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Journal Sonntag, 14. Juli 2024 – Tegernseer Höhenweg mit vielen, vielen anderen

Montag, 15. Juli 2024

Gut und lang geschlafen, nach Aufwachen kurz vor sechs nochmal so tief, dass ich kaum rauskam aus dem Schlaf. Der Morgen startete kühl, zu kühl für Balkonkaffee.

Haarige Dinge: Nach diesem und dem vorherigen Haarschnitt (aus derselben Hand) gab es praktisch keine Übergangsphase zwischen frisch geschnitten und brauche dringend einen neuen Haarschnitt. Auch diesmal schien meine Haarpracht (ernst gemeint, ich habe sehr dichtes und dickes Haar, finde ich gut – möglicherweise bin ich die einzige Frau, die nicht mit ihrem angeborenen Haupthaar hadert, auch nicht mit der Farbe; nein, auch damit geht nicht jeder erdenkliche Schnitt, jede Frisur, aber ich habe schon eine besonders große Auswahl) von einem Tag auf den anderen zu explodieren, ich hatte wieder Bärenfell-Gefühle, das Trockenföhnen dauerte schlagartig doppelt so lang. Doch der nächste Haarschnitt ist auf kurz vor der Jahrhunderthochzeit terminiert, ich werde noch drei Wochen aushalten müssen.

Plan für gestern war eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell, ausnahmsweise am deutlich bevölkerteren Sonntag statt am Samstag, weil er am Vortag durch eine Einladung verhindert war. Ich hatte den Tegernseer Höhenweg ausgesucht, inklusive einem Zusatzstück am Anfang von Gmund aus. Das Wetter war als sonnig und nicht zu heiß angekündigt. Um halb zehn machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, da brauchte ich noch ein Hemd überm ärmellosen Shirt.

Ein Mann und eine Frau in Wanerkleidung fotografieren sich im Spiegel in einer Wohnung

Der Zug Richtung Tegernsee (ein Dreierzug mit zweimal Teilung dorthin) war 15 Minuten vor Abfahrt bereits gut besetzt.

Unter einem Schild "München Hbf" steht draußen ein roter Zug, der mit Graffiti besprüht ist

Stehen mussten die Passagier*innen aber erst ab dem Halt am Harras.

Alpenlandschaft mit See und Bäumen, im Vordergrund Wiese

Hallo Tegernsee (See)!

Schmuckes altes Fachwerk-Bahnhofsgebäude, davor ein Schild "Gmund" darauf zu gehen viele Menschen

Hallo Gmund! Die vielen Leute wollten zum Glück nicht alle auf dem Tegernseer Höhenweg nach Tegernsee (Ort). Aber deutlich mehr davon, als mir lieb war. Ich merkte, dass ich viel weniger oft zum schlichten Rumschauen stehenblieb, als ich ohne Wander*innen vor und hinter mir getan hätte.

Blick zurück nach Gmund.

Der Sonnenschein hielt nur anderthalb Stunden, dann kamen dichte und dunkle Wolken über die Alpenkette. Doch das Wetter ersparte uns Gewitter und Regen.

Weg in einem Wald, hinter dem man Sonnenschein sieht

Blick auf einen sommerlichen See vor Bergkulisse

Blick auf See vor Berg

Diesen Aussichtspunkt hatte ich als Brotzeitort angepeilt, doch wir waren eine Stunde früher dort als nach der Wegbeschreibung berechnet – zu früh für Brotzeithunger, wir gingen weiter. Nach zweieinhalb Stunden Wanderung, jetzt bereits deutlich im Tegernseer Höhenweg Süd, den wir schon kannten, setzten wir uns auf eine Bank im Wald. Ich brotzeitete ein Glas mitgebrachten Quark mit Joghurt und Nektarinen.

Abschüssiger Wanderweg mit einer tiefen Furche, ein Wanderer von hinten

See-Ufer, daran ein Bootshaus, dahinter alte schöne Gebäude

Zurück in Tegernsee (Ort). Nach den Angaben der Beschreibungen hatte ich sechs Stunden für die Route veranschlagt, doch wir waren bereits nach weniger als fünf Stunden für die gemessenen 16 Kilometer mit einer Pause zurück am Bahnhof. Wo mit uns viele, viele Menschen in den Zug zurück nach München stiegen, wir bekamen keinen Sitzplatz mehr. Der mir sehr recht gewesen wäre, denn meine Beine waren nach recht zackigem Auf und Ab müde (wahrscheinlich schneller als sonst gegangen, weil keine Gelassenheit) – wir fühlten uns überhaupt alle beide erstaunlich erledigt für die eher übersichtliche Wanderung. Die Luft auf dem Weg nach München war im Zug durch die vielen Menschen stickig, doch es herrschte gute Stimmung. Ich las auf dem Handy Vicki Baums Memoiren weiter (um mich herum auffallend viele Buchleser*innen).

Wie geplant stiegen wir schon an der Donnersbergerbrücke aus und nahmen eine Tram zum Hirschgarten fürs Abendbrot – und hinkten beide auf den letzten Metern zum Biergarten heftig: Herr Kaltmamsell laboriert immer noch an seiner Ferse (auch wenn er betont, dass sie besser wird), mir machte gestern nach der Ruhehaltung auf der Rückfahrt besonders meine Plantarfasziitis rechts zu schaffen.

Zu meiner großen Freude war der Steckerlfischstand Fischer Vroni in Betrieb, und bei Ankunft waren gerade Makrelen fertig gegart: Ich kaufte eine. Herr Kaltmamsell besorgte Radlermaßen und Breze, für sich einen Schweizer Wurstsalat.

Durch einen Zaun in ein Tiergehege fotografiert, darin sieht man einige Hirsche

Biergartentisch mit gegrillter Makrele, Wurstsalat, Riesenbreze, zwei Maß Radler, neben Tisch Zaun, durch den man einen Hirschen erahnt

Eine wunderbar saftige Makrele, gute Breze, gutes Radler. Und ich genoss das Biergartentreiben um mich herum, im Hirschgarten finde ich es besonders vielfältig und heimelig.

Mit einer Tram fuhren wir nach Hause, einige Passagier*innen in Fußballtrikots mit spanischer Flagge erinnerten mich daran, dass gestern das Finale der Männerfußball-EM ausgetragen wurde.

Daheim Räumen, Vorbereitung des Arbeitstags, Käsekuchen und Schokolade zum Nachtisch. Ich ließ im Fernsehen den zweiten Downton-Abbey-Kinofilm laufen, zumindest die erste halbe Stunde sah recht langweilig aus.

Journal Freitag, 12. Juli 2024 – Wochenabschluss mit wechselndem Wetter und florentiner Brotzeit

Samstag, 13. Juli 2024

Nach recht gutem Schlaf kurz vor Weckerklingeln müde aufgewacht. Nachts hatte ich Regen mitbekommen, umso mehr freute ich mich über einen hellen, trockenen Morgen, dessen Temperatur mir Balkonkaffee ermöglichte.

Blick über die Brüstung eines Balkons mit Pflanzen, im Vordergrund auf einem Tisch Kaffeetasse und Wasserglas, im Hintergrund blauer Himmel, Bäume

Derzeit ist es wieder allmorgendlich spannend, wo ich meine Süddeutsche finden werde. Neben dem regulären Briefkasten hatte ich bereits: Vorm Aufzug im Wohungsgeschoß, vorm Briefkasten auf dem Boden, vor der Haustür auf dem Boden. Heute neu: Zwischen den Gitterstäben des Hoftors, der Feuchtigkeit des Papiers nach lag sie da schon eine ganze Weile.

Ruhiger Arbeitstag. Mittagscappuccino im Westend, ich geriet unterwegs in leichten Regen.

Blick aus Caféfenster, im Vordergrund auf Holz ein Tässchen Cappuccino, draußen Straße, auf der gegenüberligenden Seite geht eine Frau mit Regenschirm vorbei

Mittagessen Quark mit Joghurt, reichlich Nektarinen, die sehr unterschiedlich reif und gut schmeckten.

Nachmittag mit Kreislaufgewackel und Schwindel, pünktlicher Feierabend, ich ging über Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner heim, jetzt wieder in Sonne.

Random Erinnerung: In dem pubertären Alter, in dem Altersgenoss*innen mit Schminke, Frisur und Kleidung provozierten, las ich in einem Artikel über Graphologie, dass nach links geneigte Schrift von Arroganz und Egozentrik zeugten. Und trainierte mir das gezielt an.
(Bis heute in meinem Schriftbild sichtbar.)

Daheim packte ich nur kurz aus, zum frühen Abendessen war ich verabredet: Mit einer Florenz-erfahrenen Freundin im aktuellen Lokal im Müller’schen Volksbad, der Rustikeria. Dort wurde eine florentiner Brotzeit-Spezialität angeboten, die die Freundin kannte und schätzte: Schiaccata, besonders köstlich belegte Bocadillos.

Vor knallblauem Himmel zwei Kirchtürme, davor Bäume

Hin spazierte ich durch Hochsommer, an der Isar herrschte reges Leben.

Außengastronomie vor einem alten Gebäude mit der Aufschrift "Karl Müllersch...", Torbögen

Eigentlich war für Freitagnachmittag Temperatursturz und Regen angekündigt, doch wir konnten im schönen Außenbereich sitzen. Die weiterhin anhaltende Baustelle Ludwigsbrück ignorierten wir, fragten uns aber schon, ob sie ähnlich wie die Baustelle Sendlinger Tor bald 500. Jahrestag feiert.

Auf einem Tisch zwei Bretter mit belegten Brotfladen, dazwischen zwei Gläser Rotwein, ein Schälchen schwarze Oliven

Die belegten Brote (ich hatte eine Variante mit gekochtem Schinken, Thunfischpüree, Ruccola) schmeckten sehr gut, auf den Rotwein (Sangiovese) hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Zum Nachtisch aßen wir Tiramisu (gegenüber) und Panna cotta mit Waldfrüchten (im Glas, nicht gestürzt), waren auch damit sehr zufrieden. Die Tischreservierung war eigentlich auf zwei Stunden beschränkt, doch da sich nun wirklich ein Unwetter zusammenbraute, durften wir sitzen bleiben, so lang wir wollten oder es möglich war. Ich bestellte noch einen Hugo.

Das Wetter hielt, bis wir beide in unseren jeweiligen Transportmitteln nach Hause saßen.

In einer Straßenbahn , draußen dunkel, im Fenster spiegelt sich eine Frau, die das fotografiert

Plausch mit Herrn Kaltmamsell, während es draußen blitzte und donnerte, schließlich setzte Regen ein.

Im Bett weiter in Vicki Baum, Es war alles ganz anders. Erinnerungen gelesen – mit großem Vergnügen und Genuss: Auch in solch einem Standard-Genre wie Memoiren schafft Vicki Baum mit leichter Hand Originelles – zum Beispiel indem sie mit Ansage über ihren (doofen, lächerlichen, verachteten) Vater schreibt, tatsächlich aber der Hintergrund, vor dem sie ihn schildert, die eigentlich Geschichte ist, nämlich ihre eigene Lebenssituation zu bestimmten Zeiten. Wie bei Menschen im Hotel wundert mich nicht, dass das Werk (veröffentlicht 1962) bis heute aufgelegt wird.

Journal Mittwoch, 10. Juli 2024 – Wiederaufnahme der Orthopädie

Donnerstag, 11. Juli 2024

Mittelunruhige Nacht, aber ich bekam genug Schlaf. Zu meiner Überraschung stand ich zu einem milden, trockenen Morgen auf, der mir sogar Morgenkaffee auf dem Balkon ermöglichte – der Sommer war beim Gehen dann doch in der Tür nochmal stehen geblieben, das kenne ich selber gut beim Abschied.

Blick über eine Balkonbrüstung in Bäume und blauen Morgenhimmel

Ich hatte etwas mehr Zeit am Morgen, denn der Tag startete mit einem Termin bei einer neuen Orthopädie. Mittlerweile nehme ich bei wahrscheinlichen Altersbeschwerden wie im Moment einfach den nächstbesten, und im nahegelegenen Orthopädie-Zentrum mit vielen angestellten Ärzt*innen gab es schnell einen Termin.

Dass Ärzt*innen deutlich jünger sind als ich, kenne ich ja seit Jahrzehnten. Darauf habe ich mich mittlerweile aktiv so sehr eingestellt, dass ich gestern bereit war, den Arzthelfer-Lehrling mit reichlich Metall und Tinte in der Haut als meinen neuen Orthopäden zu akzeptieren. SO alt bin ich. Behandelt wurde ich dann aber von einer Orthopädin in auch für mich ersichtlich erwachsenem Alter.

Auch diese Dr. Orth interessierte sich für nichts außer dem konkreten schmerzenden Fuß (ich nannte nur den linken, die rechte Ferse ist halt Plantarfasziitis, recht zweifelsfrei selbstdiagnostiziert mit Hilfe von Dr. Internet, geht von allein wieder weg) – ist meine Laien-Sicht so verkehrt, dass gerade orthopädische Beschwerden immer im Zusammenhang mit dem gesamten Bewegungsapparat stehen, rein physikalisch? Zumindest fasste sie mich auch an und war mir sympathisch. Ich hatte von Anfang an die Lizenz zu “kann man nix machen” ausgestellt, zumal ich wie vorhergesehen ihre Tipps von Dehnen bis Muskelstärkung Fußgewölbe eh schon befolge. Aber jetzt habe ich ein Rezept für neue Einlagen (das Vorläufermodell ist von vor Hüft-OP), und Frau Dr. dachte so lang nach, bis sie mir Fußübungen anbieten konnte, die ich noch nicht kenne und mache. Die dreiseitige Anleitung bekam ich als PDF zum Download aus meiner Kundenakte der Praxis. (Patient*innenfragebogen gab’s an der Anmeldung per QR-Code aufs eigene Handy, schick!)

Das alles ging inklusive Formalien sehr flott, nach 15 Minuten stand ich wieder auf der Sendlinger Straße und machte mich auf den Weg in die Arbeit. Es war immer noch sommerlich, dazu ging ein leichter Wind, ich genoss den Fußmarsch.

Auf einer Wiese in einem Park ein Zelt aus silbernen PLatten, darunter schläft ein Mensch

Im Nußbaumpark gerade Kunst, die der tatsächlichen Nutzung entgegen kommt.

Im Büro empfing mich erstmal Querschussfeuer, doch nach einer halben Stunde konnte ich mir die eigentlichen Aufgaben des Tages vornehmen. Ausgebremst wurde ich von der Technik – aber auf völlig neue und unerwartete Weise, ich konnte mich nicht über Langeweile beklagen.

Screenshot einer Fehlermeldung "Verfügbare Aufgaben sind derzeit nicht verfügbar"

Mittagscappuccino bei Nachbars. Eher spätes Mittagessen war dann eingeweichtes Muesli mit Joghurt, Pfirsiche.

Erst um drei verdunkelte sich der Himmel wirklich bedrohlich, die angekündigten Unwetter. Es dauerte aber noch über eine Stunde, bis es wirklich gewitterte.

Der Arbeitstag endete mit der schlimmen Erkenntnis, dass erst Mittwoch war.

Heimweg nach dem Regen über Lebensmitteleinkäufe. Doch der hellere Himmel hatte getrogen: Trotz immer klarerem Sonnenschein wurde ich auf den letzten 500 Metern kräftig angeduscht.

Zu Hause eine Einheit Pilates, strengte an und tat gut. Herr Kaltmamsell war beruflich aushäusig, ich machte mir als Nachtmahl Rahmspinatsuppe mit verlorenen Eiern, setzte mich zum Essen auf den Balkon.

Auf einem Balkon Holztisch und Holzbank, auf dem Tisch ein Teller mit Spinat, ein Wasserglas, ein aufgeklappter Laptop, vor dem Balkon Bäume und Abendsonne

Zum Nachtisch gab’s vom restlichen Pfirsich-Crumble mit Buttermilcheis und noch ein wenig Schokolade. Überraschender Vogel-Besuch im Baum vorm Balkon: Eine Wacholderdrossel, die ich aus den Isarauen gut kenne und deren Schnarren ich deshalb gleich erkannte. Mal sehen, ob sie bleibt.

§

Gaga hat ihre Mutter verloren und kümmert sich jetzt um die Bestattung.
Neben den Aufgaben, die das umfasst, beschreibt sie auch ihre Gefühl dabei.

Journal Dienstag, 9. Juli 2024 – Lerchenlauf in Teilzeit-Sommer

Mittwoch, 10. Juli 2024

Eine gute Nacht, der sehr frühe Wecker holte mich aus tiefem Schlaf. Doch ich wollte ja dringend vor der Arbeit Laufen gehen: Diese Woche war sehr wahrscheinlich kein weiterer Sommerwettermorgen drin, und im August würde es wahrscheinlich vor der Arbeit schon wieder zu dunkel sein.

Draußen roch es herrlich, die Sonne strahlte von wolkenlosem Himmel, über den Isarauen hing immer wieder leichter Morgendunst. Ich roch die nächste Welle Lindenblüten, aus der Süddeutschen weiß ich inzwischen, dass es in München unterschiedliche Sorten gibt, die nacheinander blühen, alle dieses Jahre besonders intensiv. Das ist selbst mir dieses Jahr ein bissl zu arg, meinetwegen dürfte es jetzt auch mal wieder anders riechen.

Das Laufen war erstmal beschwerlich, weil meine Füße besonders stark schmerzten (links sehr unangenehm Mittelballen und Zeigezehe, rechts weniger schlimm die Ferse); es brauchte eine Weile, bis das weggelaufen war – dann genoss ich das Traben (zahlte aber mit bösen Schmerzen beim Gehen den ganzen Tag über – Orthopädietermin in Kürze, aber ohne große Hoffnung).

Blick durch eine alte gemauerte Brücke auf Fluss und Flussauen, im Hintergrund Kirchtürme

Flusslandschaft von den Auen aus, mit Steinen, Bäumen

Holzsteg mit Reling zwischen Bäumen, in der Morgensonne

Blick über hölzerne Ballustrade auf einen schäumenden Fluss mit Gischt

Grabsteine auf altem Friedhof in Morgensonne mit Schatten der Fotografierenden

Daheim schwitzte ich aus, während ich die Wohnung hitzefest machte. Duschen und Fertigmachen, Fußmarsch in die Arbeit, wieder traf ich 40 Minuten später als sonst ein (was wirklich kein Problem ist).

Emsiger Vormittag, aber ich konnte auf einen Mittagscappuccino raus.

Cappuccino auf Bank vor Fenster, daneben nacktes Bein in braunem Wildlederschuh
Fast garnicht gestellt.

Hier war ich schon lang nicht mehr gewesen – und wusst nach dem ersten Nippen auch wieder warum: Für meinen Geschmack ist der Cappuccino zu stark. Aber allein wegen des Spaziergangs durch Sommerdüfte und immer noch lediglich -wärme hatte sich der Ausflug gelohnt.

Mittagessen später am Schreibtisch: Rote-Bete-Rest vom Vorabend, Mango mit Sojajoghurt.

Nachmittag mit verschiedenem Interessanten, aber auch Anstrengenden. Es wurde eher spät.

Schöne Überraschung gleich hinter der Arbeit: Eine Eidechse lief mir über den Weg. Es war mittlerweile auch heiß genug dafür.

Kurzer Einkauf für den Abend. Daheim in der gut gekühlten Wohnung machte ich erstmal den Nachtisch nach einem Rezept, das gerade auf dem Weg in ein Kochbuch ist, auf das ich mich sehr freue: Pfirsich-Rosmarin-Crumble.

Das eigentliche Nachtmahl machte Herr Kaltmamsell mit dem Ernteanteil-Spitzkohl: Okonomiyaki.

Na gut, auf den neuen Bast-Sets sehen die Glasteller wirklich gruslig aus.

Serviert mit dem im Rezept empfohlenen Buttermilcheis (aber nicht in Einzelportionschälchen zubereitet). Sehr guter Nachtisch. Während wir aßen, verabschiedete sich der Sommer nach lediglich etwas mehr als einem Tag wieder: Der Himmel zog mit Gewitterwolken zu, die Wettervorhersage machte keine Hoffnung. Ich nutzte die letzte Trockenphase für Lesen auf dem Balkon. Im Bett las ich weiter Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Glänzende Aussicht – ein sehr seltsamer Roman: sprachlich immer wieder ungelenk (die Übersetzung?), viele Erzähltechniken lesen sich gewollt originell, ohne wirkich motiviert zu sein.

Journal Sonntag, 7. Juli 2024 – Vergnügter Isarregenlauf und Ausdauerbügeln

Montag, 8. Juli 2024

Diesmal mittelguter Schlaf, aber davon genug. Ich zog den Rollladen zu dunklem Himmel und kühler Luft hoch, der Regen hatte aufgehört – vorläufig, bereits für den Vormittag war mehr Regen angekündigt.

Er setzte genau dann ein, als ich nach Bloggen und Milchkaffee kurz nach zehn das Haus für eine Laufrunde an der Isar verließ. War mir egal, ich hatte mich ausgerüstet.

Selfie einer Frau mit beiger Schirmmütze und Brille in einer modernen U-Bahn

U-Bahn nach Thalkirchen, dort regnete es sanft – so blieb das auch die ganze Laufrunde von 100 Minuten hindurch. Doch ich zog die Kapuze der Jacke über meine Schirmmütze und lief vergnügt bis Pullach und zurück: Mein Körper machte gestern ganz besonders gut mit, und der Regen war nicht so stark, dass er mich vom Rumgucken abhielt. Beeinträchtigt war ich lediglich auditiv: Die Kapuze über der Kappe raschelte so laut, dass ich sonst fast nichts hörte.

Für das schlechte Wetter waren überraschend viele weitere Läuferinnen und Läufer unterwegs; den meisten schien der Regen ebenfalls nichts auszumachen, die sahen keineswegs unglücklich drein.

Rechts kleine Hütte mit Graffiti, links Wehranlage mit Bäumen

Teich mit Wehranlage im Hintergrund, auf dem Wasser im Vordergrund erwachsene und junge Schwäne

Blick von oben auf einen verästelten Fluss, dazwischen Pfade, umgeben von Bäumen

Dunstiger Blick ins Tal, im Vordergrund eine nasse Sitzbank, umgeben von Bäumen, im Hintergrund Hügel

Feuchte Linse -> David-Hamilton-Filter.

Blick von der Bank aus ins regnerisch-neblige Isartal

Hydrant in hoch gewachsener Wiese vor Bäumen und regendunklem Himmel

Beim Kreuzen dieser hohen Wiese mit nackten Waden lernte ich: Auch nass stechen Brennnesseln, ich hatte noch lange etwas davon.

U-Bahn zurück nach Hause, dort ausgiebige Körperpflege (die durchgeweichte Haut meiner nassen Füße nutzte ich gleich mal für Fußpflege – nächste Woche soll es ein bis zwei Tage mit Sandalenwetter geben, dafür habe ich jetzt schöne Füße).

Frühstück kurz nach eins (wie so normale Leute am Sonntag): letzter Rest Rindfleisch von Freitagabend – köstlich, Joghurt und Quark mit Nektarinen.

Wer viele Wochen nicht bügelt, muss das lange nachholen und steht zweieinhalb Stunden am Bügelbrett. Machte mir fast nichts aus, weil das Wetter eh schlecht war und ich offene Tabs weghören konnte, nämlich zwei verpasste Sessions von der re:publica.

Zum einen Carolin Emcke, “Queer Leben – Eine Intervention” (wie ich mich freue, dass sie sich auf der re:publica daheim zu fühlen scheint – ich erinnere mich noch gut an ihren ersten Auftritt, an ihre Aufregung, und dann ging gleich mal technisch was schief, und sie seufzte, genau deshalb sei sie bislang nie gekommen; dabei geht doch auf der re:publica um ganz Anderes):

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https://youtu.be/bMCoIE6mAao?si=6ACGEqlOV7gBj_Q3

Keine leichte Kost – aber Emcke macht es weder sich noch uns einfach. Und das ist gut so.
Ich lernte den Begriff “utopischer Vorgriff”: Wenn man so lebt, als sei die Gesellschaft schon dort, wo man sie hinhaben will. Das mache ich von Kindheit an gegen Frauen-Stereotypen.

Dann hörte ich zur Verarbeitung ein wenig Musik. Zweiter Vortrag, den ich mir wegen unbedingt eingemerkt hatte: Esra Karakaya, “Ich weiß nicht, wie du es siehst – aber zukunftsfähig ist das nicht”.

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https://youtu.be/4-n7TbLvLeE?si=r_ugRTyc3Y68_ywq

Esra schilderte eine bessere Zukunft der Medien in Deutschland.

Es blieb noch genug Zeit für eine Runde Gymnastik mit Gabi Fastner – die sich länger hinzog als geplant, weil unterwegs das Internet ausfiel. Ich musste erstmal eine Ersatzlösung finden, bis ich weiterturnen konnte. Es wurde der Handy-Bildschirm, mit dem ich die Einheit beendete. (Unkomfortabel.)

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl Ernteanteil-Zucchini-Spaghetti, sehr gut. Nachtisch 1 war die restliche misslungene Panna cotta.

Auf weißen Teller ein gestürzter weißer Pudding in drei Schichten, drumrum Erdbeersauce

Und ein Stück hervorragender Kirschkuchen, den Herrn Kaltmamsell von einem gestrigen Ausflug zu seinen Eltern mitgebracht hatte.

Das schönste am Tag aber war das Ergebnis des zweiten Durchgangs der Parlamentswahlen in Frankreich: Es wird keine rechtsextreme Regierung geben, statt dessen liegt die links-grüne Volksfront vorn – es ging dann wohl doch in erster Linie um Veränderung. Und die Wähler*innen sind vielleicht doch zur Besinnung gekommen, dass Rechtsextremismus die vielen Probleme im Land nicht lösen würde.

Journal Samstag, 6. Juli 2024 – Ein paar Stunden Hochsommer

Sonntag, 7. Juli 2024

Herrlich gut und über neun Stunden geschlafen – so erfrischt und ausgeruht hatte ich mich seit Langem nicht gefühlt.

Blick über einen Balkontisch hinaus über die Brüstung in blauen Himmel, Sonnenschein und leuchtend grüne Bäume, auf dem Tisch eine Tageszeitung, ein Glas Wasser, eine große Tasse Milchkaffee

Draußen wunderschöner Sommer, endlich wieder Balkonkaffee – ohne Bloggen, weil Herr Kaltmamsell vereinbarungsgemäß ein gründliches Back-up des Blogs laufen ließ. Ich las ein wenig Zeitung, kochte für den Abend Panna cotta, die sich Herr Kaltmamsell gewünscht hatte (ohne Nelken).

Dann konnte ich wieder an mein Blog, dazu Wasser und Tee. Ich freute mich auf Schwimmen und Sonnenbaden im Dantebad, hoffte, dass das Wetter bis dahin halten würde: Es waren bereits für den Nachmittag Gewitter angekündigt.

Erstes Radeln in kurzer Hose, mit Trägershirt und Sandalen echtes Hochsommer-Outfit. Die Schwimmbahnen im Dantebad waren ziemlich voll (aber immer noch kein Vergleich zur Menschensuppe im Schneckenbecken), mit der doppelten Breite und freundlichen Menschen konnte ich dennoch ruhig meine Bahnen ziehen. Der Sonnenschein hielt nahezu durchgehend, an meine 3.000 Meter anschließend legte ich mich nach kurzem Duschen und Sonnencremen auf die Wiese, Musik auf den Ohren.

Freibadwiese, im Hintergrund wenige Menschen, einige alte Bäume, der Rand eines Schwimmbeckens, dahinter eine betonierte Tribüne und ein Betonleuchter

Nackte Beine auf rotem Handtuch längs aus der Perspektive der Beinbesitzerin

Freibadfotos bei Freibadwetter schwierig, wenn man niemanden ungefragt erkennbar mitfotografieren möchte.

Nach einer Stunde hatte ich genug UV-Strahlung getankt. Heimradeln über Espressobohnen- und Semmeleinkäufe in Schwabing, in der Sonne war es knapp unter zu heiß. Aber die Farben! Das Sommerlicht!

Die riesige und sehr dicht befahrene Kreuzung Dachauer Straße (dreispurige Straße plus Abfahrten, Geh- und Radwege auf beiden Seiten, in der Mitte Trambahntrasse) Landshuter Allee (Abfahrten von der Überführung über die Kreuzung, Geh- und Radwege) ums Ecke vom Dantebad ist seit Monaten eine Baustelle mit immer wieder neuer und spannender Wegführung erzwungen durch Trennwände. Gestern auf dem Rückweg waren alle Ampeln ausgefallen, und ich bildete mir ein, dass dadurch die Verkehrsteilnehmenden endlich aufeinander achteten: Die Autos fuhren Schritttempo, ließen einander in Gruppen vorbei, Fußgänger*innen gaben Radeln Tipps, wie sie durchs Labyrinth auf den gegenüberliegende Straße kamen, Kinderwagenschiebende wurden zu Bordsteinabsenkungen gelotst. Insgesamt aber eine eher bizarre Szenerie.

Frühstück daheim deutlich nach drei: Körnersemmel, Pfirsich mit Joghurt. Dann erst Duschen und weitere Körperpflege. Als ich frisch und fertig ins Wohnzimmer kam, zeichnete sich bereits deutlich ab, dass das Wetter nicht für den ersehnten Biergartenbesuch halten würde (Steckerlfisch im Hirschgarten).

Blick über Balkonbrüstung in Bäume, dahinter deutlich dunkelgrauer Himmel

Keine halbe Stunde nach dem Foto stürmte und regnete es.

Blick über Balkonbrüstung in Bäume, die von Wind und heftigem Regen geschüttelt werden

Restlicher Nachmittag mit Zeitunglesen – und langsamem Kleidungs-Aufrüsten, für kurze Hose und Träger-Shirt wurde es immer deutlicher zu kalt.

Statt Steckerlfisch gab es als Nachtmahl ein Ernteanteil-Karotten-Thaicurry von Herrn Kaltmamsell, ich schnippelte dazu als Salat Tomaten, Ernteanteilgurke, eine Karotte (roh vertrage ich sie ja nicht so gut), süße Zwiebel, mischte die restlichen Salatblätter unter. Aperitif Calvados-Tonic, Nachtisch mit pürierten Erdbeeren Panna cotta – die mir leider misslungen war: Die Gelatine hatte sich abgesetzt. Muss ich beim nächsten Versuch also die Mischung wieder unter Rühren abkühlen lassen, bevor ich sie in die Förmchen gieße (zumindest glaube ich mich zu erinnern, dass das früher mein Trick war).

Im Bett begann ich meine nächste Lektüre, diese wieder aus der Münchner Stadtbibliothek: Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann (Übers.), Glänzende Aussicht. Mir hatte ihr Weiches Begräbnis ja sehr gut gefallen, jetzt nahm ich mir den Roman 1987 vor, den ersten großen Erfolg der chinesischen Autorin.

Journal Freitag, 5. Juli 2024 – #WMDEDGT

Samstag, 6. Juli 2024

Frau Brüllen fragt, “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?” und schart für den 5. des Monats wieder Tagebuchblogger*innen um sich unter dem Hashtag #WMDEDGT: Hier die Ausbeute für Juli 2024.

Wie erwartet schwer eingeschlafen, unruhig geschlafen, zudem aber auch viel zu früh aufgewacht – das Wochenende wird das rausreißen müssen. Ich fühlte mich nur leicht dumpf, wusste aber, dass mich der Schlafmangel am Vormittag einholen würde.

Das Wetter hatte die Vorhersagen nicht gelesen, war statt sommerlich deutlich düster und kühl, ich griff wieder zu langen Hosen, zu geschlossenen Schuhen und zu Jacke. Auf dem Weg in die Arbeit wurde ich sogar feuchtgeregnet.

Handy-Screenshot mit Anzeige "16 Grad" und Sonnensymbol

Was die App behauptete.

Blick auf hohes modernes Bürogebäude vor dunkelgrauem Himmel

Wie’s vorm Bürofenster aussah.

Auf den Gängen und Fluren freitägliche Homeoffice-Ruhe, so ließ sich gut arbeiten. Morgen-Routine: Rechner starten, Tasche auspacken (Brotzeit, Zeitung), Wasser für Tee aufsetzen, in Rechner einloggen, Tee kochen.

Beim Arbeiten merke ich immer deutlicher die Nachteile der kaputten Suchmaschinen. Bis vor kurzem dienten mir Google-Suchen auch bei der Einschätzung, wie gebräuchlich ein Fachbegriff ist und in welchem Kontext er verwendet wird. Wenn ich jetzt für einen Begriff sehr wenige Treffer bekomme, kann das auch bedeuten, dass Websites, auf denen er vorkommt, vom aktuellen Such-Algorithmus schlicht als irrelevant eingestuft werden. Es ist verheerend. Jetzt erst wird mir bewusst, für wie viele Zwecke ich Google genutzt habe, die gar nicht vorgesehen waren.

Normal emsige Arbeit, ließ sich auch mit Schlafmangel gut bewerkstelligen.

In der Challenge “Wie skurril kann ein Beschaffungsprozess werden?” wurde eine neue Benchmark erreicht: Ein Formular, mit dem ich durch Unterschrift versichern muss, dass ich die Regeln für das Ausfüllen eines älteren, weiterhin verpflichtenden Formulars kenne.

Mittagscappuccino im Westend, jetzt ließ sich endlich die Sonne sehen, wenn auch nur phasenweise und mit frischem Wind.
Zu Mittag gab es ein großes Stück Empanada vom Vorabend.

Nachmittags Routineaufgaben, ich konnte pünktlich Feierabend machen. Allerdings kämpfte ich jetzt mit Schwindel, die Einkäufe beim Vollcorner waren mühsam. Aber ich freute mich an Wärme und Sonne.

Gymnastik war daheim bei anhaltender Wackeligkeit wenig attraktiv, statt dessen kümmerte ich mich ausführlich um Finger- und Zehennägel, es war höchste Zeit. Das dauerte so lang, dass fast schon Zeit für Abendessenszubereitung war, ich setzte mich nur kurz zum Ausruhen hin.

Zum dritten Mal in Folge und innerhalb weniger Wochen teilte mir ein Online-Anbieter nach Kauf mit, dass die bestellte Ware doch nicht verfügbar war. Hmpf. Diesmal war es ein Sonderangebots-Bikini mit Neckholder, wie ich sie beim Draußenschwimmen bevorzuge – ich hatte gezielt nach einem Back-up für meinen derzeitigen einzigen gesucht.

Fürs Nachtmahl, freitäglich eigentlich traditionelle Kuh auf Wiese (gebratenes Rindfleisch mit Salat), machte ich eine Weinentdeckung der jüngsten Verkostung auf:

Stilglas mit dunklem, leicht trüben Weißwein, dahinter eine Weinflasche, dahinter Geschirrschrank

Gsellmann aus Gols hat einen Traminer, spontanvergoren und im Eichenfass sowie in Amphore ausgebaut, der echt abgefahren, aber wirklich fein schmeckt: Teerose in der Nase, dann trocken und aromatisch im Mund.

Eine große, dicke Scheibe rohes Rindfleisch mit Fettrand auf weißem Einwickelpapier

Ich hatte mir Côte de Boeuf gewünscht, Herr Kaltmamsell hatte beim Eisenreich am Viktualienmarkt ein sehr schönes gefunden.

Dieselbe Scheibe Fleisch dunkel und kross gebraten auf einem weißen Schneidebrett, im Hintergrund eine tiefe, schwarze Eisenpfanne

Gedeckter Tisch mit Stroh-Sets, zwei Glastellern mit Tranchen Rindfleisch, dazwischen eine weiße Schüssel mit grünem Salat

Dazu gab’s Ernteanteil-Salat mit Zitronensaft-Vinaigrette und süßer Zwiebel. Schmeckte alles hervorragend, der Wein passte auch zum Salat, vom Trumm Fleisch blieb nur wenig übrig (ich durfte den Knochen abnagen – wir sind eine Knochennag-Familie im Gegensatz zu der von Herrn Kaltmamsell).

Die Platz-Sets sind neu: Ich hatte sie über eine instagram-Werbung für Kleidung bei einem spanischen Shop entdeckt, der in Spanien produzierte Produkte anbietet – und sie erinnerten mich sehr an spanische Bast-Sets meiner Kindheit, die meine Mutter schön gefunden hatte. Hier ging die Bestellung dann doch gut, nachdem die erste Rückmeldung gelautet hatte, es gebe die Sets nur noch in Blau (indiskutabel, diese Farbe war die einzig korrekte). Doch nachdem ich meine Bestellung storniert hatte, wurden sie mir dann doch wie gewünscht bestätigt, ich bestellte erneut (und für günstiger). Erwähnenswert: Die runden Untersetzer sind eigentlich Brotteller, in besagtem spanischen Shop gibt es eine große Auswahl Brotteller – für spanische Privathaushalte offensichtlich sinnvoll, weil es wohl bis heute zu allem Brot gibt.

Nachtisch Schokolade. Ich war sehr, sehr müde, versuchte mich aber bis nach neun wach zu halten – eigentlich nur, weil mir Schlafengehen am hellichten Tag komisch vorkam.

Von draußen drang seit Stunden Baustellen-Lärm herein; er klang, als würde eine Straße weiter gleichzeitig ein Haus abgerissen und eine aufgerissene Straße aufgefüllt und festgerüttelt. Als würde jemand gleichzeitig mit Spundwänden Mikado spielen. Und das in der Freitagnacht. Ich griff wieder zu Ohrstöpseln, musste dennoch das Fenster schließen, denn ich wollte wirklich, wirklich schlafen.

§

Gestern las ich Dana von Suffrin, Otto aus.

Mir gefiel der Roman gut, in dem eine junge Frau als Ich versucht, das Leben ihres sterbenden Vaters Otto aufzuschreiben, die Geschichte ihrer wirren und seltsamen Familie – in der sich die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, auch die Europas spiegelt (der Vater ist ein Jude aus Siebenbürgen). Sie beginnt in der Gegenwart in einem Münchner Krankenhaus, von dort geht es in Erinnerungen und in wirren Dialogen mit ihrem Vater hin und her – irgendwie schafft sie es ganz ungeordnet dann doch.

Es gibt keine eigentliche Handlung nach diesem Anfang im Krankenhaus, wo sie ihren Partner kennenlernt – der Roman liest sich ein wenig wie ein Werkstattbericht über das Schreiben dieses Buchs. Doch das machte nichts, denn es gibt einige interessante Figuren, denen man nahe kommt, und mir gefiel, wie viel München drin ist (Olympiastadt, Isar, Trudering). Immer wieder schreibt die Erzählerin schöne Beobachtungen auf:

Ganz am Schluss ein Hadern mit dem Festhalten von vielleicht doch nur Oberflächlichem (passt gut zum heutigen #WMDEDGT):

Mittransportiert werden Informationen, wie jüdischer Alltag heute in Deutschland aussehen kann, säkular, zwischen allen Stühlen.