Archiv für Mai 2022

Journal Montag, 30. Mai 2022 – #Lindwurmessen 2 und Geruchserinnerungen

Dienstag, 31. Mai 2022

Mittelschlechte Nacht, am Morgen fühlte ich mich verkatert – gefühlt von einer alkoholisierten Siegesfeier irgendeines Extremsports.

Mit dem Rad in die Arbeit, weil ich doch diesen außerplanmäßigen Friseurtermin am Vormittag hatte.

Das Postfach in der Arbeit war nach dem langen Wochenende erstaunlich wenig voll (vielleicht hatten ja die 24/7-Menschen um mich herum endlich ein bisschen frei?), ließ sich alles gut wegarbeiten. Mochte aber mit der Veranstaltungs-bedingten Abwesenheit großer Teile der Abteilung zusammenhängen.

Vormittags stempelte ich aus und radelte zum Haareschneiden. Ich bat um Beratung, weil mir die Proportionen der bisherigen Schnitte nicht recht zu meinem jetzt schmaleren Gesicht passen wollten. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.

Zurück im Büro gab es Mittagessen: Sahnequark mit Joghurt, getrocknete Aprikosen (Restbestand aus der Kiste mit Backzutaten, müssen ja irgendwann weg).

Mittelemsiger Nachmittag, halbwegs pünktlicher Feierabend. Ich packte meinen Arbeits-Laptop ein, Dienstag würde ich von daheim aus arbeiten (Heizungsableser in da house). An unserer Einkaufslisten-App sah ich, dass Herr Kaltmamsell alles Nötige besorgt hatte, ich kaufte nur noch Obst am Standl.

Daheim lediglich eine Maschine Wäsche gefüllt und gestartet, dann verließ ich das Haus nochmal mit Herrn Kaltmamsell: Für’s Abendessen setzten wir unser Projekt #Lindwurmessen fort. Diesmal war ein italienisches Lokal an der Lindwurmstraße dran (wir arbeiten uns systematisch auf der einen Seite Richtung Sendling hoch, auf der anderen zurück).

Die hausgemachte Limonade war sehr reichhaltig und schmeckte hervorragend: Obstpüree, Orangensaft, Mineralwasser. Ich aß als Vorspeise einen gemischten Salat, das tat gut. Auf die Pinsa Romana hatte ich mich besonders gefreut, ich hatte diese Pizza-Alternative noch nie probiert – wie ich jetzt auf Tafeln las, ist der Teig zubereitet aus Reis- und Sojamehl (und eine sehr erfolgreiche Marketing-Idee).

(Das Lokal scheint spezialisiert auf glutenfreie Speisen, auch Pizzen.) Den Teig mochte ich tatsächlich gern, doch der Belag war mir persönlich mit den massiven und eher geschmacksneutralen Mozzarella-Blobs zu wenig aufregend. Ich schaffte auch nur gut die Hälfte, den Rest nahm ich als Frühstück für Herrn Kaltmamsell mit. Dieser hatte hausgemachte Ravioli gegessen und war sehr angetan davon. Daheim gab’s als Nachtisch reichlich Schokolade.

§

In der Nacht waren auf Twitter Geruchserinnerungen ausgetauscht worden:

Als ich morgens darauf stieß, war der Fluss längst versiegt, deshalb steht mein Beitrag hier (Bloginhalt, bei dem mir sehr klar ist, dass er niemanden interessiert, am ehesten noch mein späteres Ich).

– Rauch billiger Zigarren (spanisch puros), in unseren Breiten sehr selten, denn wenn jemand Zigarren raucht, dann gute: tío Ignacio, der Schwager meiner spanischen Yaya, an den ich sonst nie denke, hier die Erinnerung dazu.
– Benzin: Tankstellenhalt bei der elend frühen Abfahrt in den Familien-Sommerurlaub nach Spanien.
– Chlorbleiche, z.B. beim Vorbeilaufen an den sonntäglich geschlossenen türkischen Süpermarkets: das Spanien meiner Kindheit, in dem mit lejía geputzt wurde.
– Ölheizung (nahezu verschwunden, letztes Mal Jahre her): Das Wohnzimmer und die Wohngegend meiner polnischen Oma; für den Ölofen (“te Ähluffe”) musste sie das Heizöl mit einer Kanne aus dem Keller holen.
– Frisch gemähtes Gras: Frisch gemähter Rasen vor dem Wohnblock, in dem ich meine ersten sieben Lebensjahre verbrachte.
– Ein bestimmter Abflussgeruch nach Sickergrube: Stiefelkeller des Walberghauses am Tegernsee während der Skikurse mit der Schule (einmal 8., einmal 9. Klasse).
– Eukalyptusbonbons: Meine Oma, wie sie mich vom Kindergarten abholte (bei ihrem Tod 40 Jahre später fanden wir große Tüten davon in einem ihrer Schränke).

Mir fällt sogar ein ehemaliger Erinnerungsgeruch ein: Wenn’s nach Brauerei roch (heute weiß ich: nach Mälzen), wurde ich zurück zu meinem ersten Kinderarzt Dr. Spörl transportiert. Dessen Praxis lag in Ingolstadt in Riechweite des (längst geschlossenen) Ingobräu. Mag es die zeitliche Entfernung sein oder der Umstand, dass ich sehr oft das Mälzen der Münchner Augustinerbrauerei rieche: Der Duft hat seine Zauberkraft verloren.

§

Sie glauben doch hoffentlich nicht, dass Bio-Anbau die Landwirtschaft automatisch in ein Idyll verwandelt? Nachhaltiger und verantwortungsvoller Umgang mit Boden und Ressourcen sind sehr komplex. Einen guten Einblick gibt dieser Artikel von 2019:
Biobauer wider Willen”.

via @TexasJim, der Hof und Landwirt kennt.

§

Herr Rau war auf einem Lehrertwittertreffen und erzählt:
“#twlz Twitterlehrkräftezimmertreffen 2022”.

Am Ende kam die Frage auf, wie wir uns wohl als Kollegium vertragen würden. Nach erstem skeptischen Lachen: Doch, das würde schon funktionieren. Man müsste halt Ruhephasen für die Schülerinnen und Schüler schaffen.

Journal Sonntag, 29. Mai 2022 – Stadtrundfahrt verregnet

Montag, 30. Mai 2022

Nacht ok, nach einem Aufwachen um fünf schlief ich dank herabgelassener Rollläden bis sieben.

Gemütlicher Morgenkaffee mit Bloggen, Duschen. Ich ging raus zum Semmelholen, diesmal spazierte ich zum Rischart am Marienplatz und kaufte nicht nur Semmeln, sondern auch die legendäre Apfelschnecke. Das Wetter war frisch, aber freundlich. Ich fand interessant, wer da so um zehn in der Fußgängerzone unterwegs war: Wenig überraschend vor allem Tourist*innen.

Ich deckte den Frühstückstisch und las Internet, bis der Besuch wach wurde. Sie frühstückte, ich trank Tee, es war viel Plauderns – unter anderem erfuhr ich, dass die in München so spezielle Apfelschnecke in anderen Gegenden Deutschlands zum Standardangebot von Bäckereien gehört.

Plan für den Tag war lediglich eine Stadtrundfahrt im Doppeldecker, ich kaufte online Tickets. Um die Mittagszeit (ich frühstückte jetzt Hüttenkäse und ein Croissant) verdunkelte sich der Himmel allerdings immer mehr, es begann heftig zu regnen und sogar zu hageln. Der Blick auf den Regenradar ergab, dass es fast den gesamten Nachmittag nass bleiben würde. Also zogen wir uns warm und wetterfest an, griffen zu großen Regenschirmen und gingen darunter zur Sonnenstraße und der dortigen Haltestelle der Sightseeing-Busse.

Das mit den Tickets wurde noch umständlich: Ich musste ernsthaft das PDF auf meinem Handy-Bildschirm am Schalter gegen ein Papier-Ticket tauschen. Aber dann ging es bald los, wir saßen oben unter einem Dach und in gewärmter Luft für die große Tour durch München.

Schnell protestierte ich gegen so manche Details des Reiseführers vom Band: Selbst die Aufzählung der Münchner Brauereien stimmte nicht. Es stellte sich mit der Zeit heraus, dass der Text mindestens 15 Jahre alt sein musste, er behauptete sogar, in Bogenhausen wohne Boris Becker (froh wär’ er). Doch der Regen hörte langsam auf, wir bekamen schöne Aussichten.

Baumstumpf mit neuem Leben am Nymphenburger Kanal.

Für den zweiten Teil der großen Runde, Innenstadt, mussten wir in einen anderen Doppeldeckerbus umsteigen, auf Wunsch des Besuchs saßen wir diesmal unten. Hier war aber nicht geheizt, und nach einer Weile fror ich so sehr, dass ich am Odeonsplatz ausstieg und mich warm marschierte, bis ich an der Endhaltestelle Sonnenstraße wieder auf den Besuch traf.

Den Nachmittag verbrachten wir lesend, ich holte die Zeitungen vom Freitag und Samstag nach. Herr Kaltmamsell kehrte von seiner Reise heim, musste ein wenig arbeiten, sorgte aber fürs Abendessen: Den Chinakohl aus Ernteanteil gab es mit Räucherlachs als Pastagericht mit Tagliatelle, Nachtisch Süßigkeiten und Berliner Sawade-Pralinen.

Da auf Herrn Kaltmamsell und mich ganz gewöhnliche Arbeitsmontage warteten, verabschiedeten wir uns schon vor dem Schlafengehen vom Besuch.

Journal Samstag, 28. Mai 2022 – Isarlauf und Ausflug nach Regensburg

Sonntag, 29. Mai 2022

Ganz gut, aber nicht lang genug geschlafen. Nach Bloggen und Morgenkaffee zog ich los zu einer Laufrunde an der Isar, wieder über Alten Südfriedhof Richtung Thalkirchen. Wetter: Gemischtwolkig, eher kühl, perfektes Laufwetter.

Semmeln holte ich diesmal beim Bäcker Wünsche in der Sendlinger Straße, Ziel: Besuch sollte eine möglichst große Vielfalt örtlicher Backwaren kosten können. Selbige war gerade aufgestanden. Ich richtete Frühstück an (Herr Kaltmamsell weiterhin abwesend wegen eigener Reise) und verschwand in die Dusche.

Die Besucherin hatte schon bei der Planung ihres Münchenurlaubs den Wunsch geäußert, Regensburg zu besichtigen. Also machten wir uns gemütlich auf den Weg zum Bahnhof, nahmen kurz vor zwei einen Zug nach Regensburg. Schon ab Freising stiegen auffallend viele Bayern-Kosplayer zu, wir fanden später heraus: In Regensburg wurde gerade das örtliche Volksfest gefeiert, die Regensburger Dult. Das machte die Stadt zwar recht voll (möglicherweise lief ein Feldversuch: Wie viele Junggesellinnenabschiede passen in eine mittelgroße Stadt?), doch zumindest bekam die Besucherin aus Berlin hauptsächlich hochwertige Bayern- und Bayerinnenverkleidung an Einheimischen zu sehen (anders als auf dem Trash-dominierten Oktoberfest), inklusive aktueller Trends: An jungen Burschen schöne Samtwesten und nur selten umgearbeitete Tischtücher und Rot/Weiß, an Frauen wird unter höher geschlossenen Dirndln offensichtlich gerne das Bluserl weggelassen.

Bei Ankunft hatte auch ich Frühstückshunger, ich aß meine mitgenommene Brotzeit: Apfel und Laugenzöpferl. Wir spazierten in hauptsächlich Sonnenschein durch die mittelalterliche Altstadt, allerdings brauchte ich gegen den bösen Wind Schal und geschlossene Jackenknöpfe.

Pause in einem wunderbar uncoolen Café Prinzess, ich ließ mich auf eine heiße Schokolade einladen, Besuch verkostete örtliche Konditoreiwaren.

Übers örtliche Weltkulturerbe, die Steinerne Brücke, gingen wir rüber nach Stadtamhof, ich erinnerte mich an eine dortige Hochzeit vor 20 Jahren, auf der es rote Rosen regnete.

Eine Weile Beine ausruhen am Europakanal, wir ließen Menschen auf dem Weg zur Dult an uns vorbeiziehen.

Fußweg zurück zum Bahnhof.

Kurzer Fotostopp am Dom, dank Superweitwinkel sogar komplett fotografierbar. Rückfahrt durch wundervolle Maienlandschaft mit knallgrünen Feldern und versprengtem Weidevieh.

In München kamen wir bei letztem Abendlicht an. Eine U-Bahn brachte uns in die Fraunhoferstraße: Zum Abendessen gab’s im Wirtshaus Fraunhofer (Achtung: wegen Personalmangel jetzt sonntags geschlossen), zu dem wir vorbei an sehr cool und schick aussehenden Partys spazierten.

Ich freute mich über Kässpatzen und alkoholfreies Weißbier, gegenüber gab’s Semmelknödl in Rahmschwammerl und Radler.

Straßenbahn nach Hause, große Freude über Bett.

Journal Freitag, 27. Mai 2022 – Kulinarisches München

Samstag, 28. Mai 2022

Deutlich besser geschlafen, das tat gut. Bloggen über Morgenkaffee.

Einkaufsrunde für Notwendigstes (Milch, Klopapier, Semmeln), dabei stellte ich fest, dass es wärmer war als geschätzt. Daheim nutzte ich, dass auch der Besuch inzwischen aufgestanden war, und holte aus meinem Schlafzimmer leichtere Kleidung (eigentlich hatte ich die Kleidung für die Besuchstage bereits in Herrn Kaltmamsells Zimmer gestapelt).

Frühstück fürs Team Frühstück. Ich ließ die beiden eine Weile allein frühstücken und verschwand zu einer nahegelegenen Arztpraxis, um ein Rezept abzuholen. Gestern stand nur ein wenig München auf dem Programm, für den Abend hatte ich bei erster technischer Möglichkeit, also vor zwei Monaten, einen Tisch im Dantler reserviert.

Es ist die Zeit der blühenden Robinien und des blühenden Holunders.

Gegen Mittag verließ Herr Kaltmamsell das Haus: Er verreiste bis Sonntag. Ich begleitete ihn nach draußen, um Bargeld abzuheben: In ganz Deutschland gab es seit zwei Tagen Probleme mit Kartenzahlung (die Erklärung der Betreiberfirma Payone “Zertifikatsfehler” glaube ich sofort: damit habe ich beruflich auch schon Abenteuer erlebt), ich wollte abends im feinen Restaurant unbedingt zahlungsfähig sein. Mein Frühstück gegen eins: Apfel und Orange.

Mit dem Besuch besuchte ich ein paar Feinkost-Zentren in der Innenstadt: Viktualienmarkt (wo mittlerweile wieder die vielen Touristen das Einkaufen erschweren), Eataly, Dallmayr.

In letzterem wurde ich im Café im Obergeschoß (das allein schon wegen des bezaubernden Service einen Besuch wert ist) auf einen Hollunder-Verbene-Eistee eingeladen, ganz ausgezeichnet und genau das Richtige.

Zurück nach Hause und noch ein wenig erholen bis Aufbruch Abendessen. Wir nahmen eine U-Bahn nach Obergiesing und verbrachten den Abend im Dantler. Es gab:
– Ein Dantler Pils als Aperitif, hausgemachtes Brot & Bratlfett
– „Cesars“: Kopfsalatherzen, Salzzitrone, Parmesan, Crostini mit Beinschinken und Meerrettich
– „Artischocke nach jüdischer Art“: Basilikumsud, Burrata, Pinienkern
– „Seeforellen Carpaccio“: frische Erbsen, braune Butter, Teriyaki
– „Seeforelle vom Gutshof Polting“: kross gebraten, Zitrusfond, Radieschen & Kohlrabi
– „Brathühnchen“: glasierter Spargel, Hollandaise, gelbe Rübe
– „Something creamy in a bowl“: Mürbeteig, Kirschragout, Schokolade
Dazu ließen wir uns mit Weinen begleiten. Wir waren beide sehr zufrieden und mein Ziel des Abends, Angeben vor Berliner Freundin mit Gastrojournalismus-Hintergrund, wurde erreicht.

U-Bahn zurück zum Sendlinger Tor, direkter Weg ins Bett.
Nachtrag: Hier der Tag als instagram-Story des Besuchs.

Journal Donnerstag, 26. Mai 2022 – Christi Himmelfahrt mit Isarlauf und Chiemseeausflug

Freitag, 27. Mai 2022

Zerhackte Nacht mit einer Stunde Aufstehen und Buchlesen, jetzt bin ich mit Mareike Fallwickls Die Wut, die bleibt durch. Also ein Roman über das vielfältige Unglück der Mutterschaft, über Männer, die es vertiefen und über Frauen, die sich genau das wünschen. Als Alternative haben wir 3rd-wave-feministische Teenagerinnen, die Gewalt für eine Lösung halten. Die ersten Aspekte sind sehr weit weg von meinem Leben (wobei ich durchaus Mitleid empfinde, ich bedaure ja auch Menschen, die bei Formel-1-Rennen verunglücken oder sich bei Risiko-Sportarten verletzen), die letzteren fand ich arg melodramatisch geschrieben.

Nicht lang genug geschlafen, um mich frisch zu fühlen, erst mal bloggte ich kurz den Vortag weg.

Die Kirchturmuhr von St. Matthäus geht mittlerweile zwei Minuten vor und ich bin kurz vor Recherchieren, wo ich das melden kann, weil sonst direkter Weg in den Wahnsinn. (Zumal das 20-Uhr-Geläut immer zum hektischen Griff nach der TV-Fernbedienung führt, um Tagesschau einzuschalten. Mittlerweile kenne ich den gesamten Werbeblock davor auswendig.) (Wolle Verschwörungstheorie?)

Früh zu einer kurzen Laufrunde aufgebrochen. Das Wetter hatte sich beruhigt, Ergebnis waren ideale Lauftemperaturen und wundervolles Licht.

Am Westermühlbach lockte mich das Licht am Ende des Tunnels auf einen kleinen Umweg.

Die Isar nach den Regenfällen beruhigend hoch.

Die gute Stunde Laufen trabte ich beschwerdefrei und leicht. Ich kam mit Semmeln vom Wimmer heim (so früh, nämlich um zehn, hatte ich Schlangestehen müssen). Der Besuch war inzwischen aufgestanden, während ich mich duschte und ankleidete, bereitete Herr Kaltmamsell Frühstück für die Frühstückenden.

Tagesprogramm war ein Ausflug an den Chiemsee. Wir nahmen einen Zug kurz vor eins, der randvoll Ausflüger*innen war, zum Glück aber wie auch der Rest des Tags frei von Vatertaglern. Der leichte Wind und der Wechsel von Sonne und Wolken waren perfektes Ausflugswetter.

Diesmal nahmen wir vom Bahnhof Prien zur Schiffsanlegestelle die historische Chiemseebahn – ich wusste doch, dass mein Besuch großer Bahnfan, Pufferküsserin und regelmäßiger Gast in Bahnmuseen ist.

Sie fotografierte mich beim Kauf unserer Fahrkarten.

Und ich sie beim Fotografieren der Chiemseebahn.

Schifferlfahrt nach Herrenchiemsee, ich frühstückte unterwegs Apfel und Breze. Diesmal konnte man die Tickets für die Schlossführung nur auf der Herreninsel an der Schiffsanlagestelle kaufen (vor einem Jahr hätte man sie vorher online kaufen müssen). Wir spazierten zum Schloss.

Blick rüber zur Fraueninsel.

Schloss Herrenchiemsee. Am Anfang der Führung gab es ein wenig Verwirrung bei der Zuteilung (man kauft Tickets für bestimmte Uhrzeiten, es gibt Fünf-Minuten-Slots), wir landeten in unterschiedlichen Gruppen. Ich bekam interessante Einblicke, doch unterm Strich blieb bei mir hängen, dass dieses Gebäude und seine Ausstattung wenig über die Zeit der Entstehung aussagen (Ende 19. Jahrhundert, das lediglich in mancher technischen Ausstattung Spuren hinterließ) und viel über den gequälten Erbauer (Ludwig II., der sich als Fanboy des französischen Sonnenkönigs Louis XIV. austobte, indem er Versailles nachbauen ließ). Ein bizarres Baudenkmal.

Kurzer Cappuccino und Kaltgetränk im Schlosscafé. Die Rückfahrt wurde anstrengend und lang, denn: Wir standen fast eine Stunde am Schiffsanleger Herreninsel, zwei Schiffsverbindungen nach Prien fielen aus (eine weil das Ausflugsboot bereits mit Passagieren von der Fraueninsel voll war). Als wir endlich in Prien landeten, fuhr die Chiemseebahn zurück zum Bahnhof nicht mehr, aber selbst mit ihr hätten wir den passenden Zug zurück nach München verpasst. Jetzt hatten wir viel Zeit, den nächsten nach acht zu bekommen. Mittlerweile hatten wir beide ordentlich Hunger, wir überbrückten mit einem Steckerleis von einem Kiosk.

Fußweg zum Bahnhof mit Zwischenhalt an einem Bankerl, die Besuchsbeine brauchten Pause. Unser Zug zurück nach München kam pünktlich, war so spät dann auch nicht mehr voll.

Bei uns daheim in München waren wir so aber erst kurz vor zehn. Herr Kaltmamsell sorgte fürs späte Nachtmahl, er hatte Maibowle und köstliches Chicken Tikka mit indischen Broten vorbereitet.

Journal Mittwoch, 25. Mai 2022 – 9-Euro-Ticket und Besuch aus Berlin

Donnerstag, 26. Mai 2022

Wegen Besuchsvorbereitungen hatte ich schon mal bei Herrn Kaltmamsell übernachtet – und wirklich gut geschlafen!

Aufgewacht zu Regenrauschen, Weg in die Arbeit unterm Schirm.

Im Büro gewirbelt, vielen weggeschafft, auch Dinge nachgeholt, die ich vergessen hatte und die mir zum Glück noch rechtzeitig einfielen (für die ich mir sonst immer Selbsterinnerungen in den Kalender gesetzt hatte, doch diesmal stand die Deadline noch nicht fest, als ich die Selbsterinnerungen eintragen wollte – ZACK! vergessen).

Mittags huschte ich schnell raus, um mir im nächstgelegenen U-Bahnhof 9-Euro-Tickets zu kaufen: Mit dieser Aktion (Monatskarten für den öffentlichen Nahverkehr für 9 Euro je Monate für Juni, Juli, August) will die Bundesregierung den steilen Anstieg der Lebenshaltungskosten durch Inflation und höhere Energiepreise abfedern. Mein erster Impuls war gewesen, das Angebot nicht anzunehmen, weil ich es nicht nötig habe – doch ich erkannte, dass es darum nicht geht (Sie erinnern sich, warum ich mich mich als sehr gute Studentin nie um ein Stipendium bemüht habe?): Der (sogar befürchtete) Ansturm auf diese Tickets und die (ebenfalls befürchtete) Überfüllung aller Nahverkehrsmittel werden beweisen, dass ein Umstieg von Pkw auf Öffentlichen Verkehr durch kostengünstige Nutzung unterstützt werden kann. Also durchaus ein Lösungsbaustein gegen Klimakatastrophe, Verkehrs- und Energiewende sein kann. (Wobei mir durchaus klar ist, dass ein Zusammenfallen mit den großen Ferien das Ergebnis verzerrt.)

Dann gab’s zur Zeitungslektüre Pumpernickel mit Butter, Mango mit Joghurt, alles sehr wohlschmeckend und erfreulich.

Arbeitsnachmittag weniger wirblig. Schon wieder früher Feierabend, weil ich den Übernachtungsbesuch vom Bahnhof abholte und der Zug pünktlich eintraf (nach der Twitterlektüre der vergangenen Wochen konnte wirklich niemand damit rechnen). Der Regen hatte aufgehört, ich sah sogar Fetzen blauen Himmels.

Zu Besuch kam aus Berlin ein Blog-Urgestein, das heutzutage im Web am ehesten auf instagram zu finden ist. Ich nahm sie erst mal zu uns, dort erster umfangreicher Ratsch.

Als Herr Kaltmamsell spät vom außerplanmäßigen Abiturzuhören heimkam, öffneten wir Mitbringsel: Der Besuch war beim Berliner Pralinen-Anbieter Sawade komplett eskaliert. Wie wunderbar!

Fürs Nachtmahl hatte ich einen Tisch im Fei Scho in der Nähe reserviert, weil ich das Lokal als witzige bayerisch-asiatische Mischung in Erinnerung hatte (z.B. mit Schweinsbraten-DimSum). Vor Ort stellte sich heraus, dass das mittlerweile ein ganz normales vietnamesisch-panasiatisches Lokal geworden ist, aber wir wurden satt (und bekamen guten Eistee).

Zurück daheim gab’s Sawade-Pralinen zum Nachtisch (hervorragend), wegen allgemeiner Erledigung früh ins Bett. (Das wird allerdings noch witzig, weil der Besuch eine waschechte Nachteule ist und damit einen ganz anderen Schlaf-Wach-Rhythmus als wir Gastgebenden hat.)

§

Novemberregen hat den Techniker im Haus und berichtet darüber auf Twitter. Es liegt der Verdacht nahe, dass der Techniker von Ephraim Kishon geschickt wurde, ins Deutsche übersetzt von Friedrich Torberg.

Journal Dienstag, 24. Mai 2022 – Nochmal Life-Yoga

Mittwoch, 25. Mai 2022

Gute Nacht bis kurz nach vier. Dann war sie zu Ende.

Draußen rauschte der Regen. Die Bäurin freute sich, doch die Frau, die sich für Morgenyoga im Verein angemeldet hatte und dorthin sowie anschließend in die Arbeit radeln wollte, musste umplanen.

Also unterm Regenschirm zu Fuß zum Yoga, den Rucksack mit der rausstehenden Yogamatte unelegant festhaltend, damit er vom Schirm geschützt wurde. Jetzt weiß ich allerdings: Im Gesundheitsraum des Vereins gibt es einen Schrank mit Yogaausstattung, beim nächsten Regenfall leihe ich mir eine Matte.

Die Yogastunde wurde von einer Vertretung gehalten und bestand aus Vinyasa-Flows, also ineinander übergehende Bewegungsabfolgen zum Atem mit wenig Halten. Die anderthalb Stunden waren langsamer getaktet, als ich es von den Flows meiner YouTube-Vorturnerinnen gewohnt war, aber zum einen geben 90 Minuten mehr Zeit, zum anderen wissen wir ja vom Krafttraining, dass langsamer keineswegs weniger anstrengend bedeutet. Diesmal hatte ich mich in der kleinen Gruppe von einem halben Dutzend Mitturnenden vorn platziert: Live-Yoga sollte ja die Möglichkeit eröffnen, von der Trainerin korrigiert zu werden. Ich profitierte diesmal tatsächlich von einigen Korrekturen, war allerdings auch beruhigt, dass ich in den zweieinhalb Jahren Wohnzimmer-Yoga anscheinend nichts total falsch gemacht und mich gefährdet hatte. Ich genoss die Yogastunde sehr.

Anschließend schnell umgezogen, beim Rausgehen Slalom um ein paar Maler mit Leitern bei der Arbeit, Fußmarsch durch weiterhin rauschenden Regen ins Büro, vielen Radelnden in teuer aussehender Regenausstattung begegnet. Im Büro vielfältige Aufgaben, viel Parallelarbeit.

Mittagessen waren zwei Brezen, eine Orange, ein Apfel.

Nachmittags weiter komplexe Arbeit, die mich sehr erschöpfte, um halb vier war ich eigentlich durchgearbeitet. Nicht aber die Arbeit, also musst ich noch eine Stunde – nur eine Stunde, weil ich gestern nicht nur wegen Yoga später kam, sondern auch einen Grund für früheres Gehen hatte: Ich musste den Ernteanteil abholen, der wegen Feiertag nicht am Donnerstag, sondern am Dienstag zur Abholung bereit stand, und den nicht wie sonst immer Herr Kaltmamsell abholen konnte; der musste nämlich wegen Krankheitsausfall (diese verdammten Corona-ist-vorbei-Leugner!) außerplanmäßig Abituranhören.

Draußen hatte es den ganzen Tag mehr oder weniger geregnet, ich war gespannt, welche Regenstärke meinen Heimweg begleiten würde. Zumindest gegen dessen Ende wäre mir wenig bis keiner recht gewesen, da ich dann beide Schirmhände mit Ernteanteilkiste belegt haben würde. Ich hatte Glück, auf meinem Heimweg mit Kiste tröpfelte es nur.

Ich ging auf eine weitere Einkaufsrunde, sie gehörte zu den anschließenden Vorbereitungen und Häuslichkeiten: Am Mittwoch kommt fürs verlängerte Wochenende Übernachtungsbesuch, nämlich Blog-Prominenz aus Berlin.

Nachtmahl wurde der Salatkopf aus Ernteanteil mit Joghurtdressing, Schnitt-Knoblauch, Eiern, außerdem gab es Käse, zum Nachtisch Schokolade.

§

Wenn Sie in München leben, mögen Sie vielleicht an dieser Studie der TU München zur Erhebung des Mobilitätsverhaltens teilnehmen?

§

Wie es ist, die Stasi-Akte des eigenen Vaters zu beantragen. Also zum einen der bürokratische Prozess, zum anderen ganz persönlich.
“Eine undurchsichtige Haltung”.

Gerade für uns Westdeutsche empfehle ich die Lektüre des Texts, den Autorin HannaNym so begründet:

Ich möchte verhindern, dass sich unser DDR-Bild irgendwann allein aus Jahrestagen und Florian-Henckel-von-Donnersmarck-Filmen zusammensetzt.