Archiv für August 2024

Journal Samstag, 17. August 2024 – Regenwanderung am Chiemsee, aber fast ohne Regen

Sonntag, 18. August 2024

Das lange Wochenende zerrinnt mir in den Fingern, und ich fürchte mich schon vor dem Arbeitsmontag, ab dem ich mich im Gegensatz zu den vergangenen Wochen nicht mehr auf das lange Mariä-Einschulungs-Wochenende freuen kann. Auf den Wanderurlaub zur Oktoberfestflucht gelingt es mir nicht recht mich zu freuen, im Vordergrund steht das Gruseln vor der zweitägigen Anreise per Zug (mit Umsteigen in Paris) und Fähre ab Barcelona mit Übernachtung in Barcelona.1

Auf gestern hatte ich gut geschlafen, mich von Wecker wecken lassen, denn vor der geplanten Wanderung wollte ich fürs Abendessen noch Auberginen im Ofen garen und dann bei niedrigerer Temperatur Kirschtomatenhäften angaren. Was ich auch tat. Das Draußen wie angekündigt kühl und düster, in meinen Balkonkaffee regnete es kräftig rein. Was das Wetter unterm Strich zu gutem Wanderwetter machte: Mit Herrn Kaltmamsell wollte ich mal wieder am Chiemsee den Obst- und Kulturwanderweg Ratzinger Höhe gehen.

Am Chiemsee war für gestern hin und wieder Regen angekündigt, bevorzuge ich bei Wandertouren im August statt Hitze. Ein wenig fürchtete ich mich vor “Gewitter möglich”, doch wir wanderten ja nicht in den Bergen, sondern eigentlich immer in Reichweite von Schutz. Kurz vor zehn nahmen wir ab München Hauptbahnhof (Überschrift im Lokalen der gestrigen Süddeutschen zu den Folgen der Baustelle – €: “Wo, bitte, ist hier eigentlich der Hauptbahnhof?”) eine Regionalbahn Richtung Salzburg, wie gewohnt dicht gefüllt.

Gleich nach Ankunft in Prien bekam ich in der Bäckerei Miedl gegenüber meinen Mittagscappuccino, Herr Kaltmamsell ein Frühstück, wir beide einen letzten Klogang vor Wanderstart. Die dunkelgrauen Regenwolken sonderten bereits ein paar Tropfen ab, nach der ersten halben Stunde Gehen holten wir gegen den deutlicheren Regen unsere Superduper-Wanderjacken heraus. Doch diese Viertelstunde Regen sollte auf unserer Wanderung die einzige Nässe von oben bleiben (von unten nasses Gras und regelmäßig Matsch), statt dessen schwitzten wir in schwüler Luft enorm, und ich war sehr froh über die Ach-egal-schadet-ja-nicht Sonnencremung. Auch weil diese Route viele Wegstücke ohne Sonnenschutz hat, sie ist wirklich keine Hitzestrecke.

Wir hatten den Weg fast für uns allein, begegneten nur hin und wieder Radler*innen, Ansässigen beim Spazieren. Was möglicherweise einen Grund hatte außer Wetter und Samstag: Der Weg wirkt derzeit ungepflegt. An einigen Abzweigungen fehlten die Hinweisschilder (ich kenne die Route von zahlreichen Wanderungen darauf inzwischen auswending, Sie als Leser*innen dieses Blogs anhand der Fotos vermutlich auch, und Herr Kaltmamsell guckte im Zweifel auf den GPS-Track), zweimal mussten wir gestürzte Bäume über-/unterklettern.

Alte Kirche mit spitzem Turm hinter befahrener Straßenkreuzung und vor düsterem Himmel

Aufbruch in Prien bei Regen.

Asphaltierter, nasser Weg rechts von einer Kuhweide mit Kühen, ganz lins ein Wegkreuz

Steiniger, breiter Gebirgsbach zwischen Bäumen

Neben reichlich Kühen gab es zu sehen: Rehe, in der Prien eine Forelle, am Himmel ein Falke, Krähen, Schwalben, Bussarde, auf den Wiesen viele Katzen, in den Dörfern Spatzen, Rotschwänze, Schafe.

Seitlicher Blick auf Weinreben an einem Hang, im Vordergrund ein hözerner Steg und eine gemauerte Kreuzweg-Station

Weinberg hinter Prien

Wanderweg durch Nadelwald

Blick einen niedrigen Hügelkamm entlang, auf den kleinere Obstbäume stehen, auf ein Dorf mit spitzem Kirchturm

Greimharting und seine Birnbäume. In der schwülen Luft hatte ich nach nicht mal einer Stunde die erste Wasserflasche leer getrunken; ich folgte einem kürzlichen Tipp und füllte sie im Greimhartinger Friedhof auf -> wo Friedhof, da Wasserhahn.

Alter schwarzer Grabstein mit zahlreichen Namen in goldener Frakturschrift, darunter „Hier ruht im Herrn und erwartet den Tag seliger Auferstehung eine Priestermutter Frau Therese Rupp“, und „Margarete Rupp Unterhambergerbäuerin“

Außerdem guckte ich mich unter den Gräbern um, Friedhöfe finde ich immer spannend. Und plädiere bei dieser Gelegenheit wieder dafür: Schreiben Sie auf die Grabsteine Ihrer Hinterbliebenen doch bitte so viele Informationen, wie der Geldbeutel hergibt, Historiker*innen werden Ihnen lang dankbar sein. Anlässlich der Bestattung ihrer Mutter erzählt Gaga Nielsen ihre eigenen Überlegungen dazu.

Morastiger, fast nicht zu erkennender Pfad zwischen Büschen und Bäumen, blockiert durch große Äste

Unwegsamer Weg

Obstweg heißt aber weiterhin: Ganz, ganz viele beschilderte Obstbäume am Weg. Und welche Pracht das war! Apfel-, Birn- und Zwetschenbäume hingen berstend voll Früchten. Diese Gegend scheint dieses Jahr zu den Witterungsgewinnern zu gehören, denn vor wenigen Tagen hieß es: “Die Obstbaubetriebe erwarten eine weit unterdurchschnittliche Menge.”

Erhöhter Blick über Wiesen hinaus auf dem Chiemsee, rechts im Vordergrund ein fest installiertes Fernglas

Hier die Aussicht von der Ratzinger Höhe auf den Chiemsee – nach unten war die Sicht sogar besonders gut.

Blick hinunter auf leicht hügelige Landschaft mit Wiesen und wenig Wald, kurz vorm Horizont ein See, links im Vordergrund abgewendet ein Wanderer mit roter Kappe

Blick über eine Straßenkehre hinaus auf tiefer liegende hügelige Landschaft mi See, links entfernt ein Dorf mit eckigem, burgartigen Turm

Und hier auf den Simssee. Links sehen sie einen Wehrkirchenturm, er ist weithin sichtbar und fiel mir immer in den Ausblicken auf. Irgendwann recherchierten wir ihn: Das ist die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Hirnsberg. Diesmal dachte Herr Kaltmamsell rechtzeitig daran, dass wir uns die ansehen wollten, auch wenn nur eine Straße hinführt.

Der Haken: Diese Straße war gestern durch eine riesige Baustelle unten im Tal komplett gesperrt, nicht umgehbar. Wir suchten auf allen verfügbaren Karten eine Weile nach einem alternativen Weg, gaben dann aber auf. Das nächste Mal halt.

Rechts Wanderbank mit Blick auf Wiese, dahinter ein Apfelbaum mit roten Früchten, ganz weit im Hintergrund ein Dorf mit eckigem Turm

Nach knapp zweieinhalb Stunden machten wir Brotzeitpause (Apfel und Rest des Picknick Pies von Donnerstagabend) – mit Blick auf die unerreichbare Kirche. Schöne restliche Wanderung, lediglich mit einem Tick zu viel Sonne.

Roter Apel an einem Baum, der ein großes Loch hat, in dem eine Hornisse sitzt

Aber weiterhin mit viel Obst (und hier Hornisse).

In Prien kamen wir gerade rechtzeitig zu einem Zug zurück an den Bahnhof. Das waren laut meinem Smartphone knapp 17 Kilometer in viereinhalb Stunden. Wir fühlten uns beide fit, keine Schäden oder besondere Schmerzen (halt wieder Wanderkrätze, aber mei).

Bei Ankunft in München erleichterte mich die nicht zu warme Außentemperatur: Mit Blick auf den angekündigten Regentag hatten wir die Wohnung nicht durch Verdunkelung gegen Sonne geschützt. Zum Glück hatte sie sich nicht aufgeheizt.

Unter der Sonnencreme-Mückenspray-Schweiß-Schicht freute ich mich sehr auf eine Dusche, doch erstmal bereitete ich die Streusel für Apple Crumble vor, diesmal mit gemahlenen Mandeln und mit Mohn: Wir hatten von Nachbarn nahezu geschmacksneutrale Äpfel aus eigenem Anbau bekommen. Dann aber Dusche!

Das Nachtmahl kochte Herr Kaltmamsell zu Ende: Pasta (Paccheri) mit Auberginen, Tomaten und Mozzarella nach einem Rezept aus Rachel Roddys An A-Z of Pasta.

Blick in große schwarze Pfanne, darin große Nudeln, kleine Tomatenhälften, Basilikumblätter, Mozzarellafetzen

Interessantes Nudelformat (jedes Exemplar ein ganzer Mund voll), guter Geschmack – aber die Aubergine geht neben den Tomaten fast unter. Nachtisch Crumble: Die Kombi Mandel-Mohn schmeckte mir sehr gut.

Früh ins Bett zum Lesen.

  1. Hier, bitte: Das ist dieses ständig geforderte Verlassen meiner Komfortzone, wehe ich komme nicht als besserer Mensch zurück. []

Journal Freitag, 16. August 2024 – Spanische Hitze, spanischischer Abend an St. Brück

Samstag, 17. August 2024

Aufgewacht in einen weiteren Sommermorgen, perfekte Balkontemperatur – und ich musste nicht in die Arbeit! Noch vor sieben raffte ich mich endlich auf, den Balkon zu saugen: Die Gewitterböen der vergangenen Wochen hatten so viele Pflanzenpartikel darauf geworfen, dass der gemütliche Draußenteppich fast nicht mehr zu sehen war und ich ständig Dreck in die Wohnung brachte. Entschuldigung, Nachbarschaft, für den Lärm.

Balkon, auf einem Tisch Cappuccino und Wasserglas, Blick über die Brüstung in Park und blauen Himmel mit wenigen weißen Wölkchen

Oder vielleicht nicht: Als ich dann mit Morgenkaffee auf dem Balkon saß und bloggte, lärmte ein Laubbläser in beeindruckendem Maß. Ich hatte keine Lust nachzusehen, was es an einem 16. August laubzublasen gab (miniermottierte Kastanienblätter? verächtlich abgeworfene Pappelblätter, wie ich sie auf meinem Isarlauf am Donnerstag bereits modern roch?), und dann lärmte auch schon eine Straßenkehrmaschine.

Immer mehr Symptome weisen darauf hin, dass ich eine neue Brille brauche (absurde Kopfstellungen, um an einer Stelle durch die jetzige Brille sehen zu können, die scharf stellt / vermehrtes Abnehmen der Brille, um besser zu sehen). Nachdem sich meine Fehlsichtigkeit über Jahrzehnte kaum änderte und ich immer erst eine neue Brille brauchte, wenn eine kaputt ging, scheine ich jetzt bereits drei Jahre nach der Investition von einem halben Monatsgehalt in meine erste Gleitsichtbrille im April 2021 wechseln zu müssen. Tiefer Seufzer, Altwerden ist teuer.

Mittelfrüher Aufbruch zum Schwimmen im Dantebad. Der Himmel war gestern sehr unstet, mal bewölkt, mal mit schwarzen Gewitterwolken drohend, dann wieder schien die Sonne – diese heizte umgehend brüllheiß. Im Schwimmbecken mittelviel Verkehr, darunte allerdings immer wieder unfreundliche Geräteschwimmer, die ein ruhiges Spazierenkraulen verhinderten.

Am Ende meiner diesmal 3.100 Meter war es eher sonnig, ich legte mich ein Stündchen auf die noch fast leere Liegewiese, döste und hörte Musik. Um halb zwei packte ich zusammen, ich hatte noch Pläne. Zum Beispiel kaufte ich meinen derzeitigen Lieblings-Espresso von DelMocca in der Clemensstraße; da auf dem Weg dorthin die Sonne schien, tropfte ich bei meiner Bestellung am Tresen Schweiß. Ich musste einige Minuten aufs Mahlen der Bohnen und Versiegeln der Packung warten, Herr DelMocca reichte freundlicherweise ein Glas Wasser an.

Daheim frühstückte ich um halb zwei eine Scheibe selbstgebackenes Brot (auch am zweiten Tag noch gut) mit Frischkäse und Marmelade, außerdem Nektarinen mit Joghurt. Frischgemacht ging ich auf eine Einkaufsrunde, in der Hitze schön langsam: Apotheke, Lebensmittel beim Vollcorner.

Zurück daheim las ich Zeitung.

Ich war davon ausgegangen, dass ich mich nie wieder mit Handtaschen beschäftigen muss (also: Echten Handtaschen für Ausgehen mit Kapazität für Geldbörse, Handy, Hausschlüssel, evtl. Fächer – für die Arbeit und zum Einkaufen bevorzuge ich Rucksäcke). Doch von meinen wenigen, ausgesuchten verabschieden sich gerade zwei gründlich und irreparabel mit Materialauflösung – /o\

Bei ersten Recherchen fand ich zu meinem Schrecken heraus, dass es Bree nicht mehr gibt. Vor 25 Jahren machte ich zwei Jahre lang PR für die Firma, lernte deren Produkte sehr zu schätzen und wollte einfach blind wieder dort kaufen. (Allerdings las ich gleich darauf, dass diese geschätzte Produktqualität in den vergangenen Jahren seit Ausstieg der Gründerfamilie verschwunden sei.)

Die Nifften meldeten per WhatsApp wohlbehaltenes Eintreffen bei den tíos (eigentlich Großonkel und -tante) in bei Madrid. Herr Kaltmamsell und ich hatten zufällig am selben gestrigen Abend endlich mal einen Tisch im Centro Español reserviert, hervorgegangen aus dem Münchner Vereinstreff spanischer Gastarbeiter (gab’s auch in meinem heimatlichen Ingolstadt, viele Erinnerungen, wurde auch dort einige Zeit als Restaurant weitergeführt – wilde Geschichten, die ich aber nur von Angesicht zu Angesicht erzähle). Der Besuch dauerte bis 25 Jahre nach unserem Zuzug nach München, weil die angebotenen Speise für mich nicht allzu attraktiv waren (spanische Küche ist halt echt schlicht, und spannende Innereien oder Eintöpfe mutet man dort den Münchner*innen lieber nicht zu), außerdem wusste ich aus Erfahrungsberichten, dass man eher laut und gesellig sitzt -> nicht meine favorisierte Art des Auswärtsessens.

Wir gingen eine gute halbe Stunde zu Fuß hin, mussten einen Umweg nehmen, weil die Eisenbahnbrücke an der Lindwurmstraße neu gebaut wird und die Unterführung derzeit komplett gesperrt ist. Wir spazierten den Bavariaring um die Theresienwiese und weiter die Bavariastraße, machten dabei Bekanntschaft mit einem hübschen Teil Sendlings.

Blick von der Straße auf ein Lokal im Erdgeschoß eines dreistöckigen Altbaus, Schanigarten, darüber rote Markise herabgelassen

Im Centro Español (ja, durchaus Aufhorchen beim spanischsprachigen Personal, als ich meinen sehr kastilischen Namen zur Reservierung nannte) teilten wir uns einen Außentisch im Schanigarten (liebevoll unter anderem mit Rebstöcken begrünt) mit nur zwei weiteren Personen, die zudem bald gingen, es blieb also gemütlich.

Die Speisekarte bot, was Deutsche von einem spanischen Lokal erwarten: Die allerklassischsten Touristen-Vorspeisen (nicht mal Tortilla oder Ensaladilla rusa). Einziger und sehr überraschender Ausreißer: Flamenquín. Die hatte ich auf der Abiturreise 1986 in Andalusien kennengelernt als mit Käse gefüllte Schinkenröllchen, paniert und gebraten. Seither nie wieder angetroffen.

Restauranttisch ohne Tischdecke mit den unten aufgeführten Speisen und Getränken

Das musste ich probieren, oben rechts aufgeschnitten mit Beilagen. Stellte sich als hauchdünne Scheibe Schweinefleisch heraus, aufgerollt und gefüllt mit gehacktem Schinken sowie Käse, paniert und gebraten, durchaus schmackhaft. Außerdem gab es eine große Schüssel gebratene Chorizo-Scheiben, frittierte Sardellen und für den Kroketten-Liebhaber am Tisch Kroketten (er bestätigte, dass auch diese authentisch aus dicker, aromatisierter Bechamel in Panade bestanden). Alles in Ordnung. Mich amüsierte, dass man ausgerechnet in einem Restaurant der spanischen Küche, in der zu absolut allem Brot gegessen wird, das Brot extra bestellt und zahlt. Dazu tranken wir beide ein Glas kräftigen Albariño. Großes Lob: Das bestellte Wasser ohne Kohlensäure wurde uns gleich als Literkaraffe Leitungswasser angeboten.

Hölzerner Restauranttisch mit den unten aufgeführten Speisen und Getränken

Nachtisch gab’s auch noch: Flan, reich dekoriert (meiner ist mir lieber, hier aber bekam ich gleichzeitig den eigentlich klassischen spanischen Nachtisch Obst), und einen milden und aromatischen galicischen Tresterbrand Orujo. Hiermit ist dieser Posten auf meiner München-Essengehen-Liste abgehakt.

Auch nach Hause gingen wir zu Fuß durch die eher unangenehm warme Nacht. Unangenehm warm war es beim Zu-Bett-Gehen sogar in meinem Schlafzimmer, mein alter Thermometer-Wecker zeigte über 25 Grad an. Ich freute mich auf den angekündigten nächtlichen Regen und seine Abkühlung.

§

Nein, nicht vom Postillon:
“Antwort auf immer größere Pkw:
Müllwagen werden kleiner”.

Journal Donnerstag, 15. August 2024 – Sonnige, feiertägliche Augustfarben

Freitag, 16. August 2024

In den Feiertag ausgeschlafen, zu einem sonnigen und noch wunderbar frischen Sommertag aufgestanden.

Gleichmal eine WhatsApp von den Nifften gesehen: Sie brachen gestern zu dritt mit dem Auto nach Madrid auf, weil es ihnen letztes Jahr so gut gefallen hatte und um die ihnen besonders nahe stehenden Verwandten zu besuchen – so lange es noch geht.

Ich setzte mich zu meinem Morgenkaffee auf den Balkon, hörte einen pöbelnden Eichelhäher im Nußbaumpark – derzeit immer in Verbindung mit seiner Beschreibung in Buddenbohms Tierleben wahrgenommen.

Wie geplant startete ich früh (halb neun) zu meinem Isarlauf, um die Morgenkühle zu nutzen.

In einem Wohnungsflur mit weißen Wänden fotografiert sich eine Frau in Laufkleidung mit kurzen Hosen, Kappe und Sonnenbrille in einem hohen Spiegel

Ich radelte zum Friedensengel und lief Isar-abwärts. Meine Beine und der Rest des Körpers waren leicht, die Luft fühlte sich wunderbar kühl an, ich schwelgte berauscht in dem Licht, dem Glitzern des Wassers, dem Grün von Bäumen und Wiese. Die Fotoreihe Sonne – Wasser – Grün habe ich auf instagram veröffentlicht, hier nur ein Beispiel:

Sonniger Spazierweg neben Bäumen, durch die rechts das Licht auf den Wellen eines Flusses glitzert

Weitere Eindrücke:

Im Gegenlicht von fern der Friedensengel vor blauem Himmel, zwischen Bäumen

Friedensengel – für mich neben der Bavaria Münchens himmlische Beschützerin, von zwei Seiten der Innenstadt.

Nahaufnahme der modernen Bronzefigur des Heiligen Emerams vor Baum und blauem Himmel

St. Emmeram an der Emmeramsbrücke.

Schlichte gemauerte Brücke über Bach, dahinter Bäume, dazwischen ein Kirchturm

Fluss mit einem großen Wehr-Gebäude in der Sonne, schäumendes Wasser

Föhringer Wehr

Wandbemalung vor dunkelblauem Hintergrund: Igel und Hase mit Tauchermaske unter Wasser schwimmend

Durchgang durch Föhringer Wehr

Dichte Bäume und Büsche in der Sonne, dazwischen an einer Brücke ein großes gusseisernes Wappen mit dem Münchner Kindl

Max-Joseph-Brücke

Fußgängerunterführung mit viel Streetart, durch die eine Joggerin entgegen läuft

Unter dem Friedensengel / der Luitpoldbrücke.

Sonnige Parklandschaft, links ein Schild "Rodelberg"

Was macht ein Schlittenberg eigentlich im Sommer?

Herrlitsch! Nach 95 Minuten dehnte ich unter den Blicken des Friedensengels gründlich, schließlich brauche ich meine körperliche Hard- und Software in den nächsten Tagen für weitere ausgiebige Bewegung.

Das frühe Laufen brachte allerdings meine Nahrungsaufnahme durcheinander: Nach der Dusche hatte ich noch keinen Frühstücksappetit und machte erstmal noch einen Milchkaffee.

Längeres Telefonat mit meiner Mutter, ich erzählte vor allem viele Details der Jahrhundert-Hochzeit, die nicht in die Öffentlichkeit gehören.

Gegen halb zwei Frühstück:

Aufgeschnittener Brotlaib mit mittelgroßer Porung

Mit dem Brot war ich sehr zufrieden: Ich hatte aus Gaudi ein paar Esslöffel eingeweichten Leinsamenschrot untergeknetet, was den Teig durch die zusätzliche Flüssigkeit ziemlich weich und schlecht handzuhaben gemacht hatte, doch die Porung wurde so viel besser.

Draußen blieb es Hochsommer, allerdings inklusive der tageszeitlichen Hitze, ich bevorzugte also wieder das hitzefreie Drinnen. Dort las ich Zeitung, dann weiter Roman (Colm Tóibín, Brooklyn nahm nach dem ersten Viertel endlich Fahrt auf), erledigte sogar eine kleine Tüchtigkeit: Wanderstiefel reinigen und einfetten. Scheiterte mit einer weiteren Tüchtigkeit: Mit der jetzt zwingenden Sicherheitsdoppelung des Dienstleisters meiner Handy-Zahlung (angekündigter Code per SMS trifft seit Monaten bei keinem Versuch ein), jetzt ist mein Account dort gesperrt, und auf meine Support-Anfragen reagierte niemand. Zefix.

Irgendwann war es Zeit für eine Runde Yoga-Gymnastik – nicht recht genießbar, weil der YouTube-Stream ständig hing und ich ihn manuell anschubsen musste.

Gestern blieb der Abend Gewitter-frei, völlig unvorhergesehen. Doch das bedeutete auch: Keine Blitz-Abkühlung, sondern langsames Sinken der Temperatur. Bei vorerst geschlossenen Fenstern.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell Mangold und Fenchel aus Ernteanteil zu einem italienischen Picknick Pie, dazu gab es einen leichten italienischen Rosé, gutes Abendessen. Danach Eiscreme: Ich bin der billigen Lidl-Hausmarke-Eiscreme verfallen, Erdbeer-Joghurt schmeckt nach echten Erdbeeren! Dabei habe ich’s eigentlich gar nicht so mit Speiseeis. Und noch ein bisschen Schokolade.

Beim Zu-Bett-Gehen konnte man Fenster und Türen bereits öffnen, ich freute mich auf ein weiteres Ausschlafen an St. Brück.

§

Seit ein paar Monaten lasse ich mir übrigens täglich mehrfach das Herz brechen: Ich folge auf Mastodon dem Account @auschwitzmuseum, der von den Inhaftierten in Auschwitz erzählt, Mensch für Mensch, meist endend in “he/she did not survive”. Gestern zum Beispiel von Czesława Kwoka, schaun Sie sich nur das G’sichtl an. Ich trauere um jeden und jede.

Journal Mittwoch, 14. August 2024 – Weiterhin Hochsommer, Ende der kurzen Arbeitswoche

Donnerstag, 15. August 2024

Richtig gut geschlafen trotz offenem Fenster (kühle Luft!) und keinen Ohrstöpseln.

Frischer Balkonkaffee, zunächst begleitet von Eichhörnchen-Rascheln und -Keckern aus der Linde vorm Balkon. Arbeitsweg durch Corona-leere Straßen: Die beiden mittleren August-Wochen waren seinerzeit meine Referenz, weil sie erfahrungsgemäß in München (und Augsburg) die leersten des Jahres sind.

Die erste halbe Stunde im Büro musste ich mit Instagram-Gucken verbringen, weil der Arbeitsrechner acht (!) Updates fuhr inkl. Bios und viermal neu startete. Doch dann begann ein wirklich knackiger Arbeitsvormittag, in erster Linie erledigte ich Reise-Orga (was mir immer noch Spaß macht, seit das Anfang Mai zu einer der zentralen Tätigkeiten meines Jobs wurde – eigentlich überraschend, weil ich das für mich selbst ungern erledige). Dazu gehörte aber auch eine Online-Schulung; in der ca. zehnten Runde überlistete ich den erratischen Abschlusstest.

In der Mittagspause nahm ich eine U-Bahn ins Zentrum: Rezeptabholen bei Ärztin. Die Fußgängerzone war voller schlendernder Tourist*innen und heiß, ich sah keine Möglichkeit für einen schnellen Mittagscappuccino. Also fuhr ich mit der nächstmöglichen U-Bahn zurück ins Büro.

Spätes Mittagessen, weil konzentrierte Arbeit: Nektarinen und Granatapfelkerne mit Joghurt und Leinsamenschrot. Am Nachmittag ging’s mit konzentrierter Emsigkeit weiter, ich freute mich an meinem gut temperierbaren Büro.

Pünktlicher Feierabend und auf direktem Weg (langsam wegen der Hitze) nach Hause, ich wollte nämlich noch Brot backen (Wohnung schön schattig, Ofen gut isoliert, deshalb ist bei uns in Hitzephasen kein Backverbot nötig): Damit ich am feiertäglichen Donnerstag VOR der Hitze laufen konnte und dann trotzdem frisches selbstgebackenes Brot haben würde.

Blauer Himmel über Parkbäumen, von rechts dringen fedrige Ausläufer von Wolken in den Himmel

Bei meiner Ankunft daheim konnte ich am Himmel von rechts (Westen) das Gewitter aufziehen sehen.

Während des Teig-Gehens turnte ich meine Yoga-Gymnastik und wusch schonmal den Ernteanteil-Salat: Wegen Feiertag Mariä Einschulung am Donnerstag wurde unsere Verteilung vorgezogen.

Zwei gefüllte Longdrinkgläser auf Balkonbrüstung mit Blick auf Bäume und dahinter dunklem Himmel

Wochenend-Feier-Drink: Moscow Mule (damit endlich das vor Monaten spontan gekaufte Ginger Beer wegkam) vor dunklen Gewitterwolken. Zum Anstoßen schlossen wir die Balkontür aber wieder, es war noch sehr warm draußen.

Gedeckter Tisch mit Glastellern, im Vordergrund ein Teller mit einem aufgeschnitten gebratenen scheinbaren Steak, dahinter ein Teller mit gefüllte halben Jalapenos und eine Schüssel Blattsalat

Nachtmahl. Nachdem wiederholt davon geschwärmt worden war, zuletzt hier, wollte ich das vegane Steak von Planted auch mal probieren und bat Herrn Kaltmamsell um Suche – die schnell erfolreich war. Wir mochten beide den Geschmack und aßen es gern, waren uns aber einig: Das ist kein Steak, vor allem bei Geruch und Geschmack. Außerdem servierte Herr Kaltmamsell gefüllte Jalapeños aus dem Ofen, ich hatte Salat (aus Ernteanteil: Blattsalat, Gurke, gelbe Tomaten, Schnittknoblauch) mit Joghurtdressing angerichtet. Nachtisch Süßigkeiten. Derzeit gibt es für Schokolade eigentlich keine gute Aufbewahrungsmöglichkeit: Zimmer zu warm, Kühlschrank zu kalt. Marktlücke Schokolade-Temperierschränke wie für Zigarren und Wein.

Das Gewitter hatte auch diesmal sanften Regen mitgebracht und sofortige Abkühlung. Ich konnte die Wohnung durchpusten lassen und im Bett bei bei offenem Fenster lesen (Brooklyn von Colm Tóibín erzählt schon arg gemächlich, eher tagebuchartig) – um den Preis, den Zigarettenrauch von Nachbarn zu riechen.

Journal Dienstag, 13. August 2024 – Hochsommerarbeit, Gewitterabkühlung

Mittwoch, 14. August 2024

Erst beim zweiten Klogang um zwei hatte es draußen genug abgekühlt, um Fenster und Türen zu öffnen.

Wunuderbarer1 Balkonkaffee, allerdings merkte ich schmerzlich, wie deutlich später es mittlerweile hell wird.

Angenehmer Marsch in die Arbeit in Hochsommerkleidung. Emsiger Arbeitsvormittag inklusive Umplanungen, ich ging eher früh auf einen Mittagscappuccino ins Westend, immer auf der Schattenseite.

Als Mittagessen gab es später Bananen (jetzt ist auch wieder gut, Bananen sehen immer nach guter Idee aus, aber ich mag sie wirklich nur in einem Unreife-Reife-Zustand, den sie lediglich wenige Stunden haben, ansonsten eigentlich nicht), eingeweichtes Muesli mit Joghurt.

Emsiger Nachmittag, und obwohl die Büroräume wirklich angenehm klimatisiert waren, spielte mein Kreislauf verrückt, ich konnte schier nicht geradeaus schauen.

Nach Feierabend wackelte ich unter gewitterlich zuziehendem Himmel dennoch noch eine Runde Einkaufen: Lebensmittel-Vorräte und Eiscreme.

Daheim kühlte ich ein wenig ab, turnte eine ruhige Einheit Yoga-Gymnastik. Herr Kaltmamsell servierte Abendessen:

Zwei Teller mit den Gerichten im Text drunter

(Gekaufte) Gnocchi in Tikka-masala-Sauce (ok), dazu gebratene Salatherzen (überraschend gut). Zum Nachtisch gab es reichlich Eiscreme (Heidelbeere und Erdbeer-Joghurt). Draußen ging das Gewitter endlich los: Nur wenig Blitz und Donner, wenige Minuten Windböen, aber sanfter Regen. Es kühlte sofort ab, wir ließen frische Luft herein. Und wir sahen uns die Doku über Rabbi Akiva Weingarten an, vielen Dank für den Hinweis an Kommentatorin Anita! Ich gebe die Empfehlung hiermit weiter.

In der WhatsApp-Gruppe zur Essener Hochzeit ging’s weiterhin ab: Unter anderem postete ein US-amerikanischer Hochzeitsgast ein eingescanntes PDF eines Kochbuchs – das der Großvater des Bräutigams seinerzeit geschrieben hat! Sieht sehr nach Eigenverlag aus und verrät exakt den Humor, den ich auch in den Rezepten des Bräutigams gelesen hatte.

§

novemberregen zieht wieder aus Beobachtungen kluge Schlüsse, diesmal aus der gleichzeitigen Sehnsucht nach Daheim und der Ferne:

Ist ja ein völliger Irrsinn, dass man sich die Wohnung schön und gemütlich macht, mit allem, das man benötigt, funktional und effizient einrichtet und dann fährt man in jeder freien Minute weg und muss in fremden Küchenschubladen nach dem Buttermesser suchen

Wenn ich dann noch die eben schmerzhaft weiter angehobene Miete für unsere Wohnung bedenke, werde ich bei den nächsten Reise-Ideen die Alternative Miete-Abwohnen gründlich bedenken.

  1. Den Vertipper lasse ich, Ergebnis zu schön. []

Journal Montag, 12. August 2024 – Schwerer Ausstieg aus der Hochzeitsblase

Dienstag, 13. August 2024

Erschöpfung schlug nachts die Unruhe vor erstem Arbeitstag: Ich schlief gut, wachte zur normalen Zeit auf und nutzte nicht die extra 30 Minuten, die ich mir eigentlich für Schlaf gegeben hatte. Beim nächtlichen Klogang war es draußen endlich kühl genug gewesen, dass ich Fenster und Balkontüren öffnen konnte.

Balkonkaffee, dann konnte ich mich gemütlich fertig machen: Herr Kaltmamsell hatte ja Ferien und übernahm Haushaltliches.

Marsch in die Arbeit durch einen bereits recht warmen Hochsommermorgen. Im Büro geordneter Arbeitsstart: Keine Katastrophen, nichts wirklich Unerwartetes.

Meinen Mittagscappuccino bei Nachbars verband ich mit einem Einkaufsmarsch zum Lidl: Ich hatte nichts für Brotzeit im Haus gehabt. Später am Schreibtisch wurden das zwei Bananen sowie Hüttenkäse mit Leinsamenschrot.

Arbeit war ziemlich anstrengend – weniger wegen Dingen, die in meiner Abwesenheit angefallen waren, sondern weil ich mit dem Kopf noch so sehr bei den Eindrücken vom verlängerten Wochenende war. Und dann postete der Rabbi auch noch Bilder von der Trauung. Zudem war die WhatsApp-Gruppe, die das Hochzeitspaar für Abstimmungen und schnelle Infos eingerichtet hatte, längst zur Anlaufstelle für Kuscheln, Glückwünsche, Zusammenfassungen, Foto- und Kontaktaustausch geworden.

Das Büro ließ sich halbwegs kühl halten, für einige manuelle Tätigkeiten, die gestern anfielen, ging ich in den wunderbar kühlen Flur.

Nach Feierabend hatte der Himmel gewitterlich zugezogen, das verhinderte die unangenehmste Hitze.

Straße mit Zebrastreifen, dahinter alte Wohnhäuser

Verkehrswende! Hurra! Dieser Übergang auf meinem Arbeitsweg war immer mühsam, weil die Straße fast immer ziemlich von Autos befahren ist. Jetzt gibt es einen Zebrastreifen – ich habe eine ungefähre Vorstellung, wie viele Jahre der Bezirksausschuss dafür gekämpft haben muss.

Über der Theresienwiese sah ich erst einen Mauersegler, dann noch einen – jetzt fällt mir aber kein Grund mehr dafür ein. Bleibt gerne noch länger, aber wird’s da nicht ein bisschen knapp mit Afrika für den Rest des Jahres?

Abstecher zu einem Tchibo-Laden, bei dem ich Bestellungen abholte, dann direkt nach Hause. Herr Kaltmamsell hatte die Temperatur der Wohnung gemäßigt gehalten, wundervoll. Ich entschwitzte beim Fingernägelkürzen, dann turnte ich endlich mal wieder eine Runde Yoga-Gymnastik (ich hatte die Reise-Yogamatte sogar nach Essen mitgenommen, aber es bot sich wirklich keine Gelegenheit).

Herr Kaltmamsell servierte Nachtmahl:

Gedeckter Tisch, auf den Tellern was der Text unterm Foto beschreibt

Zwischen uns vegane Sushi (auf Wassermelonen-Basis – gut, aber weit entfernt von Sushi), auf unseren Tellern köstliche Aubergine mit Safran-Joghurt. Zum Nachtisch gab es erst die erste Wassermelone der Saison (super!), dann Schokolade.

Golden angeleuchtete Abendwolken über Bäumen

Für den Abendhimmel verzogen sich die Gewitterwolken wieder, doch es blieb zu warm zum Lüften. Im Bett nach der wunderbar schrägen und konzisen Kindheits- und Jugendgeschichte Die Infantin trägt den Scheitel links von Helena Adler mal wieder was Englisches aus der Stadtbibliothek: Colm Tóibín, Brooklyn.

Journal Sonntag, 11. August 2024 – Hochzeitsausklang in Wattenscheid

Montag, 12. August 2024

Sehr guter Schlaf, kurz vor Wecker superfit aufgewacht – ich fürchte die Sache mit ohne Alkohol auf einem rauschenden Fest hat unbestreitbare Vorteile. Den Wecker hatte ich gestellt, weil ich vor dem letzten Programmpunkt des Ausflugs bloggen und Kaffeetrinken wollte und weil dieser Programmpunkt eine etwas umständliche Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln enthielt. (Erwachsene Menschen hätten sich unter den durchwegs freundlichen und sympathischen Hochzeitsgästen umgehört, wer mit privatem Pkw vom Hotel hinfährt, und um Mitnahme gebeten. Aber das sind andere Menschen.)

Kräftiger Cappuccino vom Frühstücksbuffet, und diesmal kam ich endlich auf die Idee, mir ein Brot zu schmieren und als Proviant für die spätere Reise mitzunehmen. Packen, Begleichung der Hotelrechnung.

Holztheke einer Hotel-Rezeption, darauf eine Vase mit einem riesigen Blumenstrauß in Feuer-Farben

Auch die Hotel-Deko mit Hunger Games / District V Vibes. Abmarsch zu Regionalzug und Tram Richtung Wattenscheid.

Denn der letzte Teil der Hochzeitsfeier war ein Frühstück/Brunch auf dem elterlichen Hof der Braut, einem ehemaligen Hühnerhof – über den ich im damaligen Blog der Braut vor 20 Jahren viel gelesen hatte. Nach der Styling-Pracht des Vortags hatte es zu diesem Programmpunkt in der Einladung geheißen:
“Dresscode: Duschen wäre vielleicht eine gute Idee.”

Unter Sommerhimmel links ein Bauernhof, rechts ein stilisiertes Hochzeitspaar aus Strohrollen

Solche Strohrollenfiguren sind offensichtlich eine überregionale Gaudi, habe ich auch schon in Bayern gesehen.

Es war schon früh ganz schön heiß geworden, ich hielt mich an Mineralwasser und Schatten (anders als Über-80-jährige, die bis um drei Uhr morgens gefeiert hatten und jetzt ein Glas Sekt in der Hand hielten, “Ab elf darf man!” – They don’t make them like that any more.).

Ausgemusterte Lore unter einem mächtigen Baum in einem Garten

Landwirtschaft trifft Bergbau.

Ein großer Teil der Hochzeitsgäste hatte sich in dem wundervollen Garten um das ehemalige Bauernhaus wieder zusammengefunden. Das Brautpaar musste sich den Zugang freikaufen, wurde von Musik einer Jagdhorngruppe begrüßt (so cool! es gab eine persönlich Verbindung), absolvierte gutmütig noch eine übersichtliche Reihe weiterer uralter Traditionen der Region (ich bin skeptisch), und es gab Frühstück: Herrliche Reiberdatschi aus professionellen Riesenpfannen mit Apfelmus und Zuckerrübensirup, Pumpernickel zu Hering und Lachs, außerdem Käse, Obst, Süßes. Mittlerweile war es eins, ich hatte richtig Hunger sowie Appetit und aß mich satt. Außerdem kam ich noch zu weiteren Bekanntschaften, führte die besonders schönen vom Vorabend weiter.

Wenig später verabschiedeten sich Herr Kaltmamsell und ich, wir mussten zum Zug (einem anderen, als wir gebucht hatten, ja mei). Das war wirklich eine sensationelle Hochzeit mit Jahrhundert-Status, welch enormer Aufwand und Liebe in Planung und Durchführung flossen!

Den Fußmarsch zum Wattenscheider Bahnhof genoss ich als spärliche Bewegung des Tages, der Regionalzug fuhr pünktlich.

Doch nach dem Umstieg in Hamm in den nächsten Regionalzug verließ uns das Reiseglück – machen wir es kurz: Verpasster ICE-Anschluss, Ausweichverbindung zum Glück nicht so ausgebucht wie angezeigt. Extrem runtergekühlte Wagen, ich war froh um das eingesteckte Jäckchen (bin ja keine Anfängerin). Kurz vor acht Brotzeit: Apfel, Brot mit Frischkäse vom Frühstücksbuffet, restliche Hafermilch.

Wir erreichten München kurz vor 23 Uhr, rollkofferten durch ein schwül-warme Sommernacht nach Hause. Dort kümmerte sich Herr Kaltmamsell um die Pflanzen, ich packte rasch aus und schaute, dass ich ins Bett kam, denn am Montag musste ich zurück in die Arbeit (mit einem Jourdienst, deshalb kein weiterer Urlaubstag).