Journal Mittwoch, 1. März 2023 – Kleine Scheiterungen

Donnerstag, 2. März 2023 um 6:54

Auch diese Woche fühlt sich durch zahlreiche außerarbeitliche Termine durcheinander an, ich musste mehrfach über den aktuellen Wochentag nachdenken.

Wieder eine gute Nacht, ich hätte den Schlaf gern länger genossen. Und wieder ein frostiger, grauer Morgen, sehr bald werde ich mit Mosern anfangen und Frühling einfordern.

Mittags raus auf einen Cappuccino.

Zurück am Schreibtisch Mittagessen: Schwarzrettich-Karotten-Salat (Ernteanteil), Pumpernickel mit Butter, Orangen.

Ich machte sehr früh Feierabend, wieder mit Unterstunden, diesmal wegen eines Theaterabends, vor den ich einen Friseurtermin gesetzt hatte. Und es begann eine kleine Reihe des Scheiterns, alles ging ein wenig daneben – wie ich beim Einschlafen verdutzt feststellte, als auch diese Pläne nicht geklappt hatten und es deutlich später als geplant worden war.

Nach dem Haareschneiden hatte ich im Supermarkt Blumen besorgen wollen (wo sie mich doch in der Wohnung immer so freuen), außerdem Chicoree für einen Chicoree-Orangensalat (Herr Kaltmamsell war aushäusig), von dem für Donnerstag gleich Brotzeit übrigbleiben würde: Es gab keinen Chicoree und keine auch nur annähernd akzeptablen Blumen in der sehr kleinen Auswahl.

Daheim guckte ich in den Spiegel und stellte fest, dass ich mir mit dem frischen Haarschnitt nicht gefiel, anders als beim abschließenden Friseurspiegelblick – ich hoffte, das würde sich nach dem ersten Haarewaschen ändern.

Ich machte ich mich ans Backen, es sollte aus Crowdfarming-Mandeln und -Orangen Acetani geben, die ich schon mal mit köstlichem Ergebnis ausprobiert hatte. Ihnen war im Grunde bereits ein Scheitern vorausgegangen: Die Nussmühle, die ich als Aufsatz für unsere Kenwood-Küchenmaschine gebraucht gekauft hatte, mahlt viel zu grob (ja, ich hatte mich mehrfach versichert, dass das der richtige Einsatz war), das Ergebnis sind gehackte Mandeln. Ich hatte für fein gemahlene Mandeln mit der vorhandenen Gewürzmühle nacharbeiten müssen. Und nun wurde der Teig diesmal zu Brei.

Während der Kühlphase des Teigs turnte ich eine kurze Yogafolge (ok), buk dann die Orangen-Mandel-Kekse: Sie flossen auseinander statt aufzugehen, wurden außen bereits dunkelbraun, als sie innen noch roh aussahen.

Nachtmahl vor dem Theaterbesuch: Ein Stück Gemüsequiche vom Vorabend, dazu machte ich mir Ruccolasalat mit Orangendressing (Saft der Orange, deren Schale ich für die Acetani gebraucht hatte) statt Chicoree, schmeckte gut. Bei der Schokolade zum Nachtisch hielt ich mich wohl zu lange auf, auf dem Weg zum Theater musste ich mich ganz schön beeilen.

In der Kammerspielen gab es Wer immer hofft, stirbt singend, “Reparatur einer Revue, nach Geschichten und Motiven von Alexander Kluge (UA)” – und das war nach vielversprechendem Anfang so lala. Das Stück erzählte fast eine Geschichte, allerdings nicht durch die Handlung (die zum Teil live in der Kantine der Kammerspiele stattfand und gefilmt auf eine Leinwand vor der Bühne übertragen wurde), sondern durch eine Off-Stimmme. Leni Peikert ist die Tochter eine Zirkusdirektors, der vor Beginn des Stücks ums Leben gekommen ist, und überlegt daran herum, ob und wie der Zirkus weiterzuführen ist. Dazu sah ich viele schöne Dinge auf der Bühne, aber nichts wirklich Fesselndes.

Sehenswert wie immer Schauspielerinnen und Schauspieler, die gestrige Entdeckung war für mich Johanna Kappauf, die personifizierte königliche Anmut. Auffallend und wirklich besonders: Einige zentrale Schauspieler*innen hatten sichtbare Behinderungen, ich zog anfangs innerlich die Schultern hoch, weil das gerade beim Thema Zirkus Anklänge an die furchtbaren Freak Shows von Wanderzirkussen hat. Funktionierte aber, ich entspannte mich.

Was mich wirklich freute: Der Zuschauerraum war sehr gut besetzt. (Um mich wie fast immer Theatervolk, wie ich den Gesprächen entnahm.) Ja, ich trug wieder Maske (wie auch weiterhin in Öffis und im Zug): Wer morgens als Team-Assistenz derzeit immer erst mal einen kleinen Stapel Krankmeldungen verarbeitet und täglich viel Zeit damit verbringt, Termine wegen Erkrankungen komplex zu jonglieren, hat vielleicht eine spezielle Sicht auf die Infektionslage, nicht nur die mit Corona. Und mir verhagelt ja schon eine gewöhnliche Erkältung die Laune, selbst ohne Fieber und Arbeitsunfähigkeit, mehr Krankheit möchte ich bitte vermeiden.

Als ich heimkam, das nächste kleine Scheitern: In der Geschirrspülmaschine, die ich vor Verlassen des Hauses eingeschaltet hatte, war das Fach mit dem Spülmittel nicht aufgegangen. Ich sortierte, welcher Inhalt dennoch sauber geworden war, steckte den schmutzigen wieder zurück. Brotzeit und Kleidung vorbereiten – es war bereits nach elf, als ich ins Bett kam.

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Catatonique urlaubt auf den kanarischen Inseln und blogt Lesenwertes darüber:
“Von Geschichte, Reibeisen und Höllenqualen”.

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Fuchsbrom hat eine der vielen nützlichen Anwedungen von Texterstellung der KI ChatGPT durchgespielt: Foodblogs müssen endlich die “endlosen Labertextfahnen vor den eigentlichen Rezepten” nicht mehr selbst erfinden.
“Künstliche Zusatzstoffe”.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 1. März 2023 – Kleine Scheiterungen“

  1. Gaga Nielsen meint:

    Der endlose Eierkoch-KI ChatGPT-Test-Beitrag ist ja dermaßen zum Einschlafen… mir erschließt sich nicht ganz, wieso der Autor seine eigenen Textpassagen ähnlich sterbenslangweilig ausgewalzt hat. Vermutlich Satire, oder? Aber als Einschlafhilfe sicher praktikabel.

  2. Berit meint:

    Oje, das hört sich wirklich nach einem Tag zum Vergessen an. Ich hoffe das der heutige besser wird :)

    Wenn es tröstet, die Plätzchen sehen trotzdem lecker aus!

  3. N. Aunyn meint:

    Labertextfahnen – allerschönst. Werde ich in meinen Wortschatz aufnehmen.

  4. Micha meint:

    gefunden ;)

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