Archiv für Mai 2022

Journal Montag, 23. Mai 2022 – Wetterumschwung

Dienstag, 24. Mai 2022

Bis kurz vor vier richtig gut geschlafen, dann nur noch gedöst.

Für gestern waren fast 30 Grad Hitze angekündigt, doch der Morgen war bewölkt und sehr kühl – das machte die Kleidungsentscheidung ausgesprochen schwierig. Es wurde ein luftiges Kleid, aber mit langen Ärmeln. Über das Bahnhofsviertel und übers Westend jagten schrillend die Mauersegler in Dutzenden.

In der Arbeit erst mal technische Probleme. Mein Standard-Lösungsansatz: Neustart(s), Frage bei Kollegin, ob auch sie das Problem hat (liegt’s an mir oder am System?), entsprechender Hilferuf an den IT-Service. Diesmal half die Frage bei der Kollegin (hatte das Problem nicht), nach einem weiteren Neustart war es auch bei mir weg.

Vormittags fielen ein paar Regentropfen, ich konnte mir die angkündigte Hitze immer weniger vorstellen.

Mittagessen: Pumpernickel mit Butter, ein junger Kohlrabi aus Ernteanteil als Salat angemacht (Petersilie, Zitronensaft, ein wenig Mojo verde, Rapsöl, Salz, Pfeffer).

Wechseljahrstatus nach einer Woche Hormonersatztherapie: Beschwerden unverändert, gestern sogar besonders große und häufige Schwankungen zwischen Frieren und Glutattacken. Dafür erlebte ich gestern beeindruckende Bauchschmerzen bis in den Brustkorb, die mir meine Feierabendpläne leider ein wenig vergällten: Ich wollte unsere Süßigkeitenvorräte auffüllen.

Nachmittags verdunkelte der Himmel sich immer stärker, ab fünf regnete es. Doch auf dem Heimweg ließ mich der dunkelgraue Himmel trocken. Wegen Bauchweh wollte ich unterwegs noch zu Hause dringend ins Bett, doch nach ein paar Lebensmitteleinkäufen ließen die Schmerzen zu meiner großen Erleichterung nach.

Also konnte ich daheim eine Runde Yoga treiben, ich wählte 20 Minuten für meinen Nacken.

Nachtmahl war der Bohnen-Spinat-Eintopf vom Sonntag, verlängert mit Pak Choi aus Ernteanteil (hier erklären Kartoffelkombinatlerinnen, was die Spinat- und Pak-Choi-Schwemme verursacht – und dass das halt saisonales Essen ist).

Zur Tagesschau setzte Unwetter ein: Donner, Böen, viel Regen. Wir hörten schnell, welche Fenster in der Wohnung gekippt waren, da sie zudonnerten.

Die Kommentarfunktion unter dem Blogpost zu Mareike Fallwickls Roman Die Wut, die Bleibt sowie zu meiner Wut über das darin beschriebene und vermeidbare Unglück der Mutterschaft (nach Lektüre von 2/3 des Buchs nicht weniger geworden) ist mittlerweile Selbsterfahrungsgruppe und Mütterforum geworden, längst schon losgelöst von meinem Text. Ich bin durchaus fasziniert, diesen oft beschriebenen Stichwort-Mechanismus zu beobachten. Kommen Sie ruhig rein, setzen Sie sich, nehmen Sie sich einen Keks. (Und nutzen Sie die Zeit, die Kommentarfunktion schließt bei allen Beiträgen automatisch nach 14 Tagen.)

Journal Sonntag, 22. Mai 2022 – Schwimmfrieren, Hochsommerschwitzen

Montag, 23. Mai 2022

Ein weiterer Hochsommertag im Mai (ab Dienstag soll’s aber deutlich unter 20 Grad werden).

Nach guter Nacht nicht ganz so lange geschlafen, wie ich es mir gewünscht hätte, aber doch munter aufgestanden. Wäsche gewaschen, ausführlich gebloggt – das nahm gestern dann doch über zwei Stunden in Anspruch. Draußen herrlichster Sonnenschein von knallblauem Himmel, doch durch die Fenster wehte es angenehm kühl herein, zu kühl für den ersten Balkonkaffee.

Herr Kaltmamsell fuhr seine Eltern besuchen, sonnencremte mir zuvor noch den Rücken ein: Ich plante eine Schwimmrunde im Dantebad. Dorthin radelte ich durch einen Sommermorgen, den man nur strahlend nennen kann.

Schlangen gab es diesmal nicht am Eingang, auch die Schwimmbahnen waren angenehm übersichtlich belegt. Nur: Ich fror ab Meter 1.500 immer stärker. Im Sommer wird das Wasser weniger geheizt als im Winter, offensichtlich nicht genug für meinen derzeit so meschuggenen Körpertemperaturhaushalt. Ich ging nach 2.000 Metern raus aufs Klo, auf dem Weg wärmte mich die Sonne. Doch auch die restlichen 1.000 Meter schwamm ich mit Reibeisen-Gänsehaut, da kann ich zur nächsten Schwimmrunde auch gleich in mein näher gelegenes Lieblingsbad Schyrenbad gehen und dort frieren.

Ich wärmte mich in der heißen Innendusche auf, holte mein Zeug aus der Umkleide, wo ich mich getrocknet und sonnengecremt hatte. Einstand des neuen Bikinis.

Aufwärmen in der Sonne auf der Liegewiese, es war richtig heiß. Während ich döste, hörte ich einer Clique alter Männer zu. Einer mit starkem Münchner Dialekt zählte durch, wer schon wie lange nicht mehr gekommen sei, offensichtlich trafen sich hier Menschen regelmäßig, kannten einander, achteten vielleicht sogar aufeinander. Der Durchzähler erinnerte sich dann an das Kriegsende zu seinen Kinderzeiten, in den Bruchstücken kamen ein Bauernhof vor, Butterbrote aus selbstgebackenem Brot, “die Amis”, die sich beim Durchziehen in der Küche des Bauernhofs Spiegeleier brieten (das wiederholte er in immer wieder neuen Formulierungen, wie sie sich “Spiegeleier brat’n” hätten) – alles hochinteressant.

Ein wenig Musik hörte ich dann auch: Nachdem ich im Süddeutschen Magazin ein Interview mit Florence Welsh (€) gelesen hatte, wollte ich wissen, wie die Musik von Florence + the Machine klang. Ja, gefällt mir.

Beim sonnen-bedösten Heimradeln machte ich einen Umweg zum Semmelholen in Schwabing. Die Robinien blühten, dufteten aber noch nicht. (Warfen allerdings bereits mit Blüten – die werden doch wohl nicht die Duftphase vergessen haben?!) Am Stachus stechende Hochsommerhitze – ich versuchte an roten Ampeln möglichst im Schatten zu warten.

Freibad-Chic.

In der Wohnung ließ ich erst mal mehr Rollläden herunter, um die Hitze auszusperren, dann war’s aber dringend Zeit für Frühstück: Semmeln um drei.

Duschen, cremen, ein wenig lesen, bügeln. Es kühlte draußen ein wenig ab, ich konnte die Wochenendzeitung auf dem Balkon lesen.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell die großen Mengen Spinat aus Ernteanteil mit weißen Bohnen, spanischem Chorizo und Morcilla zu einem Eintopf verwandelt.

Schmeckte sehr gut. Zum Nachtisch gab’s Erdbeeren mit Sahne, Schokolade. Wohnungräumen und Kruschen für den Wochenenanfang. Das war ein sehr volles Wochenende, dennoch hätte ich nichts gegen einen zusätzlichen Tag gehabt.

Journal Samstag, 21. Mai 2022 – 29. Rosentag mit Museum Fünf Kontinente und Abend im Broeding

Sonntag, 22. Mai 2022

Ganz gute Nacht (bis auf einmal Aufspringen und Dehnen weil Krampf), gut ausgeschlafen.

Morgens kümmerte ich mich erst mal um den Brotteig, es gab herzhaftes Schokoladenbrot. Die nächsten Stunden fühlten sich ruhelos an. Zwischen Brotback-Handgriffen standen Bloggen, Pediküre, Duschen auf dem Programm, danach erster Einkaufsgang.

Denn gestern war Rosentag (seine Geschichte, meine Geschichte., die große Feier zum 25.). Diesmal mit neuer Vase, gestellt von meiner Mutter, die Vase sollte auch die nächsten Jahre den Strauß fassen können.

Das Draußen war weiter sonnig, zum Glück nicht mehr heiß. Ich zog nochmal los, um einen Zweitbikini und eine weiße, weite Sommerhose zu kaufen, Start im Kaufhof am Marienplatz. Meine Güte: Ich hatte völlig vergessen, wie zeitaufwändig Kleidungskauf ist. Bis ich endlich mit Bikini und Hose zurück kam, waren zwei Stunden vergangen – und ich war wirklich nicht zu Shopping abgeschweift, sondern hatte gezielt gesucht. (Na gut, Erdbeeren hatte ich auch mitgenommen.)

Die weitere Überraschung: Meine Fresse sind Bikinis teuer. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen Bikini ganz regulär gekauft habe, also nicht als Schnäppchen im Schlussverkauf oder gebraucht bei ebay, es mag 20 Jahre her sein. Der Kaufhof am Marienplatz löst gerade seine Sportabteilung auf (ganz oder wegen Umbau?), als Folge bekam ich 20 Prozent an der Kasse, was den Preis von Oberteil und Hose (Chantelle) nicht unter 100 Euro brachte.

Nach der Hose suchte ich erst im Kaufhaus, dann klapperte ich die Theatinerstraße ab – vergeblich. Erst als ich auf dem Rückweg auch in den COS ging, hing da etwas, was meinen Vorstellungen entsprach (jajaja, ich weiß: Ausbeuterkleidung). Ich stellte mich an der kürzeren Umkleide-Schlange der Männerabteilung an (auch das eine Überraschung: die enormen Schlangen an allen Umkleiden – na ja, Samstag halt): Die Hose sah super aus. Das beschichtete Leinen ist zwar laut, aber das beschloss ich zu verschmerzen.

Frühstück war dann Schokoladenbrot (gut!) mit kroatischem Pressack, Erdbeeren.

Für den Nachmittagsausflug zog ich die neue Hose gleich an:

Eigentlich hatte ich Herrn Kaltmamsell anlässlich des Rosentags ins Naturkundemuseum ausführen wollen, was in München die Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie ist (Hauptsache Dinosaurierknochen), doch die ist am Wochenende leider geschlossen. Statt dessen spazierten wir zum Museum fünf Kontinente, das wir vor vielen Jahren mal besucht hatten, als es noch “Völkerkundemuseum” hieß.

Die Innenstadt und damit auch die Maximilianstraße war knallvoll Menschen.

Das Museum hat sich nicht nur mit der Namensänderung auf den langen, schwierigen Weg der Selbstreflexion und bewussteren Einordnung der eigenen Geschichte und Bestände begeben. Ich fand sehr spannend, an welchen Stellen bereits Transparenz und offener Blick zu erleben waren, und an welchen Stellen noch alter Kolonialismus und West-zentrierter Herrenmenschenblick dominierten.

Zu Ersterem gehörte die Foto-Ausstellung im Treppenhaus.

Mich amüsierte der Hinweis, dass schon im 19. Jahrhundert wir Westler*innen bestimmen wollte, was in anderen Kulturen authentisch ist und was nicht.

Diesmal beschränkten wir uns auf das erste Obergeschoß, sahen uns in den wirklich schön präsentierten Abteilungen Orient, Ozeanien und Myanmar um.

Unter anderem lernte ich über die verschwundene Kultur in Nuristan in Ostafghanistan, von der ich noch nie gehört hatte.

Abteilung Ozeanien. Wie so oft fragte ich mich, welche Gegenstände ozeanische Menschen wohl aus der oberbayerischen Kultur auswählen würden, um bei ihnen daheim meine Kultur in einem Museum darzustellen. Welche Funktion würden sie ihnen zuschreiben? Welche würden sie als wichtig genug fürs Ausstellen erachten, welche als unwichtig weglassen? (Denn selbstverständlich spiegeln diese Räume nicht die Eigensicht der dargestellten Kulturen, sondern unsere.)

Besonders stolz ist das Museum auf seine Abteilung zu Myanmar.

Im Jahr 1911 reiste Lucian Scherman, Direktor des Münchner Völkerkundemuseums, jetzt Museum Fünf Kontinente, zusammen mit seiner Frau Christine nach Burma, dem heutigen Myanmar. Die beiden legten eine weltweit einzigartige ethnographische Sammlung an, zu der mehr als 2300 Objekte, 1200 Fotografien, ausführliche Reisetagebücher und Tonaufnahmen zählen.

Die Ausstellung beginnt mit einem Raum, in dem ein heutiger Marktstand aufgebaut ist, beschreibt inklusive Geräuschkulisse den Alltag und das Leben in einer dortigen Stadt. Und doch wurde mir mit der Zeit beim Betrachten der vielen Vitrinen und Exponate (wirklich sensationell und sehenswert) ein wenig unwohl: Scherman hat auf seiner Reise offensichtlich alles “gekauft”, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Ich bezweifle nicht, dass er für die Exponate gezahlt hat – aber ich bezweifle, dass die meisten dieser Gegenstände überhaupt zum Verkauf standen. Und genau das wird nicht thematisiert.

Bei dieser Beschriftung musste ich dann doch lachen. Zum einen liest sie sich herablassend wie ein Ausschnitt aus Brehms Tierleben, zum anderen wissen wir ja inzwischen, dass diese “Sanftmut” problemlos einen Genozid an den Rohingya einschließt.

Ich möchte auf jeden Fall wiederkommen; zum einen um die anderen Teile des Museums anzusehen, zum anderen um den weiteren Prozess der Selbstreflexion mitzuerleben.

Was ich als wirklich bizarr empfand: Die Maskenpflicht in den riesigen, fast komplett menschenleeren Museumsräumen. Und das sage ich, wo ich weiterhin konsequent FFP2-Maske trage beim Einkaufen und in Öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in Räumen mit Menschen, zu denen ich keinen Abstand wahren kann.

Der Heimweg war dann schon fast heiß, auf dem Viktualienmarkt gab’s schier kein Durchkommen.

Daheim zog ich mich schon mal fürs Ausgehen um, denn gegen sechs klingelte Ingolstädter Familie sechsköpfig: Die Verwandtschaft hatte in München eingekauft und zog sich bei uns für einen abendlichen Opernbesuch um – wirbelnde Verwandlung in eine Festgesellschaft unter viel Gelächter, mit schnellen Austausch aktueller Informationen, dazwischen ein Schluck Wasser.

Mit Herrn Kaltmamsell verbrachte ich den Abend des Rosentags im Broeding, wir konnten dafür sogar noch auf einen Gutschein zurückgreifen, der Teil der vielen wunderbaren Geschenke zum Rosentag vor drei Jahren gewesen war.

Gruß aus der Küche war geröstetes Brioche mit Kalbsleberwurst und Rotweinbutter – ganz wunderbar. Als Aperitiv hatte ich einen alkoholfreien Rhabarber-Ingwer-Spritz, ich wollte mich vor der Weinbegleitung nicht überfordern.

Gurkenkaltschale mit Räucherfisch-WanTan und Erbsenpüree, im Glas ein sehr intensiver Grüner Veltliner Ebner-Ebenhauer aus dem Weinviertel (der sich vor allem mit den Erbsen hervorragend verstand).

Spinat-Malfatti mit Datteltomaten und Estragon, begleitet von einem wunderbaren Tement Welschriesling.

Gebratene Seeforelle (Starnberger See) mit Spargelsalat, Morchelgemüse und grüner Sauce, dazu ein ungarischer Homonna Tokaji Furmint – sehr spannend.

Maibock mit Rahm-Rhabarber, Pastinakenpüree, grünem Wildspargel – hervorragend. Dazu passte wunderbar der 2015er Loimer Pinot Noir Gumpoldskirchen (bei diesem Stichwort singt in meinem Kopf immer Hans Moser das Reblaus-Lied, ich habe vor Jahrzehnten auf dem Flohmarkt Schallplatten mit alten UFA-Liedern gekauft – und oft gehört).

Zum Käsegang gab es im Glas den Knaller des Abends:

Einen Zwetschgen-Portwein aus der Uckermark vom Gutshof Kraatz.

Dessert 1 war Zitronenverbeneneis.

Dessert 2 eine wundervolle Beerengrütze mit Topfennocke. Im Glas dazu nichts Süßes, sondern ein Reiterer Rosé Schilcher Frizzante.

Sehr sattes und zufriedenes Heimschaukeln mit der U-Bahn.

§

Affenpocken: Bevor Sie sich als Laie wild irgendwas zusammenspekulieren (in bestimmten Kreisen wird das “sich eine eigene Meinung bilden” genannt), könnten Sie auch das Interview mit Deutschlands führenden Pocken-Virologen lesen, mit Gert Sutter:
“‘Eine neue Pandemie haben wir nicht zu befürchten'”.

Wir Alten sind ja geimpft, schönen Gruß an die beiden Narben an meinem rechten Oberarm.

Journal Freitag, 20. Mai 2022 – Zu heiß für Feierabendeinkäufe

Samstag, 21. Mai 2022

Nacht ok, also ohne Lücken oder Krämpfe. Gewittert hatte es nicht.

Ein weiterer vom Schneider angepasster Rock, ein neu dazugekauftes Oberteil.

Schon auf dem Weg in die Arbeit, also um halb acht, brannte die Sonne richtig heiß auf die Theresienwiese.

Arbeitsvormittag mit aufregenden Neuigkeiten, sowohl aus der Arbeit als auch aus der Familie.

Mittags gab es zwei Äpfel (selbe Sorte, dennoch schmeckt einer sehr köstlich, der andere nur so lala), Pumpernickel mit Butter.

Jetzt hatte ich mich schon mal zu einer Mammographieplanung durchgerungen – und dann wurde mir der Termin abgesagt wegen Maschine kaputt. Aber da ich ja der Gynäkologin zugesagt habe, dass ich eine Mammographie machen lassen werde (und ich ein bisschen zwanghaft im Worthalten bin), suchte ich umgehend einen neuen Termin, Doctolib ist genau mein Ding.

Mal wieder in den Techniktagebuch-Redaktionschat geschaut: Er ist immer noch so sensationell lustig und schlau, dass ich schnell wieder zumachte, weil ich sonst (neben Twitter- und Bloglesen) zu gar nichts mehr käme.

Plan für nach Feierabend waren Kleidungskäufe im Stadtzentrum gewesen (Zweitbikini, weiße Hose), doch schon nach hundert Metern außerhalb des temperierten Büros stellte ich fest, dass ich in dieser Hitze (AM ZWANZIGSTEN MAI) gar nichts erledigen konnte. Ich ging entlang von Schatten langsam, aber so direkt wie möglich heim.

Herr Kaltmamsell hatte die Wohnung kühl gehalten, nach ein wenig Erholung, Sauerteigansetzen, Mani- und Pediküre machte ich eine Runde Yoga für Kraft und Balance.

Dann feierten wir das Wochenende mit Gin Tonics.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell die Mairübchen aus Ernteanteil zu einem Süppchen gekocht, dann wurden feine fleischerne und käsige Sachen aufgetragen, mit Ananas, Brioche und einem Cuvée Gewürztraminer Moscatel aus Valencia, Viña Llopis.

Kein erstes Abendessen auf dem Balkon, weil es dafür zu heiß war. (AM ZWANZIGSTEN MAI.)

Wir aßen sehr gut, ich erzählte Herrn Kaltmamsell von den vielfältigen Arbeitsaufregungen des Tages. Zum Nachtisch gab es Eiscreme: Schoko und Tiramisu.

Im Fernsehen lief der erste der alten Star-Wars-Filme. Es war sehr niedlich, ihn in Gegenwart von Herrn Kaltmamsell zu sehen, der alles (synchronisiert) aus Kinderzeiten mitsprechen konnte und zu jeder Einstellung Hintergrundinfos wusste.

§

Zur Feier des Samstags noch ein bisschen groovy Vivaldi! Es spielt die Goede Hoop Marimba Band (The Goede Hoop ist eine Volksschule in Boksburg, Südafrika).

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https://youtu.be/k-Pn4usTSi8

Journal Donnerstag, 19. Mai 2022 – Kinderwunschwut

Freitag, 20. Mai 2022

Die Nacht wurde nach schlechtem Einschlafen (heftiges Frieren trotz Maienmilde, abgelöst von Glutattacke) zerschnitten von einer brutalen Krampfattacke im rechten Unterschenkel und Fuß, die mich mehrfach laut quer über die Nachbarschaft jaulen ließ. Erst ausdauernde LWS-Dehnung auf dem Teppich (auf dem Rücken liegend Knie anziehen abgewechselt mit Vorbeuge) löste sie. Zefix.

Ich ging in die Arbeit in herrlichem Sonnenschein, kombiniert mit Morgenkühle, trug ein Sommerkleid.

Tag der besonders unangenehmen Glutattacken, pro Stunde mindestens eine. Bis die Hormonmedikamente wirken, werde ich mich noch gedulden müssen. (Jeder einzelne Anfall erzeugt als Gefühl wilden HASSHASSHASSHASSHASS! Der mindestens so erschöpft wie die Glutattacke selbst.)

Mittags Pumpernickel mit Butter, eine riesige Orange.

Auf dem Heimweg nach Feierabend war es heiß, viel zu heiß für die Jahreszeit. Bei der Essensplanung denke ich an kalte Suppen wie Gazpacho oder Okroschka – doch die Zutaten dafür wären hier bezeichnenderweise erst in Monaten reif. Ich suchte Schattenschutz, litt beim Queren der Theresienwiese.

Zu Hause (schön kühl, wir lassen bereits wieder tagsüber die Rollläden runter und schließen alle Fenster außer die zum kühlen Lichthof) erstmal Yoga (anstrengendes Dehnen), dann gab’s zum Abendessen den eben geholten Salat aus Ernteanteil mit Tahini-Dressing, Erdbeeren mit Sahne, Schokolade.

Es waren Gewitter angekündigt, doch es zog lediglich der Himmel zu.

Schon Mittwochabend hatte ich Mareike Fallwickls Roman Die Wut, die bleibt angefangen, um mich herum vielfältig und durchgehend empfohlen. Mal sehen, ob ich über den massiv trennenden Umstand hinweg komme, dass ich noch nie Fortpflanzungssehnsucht verspürte, dass ich einen persönlichen Beitrag zur globalen Überbevölkerung nicht den Bruchteil einer Sekunde in Erwägung zog – und deshalb wohl schon von Kindesalter an all die Beschwernisse und Selbstaufgaben des Mutterlebens registrierte, weil so sind Babys nun mal und so sind Kinder nun mal – “Sie fressen dich mit Haut und Haar” heißt das im Roman -, für die viele Frauen mit Fortpflanzungssehnsucht zumindest teilweise blind zu sein scheinen, doch nur im besten Fall gibt’s zum Ausgleich Glückshormone, Stichwort: “Aber wenn’s dich EINMAL anlacht!”

Bislang, bis zum ersten Drittel des Romans, identifiziere ich auf dieser Basis reflexartig als Ursache des ganzen beschriebenen Unglücks exakt diese Fortpflanzungssehnsucht, die nie hinterfragt wird, deshalb ist diese Ziel meiner Wut. Was falsch sein muss, sonst wäre ich nicht die Einzige mit dieser Analyse. Und der Roman ist sicher nicht als Plädoyer für konsequentere Verhütung geschrieben, wir haben ja eine Protagonistin, die ihre Freundin an der Mutterschaft hat zugrundegehen sehen, selbst bereits nach einem Tag Kinderhüten komplett am Boden ist – ohne dass das im mindesten ihren eigenen Kinderwunsch mindert. Tragisch.

§

Prodesse et delectare ist ja der Sinn meines Bloggens (vor allem mich, bilden Sie sich da nichts ein). Hier erklärt Lars Winkelsdorf in einem Twitter-Thread, “wieso die jetzt in Berlin für ihre Exportpolitik einen ‘Beauftragten’ brauchen und wieso das mit den Ausfuhren aktuell beim Ukraine-Krieg nicht funktioniert”.

§

Kluge Gedanken von Schriftstellerin und Fotografin Taiye Selasi zum Konstrukt “Nation” und zu Herkunft:
“Don’t Ask Where I’m From, Ask Where I’m a Local”.

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https://youtu.be/LYCKzpXEW6E

via Swissmiss

Mein Ergebnis der three Rs, wo bin ich ein Local?
Rituals: München (plus ein wenig Kastilien und Südengland)
Relationsships, “people who shape your emotional experience”: (Auch wenn Selasi Facebook explizit ausnimmt – was nur bedeutet, dass sie anders oder gar nicht online lebt) mein Mann, das Web, meine Eltern, Schwiegereltern, die Bruderfamilie sind Zuhause
Restricions: Europa, Frausein

Journal Mittwoch, 18. Mai 2022 – Erstes #Lindwurmessen

Donnerstag, 19. Mai 2022

Mittelunruhige Nacht, beim Weckerklingeln kam durchs offene Fenster herrliche Maienluft. Auf dem Weg in die Arbeit verzichtete ich auf eine Jacke.

Auf der Theresienwiese wird bereits das Oktoberfest aufgebaut – zumindest ein kleiner Teil davon. Denn: Das Bräurosl-Zelt (u.a. Schauplatz des Schwulen Oktoberfests am ->Gay Sunday, nach dem CSD wahrscheinlich die größte LGBTQ-Veranstaltung in München) ist dieses Jahr neu, und weil es erst noch vom TÜV abgenommen werden muss, darf es schon sechs Wochen vor dem offiziellen Start des Aufbaus (und der Sperrung der Theresienwiese, schnüff) aufgebaut werden.

Dass die Bierzelte des Oktoberfests eigentlich keine Zelte sind, sondern auf- und abbaubare Holzhäuser mit fester Anbindung an Strom-, Wasser- und Abwasserversorgung, sieht man im Vergleich zum klassischen Bierzelt auf dem Frühlingsfest.

Foto vom 12. Mai. Boden aus Holzplatten, Gerüst aus Alustangen, über die die Zeltplane gezogen wird. Auf den mächtigen Holzpfeilern oben hingegen werden Holzwände mit echten Fenstern und ein Holzdach befestigt, es gibt ein zweites Stockwerk mit einer Galerie.

Und überhaupt, hier ein wirklich guter Text zum Oktoberfest von Dominik Schelzke:
“Für die Stadt und das Lebensgefühl: München braucht die Wiesn!”

Egal, ob es um die Tracht, den Exzess oder das Italienerwochenende geht, zur Wiesn hat ganz München eine klare Meinung. Sie gehört zum Profil dieser Stadt wie die Isar und Karl Valentin.

Meine Meinung kennen Sie ja, auch dieses Jahr ist die Oktoberfestflucht bereits gebucht. Trotzdem empfand ich die beiden Seuchejahre ohne Oktoberfest als apokalyptisch. Und mir ist völlig klar, dass es ohne diese lukrative Großveranstaltung nicht mitten in der Stadt eine riesige freie Fläche gäbe.

Arbeit in der Arbeit, verhältnismäßig geradeaus.

Mittags erstes Stöbern im Programm der re:publica – und fast nicht mehr rausgefunden: So sehr fühlte sich das wie Heimkommen an, so sehr my people! Im ersten Schritt warf ich alle Links zu interessanten Speaker*innen/Programmpunkten in ein .doc. Kurz vor Abreise sortiere ich die zu meinem persönlichen Programm (und stelle höchstwahrscheinlich auch nach zwei Jahren Pause fest, dass alles Interessante gleichzeitig läuft).

Zu Essen gab es mittags das restliche selbstgebackene Dinkelbrot, außerdem Hüttenkäse mit Maracuja.

Nachmittags wurde die Arbeit nochmal turbulenter. Ich ging dennoch nicht zu spät, um noch etwas von dem herrlichen Wetter zu haben. Einkäufe auf dem Heimweg.

Abends war ich mit Herrn Kaltmamsell verabredet, wird wollten die Aktion #Lindwurmessen starten, also das erste von allen Lokalen an der Lindwurmstraße besuchen (nach dem Vorbild #mangiarosi in der Rosenheimer Straße). Wir hatten erstmal festgelegt, dass nur Gastronomie zählt, die Sitzgelegenheiten bietet, reine Take-aways nur, wenn sie etwas ganz Besonderes anbieten.

Vorher noch eine kurze Runde anstrengendes Yoga.

Abendessen beim Ayla.

Es gab Falaffel – einmal als “Bowl” und einmal als “Menu”. Schmeckte ok, die Falaffel waren sehr grün und gemüsig.

Aussicht beim Essen: St. Matthäus und die wundervollen Pappeln an der Lindwurmstraße. Daheim Schokolade zum Nachtisch.

§

Schaun Sie, wegen dem European Song Contest (ja natürlich weiß ich, wie der heutzutage wirklich heißt, ich vermisse halt den Namen Grand Prix Eurovision de la Chanson aus meiner Kindheit – der mit GPDLC auch noch die schönere Abkürzung hätte, passenderweise nur von den Konsonanten-trainierten Osteuropäer*innen korrekt auszusprechen). Theoretisch finde ich die Erscheinung durch und durch begrüßenswert (anders als internationalen Männerprofifußball). Praktisch will ich nicht gezwungen sein, mich damit zu beschäftigen.

Warum eine Welt ohne ESC, vor allem ein Europa ohne ESC ärmer wäre, fasst Laurie Penny unvergleichlich zusammen:
“All the Best Things About Europe with None of the Genocide”.

If the role of art is to interrogate civilization, the Eurovision song contest asks the one question that actually matters. The one question that’s still relevant after six savage centuries of slaughter and conquest in the notionally democratic West. It’s a question that’s usually posed in the dark alleyways and disused car parks of the collective unconscious, and it goes like this:

What if, instead of killing each other, we all just got hammered and did karaoke?

§

Fotos!
“Capturing the everyday style of 1970s Britain”.

Gute Idee, nach Jahrzehnten die Aufnahmen durchzugehen, die zum Aufnahmezeitpunkt als unpassend/ungenügend angesehen wurden.

Journal Dienstag, 17. Mai 2022 – YOGA LIVE UND IN FARBE!

Mittwoch, 18. Mai 2022

Wecker noch früher, denn: Ich hatte mich für eine Morgenyogaklasse in meinem Sportverein angemeldet (Vor-Ort-Kurse pandemisch bedingt immer noch mit Anmeldung), 7-8.30 Uhr Hatha-Yoga. Und MEINE GÜTE WAR ICH AUFGEREGT. Das fing damit an, dass ich nicht wusste, was man mitbringen muss (ich entschied mich nach viel Hin und Her für meine Matte, ließ die Blöcke aber daheim – merken: nächstes Mal auch einen Block mitnehmen), ging über die Entscheidung zur Wasserflasche (bei meinem Heimyoga ist nie Zeit zu trinken) und endete noch lange nicht mit der Frage, wo dieser “Gesundheitsraum” wohl war, in dem das alles stattfinden sollte.

Zivilkleidung packte ich ein, weil ich direkt in die Arbeit radeln würde, außerdem duschte ich und schminkte mich vorher, da ich hoffentlich nicht verschwitzt rauskommen würde.

Der Gesundheitsraum war zum Glück ausgeschildert und stellte sich als schöner kleiner Saal heraus, durch die offenen Altbaufenster kam herrliche Morgenluft, hörte ich viel Vogelgesang (Grasmücke, Amsel, Mauersegler), mit mir turnten ein knappes Dutzend Teilnehmende, die Vorturnerin kannte ich bereits von vergangenem Jahr. Erst mal wurde fast 15 Minuten geschnauft, aber bei 90 Minuten Gesamtyoga fand ich das verschmerzbar. Anfangs kämpfte ich mit viel innerem Widerstand, doch zum Glück siegte meine Neugier: Alles mal ausprobieren. Auch den angekündigten Einstieg in den Handstand (also wirklich der allererste Schritt in die Richtung), sogar in Partnerübung.

Das ganze war bis zum Schluss aufregend. Erst Stunden später hatte ich mich genug beruhigt für ein Resüme: Gut! Es gab sehr viel herabschauenden Hund, doch in den kam man ganz anders, als ich es von meinen bisherigen Vorturnerinnen kannte. Es gab auch viel stehende Vorbeuge, die ich ja mag, die Anweisung “Beine strecken” ignorierte ich einfach zugunsten leicht gebeugter Knie, die mir die Entspannung und Dehnung der LWS-Muskulatur erlauben.

Ich war trotz schönem Wetter tatsächlich nur angeschwitzelt, konnte mich also flink umziehen und ohne zweite Dusche ins Büro radeln. Herrliches warmes Wetter, über den Tag nur hin und wieder Wolken. In der Arbeit weiter Vielfältiges, aber weitgehend Panik-frei.

Mittags ging ich zur Apotheke für meine Wechseljahrhormone (u.a. ein Medikament namens “Famenita” – hihi: Klingt für mich wie der Kosename einer südamerikanischen Matriarchin), zurück im Büro gab’s restliche Linsen vom Montagabend und einen Apfel.

Der Nachmittag war geradezu ruhig, ich konnte praktisch ungestört vor mich hin arbeiten. Nach Feierabend radelte ich ins tiefste Sendling: Dorthin war der Laden mit kroatischen Spezialitäten gezogen, ich wollte Schweinernes. Den Weg hatte ich mir wie üblich bei Google Maps empfehlen lassen, musste nur am Partnachplatz auf dem Handy nachsehen, wie ich ans Ziel kam – und überlegte, wie ich das eigentlich vor 25 Jahren gemacht hatte, wenn ich in unbekannte Gegenden radelte. Hatte ich einen Stadtplan dabei? Habe ich Anwohnende gefragt? Ich konnte mich nicht erinnern, war nur sicher, dass ich die Route vorher auf dem Stadtplan eruiert hatte.

Es fühlte sich seltsam an, nach Hause zu kommen ohne Yoga als Programmpunkt – weil ich das ja schon morgens gemacht hatte. So bat ich um früheres Abendessen, denn ich hatte großen Hunger.

Herr Kaltmamsell servierte Nudelauflauf.

Vor vielen Jahren hatte ich geäußert, dass ich keinen Respekt vor Nudelauflauf hätte und ihn nicht besonders möge – mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie ich drauf kam. Der gestrige mit Tomatensugo aus Ernteanteil, Sojabröckerl, Bechamel und viel Käse schmeckte auf jeden Fall hervorragend. Nachtisch ein Schüsselchen Erdbeeren, Süßigkeiten.

§

Ziemlich cool: Die Stadt Wien baut selbst Bio-Produkte auf eigenen Flächen an und verkauft sie bald nicht nur an Großkunden, sondern auch an Endverbraucher, hier die Pressemitteilung.
“‘Wiener Gusto’: Stadt Wien startet neue Marke für stadteigene Bio-Produkte”.
via @katha_esskultur