Journal Sonntag, 20. Februar 2022 – Unspektakulärer Drinnensonntag

Montag, 21. Februar 2022 um 6:29

Nachdem der Samstag aus zwei Tagen bestanden hatte (Wandern UND Abend bei Freunden), gab’s einen sehr ruhigen Sonntag.

Schlaf bis fast acht, Vormittag mit döseligem Kopf. Auch Herr Kaltmamsell fühlte sich arg benebelt, wir erinnerten einander vorsichtshalber auch an Grundlegendes, nachdem wir immer wieder irgendwo in der Wohnung standen und nicht mehr wussten wozu: “Zähne putzen.” “Du hast noch Rote Bete auf dem Herd.”

Draußen war es weiter windig, aber weit von Sturm entfernt. Zur sportlichen Bewegung ging ich nach Bloggen über Morgenkaffee und Nachlesen der Twitter-Timeline nach Langem mal wieder in den Verein zum Crosstrainer-Strampeln. Ich musste mich MTV-Gebäude wieder neu orientieren, der Abschluss weiterer Umbauten hatte zu neuer Raumverteilung und neuen Wegen geführt.

Ich hörte bei gemütlichem Strampeln Musik, dehnte danach ausführlich (vorher hatte ich daheim mit der Blackroll vor allem die blöde harte Wadenmuskulatur gewalkt, da muss doch was zu machen sein – gedehnt wird sie ja eh überdurchschnittlich oft durch den fast täglichen herabschauenden Hund beim Yoga). Noch verschwitzt marschierte ich über den Alten Südfriedhof zum Semmelnholen.

Die Flächen zwischen den alten Grabsteinen waren ein Meer aus Krokus.

Daheim geduscht, zum Frühstück gab es Semmeln und eine nachgereifte Avocado.

Kleine Siesta, Wochenend-Süddeutsche gelesen, die ausfransenden Ärmel eines selbstgestrickten Pullis von Herr Kaltmamsell geflickt, den kleinen Bügelstapel erledigt. Ich gönnte mir eine Folge Yoga: Sie war kurz und energisch, bestand aus konzentrierten Bauchübungen. Draußen windete es weiter, aber von Sturm blieben wir verschont

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Friedrichshainer Wintersalat gemacht, als warmen Gang gab es eine Portion Buttered Chicken aus dem Gefrierschrank.

Als Nachtisch reichlich Schokolade.

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Was machen eigentlich Vögel und andere Wildtiere bei Sturm? Antworten vom Naturschutzbund.

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Nele Pollatschek macht sich im Feuilleton der Süddeutschen überspitzte Gedanken zur Transsexuellen-Debatte (€):
“Schafft die Frauen ab”.

Sie beginnt:

Wenn es nach mir ginge, gäbe es überhaupt keine Frauen. Menschen, die eine Vulva haben, gäbe es natürlich (großer Fan!). Menschen, die eine Vagina haben, auch. Menschen, die gebären können. Und häufig kämen Vulva, Vagina und Gebärfähigkeit im gleichen Menschen zusammen, nur eben nicht immer – da würde sich also nichts ändern.

Aber Menschen, die weiblich sozialisiert sind, gäbe es definitiv nicht. Kleinkinder, die einem im Bus gegenübersitzen und von ihren Müttern in vier Stationen zwölfmal gesagt bekommen, dass sie die Beine zusammenhalten sollen. Menschen, die von ihren Lehrern erklärt bekommen, sie seien schlecht in Mathematik oder logischem Denken, weil sie Mädchen sind. Menschen, die “von Natur aus” aufopfernd sind und sich deshalb um andere kümmern müssen, gäbe es nicht. Gender-Pay-Gap gäbe es logischerweise auch nicht. Frauenliteratur wäre Literatur. Niemand würde gendern. Frauenkleider wären Kleider, alle könnten sie tragen. Frauenschuhe wären Schuhe, und es gäbe sie in allen Größen, und alle anderen Schuhe gäbe es auch in allen Größen. Den Satz “Männerschuhe gibt es nicht kleiner als 42” müsste ich nie wieder hören – ich müsste mich nie wieder fragen, worin die Männlichkeit eines Schuhs besteht.

Ein schönes Gedankenspiel ergibt sich ja auch aus der Frage, die Kathrin Passig mal ihrem Freund Aleks stellte: Was ihn eigentlich so sicher mache, keine Frau zu sein. (Ausführlicher hier unten.)

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In München gibt es nämlich auch Subkultur, fei. Noch ein lesenwerter Artikel aus dem Wochenend-Feuilleton der Süddeutschen: Stefanie Sargnagel besucht das Künsterinnenduo “Igitte Schwestern” in München-Schwabing (wieder €).
“‘Wir waren immer schon Punks'”.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Sonntag, 20. Februar 2022 – Unspektakulärer Drinnensonntag“

  1. Alexandra meint:

    Ich habe mir auf meine linke Schulter den Kopf einer brüllenden Bärin tätowieren lassen; da das Motiv nicht so gängig ist, gibt es manchmal Nachfragen, aus denen dann meistens dieser Dialog entsteht:”Ist das ein Bär?” “Nein, eine Bärin!” “Eh? Woran sieht man das den?” “Woran sieht man, dass es ein Bär ist?” Provokation dieser Art war eigentlich nicht eingeplant … würde dann ja auch wegfallen! ^^

  2. Frau Irgendwas ist immer meint:

    @alexandra
    Sehr schöne Situationskomik! Oder auch nicht – Ansichtssache. Wenn ich nicht so ein Schisser wäre, würde ich mit einer Pinguininne auf der Schulter oder dem Oberarm liebäugeln …

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