Fotos

Journal Sonntag, 12. Januar 2025 – Selfielauf an der Isar

Montag, 13. Januar 2025

Der Morgen wurde Tag zu einem fahlen Grau. Ich machte es mir dennoch gemütlich, bloggte, las, trank café con leche, Wasser, Tee.1

Ein Isarlauf war gesetzt, ich horchte in mich, nach welcher Strecke mir war: Ich wünschte mir weite Blicke, also nahm ich die U-Bahn nach Thalkirchen, um von der Großhesseloher Brücke und durch die kahlen Bäume vom Isarhochufer schauen zu können.

Dann hatte ich auch noch eine Foto-Idee (ein schneefreier, trüblichtiger Wintertag bot ja nicht viel): Die regelmäßig gesehenen und fotografierten Motive – aber als Selfie-Hintergrund. Dabei bemerkte ich mal wieder meine mangelnde Selfie-Routine, ich stellte mich ziemlich an.

Frau in Laufkleidung fotografiert sich in einem Spiegel an Gleisen in einem dunkelblau ausgekleideten U-Bahnhof

Spiegelsefie am Sendlinger Tor ging noch.

Selfie einer rotnasigen Frau mit Brille und Mütze, hinter ihr das Gitter einer Brückenbrüstung über einem winterlich kahlen Flusstal

Auf der Großhesseloher Brücke.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel das Isartal

Pullach.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel eine Winterwiese und ein Hydrant

Auf dem Rückweg kurz vor der Großhesseloher Brücke.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr hölzernes Geländer, daran ein hölzerner St. Nepomuk

Mit Brückenheiligem Nepomuk an der Floßlände.

Links angeschnitten Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, rechts eine Winterwiese, ein Zaun

Hier am Isarwerk beim Hinterbrühler See lagerten hinterm Zaun bis vor einigen Wochen schlichte Steine der Alten Münchner Hauptsynagoge zwischen, vor 85 Jahren auf Befehl von Hitler abgerissen, die bei Bauarbeiten unter der Großhesseloher Brücke gefunden worden warden. Jetzt waren sie abtransportiert worden.

Selfie einer Frau mit Brille und weißer Haarsträhne unter Mütze, hinter ihr unter düsterem Himmel ein kahler Baum und ein Kanal

Isarwerk.

Frau in Laufkleidung fotografiert sich in einem Spiegel an Gleisen in einem hellgelb-hellgrün ausgekleideten U-Bahnhof

U-Bahnhof Thalkirchen.

Besser als das Selfie-Aufnehmen ging das Joggen selbst: Ich lief ab dem zweiten Drittel so leicht wie schon lang nicht mehr, hätte nach meiner 1 Stunde und 45 Minuten locker weiterlaufen können. Fröhliche Heimfahrt.

Frühstück kurz nach zwei: Äpfel, Orangen, eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Butter und gekochtem Schinken.

Wie angekündigt kam nachmittags die Sonne raus. Ich freute mich über die zusätzliche Wärme im Wohnzimmer, denn unerklärlicherweise fror ich trotz Heizung und dicker Kleidung.

Warm wurde mir erst beim Kochen: Gestern durfte ich in Abwesenheit von Herrn Kaltmamsell fürs Sonntagessen sorgen (er würde abends heimkommen), und ich hatte Lust auf klassische Lasagne gehabt, erstellte sie aus der Lameng wie zu Studienzeiten (Hackfleischsauce, Bechamel, Parmesan). Erstmal Ragú mit viel Gemüseschnippeln, und bis ich das Stück bockharten alten Parmesan gerieben hatte, brauchte ich keinen dicken Wollpulli mehr.

Yoga-Gymnastik – das 30-Tage-Programm “Center” von Adriene gefällt mir auch nach der 11. Folge sehr gut. Vielfältiges Aufräumen, u.a. weil am Montag nach drei Wochen Pause wieder Herr Putzmann kommt.

Die Lasagne gelang weitgehend (für meinen Geschmack hätte sie saftiger sein können), schmeckte gut. Nachtisch Schokolade.

Im Bett Deniz Ohde, Streulicht ausgelesen: Gefiel mir gut, dazu schreibe ich noch.

§

Es ist viel davon die Rede, dass gerade die medizinische Pflege auf ausländische Fachkräfte angewiesen ist. Doch wie ihr Alltag in unserer rassistischen Gesellschaft2 aussieht, fragt kaum jemand. Ich schenke Ihnen einen Krautreporter-Artikel, der genau das tut:
“Rassismus und Identität
‘Manche wollen sich nicht mal die Windeln von mir wechseln lassen'”.

  1. Aus einer gemischten Packung Beutel aromatisierter Tees war mir Grüntee mit Minzaroma in die Finger geraten, und ich wundere mich, warum man die eine Art Tee – Grüntee – mit dem Geschmack eines anderen Tees – Pfefferminztee – aromatisiert, anstatt gleich den anderen Tee aufzubrühen. Oder die beiden Tees zu mischen, falls man Pfefferminztee mit Koffeein haben möchte. []
  2. Ja, auch Sie gehören dazu, und auch ich. []

Journal Samstag, 11. Januar 2025 – Samstag mit ganz viel Erholung

Sonntag, 12. Januar 2025

Gut und lang geschlafen, beim Aufwachen wurde es gerade zu schönem, frostigen Wetter hell.

Blick über ein Balkonsims nach draußen, im Vordergrund auf dem Betonsims ein Tonschälchen mit gefrorenem Wasser, im Hintergrund ein kahler Baum auf frostiger Wiese, sonnenbeschienenes Gebäude

Erstmal Bettwäsche in die Maschine gesteckt.

Der Sonnenschein brachte mich auf die Idee, die geplante Schwimmrunde ins Dante-Winterfreibad zu legen und Sonnensport zu genießen. Also nahm ich eine U-Bahn bis Westfriedhof.

Zwar hatte der Himmel genau bis zu meinem Eintreffen am Bad zugezogen, doch er wurde während meiner 3.000 Meter im Wasser (Schwimmgefühl: leicht, stark) doch abwechslungsreich, bei jedem Atemholen und Gucken interessant, sogar ein paar Sonnenstrahlen bekam ich.

Das Becken war überraschen dicht beschwommen (ich weiß auch nicht, warum ich gerade im Dantebad weniger Vorsatzsportler*innen vermutete), doch wieder bewährte sich die anderthalbfache Breite der Schwimmbahn, die entspanntes Überholen ermöglicht: Friedliches Miteinanderauskommen, inklusive einer “Nach-Ihnen”-“Aber-nein-nach-Ihnen”-Situation am Beckenrand.

Beim Vorher-Duschen war ich in einen Schichtwechsel geraten und musste auf eine freie Brause warten, doch beim Nachher-Duschen hatte sich die Lage beruhigt, und in der Sammelumkleide kam ich anschließend mit anderen Schwimmerinnen ins Plaudern (Thema Sportrucksäcke, ich musste die traurige Kunde vom Verschwinden des Herstellers Bree weitergeben).

Wie geplant nahm ich die Tram zurück in die Stadt, lief vom Stachus zum Marienplatz, probierte und kaufte im COS-Laden ein grünes Baumwollkleid, dessen Schnitt und Farbe mir im Vorbeilaufen aufgefallen waren, das ich seither nicht mehr aus dem Kopf bekam, und außerdem steht sowieso ein vorhandenes Kleid für ähnliche Temperaturen auf meiner Weitergeb-Liste und darf ersetzt werden. Kurzer Einkauf im Untergeschoß des Kaufhofs, unter anderem erbarmte ich mich drei Wochen nach Heilig Abend einiger Weihnachtsschokolade um die Hälfte.

Frühstück um zwei: Viele Orangen (ich checkte mal wieder alle in der Kiste, ein paar hatten bereits matschige Stellen), Roggenvollkornbrot mit Butter und gekochtem Schinken.

Belehrender Exkurs: Ich lege gern die Crowdfarming-Landwirtschaft offen, auf der mein adoptierter Baum steht: Doña Ana, Landwirt Paco Sánchez (es wurde nachgefragt). Doch ich weise nochmal darauf hin, dass der Unterschied der solidarischen Landwirtschaft zum Supermarkt- oder Markt-Einkauf ist, dass man sich das Obst nicht aussuchen kann, sondern wie beim eigenen Schrebergarten das bekommt, was halt geerntet wird. Ich hatte durchaus auch mal nicht so köstliche Orangen von dort, zum Beispiel weil der von mir bestimmte Lieferzeitpunkt im damaligen Jahr noch recht unreife Früchte brachte. Heuer scheint mir, dass sie sogar ein wenig zu lange am Baum gehangen sein könnten (das Obst wird immer erst für die Lieferung geerntet, dadurch ist keine Lagerung nötig), und das wird bei den nächsten beiden 10-Kilo-Kisten noch mehr so sein, die ja noch später kommen.

Beim Rumgucken auf der Corwdfarming-Website setzte ich einen Einmerker für bulgarische Kirschen (meine bulgarische Kollegin hat einmal zu oft davon geschwärmt, das seien die besten überhaupt – und das tut sie keineswegs bei allem, was aus Bulgarien kommt). Und ich adoptierte zwei Artischockenpflanzen in Frankreich (es gibt Artischocken bei Crowdfarming!).

Draußen wurde es nachmittags nochmal heller. Ich genoss das resultierende Licht in der Wohnung, las Internet und Zeitung, es ging mir gut, ich war nahezu fröhlich (was ist los? habe ich mir einen Infekt eingefangen?).

Yoga-Gymnastik kurz und knackig, dann kochte ich fürs Abendessen Kartoffeln, die es zum restlichen Wirsinggemüse vom Vorabend gab (Herr Kaltmamsell hatte beim vorherigen Ernteanteil-Wirsing geäußert, er habe jetzt erstmal genug davon, deshalb hatte ich ihm versprochen, dass ich diesen gesamt übernehme). Als Vorspeise ein wenig Ernteanteil-Pakchoi, den Herr Kaltmamsell sauer eingelegt hatte, zum Nachtisch Pralinen.

Früh zum Lesen ins frisch überzogene Bett – mit neuer Baumwollsatin-Bettwäsche (Christkind-Geschenk), ein echter Genuss.

Blick auf eine helle Bettdecke, der Überzug hat noch die Verpackungsfalten, rechts angeschnitten ein aufgeklappter Laptop

(Bücherei-Bücher lese ich meist auf meinem Laptop; Umwandeln in Kindle-kompatibles Format ist mir zu umständlich, Handy-Bildschirm zu klein.)

§

Fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie schreibt Fabian Kretschmer darüber, dass diese Phase die größten strukturellen Auswirkungen auf China hatte:
“Chinas großer Wandel”.

Im Reich der Mitte begann die Pandemie und wirkt weiter nach. Wirtschaftlich, politisch und ideologisch ist das Land ein anderes als vor der Pandemie.

§

Aberkennung der Staatsbürgerschaft und die alte Geschichte vom “guten Ausländer” – ein Mastodon-Thread von Dejan Mihajlović.

§

Isabella Rossellini vor ein paar Tagen bei Stephen Colbert über “Conclave” – mir war nicht klar, wie ITALIENISCH sie ist!
<3 <3 <3
(Das wollen Sie möglicherweise auch dann sehen, auch wenn Sie kein Englisch verstehen.)

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https://www.youtube.com/watch?v=rsueJ3w-0yo

Journal Freitag, 10. Januar 2025 – Ins Wochenende gerettet

Samstag, 11. Januar 2025

Guter Schlaf bis fast Weckerklingeln.

Ich stand auf zu hellem Himmel, doch schon auf meinem Weg in die Arbeit zog er zu.

Tollwood-Reste auf der Theresienwiese. Die vorhergehenden drei Tage dieser eh nur Vier-Tage-Woche waren so voll gewesen, dass ich mir aktiv ins Gedächtnis rufen musste, dass ich immer noch in der ersten Arbeitswoche des Jahres steckte, nicht bereits in der zweiten.

Während meines sehr geschäftigen Vormittags hörte ich auch mal Regen ans Fenster prasseln, gestern hatte es einmal alles. Übergabe einer Verantwortlichkeit, die mir derzeit besonders im Magen lag – und auf deren Abgebbarkeit ich von selbst gar nicht gekommen war.

Mittags huschte ich auf einen Cappuccino und einen Bäckerei-Einkauf raus, blieb dabei trocken.

Spätes Mittagessen (eh kein Appetit, dann konnte ich diesen einen Job auch erstmal fertigmachen): Viele Orangen, eben geholtes frisches Roggenvollkornbrot.

Vielfältiger Arbeitsnachmittag umgeben von freitagsleeren Büros, zuletzt mit Querschuss, der komplette Umplanung erforderte.

Modernes Bürohochhaus vor blauem Himmel mit weißen Wolken, in den Fenstern des Hochhauses spiegeln sich Wolken

Den pünktlichen Freitagfeierabend verfolgte ich nicht mit dem sonstigen Druck, weil Herr Kaltmamsell gestern und das restliche Wochenende aushäusig verbringen würde – ohne Aussicht auf gemeinsames Wochenendfeiern zog es mich nicht so sehr nach Hause.

Auf dem trockenen, kalten Heimweg Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner fürs Wochenende, das mich auch ohne Herrn Kaltmamsell mit Erleichterung erfüllte. Zu Hause zerkleinerte ich den Ernteanteil-Wirsing für mein Nachtmahl und briet ihn an, während das Gemüse garte, turnte ich Yoga-Gymnastik. Dann Ernteanteil-Kartöffelchen geputzt (zum Teil wegen Stellen bis auf unter die Hälfte der eh geringen Größe) und gekocht, dann gab es Wirsinggemüse mit Salzkartoffeln. Nachtisch Hutzelbrot und Schokolade.

Zur Abendunterhaltung folgte ich einem Link-Tipp von Joël zum Actress Roundtable mit den Schauspielerinnen Angelina Jolie, Demi Moore, Zendaya, Zoe Saldaña, Mikey Madison und Tilda Swinton – superspannendes Erzählen aus ihren jüngsten Arbeiten, mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und individuellem Erleben der Schauspielerei. Mehrfach betonen die Frauen, dass sie praktisch nie Gelegenheit haben, sich darüber auszutauschen und wir wertvoll das für sie ist. Und jetzt verstehe ich auch, warum Tilda Swinton immer sagt, sie sei keine Schauspielerin.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=yG9KMfYfgEo&t=4s

§

Vergangene Woche Büroflurgespräche über Grußvarianten im süddeutschen Arbeitsleben, und mir fiel ein, wie in den 1980ern die Sport-Redakteure der Lokalzeitung mit “Habedjehre” grüßten, was ich als 19/20-jährige Volontärin (die das doof fand) konsequent mit “Küss die Hand” erwiderte. “Habedjehre” war zumindest zu dieser Zeit auch außerdhalb des Arbeitslebens noch häufig genug für den Otto-Waalkes-Scherz “Habedjehre” – “Habe die Masern”. Ich verband ihn damals mit den Mitschülern, die sich in Freistunden zum Schafkopf-Spiel zusammensetzten und auf die ich wegen ihrer angenommenen Eindimensionalität herabschaute. Doch ich höre diesen Gruß bis heute von einer Sorte oberbayrischer Männer (quer durch die Altersschichten), die das irgendwie kumpelig witzig findet.

Richtete einer ihn an mich, würde ich auch heute noch “Küss die Hand” antworten.

Journal Mittwoch, 8. Januar 2025 – Geackert, draußen winterliche Nässe

Donnerstag, 9. Januar 2025

Mich hatte wieder ein Ohrwurm erwischt: Nachdem sie bei Schwiegers wie so oft gelaufen war, spielte mein Hirn mir nachts bei jedem leisen Aufwachen Dvořáks Sinfonie “Aus der Neuen Welt” vor, den alten Gassenhauer. Weil bereits in der Schule durchgenommen, kenne ich sie sehr gut und hörte dabei jedes einzelne Instrument. (Beim Aufschreiben jetzt spielt mein Hirn sofort wieder los, gna. Besonder stark klebt es an diesen einen Triolen.)

Arbeitsweg im Stockdunklen (Andeutung eines Hellwerdens am Himmel kurz vor Ziel) und unter Regenschirm.

Am Schreibtisch Fortsetzung des Vortags: Zwar kamen kaum neue Querschüsse, aber es gab so viel auf einmal zu tun, dass es mir schwer fiel, einen klaren Gedanken zu fassen und ich wie eine Stubenfliege ständig die Richtung meiner Tätigkeit änderte. Im Lauf des Vormittags sah ich mich langsam raus und konnte geordneter, somit zackig wegarbeiten. Ich schaffte sogar die erste Treppenrunde des Jahres in den 16. Stock und ging raus auf einen Mittagscappuccino ins Westend.

Sehr erhöhter Blick auf eine Großstadt mit modernen Bürohäusern, davor Bahngleise, düster dunstiger Himmel, ein paar Schneeflocken

Ausblick vom 16. auf München. Aus dem Augenwinkel sah ich den ganzen Tag Niederschlag draußen, um die Mittagszeit hatte er vage die Form von Schnee.

Längsblick auf ein tiefes Fensterbrett vor Schaufenster, darauf ein ausgestrecktes Bein in Jeans mit goldenem Schnürschuh, eine Tasse Cappuccino, vor dem Fenster nasser Fußweg

Guter Cappuccino im Stray.

Mittelspätes Mittagessen: Hüttenkäse, Orangen vom adoptierten Baum (sensationell köstlich und süß!).

Den Nachmittag ackerte ich durch, hatte aber auch eine lang vorbereitete Besprechung, in der die Erleichterung meiner Arbeitslast das Ziel war. Durch die wurde es allerdings wieder ziemlich spät, bis ich meinen Rechner runterfahren konnte.

Keine Einkaufsrunde nach Feierabend, denn Herr Kaltmamsell hatte unsere Liste bereits leergekauft. Also direkt nach Hause (leichter Regen, wirklich kein schönes Draußenwetter). Daheim hängte ich frisch durchgelaufene Wäsche auf, turnte eine Einheit Yoga-Gymnastik (sehr angenehme Flows), bereitete die Brotzeit für Donnerstag vor.

Herr Kaltmamsell servierte köstliches Abendessen:

Aufsicht auf einen weißen tiefenTeller, darin bunte gemüsesuppe mit mittelgroßen Muschelnudeln

Müllsuppe1 mit reichlich Wintergemüse und Nudeln (vegan bis auf den Parmesan drüber). Nachtisch Pralinen, Plätzchen.

Im Fernsehen hatte Herr Kaltmamsell einen Film mit Lilo Pulver von 1959 aufgestöbert, Das schöne Abenteuer, wir freuten uns an ihr und der naiven Niedlichkeit des Drehbuchs (wenn Sie mal einen jüngeren Horst Tappert sehen wollen?).

  1. Ich danke Frau Brüllen sehr herzlich für diese Bezeichnung der Gemüsebrühe, für die wir Gemüseschalen/-wegschnitte und Kräuterreste in der Gefriere sammeln. []

Journal Sonntag, 5. Januar 2025 – #WMDEDGT

Montag, 6. Januar 2025

Freier Tag, ich kann die Nachwelt wieder bereichern durch meine Teilnahme an Frau Brüllens #wmdedgt – “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”. (Weil das später mal eine einzigartige Materialsammlung für Kultur- und Gesellschaftsgeschichte ist.)

Das nächtliche Wetter verlief erstaunlich präzise wie vorhergesagt: Beim Klogang wenig nach Mitternacht schneite es dick, es lagen bereits einige Zentimeter (die zweimal lärmend geräumt wurden), bei Aufstehen am dunklen Morgen regnete es, das Tageslicht machte Tropfen an dem Bäumen sichtbar. Ich hörte die Räumfahrzeuge zum dritten Mal durchlärmen. Nächste Lärmrunde: Der im Regen schmelzende Schnee auf den Wegen des Parks gegenüber wurde geräumt.

Ich hatte einen Laufrunde geplant und freute mich sehr auf diese Draußenbewegung. Doch der Regenradar war eindeutig: Auf Stunden keine Regenpause absehbar, zudem waren matschige Wege wahrscheinlich. Vielleicht illustriert das meinen Bewegungsdrang, der die Grundlage meiner “Sportlichkeit” ist, die von Dritten gern und irrtümlich als “Disziplin” bezeichnet wird: Ich holte mir meine Laufrunde, wenn auch unter einigen Mühen.

Wieder bekam die neue Laufregenjacke ihren Einsatz, ich fuhr damit und mit Schirmmütze (Brillenschutz) zum Odeonsplatz und lief um den Hofgarten in den Englischen Garten. Schon nach wenigen Metern zeigte sich, dass die Herausforderung nicht in der Nässe von oben bestand: Die Wege waren in verschiedenem Maß rutschig, überall stand tief Wasser oder Schneematsch.

Fußweg unter Wasser izwischen schneebedeckten Wiesen und kahlen Bäumen

Es bestätigte sich wieder: Nur die erste Pfütze ist unangenehm. Wenn die Füße eh nass sind, machen die nächsten fast nichts mehr aus. Und das gute Mesh-Gewebe der Laufschuhe sorgt dafür, dass das Wasser nicht in den Schuhen steht, sondern abfließt.

Auf einer großen Schneefläche zwischen hohen, kahlen Bäumen in düsterem Licht: Grasende Gänse

Immer wieder musste ich mich an tieferes Atmen erinnern, bei dieser Glitschigkeit hielt ich verkrampft die Luft an. Meine Vernunft reichte sogar, auf den Aufstieg zum Monopteros und die Aussicht von dort zu verzichten, er würde zu gefährlich glatt sein.

Schneematschiger Fußweg mit Fußspuren zwischen kahlen Bäumen, er führt auf eine Brückenunterführung zu

An der Isar testete ich meine vertraute Strecke, doch nachdem ich mehrmals beim Ausrutschen fast gefallen wäre, kehrte ich um. Und verlegte mich auf geräumte gepflasterte oder asphaltierte Wege, Hauptsache griffig. So lernte ich mal wieder eine neue Strecke kennen.

Geräumter Fußweg zwischen verschneiten Grünanlagen neben großer Straße

Geräumter, nasser Fußweg durch eine Wiese, darüber Nebeldunst, darum kahle Bäume

Auf der hellroten Wand eines Wohnhauses ein Mosaik eines altertümlichen Astronomen, der mit einem Fernrohr in die Sterne schaut

Schöne Kunst am Bau in der Liebergesellstraße entdeckt – aber nicht herausgefunden, welcher Astronom hier dargestellt ist und warum (hat jemand eine Spur?).

Den Mittleren Ring entlang werde ich aber sehr wahrscheinlich unter normalen Umständen nicht nochmal laufen. Genau dieselbe Strecke nahm ich dann zurück. Und überlegte mal wieder Wohnungseinrichtungskonstellationen, die ein ästhetisch möglichst wenig störendes Aufstellen eines Crosstrainers einschließen, der bei einem Wetter wie dem gestrigen die deutlich lieber Variante Bewegungsdrangausleben gewesen wäre.

Park mit verschneematschten Wegen, über einen geht gerade eine Reihe Gänse

Goose crossing. Selbst die Gänse schritten im Gänsemarsch vorsichtig.

Das letzte Rutsch- und Wasserstück im Englischen Garten ersetzte ich allerdings durch den Gehweg die Ludwigstraße entlang zum Odeonsplatz.

Selfie einer Frau mit Brille, Schirmmütze, gelber Kapuze unter der ockerfarbenen Fassade einer Barockkirche unter Regenhimmel

Fazit: Die neue Regenjacke tut ihren Job super, hilft aber nicht gegen Matsch von unten. Daheim versuchte ich so wenig Nässe wie möglich in der Wohnung zu verteilen, bis ich es in die Dusche schaffte.

Vor Frühstück brühte ich mir noch eine große Tasse Filterkaffee auf, der mir gesüßt und mit Milch ausgezeichnet schmeckte. Kurz vor zwei gab es dann Äpfel, zwei verschiedene Sorten – und ich war mal wieder geflasht, wie unterschiedlich sie schmeckten und sich kauten; inzwischen erscheint es mir als immer größerer Frevel, Obst zu Smoothies zu vereinheitlichen anstatt seinen Eigengeschmack zu genießen. Außerdem frühstückte ich Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus.

In einem Wohnzimmer mit Riemchenparkett steht ein Bügelbrett vor dem Fenster, darauf ein schwarzes T-Shirt

Ich nutzte das Tageslicht für Bügeln mit Musik.

Dann fasste ich mir ein Herz und sah in den beruflichen E-Mail-Eingang (am montäglichen Feiertag würde ich nicht dazu kommen) – was dann unerwartet wenig schlimm war! Über die Weihnachtsferien hatte tatsächlich fast niemand gearbeitet, ich wusste jetzt aber über zwei Dinge Bescheid, und sah neben den bereits bekannten nur zwei kleine neue Jobs für den Dienstagmorgen. Erleichterung.

Eine Einheit Yoga-Gymnastik (derzeit habe ich den Eindruck, bei jeder Einheit Rückschritte zu machen, egal ob in Kraft, Stabilität oder Gelenkigkeit), Vorbereitungen Heilig-Dreikönig-Essen bei Schwiegers. Zum einen erstellte ich eine Tomatensauce wie hier, zum anderen eine italienische Riesenroulade Farsumagru wie hier – nur dass ich beim Fleischkauf an einen wenig geschickten Metzger geraten war: Die Riesenroulade war ungehobelt geschnitten, sehr unregelmäßig dick und mit Löchern, das konnte ich mit dem Fleischklopfer nicht ausgleichen. Im Endergebnis war der Braten derart geflickt mit Zahnstochern, dass er an einen Heiligen Sebastian erinnerte. Kühlgestellt bis zum nächsten Tag.

Fürs Nachtmahl sorgte wieder Herr Kaltmamsell:

Auf einem grünen Tischset ein großer Glasteller mit hellem Püree, dunklerem Püree, Kartöffelchen, grobstückigem Chutney

Hummus, spannend gewürztes Dhal, Ernteanteil-Kartöffelchen aus dem Speisefön mit Lime Chutney – das zufällig vegane Gegenprogramm zum Vorabend im Haxengrill.

Schreck beim Essen: Der Strom in der gesamten Wohnung fiel aus. Das Treppenhaus war nicht betroffen, Klingeln bei der Nachbarin ergab, dass auch sie keine Probleme hatte. Wir gruben uns durch Bücher zum Sicherungskasten durch: Die Hauptsicherung war rausgeflogen, ließ sich auch nicht zurückschalten. Das musste an einem Elektrogerät liegen, Herrn Kaltmamsell fiel ein, welches wir gestern unüblicherweise genutzt hatten: den Airfryer, unseren Speisefön. Sobald der ausgesteckt war, konnte ich die Sicherung wieder aktivieren. Die Recherche, ob der Vorfall vom Gerät selbst oder von der (sonst nie genutzten) Steckdose ausgelöst wurde, verschoben wir.

Nachtisch Viallini (Weihnachtsgeschenk, köstlich!) und Pralinen. Früh ins Bett zum Lesen.

§

“Housing first” hat sich als wirkungsvolles Mittel gegen Obdachlosigkeit erwiesen – das wusste ich. Woher der Grundgedanke kommt und dass das Konzept bereits in den 1980ern entwickelt wurde, war mir nicht klar. Wie so vieles andere darüber, das Manuela Heim für die taz recherchiert hat:
“Eine moralische Verletzung”.

Housing First sollte den Umgang mit Obdachlosen revolutionieren. Nun gilt das Konzept in seiner Heimat als gescheitert.

Journal Samstag, 4. Januar 2025 – Wohnen, Lesen, Fleischessen

Sonntag, 5. Januar 2025

Gut geschlafen (trotz echter Cola am Abend zuvor!), ich ließ mich aber wieder eher früh vom Wecker wecken, um langsam zurück in den Rhythmus der Arbeitswoche zu kommen.

Vorteil des dann doch bedeckten Himmels beim Schneewandern am Vortag: Keine entzündete Augen. Ich hatte erst abends gemerkt, dass ich die eingesteckte Sonnenbrille gar nicht getragen hatte, der Schnee hatte also nicht geblendet.

Tagesplanung: Lebensmitteleinkäufe, Schwimmen, Frühstück, Lesen, Yoga-Gymnastik, Abendessen mit Freunden im Haxengrill. Doch schon bei Morgentoilette vor Einkäufen merkte ich, dass ich eigentlich keine Lust auf Schwimmen hatte. Die endgültige Entscheidung verschob ich auf nach Einkäufe und zog los zum Viktualienmarkt. Dort beim Metzger Eisenreich erfolgreiche Besorgungen für Heilig-Drei-König bei Schwiegers (wir kochen). Das Thermometer am Juwelier Fridrich in der Sendlinger Straße zeigte -4 Grad an.

Vor knallblauem Himmel und sonnenbeschienen von links: Backstein-Rückseite einer alten Kirche, alte Arkaden mit Bäckern und Metzgern, ein weißer alter Turm mit fünf Spitzen

Frostige Sonne über Metzgerzeile, Rückseite von St. Peter und Altem Rathaus.

Da ich ohnehin in die Lebensmittelabteilung des Kaufhauses am Marienplatz wollte, sah ich mich auch dort im Obergeschoß nach der verflixten schwarzen Cordhose um, für die noch vor drei Monaten zuvor so viel Werbung in alle Online-Kanäle geschossen worden war.

Und weil ich auch dort nichts dergleichen sah, recherchierte ich daheim halt online – aber meine Kombination von Kriterien ist wohl aus: Meine Größe, keine reine Kunstfaser, Breitcord, schwarz, weites Bein (von mir aus mit Bundfalten), Bund mit Knopf/Reißverschluss/Gürtelschlaufen (also kein Gummibund oder wie ich lernte: “Jump-In-Modell”). Dass ich die vor Kauf gerne anprobiert hätte, strich ich halt von der Wunschliste. Schließlich fand ich sogar eine wie aus der Werbung vor drei Monaten in meiner Größe, jetzt bin ich gespannt, ob sie passt.

Weiterhin stellte sich keine Schwimmlust ein. Statt ins Olympiabad zu fahren, machte ich also Herrn Kaltmamsell und mir einen weiteren Milchkaffee und las im Wohnzimmer, das von fahler, schräger Wintersonne beleuchtet wurde. Das bereitete mir Freude, das Umplanen war eine gute Entscheidung gewesen.

Frühstück um halb zwei: Äpfel, (geschmacksneutrale) gelbe Kiwi, Roggenvollkornbrot mit Butter und Zwetschgenmus.

Lesenachmittag, mal am Tisch vorm Rechner, mal mit Kindle auf dem Sofa. Unter anderem Orbital von Samantha Harvey ausgelesen. Hm. Es muss enorm Spaß gemacht haben, für diesen Roman um eine sechsköpfige Besatzung der ISS und ihren Alltag zu recherchieren und ihn zu schreiben. 24 minutiös beschriebene Stunden, in denen wir in personal erzählten Abschnitten die einzelnen Menschen auch ein wenig kennenlernen, in denen die Erzählinstanz lyrische Gedanken über DIE ERDE ausbreitet.

Zu lesen fand ich den Roman aber nicht so interessant, es passiert halt nichts – auch wenn ein Tornado, den die Astronaut*innen beobachten, sowas wie einen Spannungsbogen reinbringen soll.

Wegen des ausgefallenen Schwimmens fühlte ich mich nicht genug gereinigt: Nach einer Einheit Yoga-Gymnastik ließ ich mir ein rares Vollbad ein – und erinnerte mich an eine Vitamin-C-Gesichtsmaske, die ich mal im BodyShop geschenkt bekam. Für die Zeit im heißen Wasser der Wanne legte ich mir also ein nasses Papier mit Augen- und Mundlöchern aufs Gesicht (eine andere Gelegenheit als Vollbad kann ich mir für sowas nicht vorstellen).

Mit Herrn Kaltmamsell marschierte ich durch weiterhin frostige Luft zum Haxengrill hinterm Alten Rathaus, wo unsere Freunde schon auf uns warteten. Den Tisch zu bekommen, muss ein echter Kampf gewesen sein, das Lokal ist durchgebucht. So aber freuten wir uns auf das Wiedersehen seit viel zu lange und auf einen Fleisch-Abend.

Der Service hatte unser Herz, noch bevor wir uns setzten: Der begleitende Hund bekam ohne Bestellung als Allererstes einen Wassernapf serviert. Diese Aufmerksamkeit zog sich durch den ganzen Abend. (Ein wenig anstrengend war allerdings der sehr laute Raum, wir konnten uns nur mit erhobener Stimme unterhalten.)

In einer weiten weißen Schüssel viele ganze Kopfsalatblätter, dazwischen Radieschenscheiben und geröstete Scheiben Breze, neben der Schüssel ein Kännchen weißes Dressing

Herr Kaltmamsell und ich fingen mit dem Kopfsalat-Kopf für zwei an: Gut!

Auf einem hellen Holztisch von vorne nach hinten: ein Teller mit Scheiben dunklem Fleisch in dunkler Sauce, darin ein Semmelknödel, ein Schälchen Wirsinggemüse, ein halb volles Glas Bier, ein Teller mit einer halben Schweinshaxe

Da ich Schweinshaxe hin und wieder im Biergarten esse, bestellte ich eine Portion Kalbshaxe: Exzellentes Fleisch, großartige Sauce, guter Wirsing mit Biss, nur der Semmelknödel war für meinen Geschmack zu kompakt (die Schweinshaxe sieht man gegenüber, sie wurde als “die beste seit Jahren” gelobt mit Schwerpunkt auf wirklich röscher Kruste). Dazu trank ich ein wenig ins Augustiner-Sortiment hinein: Je eine Halbe Dunkles, Edelstoff, Alkoholfreies, für dieses Abend genau richtig.

Ich hatte sogar noch Kapazität für Nachtisch (als einzige am Tisch).

In einem weiten, tiefen Teller Vanillesauce, darin ein Streifen Apfelstrudel, darüber ein wenig Sahne und einige rote Johannisbeeren

Apfelstrudel, an dem mich vor allem die offensichtlich selbstbereitete Vanillesauce (also mit Ei, nicht aus dem Packerl) begeisterte. Ein schöner Abend.

§

Wahrscheinlich wirklich nur interessant für Menschen, die zum Jahreswechsel 1999/2000 (dem ersten, den ich in München erlebte) breits Nachrichten verfolgten: Der Guardian analysiert die Panik vor dem Y2K-Chaos vor 25 Jahren.
“‘All people could do was hope the nerds would fix it’: the global panic over the millennium bug, 25 years on”.

After 25 years, it might be hard to recall just how big a deal the bug – now more commonly called Y2K – felt then. But for the last few years of the 90s, the idea that computers would fail catastrophically as the clock ticked over into the year 2000 was near the top of the political agenda in the UK and the US. Here was a hi-tech threat people feared might topple social order, underlining humanity’s new dependence on technological systems most of us did not understand. Though there are no precise figures, it’s estimated that the cost of the global effort to prevent Y2K exceeded £300bn (£633bn today, accounting for inflation).

(…)

Curiously enough, to this day experts disagree over why nothing happened: did the world’s IT professionals unite to successfully avert an impending disaster? Or was it all a pointless panic and a colossal waste of money? And given that we live today in a society more reliant on complex technology than ever before, could something like this happen again?

Unter anderem mag das Thema ein frühes Beispiel dafür sein, dass populistisch gedrehte Medienthemen das Vertrauen in Wissenschaft beschädigen, deren Fakten zur Heraufbeschwörung von Horroszenarien missbraucht werden. Denn auch wenn Expert*innen wussten, dass das Risiko gering war und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurden, fragten Medienschaffenden sie halt typischerweise: “Was ist das Schlimmste, das passieren kann?” Und die Fachleute antworteten fachgerecht.1 Ihre Antwort auf die Frage: “Wie groß ist denn die Gefahr?” (“Klein.”) wäre zu wenig schlagzeilenträchtig gewesen.

The problem is, it’s impossible to prove why something didn’t happen.

(…)

Still, when asked whether we learned our lessons from Y2K, every person interviewed for this piece gave the same answer: no. While our IT systems may be more robust today (and even this is a point of contention), we have not learned how to communicate more judiciously about technology. “Every new thing is hailed as if it’s going to either save the world or destroy it,” Loeb says. “What gets lost is the complexity of what’s happening in between.”

§

Aufschlussreiches Interview mit Piotr Cywiński, dem Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau (€):
“80 Jahre Befreiung des KZs:
‘Auschwitz ist viel näher, als es scheint'”
.

Worum geht es in Ihrer Arbeit hauptsächlich? Um die Vermittlung des Holocaust oder eher um das Gedenken an die Opfer?

Um beides. Unsere Gedenkveranstaltungen erwecken weniger Aufmerksamkeit, je mehr Zeit vergeht. Dem wirken wir entgegen. Das Ziel ist es, bei unseren Besuchern das Bewusstsein zu wecken für das, was passiert ist. Denn nichts ist für immer gewonnen. Wenn ich an Tagungen teilnehme, geht es mir um das Gefühl der Verantwortung, um die moralische Besorgnis über die eigenen Entscheidungen. Wenn Sie diese moralische Angst bei Ihren eigenen Handlungen nicht spüren, dann hat die Erinnerung an Auschwitz nichts gebracht.

(…)

Die letzten Überlebenden von Auschwitz sind wichtige Zeugen, die bestätigen können, dass es Auschwitz tatsächlich gegeben hat. Wie bereiten Sie sich auf die nahe Zukunft vor, wenn es keine Zeugen mehr geben wird?

Die Überlebenden haben ihren Job gemacht. Sie haben Tausende Bücher publiziert und Zeugnis abgelegt. Sie haben mit jenen Menschen gesprochen, die über Auschwitz reden wollten, sie haben ihr ganzes Leben der Erinnerung gedient. Es ist Zeit, dass wir erwachsen werden und uns selbst um diese Geschichte kümmern. Auch wenn das nicht einfach wird. Es ist unsere Geschichte, unsere Verantwortung. Wir können nicht mehr nur den Überlebenden zuhören.

§

Malte Welding fasst einige seiner Beobachtungen als Vater zusammen:
“Vier Kinder”.

via @texasjim

  1. Gestand das nicht mal ein Wissenschaftsjournalist? Dass er in Interviews oder auf Pressekonferenzen, deren Themen er nicht wirklich begriff, einfach frage: “Was ist die schlimmstmögliche Folge?” – um Stoff für Berichterstattung zu bekommen? []

Journal Freitag, 3. Januar 2025 – Traumwinterwanderung am Starnberger See

Samstag, 4. Januar 2025

Eher unruhige Nacht: Vor meinem Fenster wurden mit Fahrzeugen die 2 Zentimeter Schnee geräumt – das dauerte dem Lärm nach eine gute Stunde.

Das Wetter war freundlich, Eis auf den Wegen. Für meine Verabredung zum Wandern haderte ich ein wenig mit der Schuhauswahl: Meine Schneestiefel hatten zwar die allergriffigste Sohle, doch von meinen Märschen in die Arbeit wusste ich, dass sie auf die Dauer scheuern würden. Also doch die altbewährten Wanderschuhe mit ordentlich Sohlenprofil? Ich testete sie auf einer kurzen Einkaufsrunde auf Schnee und Eis in der Stadt: Funktionierte gut.

Bruder und Schwägerin holte ich an ihrem Ankunftsbahngleis am Münchner Hauptbahnhof ab, gemeinsam stiegen wir in eine Regionalbahn nach Starnberg. Und schon unterwegs zeigte sich, dass die Wettervorhersage für die Gegend geirrt hatte – aber in die Richtung, die wir mögen: Die Landschaft war verschneit, der Himmel keineswegs wie angekündigt bedeckt, wir wanderten in allerschönstem frischen Schnee, verglitzert von Sonne. Die Temperatur fand ich perfekt für einen Wintertag: Mit dicken Socken und Strumpfhose unter Jeans hatte ich warme Füße, in meinen gefütterten Fäustlingen warme Hände, eine Wollmütze hielt meinen Kopf warm, die dicke Winterjacke brauchte nur einen Thermorolli drunter. Geht doch, Winter!

Die Regionalbahn brauchte für die Strecke nach Starnberg so viel weniger Zeit als die vielmals haltende S-Bahn, dass uns die Ankunft kalt erwischte: Am Starnberger See stürzten wir mit schnell zusammengerafften Jacken und Taschen in der Hand aus dem Zug.

Ich hatte die vertraute Wanderung durch die Maisinger Schlucht nach Pöcking und zurück über den Prinzenweg rausgesucht – doch im Schnee war ich sie noch nie gegangen, und so erkannte ich sie die meiste Zeit gar nicht wieder.

Bewölkter Blick auf verschneite Bootslandestelle an sehr großem See, davor Holzzaun und Bäume

Starnberger See – der war (auch dank Beschilderung) auch mit Schnee noch gut erkennbar.
Ob die Bahnhsteige des Starnberger Bahnhofs je ein Dach bekommem werden? Eine Anwohnerin meinte: Nein, die rostenden Metallstreben seien schon seit Jahrzehnten dachlos.

Verschneite kahle Büsche, dazwischen ein Bächlein, darüber ein Steg, den gerade ein Wanderer mit blauer Jacke und rotem Rucksack überschreitet

Aber fast hätte ich am Anfang des Wanderwegs durch die Maisinger Schlucht diese Abzweigung zur Kapelle verpasst, weil man sie zwischen den verschneiten Bäumen gar nicht sah.

Fast völlig versteckt zwischen verschneiten Ästen: Eine kleine Kapelle

Verschneiter Weg zwischen großen, kahlen, verschneiten Bäumen, rechts vom Weg ein Bach, auf dem Weg zwei Menschen im Gehen

Unter bewölkten Himmel Blick auf hell zugefrorenen See zwischen verschneiten Büchen, darauf klein ein Mensch

Maisinger See – auf den zu unserem Schrecken gerade jemand rausging, um das Eis zu checken (Schwägerin: “Den müssen WIR rausholen, wenn der einbricht!”).

Verschneite kahle Bäume, rechts hinten ein Stück Eisfläche eines Sees, ganz rechts rot ein Kasten mit der Aufschrift "Rettungsgerät", dahinter eine Metallleiter

Ein wenig blieben wir beim Rettungsgerät, bis wir am Telefonat des Herrn hörten, dass er sich wohl auskannte.

Leicht erhöhter Blick auf verschneite Landschaft mit Schilf

Überraschend schwierige Lichtverhältnisse zum Fotografieren: In Echt war alles sehr hell, wohl durch den reflektierenden Schnee, doch die Fotos sind so düster wie dem bewölkten Himmel angemessen. Immerhin hatte es genug Licht, dass wir einige Reiher bei Start, Landung, Flug beobachten konnten, einmal gescheucht von einem Bussard oder Sperber.

In Pöcking machten wir an der Bäckereitheke eine Supermarkts Pause, setzten uns zu einem Kaffee. Alle drei fühlten wir uns fit fürs Weiterwandern – und wurden auf dem Prinzenweg von weiteren wundervollen (und schwer zu fotografierenden) Aussichten belohnt.

Blick von unten einen verschneiten Hügel hoch: Zwischen verschneiten Ästen eine alte, helle Villa

Blick auf leicht abschüssige, sonnig verschneite Wiesen auf einen entfernten verschneiten Ort

Blick auf verschneite Bootslandestelle an sehr großem See, davor Holzzaun und Bäume, aus blauem Himmel blinzelt über eine Wolke hinweg die schräge Sonne

Nach gut dreieinhalb Stunden Wanderung mussten wir nur kurz auf eine Bahn zurück nach München warten. Dort Abschied: Ich spazierte nach Hause, die Verwandtschaft fuhr weiter.

Daheim heißer Tee und Lesen. Eine Folge Yoga-Gymnastik, dann erinnerte ich mich an den Salat vom Vortag, während Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl eine herzhafte Käsetorte zubereitete, die er in einem Kochbuch aus den 1970ern entdeckt hatte.

Aus komplexen Gründen hatten wir echte CocaCola im Kühlschrank, die weg musste: Es gab klassischen Cuba libre, schmeckte wirklich gut. Der Salat (Radicchio) gelang dann besser als die Torte, doch sie schmeckte und wärmte. Nachtisch Pralinen.

Gesamtstimmung bereits eingetrübt durch die Aussicht auf Arbeitsstart nächsten Dienstag.