Archiv für Februar 2022

Journal Montag, 21. Februar 2022 – Schnee, waagrecht

Dienstag, 22. Februar 2022

Eher unruhige Nacht, deutlich vor dem Weckerklingeln erleichtert wach gewesen.

Draußen war es weiter windig, doch als ich aus dem Bad kam, schneite es in der Dämmerung auch noch waagrecht (besser als Regen, für den ich das auf den ersten Blick gehalten hatte). Schirm war bei diesem Wind keine Option, für Anfahrt mit Öffentlichen hatte ich zu fest einen Fußmarsch eingeplant (ich bin nicht flexibel). Ich setzte also meine dickste Winter-Radlmütze auf und stemmt mich in den Gegenwind und den Schnee.

In der Arbeit stellte ich fest, dass meine Wimperntusche doch nicht so tauch-tauglich war, wie man sie mir angepriesen hatte, sie erwies sich als nicht mal schneefest.

Am Vormittag Besprechungen und Erledigungen.

Zu Mittag gab’s ein großes Glas Friedrichshainer Wintersalat vom Sonntag (eigentlich für zwei Brotzeiten gedacht, doch er schmeckte mir so gut, dass ich nicht mit Essen aufhören wollte, war dann auch nur wenig zu viel), eine Orange.

Lernen von den besten: Ein Brief überraschte mich mit der Formulierung “Leider stehe ich für Rückfragen erst einmal nicht zur Verfügung. Ich hoffe es klärt sich alles zu Ihrer Zufriedenheit.”

Nicht zu später Feierabend. Es war kälter geworden, doch auf meinem Heimweg war es nicht nur noch nicht dunkel, sondern auch trocken (und nur mittelwindig).

Mit Herrn Kaltmamsell traf ich mich bei der eingelagerten Küche aus der vorherigen Wohnung: Unsere Nachmieter nahmen uns zumindest die Elektrogeräte der früheren Küche ab. Verabredung mit den einlagernden Freunden zu einem gemeinsamen Restaurantessen in zwei Wochen, wieder etwas zum Vorfreuen.

Zu Hause turnte ich Yoga – eine anstrengende Folge unter anderem wegen Balance, die würde ich gern nochmal machen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Chinesisches: Ein wenig Rindfleisch, Lauch, schwarze Bohnen, Reis aus der Pfanne.

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Faszinierender Thread auf Twitter: Tim Urban nützt “Künstliche Intelligenz”1, um Fotos zu erstellen, wie historische Figuren heute aussehen könnten.

  1. Oder was er aus Vermarktungsgründen so nennt: Ich bin ziemlich sicher, dass der Algorithmus nicht unter die eigentliche Definition von Künstlicher Intelligenz fällt. []

Journal Sonntag, 20. Februar 2022 – Unspektakulärer Drinnensonntag

Montag, 21. Februar 2022

Nachdem der Samstag aus zwei Tagen bestanden hatte (Wandern UND Abend bei Freunden), gab’s einen sehr ruhigen Sonntag.

Schlaf bis fast acht, Vormittag mit döseligem Kopf. Auch Herr Kaltmamsell fühlte sich arg benebelt, wir erinnerten einander vorsichtshalber auch an Grundlegendes, nachdem wir immer wieder irgendwo in der Wohnung standen und nicht mehr wussten wozu: “Zähne putzen.” “Du hast noch Rote Bete auf dem Herd.”

Draußen war es weiter windig, aber weit von Sturm entfernt. Zur sportlichen Bewegung ging ich nach Bloggen über Morgenkaffee und Nachlesen der Twitter-Timeline nach Langem mal wieder in den Verein zum Crosstrainer-Strampeln. Ich musste mich MTV-Gebäude wieder neu orientieren, der Abschluss weiterer Umbauten hatte zu neuer Raumverteilung und neuen Wegen geführt.

Ich hörte bei gemütlichem Strampeln Musik, dehnte danach ausführlich (vorher hatte ich daheim mit der Blackroll vor allem die blöde harte Wadenmuskulatur gewalkt, da muss doch was zu machen sein – gedehnt wird sie ja eh überdurchschnittlich oft durch den fast täglichen herabschauenden Hund beim Yoga). Noch verschwitzt marschierte ich über den Alten Südfriedhof zum Semmelnholen.

Die Flächen zwischen den alten Grabsteinen waren ein Meer aus Krokus.

Daheim geduscht, zum Frühstück gab es Semmeln und eine nachgereifte Avocado.

Kleine Siesta, Wochenend-Süddeutsche gelesen, die ausfransenden Ärmel eines selbstgestrickten Pullis von Herr Kaltmamsell geflickt, den kleinen Bügelstapel erledigt. Ich gönnte mir eine Folge Yoga: Sie war kurz und energisch, bestand aus konzentrierten Bauchübungen. Draußen windete es weiter, aber von Sturm blieben wir verschont

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Friedrichshainer Wintersalat gemacht, als warmen Gang gab es eine Portion Buttered Chicken aus dem Gefrierschrank.

Als Nachtisch reichlich Schokolade.

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Was machen eigentlich Vögel und andere Wildtiere bei Sturm? Antworten vom Naturschutzbund.

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Nele Pollatschek macht sich im Feuilleton der Süddeutschen überspitzte Gedanken zur Transsexuellen-Debatte (€):
“Schafft die Frauen ab”.

Sie beginnt:

Wenn es nach mir ginge, gäbe es überhaupt keine Frauen. Menschen, die eine Vulva haben, gäbe es natürlich (großer Fan!). Menschen, die eine Vagina haben, auch. Menschen, die gebären können. Und häufig kämen Vulva, Vagina und Gebärfähigkeit im gleichen Menschen zusammen, nur eben nicht immer – da würde sich also nichts ändern.

Aber Menschen, die weiblich sozialisiert sind, gäbe es definitiv nicht. Kleinkinder, die einem im Bus gegenübersitzen und von ihren Müttern in vier Stationen zwölfmal gesagt bekommen, dass sie die Beine zusammenhalten sollen. Menschen, die von ihren Lehrern erklärt bekommen, sie seien schlecht in Mathematik oder logischem Denken, weil sie Mädchen sind. Menschen, die “von Natur aus” aufopfernd sind und sich deshalb um andere kümmern müssen, gäbe es nicht. Gender-Pay-Gap gäbe es logischerweise auch nicht. Frauenliteratur wäre Literatur. Niemand würde gendern. Frauenkleider wären Kleider, alle könnten sie tragen. Frauenschuhe wären Schuhe, und es gäbe sie in allen Größen, und alle anderen Schuhe gäbe es auch in allen Größen. Den Satz “Männerschuhe gibt es nicht kleiner als 42” müsste ich nie wieder hören – ich müsste mich nie wieder fragen, worin die Männlichkeit eines Schuhs besteht.

Ein schönes Gedankenspiel ergibt sich ja auch aus der Frage, die Kathrin Passig mal ihrem Freund Aleks stellte: Was ihn eigentlich so sicher mache, keine Frau zu sein. (Ausführlicher hier unten.)

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In München gibt es nämlich auch Subkultur, fei. Noch ein lesenwerter Artikel aus dem Wochenend-Feuilleton der Süddeutschen: Stefanie Sargnagel besucht das Künsterinnenduo “Igitte Schwestern” in München-Schwabing (wieder €).
“‘Wir waren immer schon Punks'”.

Journal Samstag, 19. Februar 2022 – Kaltes Wandern um die Osterseen, geselliger Abend

Sonntag, 20. Februar 2022

Erholsame Nacht bis fast sieben – herrlich!

Während auf Twitter nördlicher deutsche Bilder vom Orkan geteilt wurden, wiegten sich die kahlen Bäume vor der Wohnung nur sanft unter gemischtwolkigem Himmel. Ich recherchierte auf allen mir bekannten Wetterseiten die Vorhersage für die Starnberger Gegend: Übereinstimmend kündigten sie für Samstag lediglich Wind an, stürmischere Stärken erst ab Sonntag. Wir wagten also eine kleine Wanderung, Herr Kaltmamsell hat nämlich an diesem Wochenende einen freien Tag zur Verfügung: Um die Osterseen von Iffeldorf nach Seeshaupt.

Schon in Wanderkleidung brachte ich noch g’schwind einen wunderschönen geschenkten Rock zur Änderungsschneiderei – und stand erst mal vor verschlossener Tür, obwohl die Öffnungszeit laut Aufschrift auf dieser Tür längst begonnen hatte. Dort stand auch eine Festnetz-Telefonnummer, die ich anrief und den sich meldenden Herrn fragte, ob er heute öffne. Er sperrte innerhalb von Minuten auf, wohnte wohl überm Laden.

Um halb zwölf nahm ich mit Herrn Kaltmamsell einen Zug nach Süden. Die Wanderung wurde nicht ganz so gemütlich, wie ich mir das vorgestellt hatte: Der Wind und die wenigen sonnigen Abschnitte machten das Wetter kälter als erwartet, ich hatte eine Schicht zu wenig an. Unter der Winter-Jogginghose, die ich erstmals zum Wandern testete (gut!) hätte ich eine Strumpfhose vertragen, Wandern wärmt dann doch nicht so sehr wie Joggen. Und unter der Wanderjacke hätte es statt Baumwollpulli über T-Shirt ein dicker Wollpulli sein dürfen. Wir legten also ein zackiges Tempo zum Aufwärmen vor und blieben deutlich seltener zum Herumschauen in der wundervollen Gegend stehen als sonst.

Pause machten wir einmal im Windschutz einer Gerätescheune stehend, um heißen Tee aus der Thermoskanne zu trinken; meine Apfelschnecke vom Rischart im Hauptbahnhof aß ich erst um drei beim Warten auf den Zug zurück in Seeshaupt. Die Strecke aber war so schön wie erwartet, wir begegneten allerdings vielen anderen Menschen beim Wandern oder Spazieren – ich mag mir nicht vorstellen, wie es hier bei wärmerem oder wirklich schönem Wetter zugeht.

Start in Iffeldorf

Erster Blick auf die Osterseen.

Neben vielen Schneeglöckchen und Märzenbechern sahen wir auch schon Leberblümchen. So sehr ich mich nach dem Ende des Winters sehne: Es müsste dringend nochmal kalt werden und eine Weile bleiben, sonst gibt es wieder eine zu frühe Obstblüte, und eine einzige Frostnacht kann die diesjährige Ernte zu weiten Teilen ausfallen lassen.

Nördlicher Teil der Osterseen von Seeshaupt aus.

Gefräßige Thujenhecke.

Seeshaupt machte einen sehr sympathischen Eindruck, doch wir kreuzten den Ort zügig, um zu unserer Bahn zurück zu kommen; auf die nächste hätten wir eine Stunde warten müssen.

Im Zug wärmte ich mich mit dem restlichen heißen Tee, daheim ließ ich mir ein heißes Bad ein. Ich pflegte und cremte mich, machte mich dann hübsch, denn Freunde hatten uns zum Abendessen eingeladen.

Mit der U-Bahn fuhren wir in den Münchner Südwesten, wo wir in wunderbarer Gesellschaft fränkisch bekocht wurden: Es gab Grießnockerlsuppe, Sauerbraten mit Serviettenknödeln und Blaukraut, Millirahmstrudel und als Abschluss Gschniddna Hosn – und zwar in der Form, wie sie die Mutter des fränkischen Gastgebers lehrt, gelernt und angewendet von seinem schwäbischen Mann.

Hauchdünner Mürbteig im Fett zusammengeschoben und rausgebacken, mit Puderzucker bestäubt – ausgesprochen köstlich, eine wirkliche Festtagsspeise. Nach Gin Tonic, Weiß- und Rotwein gab es jetzt noch Schnäpse aus Spdtirol, uns ging es wirklich gut.

Deutlich nach Mitternacht (!) nahmen wir eine U-Bahn zurück, ich war sehr froh, dass ich mich vor Aufbruch noch zum Überziehen meines Betts mit der morgens gewaschenen Bettwäsche aufgerafft hatte und nur noch reinfallen musste.

Journal Freitag, 18. Februar 2022 – Maulen über schlecht gemachte Historiendokus

Samstag, 19. Februar 2022

Nach gutem Schlaf mit sensationell schlechter Laune aufgewacht. Ich kannte ziemlich sicher den Grund, half aber nichts.

Die Pause zwischen zwei Stürmen dauerte an, der Fußweg in die Arbeit war angenehm (während im nördlicheren Deutschland Orkanstärke viel zerstörte). Meine Laune blieb trotzdem dunkelstdüster, möglicherweise sah man schon von Ferne eine kleine schwarze Wolke über meinem Kopf (unangenehm, aber was will man machen).

Im Büro geordnete Geschäftigkeit über den ganzen Vormittag. Einmal kurz und sehr heftig gelacht.

Mittags gab es Pumpernickel mit Gorgonzola und einen Ernteanteil-Apfel.

Auch nachmittags ruhige Geschäftigkeit.

Baufortschritt am Heimeranplatz: Der Büroturm bekommt immer mehr Fensterwände.

Nach Feierabend Besorgungen, schon auf dem Fußweg in milder Luft merkte ich, dass sich meine üble Laune gelegt hatte – große Erleichterung. Im Edeka kaufte ich Lebensmittel (Brotzeit für die kommende Woche, Süßigkeiten), im Glockenbachviertel ein kleines Mitbringsel für die Einladung Samstagabend, in der Sendlinger Straße ein Kleid, das ich schon vor Wochen im Schaufenster gesehen hatte. Auch wenn ich diese Kleidergröße aller Wahrscheinlichkeit nach nur eine Saison haben werde und sich jede Ausgabe für Bekleidung derzeit wie Geld-zum-Fenster-rauswerfen anfühlt.

Daheim kurze Absprache mit den Nachmietern unserer alten Wohnung, wann wir ihnen Herd und Geschirrspüler unserer früheren Küche zukommen lassen.

Zu meiner Freude hatte ich noch Zeit für eine Wiederholung der Yoga-Einheit von Mittwochabend (Folge 20 von “Move”, sie gefiel mir wieder sehr gut, unter anderem weil ich sie konnte), ich fühlte mich so invigorated, wie man sich angeblich nach Yoga immer fühlt.

Diesmal hatte Herr Kaltmamsell die Drinks zum Wochenendfeiern ausgesucht und sich roten Krimsekt gewünscht. Er verbindet ihn mit seiner Jugend, in der er aus genau diesen Gläsern getrunken wurde.

Schmeckte tatsächlich nicht nur süß, sondern auch aromatisch.

Zu Essen gab es Entrecôte mit Sauce Café de Paris (diesmal sehr gut) und Nudeln, ich machte dazu Gurkensalat mit Joghurt und Kresse.

Im Fernsehen kam nichts, wir ließen auf Phoenix eine Doku über das Königreich Jerusalem und den Tempelritterorden laufen (11./12. Jahrhundert), weil sich Herr Kaltmamsell für das Thema interessiert, die beeindruckend schlecht war. Genau so möchte ich Dokus über historische Themen nicht: Hauptsächlich grimmige Spielszenen mit der faktischen Akkuratesse eines Sandalenfilms aus den 1950ern, dazwischengeschnitten Historikeri*nnen als talking heads oder im besten Fall in Ausgrabungen/Ruinen stehend, nahezu unerklärte Einblendungen alt aussehender Schriftquellen (gestern auch tanzende Buchstaben als Zwischenillustrationen), das Thema als zusammenhängende und durchgehende Geschichte erzählt von sonor-dynamischer Männerstimme. Und das alles auditiv aufgebrezelt mit dieser typischen dramatischen Orchestermusik, die mittlerweile eine eigene Gattung für Fernseh-Dokus mit eigener Industrie dahinter sein müsste.

Was komplett fehlte: Woher weiß die Forschung was? (Das fehlte mir am meisten, denn die Thematisierung und Transparenz von Methodik gehört inzwischen standardmäßig zu selbst kleinsten Ausstellungen in Heimatmuseen.) Welche Teile davon sind gesichert, welche nicht? Worin bestehen die größten Lücken? Welche früheren Annahmen haben sich als falsch erwiesen? Woher kamen sie und was sagten sie über ihre Zeit aus? Welche Annahmen hatten welche Auswirkungen bis heute? Wer forscht hier eigentlich warum und wer finanziert das? Und in diesem konrketen Fall mal wieder: Where are the women? Nein, in alten Kinderbüchern Was ist was? zu Tempelrittern tauchen keine auf, aber auch im 11./12. Jahrhundert bestand die Hälfte der Menschheit aus ihnen, und zeitgenössische Forschung besteht genau darin, nach der Rolle bisher übersehener Menschengruppen zu suchen und ihre Bedeutung zu beleuchten.

§

Ich hatte schon mal gestanden, dass ich ein Problem mit der Einheit “Kalorien” in seiner allgemein anerkannten Rolle im menschlichen Stoffwechsel habe. Und menschliche Wahrnehmung funktioniert ja so, dass sie vor allem nach Bestätigung bereits vorhandener Annahmen sucht, deshalb fiel mir dieser Artikel sofort auf.
“The calorie counter
Evolutionary anthropologist Herman Pontzer busts myths about how humans burn calories—and why”.

Herman Pontzer ist ein biological anthropologist, und seine Forschung besteht darin Kalorien zu zählen. Während meine Zweifel damals in erster Linie an der Messung von Kalorienaufnahme bestanden (Brennwert soll dasselbe sein wie durch Verdauung zur Verfügung stehende Energie?), untersucht Pontzer, womit Menschen Kalorien verbrauchen. Die Ergebnisse laufen vielen Annahmen zuwider (sonst hätte es wahrscheinlich keinen ausführlichen Artikel im Scientist gegeben):

By borrowing a method developed by physiologists studying obesity, Pontzer and colleagues systematically measure the total energy used per day by animals and people in various walks of life. The answers coming from their data are often surprising: Exercise doesn’t help you burn more energy on average; active hunter-gatherers in Africa don’t expend more energy daily than sedentary office workers in Illinois; pregnant women don’t burn more calories per day than other adults, after adjusting for body mass.

Sportliche Bewegung erhöht im Durchschnitt nicht die Energieverbrennung; aktive Jäger*innen und Sammler*innen in Afrika haben keinen höheren Energiebedarf als Büroarbeiter*innen in Illinois; Schwangere verbrennen nicht mehr Kalorien als andere Erwachsene mit vergleichbarem Body Mass Index.

Weitere Forschungsergebnisse:
– Menschen verbrennen deutlich mehr Kalorien als gleichgewichtige Menschenafffen, und sie sind erheblich besser darin, sie in Form von Körperfett zu speichern.
– Den höchsten Kalorienverbrauch in Relation zu Körpergewicht haben Kleinkinder bis zu Alter von 5.

Vieles weist darauf hin, dass der menschliche Kalorienhaushalt im Vergleich zu dem anderer Arten durch deutlich erhöhten Bedarf der Gehirnleistung bestimmt ist. Derzeit misst Pontzer den Kalorienverbrauch durch Stress und Entzündungen.

Journal Donnerstag, 17. Feburar 2022 – Sturm, Verabredung schafft pünktlichen Feierabend

Freitag, 18. Februar 2022

Gestern war ich bereit, es für eine ungeheuerliche Unverschämtheit zu halten, dass erst Donnerstag war.

Nacht ok, ich wachte erträglich oft auf, sorgte mich vor Weckerklingeln nur erträglich lang über eingebildete Probleme. Von draußen zerrte immer noch Sturm an den Fenstern.

Während in Ein- und Wenigfamilienhausgebieten Sturmwichteln gespielt wurde (Profis sichern schadhafte Gartenmöbel gezielt nur locker und legen sich auf die Lauer nach vorbeifliegendem Ersatz), schob ich auf dem Fußweg in die Arbeit den einen oder anderen Gehweg von großen Ästen frei. Über der Theresienwiese ging im Westen gerade der riesige Vollmond unter – mit überraschender Geschwindigkeit.

Den Arbeitstag begann ich zackig, indem ich eine Besprechung vorbereitete. Während dieser Besprechung bekam der Sturm Gesellschaft vom Regen, an einem nahegelegenen Gebäude war eine blecherne Jalousine halb abgerissen und lärmte im Wind.

Mittagessen waren Hüttenkäse und einige Orangen.

Ruhigerer Nachmittag im Büro, auch der Sturm legte sich. Pünktlicher Feierabend, ich war in der Stadtmitte verabredet. Fußweg dorthin ohne Probleme, der eine Sturm machte gerade Pause, der nächste angekündigte war noch nicht eingetroffen. Unsere Getränke bekamen Verabredung und ich nur mühsam, da die Karte des Cafés nicht dem tatsächlichen Angebot entsprach und der Kellner freundlich, aber komplett überfordert war. Gespräche über Körperlichkeiten, vor allem in Verbindung mit sportlicher Bewegung.

Heim ging ich mit einer Tüte ausgemusterter Kleidung der Verabredung, hochwillkommene Aufstockung meines übersichtlich gewordenen Bestands.

Herr Kaltmamsell hatte den Feldsalat aus Ernteanteil bereits gewaschen, ich machte ihn zum Abendessen mit klassischem Kürbiskernöl ab, dazu hatte der Herr Grünkern gekocht. Abschließend viel Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Der nächste Dowton Abbey-Film steht an, sieht nach einer wundervollen Flucht in schöne Bilder aus.

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https://youtu.be/wN0Spmq610Q

Vor allem aber macht der Trailer klar, dass Maggie Smith niemals sterben darf: Wie viele von uns müssen wohl ihre Seelen dem Teufel verschreiben, um das zu erreichen? Gibt’s da auch eine Art Crowdfunding? (Soulfunding?)

Journal Mittwoch, 16. Februar 2022 – Zähne neu gefüllt

Donnerstag, 17. Februar 2022

Die gute Nacht war kurz vor fünf zu Ende, denn statt nach Blick auf den Wecker wieder einzuschlafen, fielen alle möglichen Sorgen über mich her – keine davon echt, sondern alle von einer Tiefenordnung “welche Socken soll ich bloß zu der roten Hose tragen?!”. Das wurde mir schnell zu dumm, ich stand auf und nutzte die Extra-Zeit am Morgen für eine fast doppelte Einheit Bank- und Seitstütz sowie für ein großes Stück Fußweg der Gesamtstrecke zu meinem morgendlichen Termin bei der Zahnärztin (weiße Sneakersocken, übrigens). Bis zum U-Bahnhof Universität marschierte ich und bewunderte die goldene Morgensonne auf historischen Gebäuden der Innenstadt, erst ab dort ließ ich mich fahren.

Brennender Himmel am Morgen.

Mit der Zahnärztin plauderte ich zunächst und erfuhr unter anderem ein wenig über aktuelle Forschung in der Zahntechnik (Frau Doktor ist hier sehr interessiert und engagiert), Zweck meines Termins aber war das Ersetzen von drei Keramik-Füllungen (die Vorgänger aus Amalgam hatten mehrere Jahrzehnte gehalten). Mir wurde eine Aufteilung der Arbeiten auf zwei Termine angeboten, doch ich brachte das lieber gesamt und jetzt hinter mich. Wie erwartet war die Prozedur unangenehm und anstrengend, aber nicht schmerzhaft (man hatte mir eine Betäubungsspritze angeboten, die ich wie immer bei schlichtem Bohren und Füllen abgelehnt hatte), ich ließ mir zur Ablenkung möglichst viel verwendete Technik erklären. Außerdem wurde bei der Gelegenheit ein Abdruck meiner unteren Zahnreihe gemacht (Erdbeergeschmack!), ich brauche ja eine neue Knirschschiene.

Mit nur anderthalb Stunden Verspätung saß ich an meinem Schreibtisch im Büro.

Zu Mittag gab es Pumpernickel mit dick Butter, außerdem Orange.

Nachmittags wieder emotionale Achterbahn dank neuem IT-System. Den Tag rettete eine Einladung per WhatsApp für Samstagabend, jetzt konnte ich mich auf etwas freuen.

Auf dem Heimweg nur ein kurzer Einkaufsabstecher, es setzte gerade der angekündigte Sturm ein. Daheim turnte ich eine interessante Yoga-Folge, die möchte ich wiederholen. Das Abendessen bekam ich wieder serviert, Herr Kaltmamsell hatte ein Khachapuri-Rezept nach Ottolenghi ausprobiert (ich machte ein wenig grünen Salat dazu).

Das Ergebnis schmeckte gut, aber der Teig hatte nichts mit dem Khachapuri zu tun, das wir in georgischen Restaurants zu lieben gelernt hatten. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

§

Das hier ist ganz besonders für meine (mitlesenden) Eltern: Eine Schule in St.Jean-de-Luz, der Geburtsstadt von Maurice Ravel, führt seinen Boléro mit Bodytap auf.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/JMs8NPElWO8

via Joël

Wenn alles nach Plan läuft, lerne ich St.Jean-de-Luz dieses Jahr im Herbst endlich kennen. (Wir schicken euch eine Karte, Papá y Mamá!)

Journal Dienstag, 15. Februar 2022 – Arbeitstag hinter mich gebracht

Mittwoch, 16. Februar 2022

Mittelgute Nacht, erholsam genug.

Ich hatte mich mit Herrn Kaltmamsell für Freitagabend vorm langen Faschingswochende (und vor seiner Woche Faschingsferien) zum Essengehen verabredet, wir wollten ein bestimmtes Menü in einem bestimmten Restaurant. Als ich jetzt einen Tisch reservieren wollte, war es zehn Tage vor Termin bereits ausgebucht, auch am Samstag. Ich war sehr enttäuscht (auch wenn mir einfiel, dass ich mich in einem so vollen Lokal wahrscheinlich nicht wohlgefühlt hätte).

Auf dem regnerischen Weg in die Arbeit dachte ich unterm Schirm intensiv nach, welches andere Lokal mich freuen würde. Zum Glück fiel mir eines ein, kurze Rücksprache mit Herrn Kaltmamsell, ich konnte reservieren. Vorfreude wiederhergestellt.

Emsiger Morgen, darunter auch Besprechungen.

Zu Mittag gab es sehr viel von dem vorabendlichen Blaukrautsalat mit Fenchel und Orange, außerdem ein paar Halbtrockenpflaumen.

Nachmittags weiter Emsigkeit, zudem eine Menge Menschliches, ich musste mich entschuldigen.

Kurz vor Feierabend besuchte mich am Schreibtisch eine klassische Stubenfliege und ließ sich auf Unterlagen nieder. Während ich sie darauf hinwies, dass fei erst Februar ist, wollte ich ein Foto von ihr aufnehmen, sie entzog sich dem durch Wegfliegen.

Für den Heimweg brauchte ich keinen Schirm mehr. Ich ging Einkaufen: Lebensmittel, Unterhosen (hatte sehr unterschätzt, wie lange es im Kaufhaus dauern würde, erträgliche Exemplare zu finden), Drogerieartikel.

Als ich eine Straße an einer grünen Ampel kreuzte, fuhr ein wartendes großes Auto mit schwingendem Rosenkranz überm Rückspiegel langsam immer weiter auf den Fußgängerübergang. Ich sah beim Passieren mit hochgezogener Augenbraue ins Innere, woraufhin der Fahrer mich mit obszönen Gesten und Mimik zu beleidigen versuchte. Sicher vom Internet radikalisiert.

Zu Hause eine Runde Yoga, bevor wieder Herr Kaltmamsell das Nachtmahl servierte: Mit Spinat und Gorgonzola gefüllte Ofenkartoffeln, köstlich. Nachtisch viel Schokolade.

Früh ins Bett, um weiter den amerikanischen Krimi von Chris Whitaker, We begin at the end, zu lesen. Ich las länger als geplant – zum einen weil ich wissen wollte, wie es weiterging, zum anderen weil der Roman mit einem schlichten Trick der Erzähltechnik arbeitet: An jedem Kapitelende ein kleiner Cliffhanger, der mich ins nächste Kapitel schubste.

§

Alterserscheinungen, die Frauenzeitschriften verschweigen: Schon vor einiger Zeit habe ich festgestellt, dass auch meine Nasenhaare ergrauen.


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