Journal Mittwoch, 25. Januar 2023 – Mehr zum Schöffenamt, #Lindwurmessen bei Kekes no1 Döner

Donnerstag, 26. Januar 2023 um 6:21

Gestern wieder Morgenkaffee für zwei, Herr Kaltmamsell hatte seinen Elternausflug beendet. Ich lebe wirklich gern mit ihm zusammen, doch zwei Tage lang die Wohnung allein zu bewohnen, legt dann doch nochmal eine Schippe Freiheit und Unbefangenheit drauf, die ich genieße.

Das Wetter nassdüster, der Schnee schwand.

In der Arbeit erst mal ein paar Stunden kurz getaktete Wuselei mit Lösungssuche, die nur immer weitere Probleme offenlegte. Zusätzlich fiel MS Office 365 aus, mit einmal alles inklusive MS Teams, eine gewisse Note von Hühnerhof, der von einem Bussard gekreuzt wird, machte sich breit. (Die IT-Haussysteme waren komplett unschuldig, große Erleichterung.)

Mittags gab es Äpfelchen, Pumpernickel mit Butter, eine (!) Orange.

Nachmittags eher böses Kreuzzwicken im Sitzen oder Stehen, das ich umgehend mit der am Samstag ausgefallenen Schwimmeinheit erkläre.

Kräftezehrende Arbeit. Nach Feierabend ging ich direkt nach Hause und holte Herrn Kaltmamsell ab zum nächsten #Lindwurmessen.1 Wir gingen zu Fuß zur Kreuzung Poccistraße, statt die U-Bahn zu nehmen, damit ich mir von Herrn Kaltmamsell Erlebnisse während seines Elternausflugs erzählen lassen konnte.

Ziel war der mittlere von drei Schnellimbissen mit Sitzgelegenheit: Kekes no1 Döner (klingt wie eine britische Einwandererkomödie).

Ein klassischer Dönerladen. Wir nahmen beide einen Teller mit Reis, Ayran dazu.

Der Reis verbirgt sich unter dem Fleisch-Gröstl. Machte satt, am meisten freute mich aber das Ayran – warum trinke ich das nicht viel öfter?

Spaziergang nach Hause, dort zum Nachtisch Pralinen und Schokolade.

Mehr Rückblick auf vier Jahre als Schöffin; mit zeitlichem Abstand fühlen sich die Berichte nicht indiskret an (wobei die Verhandlungen ja öffentlich sind, und was im Richterzimmer vorgeht, unterliegt ohnehin dauerhaft der Schweigepflicht). Richterinnen und Richter habe ich immer als hochprofessionell und ernsthaft erlebt, ich bewunderte bald ihre Fertigkeit, wirklich offene Fragen zu stellen. Mich nahmen sie in meiner Schöffenrolle durchgehend sehr ernst. Das äußerte sich auch darin, dass mir im Richterzimmer rechtlicher Hintergrund genau erklärt wurde, auch der Gedankengang zum Strafmaß (was die Richter*innen ohnehin später in der öffentlichen Urteilsbegründung machten; hier konnten wir noch nachhaken und fragen). Gerade bei den Beratungen zur Urteils- und Strafmaßbestimmung waren die Schlüsse, die wir nicht-juristischen Schöff*innen in der Verhandlung gewonnen hatten, ausdrücklich gefragt, uns wurde zugehört. Auch im Sitzungssaal sprachen Staatsanwaltschaft und Verteidigung oft explizit die Schöff*innen an mit genaueren Erklärungen (die Verteidigung in meiner Wahrnehmung durchaus auch aus taktischen Gründen, um ihre Perspektive auf anderer Ebene zu erklären).

Die Organisation am Münchner Amtsgericht erlebte ich als sehr sorgfältig; und gerade bei den beiden Malen, die ich als Hilfsschöffin spontan und sofort einspringen musste, verlief die Planung kooperativ.

Nein, als Schöffin können Sie sich Ihre Termine nicht aussuchen, und sie sind verpflichtend. Ziel ist, die Neutralität und damit Zufälligkeit der Richterzuordnung (und als Schöffin sind Sie Richterin) sicherzustellen. Wenn Sie dran sind (zufällig zugeordnet), braucht es sehr triftige Gründe für eine Absage, und diese müssen schriftlich belegt werden (z.B. Krankheit, bereits gebuchter -!- Urlaub, bereits gebuchte oder angetretene Dienstreise).

§

Dia taz spricht zu 10 Jahren #Aufschrei mit Anne Wizorek:
“‘Eine Form der Unterdrückung'”.

  1. Wir futtern uns nacheinander durch alle Lokale an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof, dann an der Nordseite wieder zurück. []
die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 25. Januar 2023 – Mehr zum Schöffenamt, #Lindwurmessen bei Kekes no1 Döner“

  1. Thea meint:

    Selbst gemachtes Ayran ist im Sommer mein Hauptgetränk und oft auch – bei großer Hitze – einziges Nahrungsmittel.

  2. Simone meint:

    Ganz anderes Thema: Danke Frau Kaltmamsell, dass Sie so regelmäßig bloggen und oft mein Morgen nach dem Lesen ein klein bisschen schöner ist! Ich konnte von Ihnen über Rezepte und Wander- oder Reiseberichte schon reichlich lernen.

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