezept. Die einzigen empfehlenswerten Elemente, die ich für über-individuell halte, sind gegenseitiges Wohlwollen (also dem Gegenüber Gutes zu wollen) und Respekt. Ich sehe zwar immer wieder Beziehungen, denen ganz offensichtlich eins von beidem oder beides fehlt, und sie funktionieren doch auf eine für mich sehr schräge Art und Weise – aber ich bezweifle, dass die Beteiligten sie als glückliche Beziehung bezeichnen würden.

Und dann las ich gesern bei Bill Hayes, wie er eines Abends den erkälteten Oliver Sacks mit Tabletten und Tee versorgt:

I: “What else can I do for you?”
O: “Exist.”

So geht es mir halt auch.

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Die erfolgreichsten Websites 1996-2019 als dynamische Grafik. (Da ich ab ca. 1997 dabei war, krückstockfuchtelte sie, hatte ich einige “Ach richtig, die gab’s ja auch mal!”-Erlebnisse. Ich bin so lange im Web, dass ich mich an das Erscheinen von Google auf der Bildfläche erinnere – und wie sensationell dessen Geschwindkeit und Treffsicherheit war.)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/2Uj1A9AguFs

ebenfalls via Spreeblick-Newsletter

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Long-Read über Brot und Getreideanbau in UK.
“Flour power: meet the bread heads baking a better loaf”.

via @katha_esskultur

Denn es ist – mal wieder – kompliziert: Der industrielle Fortschritt in der Landwirtschaft hatte ja auch eine Menge positiver Folgen. Mehr Ertrag pro Hektar ist zum Beispiel per se nichts Schlechtes, oder?

We are only beginning to understand the importance of diversity and the complex systems that plants – and animals, and us – need to thrive. In an interview, Martin Wolfe once argued that value should be accounted not just according to the cash received for a crop, but to the effect of the plants on the soil and carbon sequestration, and wider effects “on mood, on beauty, on community”.

Nach der Lektüre weiß ich nicht nur viel mehr über Getreideanbau und Müllerei, sondern auch, warum das Mehl, das ich in der Hofbräumühle kaufe, eine verhältnismäßig kurze Haltbarkeit hat: Weil es besonders reichhaltiges und gutes Mehl ist.

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Eine kleine Vorbereitung darauf, was fast jeder mal blüht: Den Nachlass der Eltern zu bewältigen.
“Was ich lernte, als mein Vater starb”.

ebefalls via @katha_esskultur

Journal Donnerstag, 31. Oktober 2019 – Schuhfreude

Freitag, 1. November 2019

Unruhige Nacht, jetzt aber wieder nur wegen Schmerzen.

Herrn Kaltmamsell ein letztes Mal Morgenkaffee gebracht, bevor er sich in die 1930er und metaphysischen Wahnsinn stürzt. Mit dem Rad in die Arbeit (Schal, Mütze Handschuhe), um Abends nach dem Reha-Sport schnell heim zu kommen.

Neues Kleid und neue Schuhe (Direktkauf von der britischen Tracey Neuls, von der ich mir vor Jahren in Brighton diese Prachtexemplare geleistet hatte, die sich als bequem und sehr hochwertig erwiesen). Die Stiefelchen bereiteten mir viel Freude – es passen sogar Einlagen rein! es war eine gute Idee, mir diesmal auf den Rat der Sprechstundenhilfe nach 15 Jahren Einlagen statt einem zweiten Paar für Sportschuhe ein zweites besonders dünnes Paar machen zu lassen. Doch das Kleid sitzt weder hinten (Ausbeulung auf Höhe Hohlkreuz) noch vorne (zu wenig Stoff auf Brusthöhe) – ich begehrte es beim Anprobieren wohl so sehr, dass ich die Mängel der Passform übersah.

Ein grauer Tag. Mittags Gurke und rote Paprika mit einem Stückchen Käse, Hüttenkäse mit ein paar Löffeln Latwerge. Nachmittagssnack ein Stück Eiweißriegel.

Reha-Sport begann wieder mit einer Einheit Progressiver Muskelentspannung. Diesmal legte ich mich auf eine der schmalen Liegen, doch die Anweisung, meine Gedanken zu “leeren”, “ganz bei sich” zu sein, funktionierten in der Umgebung nicht. Es ist vermutlich sinnvoller, ich übe die Technik daheim und in echter Ruhe – ohne grässliche Musik und ohne Programm im Anschluss. Das gestern aus einer Runde Gerätepark bestand, die ich so zügig wie möglich absolvierte, also mit nur fünf Minuten Aufwärmen, ohne im Zweifel weitere Wiederholungen draufzulegen, mit Abkürzung der Pausen zwischen den Sätzen – ich wollte nämlich bittegerne heim.

Beim Heimradeln dann doch noch ein schneller Abstecher in den Edeka: Milchvorrat, Suppengemüse. Ich hatte nämlich geplant, am Freitag aus dem angekündigten Ernteanteilschwarzkohl Caldo Verde zu bereiten, Herr Kaltmamsell hatte bereits Suppenfleisch besorgt. Doch daheim fand ich auch eine ordentliche unangekündigte Portion Spinat im frisch geholten Ernteanteil vor: Ich plante um, Freitag gibt es Spinat und frisch gekochtes Suppenfleisch, Caldo erst am Samstag. Gestern Abend gab es den Salat aus Ernteanteil mit Orangen-Tahini-Dressing, dann Sandwichtoast mit Butter und Orangenmarmelade.

Nachdem ich auf Twitter die verschiedenen Ausprägungen des deutschen Halloween-Feierns gelesen hatte (auf der Theresienhöhe waren zahlreiche Kindergrüppchen mit Erwachsenenaufsicht unterwegs), begann ich im Bett auf meinem Kindle das nächste Buch für die Leserunde: Bill Hayes, Insomniac City: New York, Oliver, and Me.

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Schon lange weisen Forscherinnen und Forscher darauf hin, dass gewalttätiger Rechtsextremismus immer massive Frauenfeindlichkeit enthält, dass Antifeminismus oft das verbindende Element beim Start der Radikalisierung ist. Auf Tagesschau.de fassen Robert Bongen und Katharina Schiele zusammen:

“Rechtsextremismus
Feminismus als Feindbild”.

Helm hat festgestellt, dass der Hass auf Frauen ein verbindendes Element in der Gedankenwelt von rechtsextremistischen Attentätern ist. Auch der Attentäter von Christchurch, der im März in Neuseeland 51 Menschen ermordet hatte und den der Täter von Halle als Vorbild bezeichnet, gab in seinem “Manifest” dem Feminismus die Schuld, dass Frauen nicht genug Kinder bekämen und es deshalb zu einem “Bevölkerungsaustausch” mit den Muslimen komme.

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“Die vergessenen Kinder des Krieges: Ajna Jusić wurde bei einer Vergewaltigung gezeugt”.

via @vonhorst

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Sie erinnern sich an Sean Spicer? Den früheren Trump-Sprecher? Dumme Frage, natürlich erinnern sie sich (allerdings vermutlich wie ich viel lieber an sein Alter Ego in Saturday-Night-Live, Melissa MacCarthy). Seit einigen Wochen nimmt Spicer an der Show Dancing with the stars teil – und schafft es, die vertrauten Mechanismen der Lüge und des Betrugs sogar in dieser harmlosen Unterhaltung wirkungsvoll einzusetzen (und Trevor Noah ist richtig gut geworden!):

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https://youtu.be/UW24yps3Ti4