Fotos

Journal Mittwoch, 10. Dezember 2025 – Erst Mittwoch

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Es ist Dezember, und seit Dienstagabend nervte mich eine fette Brummfliege, die durch die Wohnung torkelte. Die Sorte Brummfliege, die ich bislang immer einsortiert hatte als Preis, den man halt für offene Fenster beim ersten Sommereinbruch zahlt.

Erst Mittwoch. Das war mein Gedanke in der unruhigen letzten halben Stunde vor Aufwachen, daran musste ich mich immer wieder beim morgendlichen Fertigmachen erinnern, auf dem Weg in die Arbeit unter herrlich klarem Himmel (und mit Bodenfrost), beim Start am Schreibtisch.

Morgenblick aus dem Büro.

Überraschend emsiger Vormittag, bei einem Gespräch im Gang viel gelernt.

Raus in die herrliche Sonne auf einen Mittagscappuccino, ohne Mütze und Handschuhe. Wieder wäre ich gerne noch viel länger und weiter gegangen.

Postkarte an einen lieben Menschen in abgrundtiefem Schmerz, so tief, dass mein Refelx eigentlich Rückzug aus Hilflosigkeit ist. Doch da alle, alle, die einen entsetzlichen Schmerz durchleben mussten, im Nachhinein berichten, wichtig seien aus ihrer Umgebung vor allem Signale des Aushaltens und der Anwesenheit gewesen – sende ich wenigstens das.

Zu Mittag gab es Orange, Persimon, dann Mango mit Sojajoghurt (Mangos vertragen Frost wohl ganz schlecht, diese aus dem Crowdfarming-Paket mit mehreren Lieferschleifen in strengem Frost war in drei Wochen null nachgereift und nur holzig geworden), ein paar Trockenpflaumen.

Emsiger Arbeitsnachmittag mit herrlicher Sonne von wolkenlosem Himmel und regelmäßiger Selbsterinnerung: Erst Mittwoch, mir war recht trübe.

Nach Feierabend in angenehmer Luft über Süßigkeiteneinkäufe nach Hause – selbst die Draußenbewegung konnte die Trübe nicht beseitigen. Daheim knetete ich erstmal Teig für Schneeflocken, die ich Donnerstagabend backen möchte. Blumengießen, Pilates, Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell die beiden mächtigen Pastinaken aus Ernteanteil: Ich hatte angeregt, das Kürbis-Kokos-Curry aus Immer schon vegan damit zuzubereiten – funktionierte wunderbar. Nachtisch Weihnachtssüßigkeiten und sonstige Schokolade.

§

Wir hatten damals die Biermösl Blosn, die Jugend heute hat @ElleCordova.

via @giardino

§

Emma Thompson erzählt Hintergründe ihrer berühmtesten Filmrollen:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/HBForfB_2lU?si=GqiUQbHZcvNxl5MZ

§

Zeit für wirklich gute rührselige Weihnachts-Werbespots! Dieser hier ist zwar in Geheimsprache, doch die Bilder sind aussagekräftig genug, dass auch ich sie verstanden habe:
“Illogic Wolfs Down Christmas Dinner for Intermarché”.

(John Lewis finde ich dieses Jahr nicht so gut.)

§

Hihi: Kaltmamsell guckt Kunst.

Journal Dienstag, 9. Dezember 2025 – München hat jetzt ein Denkmal für die Familie Mann

Mittwoch, 10. Dezember 2025

Es sind wieder die Zeiten, in denen ich meine nächtliche Beißschiene eigentlich auch im Büro tragen müsste.

Aber der Weg in die Arbeit bot zauberhaft Ansichten: Über der Theresienwiese im ersten Morgenblau an klarem Himmel riesige und laute Krähenschwärme, beim Blick zurück der Scherenschnitt der Stadtsilhouette vor einem Hauch Rosa.

Am Arbeitsplatz Überraschungen, aber ich bekomme ja alles davon mit demselben (guten!) Stundenlohn bezahlt.

Das sonnige Draußen lockte mächtig, also versuchte ich einen Marsch zu Mittagscappuccino, obwohl ich auf Abruf war (Telefon auf Privathandy umgestellt). Der seit drei Stunden erwartete Anruf erreichte mich 100 Meter vor Mittagscappuccino, also schnell umgekehrt, nach erfüllter Tat Cappuccino aus der Haus-Cafeteria (wenigstens heiß).

Zu Mittag gab’s Orangen, die letzte Crowdfarming-Avocado (gut!), Trockenpflaumen.

Der Nachmittag hielt einen ordentlichen Schreck bereit, ich entdeckte einen Wasserschaden. Den meldete ich an die entsprechenden Stellen, rettete gemeinschaftlich ein wenig Dinge (und machte beim Rumklettern meine schwarze Hose ordentlich dreckig) – sonst konnte ich eh nichts tun.

Termin nach Feierabend, auf den ich mich sehr freute: Das Denkmal am Salvatorplatz für die Familie Mann wurde endlich eröffnet. Ich hatte durch die Bekanntschaft mit dem Künstler Albert Coers in den vergangenen Jahren mitbekommen, wie viele Hürden zwischen Konzept und Umsetzung gestanden hatten – und das für jemanden, der ohnehin keine Routine im Umgang mit Baufirmen hatte (wer hat das schon?). Das Konzept für das Denkmal hinterm Literaturhaus, “Straßen, Namen, Leuchten”, kannte ich also schon lang, jetzt fuhr ich zum Odeonsplatz, um es zu Leben erweckt zu sehen.

TADAAAA!
Die Reden fand ich kurzweilig und interessant (es war meine erste Eröffnung von Kunst im Öffentlichen Raum), Albert Coers schlug die Brücke zwischen den sieben Jahren auf Thomas Manns Zauberberg und den sieben Jahren, die zwischen Beginn und Vollendung des Denkmals lagen.

Herr Kaltmamsell guckt Kunst.

Natürlich bin ich ein wenig befangen, doch mir gefällt diese Idee für ein Denkmal für die Familie Mann ganz ausgezeichnet:

Das Kunstwerk besteht aus Schildern von Straßen und Plätzen u. a. in München, Frankfurt, Zürich, Rom und São Paulo, die nach Mitgliedern der Familie benannt sind, sowie aus Straßenleuchten von Orten, an denen die Manns lebten bzw. im Exil waren, wie Lübeck, Nida, Sanary-Sur-Mer, New York, Los Angeles oder Kilchberg.

Erst vor wenigen Tagen hatte Albert auf instagram auf eine Besonderheit des Kunstwerks hingewiesen:

Eine Bestandsleuchte am Salvatorplatz wird Teil des Ensembles des Denkmals für die Familie Mann. An der Leuchte angebracht ist das neu geschaffene Straßenschild “Katia-Mann-Platz”. Katia, “Frau Thomas Mann”, nach der bisher keine Straße und kein Platz benannt ist, bekommt so ihren Platz innerhalb der Familie, wird im Bezug zur Stadt sichtbar. Sie entstammte der jüdischen Familie Pringsheim, die, wie die Manns, emigrieren musste, deren Haus vom NS-Regime abgerissen wurde, um dort das NS-Verwaltungszentrum zu errichten. In München gibt es wenig, was an sie erinnert.

Die Leuchte bleibt am Stromnetz der bestehenden Straßenbeleuchtung, ist deshalb jetzt schon an, noch vor der Eröffnung am 9.12.25. Katia Mann wird so für einige Tage besonders sichtbar. Und danach wird sie auch sichtbar bleiben, wenn die Leuchten des Denkmals ab 23 Uhr abgeschaltet werden, sie aber weiterhin bis zum Morgen ihren Schein verbreitet, als Bestandteil der regulären Straßenbeleuchtung.

Und jetzt endlich live und in Echt zeigte sich zusätzlich, wie wunderbar Konzept und Ort zusammenpassten, nämlich der Salvatorplatz – den das Denkmal nicht nur aufwertet, dem es auch nur wenig Platz wegnimmt. Ich bin schon sehr gespannt darauf, das Denkmal zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten zu sehen.

Der Künstler ließ sich geduldig vor seinem Werk fotografieren. Es wurden Glühwein und Punsch angeboten (angemessen für Dezember, nur halt nicht für die gestrigen immer noch fast 10 Grad am Abend), ich sah einige bekannte Gesichter, freute mich sehr über das Treffen.

Jetzt aber nach Hause, ich hatte Hunger. Herr Kaltmamsell hatte aus Ernteanteil bereits Wirsing gekocht und Kartoffeln geschält, unterwegs besorgten wir noch eine Kabanossi dazu, auf die ich sehr große Lust hatte.

Zu Hause Wäscheversorgung, Brotzeitvorbereitung, dann gab es deutlich später als sonst sehr wohlschmeckendes Nachtmahl. Nachtisch Schokolade.

§

Ich beantrage hiermit, dass dieses instagram-Filmchen zur Illustration des Berufs “Influencerin” auf Wikipedia verwendet wird.
Wir debattierten auf Mastodon länglich, ob das Satire ist, doch die Kommentare darunter und ein Blick in das sonstige Angebot der Absenderin lassen keinen anderen Schluss zu, als dass das ernst gemeint ist. Ich wünsche ihr ganz viele Werbeverträge, solche komplett fremden Welten müssen im Internet unbedingt erhalten bleiben.

Journal Montag, 8. Dezember 2025 – Langer Tag

Dienstag, 9. Dezember 2025

Mittlerweile habe ich einen Verdacht zur Ursache meines mehrfachen Aufwachens in der Nacht wegen scheinbarem Harndrang (wie in der Nacht zu gestern). Im Januar könnte ich ihn bei einem medzinischen Termin verifizieren – oder widerlegen, was mir deutlich lieber wäre.

Regnerischer, schwarzer Morgen, doch auf dem Weg in die Arbeit wurde ich nur kurz etwas angetröpfelt. Die geradezu eklig warme Luft über 10 Grad war angekündigt, ich marschierte in leichterem Mantel und barhäuptig ins Büro. Dort stürzte ich mich gleichmal auf eine Aufgabe, die ich am Freitagnachmittag nicht erledigen konnte, weil die dafür nötigen Schnittstellen nicht 24/7 arbeiteten, nicht mal deckungsgleich mit meinen weit davon entfernten Arbeitszeiten.

Zum Glück sah ich im E-Mail-Postfach nur Erwartetes und arbeitete geordnet los. Dennoch konnte ich einen Querschuss am Vormittag nicht auffangen: Manche meiner Aufgaben sind nicht gleichtzeitig zu erledigen, und gestern belegte mich in erster Linie Veranstaltungsorganisation.

Einen Dienstgang konnte ich mit Mittagscappuccino verbinden – auch wenn sie für Dezember komplett unangebracht war, genoss ich die milde Luft sehr und atmete sie in tiefen Zügen.

Wegen Geplantem gab es eher spät Mittagessen: Orange, außerdem Mango (aus dem Supermarkt, ich wollte mal wieder eine gute) mit Sojajoghurt.

Am Nachmittag wurde es kurz vor Abenddämmerung sogar nochmal hell, inklusive Ahnung von blauem Himmel.

Späterer Feierabend als geplant, das Ende der aufzuräumenden Veranstaltung verschob sich.

Dennoch nahm ich wie geplant danach die U-Bahn zum Odeonsplatz: Eine persönliche Tischreservierung zum Feiern der Weihnachtsferien mit Herrn Kaltmamsell im Blauen Haus, anschließend Weihnachtsgeschenkekauf – und wieder ein sehr schönes Offline-Erlebnis, bestimmte Geschäfte in München mag ich wirklich sehr. In diesem Fall freute ich mich ganz besonders, denn online hatte ich das Gewünschte nicht bekommen.

Zu Hause war ich entsprechend spät, vor dem Abendessen hatte ich nur noch Zeit für Häuslichkeiten und Brotzeitvorbereitung. Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Riesenkohlrabi ofenkaramellisiert und mit cremiger Polenta. Joah, nicht meine liebste Kohlrabi-Zubereitung. Nachtisch Kuchen und Schokolade. Dabei erzählte Herr Kaltmamsell aus der Arbeit – und wies mich darauf hin, dass der Beginn Abenddämmerung bereits stagniert, noch vor der Wintersonnwend nach später rückt (er leidet auch sehr unter der winterlichen Lichtarmut).

Im Fernsehen stolperten wir über Fargo von 1996 – ein Kinoerlebnis, das ich nie vergessen habe (diese weiße, neblige Winter-Unendlichkeit!) und meine erste Begegnung mit der wundervollen Frances McDormand. Auf die Filmmusik von Carter Burwell war ich vorher schon in Hudsucker Proxy aufmerksam geworden.

Später ins Bett als geplant: Der beim Heimkommen gestartete Waschmaschinendurchgang brauchte drei statt der angekündigten zwei Stunden.

§

Einfach mal im Detail durcherzählt: Eine Frau in Deutschland wird ungewollt schwanger und lässt abtreiben. Spoiler: Nichts daran ist einfach.
“Im Aufwachraum”.

Journal Sonntag, 7. FebruarDezember 2025 – Durchgehangelt

Montag, 8. Dezember 2025

Aufgewacht mit liebevollen Gedanken an einen Geburtstag.

Das Draußen trübselig grau und regnerisch, aber das Wohnzimmer gut geheizt, in dem ich bloggte, Milchkaffee, Wasser, Ingwertee trank.

Morgens das jährliche Christkindlbrief-Telefonat mit meinem Bruder, bei dieser Gelegenheit Austausch von Aktuellem.

Raus auf eine Laufrunde im Trüben, ich startete an der Haustür, lief bis hinter den Hinterbrühler See und zurück. Es regnete dann doch ernsthafter, als der Regenradar prognostiziert hatte – darauf hatte ich für die folgenden beiden Stunden nur vorbeiziehendes Tröpfeln gesehen. Nicht schlimm, nicht mal meine Brille wurde blind, zudem war es mild. Dennoch fühlte ich mich nicht so fit wie auch schon mal, die Körperschwere wollte nicht abfallen.

Danger and excitement: Hinterm Hinterbrühler See nahm ich diese Abzweigung nach oben aufs Isarhochufer, die mich zehn Minuten nach Hinterbrühl und zwischen beeindruckende Häuser brachte – hier will ich definitiv mal spazieren.

DANGER!

Unter der Brudermühlbrücke hatte ich die Dampflok des Bayerischen Eisenbahnmuseums auf ihrer Adventwochenend-Fahrt “Rund um München” pfeifen gehört, doch ich sah sie nicht, dazwischen lag noch eine Kurve.
Kurz vor daheim noch Semmelkauf.

Ausführlichere Körperpflege; die beiden Jahre Wachsenthaaren meiner Beine haben für deutliche Verringerung der Behaarung gesorgt, ich muss seltener rasieren.

Frühstück kurz vor zwei: Körnersemmel mit Avocado, Orangen mit Joghurt, Früchtekuchen.

Aus der zweiten Meyer-Zitrone im Haus kochte ich Lemon Curd, zur Abwechslung mal nach einem andere Rezept ohne Ei.

Funktionierte wunderbar, allerdings hätte ich die Rezepte von Herrn Grün am liebsten in Bündeln: In fast jedem tauchen Zutaten in kleinen Mengen auf, die automatisch einen großen Rest ergeben, im Bündel wären immer Rezepte zum Aufbrauchen enthalten (hier: 50 gr Schlagsahne – was mache ich mit den restlichen 150 gr im Becher? zufällig stand gerade ein angebrochener Becher im Kühlschrank, sonst hätte ich das Rezept nicht verwendet). Und ein Tipp: Erst die Zitronenschale reiben (in ein kleines Schüsselchen, die ätherischen Öle durch Abdecken vom Verflüchtigen abhalten), dann halbieren und auspressen für den Start der Zubereitung. Ausgepresste Zitronenhälften sind nur schwierig zu reiben.

Nachmittag mit Lesen und ein wenig Räumen. Pilates setzte ich aus, nach der Anstrengung der Laufrunde fühlte sich Krafttraining nicht passend an. Statt dessen eine halbe Stunde Strech-betontes Yoga.

Brotzeitvorbereitung, dann servierte Herr Kaltmamsell das Weißkraut aus Ernteanteil geschmort mit Bacon, Beilage Kartoffelpü.

Schmeckte sehr gut, überraschenderweise schmeckte der Frühstücksspeck nach am wenigsten.

Nachtisch Schokolade.

§

Martin Parr ist gestorben – das hatte ich wirklich nicht kommen sehen (mit 73). Der war doch noch gar nicht fertig!

Parr hat als Teil von Magnum zum einen die Sorte Fotografie betrieben, die mir die liebste ist: Foto-Journalismus / Dokumentation. Gleichzeitig machte er sich durch die unerbittliche Verwendung von Blitzlicht bei ALLEM als Fotograf sichtbar, seine Bilder behaupteten den unschuldigen Blick erst gar nicht. Die Bekanntschaft mit dem Werk Martin Parrs ließ mich ab den 1990ern Fotografie neu sehen.

Und in meinen Augen erhoben sich seine Aufnahmen der britischen working class in keiner Weise über die abgebildeten Menschen – auch wenn die Kritik die Bilder in seiner ersten Ausstellung 1986 cruel and voyeuristic schimpfte. Vielleicht mögen Sie hier in sein Frühwerk aus den 1980ern schauen?
Und hier sein Profil bei Magnum mit Links zu weiteren Reihen.

Andrea Diener ist Martin Parr auch persönlich begegnet und schreibt in ihrem aktuellen Newsletter darüber.
“A supposedly fun thing: Über Martin Parr (unter anderem)”.

Ihr ist als Fotografin aufgefallen, wie stark Parr Schule gemacht hat:

Es ist nicht leicht, Menschen in der Freizeit bei diesen typischen Freizeitaktivitäten zu fotografieren, ohne sofort so einen Parr-Blick aufzusetzen.

§

Liebevoller Artikel von David Pfeifer zu 50 Jahre Rocky in der Süddeutschen Zeitung (ohne Paywall!):
“Mythos Rocky
Zum Nachschlagen”.

Schöne Entstehungsgeschichte, die mich Sylvester Stallone erst richtig respektieren lässt. Mir gefiel der Film gut (ich weiß nicht mehr, wann ich ihn sah, vermute, dass mein Filmfreund zu Studienzeiten diese Bildungslücke energisch füllte – er setzte mich vor einige Klassiker in den Sessel vor seinem Fernseher, und ich bin ihm bis heute dankbar dafür), und erst jetzt lernte ich, dass das Drehbuch von Stallone stammt.

Und selbst die Stufen rauf zur Bavaria kann ich nicht laufen, ohne dass in meinem Kopf automatisch dieser Sound dazu angeht.

§

Aus aktuellem Anlass:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=xpWBsHW4uts&t=926s

via @klugscheisser

Ah mei, des is so lang her, des is ja vo Neinzehnzworarachzg, haha, des warat heit GANZ anders!

Journal Samstag, 6. Dezember 2025 – Adventlich mit Nikolaus, voller Fußgängerzone, Freundinnentreffen

Sonntag, 7. Dezember 2025

Ausreichend geschlafen.

Empfangskommittee vor meiner Schlafzimmertür, der linke Weihnachtsmann ist die Sorte Waffel & Zimt, bin schon darauf gespannt. Dieses Jahr hatte auch ich wieder an einen Schokoladennikolaus für Herrn Kaltmamsell gedacht, sogar einen richtigen Bischof gefunden mit aufgesetzter Papp-Mitra und Papp-Bischofsstab.

Der Tag wurde sogar hell, ich ahnte Sonne durch den Wolkenschleier. Meine Schwimmrunde plante ich im Olympiabad, nahm eine U-Bahn dorthin (hoffentlich bekomme ich auch mal wieder Lust und Mut zum Radlfahren).

Ich fand die Bahnen wie erwartet mitteldicht beschwommen vor, startete gleich mal mit einigen Überhol-Zwischensprints. Insgesamt aber eine seltsame Schwimmrunde: Körperlich war ich eigentlich fit, im Kopf auch eher ruhig, und doch zogen sich meine 3.000 Meter wie schon lange nicht mehr. Hin und wieder schien die Sonne deutlich genug, um mich beim Luftholen in ihre Richtung zu blenden und um den Beckenboden zu verglitzern.

Unter der anschließenden Dusche fühlte ich mich aber doch angenehm durchbewegt und zufrieden, so gehört sich das.

Schon in der U-Bahn nach Hause kündigte sich mit Niesen und laufender Nase ein MÄCHTIGER Chlorschnupfen an (der zum Glück bis zum Schlafengehen durch war – seltsamer Körper).

Zum Frühstück kurz nach halb zwei schnitt ich meine ab jetzt drei täglichen Mindestorangen in Stücke und mischte sie mit gesüßtem Joghurt: Ging sehr gut, keinerlei Sauerschütteln, puh.

Außerdem Dundee Cake (man sieht: zu lange gebacken) – der mich dann doch etwas enttäuschte: Er enthält so viel Früchte, doch dafür fehlte mir die malzige Schwere des Christmas Cakes; und für eine Alternative dazu ist mir zu wenig Rührteig drumrum. Vielleicht meinte ich eigentlich deutschen Englischen Teekuchen? Den probiere ich das nächste Mal.

Einkaufsrunde – sehenden Auges an einem Adventsamstag in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt. Es war dann tatsächlich sehr voll (Menschen kaufen also nicht alle Weihnachtsgeschenke online), ich machte mir das Vergnügen, doppelt so schnell voranzukommen wie die Menschenflüsse, ohne irgendwen oder irgendwas anzurempeln, fühlte mich dabei geradezu artistisch. Und ich bekam auch noch alles von meiner Liste, inklusive einem Geschenk für die Abendverabredung, das ich irgendwann geplant, dann vergessen hatte, das mir aber beim Passieren der Quelle wieder einfiel.

Nachmittag mit Zeitunglesen bei Halsleselicht, schon kurz nach vier war nicht genug Tageslicht dafür da.

Auch Herr Kaltmamsell war abends verabredet, allerdings wo- und mit wem anders, er verließ das Haus noch vor mir. Ich freute mich auf einen Abend im Marie Therese bei der Theresienwiese; verabredet war ich dort mit einer Freundin, mit der ich vor vielen Jahren schonmal die Vorläuferwirtschaft besucht hatte.

Herzliches Wiedersehen, interessante Speisekarte. Ich hatte mich seit Tagen auf dunkles Bier gefreut, genoss es auch entsprechend. Von der Wochenkarte wählte ich als Vorspeise Pilzterrine.

Sie erwies sich eher als Paté, war sehr herzhaft und gut.

Anschließend zur zweite Halben Dunklem ein Kürbsirisotto, das ganz ausgezeichnet schmeckte. Meine Verabredung hatte Backhendl gewählt und freute sich sehr daran. Dazu lebhafte Gespräche unter anderem über Brotbacken, Studium der Kinder-Generation, Schweineschlachtung im Altmühltal der 1970er (unter anderem mit einer herrlichen Anekdote aus einem Herbstmanöver – Abgleich von Erinnerungen aus Militärübungen unserer Kindheit und Jugend), über erfreuliche Online-Community-Erlebnisse, Speiseföhns und wie mittlerweile in praktisch allen Gesprächen mit Altersgenoss*innen plus/minus 20 Jahren: Austausch über das Befinden der Eltern. Das Lokal war rege besucht, aber nicht voll, ein wenig personell unterbesetzt.

Nicht allzu später Heimweg in recht milder Luft.

Journal Freitag, 5. Dezember 2025 – Nasses Arbeitswochenende, Dundee Cake

Samstag, 6. Dezember 2025

Wie angekündigt schaute ich nach dem Aufstehen in nassen Schneefall vor dem Schlafzimmerfenster.

Also Weg in die Arbeit unterm Regenschirm, mit eher vorsichtigen Schritten, denn der Schneematsch machte den Boden rutschig.

Vormittags berufliche Einkäufe. Inzwischen regnete es, das wenige Weiß verschand, und insgesamt fühlte sich das Draußen so unfreundlich an, dass ich keine Lust auf einen Marsch zum Mittagscappuccino aufbrachte. Also lauwarmer Cappuccino aus der Cafeteria.

Zu Mittag gab es Orange (oh je, meine Sauer-Überempfindlichkeit ist noch nicht ganz vorbei, die Orange schmeckte mir theoretisch, doch ich musste mich zum Essen überwinden), Papaya, außerdem Mango mit Sojajoghurt – die angefrorenen Crowdfarming-Mangos waren nach zwei Wochen nur wenig nachgereift, die schwarzen Punkte auf der Schale gleichzeitig größer geworden, unter der Schale verholztes Fruchtfleisch.

Am frühen Nachmittag sah ich ganz kurz die Ahnung von Blau zwischen Wolken am Himmel, bevor um drei die Abenddämmerung einsetzte.

Emsigkeiten und Unangenehmes, dafür reichten meine Work-around-Fähigkeiten für überraschende Recherche-Ergebnisse.

Nach pünktlichem Feierabend brachte ich auf dem Heimweg Freunden ein Geschenklein vorbei. Zu Hause erstmal Kuchenbacken: Ich mag den traditionellen englischen Früchtekuchen sehr, wollte aber mal nicht die üppige Festtagsvariante (die in England traditionell in allen superduper dekorierten Torten für höchste Feiern wie Hochzeiten steckt, also Vorsicht), sondern eine etwas leichtere, also folgte ich Delia Smiths Rezept für Dundee Cake aus ihrem Klassiker-Buch, das mir Kochen beigebracht hat.

(Zu faul gewesen, abends noch schnell die Mandeln zu schälen.)

Ich stelle fest, dass in der verlinkten Online-Version das Rezept aus dem 35 Jahre alten Buch etwas angepasst wurde: Zutaten identisch (inklusive dem ultimativen Horror für Zitronat-Orangeat-Verächter*innen: kandierte Belegkirschen), aber Mehl, Butter, Zucker, Eier werden jetzt einfach zusammengerührt, statt wie damals erstmal ordentlich Luft in Butter, Zucker Eier zu schlagen – nachvollziehbar, denn die heben eh kaum die 450 Gramm Trockenfrüchte, dafür muss das Backpulver ran. Und die Backzeit wurde von 2 bis 2,5 Stunden auf 1 3/4 Stunden reduziert.

Bei mir waren es gestern zwei Stunden, etwas weniger hätte tatsächlich gereicht. (Foto vom nächsten Morgen.)

In der Backzeit eine Einheit Pilates, dieses halbe Stündchen Gymnastik am Feierabend tut mir rundum gut.

Jetzt festliches Wochenendfeiern: Am Viktualienmarkt sind Meyer-Zitronen eingetroffen, Herr Kaltmamsell hatte zwei mitgebracht, und aus einer wurden zum Aperitif Whiskey Sours. Dazu arabische Nüsschen.

Dafür, dass es bei uns traditionell Freitagabend Kuh auf Wiese gibt (Steak mit Salat), kam das dieses Jahr ausgesprochen selten auf den Tisch. Aber gestern.

Dazu öffnete ich eine Flasche Côte du Rhône.

Kurze Unterbrechung, als der Feueralarm an der Dielendecke vor der Küche losging: Herr Kaltmamsell achtet darauf, beim scharfen Anbraten des Fleisches die Küchentür zu schließen, doch gestern hatte er vergessen, nach dem Servieren die Herdplatte unter der Pfanne auszuschalten – der Feueralarm hatte also exakt seinen Job getan. Dafür kippte ich beim Abräumen mein volles Wasserglas über den Tisch, das Gleichgewicht im Universum war wiederhergestellt.

Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade. Abendunterhaltung: Da wir beim Rumschalten im Fernsehen gar nichts Erträgliches fanden, griffen wir doch nochmal zur Fernsehserie Mad Men – die mich gegen Ende der dritten Staffel verloren hatte, als Don Draper schon wieder eine Affäre begann, diese mit einer Lehrerin, und mich das überhaupt nicht interessierte. Also wieder ein wenig Werber-Welt in den 1960ern, ich bekam sogar Werbungs-Fachgesimpel.

§

Olivera Stajić hat den Podcast eines bosnischen “Kindes des Kriegs” gehört und schreibt über
“Vergewaltigung als Waffe”.

via @miracorvino

Sexualisierte Gewalt in Kriegen ist drastisch schlecht dokumentiert, weil sich Betroffene aus Angst, Scham, Stigmatisierung oft niemals melden.

(…)

Alen ist in Bosnien eines der wenigen, inzwischen erwachsenen, Kinder, die wissen, unter welchen schrecklichen Umständen sie gezeugt wurden, und öffentlich darüber reden. Er ist Mitglied der 2015 gegründeten Organisation Zaboravljena djeca rata (Vergessene Kinder des Krieges) und konnte in dieser Rolle 2019 bei der UN-Versammlung in New York reden. In seiner Rede sprach er auch davon, dass im Bosnienkrieg Frauen und Mädchen auch von den Angehörigen der UN-Friedenstruppen vergewaltigt wurden.

Seit der Veröffentlichung seines Buches reist Alen durch alle ehemaligen Länder Jugoslawiens und spricht über sein Leben. Damit bricht er mehrfach Tabus: Er spricht in den Städten der Täter über Kriegsverbrechen und thematisiert Vergewaltigung in einer Gesellschaft, in der Frauen deswegen noch immer stigmatisiert sind.

Die Scham muss die Seite wechseln.

Journal Donnerstag, 4. Dezember 2025 – Erste Weihnachtskarte erhellt die Dezember-Düsternis

Freitag, 5. Dezember 2025

Wieder zu früh aufgewacht, wieder im Düsteren aber nicht zu Kalten in die Arbeit marschiert. Und wieder hielt sich das Düster den ganzen Tag.

Beherzt losgearbeitet, nahezu ungestört bis Mittag (ein wenig irritierend, ich checkte mehrfach, ob Telefon, E-Mail und Teams überhaupt funktionierten).

Meinen Mittagscappuccino nutzte ich für ein Abenteuer – was bei mir halt so als Abenteuer zählt: Ich spazierte zu einer neuen Quelle, die mir auf beruflichen Gängen aufgefallen war, in die andere Richtung als sonst immer.

Solche liebevoll Kitsch-affinen Läden (die Untersetzerchen sahen selbstgehäkelt aus) mag ich ja sehr als Alternative zu den coolen, designigen Cafés / Speciality Coffee Orten. Der Cappuccino war, hm, nicht meine Lieblingssorte. Nur wenige hundert Meter von meinen sonstigen Wegen begegneten mir recht andere Menschen als sonst. Die sehe ich mir sicher öfter an.

Späteres Mittagessen am Schreibtisch: Apfel, Quark mit Joghurt, Trockenpflaumen.

Emsiger Nachmittag, darin auch eine interessante Info-Veranstaltung.

Auf dem Heimweg ein wenig Lebensmitteleinkäufe, kurz vor daheim hörte ich aus der Klinik gegenüber mal wieder Gebär-Geräusche – und mir fiel ein, dass “entbinden” auf Spanisch “dar a luz” heißt, also ans Licht geben. Einerseits poetisch, andererseits heißt “luz” ja auch elektrischer Strom, und die Tätigkeit könnte auch Elektriker*innen zugeschrieben werden. Ich hätte SO eine Zukunft auf einer kastilischen Comedy-Bühne!

Daheim standen frisch gebracht zwei Crowdfarming-Kisten: Sowohl die erste Lieferung Orangen also auch mein Jahresanteil Manchego-Käse waren diesmal wie angekündigt und problemlos eingetroffen.

Ebenfalls eingetroffen war die erste Weihnachtskarte – und die auch noch mit selbst gemalten Lesezeichen!

Eine Runde Pilates, dann Brotzeitvorbereitung – und gleichmal die erste Orange aus der großen Kiste. Nachtmahl war aus dem gestrigen Ernteanteil Rote Bete aus dem Ofen mit Linsen (!), Champignons und Feta, sehr gut. Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich ließ mich von John Steinbeck und seinem Hund Charley auf einen Road Trip durch die USA des Jahres 1960 nehmen.

§

Herr Kaltmamsell erwähnte kürzlich eine Geschichte von Ray Bradbury, “THere Will Come Soft Rains”, die ich sofort lesen wollte: Sie geht um ein vollautomatisiertes Haus, das seine Abläufe auch nach Verschwinden der Bewohner brav wie programmiert ausführt. Er reichte mir den (selbstverständlich antiquarisch erworbenen Pulp-Papier-)Band Martian Chronicles, in dem sie steht, gleich mit Einmerkerchen an (ich habe Martian Chronicles zwar vor Jahrzehnten gelesen und weiß noch, dass mir der Kurzgeschichten-Zyklus sehr gut gefiel, doch an diese konkrete Geschichte habe ich keinerlei Erinnerung). Die kurze Short Story erinnerte mich an die Meisterschaft von Ray Bradbury, mit der er ganze Welten in wenigen Details vermittelt – und sie las sich in Zeiten von Internet of things gruslig aktuell. Wenn Sie mögen, es gibt sie auch online (PDF-Download):
“There Will Come Soft Rains”.

Es fehlt allerdings die kontinuierliche Auswertung aller Parameter, die mit unserer heutigen Onlineisierung einhergeht, also der Controlling-Aspekt – den sah Ray Bradbury offensichtlich nicht voraus. Und natürlich funktioniert die Geschichte nur ohne Internet, das Haus läuft autonom.

Fasziniert von Bradburys Text recherchierte ich ein wenig drumrum. Der Titel, fand ich heraus, ist auch der Titel des Gedichts von Sara Teasdale – das in der Geschichte gesamt zitiert wird. Damals mit Blick auf Krieg geschrieben, aber halt auch heute in vieler Hinsicht passend.

§

“Braune Zwerge: Diese seltsamen Himmelsgestalten”.

Der Astronom Aleks Scholz forscht an Braunen Zwergen – seltsamen Himmelskörpern zwischen Stern und Planet. Seit 25 Jahren beobachtet er das All, viele Nächte lang, um diese Objekte zu finden. Was hat er dabei entdeckt? Wie geht er vor? Und wozu macht er das nur?

Fesselnde Lektüre (es ist ein absoluter Glücksfall, dass hier ein Astrophysiker so gut schreiben kann, dass er auch mal beim Bachmannpreislesen den Ernst-Willner-Preis gewonnen hat). So habe ich nicht nur mehr über Braune Zwerge gelernt, sondern überhaupt über die heutigen Prozesse der Astronomie, zum Beispiel wie Aleks überhaupt an Daten für seine Forschung kommt (nein, er schaut nicht von seinem Arbeitsplatz in Schottland durch ein Teleskop nach oben) und warum das James Webb Space Telescope, das seine Arbeit Anfang 2022 begann, ein game changer war.

Die Welt durch ein neues Teleskop zu betrachten bringt immer Überraschungen – als hätte man bisher in dichtem Nebel gelebt, der sich jetzt zum ersten Mal lichtet. Was eben noch wie ein Baum aussah, ist in Wahrheit ein Kirchturm. Anstatt verrauschter Spektren sehen wir auf einmal Details, die wir so nicht eingeplant hatten. Die neue Klarheit ist überwältigend. Die alten Fragen sind schnell beantwortet. Stattdessen stellen sich sofort völlig neue Fragen.

§

Herr Kaltmamsell wies mich auf einen Artikel von 2024 hin über Schaukelparks auf der ganzen Welt:
“Swing Sets Aren’t Just for Kids Anymore”.

Mein Favorit ist ja die 29-Schaukel-Anlage im Moskauer Gorky Park.1

After a certain age, swinging solo loses its thrill.

Ach. In welchem Alter ungefähr muss ich damit rechnen?

  1. Ich denke je-des-mal an den gleichnamige Film mit William Hurt von 1983, wenn ich “Gorky Park” lese oder höre. Nur einmal gesehen, wahrscheinlich im Fernsehen, aber er hat mich nachhaltig beeindruckt. Lange träumte ich davon, einmal im Gorky Park Schlittschuh zu fahren. []