Journal Sonntag, 14. Juli 2024 – Tegernseer Höhenweg mit vielen, vielen anderen
Montag, 15. Juli 2024Gut und lang geschlafen, nach Aufwachen kurz vor sechs nochmal so tief, dass ich kaum rauskam aus dem Schlaf. Der Morgen startete kühl, zu kühl für Balkonkaffee.
Haarige Dinge: Nach diesem und dem vorherigen Haarschnitt (aus derselben Hand) gab es praktisch keine Übergangsphase zwischen frisch geschnitten und brauche dringend einen neuen Haarschnitt. Auch diesmal schien meine Haarpracht (ernst gemeint, ich habe sehr dichtes und dickes Haar, finde ich gut – möglicherweise bin ich die einzige Frau, die nicht mit ihrem angeborenen Haupthaar hadert, auch nicht mit der Farbe; nein, auch damit geht nicht jeder erdenkliche Schnitt, jede Frisur, aber ich habe schon eine besonders große Auswahl) von einem Tag auf den anderen zu explodieren, ich hatte wieder Bärenfell-Gefühle, das Trockenföhnen dauerte schlagartig doppelt so lang. Doch der nächste Haarschnitt ist auf kurz vor der Jahrhunderthochzeit terminiert, ich werde noch drei Wochen aushalten müssen.
Plan für gestern war eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell, ausnahmsweise am deutlich bevölkerteren Sonntag statt am Samstag, weil er am Vortag durch eine Einladung verhindert war. Ich hatte den Tegernseer Höhenweg ausgesucht, inklusive einem Zusatzstück am Anfang von Gmund aus. Das Wetter war als sonnig und nicht zu heiß angekündigt. Um halb zehn machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, da brauchte ich noch ein Hemd überm ärmellosen Shirt.
Der Zug Richtung Tegernsee (ein Dreierzug mit zweimal Teilung dorthin) war 15 Minuten vor Abfahrt bereits gut besetzt.
Stehen mussten die Passagier*innen aber erst ab dem Halt am Harras.
Hallo Tegernsee (See)!
Hallo Gmund! Die vielen Leute wollten zum Glück nicht alle auf dem Tegernseer Höhenweg nach Tegernsee (Ort). Aber deutlich mehr davon, als mir lieb war. Ich merkte, dass ich viel weniger oft zum schlichten Rumschauen stehenblieb, als ich ohne Wander*innen vor und hinter mir getan hätte.
Blick zurück nach Gmund.
Der Sonnenschein hielt nur anderthalb Stunden, dann kamen dichte und dunkle Wolken über die Alpenkette. Doch das Wetter ersparte uns Gewitter und Regen.
Diesen Aussichtspunkt hatte ich als Brotzeitort angepeilt, doch wir waren eine Stunde früher dort als nach der Wegbeschreibung berechnet – zu früh für Brotzeithunger, wir gingen weiter. Nach zweieinhalb Stunden Wanderung, jetzt bereits deutlich im Tegernseer Höhenweg Süd, den wir schon kannten, setzten wir uns auf eine Bank im Wald. Ich brotzeitete ein Glas mitgebrachten Quark mit Joghurt und Nektarinen.
Zurück in Tegernsee (Ort). Nach den Angaben der Beschreibungen hatte ich sechs Stunden für die Route veranschlagt, doch wir waren bereits nach weniger als fünf Stunden für die gemessenen 16 Kilometer mit einer Pause zurück am Bahnhof. Wo mit uns viele, viele Menschen in den Zug zurück nach München stiegen, wir bekamen keinen Sitzplatz mehr. Der mir sehr recht gewesen wäre, denn meine Beine waren nach recht zackigem Auf und Ab müde (wahrscheinlich schneller als sonst gegangen, weil keine Gelassenheit) – wir fühlten uns überhaupt alle beide erstaunlich erledigt für die eher übersichtliche Wanderung. Die Luft auf dem Weg nach München war im Zug durch die vielen Menschen stickig, doch es herrschte gute Stimmung. Ich las auf dem Handy Vicki Baums Memoiren weiter (um mich herum auffallend viele Buchleser*innen).
Wie geplant stiegen wir schon an der Donnersbergerbrücke aus und nahmen eine Tram zum Hirschgarten fürs Abendbrot – und hinkten beide auf den letzten Metern zum Biergarten heftig: Herr Kaltmamsell laboriert immer noch an seiner Ferse (auch wenn er betont, dass sie besser wird), mir machte gestern nach der Ruhehaltung auf der Rückfahrt besonders meine Plantarfasziitis rechts zu schaffen.
Zu meiner großen Freude war der Steckerlfischstand Fischer Vroni in Betrieb, und bei Ankunft waren gerade Makrelen fertig gegart: Ich kaufte eine. Herr Kaltmamsell besorgte Radlermaßen und Breze, für sich einen Schweizer Wurstsalat.
Eine wunderbar saftige Makrele, gute Breze, gutes Radler. Und ich genoss das Biergartentreiben um mich herum, im Hirschgarten finde ich es besonders vielfältig und heimelig.
Mit einer Tram fuhren wir nach Hause, einige Passagier*innen in Fußballtrikots mit spanischer Flagge erinnerten mich daran, dass gestern das Finale der Männerfußball-EM ausgetragen wurde.
Daheim Räumen, Vorbereitung des Arbeitstags, Käsekuchen und Schokolade zum Nachtisch. Ich ließ im Fernsehen den zweiten Downton-Abbey-Kinofilm laufen, zumindest die erste halbe Stunde sah recht langweilig aus.