Journal Sonntag, 3. August 2025 – Wintergrillen im Hochsommer
Montag, 4. August 2025 um 6:28Erholsame Nacht, beim Aufstehen regnete es gerade nicht mit fast schon hellem Himmel.
Ich war mit Herr Kaltmamsell zu Familiengrillen bei meinen Eltern in Ingolstadt eingeladen, meine Mutter hatte das als sicher angesagte Scheißwetter für irrelevant erklärt. Gestartet wurde ein wenig später (die Bruderfamilie hatte sich nach einer großen Hochzeit am Samstag Ausschlafen erbeten), das verschaffte mir Zeit für einen Isarlauf, zur Zeitersparnis die Strecke direkt ab Haustür über Alten Südfriedhof nach Thalkirchen und zurück. Da der Regenradar in diesem Zeitraum kein Regengebiet vorhersagte, verließ ich das Haus barhäuptig und ohne Regenjacke. Ich war offensichtlich nicht die einzige, die sich an dieser Wetterprognose festhielt, das Läufer*innenaufkommen war überraschend hoch.
Stephansplatz
Übergang von altem zu neuem Teil des Alten Südfriedhofs.
Die Isar hatte sich trotz anhaltendem Regen beruhigt, kein Hochwasser mehr.
Das Laufen strengte mich an, weil mein gesamtes Becken schmerzte, inklusive daran aufgehängter Lendenwirbelsäule (nicht aber die Hüftgelenke, verstehe jemand diesen Körper!). Aber ich freute mich an Luft, Licht und Bewegung.
Erst im letzten Drittel erwischte mich ein Regenduscher zwischen Flecken blauem Himmel.
Nach dem Heimkommen zeigte der Regenradar den Hiintergrund des kurz getakteten Wechsels zwischen Regen und Sonne an.
Mir fielen immer mehr Aspekte an Grete Weils Tramhalte Beethovenstraat ein, die den Roman kunstfertig und lesenswert machten – vor allem unglaublich dicht auf gerade mal 240 Seiten. Ich plapperte sie an Herrn Kaltmamsell hin, er lieh sich das E-Book schließlich von mir aus.
Unter Regenschirm zum Hauptbahnhof, wir erreichten Ingolstadt mit Verspätung. Dort freudiges Wiedersehen, alle drei Nifften waren nach ihrem Urlaub in Kastilien noch da und nicht an ihre neuen Wohnorte gezogen. Meine Eltern hatten die Grillerei auf der Terrasse aufgebaut, den Tisch aber im warmen, trockenen Drinnen gedeckt: Wintergrillen im Hochsommer.
Es gab köstliches Essen (bei mir vom Grill Seehecht, Maiskolben, Hähnchenflügel, fränkische Bratwurst, aus dem Ofen Lammschulter, dazu Kartoffelsalat und eingelegte rote Paprika) mit Aperol Spritz vorher, Rotwein dazu, Espresso und Melone danach. Dazu erfuhr ich unter anderem Details des Spanien-Urlaubs (inklusive herzerwärmende Fotos), Details aus der Kantine des Deutschen Bundestags, Berichte über die Familienhochzeit am Vortag.
Die Familie auf dem kastilischen Dorf hatte uns Naturalien mitgeschickt: Aus eigenem Anbau Zwiebeln und Knoblauch, außerdem süßes und scharfes Paprikapulver sowie Safran. Und einen lieben Brief. <3
Zum Bahnhof für unsere Heimfahrt kamen wir sogar trocken, wirkliche Wetterbesserung ist aber erst für Mitte der Woche angekündigt.
Auf der Hin- und Rückfahrt las ich in meiner nächsten Lektüre: Jasmin Schreiber, Marianengraber. Doch dieser Roman in Form einer Ansprache von Paula an ihren verstorbenen kleinen Bruder erwies sich als Missgriff: Eine Aneinanderreihung von Floskeln (“mir schlug das Herz bis zum Hals”) Klischees und Allgemeinplätzen, Flughöhe deutscher Fernsehfilm. Ich glaubte fast nichts und niemand davon, und definitiv nichts und niemand interessierten mich. Nach einem Drittel brach ich ab – meine Wunschleseliste ist zu lang, als dass ich mich mit uninteressanten Büchern aufhalte (selbst wenn ich einrechne, dass es jeder Roman nach Grete Weil schwer hat). Es hätte mich misstrauisch machen müssen, dass in der Münchner Stadtbibliothek beide vorhandenen Exemplare verfügbar waren.
Zu Hause war ich immer noch sehr satt, das Abendessen ließ ich ausfallen, eigentlich war mir sogar nicht gut. Auf Arte kam der herrliche Grand Budapest Hotel von 2014: SO viele liebevolle Details, sensationelles Schauspieler*innenaufgebot, großartige Musik. Dennoch ging ich leicht unpässlich früh ins Bett, um mich pässlich zu schlafen.
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Herzerwärmung gefällig? Ich empfehle diese Bio-Achterbahn.
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