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Journal Montag, 22. Mai 2023 – Der eine Frühlingstag der Woche

Dienstag, 23. Mai 2023

Kurze Nacht, weil ich sehr früh aufwachte – wird halt gereicht haben.

Es war der einzige sonnige Frühlingstag der Woche angekündigt, und das zog nach so langem Nicht-Frühling nach sich: Die sehr schwierige Entscheidung für etwas von meiner vielen und vielfältigen Frühlingskleidung. Meine Wahl fiel auf ein kurzärmliges Etuikleid, doch all die anderen Kleider und Röcke, die ich hängenlassen musste, schmerzten mich.

Theresienwiese mit Klima-Camp.

In der Arbeit viel Arbeit mit hoher Taktzahl, darunter aber zum Glück wenige hektische Querschüsse.

Ich nahm mir die Zeit, auf einen Mittags-Cappuccino raus ins Westend zu spazieren, die Sonne des einen Frühlingstags zu genießen und Frühlingsdüfte zu atmen.

Mittagessen zurück am Schreibtisch: Heimische Lager-Äpfelchen und selbst gebackenes Walnussbrot.

Nachmittags gab es nochmal richtig viel Arbeit, Vieles unter Hochdruck, alles mit unerfreulichem Hintergrund und unerfreulichen Aussichten.

Bei spätem Arbeitsende befand ich mich in einem Grad der Erschöpfung, der Aufstehen und Heimweg nicht mal attraktiv macht. Ich schlappte natürlich trotzdem los, brachte aber keine Freude für die Wärme, die Sonne und das bunte Draußenleben auf. Einkäufe im Vollcorner.

Zu Hause Einkäufe ausgepackt, Waschmaschine gefüllt, Yoga-Gymnastik absolviert (die diesmal leider nicht gegen die Grundgenervtheit über Lebenmüssen half). Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Ratatouille aus Ernteanteil (kurz vor den ersten erntbaren richtigen Gemüsen wird’s mager in der Kiste, das füllt Eingekochtes auf) mit cremiger Polenta – sehr gut.

Nachtisch Süßigkeiten.

Journal Sonntag, 21. Mai 2023 – 30. Rosentag mit Picknick an der Isar

Montag, 22. Mai 2023

30 Jahre ist der Anlass des Rosentags nun her (seine Geschichte, meine Geschichte). Was sich nicht geändert hat: Feste Partnerschaften, Zweisamkeit, Ehe gar – sind wirklich nichts für mich komische Eigenbrötlerin. Es gibt genau einen Menschen, der die Ausnahme ist.

Nach guter Nacht (weil ich schon bald den Schnarcher im Zimmer gebeten hatte, in sein Bett umzuziehen) begann der Tag mit Brotbacken.

Der Teigling frisch aus dem Kühlschrank: Das sah nach gefährlicher Übergare aus. Zum ersten Mal testete ich mit Fingerprobe: Die war eigentlich ok. Doch beim Stürzen auf den Holz-Schieber fiel der Teigling zusammen – jetzt sah ich wieder schwarz.

Im Ofen ging der Laib dann wieder auf. Was für eine Aufregung.

Das Ergebnis später im Anschnitt: Nicht die große Porung, die es haben soll, aber ein gutes Brot. Das nächste Mal also zwei Laibe – und notfalls in einer Nachtschicht gebacken.

Jetzt holte ich aber erstmal im Blumenladen die dreißig bestellten Rosen ab.

Eine Pracht!

Ich hatte draußen festgestellt, dass es trotz lediglich Ahnung von Sonnenschein warm war. Für meinen Isarlauf blieb ich also in kurzen Ärmeln. Mit dem Rad fuhr ich wieder an den Friedensengel, unter anderem zum Location-Check fürs Rosentags-Picknick.

Die designierte Picknick-Wiese. Hier zwischen Max-Joseph-Brücke und Kennedy-Brücke war der Bewuchs an einer Stelle kurz genug, der ohnehin nur mittel frequentierte Weg lag weit genug weg. (Die kleine Linde, die wie ein paar weitere für die gestorbenen mächtigen Eschen gepflanzt wurde, würde noch nicht viel Schatten spenden können, aber ich habe doch ein großes Herz für Anfängerinnen, die noch üben müssen.)

Ich lief recht gut, gegen Ende kam die Sonne deutlicher heraus und ließ mich bald einen Schluck Wasser vermissen. Ich hörte ein Krötenkonzert vom Teich auf Höhe Sankt Emmeram, freute mich am Licht.

Lediglich der letzte Abschnitt war mir leider verdorben: Mich plagte völlig überraschend und überraschend schmerzhaftes Seitenstechen.

Zurück daheim trank ich reichlich Wasser, duschte, cremte mich mit Sonnenmilch ein – und packte alles fürs Picknick zusammen. Mittlerweile hatten die Temperaturen die angekündigten 25 Grad erreicht, ich trug Sandalen.

Zusammen mit Herrn Kaltmamsell radelte ich bepackt in mittlerweile Radler*innenmassen zurück zur Picknickwiese.

Herr Kaltmamsell: “Natur piekst!”

Auf dem Tablett (ich hatte für stabilere Ablage unser Holz-Tablett mitgenommen und mit der Tischdecke abgedeckt) Köstlichkeiten vom Dallmayr:
Unter Aspik Entenlebermousse, Räucherlachsmousse, gefüllte Eier.
In Schälchen Steinpilze in Olivenöl, Garnele/Tomate/Joghurt, Sonnenweizen/Schafskäse/Chicoree, Nordseekrabben/Gurke/Dill, Süßkartoffel/Orange/Cashew.
Dazu einen Vermentino aus der Toskana und Walnussbrot (sehr gut, unbedingt nochmal).

Nachtisch: Bayerisch Creme mit Himbeeren für ihn, Mangomousse mit Mandelstückchen (Hammer!) für mich.

Ich ließ mir über die neuesten Recherchen von Herrn Kaltmamsell erzählen, lernte viel über Sumerologie, ergative Sprachen und agglutinierende Wortbildung. Wir sahen Mauersegler, hörten bettelnde Meisenkinder, Buntspechte.

Irgendwann war alles restlos weggegessen und -getrunken (ich hatte für mich eine Sportflasche Wasser eingeschmuggelt), wir packten und radelten heim. An einer roten Ampel schloss Herr Kaltmamsell seine Ausführungen des Nachmittags ab: “Was ich jetzt noch bräuchte, ist eine Liste von sumerischen Plural-Affixen.” Und das ist ein Grund, warum er diese Ausnahme von oben ist.

Daheim nüchterte ich über Zeitungslektüre auf dem Balkon (!) (!!) langsam aus – zum Glück ohne Nachwirkungen, Tagesalkohol vertrage ich ja nicht immer gut.

Zur Tagesschau gab es sogar noch Abendessen: Die Erbsen-Minz-Suppe vom Dallmayr, die ich ursprünglich als warme Vorspeise aus der Thermoskanne geplant hatte – doch dann waren mir die Umstände zu groß gewesen. Dazu Walnussbrot, danach Schokolade.

Abendunterhaltung: Der Münchner Tatort “Game Over”, der im E-Sport spielte und ein wirklich gutes Drehbuch hatte, mit manchen Kamera-Einstellungen wie in Ego-Shootern, ohne dass die alten Kommissare damit hadern mussten, was dieses E-Sports-Zeug bitte ist – der zudem zum Teil bei uns ums Eck im südlichen Bahnhofsviertel spielte (Geografie-treu1, also ohne Sprung zwischen den Stadtvierteln, wenn in der Handlung angeblich nur um eine Ecke gegangen oder gefahren wird). Wieder mal eine auffallend gute Darstellerin in einer Nebenrolle: Lea van Acken.

Noch kurzes Räumen für den Putzmann-Einsatz am Montag, dann Abschied vom herrlich langen Wochenende.

  1. Den Begriff habe ich gerade erfunden, gibt es in der Filmkunde sowas? []

Journal Samstag, 20. Mai 2023 – Tag der Lebensmittel (Einkauf und Zubereitung)

Sonntag, 21. Mai 2023

Nachtschlaf ok, allerdings mit einem Loch um halb drei: Heftiger Herzschlag ließ mich nach einem Klogang erstmal nicht wieder einschlafen.

Ich stand auf zum typischem Maigrau 2023. Als Allererstes setzte ich Kartoffeln für Kartoffelsalat zum Abendessen (für zu Fleischpflanzerl) auf: Ich suchte die kleinsten aus dem dieswöchigen Ernteanteil aus, bei Pellen statt Schälen würde mehr Kartoffel übrig bleiben.

Nach Bloggen über Morgenkaffee und Duschen machte ich mich auf die erste Einkaufsrunde.

Dress for the temperatures you expect, not for the ones you have. – so sagt man doch. War in den fahlen Sonnenversuchen auch fast nicht zu kalt.

Ich kaufte gemischtes Hackfleisch beim Schlagbauer, entnahm einem handgemalten Plakat zum 95. Geburtstag des Seniorchefs, dass dieser seine Lehre in der Metzgerei Meixner in meiner Geburtsstadt Ingolstadt abgeschlossen hat (einst berühmt für ihren Leberkäs, wie alle Innenstadt-Metzgereien in Ingolstadt schon lang aufgegeben). Nächster Einkaufsstopp: Billigschokolade im Discounter. Ich wäre bereit für Erdbeeren gewesen, doch die am Standl waren riesig und hell – der Verzicht fiel mir leicht.

Daheim kurzes Verräumen, dann ging ich mit Herrn Kaltmamsell zu den Luxus-Einkäufen für den Rosentag am Sonntag zum Dallmayr: Sonntags ist die Auswahl an feinen Restaurants in München sehr gering, so hatte der Herr ein Picknick vorgeschlagen – hatten wir schon lang nicht mehr zum Rosentag gehabt. Genau an diesem Sonntag sollte es auch für ein paar Stunden sonnig und warm werden.

Beim Dallmayr sahen wir uns erst gründlich um, dann kaufte ich vor allem Feinkostsalate.

Als wir am Obst anstanden, kamen aus einer Innentür eine festlich gekleidete Dame mit kleinem, geschmückten Hut und ein Herr im StresemannCut. Sie verließen mit einem “hier können wir auch raus”, gemurmelt vom Herrn, den Verkaufsraum auf direktem Wege. Nun wundert mich in der Münchner Innenstadt, zumal im Dallmayr, nur wenig, und ich hakte “StresemannCut live im Einsatz sehen” von meiner Lebensliste ab (weit, weit hinter dem bereits abgehakten “Frack tragen”).

Später besorgten wir noch Frühstückssemmeln und in der Landwehrstraße syrisches Gebäck, im Bahnhofsviertel trafen wir Freunde – die den Anlass für Hut (sie nannten ihn “fascinator”) und Stresemann kannten: Am Odeonsplatz, 5 Fußminuten vom Dallmayr, heirateten gestern ehemalige bayerische Königs. Sehen Sie: So locker und liberal toleriert man in Bayern Parallelgesellschaften.

Daheim machte ich uns Cappuccinos, zum Frühstück aß ich ein Laugen-Zöpferl und Banane mit Joghurt.

Lektüre der Wochenend-Süddeutschen, dazwischen ging ich immer wieder in die Küche für Handgriffe am aufwändigen Walnussbrot, das ich zum Rosentag backen wollte. Den Weizensauerteig hatte ich über die Woche davor gründlich aufgefrischt.

Nochmal eine Runde Tüchtigkeit: Ich bügelte die Wäsche der vergangenen Wochen – kein warmer Frühling bedeutet wenig Bügelwäsche. Dabei hörte ich zunächst das RBB-Kultur-Interview mit Katja Berlin zu ihrem aktuellen Tortengrafik-Buch Wofür Frauen sich rechtfertigen müssen (empfehlenswert, auch weil sie über ihre Arbeitsweise spricht), dann eine Folge Resonator (Podcast-Reihe der Helmholtz-Gemeinschaft) vom Juni 2022: Ein knappes Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sprach Holger Klein mit Prof. Christian Kuhlicke, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung das Department Stadt- und Umweltsoziologie leitet:
“Klimasichere Kommunen und Städte”.
Ein sehr informatives Interview über aktuelle Möglichkeiten, aber auch Grenzen des Hochwasserschutzes und die Rolle der Forschung darin (in Abgrenzung zu Politik und Verwaltung).

Weitere Brotback-Schritte, außerdem war ich ja fürs Abendessen zuständig: Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat.

Ich hatte sehr große Lust auf Rotwein, wir öffneten einen Prometus 2020 aus Castilla y León – war gestern genau das Richtige (passte allerdings gar nicht zum Essen).

Zum Nachtisch dann doch die ersten Erdbeeren der Saison: Die beim Dallmayr hatten meinen Ansprüchen genügt. Außerdem nach Langem mal wieder syrisches Gebäck vom Nawa.

Sorgen bereitete mir der Teig des Walnussbrots: Er ging vor lauter Sauerteig-Power bereits bei der Stockgare in der Schüssel sehr stark. Ich hatte die Übernacht-Gare im Kühlschrank geplant, und es war auch schon spät nachts – was ich aus Müdigkeit durchzog, obwohl meine Brotbackerfahrung mir sagte, dass dieser Teig nur noch eine kurze Stückgare im Gärkörbchen brauchte und dann gleich gebacken werden sollte. Hilft halt die ganze Erfahrung nichts, wenn sie nicht in den Tagesrhythmus passt.

Journal Freitag, 19. Mai 2023 – Rückkehr ins Dantebad zu St. Brück

Samstag, 20. Mai 2023

(Ich nehme als selbstverständlich an, dass der katholische Patron der Brückentage ebenfalls Nepomuk ist.)

Das Wetter probierte nochmal das mit dem Grau Und Kalt.

Nächsten Sonntag ist Rosentag, ich spazierte morgens zum vertrauten Blumenladen am Stephansplatz, um dafür die größten erhältlichen roten Rosen zu bestellen. Und erfuhr, dass meine Befürchtungen zum Grund der veränderten Öffnungszeiten vergangenes Jahr zutrafen: Schon an Ostern 2021 ist der legendäre Inhaber von Blumen Ruf verstorben. 60 Jahre lang hatte er den Laden laut seinem Nachfolger (den ich seit vielen Jahren als seinen Mitarbeiter kannte) geführt. Ich machte ein Foto vom Erinnerungsbild hinter der Theke, ließ mir ein wenig Geschichte des Geschäfts, der Inhaberfamilie sowie des Hauses (in Kirchenbesitz) erzählen und war traurig.

Es war wirklich wieder kalt, fürs Radeln zum Dantebad schlüpfte ich in Handschuhe.

So leer kannte ich die Fahrradständer vorm Bad nicht. Offensichtlich hatten noch nicht viele mitbekommen, dass das Bad wieder offen war (bis zur Schließung zum Energiesparen vergangenen Herbst war dieses Freibad ja ganzjährig geöffnet), weder im Sprudelbecken noch auf den Schwimmbahnen war viel los. Doch schon in der Dusche fühlte ich mich zurückgeholt, als zwei Damen smalltalkten:
„Bei uns im Haus hat si oana umbracht. Dabei war des a ganz a Netta.“
Typische Themen in dieser Community.

Schwimmen lief mittelgut, schon nach gut 1.000 Metern begann ich zu frösteln. Doch ich hielt ohne große Mühe durch, wärmte mich anschließend unter der heißen Dusche.

Nach der Schwimmrunde ging ich direkt auf Einkaufstour, aber diesmal nicht für Lebensmittel, die ich sehr gern einkaufe, sondern für Erledigungen, die ich zum Teil seit Monaten vor mir her schob.

1. Unterwäsche. In diesem Fall war der Beleg, den ich für Brauchen-vs.-bloß-Habenwollen benötigte, dass ich nicht nur einmal eine Waschmaschine nur zu zwei Dritteln ausgelastet gestartet hatte, weil ich keine saubere Unterwäsche in Hell oder in Dunkel mehr hatte. Mit der Beratung von Katrin Jänicke ging das im Torso wieder flott, unter anderem besitze ich jetzt zum ersten Mal im Leben einen BH mit albernen bunten Streublümchen – ich bin schon auch Design-offen (solange es super sitzt).

2. Cappuccino im San Lucas. Espresso von dort war eh wieder fällig (unter Berücksichtigung von Gelegenheiten, in den kommenden Wochen diesen Laden zu Öffnungszeiten zu erreichen), und diesmal passten alle Parameter, damit ich auch mal deren Cappuccino probieren konnte.

War ok (wie immer: für meinen! Geschmack), aber ich werde mich nicht arg grämen, dass es nicht so schnell eine Gelegenheit für eine Wiederholung geben wird.

Gegenüber beim Wimmer Frühstückssemmeln zählt nicht als Erledigung.

3. Capri-Laufhose. Ich hatte mir nach gründlicher Überlegung eine neue genehmigt, obwohl ich noch zwei alte (ca. zwölf und ca. sechs Jahre alt) besitze, die zwar zu groß sind, die ich aber durch ein eng geknotetes Bändel im Bund vom Rutschen abhalten kann. Der Genehmigungsfaktor: Handy-Tasche. Ich wünschte mir wirklich, wirklich eine integrierte Handy-Tasche für die Jahreszeit, in der ich keine Jacke mit Tasche trage. Das spätere Telefonat mit meinem sehr breit Sport-interessierten und sportlichen Bruder ergab: Andere Jogger*innen brauchen die nicht, weil sie ihr Smartphone ohne Jacke z.B. in Armbändern tragen – weil sie es nur zum Tracken oder als Abspielgerät verwenden, nicht wie ich fürs Fotografieren.

Kürzlich hatte ich entdeckt, dass es gegenüber vom Hauptbahnhof eine Filiale des Sport-Discounters Decathlon gibt, dorthin radelte ich – und fand eine solche Jogging-Caprihose. Nach einem bestimmten Schwimmbrillen-Modell mit verdunkelter/verspiegelter Front für Sonnenschwumm im Freien suchte ich auch, doch dieser Hersteller war nicht im Sortiment, und da ich keine beliebige Schwimmbrille kaufen wollte (ich hatte im Leben zu viele nicht sitzende), beschloss ich, dass ich auch diesen Sommer ohne auskommen werde.

Von wegen Radeln: Das war gestern ein besonders wüster Albtraum. Schon auf dem Weg zum Dantebad standen an den roten Ampeln bis zu 20 Radler*innen inklusive Lastenrädern, da reichte dann schon mal eine Grünphase nicht für alle. Und das letzte Stück Heimweg auf der Schillerstraße fühlte sich geradezu weltstädtisch an (also: Weltstadt ca. 1975): Die vielen Baustellen links und rechts trieben die Fußgänger*innen auf die Straße, auf der bereits Autos wegen einmündenden Verkehrs gut verkeilt nicht mehr weiterkamen. Durch diese Knäuel hob und schob ich mein Fahrrad, um überhaupt voran zu kommen.

Zum Frühstück gab es kurz nach drei eine Körnersemmel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Dann gleich die letzte Erledigung für den Tag: Eine Reise-Yogamatte. Ich wusste einen Yoga-Laden im Glockenbachviertel, der mir eine Bestellung im Internet ersparen sollte. Nur dass der nach vielen Jahren just jetzt dicht gemacht hatte. Also dann doch online bestellt.

Zurück daheim setzte ich die Tüchtigkeit fort und nähte die neue Wanderhose etwas enger, die ich auf der Himmelfahrtswanderung erstmals getragen hatte: Kleine Abnäher im Bund auf beiden Seiten stabilisierten sie in der Taille.

Um fünf war ich mit meinem Bruder zu einem Telefonat verabredet, erfuhr aktuelles Leben.

Eine Runde Yoga-Gymnastik, die Folge 14 in Adrienes “Move” war erst die zweite ruhige.

Zum Nachtmahl servierte Herrn Kaltmamsell Mafaldine mit scharfer Tomatensauce und Ricotta, dazu gab es Ernteanteil-Salat mit Ernteanteil-Kresse von mir. Und kein Fernsehen, weil anscheinend der Kabelanschluss im Haus kaputt war. Zumindest für die Tagesschau um 20 Uhr behalfen wir uns mit Internet. Nachtrag: Nachtisch ein wenig Eiscreme sowie Schokolade.

Abschließende Tüchtigkeit: Sehr wahrscheinlich tat ich die letzten Schritte, damit ich ab Juni ein Deutschlandticket in Form eines verbilligten Jobtickets bekomme. Sicher kann ich mir erst Ende Mai sein, wenn es auf mein Handy runterladbar ist.

Journal Donnerstag, 18. Mai 2023 – Kalte Himmelfahrtswanderung am Starnberger See um Berg

Freitag, 19. Mai 2023

Lang geschlafen, das war schön.

Das Draußen verblüffte mit Sonnenschein. Doch es war saukalt, und schon ab vormittags waren dichte Wolken angekündigt.

Dennoch hielten Herr Kaltmamsell und ich an unserem Wanderplan fest: Wir wollten die Runde am Standberger See wiederholen, die wir im April vor vier Jahren schön gefunden hatten, von Starnberg aus um Berg. Hintergrund-Infos und wichtige Ansichten finden Sie in diesem Blogpost.

Die gestrige Runde war mindestens so schön, an die meisten Passagen konnte ich mich gar nicht erinnern. Allerdings war es halt kalt, ich wechselte meine leichte Fleece-Jacke überm Shirt nach wenigen hundert Metern gegen eine windabweisende Wanderjacke, und die Himmelfahrts-Spaziergänger*innen, denen wir begegneten, trugen dicke Anoraks und Wintermäntel, viele Mütze.

Sonnige Abschnitte erlebten wir nur eine Stunde lang, sonst grauen Himmel, gegen Ende unserer Runde immer düsterer. Doch wir sahen Haubentaucher, Gänseküken, Rotkehlchen, Hühner, über den Starnberger See flitzten Schwalben und Mauersegler, auf den Weiden standen Kühe, Schafe, Pferde. Und in der Luft um den See wieder viele, viele, viele Mückenschwärme.

Zeitgenössischer Brückenheiliger Nepomuk.

Schafe in Leoni.

Neben einem von mehreren interessanten und leeren alten Sommerfrische-Häusern, die in Leoni offensichtlich kurz vor der Renovierung stehen, verließen wir den Starnberger See und stiegen hinauf.

Auch beim zweiten Besuch eine besondere historische Absurdität: einer der 174 noch erhaltenen Bismarcktürme.

Schon 1881 diese grässliche Manager-Angewohnheit, Sprachen zu vermischen.
(Wenn’s Volk aber kurzfristiges commodum priorisiert?)

Mai-Farben.

In einem windschützenden Bushäuschen vor Sibichhausen machten wir um halb drei Brotzeit: Äpfelchen, Eierlikörkuchen.

Beim Fortsetzen der Wanderung hielten wir vergeblich Ausschau nach der kleinen Kapelle, in der wir vier Jahre zuvor Rast gemacht hatten. Spätere Recherche ergab: Die nebenstehende Linde hat sie bei einem Sturm im August vergangenen Jahres zerstört.

Ein wirklich schöner Fußballplatz.

Nach (unzuverlässig gemessenen) 18 Kilometern und knapp fünf Stunden kehrten wir in Starnberg in den Tutzinger Hof ein (offiziell Wirtshaus im Tutzinger Hof, sonst findet Google es nicht).

Auf das Brotzeitbrettl hatte ich mich schon gefreut, ich schaffte es fast ganz zu meinen beiden alkoholfreien hellen Bieren (die mir gestern ganz besonders schmeckten).

Mit der Rückfahrt hatten wir Glück: S-Bahnen fuhren wegen einer Stellwerkstörung gar keine, doch eine Regionalbahn von Weilheim hielt in Starnberg und nahm uns nach München mit. Auch dort war es kalt, daheim drehte ich erstmal die Heizung auf. Noch ein wenig Schokolade zum Nachtisch.

Im Bett begann ich die Lektüre des Granta 163, Best of Young British Novelists 5. Gleich die erste Geschichte war spannend – wenn auch anstrengend zu lesen: Der Schotte Graeme Armstrong schreibt seinen Text über eine Jugend in Gangs und mit Drogen in schottischem Dialekt, “The Cloud Factory”.

§

Maximilian Buddenbohm hat seinen Schwiegervater verloren und schreibt einen Nachruf auf diesen ungewöhnlichen Menschen:
“Es bleiben Rätsel übrig”.

Wie schade, wenn man interessante, faszinierende Menschen erst durch Nachrufe kennenlernt. Doch zu seinen Lebzeiten hätte Maximilian halt kein Portrait von Buddenbohms Willi bloggen können, er hätte es ebensowenig verantworten können, ihn textlich in die Öffentlichkeit zu schieben wie mit einem Foto – wobei ein Einverständnis bei einem Foto ja noch viel einfacher einzuholen ist.

Journal Mittwoch, 17. Mai 2023 – Mein Problem mit manchen Autobiografien: Jennette McCurdy, I’m Glad My Mom Died

Donnerstag, 18. Mai 2023

Auch eine Drei-Tage-Woche (ich darf am Freitag wieder St. Brück huldigen) kann sich ganz schön ziehen. Beim Aufwachen kurz vor Weckerklingeln (nach gutem Schlaf, allerdings wieder mit verschlungenen Träumen) freute ich mich sehr aufs Ausschlafen an den vier freien Tagen.

Es regnete nicht mehr, auf dem Weg in die Arbeit sah ich sogar fahles Sonnenlicht, dafür war es nochmal ein wenig kälter geworden.

Im Büro brauchte ich meine Strickjacke überm Pulli: Auf dieser Seite des Gebäudes wärmt Sonne nicht mal, wenn sie scheint. (Was werde ich mich im brüllheißen Hochsommer noch freuen!)

Unter weiteren blauen Flecken am Himmel und in weiterhin unangenehmer Kälte ging ich auf einen Mittagscappuccino in die Gollierstraße.

Mittagessen war später Mango (ich hatte eine harte, unreife erwischt) mit Sojajoghurt und Bananen.

Vorfreude auf die vier freien Tage um Christi Himmelfahrt wollte sich vorläufig nicht einstellen, weil ich ja am (für mich späten) Abend noch eine Verpflichtung hatte: Tanzkurs.

Daheim aromatisierte ich für danach Weißwein mit Waldmeister, turnte Yoga-Gymnastik, aß einen kleinen Eiweißriegel und schlug dann halt eine Stunde mit Lesen hier und da tot, bis endlich Zeit zum Aufbruch war. (Dieser Kurs war unsere letzte Gelegenheit für Block C, da danach unsere bereits gezahlten 10er Kurskarte verfallen wären.)

Diesmal lernten wir im Lindy Hop nach dem Jig Walks von vergangener Woche den 8-count Charleston. Tatsächlich ein wenig komplexer, wir verbrachten die längste Zeit mit Üben dieses Grundschritts in wechselnder Paar-Kombination. Und mit wechselndem Erfolg.

Als wir um halb zehn nach Hause kamen, goss ich uns Waldmeister-Bowle ein, Herr Kaltmamsell wärmte die Reste des Currys Butter Chickpeas vom Vorabend auf, immer noch besonders gut. Zum Nachtisch gab es Eierlikörkuchen.

Das neue Granta war endlich eingetroffen: Die Ausgabe 136 ist die fünfte “Best of You Bristish Novelists”. Auf die hatte ich mich besondes gefreut und besonders gebangt, ob sie es durch die Post-Brexit-Komplikationen zu mir schaffen würde. Am Absender-Aufkleber lernte ich, dass der Verlag den Aussand jetzt über einen deutschen Partner abwickelt, der alle für Deutschland bestimmten Exemplare gesammelt bekommt und dann einzeln adressiert in die Post gibt (den Mechanismus nutze ich beruflich zum Portosparen z.B. für Großaussände an österreichische Adressen). Künftig bange ich also weniger.

§

Jennette McCurdy, I’m Glad My Mom Died

Erst beim Lesen wurde mir klar, dass das kein Roman, sondern eine Autobiografie ist – wahrscheinlich hätte ich mir mit diesem Vorwissen die Buch-Datei nicht bei der Münchner Stadtbibliothek ausgeliehen. Zum einen lese ich lieber gut erfundene und erzählte Geschichten, gerne auch nicht realistische oder nicht realistisch erzählte, zum anderen fühle ich mich ein wenig gemein, wenn ich an wirklich so erinnerte Lebensgeschichten von Laien-Autorinnen dieselben Maßstäbe für literarische Mittel anlege wie an Romane.

Diese konkrete Erinnerung ist die einer jungen Frau an ihre Vergangenheit als Kinderschauspielerin in Hollywood, an die absurden Details der Branche, vor allem aber an ihre psychisch offensichtlich schwer kranke Mutter, die sie zu dieser Karriere trieb. Und genau in dieser Mutter-Darstellung liegt mein Problem mit der Erzähltechnik: Die ganze Geschichte wird post-therapeutisch erzählt, McCurdy beschreibt sich als Kind inklusive Analyse, wie sie damals wodurch von ihrer Mutter manipuliert wurde, was also ihre eigentliche Motivation für ihr Verhalten war. Und sie beschreibt auch die zum Teil furchtbaren Zustände in ihrer Familie, wie sie diese als Erwachsene erkannt hat – nur relativiert durch regelmäßige Hinweise, dass sie diese als Kind als nicht ungewöhnlich wahrnahm. Das macht das ganze Buch im Grunde zu einer großen Therapie-Erzählung, in der sie den Ursachen und Mechanismen ihrer lebensgefährlichen Essstörungen und ihres Alkoholismus nachgeht.

So las ich interessiert, aber mit einem gewissen Unwohlsein, weil ich mich zu Voyeurismus gedrängt sah, wie dieses Kind auf jede Regung ihrer launischen und tyrannischen Mutter achtet, um ihr entgegenzukommen, wie es sich zum Schauspielen überreden lässt, bald die gesamte vielköpfige Familie mit ihrem Einkommen finanziert, wie sich das junge Mädchen von seiner Mutter gezielt zur Anorexie erziehen lässt, wie es sexuelle Gewalt erfährt, als junge Frau in einen immer stärkeren Sog der Selbstzerstörung gerät, wie sie langsam lernt, sich davon zu befreien (aus dieser Erwachsenenzeit gut und realistisch geschildert, wie sie als Essgestörte Essen und Nahrungsmittel wahrnimmt).

Selbst wenn ich das Buch nur innerhalb seines Genres Hollywood-Autobiografien betrachte und z.B. mit You’ll Never Eat Lunch in This Town Again von Julia Phillips vergleiche oder mit Postcards from the Edge von Carrie Fisher, kommt es sprachlich und erzähltechnisch nur mittelgut weg.

Journal Dienstag, 16. Mai 2023 – Regen jetzt wieder strömend

Mittwoch, 17. Mai 2023

Guter Nachtschlaf, diesmal auch mit echter Munterkeit in den Tag hinein. Wetter weiterhin grau, dafür noch ein wenig kälter, zumindest kam ich wirklich trocken in die Arbeit.

Dort war mein Arbeitsplatz umgezogen worden, das beschäftigte mich erst mal. Dann aber geplantes Vormittagsprogramm (ich mag so Veränderungen wie Umzüge auch, weil sich dann eine Weile selbst Routinearbeiten ein bisschen neu anfühlen).

Mittagessen Sahnequark mit Joghurt, Banane.

Immer noch Erkältungsgefühl, aber nicht wirklich belastend, nur ein bisschen nervig.

Aus dem dunkelgrauen Himmel wurde immer wieder Regen, mal mehr, mal weniger, ein Gewitter war auch dabei, dann wieder ausdauern und kräftig – schlechtes Wetter kann so abwechslungsreich sein! Und ich habe das Geräusch von Regenprasseln gründlich satt.

Der Arbeitstag hatte durchaus ein paar Umdrehungen Irrsinn, doch solange ich’s noch merke, bin ich nicht vollständig assimiliert. Heimweg in strömendem Regen unterm Schirm, zumindest nicht so heftig, dass ich von unten richtig nass wurde. Abstecher in den Vollcorner für Milchprodukte.

Daheim rührte ich erst mal den Kuchen für die nächsten Tage und zwar meinen Liebling Eierlikör-Rührkuchen. Obwohl das ein Standard-Rezept ist, hielt ich diesmal mein Vorgehen in der Rezepte-Abteilung des Blogs fest. Diesmal gelernt: Bio-Rapsöl ist nicht ideal für diesen Kuchen, es schmeckt vor.

Während der Kuchen im Ofen war, turnte ich eine weitere Folge Yoga-Gymnastik, diese sehr flott und recht anstrengend.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell ein besonders köstliches Curry: Er hatte den Klassiker Butter Chicken gemacht, nur mit Kichererbsen statt Hühnchen. Dazu Brokkoli, weil er “was Grünes” dazu wollte (passte hervorragend) und Reis mit Pandanblatt gedämpft, das noch vom Sri-Lanka-Curry übrig war (ganz leichte Aromatisierung).

Zum Nachtisch gab’s warmen Eierlikörkuchen und Schokolade.

§

Alte Fotos!

Vor zehn Jahren:

Ganz erstaunlich, welche Fortschritte die Digitalfotografie seither gemacht hat, ich bin immer noch überwältigt, wie gute Aufnahmen mein Handy heutzutage macht.

Vom Mai 2003 habe ich keines gefunden (aus diesem Jahr gibt es überhaupt auffallend wenige Fotos).

Aber vor 30 Jahren machte ich im Mai Urlaub in Swansea und besuchte die Freundinnen, die ich ein Jahr zuvor während meines Auslandsstudiums kennengelernt hatte.


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