Journal Montag, 13. November 2023 – Benimmkurs zu Namen

Dienstag, 14. November 2023 um 6:46

Mal was Neues: Nachdem ich um halb fünf aufwachte, schlief ich zwar wieder ein, geriet aber in einen Traum, in dem ich derart wütend werden musste (eine edle Schneiderei weigerte sich, einen Chanel-Rock aus schwarzem Tüll mit grünem und weißem Unterstoff zu kürzen, den ich sehr günstig second-hand erjagt hatte, der sei es nicht wert), dass ich geradezu schnaubte, als der Wecker klingelte.

Draußen Regenprasseln.

Jetzt führe ich Ihnen mein neues Winterkleid vor, das ich Ende September in dieser Boutique am Isartor kaufte.

Einmal in der sonntäglichen Ausgehversion zum Familientreffen.

Einmal in der Büroversion mit warmem Unterzieh-Rolli, dicken Strumpfhosen und Socken. (Nein, das reichte nicht: nach drei Stunden schlüpfte ich am Schreibtisch zusätzlich in meinen Janker.)

Fußmarsch in die Arbeit in einer Regenpause – ich habe in den letzten Jahren sehr häufig Glück mit Regenpausen. Den ganzen Tag über schüttete es so richtig mit nur seltenen schwächeren Regenphasen.

Mittagscappuccino bei Nachbars, Mittagessen Pumpernickel mit Butter, ein großes Glas vorgeschnittenes Obst (Mango, Orange, Kiwi).

Nach Feierabend in leichtem Tröpfeln nur ein kurzer Abstecher in einen Drogeriemarkt, vor dem nächsten heftigen Regenschauer schnell nach Hause.

Ich freute mich auf eine Runde Yoga-Gymnastik – bis ich feststellte, dass die nächste Folge schon wieder fast ausschließlich aus Schnaufen und Rumliegen bestand. Die übersprang ich dann einfach, die Folgefolge enthielt mehr Bewegung. Anschließend machte ich noch die interessanteren Teile aus der, die eigentlich dran war und kam so auf eine gute halbe Stunde Gymnastik.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Spitzkohl zu einem Krautstrudel nach Katha Seisers Österreich vegetarisch verarbeitet, dazu Schnittlauchrahm – schmeckte ausgezeichnet. Zum Nachtisch Süßigkeiten.

Abendprogramm war die aktuelle Folge Last Week Tonight von John Oliver, ich konnte nicht mit allem mitgehen.

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https://youtu.be/pJ9PKQbkJv8?si=ooiMoXLsRVvllBAt

via @afelia

§

Kleine Benimmstunde, liebe Kinder:
Ihr redet gefälligst NIE jemanden mit “Ihren Namen kann ich nicht aussprechen” an!
Nicht privat und schon überhaupt nicht beruflich.

Bis vor wenigen Jahren passierte mir das nie, seither regelmäßig alle paar Monate. Der erste solche Schlag ins Gesicht erwischte mich noch unvorbereitet. Bis dahin kannte ich halt in deutschsprachiger Umgebung, dass mein Gegenüber Schwierigkeiten mit der Aussprache meines Familiennamens zugab oder sich sichtlich drum drückte; für beides habe ich wirklich Verständnis, auf beides reagiere ich mit, wie ich hoffe, charmanter Unterstützung. Doch in einer Vorstellungsrunde übergangen oder telefonisch angesprochen zu werden mit “Ihren Namen kann ich nicht aussprechen” macht mich bis heute sprachlos und verletzt mich. Tun Sie das bitte nicht. Zumal unsere Gesellschaft sich ja in die Richtung entwickelt, dass wir Alteingesessenen immer häufiger auf Mitbürger*innen treffen werden, deren Namen uns vor Ausspracheprobleme stellt.

Vorschlag für einen Telefonanruf: “Hallo, hier $eigenerName! Ich bin unsicher, wie man Ihren Namen ausspricht, helfen Sie mir bitte.”
Vorstellungsrunde: Sehen Sie sich die Teilnehmendenliste vorher an, fragen Sie idealerweise die/den Betreffenden vorher nach der Aussprache von schwierigen Namen. Wenn dafür keine Zeit war: “Könnten Sie sich kurz selbst vorstellen? Dann wissen wir auch gleich, wie Ihr Name korrekt ausgesprochen wird.”
Moderation: Bereiten Sie sich vor, lassen Sie sich von jemandem, der/die es weiß, die annähernd korrekte Aussprache beibringen.

Meine Idee fürs nächste Mal? Da ich es nicht fertigbringe, auf Konfrontation zu gehen (“Was fällt Ihnen ein!” / “Stopp! Das finde ich sehr unhöflich.” – Stopp, weil die Sprechenden gewöhnlich sofort einfach weitersprechen), werde ich am ehesten reagieren mit: “Sagen Sie doch einfach Dingsbums.”

§

Lila macht auf ihrem Blog wieder, was sie so viele Jahre so lebendig getan hat: Sie schreibt über ihr Israel, diesmal mit nur wenig aktuellen kriegerischen Details, über das Israel, in dem sie lebt und das kaum touristisch erschlossen ist. Deshalb:
“Unbesungen”.

§

In der Fliegerei betrachtet man die “time of useful consciousness” – die Zeit, die ein Pilot in einer gegebenen Höhe hat, um auf einen Druckverlust zu reagieren. Nach der Zeit ist man zwar noch nicht tot, aber man ist nicht mehr in der Lage etwas dagegen zu tun, bald tot zu sein.

Quelle

Ich bin ganz sicher, darin steckt eine Metapher fürs Berufsleben allgemein. Wenn nicht sogar für die Psychologie.

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Journal Montag, 13. November 2023 – Benimmkurs zu Namen“

  1. Ilka meint:

    Tolles Kleid, in beiden Kombinationen.
    Das Problem mit dem Namen habe ich auch im englischsprachigen Raum. Niemand kann/will “Ilka” aussprechen, so dass ich auf die Urspungsversion Helen ausweichen muss. Man will dann den Zweitnamen wissen, das ist mir aber zu persönlich und dazu noch komplizierter. Der Nachname ist nicht besser. Wenn einem das passiert wird man deutlich sensibler für fremde “komplizierte” Namen.
    Viele Grüße
    Ilka

  2. Berit meint:

    Kann ich absolut nachvollziehen, das einen das kränkt. Mein Name ist auch sehr selten, aber eigentlich recht einfach auszusprechen. Mein “Highlight” im negativen Sinne war die Trauung einer Freundin, bei der die Standesbeamtin den Namen des türkischstämmigen Gatten nicht aussprechen konnte. SOWAS FRAG ICH DOCH VORHER. Man ist vorher gemeinsam im Raum, da kann ich denjenigen doch kurz beiseite nehmen und fragen “Spreche ich Ihren Namen so korrekt aus?”

  3. Petra meint:

    Ich habe es erlebt, dass eine eingebürgerte Kollegin mit durchaus aussprechbarem Vornamen und Nachname “Klar” einfach ungefragt als “Klara” angesprochen wurde, und das jahrelang. Begründung war, dass man sich ihren Namen nicht merken könne.

  4. Norman meint:

    Meine Idee fürs nächste Mal: In Klammern hinter dem Namen die vereinfachte Lautsprache oder womöglich noch dazu eine selbst gesprochene Audiodatei anbieten.

  5. Beate meint:

    Mein Pet Peeve: Dass ich meinen (“urdeutschen”) Nachnamen immer buchstabieren muss, weil kaum einer gut genug zuhört ….

  6. Sonutschka meint:

    Hier in GB an den Unis gerade im Kommen, im Sinne von Normans Vorschlag: Audio name badges. Es behebt zwar nicht das Grundproblem, dass es schlichtweg eine Zumutung ist, nicht einfach nachzufragen, wenn man sich der Aussprache nicht sicher ist. Aber an meiner britischen Uni wird es sehr begrüßt, so etwas in die Email Signatur zu übernehmen. Z.B hier eine Handreichung der Uni Warwick: https://warwick.ac.uk/services/dean-of-students-office/community-values-education/saymyname/library/pilotinstructions

  7. Bobbie meint:

    Die erste Version ist eindeutig cooler finde ich

  8. Barbara meint:

    Ich halte es für selbstverständlich, dass ich gleich als erstes frage „Wie spreche ich Ihren Namen korrekt aus?“, wenn ich mir unsicher bin. Habe es zuletzt bei einem ungarischen Patienten in der Klinik erlebt, dass ein Teil des Pflegepersonals den Namen einfach verunglimpfte statt zu fragen. Verstehe ich nicht, ich breche mir doch nix ab mit der Frage und für mich hat das mit Respekt fürs Gegenüber zu tun…

  9. s. meint:

    Ich gehe inzwischen dazu über, mir fremde Namen zu googeln und mir eine Audiodatei aus den Suchergebnissen vorspielen zu lassen.

  10. Susann meint:

    Ich weiß nicht recht, in den USA wurde mein Name prinzipiell und immer falsch ausgesprochen (sowohl Vor- als auch Nachname), ich wäre nie auf die Idee gekommen, das als Kränkung aufzufassen. Den emotionalen Aufwand, mit der Art, wie mein Name ausgesprochen wird, irgendeine Aufregung zu verbinden, wäre mir auch dann zuviel, wenn ich auf die Idee käme, das sich mich gekränkt fühlen könnte.

    Wenn ich selbst mit Leuten zu tun habe, deren Name mir suspekt unaussprechlich vorkommt, frage ich, ob ich ihn richtig ausspreche und bitte um Korrektur. Aber auch das tue ich in erster Linie, weil es MIR unprofessionell erscheint, nicht zu wissen, wie man ihn ausspricht. Mehr emotionalen Aufwand stecke ich da auch nicht rein.

  11. @lazycuttlefish meint:

    Oh, das Kleid ist sehr schick! Fühlt sich sicher auch toll an.

    Aber Vorsicht mit dem Dingsbums — manche Leute sind so merkbefreit, dass Sie am Ende tatsächlich noch mit “Frau Dingsbums” angeredet werden …

  12. Chris Kurbjuhn meint:

    Wenn jemand in störender Weise meinen Nachnamen thematisiert, als schwierig bezeichnet oder fälschlich behauptet, er wäre schwer auszusprechen, beginne ich mit den Worten “Da Sie sich ja für meinen Namen besonders zu interessieren scheinen…” einen Kurzvortrag über Herkunft und Bedeutung desselben. Der Vortrag dauert mindestens 4 Minuten, jeder Versuch, mich zu unterbrechen, packt eine Minute drauf. Macht durchaus Spaß.

  13. Sandra meint:

    Susann, das Problem liegt doch daran, dass die Leute es hier wohl erst gar nicht versucht haben!

  14. FrauC meint:

    Umgekehrt geht’s auch mit den Namen: Gegrübelt wie ich den Nachnamen “Mews” meiner Ansprechpartnerin richtig ausspreche (Mus? Mjus?), und dann meldet die sich herzhaft hessisch mit “Meffs”.

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