Archiv für November 2025
Journal Samstag, 29. November 2025 – Besonders großer Schwimmgenuss
Sonntag, 30. November 2025Recht gut geschlafen, vor allem lang.
Gemütlich gebloggt, Wasserfilter gewechselt, mit dem ersten, kalkärmsten Wasser eine große Kanne malzigen Schwarztee English Breakfast für Herrn Kaltmamsell und mich aufgebrüht.
Besonders große Freude auf eine Schwimmrunde – auch wenn sich mein Plan nicht umsetzen ließ, im Dantebad draußen im Sonnenschein zu schwimmen. Mangels Sonnenschein. Statt dessen nahm ich eine U-Bahn zum Olympiabad.
Die Luft war unter bedecktem Himmel deutlich milder geworden: Die Straßen und Wege nass statt frostig, Handschuhe nicht unbedingt nötig.
Es wurde eine traumhafte Schwimmrunde – ausnahmsweise für die Seele statt für den Körper (der problemlos mitspielte), ich wurde ruhig und fröhlich, meine Gedanken suchten sich lauter helle Themen und Vorhaben. Im letzten Viertel meiner 3.000 Meter erspähte ich auf dem metallenen Beckenboden einen Schlüssel, ganz klar ein Spindschlüssel. Kurzer Check: Meiner hing noch am Bändel mit der Spindnummer ums rechte Fußgelenk, also vermisste ihn jemand anders. Beim nächsten Passieren tauchte ich ihn hoch, schwamm damit an den Beckenrand und legte ihn bis zum Ende meiner Strecke neben den Startblock, merkte mir die Nummer 4 der Bahn, plante Abgeben an der Kasse. Doch als ich das Wasser verließ, beseelt von dem schönen Schwimmerlebnis, war der Schlüssel fort – hoffentlich weil der oder die Vermissende ihn dort gefunden hatte.
Draußen vorm Olympiabad standen und gingen um die Olympiahalle viele Menschen, an den Eingängen einsortiert mit Schildern in Gold, Silber, VIP etc., aber ich sah keine erklärenden Veranstaltungsplakate. Zurück daheim fand ich heraus, dass ein “Motivations- und Businesscoach” ihr Ziel war. Wieder eine komplett fremde Welt mit sehr unterschiedlichen Menschen: Ich konnte äußerlich keine verbindenden Merkmale identifizieren, weder Alter noch soziale Schicht; na ja, richtig abgerissen sah niemand aus. (Ich stelle mir unter der Berufsbezeichnung ja sowas wie einen Wanderprediger vor. Aber was zitiert er anstelle der Bibel?)
Nach dem Aussteigen am Sendlinger Tor erledigte ich beim Alnatura noch die Einkäufe von unserer Liste, Spülmittel holte ich im dm des U-Bahn-Untergeschoßes (gerade für solche Einzel- oder Wenig-Einkäufe mag ich die Selbst-Kassen ja sehr; inklusive Spiel-Gefühl). Das Thermometer an der Marien-Apotheke zeigte fast 10 Grad an.
Daheim ließ ich gleich mal die milde Luft durch die offene Balkontür, dann Auspacken und Häuslichkeiten. Frühstück um halb drei: Apfel, selbstgebackenes Brot (aus der Gefriere) mit Avocado, Persimon. Als ich damit ins Wohnzimmer kam, flatterte darin ein Kohlmeislein herum, dass sich durch die offene Tür hereinverirrt hatte. Zum Glück stellte es sich als kluges Meislein heraus und fand schnell den Weg nach draußen, bevor es in Panik und Scheißerei geraten konnte, hinterließ nur auf dem Esstisch ein winziges dunkles Flaumfederchen.
Stollenbacken, zweiter Teil. Vor zwei Wochen konnte ich mir noch vorstellen, dieses Jahr mal wieder so richtig Weihnachtsplätzchen zu backen, doch ich fürchte, diese Energie ist mit dem Stollenbacken bereits aufgebraucht (zu Schneeflocken, zufällig vegan, reicht sie aber mindestens noch).
Ein schöner Nachmittag mit sogar aus dem Fenster schauen und Freude darüber, dass ich NICHT arbeiten musste. Eine Runde Yoga, das 30-Tage-Programm Flow geht zu Ende.
Zum abendlichen Aperitif rührte ich Negronis, auf die ich beim Yoga große Lust bekam, zum Ausprobieren mal mit Kakao-Gin: Passte überraschend gut, der Negroni schmeckte dadurch sehr vanillig. Dazu arabische Nüsschen.
Nachtmahl inspiriert von den roten Zwiebeln im Ernteanteil: Flammkuchen nach Nicky Stich (die ich in meinem Internet sehr vermisse). Nachtisch Vanilleeis mit Armagnac-Zwetschgen, Schokolade.
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“Schon mal von den Dachauer Prozessen gehört?”
Das aktuelle “Buch zwei” der Wochenend-Süddeutschen (€) befasst sich mit dem Gebäude 9241 im hintersten Winkel eines Hochsicherheitsgebiets der Polizei, am Rand der Stadt Dachau.
Anders als bei den Nürnberger Prozessen standen hier zwischen 1945 und 1948 nicht die Hauptkriegsverbrecher, sondern gewöhnliche Deutsche vor Gericht.
Fast 2000 SS-Männer, KZ-Täter und NS-Ärzte wurden angeklagt. Heute lagert die Polizei im ehemaligen Gerichtssaal Partyzelte. Ein Besuch im Abstellraum der Geschichte.
(Und dabei hatte ich ja schon einen Roman gebraucht, Annette Hess, Deutsches Haus, um mich erstmals mit den Frankfurter Auschwitz-Prozessen zu befassen, so sehr wird die Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen im Gericht durch die Nürnberger Prozesse dominiert.)
Journal Freitag, 28. November 2025 – Wintersonne, Details der Bürgerversammlung
Samstag, 29. November 2025Deutlich später als sonst eingeschlafen, eine Stunde zu früh aufgewacht, von Arbeitssorgen gequält.
Weg in die Arbeit mit Stimmung zum Heulen. Man schrumpft mit seinen Aufgaben.
Gleichzeitig schöner Marsch unter erblauendem Himmel und aufgehender Sonne, auf dem Boden dekorativer Frost, in der Luft leise klirrende Kälte. (Aber andere hatten hübscheren Frost.)
Im Büro stellte sich heraus, dass Heuli-Stimmung fast ebenso Konzentrations-hinderlich ist wie Wut – letzteres kann ich zumindest wegrennen, doch gegen ersteres war halt keine Zeit für Verkriechen unter Bettdecke.
Ich schaffte den vom Vorabend aufgeschobenen Job, einen Dienstgang raus (Sonne! klare Luft!), weitere Jobs. Mittagscappuccino im Westend (Sonne! klare Luft!).
Mittags ging’s mir besser, ich aß Mango mit Sojajoghurt, Apfel, Persimon. Gleich nach dem letzten Löffel voll ereilte mich die nächste Hiobsbotschaft zum Fiasko von Donnerstag, jetzt zog es noch weitere Kreise. Zum Glück sprang mir jemand zu Hilfe, doch ich muss mir eine langfristige Lösung überlegen.
Auch nachmittags schien die Sonne, außerdem bekam ich ordentlich was weggeschafft.
Freitagspünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg Einkäufe im Vollcorner – darunter weiterhin keine Meyer Lemons. Weiß jemand, was dieses Jahr los ist? In den Vorjahren tauchten sie in der ersten Novemberhälfte auf, dieses Jahr bekam Herr Kaltmamsell Ende November nicht mal am Vikutalienmarkt welche. Außerdem holte ich Abendessen im Verdi und einem weiteren Laden in der Landwehrstraße.
Daheim Vorbereitung der Rosinen fürs Stollenbacken, Teil 2 am Samstag, dann eine Einheit Yoga, die sehr gut tat.
Feier des Wochenendes mit Cosmopolitans (mir war nach etwas, was umgehend richtig reinknallen würde) und arabischen Würznüsschen.
Zum Nachtmahl briet ich Doraden – wie geht bitte der Trick, dass beim Anbraten in der beschichteten Pfanne die Haut beim Wenden nicht am Pfannenboden kleben bleibt? Ich habe bereits verschiedene Erhitzungsgrade und Ölmengen ausprobiert. Herr Kaltmamsell hatte dazu Salzkartoffeln gekocht, im Glas ein geschenkter fränkischer Silvaner May Langenberg Alte Reben – der sich mit nur wenig Luft sehr interessant entwickelte, eine schöne Entdeckung.
Nachtisch Panettone und Schokolade, wir ließen im Fernsehen den Film Hangover von 2009 laufen – aus Bildungsgründen, der Film war ja ein riesiger Erfolg und hat Geschichte geschrieben, auch wenn alles an den frauenfeindlichen Gender-Stereotypen ultra-cringe war. Herr Kaltmamsell hielt mich mit Verweis auf die Erzähltechnik des Drehbuchs bei der Stange: Ja, die ist wirklich ganz ausgezeichnet und ausgeklügelt.
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Mehr zur Bürgerversammlung also, die des Münchner Stadtbezirks 2, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.
(Was eine Bürgerversammlung ist; ich empfehle eine Teilnahme sehr als Gelegenheit, mal so richtig in Demokratie zu baden. Und als Alternative zum Meckern über lokale Missstände, denn hier können jede Anwohnerin und jeder Anwohner, sofern kommunalwahlberechtigt, Anträge zur Änderung der Misstände stellen).
Klarstellung: Dies ist keine journalistische Berichterstattung; ich bin lediglich Zeitzeugin.
Die diesjährige war besonders gut besucht; es gab schon Bürgerversammlungen, bei denen ich den Eindruck hatte, dass nur Antragsteller*innen gekommen waren.
Als Leiterin lernte ich Stadträtin Veronika Mirlach (CSU) kennen, die mit besonders guter Laune und souverän durch die Versammlung führte. Aus ihrer Präsentation (PDF-Download) über aktuelle Stadtpolitik erfuhr ich unter anderem, dass die Einwohnerzahl meines Wohnbezirks sinkt (aktuell sind wir 50.025 Menschen); ansonsten wächst München aber. Es wurden auch Investitionen in Projekte aufgezählt, die ich über Anträge in vergangenen Bezirksversammlungen werden hatte sehen, darunter die Piazza Zenetti, ein schönes Gefühl.
Den Ausführungen von Bezirksausschussvorsitzendem Benoît Blaser über das vergangene Jahr (noch nicht online) entnahm ich unter anderem, dass er einen monatlichen Newsletter über die Arbeit des Bezirksausschusses schreibt – gestern gleich mal (recht lang gesucht und) abonniert.
Sigrid Kienle ist weiterhin Chefin der Polizeiinspektion 14, die für meinen Stadtbezirk zuständig ist und den benachbarten Stadtbezirk 8 Schwanthalerhöhe – und damit auch für Theresienwiese samt Oktoberfest. Sie sprach von 27.000 Einsätzen jährlich – das seien die meisten aller Münchner Polizeiinspektionen. Ihr Sicherheitsbericht 2024 wies einen deutlichen Rückgang von Straftaten aus, am deutlichsten bei Drogendelikten – mit der Cannabis-Teillegalisierung als klarem Grund. Rückläufig aber auch die Straftaten im Zusammenhang mit dem Oktoberfest (- 30%). Schlecht sahen die Zahlen und Verhältnisse im südlichen Bahnhofsviertel aus, in dem ich ja wohne. Kienle zählte Gegenmaßnahmen auf und betonte, dass nicht nur tatsächliche Straftaten damit reduziert werden sollten, sondern sich die Menschen hier damit auch sicherer fühlen sollten.
Jetzt aber Anfragen und Anträge der Bürger*innen. Diesmal erlebte ich eine sehr bunte Mischung; Verkehr war zwar wieder das häufigste Thema, dominierte aber nicht so stark wie auch schon. Insgesamt 31 Menschen meldeten sich mit Anfragen und Anträgen, zum Teil auch mit mehreren. Es ging um störende Schrotträder, die Rückzahlungsforderung an einen privaten Kindergarten, lästigen durchfahrenden Autoverkehr, Zwischennutzung von Gebäuden, Toilettenaufstellwunsch, lange Sperrung der Theresienwiese (!), Kinder im Straßenverkehr, Lärm durch Bahn, Lärm durch Gastronomie, mehr Grün an bestimmten Straßen, störende Baustellen, Lärm durch Demos, einige gewünschte Fußgängerüberwege, Sperrung der Hackerbrücke für den Autoverkehr, herumstehende E-Scooter, bessere Verkehrsführung für Fahrräder, hinderliche temporäre Verkehrsschilder, Entsiegelung von Flächen, Beleuchtung an Fußwegen, Müllbeseitigung (und wer dafür zahlen sollte), Schutz vor Entmietung, Kunst im U-Bahnhof, Anwohnerparken.
Zum Glück wurde das Vorgehen beibehalten, bei dem direkt nach jedem Antrag abgestimmt wurde.
Auch diesmal waren Fachleute aus einigen Referaten der Stadtverwaltung da, die gleich Stellung nahmen. So lernte ich, dass die Dauer der Theresienwiesensperrung vom zuständigen Wirtschaftsreferat im April festgelegt wird, und das waren dieses Jahre 12 Wochen vorher und 7 Wochen danach – der Herr wies darauf hin, dass die Querung sogar drei Tage vor Termin geöffnet worden sei. (Ich kenne jemanden im Wirtschaftsreferat persönlich, ich könnte ja mal Einflussmöglichkeiten eruieren.) Einige Male war es auch Bezirksausschussvorsitzender Blaser, der zu Anträgen berichtete, was der Bezirksausschuss bereits versucht oder sogar erreicht hatte.
Meine Glanzpunkte des Abends aber waren die Stellungnahmen von “Frau Strehle”, wie Veronika Mirlach sie immer ans Mikro bat. Die Architektin und Regierungsbaumeisterin Isabel Strehle leitet im Münchner Mobilitätsreferat den Geschäftsbereich Verkehrs- und Bezirksmanagement – und vermittelte mir mit ihren sorgfältigen und gut verständlichen Erklärungen, wie wissenschaftlich und strukturiert sowas gehandhabt wird. So wird bei Antrag eines Fußgängerüberwegs erstmal durchgezählt, wie viele Autos und Fußgänger es hier zu Stoßzeiten gibt; nur wenn das Ergebnis die Mindestzahl erreicht, wird weitergeplant (einer der vielen Haken: Baustellen in der Umgebung können den Verkehrsfluss so stark beeinflussen, dass für eine Zählung ihr Abschluss abgewartet werden muss). Oder eben der “freilaufende Rechtsabbieger”, eine Abbiegespur unabhängig von der Ampel an einer Kreuzung. Ich hielt die Bezeichnung erst für einen Scherz und lachte. Als mir klar wurde, dass das die echte Fachbezeichnung ist, lachte ich noch mehr (das müsste sich doch als politische Metapher verwerten lassen). Und lernte, dass es sich um ein Erbe der 1960er handelt, dass solche Spuren bereits vor einigen Jahren in München systematisch erfasst wurden sowie nach und nach beseitigt werden – in priorisierter Reihenfolge. Auch lernte ich Fachliches über Zebrastreifen, also Prozess, Voraussetzungen etc. Oder warum die Umsetzung mancher Verkehrsanträge den kompletten Umbau ganzer Kreuzungen erfordern würde. Und dass der Autoverkehr auf der Hackerbrücke ab 2027 sowieso für die Brückensanierung gesperrt wird und das Mobilitätsreferat in dieser Zeit genau beobachtet, welche Auswirkung das auf Verkehrsflüsse hat.
Isabel Strehle machte einen superkompetenten Eindruck mit ungeheurer Leidenschaft für ihr Fach (Platz ganz oben auf meiner Liste von Wunschgästen zum Abendessen), ab jetzt träume ich davon, mir von ihr die Verkehrslage am Stachus erklären zu lassen.
Journal Donnerstag, 27. November 2025 – Launeverhagelung, aber Bürgerversammlung
Freitag, 28. November 2025Erster Gedanke bei Weckerklingeln nach gutem Nachtschlaf: Erst Donnerstag.
Noch ein düsterer Morgen, aber dieser war trocken.
Auf den Rhythmus des Arbeitswegs in Luftlinie über die Theresienwiese muss ich mich erst wieder einstellen, freute mich aber bereits über den weiten Blick.
Auf dem Winter-Tollwood die wirklich ambitionierten Craft-Projekte.
Arbeitsstart auch nach Sichtung des E-Mail-Postfachs wie geplant.
Leider verhagelte mir dann etwas die Arbeitslaune, was ich hatte kommen sehen, wogegen ich Mittel ergriffen hatte, was dennoch in einem Ausmaß schief ging, dass ich die Fassung verlor und ein Beinausreißen fürs Retten komplett verweigerte. Was mich genauso unglücklich und wütend machte, wie es das Beinausreißen bewirkt hätte. (Hoffentlich nicht so lang?) Plus Wut-Kopfweh.
Da ich mich vor Wut eh nicht konzentrieren konnte, rannte ich raus auf einen Mittagscappuccino. Bei Rückkehr hatte ich mich etwas beruhigt und konnte meinen eigentlichen Job für gestern wieder aufnehmen.
Mittagessen: Apfel, Banane, Hüttenkäse.
Nachmittags kam die Sonne raus, ich sah sogar noch blauen Himmel, bevor es früh Nacht wurde. Der innere Wutausbruch hinterließ große Kraftlosigkeit, ich musste mich zum Nötigsten zwingen. Abends fand die jährliche Bürgerversammlung meines Stadtbezirks 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt statt, nach zwei Jahren Pause hatte ich fest vor teilzunehmen. Jetzt schwankte ich, weil ich einen Termin-Job nicht abgeschlossen hatte. Doch dann beschloss ich, dass dieser Scheißtag mich nicht auch noch von Dingen abhalten sollte, die mein eigentliches Leben ausmachten (außerdem hatte Herr Kaltmamsell diesmal sein Mitkommen angekündigt) und verschob die Erledigung auf Freitagfrüh.
Ohne Einkäufe direkt über Theresienwiese nach Hause, dieser Rückweg führte mich an dem Mini-Christkindlmarkt am Bavariapark vorbei.
Daheim schnelles Brotzeitvorbereiten, Herr Kaltmamsell hatte aus eben abgeholten Ernteanteil-Karotten ein Kokos-Curry gekocht, das er mit Reis servierte (sehr gut!), dann machten wir uns zügig zur Bürgerversammlung in der Turnhalle einer Schule beim Gärtnerplatz auf.
Details erzähle ich morgen, doch es war wieder so! wert, diesen Einblick in meine Nachbarschaft und in Münchner Stadtverwaltung zu bekommen. Gegen Ende wurde mir aus einer Antwort aus dem Mobilitätsreferat der Fachbegriff “freilaufende Rechtsabbieger” geschenkt, von der ohnehin sensationellen Isabel Strehle, Leiterin des Geschäftsbereichs Verkehrs- und Bezirksmanagement – aus deren Stellungnahmen ich auch sonst sehr viel lernte.
Um halb elf waren wir zurück daheim, vor so viel Input und Aufgekratztheit konnte ich allerdings lange nicht einschlafen.
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Interessanter Statusreport in der Zeit über Frauen in Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft:
“Wozu der Stress für 300 Euro mehr?”
Ein selten angesprochener Aspekt:
Sie ist nicht die Einzige, die auf ein weiteres Karriereproblem von Frauen neben Kindern hinweist. “Viele Frauen wissen, wie wichtig ein Treffen mit den Chefs sein kann, haben aber Angst, dass dadurch ein falscher Eindruck entsteht”, sagt Karin Heinzl, die das Frauennetzwerk MentorMe gegründet hat. Für ihren Job spricht Heinzl oft mit Mitarbeiterinnen verschiedener Unternehmen, die sich fragen, wie sie aufsteigen können. Immer wieder würden sie ihr berichten, dass die entscheidenden Gespräche in Restaurants oder Bars geführt würden. “Aber eine Frau, die ihren Chef nach Feierabend auf ein Glas Wein trifft? Das hat für viele einen unangenehmen Beigeschmack.” Bei einer Beförderung bekämen dann häufig die Männer den Job, die kein Treffen verpassen. “Der Chef präferiert jemanden, dem er bereits vertraut”, sagt Heinzl. “Offen kommuniziert wird das nicht.”
Ich denke da an Zeiten meines früheren Lebens, in denen ich Chef und männlichen Vize regelmäßig zusammen auf ein Bierchen verschwinden sah. Da dachte ich mir zwar auch irgendwann Get a room, aber mit einer weiblichen Vize wäre das komplett undenkbar gewesen.
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Bosetti über Konstantin Wecker und Macht. Die zweite Hälfte, in der sie generell vor Bühnenmenschen warnt (sich selbst eingeschlossen), ist das eigentlich Kluge dieser Folge.
https://youtu.be/Djz9q-Rfc-I?si=ipRGLpALqfa-bX3L
Journal Mittwoch, 26. November 2025 – Vom Bücheraussortieren
Donnerstag, 27. November 2025Gute Nacht – bis auf die Stunde vor Weckerklingeln, als ich nicht mehr einschlief und von Arbeitsdingen verfolgt wurde.
Das gestrige Wintersauwetter bestand aus leichtem Schneeregen bei nasser Kälte etwas über Null. Ich wagte einen neuen Versuch der Theresienwiesen-Ost-West-Passage: Hurra, sie war entsperrt, es begann das halbe Jahr mit Luftlinien-Arbeitsweg.
Am Schreibtisch eher hektische Sichtung und Bearbeitung, denn die erste Tageshälfte war mit einer internen Online-Veranstaltung belegt.
Es kostete mich einige Kraft, mich auf diese Infos zu konzentrieren, da von vielen Seiten weitere Reize, Menschen, Nachrichten auf mich stürzten.
Vorm Bürofenster gelangweilte einzelne Schneeflocken in Dezemberdüsternis, im Lauf des Vormittags wechselnde Dichte und Konsistenz.
Folge der Veranstaltung: Keine Chance rauszukommen, Mittagscappuccino aus dem Automaten, in der eigentlichen Mittagspause der Veranstaltung Blitzerledigung von Querschüssen, Mittagessen während eines Programmpunkts Äpfel, Bananen, Trockenpflaumen.
Emsiger Nachmittag mit schlechter Laune, Nacht wurde es ab 15:30 Uhr.
Auf dem Heimweg (Nieselregel, ich brauchte meinen Schirm) Einkäufe beim Vollcorner, wieder bereits fürs Wochenende; zu meinem Ärger bekam ich einiges nicht, womit ich sicher gerechnet hatte.
Zu Hause schnell ausgeräumt und Pflanzen gegossen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell in Schneeregen zum Abendessen: Japanische Suppe bei Hako Ramen am Oberanger.
War gut und sättigte, aber ich träume halt immer noch von Ramen, wie ich es vor 20 Jahren bei Wagamama kennengelernt habe. Dazu Kimchi, das sehr ähnlich schmeckte wie das von Herrn Kaltmamsell, also gut.
Daheim gab’s noch Eiscreme und Schokolade.
Sehr früh ins Bett zum Lesen, sehr früh Lichtaus.
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Re: Bücherausmisten. An den Kommentaren wurde mir bewusst, dass viele Mitlesende meinen Geschichte mit Büchern nicht kennen (ja wie – nicht alle hier lesen seit 22 Jahren mit?!).
Ich komme aus einer nahezu buchlosen Familie und deckte meinen großen Lesehunger, der mit Lesenlernen einsetzte, in der Pfarrbücherei St. Pius, dann in der Schulbücherei des Reuchlin-Gymnasiums und der Ingolstädter Stadtbücherei. Eigene Bücher, die ich zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt bekam, waren mein kostbarster Besitz, ich schützte ihn ab Teenager-Jahren sogar mit Folien-Umschlägen. Mit dem Geschenkgutschein meiner lieben Taufpatin Irmi gar in den Buchladen Schönhuber zu gehen und selbst ein Buch zum Kauf auszusuchen – das war eine komplett andere, paradiesische Welt.
Nach dem Abitur absolvierte ich ein Zeitungs-Volontariat, in dem ich so viel verdiente, dass ich mir jedes Buch kaufen konnte, das ich lesen wollte – ultimativer Luxus. Auch während meines Studiums waren Bücher ganz oben auf meiner Liste materieller Prioritäten, dafür sparte ich lieber an anderem (zum Beispiel, wenn ein neuer John Irving rauskam). Meine Bibliothek wuchs schnell, der Anblick der gefüllten Regale erfüllte mich tiefem Stolz. Das war eine schöne Zeit.
Nächste Bücherlebensphase ab 1997: Zusammenziehen mit Herrn Kaltmamsell – und seiner Bibliothek, die wegen einiger Sammel-Schwerpunkte (ich habe nie gesammelt) noch größer war als meine. Die Verbindung beider Bestände erforderte fürs Wiederfinden ein Sortiersystem; dass wir uns sofort auf eines einigten, war für mich der bis dahin deutlichste Beweis, dass ich den für mich bestmöglichen Partner gefunden hatte. Außerdem nahm Herr Kaltmamsell mich in Second-Hand-Buchläden in Deutschland und England mit, ich kaufte Rucksack-weise.
Es folgten Jahre der Berufstätigkeit, in der mein Buchbestand immer weiter wuchs – wir dachten über einen Ausbau unserer Bibliothek mit Regalen im rechten Winkel zu den Wandregalen nach. (Damals beantwortete ich Blog-Stöckchen zu Büchern noch so.)
Doch langsam erfüllte mich der Anblick immer weniger mit Stolz, sondern mit Sorge: So konnte das für mich ganz sicher nicht weitergehen. (Wahrscheinlich gleichzeitig mit meinem gesamten So-kann-das-nicht-weitergehen.) Die erste Phase des Aussortierens galt allen Büchern, die mir nicht gefallen hatten.
Gleichzeitig entwickelte ich über die Jahre eine Abneigung gegen dinglichen Besitz: Zu viele Möbel, zu viel Kleidung, zu viele Sachen – neue Sachen kamen mir am liebsten nur ins Haus, wenn etwas dafür wegkam. Jetzt sortierte ich Bücher aus, die ich nicht nochmal lesen würde.
In dem Jahr vor unserem Umzug innerhalb desselben Hauses wurde mein Weggeben 2020/2021 richtig systematisch: Ich las immer mehr als E-Book, dadurch merkte ich, dass ich selbst Bücher, die ich vielleicht nochmal lesen wollte, ja dann als E-Book lesen könnte. Berechtigung zum Behalten hatten jetzt nur noch Bücher, an denen mir aus welchen Gründen auch immer lag. Der Rest kam möglichst weg, hier ein Beispiel. Und weil es schon seit vielen Jahren schwierig ist, Bücher loszuwerden, verschenkte ich sie stapelweise gegen Porto.
Der verbleibende Bestand zog mit mir in die neue Wohnung, geschätzt ein Drittel meines Höchst-Bestands. Was jetzt die Bücherregale in fast jedem Zimmer unserer Wohnung füllt (und bei Besuch immer noch aufgerissene Augen hervorruft), gehört zum allergrößten Teil Herrn Kaltmamsell – darunter auch in den vergangenen Jahren neu Gesammeltes (allerdings hat auch er in den vergangenen 10 Jahren deutlich aussortiert).
Und jetzt nähere mich eben dem Kriterium: Welches Buch werde ich nicht vermissen? Buchbesitz macht mich schon lang nicht mehr stolz, nur die allerwenigsten Bücher erfreuen mich im eigenen Haus.
(Menschen sind verschieden. Ich freue mich wirklich sehr, wenn es weiterhin so viele Bücherleseri*innen mit Faible für das Ding Buch gibt, dass ganz viele vor allem Inhaber-geführte Buchläden davon leben können.)
(Anlässlich seines Umzugs schreibt auch Southpark gerade übers Bücheraussortieren.)
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Schöne Serie von Fotos auf der Staten Island Ferry bei instagram – reflexartige Zuschaltung dieses Sounds (nochmalige Empfehlung des Films Working Girl von 1988 – einer der wenigen Mainstream-Filme dieser Epoche, die sich wirklich gut gehalten haben).
Journal Dienstag, 25. November 2025 – Überstunden statt Feierabendschwimmen
Mittwoch, 26. November 2025Gut geschlafen, hätte gerne länger als bis Weckerklingeln sein dürfen – im Traum hatte mir gerade im Café eines kleinen Barockschlosses eine sympathische junge Bedienung einen Cappuccino serviert, der sehr interessant aussah und den ich gerne probiert hätte.
Draußen regnete es immer noch, allerdings war die Luft wärmer.
Gerade als ich meinen Marsch in die Arbeit antrat, hörte der Regen auf. Allerdings fiel mir eine weitere Beschwernis der Winterzeit auf: Rollsplit. Obwohl ich zu meinem Rock Schnürstiefel mit eng anliegendem Schaft trug, gerieten beim Gehen Steinchen hinein.
In meinen Arbeitsrucksack hatte ich auch Schwimmsachen gesteckt, ich hoffte auf pünktlichen Feierabend mit nachgeholter Schwimmrunde vom Samstag im Dantebad.
Um die Theresienwiese war jetzt der Bauzaun weg – vielleicht am Mittwoch einen neuen Versuch der Querung wert?
Emsiger Vormittag, der Himmel draußen düster, aber ohne Regen. Mittagscappuccino im Westend, ich genoss die Bewegung in nicht zu kalter Luft.
Mittagessen dann doch zu gewohnter Zeit (Termin-Hin-und-Her): Bananen, Quark mit Joghurt.
Sehr unruhiger Nachmittag mit dem Ergebnis, dass ich lieber nicht überpünktlich Feierabend machte für eine Schwimmrunde: Menschen waren persönlich im Haus, die sonst für viele Dinge schwer greifbar sind – das wollte ich nutzen. Und dann stürzten noch ein paar Sachen auf mich herein, es wurde sogar später als sonst.
Heimweg verlängert über Süßigkeiten-Einkäufe, ich sehnte mich nach Bewegung. Daheim Yoga, tat sehr gut.
Nachtmahl von Herrn Kaltmamsell ganz ohne Ernteanteil (bereits weggegessen): Dinkel-Strozzapreti mit Brokkoli und Champignons, sehr gut. Nachtisch Schokolade.
Kurzer Anfall von Bücherausmisten, ausgelöst durch die Verfilmung von Die unendliche Geschichte im Fernsehen – die ich nie gesehen habe, doch ich erinnerte mich daran, wie sehr mich das Buch beeindruckt hatte. Ich zog es aus dem Regal, errechnete übers Exlibris, dass ich bei der Lektüre schon 16 war – und wusste sicher, dass ich es nie, nie wieder lesen würde. Also weg damit. Und wo ich schon dabei war …
Nach einem Dutzend aussortierter Bücher brach ich ab, denn es formierte sich das Kriterium: Welches Buch werde ich sicher nicht vermissen, weil ich nie wieder nach ihm greifen werde? Doch damit würden fast alle Bücher rausfliegen, die ich besitze (ich weiß sehr gut, wie selten ich in den vergangenen vier Jahren seit dem Umzug an unseren Bücherschränken war), dafür war gestern Abend aber nicht der richtige Moment.
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Es gibt wieder ein Stöckchen (YAY STÖCKCHEN!), das seit einiger Zeit in der – Achtung: ein Wort, das sofort 15 Jahre älter macht – Blogosphäre herumgereicht wird.
Benutzt du Zahnseide? Ja, jeden Abend. (Nein jetzt wirklich – ich bekomme erst in letzter Zeit mit, dass das eines von den Müsste-man-eigentlich-aber-wer-macht-das-schon-Dingen wie Sporttreiben ist.)
Tee, Kaffee oder Wasser? Ja, aber in anderer Reihenfolge: An einem Arbeitstag Kaffee, Wasser, Tee, Kaffee, Tee / an einem freien Tag daheim Kaffee, Wasser, Tee, Wasser, Wasser, Wasser.
Welche Schuhe trägst du am liebsten? Im Sommer Langstrecken-fähige Sandalen, im Winter Turnschuhe.
Dein Lieblingsdessert? Richtig aromatisches, reifes Obst.
Was machst du als erstes, wenn du aufwachst? Aufs Klo gehen, dann Schlumpfklamotten anziehen.
In welchem Alter würdest du gerne bleiben? In dem bevor diese eine bestimmte Eizelle und dieses eine bestimmte Spermium zu mir zusammenfanden.
Wie viele Hüte besitzt du? Einen sehr schönen von der Hutmacherei Triska (hier kurz nach Kauf), sonst zwei Schirmmützen in Militär-Anmutung zum Wandern/Laufen.
Beschreibe das letzte Foto, dass du gemacht hast? Ein handgeschriebender Scherz auf einer Tafel vor Jacques’ Weindepot in der Heimeranstraße – den ich sofort an meinen Vater schickte.
Die schlechteste Fernsehsendung? Ich finde die meisten Fernsehsendungen schlecht – am wenigsten ertrage ich Reality TV.
Was war als Kind dein Berufswunsch im Erwachsenenalter? Astronautin, Feuerwehrfrau, Archäologin, Meteorologin (Reihenfolge nicht verlässlich).
Etwas auf deiner Wunschliste, das du nicht rechtfertigen kannst zu kaufen? Jedes von den zahlreichen Weinpaketen.
Welcher Jahreszeit fühlst du dich am meisten verbunden? Sommer. Auch wenn ich Hitze nicht mag.
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Der passende Begriff zur rechten Zeit.
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Erst kürzlich habe ich Vincent Klink im Web wiedergefunden, weiterhin fröhlich vor sich hin bloggend (wieso nur kam er mir irgendwann abhanden?). Unter anderem schreibt er über seine
“Septemberreise Paris-Perigord”.
Ganz am Ende eine Formulierung, die mich ansprach:
Bei solchen Erlebnissen traf ich nie reiche Leute, sondern nur solche, die wenigstens kurzzeitig über ihre Verhältnisse leben. Letzteres, das über die Verhältnisse feiern, ohne dass man dauerhaft außer Kontrolle gerät, das ist das wahre satte Leben, das am Ende befriedigt, vielleicht auch glücklich zurückschauen lässt.
“Kurzzeitig über meine Verhältnisse leben” – ab sofort auf meiner Liste von Dingen, die mir wirklich Freude bereiten. Umso mehr als ich mit Herrn Kaltmamsell einen Partner habe, der das auch gern tut.
Journal Montag, 24. November 2025 – Durchgeregnet
Dienstag, 25. November 2025Tagesstart mit einem Wetter, bei dem ich sogar Winterfans Ablehnung unterstelle: Düsterer Schneeregen mit Betonung auf -regen. Auf meinem Marsch in die Arbeit erzählte das Rascheln unter meinen Schneestiefeln, dass es nachts geschneit hatte und jetzt darauf regnete. Zumindest in Münchens Mitte war es aber mild genug, dass ich kein Glatteis fürchten musste.
Nach meinen Berechnungen (letzte Novemberwoche, erster Schneefall durch) sollte die Theresienwiese nach fünfeinhalb Monaten Sperrung wieder querbar sein, also steuerte ich darauf zu.
Irrtum, mittlerweile nähern wir uns heuer einem halben Jahr, das die Fläche gesperrt ist.
Auf mich wartete ein Arbeitstag mit vollem Programm, zum Glück war übers Wochenende nur wenig dazugekommen.
Eingeplant hatte ich auch einen schnellen privaten Einkauf im Discounter (Schirm gegen Sauwetter), bevor ich mich wieder als möglicherweise höchst bezahlte Kaffeekocherin Münchens betätigte. Alles war gut geplant und vorbereitet, da mir niemand dazwischen kam, lief es wie am Floskel-Schnürchen (wo kommt diese Wendung eigentlich her? man weiß es wohl nicht genau). Und ich bekam ordentlich Stufen sowie Schritte auf meinen Bewegungs-Tracker.
Mittagscappuccino in der Cafeteria, Mittagessen nach abgeschlossener Veranstaltungsherrichtung Apfel, Persimon, Hüttenkäse.
Emsiger Nachmittag, draußen Dauerregen. Die Veranstaltungsaufräumung brachte deutlich weniger Stufen und Schritte auf den Tracker, weil alle Teilnehmenden mithalfen (ist ja ein wirklich freundliches und nettes Team).
Feierabend-Entertainment: An der Kammerspielkasse meine Abo-Eintrittskarte für den 3. Dezember umtauschen, ich war höchst gespannt, wie das rein technisch mit meinem Handy-Ticket ablaufen würde. Dorthin nahm ich die U-Bahn zum Odeonsplatz, unterm Schirm marschierte ich in die Maximilianstraße.
An der Theaterkasse musste ich erstmal als Abonnentin im System gefunden werden, das war wohl nicht einfach (ich hatte als Adressdatenbanknutzerin großes Mitgefühl). In diesem System wurde mein Platz für den Abend freigegeben, ich bekam einen Gutschein, mit dem ich selbst Ersatz buchen werde.
Zu Hause traf ich auf die Crowdfarming-Kiste, nach der dritten Ankündigung waren Mangos und Avocados tatsächlich geliefert worden. Zu meiner Erleichterung nicht als gefrorener und wieder aufgetauter Matsch, sondern lediglich mit ein paar schwarzen Tupfen – von denen ich aber nicht weiß, ob die Früchte sie nicht ohnehin gehabt hätten.
Ich turnte Yoga, die verschobene Sporteinheit vom Vorabend; jetzt war sie genau richtig.
Als Abendessen verwendete Herr Kaltmamsell Grünkohl und Lauch aus Ernteanteil, kochte daraus einen Eintopf mit weißen Bohnen – schmeckte sehr gut trotz wenig attraktivem Aussehen. Nachtisch Schokolade, Gebäck, Erdnusseis.
Früh ins Bett zum Lesen.
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Eine BR-Beschichte aus der Serie Unser Land:
“Tödlicher Unfall: Plötzlich Witwe mit vier Kindern und Hof”.
Der Tod des Partners ist natürlich furchtbar, doch ich finde in diesem Artikel die Arbeits-Details spannend:
Auch Martin Stadler war bei der SVLFG versichert. Da er bei einem Arbeitsunfall verunglückt ist, schickt die Versicherung sofort eine Betriebshelferin. Drei Tage nach dem Unglück kommt Kathrin Schlickenrieder auf den Hof und packt mit Monika Stadler an. Es gilt, den Milchviehbetrieb mit 70 Milchkühen am Laufen zu halten. Dazu kommen 60 Hektar Land und 23 Hektar Forst, die bewirtschaftet werden müssen. Mit Martin ist nicht nur der Vater und Ehemann gestorben, sondern auch der Betriebsleiter.
Die Stadlers haben für diesen Fall vorgesorgt, mit einem Ehe- und Erbvertrag, der alles regelt. Außerdem hatte Martin seine gesamte Arbeit akribisch dokumentiert, sodass Monika direkt als neue Betriebsleiterin weitermachen konnte. “Er hat im Stall seinen Kasten gehabt, wo er seine ganzen Spickzettel drin hatte. Da stehen alle Adressen drauf oder was am Melkroboter schon immer falsch zusammengebaut war und dass man es dann bei der nächsten Wartung wieder falsch zusammenbauen muss.”
(…)
Eigentlich ist die verwitwete Monika Kauffrau für Bürokommunikation und Hauswirtschaftsmeisterin. Gerade das kommt ihr zugute, glaubt die gelernte Landwirtin Kathrin. Monika habe sich monatelang in die Fütterung der Milchkühe eingelesen, Futterproben genommen und am Ende die Fütterung der Tiere verändert – mit Erfolg. Seit der Futterumstellung hat sich die durchschnittliche Milchleistung der Kühe von 9.000 auf 10.000 Kilogramm pro Jahr gesteigert.
Überraschend für mich am Filmbeitrag: Wie tiefes Bayrisch die Berichterstatterin spricht. Ich empfehle ihn auch für einen Einblick, wie Leute in der oberbayerischen Landwirtschaft zum Beispiel aussehen und sind.
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In Wien gibt es ein fast 120 Jahre altes Geschäft für Insekten:
“Die letzten ihrer Art: Frau Winkler und das Wiener Nachtpfauenauge”.
via @sauer_lauwarm
Die Insekten interessierten Hildegard Winkler so sehr wie die Tische, Sessel oder Kochlöffel um sie herum – gar nicht. Und die Kundschaft machte es nicht besser: “immer diese alten grau-griesgrämigen Herren”. Mit dem Geschäft, gegründet 1906 von ihrem Großvater, wollte sie nichts zu tun haben. Doch es kam anders: Seit 45 Jahren öffnet sie die alte Holztür des Ladens jeden Tag aufs Neue.

















































