Journal Donnerstag, 15. Dezember 2022 – Bavaria in Weiß

Freitag, 16. Dezember 2022 um 6:29

Ich wachte auf zu einem weißen Schneeparadies inklusive Schneefall. Paradiesisch halt für Leute, die sowas mögen.

Zumindest machte der Neuschnee die Wege griffig, ich konnte gutes Stapf-Tempo vorlegen. Wie wohl die Menschen in den orangen Wagen und Wägelchen das Wetter finden, die Schnee räumen und in großen Mengen Split streuen?

Beim Autobesitzer unter verschneiten Ästen, der Schnee und Eis von seinem Wagen schaufelte und kratzte, beobachtet von einem zitternden Rehpinscher in Hundemäntelchen, kann ich es mir ungefähr vorstellen (oder projiziere ich mal wieder und Autofahrer können Autohaben so super finden, dass ihnen winterliches Schaufeln und Kratzen nichts ausmacht?).

Also gut, bitteschön, einmal im Jahr ist das ja ganz hübsch.

Umtriebiger Arbeitsvormittag, ich konnte es mir im Büro halbwegs warm machen. Mittagessen Pumpernickel mit Butter, Clementinen.

Nachmittags weiter dicht mit Arbeit, zudem aber auch mit Schwindel. Eine seltene Heißhungerattacke, genau dafür habe ich Flapjacks in der Schreibtischschublade, von denen ich einen verschlang (Chia, Dattel und Pistazie). Auch deshalb eine gute Idee, weil sein Mindesthaltbarkeitsdatum anstand.

Gleichzeitig fiel mich eine superüble Laune an, destruktiv schwarz in alle Richtungen.

Zu Feierabend hatte der Schneefall aufgehört, auf dem Heimweg nur noch unangenehme Kälte.

Zu Hause die vorletzte Folge Yoga aus Adrienes Programm “Dedicate” – die so viele überraschende Wendungen enthielt, dass ich sie dann doch noch mal ohne Überraschungen turnen möchte. Gerade aufs Balancieren möchte ich bitte ein bisschen vorbereitet werden.

Den eben abgeholten Ernteanteil verwandelte Herr Kaltmamsell zu großen Teilen zu Ofengemüse und servierte ihn mit Kresse-Sauerrahm. Sehr gut. Nachtisch viel Schokolade.

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Mir ist der Weihnachtsklassiker Love actually ja leider vor ein paar Jahren abhanden gekommen, weil ich mich plötzlich bei fast allen dargestellten Beziehungen unwohl fühlte und weil die Kitsch-Ebene nicht mehr zur Verbrämung reichte.

Der Psychotherapeut Jonathan Decker analysiert warum.

https://youtu.be/vCtW4hgm9SM

via @stedten*hopp

Decker benennt das Hauptproblem: Der Film “treats infatuation as love”. Womit der Film natürlich in einer sehr langen Tradition steht (winkt Romeo und Julia heran).

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Tango – ganz anders: Vanessa Gauch.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 15. Dezember 2022 – Bavaria in Weiß“

  1. mareibianke meint:

    Mein Vater war einer der Männer in den orangenen Autos. Über 25 Jahre bedeutete das, ab dem Herbst bis ins Frühjahr das Wetter beobachten, nachts um drei aufstehen, die Temperatur checken und ggf. als erster über ungeräumte, ungestreute Straßen (zum Glück im Flachland) zum Bauhof schlittern, um 4 Uhr mit dem am Vortag vorbereiteten Fahrzeug los und räumen bzw. streuen. Gleiches bei Glatteis und natürlich auch an Wochenenden und Feiertagen.
    Fing es tagsüber oder am frühen Abend an zu schneien, bedeutete das einen weiteren Einsatz. Immer so lange wie es halt dauerte… am krassesten war der Schneewinter 1979, da parkte das Räumfahrzeug auf unserer Hofeinfahrt, um schon direkt an Ort und Stelle mit dem Räumen beginnen zu können. Mein Vater und seine Kollegen kamen nur kurz zum Schlafen und Aufwärmen nach Hause.
    Wir haben uns niemals weiße Weihnachten gewünscht, weil Papa dann fehlte oder schlief. Bis heute habe ich ein gestörtes Verhältnis zu Schnee.

  2. Sandra meint:

    Es hat alles 2 Seiten. Ich gehe auch davon aus, dass sich die meisten Autofahrer:innen nicht übers Schneeschaufeln und Eiskratzen freuen, aber so freut es auch nicht alle, die mit Öffis oder dem Rad bei dem Wetter unterwegs sind. Und die Straßenreinigung hat dieser Tage sicher auch ordentlich zu kämpfen, aber manche davon freuen sich, im Sommer draußen sein zu dürfen. Das hört man ja oft, wenn Leute solche Berufe (Landschaftsgärtner z.B.) ergreifen. Auch das hat 2 Seiten.

  3. Anne meint:

    Vielen Dank für den Einblick!

  4. Hans-Georg meint:

    ” …einmal im Jahr ist das ja ganz hübsch.” – als Alibi für den Winter reicht das. Grün ist mir eh viel lieber.

  5. Alexandra meint:

    Können Sie “Flapjacks” gustatorisch empfehlen, Frau Kaltmamsell? Ich suche sowas nämlich aus denselben Gründen wie Sie und habe noch nichts finden können, das mir auch nur annähernd schmeckt.

    Als Flachlandbewohnerin (28 Meter über Null) machte ich ernsthafte Schneeerfahrungen(> 10cm Neuschnee, die länger als einen halben Tag bleiben) in den letzten gut dreißig Jahren Führerscheinbesitzes etwa alle zehn Jahre einmal – die Rezeption ist entsprechend, also eher, hm, “einmaliges Abenteuer”. Obacht natürlich inklusive.

    Und Eiskratzen macht mich als Tochter und Schwester von Kfz-Fachmännern eher sentimental. Kommt selten langanhaltend vor, hat also bisher kein allzu großes Nervpotenzial – in größere Ballungsräume hineinfahren zu müssen zu Schnee- und Eiszeiten aber schon.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Geschichte und den Einblick, mareibianke!
    Habe in meinem Auslandsstudienjahr in Wales Flapjacks kennengelernt, Alexandra, und liebe sie seither. Empfehlen kann ich sie nur Menschen, die meinen Geschmack teilen.

  7. Alexandra meint:

    Danke, das dachte ich mir. Die Zusammensetzung liest sich jedenfalls passend, Frau Kaltmamsell.

  8. Susann meint:

    Disclosure: ich finde Auto freikratzen und -beserln und -schauferln maximal nervig; noch nerviger fände ich es allerdings, mit Öffis 1 Stunde in die Arbeit zu brauchen statt 20 min. Insofern steige ich mit 10 min Kratzdauer immer noch deutlich besser aus.

  9. Sonni meint:

    Love actually: Marks Auftritt bei Juliet und die gesamte Konstellation fand auch ich nie romantisch und habe mich immer gefragt, warum diese Szene allgemein so gut ankommt.
    Davon abgesehen habe ich allerdings den Eindruck, dass die Kritiker den Film ein wenig zu bierernst nehmen, speziell die Colin-Episode, die aus meiner Sicht satirisch angelegt ist und sich wohl eher in seinem Kopf abspielt.
    Ich habe auch nichts dagegen, dass hauptsächlich Verliebtheit in dem Film gezeigt wird, denn diese beschert ihm die zauberhaftesten Momente und schafft aus meiner Sicht diese für den Film einzigartige Stimmung, die einen Großteil seines Reizes ausmacht.

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