Archiv für Mai 2025

Journal Freitag, 16. Mai 2025 – Kurzes Öffnen der Ahndl-Kiste

Samstag, 17. Mai 2025

Vielleicht schaffe ich es in Trippelschritten doch, ein wenig über meine polnische Oma (im Zweiten Weltkrieg aus Südpolen ins schwäbische Burlafingen zur Zwangsarbeit verschleppt) zu recherchieren. Auf Mastodon habe ich seit einer Weile den Kanal des Dokumentationszentrums @nszwangsarbeit abonniert, gestern schaffte ich es nicht nur, auf deren Website zu gehen, sondern auch in den verlinkten Arolsen Archives ihren Namen einzugeben: Zbydniewska.
Hallo Oma. Hallo Großtante (die ich nie kennenlernte). Hallo Mama.

Auf dem Dokument sind die Geburtstage meiner Oma (ein knappes Jahr jünger als Margot Friedländer übrigens) und meiner Mutter nicht korrekt, meine Mutter heißt außerdem wie ihre Tante Irena. Und mir war nicht bewusst, dass die Schwester, mit der zusammen meine Großmutter verschleppt wurde, jünger war als sie (noch jünger…).

Aber jetzt *ZACK!* erstmal wieder Deckel auf diese Kiste. (Die Abstände zwischen Deckelöffnen werden allerdings kürzer. Es wird ja wohl Gründe haben, dass ich als einziges Familienmitglied in Deutschland ihren Nachnamen weitertrage.)

Ein altes Schwarz-Weiß-Foto, darauf links eine junge Frau mit dunklem, hochgestecktem Haar in Blümchenkleid, die ein Kind hält, etwa 2-3 Jahre alt, in einem karierten Kleid mit weißem Kragen, weiße Schleife im Haar, schwarze Strumpfhose

Das könnte etwa zur Zeit des verlinkten Eintrags aufgenommen worden sein (1948): Meine Großmutter mit meiner Mutter. Korrektur nach Anruf meiner Mutter: Auf dem Foto sei sie höchstens zwei Jahre alt, wird also wahrscheinlicher von 1946 sein.

Nächster Trippelschritt wäre ein Sammeln der Daten zur Zwangsarbeit meiner Großmutter, die wir in der Familie bereits kennen. Damit ich irgendwann mit konkreten Fragen aufs Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit zugehen kann.

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Zehn Minuten vor Weckerklingeln erfrischt aufgewacht.

Auf dem Weg in die Arbeit (kälter als erwartet, der dünne Kapuzenmantel wärmte nicht genug) hielt ich diesmal Ausschau nach Balkonen und ihren Wasserabflüssen. Am häufigsten begegneten mir die vertrauten Rohre aus Mauer, an manchen entdeckte ich gar keinen Abfluss – der muss dann wohl sehr geschickt angelegt sein. Früher oder später werde ich mit jemandem vom Bauamt sprechen wollen (da gibt es doch sicher Vorschriften) oder mit einer Architektin (FH bevorzugt).

Aufschrift auf einem Lieferwagen: „Wir kochen mit KI“, daneben das Foto eines Mannes, „Karl“, und einer Frau, „Isabell“

Kichern vor dem Werkstor – der Fahrer des Lieferwagens sah mich fotografieren und erzählte mir gute Neuigkeiten.

Am Arbeitsplatz war ich stundenlang nützlich. Immer wenn ich glaube, jetzt aber wirklich alle Fehler gemacht zu haben, die man in der Reiseabrechnung nach unseren örtlichen hochspeziellen Regeln machen kann – bekomme ich einen freundlichen Hinweis der zuständigen Stelle auf einen weiteren. Die Zahl richtiger Lösungen mag im Universum begrenzt sein. Die der falschen liegt wahrscheinlich bei unendlich.

Im Vordergrund moderner Holz-Cafétisch mit Cappuccino, dahinter über weitere Tische Blick auf die Glasfront nach Draußen, wo im fahlen Sonnenlicht Menschen an Tischen sitzen

Mittagscappuccino im Westend, es war unter buntwolkigem Himmel mit Wind nicht wirklich wärmer geworden.

Mittagessen später zurück am Schreibtisch: Apfel, Nektarine, etwas selbstgebackenes Brot.

Pünktlicher Feierabend, ich hatte Einkäufe vor: Und zwar nahm ich eine U-Bahn zum Candidplatz, spazierte zum Caffe Fausto und ließ mir ein Pfund Espressobohnen mahlen. U-Bahn zurück zum Sendlinger Tor; in einem Edeka besorgte ich fürs Dessert heimische Erdbeeren und Schlagsahne.

Daheim eine Runde Yoga-Gymnastik. Ich hatte schon gesehen, dass diese eine sehr ruhige Schnauf- und Dehn-Folge war – ich ließ mich größtenteils darauf ein, kürzte nur Besinnlichkeiten am Anfang und Ende.

Der Ernteanteil hatte große Mengen Spinat gebracht, zum Abendessen wünschte ich ihn mir in cremiger Erdnusssauce mit roten Paprika und Piniekernen – Herr Kaltmamsell lieferte.

Aufsicht auf eine weite Pfanne, darin gegarte Sinatblätter, rote Paprikastücke, drübergestreut geröstete Pinienkerne

Sehr köstlich (und wenn man den Kalbsfond zum Angießen ersetzt, sogar vegan). Den Rotwein dazu (Côtes du Rhône) hatte ich uns schon zur Kochunterstützung eingeschenkt, ein paar Nüsschen nebenher.

Aufsicht auf ein weißes Schüsselchen mit kleingeschnittenen Erdbeeren und Schlagsahne, rechts daneben ein Löffel

Zum Nachtisch die ersten Erdbeeren mit Sahne der Saison – so gut! Und ein wenig Schokolade.

Abendunterhaltung: Herr Kaltmamsell ließ im Fernsehen die Promi-Tanz-Show laufen. Ich lernte, wer heute berühmt ist: Internet-Selbstverkäuferin, Berühmtheitssohn (frühere Werbestar-Mutter gut durchoperiert/-gespritzt im Publikum), reiche Erbin (na gut, das war die Moderatorin), Leistungsschwimmer (den sie in einen Pasodoble im Dreivierteltakt zwangen?!).

Im Bett las ich Stephan Thome, Pflaumenregen aus: Gefiel mir insgesamt dann doch gut mit seiner Familiengeschichte, die Schlaglichter auf das Taiwan in den 1940ern warf, in einem zweiten Handlungsstrang in den 2010ern – sowohl geografisch als auch historisch Themen, mit denen ich mich bislang nie befasst hatte. Allerdings ging es mir insgesamt arg viel um Baseball (finde ich Zuguck-Sport ohnehin langweilig, potenziert sich diese Langweile in der literarischen Beschreibung von Zuguck-Sport).

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Das wird Eigenautoliebhaber*innen auch egal sein, dennoch sei von mir Öffi-Fan festgehalten:
“Studie: ÖPNV leistet wirtschaftlich viel mehr als er kostet”.

Jeder Euro, der in Busse, Regionalzüge oder Straßenbahnen investiert wird, bringt der deutschen Volkswirtschaft einen Nutzen von drei Euro – so das Ergebnis einer Studie. Dieses Geld schaffe Jobs und sorge für Umsätze anderswo.

aBeR dIE AUtOmoBILaRbEItsPlÄtzE!

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Gestern aus dem empfehlenserwerten österreichischen Newsletter Gruß aus der Küche gelernt: Derzeit ist nicht nur die Saison der Spargelsprossen, sondern auch die der Bambussprossen.
“Endlich ins Gras beißen”.

Journal Donnerstag, 15. Mai 2025 – Ohne Balkonsauberzauber

Freitag, 16. Mai 2025

Wie angekündigt war der Himmel morgens eher bedeckt, doch schon auf dem kühl-milden Weg in die Arbeit kam ein wenig die Sonne durch. Freude über die Mauersegler im Westend.

Plastikfigur eines grinsenden Löwen in Lederhosen und weißem Hemd, Hut auf dem Kopf, vollen Bierkrug in der Hand

Verdacht: Das sieht Markus Söder, wenn er in den Spiegel schaut (letzte Reste Frühlingsfest auf der Theresienwiese).

Ich fühlte mich weiter gestresst, alles sah nach Belastung aus, sogar die anstehende Berlin-Reise. Und auf der rechten Schulter weiter das Selbsthass-Monsterchen mit seinen nahezu kontinuierlichen Einflüsterungen (“selbst Dreijährige kommen um Wohnungecken, ohne sich die Knöchel einer Hand blau zu schlagen”/”sitzen ganz schön stramm, die Jeansbeine ohne Stretch, was?”/”wow, du musst DREImal hinklicken, um dir das Datum fürs Übertragen in die Tabelle zu merken?” etc. ad inf.).

Dennoch ging ich einer Idee nach, die einen schmerzhaften Misstand beseitigen könnte. Ein Telefonat, Zusammensuchen einiger Unterlagen, eine Absprache per Teams, eine persönlich: In tiefer Düsternis leuchtete der helle Strahl einer möglichen Lösung.

Mittagscappuccino im Westend, auf dem Rückmarsch Abstecher in die Apotheke (das Rezept vom Montag).

Regale in einem Schaufenster, in denen kleine, getöpferte Schalen mit hauchdünner Wand stehen, in verschiedenen Farben

Schaufenster des Ateliers Maria Cepissakova in der Gollierstraße (meine Favoriten sind die blauen – wüsste ich, wohin ich sie stellen oder was ich damit anfangen könnte, hätte ich längst zwei bis drei davon gekauft).

Später gab es zu Mittag Nektarinen (kann man bereits!) mit Joghurt.

Mittelheftiger Arbeitsnachmittag, zumindest wirklich produktiv an der Lösung von oben.

Nach endlich Feierabend über Vollcorner-Einkäufe nach Hause.

Stadtplatz in der Sonne und vor blauem Himmel mit weißen Wolken, links eine blühende Robinie. dahinter ein blauer Stadtbus

Die Robinienblüte hat begonnen – noch konnte ich sie allerdings nicht riechen.

Letztes Kapitel Balkonreinigung, die Aussicht darauf hatte mir wieder den Feierabend versaut. Ich versuchte nochmal die Methode Novemberregen, doch wieder stand ich nach Aufsprühen von Fettlöser, Angießen von heißem Wasser und nach Schrubben in Dreckwasser – mit dem ich beim Wegschrubben zum Abguss die armen möglichen Menschen unten in der Einfahrt bepritschelte. Es half nichts: Ich musste mehrfach mit einem Lappen und klarem Wasser nachwischen, halt wieder auf den Knien.

Später fanden wir den Grund für die Inkompatibilität der Methode mit meinen beiden Balkonen heraus: Der Abfluss meines Balkons besteht in einem Loch unten in der längsten Mauereinfassung; darin steckt ein Rohr, das das Wasser einfach in die Luft davor befördert. Die Rohre sind mit steigendem Stockwerk länger (sieht man hier ein wenig), damit das Wasser nicht einfach im Balkon darunter landet. Alle Balkone, mit denen ich bislang wohnte (in meiner Kindheit und Jugend die Balkone dreier unterschiedlicher Wohnblocks) waren gemauert und hatten dieses System; jede Reiningung mit fließendem Wasser hieß, dass Boden/Gehweg/Passant*innen den Guss abbekamen – das möchte ich dann doch nicht. Jetzt lernte ich, dass es auch Balkone mit umlaufender Rinne gibt, die über ein Regenrohr in die Kanalisation mündet. Das verschafft natürlich ganz andere Putzmöglichkeiten.

Egal, für dieses Jahr ist es rum, ab jetzt wird nur noch gesaugt. Nach einer Runde Yoga-Gymnastik, auf die ich mich nicht recht konzentrieren konnte, trug ich mit Herrn Kaltmamsell Teppich und Möbel auf den Balkon, die Pflanzen kommen heute Abend dran.

Als Abendessen gab es restliche Minestrone vom Vorabend, außerdem Aubergine, Kartoffeln, Frühlingszwiebeln aus dem Ofen. Nachtisch Schokolade und Eis.

Sehr früh ins Bett zum Lesen: Pflaumenregen von Stephan Thome ist mit über 500 Seiten dicker als erwartet und erzählt eine historisch recht komplexe Familiengeschichte in Taiwan, die Rückgabe nach zwei Wochen am morgigen Samstag droht mich einzuholen.

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Da lässt man den Neffen jahrelang UX-Design studieren – und er ist noch NIE mit so einer Maschine angekommen!

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https://youtu.be/lHTsv06Yle0?si=48K2HBJq4ceQ6xX2

via @giardino

Journal Mittwoch, 14. Mai 2025 – Lerchenlauf und Operation Balkon

Donnerstag, 15. Mai 2025

Nach gutem Nachtschlaf besonders frühes Wetterklingeln: Ich wünschte mir eine Laufrunde vor der Arbeit, beim momentanen Wetter hoffte ich auf geradezu magisches Licht.

Und so war es dann auch. Körper nicht ganz so fit wie auch schon mal, aber gestern nicht wegen böser Wade, sondern wegen LWS, die mit Zwicken das freie Atmen erschwerte (doch, das geht). Aber allein schon die Ausblicke waren das frühe Aufstehen wert.

Farblich abgestimmt.

Ist das da oben Arabisch?

Auch diesmal war ich nach zackigem Marsch in die Arbeit 40 Minuten später als sonst am Schreibtisch – und hatte auch diesmal nicht viel verpasst.

Zackiges Arbeiten, hineingezackt einen Mittagscappuccino im Westend.

Das Café Westend gegenüber war nach Renovierung wieder geöffnet und gut besucht.

Am Schreibtisch mehr Zackigkeit, ich aß eher hektisch mein Mittagessen bestehend aus Apfel, gelber Kiwi, selbstgebackenem Brot.

Am Nachmittag noch ordentlich was weggeschafft, jetzt sind wieder andere dran, damit Dinge weitergehen. Feierabend später als gewünscht, aber der Heimweg in milder Sonne und quer über die Theresienwiese war wunderbar, es ging sanfter Wind.

Daheim schritt ich zum zweiten Abschnitt Balkonreinigung: Saugen und Grobputzen. Ich wechselte dafür wieder in Yoga-Kleidung (die dann keinen Sport-Einsatz bekommen sollte). Auf Mastodon hatte Novemberregen vom Vorgehen ihrer Putzhilfe beim Balkonreinigen berichtet (eine Methode, die mit Fettlösespray, kochendem Wasser und Schrubber arbeitet). Ich beschloss, das auf dem kleinen Küchenbalkon auszuprobieren – da ich keinen Schrubber am Stecken besitze, halt mit dem Handschrubber. Die Wirkung von Fettlöser und kochendem Wasser war wie angekündigt, aber dann stand ich vor einem Balkon mit schmutzigem Wasser, das auch nach Nachgießen von klarem Wasser nicht ablief. Ich war also doch wieder mit Schwamm und Lappen auf den Knien zugange. Hatte dann aber einen von zwei Balkonen bereits sauber!

Jetzt war es mir zu spät für Yoga, außerdem hatte die Yoga-Kleidung nasse Stellen, ich deklarierte sie zur Putzkleidung um.

Herr Kaltmamsell erfüllte mir zum Nachtmahl meinen Wunsch “Gemüse”: Es gab Minestrone! Nachtisch Schokolade.

Feierabend hatte ich immer noch nicht: Brotzeitvorbereiten, Wäsche aufhängen, schlechte Laune. Möglicherweise ist die Aufteilung des Balkoneputzens in Einzelschritte nicht die beste Lösung: So ist mir die Aussicht auf drei Feierabende vermiest, außerdem die Feierabende selbst, Methode Pflasterabziehen-in-einem-Ruck kommt meiner Laune wohl mehr entgegen. (Meine Güte stelle ich mich an!)

Journal Dienstag, 13. Mai 2025 – Viel Tag in einem – inklusive Wasserlösung

Mittwoch, 14. Mai 2025

Die erste Hälfte der Nacht war sehr gut, dann nicht mehr. Zumindest hatte ich in dieser unruhigen zweiten Hälfte einige Ideen für Beruf und Wohnungskoordination.

Zum Beispiel weil ja für halb acht der Installateur angekündigt war, der das Leitungsleck im Bad beheben sollte. In der unruhigen Schlafphase (u.a. wieder wegen fast zugeschwollener Nasenschleimhäute) plante mein Hirn die Vorbereitungen durch: Einzelschritte, um das Bad leerzuräumen inklusive Abbau des Glasregals überm Wasserhahn, gefüllte Wasserschüssel im Klo bereitstellen, falls der Hauptwasserhahn zugedreht werden muss.

Draußen strahlte der nächste angekündigte Sonnentag inklusive angekündigter, der Jahrezeit angemessener Frische. Ich saß früh an Herrn Kaltmamsells Schreibtisch am Rechner, schon bald begann ich wie immer im Homeoffice zu frieren, traute mich aber keinen heißen Tee zu trinken wegen des möglichen Klo-Engpasses.

Kurz nach acht klingelte der Handwerker. Wir sprachen uns ab und ich ging zurück an meinen Rechner (inklusive bisschen Training Tiefenmuskulatur: Herrn Kaltmamsells Schreibtischstuhl stand nicht ganz fest und wollte gern davonrollen). Nach einer knappen halben Stunde war das Handwerk abgeschlossen: Der Anschluss zwischen Schlauch und Armatur sei undicht gewesen, da habe man halt Schläuche und Armatur auswechseln müssen.

Den Vormittag arbeitete ich gebremst emsig am Laptop mit kleinem Bildschirm (keine Chance für zwei Fenster nebeneinander, und bei schlecht programmierten Browser-basierten Anwendungen waren Funktionsknöpfe unsichtbar). Mittagscappuccino aus eigener Küche vorgezogen vor einem Termin um elf.

Den Nachmittag wollte ich lieber wieder an meinem gut ausgestatteten Arbeitsplatz im Büro verbringen: Ich packte ein und machte mich in meiner Mittagspause auf den Marsch dorthin, durch Sonne und weiterhin frische Luft. Alle Grünanlagen und Gastronomie-Außenbereiche auf meinem Weg waren voller brotzeitender Menschen: In München ist Mittagspause aber sowas von um zwölf! Mir kam es hingegen so vor, als seien bereits drei Viertel des Tages vergangen.

Später aß ich am Schreibtisch Äpfelchen und eine dicke Scheibe selbstgebackenes Roggenmischbrot aus der Gefriere.

Sehr erhöhter Blick über eine Großstadt im Sonnenlicht unter wolkenlos blauem Himmel, im Vordergrund Bürogebäude und Eisenbahnschienen

Hochsommerlicht.

Und schon ging es weiter mit Arbeit. Als ich kurz vor gefühltem Feierabend (ÄCHZ) auf die Uhr sah, stand da 13:55. Und fast hätte ich Termin-Blödsinn gebaut, weil zudem noch gar nicht Mittwoch war. Es war so viel zu tun, dass ich irgendwann energisch echten Feierabend machen musste, schließlich hatte ich Pläne.

Heimweg über schnell Obsteinkäufe, im wolkenlosen Sonnenschein war es angenehm windig frisch (was einige Leute nicht davon abhielt, den Sonnenschein mit Hochsommerkleidung zu begrüßen).

Zu Hause nahm ich die Umsetzung eines Plans in Angriff: Ich wünsche mir ja sehr saubere Balkone (beide, auch den Küchenbalkon, den wir 2024 ignorierten), mir graut aber vorm Saubermachen. Jetzt kam ich auf die Idee, die Säuberung in mehrere Einzelschritte runterzubrechen, die einzeln vielleicht nicht ganz so grauenhaft waren: An einem Abend die Balkonmöbel reinigen, am nächsten Balkone grob putzen (Saugen, Kratzen, Brüstungen säubern), am dritten mit Schwamm und Seifenwasser die Fliesen rannehmen, am letzten Möbel, Teppich (nur auf einem), Pflanzen rausstellen – hinsetzen und sauberen Balkon genießen. Wenn dieser erste Abend der gestrige Dienstag war, hätte ich Freitagabend saubere Balkone.

Bereits in Yoga-Kleidung ging ich die Balkonmöbel mit Schwamm und Spülwasser an. Und gab bald jede Illusion von Gründlichkeit auf: Als Putzziel musste reichen, dass man sich bei Benutzung der Möbel nicht die Kleidung versauen würde.

Anschließend Yoga-Gymnastik. Komische Einlage, als ausgerechnet in dieser heftigen Bauchmuskel-Einheit das Video hängenblieb – ich hielt das Halten mit bis daheim eh schon durchgenudeltem Bauch nicht durch, sondern schubste manuell weiter.

Zum Abendessen hatte ich mit Herrn Kaltmamsell Schnitzelgarten vereinbart. Am Vorabend hatte ich eigens einen Umweg über den Eingang dort gemacht und nachgesehen, ob auch dieses Jahr influencte Schlangen von Touristen auf einen Tisch warteten: Taten sie nicht, wir wagten uns hin.

Biergartentisch, darauf zwei Teller mit riesigen panierten Schnitzeln, daneben Pommes, in Schälchen Salat, rechts ein Weißbierglas

Gewohnte gefüllte Schnitzel “Cordon bleu”, meines mit Gorgonzola, und mit hervorragenden Pommes. Letztere aß ich gesamt (schmecken ja nur frisch), ein Drittel des Schnitzel nahm ich in der dafür mitgebrachten Plastikdose mit heim – Herr Kaltmamsell braucht ja ein Frühstück. Und das alkoholfreie Weißbier dazu schmeckte gestern ganz besonders gut.

Daheim noch etwas Schokolade zum Nachtisch.

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Wenn Sie sich für die sogenannte Ewigkeitschemikalien PFAS interessieren: 3sat hat eine aufwändige Folge Nano darüber produziert, die durchaus nachvollziehbar macht, warum man sie bei aller Schädlichkeit nicht kurzerhand abschaffen kann.
“NANO Doku: PFAS – Gift für die Ewigkeit”.

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Fast apropos und weil ich dringend gute Nachrichten brauche – diese kommt vom Science Hub der EU-Kommission:
“Marine litter on the EU coastline down by almost one-third”.

Müll an europäischen Meeresküsten ist um ein Drittel weniger geworden. (Immer noch zu viel, aber HEY!)

Journal Montag, 12. Mai 2025 – Wasserkoordination

Dienstag, 13. Mai 2025

Gut geschlafen, wenn auch mit wirren Träumen, der Wecker rettete mich vor einer anspülenden Angst-Welle.

Aufgestanden zu strahlendem Sonnenschein und kühlen Temperaturen (die Freude über den Sonnenschein will einfach nicht tragen beim Wissen um die derzeitige Trockenheit – es ist keinerlei Regen absehbar; da kann ich mir noch so sehr vor Augen führen, dass es dem Boden keineswegs hilft, wenn ich mich nicht über die Sonne freue).

Der Tag war vom Morgen an dominiert von der lecken Wasserleitung im Bad: Unterschrank-Schubladen verräumen, damit sie dem Putzmann nicht im Weg sind, Warnzettel an Putzmann hinterlassen, Leckage-Stelle neu sichern. Herr Kaltmamsell verständigte die Hausverwaltung, ich stand mit Homeoffice-Möglichkeit in dieser Woche parat. Über den Vormittag ergab sich der Dienstag als Handwerker-Termin; die Firma hätte zwar spontan auch am gleichen Vormittag eine Lücke gehabt, aber weder Herr Kaltmamsell noch ich konnten von der Arbeit weg. Es war von “möglicherweise die ganze Armatur austauschen” die Rede. Ich meldete mich für diesen Dienstag ins Heimbüro ab. (Und mal wieder denke ich an die Wohnungen im Haus, die die meiste Zeit leer stehen, weil sie nur Nebenwohnsitz der Mieter*innen sind. Nach der einen oder anderen Woche Abwesenheit, die ich ja immer wieder am sich füllenden Briefkasten erkenne, wäre das Wasser auch im Bad der Mieter darunter unter Wasser gestanden.)

Die Mittagspause nutzte ich für einen schnellen Abstecher per U-Bahn in die Innenstadt, um ein Medikament-Rezept auf meine Karte (in die Cloud) laden zu lassen. Es war sonnig mild, ich genoss die Bewegung. Und mein Treppentraining zeigte Wirkung: In gefühlt zwei Wimpernschlägen stand ich vor der Tür der Arztpraxis im 6. Stock, die war beim letzten Besuch viel weiter oben gewesen.

Zurück am Schreibtisch gab es später zu Mittag Äpfelchen und Hüttenkäse.

Zweite Woche des gefürchteten Jourdiensts: Vergangene Woche war es ungewöhnlich ruhig gewesen, gestern ging dafür die Post ab – ich war die meiste Zeit des Tages mit Recherche und Kontaktvermittlung beschäftigt.

Aus Anlass hiermit fortgesetztes Loblied auf das Deutschlandticket (WEIL NÄMLICH: BEI UNS LÄUFT AUCH MAL WAS RICHTIG GUT!): Ich habe mich so daran gewöhnt, im Nah- und Regionalverkehr einfach in die nächstbeste Gelegenheit zu steigen, dass ich mich aktiv an die Grenzen dieser Bequemlichkeit erinnern muss. Dass ich zum Beispiel für den letzten Reiseabschnitt in England und den ersten der Heimreise von dort EIN TICKET KAUFEN muss.

Nach Feierabend durch die herrliche Sonne über Lebensmitteleinkäufe nach Hause, der Wind machte eine Jacke nötig.

Daheim nach zwei Abenden Pause wieder Yoga-Gymnastik. Vor dem Abendessen naschte ich noch kandierte Chilies: Ich hatte sie im Spanischen Früchtehaus entdeckt und unbedingt mal probieren wollen – auch diesen Wunsch erfüllte mir Herr Kaltmamsell.

Auf einer durchsichtigen Plastikfolie drei kandierte Chilischoten: dunkelrot, gelb und grün

Schmeckte überhaupt nicht scharf, aber ein wenig nach Chili.

Eigentliches Nachtmahl war Komponentenessen: Restliche Ernteanteil-Kartoffeln aus dem Ofen, Bratkäse, grüner Spargel gebraten. Nachtisch Eiscreme (Pistazie-Vanille, eher langweilig), Schokolade.

Für den Wien-Urlaub Ende August eine Unterkunft gefunden, unter Umgehung von AirBnB bei FeWo-direkt. Nichts Sensationelles, aber ordentlich und günstig – das gesparte Geld verfressen wir.

In der Abenddämmerung stellte ich mich hin und wieder auf den (immer noch schmutzigen) Balkon und guckte erst Mauersegler, dann Fledermäuse.

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Sie selbst müsste dann aber wieder weinen, wenn sie ihre Geschichte erzählt, das möchte sie nicht.

Crocos Tante ist eine der letzten Zeitzeuginnen.

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In der Nähe Australiens lebt ein rosa Rochen. Forscher*innen haben mögliche Ursachen durchgecheckt:
Ernährung – nein.
Stress – nein.
Toxine – nein.
Infektion – nein.
Derzeit gehen sie von einer seltenen Gen-Mutation aus.

Journal Sonntag, 11. Mai 2025 – Wasserereignisse

Montag, 12. Mai 2025

Gut und ausgeschlafen – ich hatte mich also bei den 29 Kilometer Wandern zwischen Wolfratshausen und Thalkirchen nicht verausgabt, das zahle ich immer mit unruhigem Schlaf.

Der Blogpost über Milchkaffee, Wasser, Ingwer-Kurkuma-Tee kostete viel Zeit, ich wollte ja auch viele Bilder festhalten (wo andere Menschen zum Bilderzeigen ihr Handy zücken und in ihrem Bilderspeicher blättern, mehr oder weniger wohl sortiert, krame zwar auch ich zum Bilderzeigen mein Handy hervor, suche aber nach dem Blogpost, in dem ich es veröffentlicht habe: was es nicht ins Blog schafft, existiert im Grunde nicht).

Draußen wolkenloser Sonnenschein bei kühler Luft, trotz ein wenig Heizung fror ich in mehrlagiger Kleidung mit Socken. Umso mehr freute ich mich auf Bewegung: Radeln zum Olympiabad, Schwimmen – wohl der letzte Drinnenschwumm, ab 14. Mai kann ich das Dantebad im Freien und zu Sommerpreisen nutzen.

Für die Fahrt trug ich Janker und Halstuch, kurz nach zehn war es noch sehr frisch. Angenehmes Schwimmen, auch wenn wieder sehr viel los war: Ich spürte die Anstrengung des Vortags in keiner Weise, beim Kraulen arbeitet ja auch zu 80 Prozent der Oberkörper. Heimradeln mit offener Jacke (die es nicht mal mehr gebraucht hätte) über Semmelkauf.

Als ich heimkam, testete ich die kürzlich gebraucht gekaufte elektrische (Reise-)Cafetera für Mittagscappuccino: Funktionierte, und der Cappuccino schmeckte mir.

Vor dem Frühstück noch schnell Fingernägelschneiden (gna, ich hatte doch gerade erst – na gut, vor zehn Tagen) – doch zum Frühstück kam es erstmal nicht. Denn es gab ein Wasserereignis.

Eine aufgeklappte kleine Kiste in der Sonne auf Balkonfliesen

Diese Kiste trocknet gerade in der Sonne. Sie hatte sich von der großen Lache Wasser vollgesogen, die wir unterm Waschtisch im Bad entdeckten – und die zumindest nicht vom danebenliegenden Klo-Zulauf gespeist wurde, sondern vom abdrehbaren Warmwasserzulauf des Waschbeckens. Zefix.

Allerdings erwies sich diese Kiste, in der das Wasser bereits zwei Zentimeter hoch stand, beim Leeren überraschend als Nest für Kann-man-vielleicht-nochmal-brauchen-Dinge, gegen die ich mich immun gehalten hatte. Ich warf fast die Hälfte davon weg (z.B. Rundbürsten mit vor Alter bereits klebrig gewordenem Griff), eine gute Gelegenheit.

Frühstück wegen Wasserereignis unbeabsichtigt erst um halb drei: Rote Paprika (<3), Mango mit Joghurt, Körnersemmel mit Butter und Marmelade.

Danach zeigte sich: Das Wasser im Bad tropfte weiter, aus dem zugedrehten Ventil.

Unter einem Abfluss, direkt unter einem Drehknopf ein roter Trichter, der in eine eckige Plastikschale mündet

Herr Kaltmamsell konstruierte diesen Hilfsbau, der halten sollte, bis professionelle Hilfe kommt.

Eigentlich hatte ich Balkonreinigung geplant, doch die verschob ich nochmal – zugunsten von Zeitunglesen auf dem ungereinigten Balkon. Unter anderem: Das SZ-Magazin feiert 35. Geburtstag mit einer Spendenaktion, man kann Dinge von oder Aktionen mit berühmten Menschen erspenden.

Was mein Traum als Leserin der ersten Stunde wäre: Ein Ehemaligentreffen meiner Lieblingsredakteur*innen aus 35 Jahren – und ich darf Mäuschen spielen.1

Eine geplante Tüchtigkeit setzte ich aber um: Bügeln, es wurde wirklich Zeit, ich hörte dabei Musik und stellte das Bügelbrett vor die offene Balkontür.

Zum Nachtmahl verwirklichte Herr Kaltmamsell einen schon länger gehegten Plan: Er machte chinesische Neujahrsnudeln, servierte sie malaysisch gewürzt mit Lammhack und Ernteanteil-Pakchoi.

Mitten auf einem gedeckten Tisch eine große Pfanne, darin breite Nudeln, Stücke Pakchoi und Hackfleisch

Das schmeckte ganz hervorragend (auch dem Koch, außerdem hatte ihm das Nudelproduzieren Spaß gemacht – gute Chancen auf Wiederholung), unter anderem hatte er einen neuen, edlen Sechuanpfeffer verwendet, eine ganz andere Klasse als der bisherige im Großpack aus dem Asialaden. Nachtisch Schokoladenreste (immer noch genug).

Lesen im Bett, beschienen vom Fast-Vollmond überm Nußbaumpark.

  1. Eigentlich Lieblingsredakteur*innen der ersten 25 Jahre, aus meiner Sicht ist das Magazin sehr beliebig geworden, aber ich bin alt, habe wahrscheinlich eine verzerrte Sicht und will ja mal nicht so sein. []

Journal Samstag, 10. Mai 2025 – Von Wolfratshausen heimgegangen (fast)

Sonntag, 11. Mai 2025

Nach etwas unruhiger Nacht (schwieriges Atmen, weil meine Nasenschleimhäute geschwollen waren – ich werde mir doch nicht Heuschnupfen zugezogen haben?) wachte ich früh auf – gar nicht unwillig, den ich hatte Wanderpläne für diesen angekündigten Sonnentag mit kühler Luft (= ideales Wanderwetter).

Meine Wanderstiefel hatte ich am Vorabend frisch eingefettet – und zu meiner Überraschung und Enttäuschung festgestellt, dass sich nach nur zwei Jahren an diesen Meindl-Schuhen bereits eine Naht löste. Da es keine wichtige ist, trug ich die Stiefel trotzdem, muss sie aber bald zur Schusterin bringen.

Die Wanderpläne: Vergangenen Samstag hatte ich beim Wandern um Wolfratshausen ein Wanderschild des Isartalvereins entdeckt, das einen Weg nach München auswies – das fand ich auf angenehmste Weise abgefahren, den wollte ich gehen. Auch GPS-Daten hatte ich dazu gefunden (allerdings nicht vom Isartalverein), auf die ich zur Not zurückgreifen konnte, so nutzte ich die nächstmögliche Gelegenheit: gestern.

Da auf von dem Schild von 30 Kilometern die Rede war, die Wegbeschreibung zum GPS-Track acht Stunden veranschlagte, brach ich zeitiger auf als sonst und startete kurz nach zehn vom Bahnhof Wolfratshausen. Immer mit der Erinnerung, dass mein Vater vor über 20 Jahren (damals zwei Jahre älter als ich heute und wenige Wochen nach einer Knie-OP) mit seinem besten Freund den Camino de Santiago mit Tagesetappen von durchschnittlich 30 Kilometern gegangen war.

Selfie einer Person mit Schirmmütze und Sonnenbrille im Grünen, hinter ihr Wanderwegweiser, u.a. „München 30,0 km“

Start am ausschlaggebenden Schild im Norden von Wolfratshausen. Den ersten Abschnitt ging ich nach Erinnerung, ab Ebenhausen/Schäftlarn folgte ich der GPS-Route – die ich auch brauchte, denn die Ausschilderung war sehr wenig zuverlässig (mir ist sehr bewusst, wie komplex und aufwändig eine gute Wegbeschilderung ist).

Breiter Wanderweg durch sonnigen, lichten Laubwald, darüber blauer Himmel

Erhöhter Blick gerahmt von Bäumen auf eine weite Gläche mit Wald und Flussdelta, im Hintergrund dunstige Berge mit Wolkensaum

Blick vom Riemerschmidpark.

Durch eine Lücke zwischen Laubblätterkronen Blick hinunter auf ein verwachsenes Flusstal im Sonnenlicht

Pupplinger Au.

In der Sonne ein altes, hölzernes Wehrgebäude mit rotem Dach, das sich im Fluss spiegelt

Ickinger Wehr.

Zuwachsender Bachlauf im Sonnenschein

Oben in Icking fragte mich ein Wanderpaar, ob ich mich auskennte: Sie brauchten Entscheidungshilfe, ob sie an der Isar nach Kloster Schäftlarn oder nach Wolfratshausen gehen sollten. Ich erzählte vom eigenen Fehlversuch des vergangenen Jahres, einen Weg nach Kloster Schäftlarn zu schlagen und schickte die beiden Richtung Wolfratshausen – mit der Empfehlung, einmal durchs Ickinger Wehr und zurück zu gehen, weil das Holz in der Sonne so gut riecht (ihrer Miene nach war ihnen dieser Aspekt völlig neu – tut mir leid, dass sie ausgerechnet an mich gerieten).

Blick einen sanften Grashügel hinab auf Wald und Tal, darüber blauer Himmel mit wenigen weißen Wolken

Blick von Icking aus übers Isartal.

Vor sonnenbeschienener Weide zwei weiß-braun gefleckte Jungrinder im Schatten eines Baumes

Vor einer Wiese im Sonnenlicht eine mächtige alte Rosskastanie, links daneben eine junge rote Kastanie

Eine der schönen Kastanien-Alleen um Holzen. Die nachgepflanzten Bäume sind alle rote Kastanien – ich unterstelle als Grund deren Resistenz gegen die Miniermotte.

Holzwand von innen, links ein großer offener Bogen in hellgrüne, sonnige Bachlandschaft, rechts an der Wand ein Schild mit der Aufschrift "Maria Rast"

Kurz vor Kloster Schäftlarn – Inspiration für einen weiteren bayerischen Feiertag?

Links hinten ein barocker Kirchturm mit Uhr, rechts ein altes Wirtschaftsgebäude

Kloster Schäftlarn. Ich sah schon weitem, dass im Biergarten der Klostergaststätte Hochbetrieb herrschte, Menschen waren mit Autos, Motorrädern, Fahrrädern gekommen. Also ließ ich Mittagscappuccino aus und ging gleich weiter.

Die zwei Stunden zwischen Kloster Schäftlarn und Baierbrunn waren wenig abwechslungsreich, halt ein breiter Schotterweg im Laubwald, genau das richtige für die vielen Radler*innen (zu großer Mehrheit mit Bio-Antrieb). Und eigentlich waren das vermutlich eh anderthalb Stunden: Ich hatte wohl eine Abzweigung verpasst und ging einen Umweg.

Mittagspause deshalb später als eigentlich geplant: Ich wollte erst sicher sein, dass ich wieder auf dem richtigen Weg ging. Gerade in diesen Stunden kam ich an keinem Bankerl vorbei, also musste dieser halbwegs trockene Baumstamm als Sitzgelegenheit dienen.

Im Sonnenlicht zwischen Laubbäumen ein umgestürzter Baumstamm, bereits fast kahlgebleicht

Es gab Äpfel und eine Nussschnecke (2,80 Euro – irgendwie habe ich bislang den Augenblick verpasst, in dem Kleingebäck so viel kostete, wie ich es von einem Stück Torte erwartet hätte) (ich will gar nicht wissen, wie viel ein Stück Torte inzwischen kostet).

Meine Kleidung erwies sich als perfekt für die kühle Luft: Ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis, die Fleecejacke über dem T-Shirt abzulegen.

Breiter, leicht abschüssiger Schotterweg zwischen Laubbäume, darüber blauer Himmel

Irre Farben, aber auf die Dauer langweiliger Weg (außer für schnelle Radler*innen).

Blick durch Baumstämme auf nahen Fluss, im Vordergrund gemauerte Stufen für einen Zufluss

Doch dann kam ich wieder nah an die Isar. Um den Preis, dass ich den Menschenlärm (nur männliche Stimmen), der das Tal die ganze Zeit emporgeschallt war, einordnen konnte: Floß-Party.

Blick durch Laub auf sonnigen Fluss mit wenig Wasser, darauf ein Holzfloß mit vielen Menschen und einem roten Regenschirm

Gerade als ich dachte: “Wenigstens haben sie keine Musik”, stimmte ein Party-Quartett auf dem Floß “Rosamunde” an. Die größte Enttäuschung war aber, dass ich durch genaueres Hinschauen die Quelle eines eigenartiges Brumm-Geräuschs erkannte: Das Floß hatte einen kleinen Außenbord-Motor. Ich nehme an, dass nur so ein Zeitplan eingehalten werden kann.

Selbst hätte ich durchaus mal Lust auf eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach Thalkirchen: Mit Biolog*innen/Naturschützer*innen, die mir Flora und Fauna von dort aus erklären. Wir können gerne auch Brotzeit machen und einen Kanon zusammen singen.

Auf einem Fluss vor grünen Auen türmt sich Schwemmholz, rechts schieben sich Floßruder und zwei Flößer ins Bild

Schmaler Pfad, der sich durch Läubbäume zu einem FLussufer windet, durch die Bäume leuchtet blau das Wasser

Moderne, hohe Brücke vom Flussufer aus gesehen, sie führt auf einen hoch gelegenen Ort zu

Nächste Wegmarke: Die Grünwalder Brücke.

In einem Laubwald führt eine steinerne Treppe mit Eisen-Handlauf nach oben

Treppe zurück zum Hochufer.

Tempel-artige Kapelle in sonigem Laubwald, davor zwei Spaziergängerinnen

Ich lernte, dass Grünwald direkt in Pullach übergeht. Zweite Pause auf DER Bank mit DER Aussicht, jetzt befand ich mich bereits auf meiner gewohnten Laufstrecke.

Sehr erhöhter, sehr weiter Blick über bewaldete Flusslandschaft, darin ein gemauertes Wehr-Gebäude

Ich setzte mich zu zwei Herrschaften, plauderte sogar.

In dieser Pause beschloss ich, tatsächlich die ganze Strecke bis nach Hause gehen. Doch als ich aufstand und mich auf den Weg machte, merkte ich schnell, dass es genug war: Ich fühlte mich erschöpft, mein Beine waren schwer, ich ging langsam.

Sehr erhöhter Blick auf Flussbett in Sonne

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick übers Wasser auf ein großes Wehrgebäude mit rotem Dach, davor zwei Schwäne und mittem im Wasser aus Zweigen ein Nest

Isarwerk mit rechts brütendem Blesshuhn.

Also war ich vernünftig (wo es doch so cool gewesen wäre sagen zu können, dass ich von Wolfratshausen aus heim gegangen bin) und ließ es bei Thalkirchen gut sein: Ich kürzte die restlichen fünf Kilometer ab und nahm die U-Bahn nach Hause. Siebeneinhalb Stunden und gut 29 Kilometer reichten.

Was mich beim Gehen am meisten beschäftigte (was es eh seit Lektüre getan hatte): Die Erkenntnisse von Historiker Daniel Blatman über Grausamkeiten der deutschen Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur bin ich erschüttert über diesen neuen Beleg unfassbarer Rohheit. Sondern er legt nahe: So ist die menschliche Natur. Was in Konsequenz bedeutet: Auch ich wäre dazu in der Lage.

Auch wenn ich in der Kühle nicht wirklich verschwitzt war, hatte ich zuhause große Sehnsucht nach einer heißen Dusche – also gönnte ich sie mir.

Gestern hatte die Post auch das Büchl des Isartalvereins gebracht, das ich eine Woche zuvor für die gestrige Wanderung bestellt hatte, Das Isartal – nein auch das Buch verlinkt keinen GPS-Track (z.B. per QR-Code). Schaue ich fürs nächste Mal durch.

Zum Nachtmahl hatte ich mir Shakshuka gewünscht, Herr Kaltmamsell machte uns eines.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, in der Mitte eine weite Pfanne mit roter Sauce, darin vier gestockte Eier

Dazu tranken wir die restliche Maibowle. Nachtisch Schokolade aus der sich bedrohlich leerenden Süßigkeitenkiste.

§

Wir lieben Eulen. Wir lieben Asterix. Zum besten bei Asterix gehören die Eulen, hier eine Zusammenfassung.