Journal Sonntag, 17. September 2023 – Vorm Trachtenumzug weggelaufen

Montag, 18. September 2023 um 6:15

Nach recht guter Nacht ein emisger Sonntagmorgen: Bettwäschewaschen, Frühstücksbrötchenbacken, ausführliches Bloggen von Null, Maniküre. Bis ich mich fertigmachen konnte für meinen Isarlauf, waren dreieinhalb Stunden seit Aufstehen vergangen.

Die Frühstücksbrötchen werden ich noch üben müssen, diesmal habe ich nicht sehr aktive Trockenhefe im Verdacht als Ursache für mäßiges Ergebnis.

Vor dem Radeln zum Tivoli checkte ich erst nochmal gründlich den Verlauf des Trachtenumzugs zum Oktoberfest. (Diesen Umzug würde ich München-Besuchenden übrigens jederzeit empfehlen, ist wirklich eine tolle Show in seiner Pracht und Vielfalt. Wobei ich vermute, dass man die ohne Tribünen- oder Fensterplatz an der Route am besten am Fernsehbildschirm mitbekommt.) Mit dem Radl durchs Glockenbachviertel an die Isar und dort Richtigung Norden müsste ich durchkommen.

Das schaffte ich nur beinahe. Ab der Museumbrücke nach Norden standen nämlich die Trachtler*innen mit ihren Wagen an für den Einsatz. Eine Polizistin, die ich um Rat fragte, versicherte mir zwar, auf dem Radweg komme man an denen vorbei, doch der Radweg war voll Trachtenvolk, und eine Dirndlträgerin mit Warnweste bat, Fahrräder zu schieben. (Tipp an die “Letzte Generation”: Mit Dirndl unter der Warnweste wird man offensichtlich nicht schon bei Sichtung festgenommen.) Ich schob eine Weile, sah jedoch vor mir nur belegten Radlweg, soweit das Auge reichte – und nahm dann doch den Kabelsteg auf die andere Seite der Isar, um dort zum Friedensengel zu fahren.

Leider musste ich mich nochmal ärgern: Immer noch sind ab Emmeramsbrücke alle Fuß- und Radlwege rechts und links der Isar auf beiden Seiten zur Föhringer Brücke und unten durch ohne Alternative gesperrt. Nicht nur ist kein Fortschritt der seit Monaten andauernden Bauarbeiten sichtbar, die Sperrung wird immer härter durchgezogen (unter einer Brücke, die weiterhin stabil genug für Autoverkehr drüber ist).

Das Laufen ging mittelgut, leichte Schmerzen wie von zu viel Sitzen an den Sitzbeinhöckern (als erste Online-Recherchen gleich mal “Ursache: Bewegungsmangel” ergaben, ließ ich sie bleiben). Das Licht war großartig, die Luft für die Jahreszeit deutlich zu warm, ich hätte nochmal in kurzen Hosen laufen können.

Beim Heimradeln waren alle oktoberfestlichen Hindernisse verschwunden.

Frühstück um zwei: Rest Linsen mit Ofen-Fenchel und -Karotten vom Freitagabend, ein halbschariges Frühstücksbrötchen, reichlich Zwetschgenstreuselkuchen.

Der Nachmittag verging mit Lesen auf dem Balkon, Bügeln, Herr-Kaltmamsell-Geburstagsgeschenk ein bisschen einpacken, Yoga-Gymnastik. Das Abendessen kam ausnahmsweise von mir: Ich wollte selbstgemachtes Zwetschgen- und Apfelmus aus letztjähriger Ernte (Geschenke) aufbrauchen und zwar mit Kaiserschmarrn. Was die Zubereitung spannend machte: Mittlerweile setzen auch die anderen beiden Induktionsherdplatten manchmal mit Fehlermeldung E aus. Gestern zumindest ließen sie sich durch Aus- und Wiederanschalten wieder in Gang setzen.

Früh in frisch überzogenes Bett (AAAAHHH!) zum Lesen, neue Lektüre ist Sigrid Nunez, A Feather on the Breath of God. Ich freute mich auf echt ehrlich Ausgedachtes aka Fiction – allerdings las sich bereits der Anfang nach einer weiteren autofiktionalen Familiengeschichte.

§

Kluge Gedanken 1: Die kluge Marina Weisband nahm bei Anne Will die Taktik von Hubert Aiwanger als beispielhaft für populistisches Argumentieren auseinander, hier der Ausschnitt damit. Und sie hat einen Vorschlag, mit welcher Erzählung demokratische Kräfte in der Politik gegenhalten können.

§

Kluge Dinge 2: @musevg erklärt in einem Thread den “hybriden Krieg, den Putin gegen uns und die anderen liberalen Demokratien Europas führt”, nämlich echte Probleme auszulösen und diese dann für Propaganda zu nutzen, von Syrien bis Ukraine-Krieg.

§

Auch mal Musik hier: Hozier “Take me to church” kennen Sie vermutlich (wenn’s sogar ich kenne), aber hier als Auftritt in der U-Bahn.
via @DonnerBella

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Sonntag, 17. September 2023 – Vorm Trachtenumzug weggelaufen“

  1. lihabiboun meint:

    DANKE!!! für die echt sehr klugen Gedanken. Mit Leidenschaft für Demokratie – lohnt sich, darüber nachzudenken.

  2. Flusskiesel meint:

    Gibt es das Frühstücksbrötchenrezept auch irgendwo für Leute, die keinen Bluesky-Account haben?

  3. die Kaltmamsell meint:

    Weiß ich nicht, Flusskiesel. Hier Screenshot.

  4. Markus Kolbeck meint:

    Vielen Dank für das Wort “halbscharig”. Ich quäle meine sächsichen KollegInnen gerne mal mit ausgeborgten oder ungebräuchlichen Wörtern und ergötze mich an Fragezeichen auf deren Gesichtern.

  5. Flusskiesel meint:

    Herzlichen Dank für das Rezept!

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.