Archiv für Dezember 2020

Journal Samstag, 26. Dezember 2020 – Marsch in frostiger Weihnachtssonne

Sonntag, 27. Dezember 2020

Lange ausgeschlafen, das war schön.

Nach Bloggen, Morgenkaffe, Twitterlesen gab es die verschobene große Sportrunde mit viel Kraftübungen, und sie machte so richtig Spaß. Die Pause am Vortag war also eine gute Idee gewesen und kein Symptom dafür, dass ich nie wieder Lust auf Sport haben würde.

Schon beim anfänglichen Crosstrainerstrampeln sah ich in Sonne.

Beim Sport hörte ich die aktuelle Folge Rice and Shine: “Meine Mama die Blumenfrau.” Linh Tran erzählt von ihren Eltern und damit auch von ihrer eigenen Kindheit auf dem Hochbett im berliner Laden ihrer Eltern – keine einfache Geschichte.

Bei meinen letzten Berlinbesuchen waren mir die vielen Blumenläden in vietnamesischer Hand aufgefallen – offensichtlich das Ergebnis einer historischen Entwicklung jüngeren Datums. Das ist in München definitiv nicht so, von den hiesigen Menschen mit Viet-Hintergrund sind sehr wahrscheinlich die wenigsten als DDR-Vertragsarbeiter nach Deutschland gekommen.

Zum Frühstück aß ich Schinken, Rote-Bete-Salat, Honigbrot.

Das Wetter blieb überraschend sonnig, ich wollte dringend raus. Und zwar in einen Teil des Englischen Gartens, der vielleicht nicht zu überlaufen sein würde. Also fuhr ich mir der U-Bahn nach Norden und stieg an der Alten Heide aus. Auf dieser Höhe war der Englische Garten zwar auch nicht menschenleer, aber die Menschen hatten genug Platz sich zu verteilen.

Es war herrlich in der Sonne zu gehen, sogar Schneeflecken zu sehen. Ich konnte über eine Stunde lang so rasch marschieren, dass mir trotz Temperaturen um den Gerfrierpunkt nicht kalt wurde.

Daheim aufs Bett mit Füßehoch und einer Tasse Tee. Ich schaute in der arte-Mediathek eine Doku von 2011 über Stan Laurel und Oliver Hardy: “Die komische Liebesgeschichte von “‘Dick & Doof'”.

Als Snack gab’s Mandarinen und Marzipan, zum Abendessen Schinkennudeln (wir sind mit dem Schinken in Brotteig immer noch nicht durch).

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Eine sehr lustige Sammlung von Vätern, die von ihren kleinen Töchtern geschminkt wurden (“Dude, we’re finally pretty now.”).

Journal Freitag, 25. Dezember 2020 – Bewegende Grüße aus der Vergangenheit

Samstag, 26. Dezember 2020

Ist es nur in meinem Kopf seltsam, dass ein Tag ein Freitag sein kann UND Weihnachtsfeiertag? (Nicht antworten.)

Noch vor elf hatte ich dreimal Tränen in den Augen wegen freundlicher Worte (nicht an mich gerichtet). “Furiously kind” ist doch mal ein Ziel für zwischenmenschlichen Umgang (Empfehlung von Laurie Penny in ihrem Patreon-Newsletter).

Ehepaare auf Twitter:

Obwohl eigentlich Rundum-Rehagymnastik drangewesen wäre und ich mangels Reise zu Familienweihnacht mehr als genug Zeit dafür gehabt hätte, ließ ich mich nach nur wenig Hadern in die Lethargie fallen, zu der graues Wetter (die fünfeinhalb Schneeflocken zählten nicht) und stillster Feiertag des Jahres lockten. Wegen eines Tags Untätigkeit würden meine Muskeln schon nicht verkümmern.

Herr Kaltmamsell brütete über Möbel- und Dingeverteilung in der neuen Wohnung, schob auf seinem Bildschirm Rechtecke herum, maß Teile unserer vielen, vielen Bücherregale aus. Wir besprachen Möglichkeiten der neuen Aufteilung unserer Bibliothek. Eine Folge: Ich mistete nachmittags den einen oder anderen Meter Bücher aus, u.a. alles von Luise Rinser, Hermann Hesse, Minette Walters, Nick Hornby, Sujata Massey, Fred Vargas, Esther Vilar. Wenn ich das jemals nochmal lesen möchte, komme ich wirklich leicht ran. (Sollten Sie Interesse haben: Ganz oder in Teilen gegen Porto zu verschenken – an mitlesende Familie natürlich auch ohne Porto. Nur kenne ich deutlich mehr Menschen, die Bücher loswerden wollen, als Menschen, die darauf erpicht sind.)

Ausgemusterte Bücher, Herr Kaltmamsell hatte sich über die vergangenen Tage von DVDs befreit.

Buchregal mit wundervollen Löchern.

Frühstück war ein ordentliches Stück Schinken mit ordentlich Brotteig drumrum.

Nach reichlich Internetlesen wollte ich raus, auch wenn es unwirtlich aussah. Zur Feier des Tages in Capa (und weil ich keine Tasche mitnehmen musste und den Hausschlüssel in eine Kleidtasche stecken konnte).

Aufgenommen von #boyfriendofinstagramm Herr Kaltmamsell.

Ich spazierte die Theresienwiese entlang über KVR ins Schlachthofviertel, übers Dreimühlenviertel an die Isar, übers Glockenbachviertel zurück. Es schneeregnete und schneite mal leichter, mal stärker.

Neuer Street-Art-Liebling am Bahnwärter Thiel.

Beim Heimkommen hatte ich Hunger (dieses Weihnachten ist ernsthaft kaputt: HUNGER!), ich aß Mandarinen und das Scherzl des In-Brotteig-Brots mit Butter und Marmelade.

Zum Abendessen war Käsefondue geplant, das gab es dann auch. Brot eben nicht am selben Tag eigens gebacken, sondern Brothülle vom Schinken. Ich hatte seit Tagen Lust auf Schaumwein gehabt, wir öffneten unsere letzte Flasche Rieslingsekt von Buhl. (Der uns so gut schmeckte, dass ich umgehend ein Kistlein vom nächsten Jahrgang nachbestellte.)

Ein Mitabiturient (einer von den vielen, die sich als Erwachsene als völlig andere Menschen herausstellten, als ich sie als Jugendliche eingeschätzt hatte – schon damals war ich offensichtlich gefangen in Stereotypen) mailt seit vielen Jahren Weihnachtsgrüße an den Abitreffen-Verteiler – schon seit Zeiten, als E-Mail als Medium exotisch war. Doch dieses Jahr gab es erstmals Reaktionen darauf: Ein Blick in meinen “Unbekannt”-Ordner überraschte mich damit, dass viele ehemalige Mitschüler*innen an den Gesamtverteiler geantwortet hatten, mit ebenfalls guten Wünschen, aber auch mit ein paar Stichpunkten zu ihrer aktuellen Lebenssituation 35 Jahre nach dem Abitur – oder noch länger nach unserer gemeinsamten Schulzeit, in diesem Verteiler sind auch Menschen, die vor diesem Abitur 1986 die Schule gewechselt hatten. Im Lauf des Tages meldeten sich immer mehr (auch ich hatte ein paar Zeilen geschrieben und ein aktuelles Bild angehängt), darunter Menschen, an die ich oft gedacht hatte, von denen ich aber seit fast 40 Jahren nichts wusste. Sehr bewegend.
(Nachtrag weil vermutlich nützliches Detail: Unser Abi-Jahrgang, humanistisches Gymnasium, zählte nur 49 Köpfe.)

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Ein Tagebuchtext von Landwirt James Rebanks im Spectator (der Mann kann halt wirklich schreiben):
“A farmer’s notebook: why I’m not dreaming of a white Christmas”.

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Auf Twitter hinterfragt @pete_lectro das Wort “Plätzchen” und zieht Konsequenzen. (Unbedingt die Antworten lesen.)

Journal Donnerstag, 24. Dezember 2020 – Melancholischer Hl. Abend

Freitag, 25. Dezember 2020

Kurz nach fünf vom Rumpeln im Müllhäuschen unter meinem Schlafzimmerfenster geweckt worden. Erst geärgert (NICHT MAL AN HL. ABEND RUHE!), dann wurde mir klar, dass da jemand an Hl. Abend arbeiten musste, ich schämte mich über den Ärger.

Ersten Schritt Brotteig für den abendlichen Schinken in Brotteig getan (ich war nur für den Teig zuständig, alles andere erledigte Herr Kaltmamsell, der diese Speise, die er aus seiner Kindheit kannte, endlich mal selbst machen wollte), Rote-Bete-Salat für abends zubreitet.

Es musste doch nochmal jemand raus: Ich stellte fest, dass ausgerechnet Mehl zu wenig da war für den Brotteig um den Hl.-Abend-Schinken und für das Brot am Ersten Weihnachtsfeiertag. Herr Kaltmamsell war so nett, den Abstecher zum Basitsch zu erledigen.

Am Vormittag leuchtete der Himmel nochmal, bevor das Wetter zu windig und regnerisch umschlug.

Frühsport: Bank- und Seitstütz, Strampeln. Dabei hörte ich eine Folge des Adventkalender-Podcasts von @herzbruch und @novemberregen an, die genau so lang war wie meine geplante Crosstrainer-Einheit: “22. Türchen”. Die anderen Folgen muss ich leider verpassen. Die angekündigten fünf Minuten pro Folge wären für mich Nicht-Podcast-Hörerin genau richtig gewesen, das hätte ich täglich geschafft. Aber die durchwegs längeren Einheiten erlitten das Schicksal aller längeren Podcasts – zum Glück weiß ich ja, dass die geschätzten Macherinnen das am besten verstehen, da es ihnen auch so geht.

Zum Frühstück gab’s frische Semmeln (wenn Herr Kaltmamsell eh schon rausmusste) sowie Joghurt mit Granatapfel und Orange.

Ich bügelte die paar zu bügelnden Sachen weg, las dann die Vier-Tages-Ausgabe Süddeutsche. Kneten des Brotteigs fürs Abendessen.

Sind mir über die Jahre auch fast alle Advent- und Weihnachtsrituale abhanden gekommen (geblieben sind derzeit Familiengeschenke, Wir-suchen-das-Christkind-Spaziergang am Nachmittag des 24.12. und besonderes Essen in feiner Kleidung an Hl. Abend, seit einigen Jahren kam dazu: Eggnogg) – Familie sehe ich schon arg gern an diesen Tagen. Bei großartigem Essen kuscheln, einander anschauen, reden, scherzen (wir sind eine Nicht-Streit-Familie, auf beiden Seiten), das hätte ich schon gern gehabt. Ich kann nur hoffen, das genug Menschen vernünftig waren und sich nicht mit anderen mischten, damit das 2021 wieder geht. Es gab 2020 schmerzlich wenig Familie. Derzeit sorgen wir uns zusätzlich um Herrn Schwieger, der nicht nur Weihnachten in einer Klinik verbringen muss, sondern halt auch nicht besucht werden kann.

Was ging: Christkindl-Such-Spaziergang in durchgehendem leichten Tröpfeln.

Keine Bläser mit Weihnachtsweisen auf dem Alten Südfriedhof. Dafür wurde in einem Innenhof am Südfriedhof “Es werd scho glei dumpa” gesungen. Blick von Wittelsbacherbrücke

und Corneliusbrücke.

Es kam mir vor, als seien die Parklücken nicht so viele wie in den vergangenen Jahren, was hoffentlich ein Zeichen ist, dass weniger Menschen verreist sind.

Zurück daheim übergab ich Herrn Kaltmamsell den Brotteig, er schlug den Schinken vom Herrmannsdorfer darin ein (geräuchtert und gepökelt erworben, selbst vorher am Tag bei niedriger Temperatur in Wasser gegart).

Als leichte Zwischenmahlzeit Tee und ein Stück Stollen, dann zog ich mich um, legte Schmuck an, griff nach Monaten sogar zu Lippenstift.

So stattete ich das Wohnzimmer mit allen vorhandenen Kerzen aus, schaltete zum ersten Mal in der Saison die Weihnachts-Playlist ein. Herr Kaltmamsell servierte Eggnogg, wir freuten uns an den verpackten Geschenken als Weihnachtsdeko.

Der Schinken im Brotteig hatte monströse Ausmaße angenommen, weniger Brotteig wäre gut gewesen (doppelt so viel Brotteig für doppelt so viel Schinken war mein Anfänger-Denkfehler gewesen). Wir beschlossen gleich mal, dass ich am Ersten Weihnachtsfeiertag kein weiteres Brot backen würde.

Herr Kaltmamsell kam ihm mit elektrischem Messer, Brotmesser, Fleischmesser bei.

Als Festessen aber ausgezeichnet, der Schinken war aromatisch und saftig, frisches Brot ist immer köstlich, der Rote-Bete-Salat aus Ernteanteil passte ausgezeichnet.

Dazu hatte ich eine Flasche Tement Sauvignon Blanc 2017 Steirische Klassik aufgemacht, sehr mineralisch.

Geschenke-Auspackeln mit viel Freude und Rührung, Telefonate mit Eltern und Geschwistern. Fernsehen, zum Nachtisch gab’s spanische Weihnachtssüßigkeiten: Turrón und Mazapán.

Ins Bett mit Ohrstöpseln und geschlossenem Fenster, weil bei den Drübernachbarn große, laute Gesellschaft bei offenen Fenstern war.

Journal Mittwoch, 23. Dezember 2020 – Vorweihnachtliches Putzen, Sporteln, Telefonieren

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Ausgeschlafen bis fast sieben.

Putzrunde, da unsere Putzmänner drei Wochen pausieren, zum Glück diesmal halbwegs frohen Muts mit tanzbarer Musik auf den Ohren. Durch die Monate Pandemie-bedingten Selberputzens im Frühjahr weiß ich, welche Bereiche sie beim Staubwischen auslassen (alles, wofür man auf eine Leiter steigen müsste), auf diese konzentrierte ich mich. Plus Küche und Bad, Herr Kaltmamsell übernahm das ungeliebte Staubsaugen.

Draußen war es so mild, dass ich die ganzen anderthalb Putzstunden die Balkontür offenlassen konnte.

Es ist ja ein gut erforschter Umstand, dass nach Kauf eines Netzes mit Bio-Organgen umgehend die Absprache unter den Früchten beginnt, welche der Orangen über Nacht schimmlig wird. Ich war also überrascht dass vom 2,5-Kilo-Netz, das Herr Kaltmamsell am Montag mitgebracht hatte, auch gestern keine schimmlig war. Von den vier verbleibenden schälte ich mir zwei zum Porridge und entdeckte: Eine war INNEN schwarzschimmlig! Respekt, Bio-Orangen, Respekt.

Frühstück trotzdem Porridge mit Orangen, Joghurt und Ahornsirup.

Völlig überraschend bekam ich die Nachricht, dass eine verschollene und aus Gründen für tot gehaltene Freundin wieder aufgetaucht ist, lebendig. Das muss ich erst mal verarbeiten und hoffe auf direkten Kontakt. (Nachtrag für längstjährige Mitlesende: Es handelt sich um die Freundin mit dem Mahlzeit-Maschinchen.)

Am frühen Nachmittag fuhr ich zum letzten Reha-Sport vor Weihnachten. Ich ging zu Fuß bis zum Odenonsplatz in der Hoffnung, unterwegs an einem Obst-Standl Trauben zu bekommen, aber: An keinem der passierten vier Stellen, an denen ich Standl gewohnt bin, standen sie. Sie hätten auch kein Geschäft gemacht: Bei geschlossenen Läden war die Fußgängerzone leer, Schlangen gab es nur vor Corona-Tests und Schnelltests.

Im Fotoautomaten des U-Bahnhofs Odeonsplatz wollte ich das letzte Automatenfoto des Jahres aufnehmen (hier die Erklärung), ich trug seit Wochen passendes Kleingeld bei mir. Doch wie schon mehrmals fraß der Automat eine Münze ungezählt, behauptete, das sei zu wenig für ein Foto. Und dann gab der Automat das eingeworfene Geld nicht mehr her, es half kein Drücken des Wiederausgabeknopfs. Zum zweiten Mal in der jahrelangen Aktion rief ich die Servicenummer an, die im Automaten verzeichnet ist – und während ich beim ersten Mal nur eine Nachricht auf einem Anrufbeantworter hinterlassen konnte, meldete sich diesmal eine freundliche Stimme. Wir vereinbarten eine Rückzahlung per Paypal, ich gab die dafür nötigen Infos durch. Mal sehen, ob ich mich dieses Jahr nochmal zu einem Automatenbesuch aufraffe.

Sportrunde im Rehasportzentrum, anstrengend aber wohltuend. Meine LWS-Muskulatur zwickt immer wieder und lässt das Becken unrund laufen, das Nacken-Schulter-Problem will sich ebenfalls nicht bessern, Altern ist nichts für Memmen.

Jeder Epoche ihren Superhelden.

Zu Hause als Snack ein Resterl Bohnennudeln vom Vorabend.

Anruf des spanischen Onkels (älterer Bruder meines Vaters), die gute Seele meldet sich jedes Jahr. Mit meinem schwindenden Spanisch kämpfte ich mich durch einen Austausch von Herzlichkeiten und Informationen, erfuhr unter anderem, dass in Madrid die Restaurants geöffnet sind, mit begrenzter Tischzahl, mein Onkel sagte aber, sie seien fast leer.

Zum Nachtmahl servierte ich, was ich mir sonst gern als Abendessen ohne Herrn Kaltmamsell mache: Spinatsuppe aus gefrorenem Rahmspinat mit verlorenen Eiern.

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Große Freude über das gestrige SZ-Magazin: Z.B. ein Interview mit George Clooney, dieser coolen Socke, der sehr schwer nicht zu mögen ist in seinem glaubwürdigen Understatement. Und dann der herrliche Abschluss:

Aber Ihnen ist auch klar, dass ein Film, den Sie drehen, doppelt so erfolgreich ist, wenn Sie auch die Hauptrolle spielen.
Mag sein, aber ganz ehrlich: Als ich das Drehbuch zu The Midnight Sky gelesen habe, dachte ich, das kann ich nicht Brad Pitt oder Matt Damon anbieten. Die sehen einfach nicht alt genug aus für die Rolle.

Hahaha, buuuuuurn!

Sehr gefiel mir der Text von Alena Schröder, warum sie als Andenken an ihren Vater seine Stofftaschentücher behalten hat. (Folgerichtig kostenlos zu lesen.)
“Was mich die Stofftaschentücher meines Vaters lehren”.

Auch lesenswert: Ein Interview mit Luise F. Pusch über das Deutsche als Männersprache – es freut mich sehr, dass sie derzeit Aufmerksamkeit von großen Medien bekommen (auch eine coole Socke).

Und dann sah ich in einer Anzeige (!) ein Sofa, das mir ausgesprochen gefiel. Es passt zu keinem Einrichtungsgegenstand, den wir derzeit besitzen, aber möglicherweise ist mir das mangels Geschmack völlig egal. Darf ich vorstellen: Bubble 2, Dunkelgrün finde ich am passendsten. Stelle ich mir großartig in der neuen Wohnung vor (Vertrag ist immer noch nicht da, der zuständige Herr entschuldigte sich wegen Überarbeitung).

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Maik und Pierre – wen Glumm so trifft, wenn er mal wen trifft.

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Vorbildlicher Aushang einer Hausarztpraxis in Neu-Ulm, der über die Covid-19-Impfung informiert.

Journal Dienstag, 22. Dezember 2020 – Warme Winde, BBC-Entdeckung

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Kurz vor dem Aufwachen begegnete ich im Traum Bekannten, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe: Sie waren zu meiner Geburtstagsfeier gekommen (andere Wohnung als meine aktuelle, erinnerte mich eher an die meiner polnischen Großmutter), hatten zum Teil Freunde mitgebracht, die ich noch nicht kannte. Ich freute mich sehr darüber, sie alle zu sehen.

Verstärkter Muskelkater, auch an eigentlich trainierten Stellen. Ich beschloss einen Tag Sportpause. Statt dessen ein Test: Zu Fuß in die Arbeit und auch wieder heim (klappte gut, ich ging vorsichtshalber nicht zu schnell). Im Vorbeigehen den kleinsten Laubbläser jemals gesehen, eingesetzt vor einer Haustür. Klar: Wenn Tischstaubsauger, warum dann nicht auch Tischlaubbläser.

Letzter Arbeitstag des Jahres, es war noch mal viel Verteilens und Versendens. Als Brotzeit hatte ich Quark und Joghurt mit Birne dabei, danach noch ein paar Trauben.

Heimweg über letzte Einkäufe beim Vollcorner: Er war nicht so voll wie schon mal, aber auch nicht so schön leer wie vergangenen Freitag.

Ich genoss das Wetter: Es tröpfelte immer wieder und es wehte starker Wind, doch die Luft war sehr mild. Auch wenn ich weiß, wie apokalyptisch über zehn Grad an Weihnachten sind, freue ich mich halt über jedes Grad. (Und bedaure all Sie Fans der “trockenen Kälte”.)

Daheim aß ich Reste des Blaukraut-Salats vom Vorabend und mehr Trauben (Herr Kaltmamsell hatte sich in den Vorratskäufen verkalkuliert und das Obst zum Käsefondue zu früh besorgt).

Im Postfach ein Newsletter vom Kartoffelkombinat, es gibt wieder einen Jahresrückblick. Wenn Sie mal schaun möchten, wie das Jahr in unserer Gärtnerei verlief?

Ich ging einem Tipp nach und schaute in der arte-Mediethek eine BBC-Serie von 2013, Inside No. 9. Komische 30-Minüter mit abgeschlossener Handlung und Pointe, die beiden Folgen, die ich gestern sah, waren schon mal großartig (komplett unrealistisch, aber in realistischem Habitus inszeniert, wunderbare Drehbücher) – und arte bietet sogar Originalton an. Sieht nach Unterhaltung für die Weihnachstage aus. Außerdem erste Arbeiten am Bücherrückblick 2020 hier im Blog.

Wissen Sie noch? Wie die Schlagzeilen der vergangenen Jahrzehnte in den Wochen vor Weihnachten vor allem damit beschäftigt waren, ob es weiße Weihnachten geben würde? Jetzt dominiert natürgemäß die Corona-Pandemie, sie verschärft sich immer noch, gleichzeitig beobachte ich hilflos immer neue Bemühungen, Hygieneregeln auszutricksen. Da die menschliche Vernunft offensichtlich auf breiter Front versagt: Wenn die religiösen Bevölkerungsteile sich bitte verstärkt aufs Beten verlegen würden? (Jeder und jede im eigenen Haushalt.)

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell einen Eintopf aus weißen Bohnen mit Nudeln (Nudeln in Weihnachtsformen, ein Geschenk), ich hatte Feldsalat mit gerösteten Walnüssen dazu gemacht.

Als Drinks hatten wir Dark & Stormy (restliche Ginger Beer-Bestände vom Sommer).

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Herrliches Beispiel, wie treffend Filmmusik eine Doku-Aufnahme interpretieren kann (im Grunde ja die Kamerafahrt), am Beispiel Lkw-Stau.

Journal Montag, 21. Dezember 2020 – Corona ermöglicht meinen ersten kabarettistischen Jahresrückblick

Dienstag, 22. Dezember 2020

Wecker auf halb sechs, damit mich eine leere U-Bahn zum möglichst einsamen Reha-Sport bringen konnte. Klappte alles wie erhofft.

Zeitunglesend im Bus in die Arbeit gefahren, milde Temperaturen. Vier schnell vergehende Stunden Arbeit, mittags eine Scheibe Brot und die Kerne eines riesigen Granatapfels.

Komische Rückenschmerzen, die aber eigentlich schon beim Sport. Wahrscheinlich einfach ein Muskelkaterchen vom Sonntag, als ich Ausfallschritte mit seitlichem Hantelheben verstärkte.

Ich entnahm der Einkaufszettel-App, dass Herr Kaltmamsell bereits am menschenarmen frühen Vormittag alle Einkäufe erledigt hatte, kein Anlass für Umwege. Für den Heimweg zu Fuß suchte ich statt dessen nach Straßenseiten und Abschnitten, die ich noch nicht kannte, mäanderte unter anderem durch den Bavariapark.

Daheim machte ich mir Milchkaffee (Decaf, ich Memme), es gab ihn mit zwei Scheiben vom selbst gemachten Stollen, sehr erfreulich. Lesen mit Füßehoch auf dem Bett.

Bereits am Samstag hatte ich die aktuelle Ausgabe Granta 153 ausgelesen, Second Nature. Ausgaben zum Thema Natur und Umwelt gibt es immer mal wieder, und bald war mir aufgefallen, dass sie mich eigentlich immer langweilten – obwohl mich das Thema doch überdurchschnittlich interessiert. Diesmal versuchte ich herauszufinden, woran das wohl lag. Ich vermute einen Grund darin, dass sie fast ausschließlich Sachtexte enthalten (auch diesmal mit nur einer Ausnahme) und ich Granta, “The Magazine of New Writing”, doch wegen des writing mag, und zwar fiktionalem. Diese Ausgabe enthielt zudem auch eigenartige Texte, die ich für völlig fehlplatziert hielt, z.B. den von Ken Thompson, “Aliens and Us”: Das Thema “invasive Arten” finde ich eigentlich spannend, doch sein Artikel war offensichtlich die Reaktion auf eine aktuelle Fachdebatte, die ich nicht kenne und in der er von Kolleginnen und Kollegen in der Biologie dafür angegriffen wird, dass er den Mechanismus nicht grundsätzlich negativ einordnet. Mitgenommen habe ich allerdings: Rod Mason über die Jahrhunderte, die er und seine Vorfahren in Australien lebten und welche Auswirkung das Eindringen von Europäern hatte; Sheila Watt-Cloutier, eine Inuit, über das traditionelle Leben ihrer Community und wie es sich durch die Zwangsmaßnahmen von Weißen und durch den Klimawandel verändert hat.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell das Blaukraut aus unserem Ernteanteil zu einem Salat mit Fenchel, Orangen und Feta verarbeitet (Rezept aus Nicky Stichs erstem Kochbuch Delicious Days), der genau das Richtige war: Ich aß große Mengen davon.

Abendunterhaltung:

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https://youtu.be/MniTf-mpQGs

Den Berliner kaberettistischen Jahresrückblick gibt es seit über 20 Jahren und er ist eine Bühnen-Legende (Bov Bjerg, Horst Evers, Hannes Heesch, Christoph Jungmann, Manfred Maurenbrecher). Jahr für Jahr bedauerte ich, dass ich ihn schon wieder nicht live im Mehringhoftheater sehen konnte. Dieses Jahr ist alles anders: Vorstellungen mit Publikum kann es wegen der Pandemie nicht geben, die fünf Herren haben ihre Show gefilmt und auf YouTube gestellt. So kam auch ich gestern in den Genuss, und es war einer. Sogar Eintritt konnte ich zahlen!

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Nun ist da diese mutierte Variante von SARS-CoV-2, am gründlichsten nachgewiesen in UK, und sorgt für hektische Grenzschließungen und Spekulationen. Für eine fachliche Einordnung empfehle ich zum einen diesen sachlichen Twitter-Thread des Virologen Marco Binder. Darin verlinkt er auch weitere interessante (wissenschaftliche – also anstrengend zu lesende) Infos. Und zum anderen das gestrige Deutschlandfunk-Interview mit nicht nur Virologen, sondern auch Corona-Experten Christian Drosten.

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Wenn sie das allweihnachtlich gesendete Drei Nüsse für Aschenbrödel mögen, interessieren Sie sich vielleicht für die Dokumente, die das Bundesarchiv in einer virtuellen Ausstellung dazu zeigt. Herzallerliebst zum Beispiel die Bemerkungen des seinerzeit, also 1973 leitenden DEFA-Dramaturgen für Kinderfilm Klaus Richter de Vroe über die Handlung und die Unterschiede zum grimm’schen Märchen Aschenputtel:

Aschenbrödel ist trotz ihrer mißlichen Lage und der schlechten Behandlung durch Stiefmutter und -schwestern nicht unglücklich und verlassen. Sie hat nicht nur Tiere zu Freunden (besonders die Tauben und das Pferd ihres Vaters), sondern auch das Hofgesinde. Sie ist lustig, sogar “keß”, klug und temperamentvoll.

(…)

Aschenbrödel liebt den Prinzen, sie will ihn haben und sorgt dafür, daß er sie auch liebt, indem sie ihm zeigt, was in ihr steckt. Sie “organisiert” sich ihr Glück, ohne dabei liebenswerte weibliche Zurückhaltung ganz aufzugeben und nicht ohne Momente der Unsicherheit und Unentschlossenheit.

Journal Sonntag, 20. Dezember 2020 – Neue Spazierwege im Dezembergrau

Montag, 21. Dezember 2020

Ausschlafen nach guter Nacht sogar bis halb acht!

Sportrunde mit abgekürztem Gymnastikteil weil keine Lust.

Frühstück Brot mit Käse (schau an, der langweilige Blaue Kornblume wird ja richtig aromatisch, wenn man ihn vor Verkauf anständig reifen lässt), Orangen mit Joghurt.

Wieder eher graues Hochnebelwetter mit lediglich Ahnung von blauem Himmel, doch auch gestern zog es mich kurz nach Mittag raus. Ich ging über die Theresienwiese, wo der Christbaumverkauf gute Geschäfte machte, sich sonst die Menschen aber verliefen.

Über die Theresienhöhe folgte ich einem praktischen Fußgänger-/Radler-Steg, der über Bahntrasse und Hansastraße zum Westpark abkürzte. Ich stellte fest, dass ich auf diesem Weg in nicht mal 40 Minuten zu Fuß am Café Gans am Wasser landete.

Das war aber genug Fußmarsch, ich nahm einen Bus zurück nach Hause.

Dort Tee und Stollen, gemütliches Lesen.

Ich stelle an mir immer mehr Alte-Leute-Geräusche fest. Damit meine ich nicht mal knackende Gelenke, die ich bereits seit 20 Jahren höre. Sondern Atemgeräusche: Beim Aufstehen vom Sitzen spanne ich anscheinend immer mehr Muskeln an, wenn ich stehe, atme ich mit leichtem Stöhnen aus. Immer häufiger folgt ein Stöhn-ähnlicher Laut dem Erheben vom Boden oder Strecken nach oben.
Endstadion ist wahrscheinlich die Geräuschkulisse, die ich bei einer Greisin in der Umkleide des Reha-Zentrums hörte: Bei ihr endete jedes Ausatmen in einem Klagelaut, auch in völliger Ruhe.

Zum Nachtmahl gab es die Reste vom Vorabend als Suppe mit gerösteten Brotwürfeln.

Die 7-Tages-Inzidenz der Corona-Fälle in München steigt weiter (wir haben die 300 gerissen), auch in Deutschland. Und das noch vor den Weihnachtstagen mit gelockerten Hygieneregeln (die in meiner Umgebung laut eigenen Aussagen sehr viele nutzen werden, unter anderem für längere Reisen zu Verwandtschaft). Ich sehe Anfang 2021 einen echten Lock-down auf uns zukommen, mit kompletter Ausgangssperre.

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Ausführliche Sammlung von Katzen in Christbäumen.


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