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Journal Freitag, 19. Dezember 2025 – Abschied vom Arbeitsjahr

Samstag, 20. Dezember 2025

Eigentlich gut geschlafen, aber bei jedem leichten Aufwachen gecheckt, ob ich gerade die Zähne auf die Knirschschiene presse: Nein, nie.

Ich verließ das Haus zu klarem Himmel, war nach der milden Luft am Vorabend aber über das frostige Glitzern überall überrascht.

Büroräume jetzt doch vorweihnachtlich UND freitäglich leer. Dennoch wollte sich das erhoffte Däumchendrehen bis vorzeitigem Feierabend einfach nicht einstellen, ich hatte vormittags sogar einen TERMIN!

Letzter Bürohausblick über München des Jahres.

Die Gesichtsschmerzen hielten an, ich hielt mit Ibu dagegen – die wirkte! Aber der Korridor an Temperatur, mit dem ein Getränk meine diversen Schmerzzähne nicht zum Aufjaulen brachte, war weiterhin unerhört eng, ich vermutete wenige Grad um Körpertemperatur.

Das merkte ich unter anderem an meinem Mittagscappuccino, zu dem ich durch wundervolle Sonne raus ging: Die heiße Flüssigkeit jagte den Schmerz wieder hoch.

Zurück am Schreibtisch wurde es endlich wirklich ruhiger. Noch der eine oder andere Aufreger, zu Mittag Äpfel sowie Mango mit Sojajoghurt, dann konnte ich meinen Schreibtisch systematisch leerarbeiten – was in meinem Fall durchaus physisch zu verstehen ist.

Vorzeitiger Feierabend, ich verließ das Haus nur wenig nach drei, fand davor noch zwei Kolleg*innen, denen ich schöne Weihnachtsferien wünschen konnte.

Mit Genuss spazierte ich durch Tages- und sogar Sonnenlicht zu Besorgungen: Lebensmittel im Vollcorner, dann brachte mich die U-Bahn zum Odeonsplatz, von dort spazierte ich zum Hofbräuhausmühlenladen für Roggenmehl Type 1370, denn ich wollte am Samstag Brot backen. Doch ich merkte, dass mich dieses Jahr zwar spät, aber doch der Dezember einholte (was bei mir bedeutet: Überfall von disparaten Dezember-Erinnerungen inklusive damit verbundenen Gefühlen, heuer im Vordergrund ein tief vermisster lieber Freund meiner Jugend). Ich freute mich sehr auf Alkohol.

Heimweg über den Jakobsplatz und die Chanukkia, die ich immer noch nicht schön finde.

Mit Herrn Kaltmamsell war ich zu einem aushäusigen Abendessen verabredet, aber durch meinen frühen Feierabend blieb davor Zeit für Pilates, Blumengießen, Brotvorbereitungen.

Ich hatte im Blauen Haus auf der Rückseite der Kammerspiele für uns reserviert, im Conviva. Dorthin spazierten wir eher früh am Abend einmal quer durch die innerste Innnenstadt und damit an einem Freitagabend durch Menschenmassen.

Das Lokal war dicht besetzt, erst als sich das um dreiviertel acht schlagartig änderte, wurde mir klar: Viele Theaterbesucher*innen vor Vorstellungsbesuch.

Als Alkohol des Abends folgte ich der Tagesempfehlung mit Kreide auf Tafel an der Wand und bestellte eine Flasche Wiener Gemischten Satz Fuchs-Steinklammer. Schön kräftig, und der Alkohol führte innerhalb von Minuten zur ersehnten Entspannung. Vielleicht sollte ich öfter Alkohol trinken.

Als Vorspeisen gab es für mich Fischsuppe (gut), für Herrn Kaltmamsell Flusskrebs-Sauerrahmterrine mit Rote-Bete-Salat (er freute sich vor allem über die Zubereitung der Bete).

Als Hauptgang hatte ich Kabeljaufilet (wunderbar saftig) auf Belugalinsen, gegenüber gab es Gebackene Blutwurst mit Kartoffel-Feldsalat, wieder waren wir beide sehr zufrieden.

Gleicher Nachtisch: Nougat-Spekulatiusmousse mit pochierten Birnen.

Angenehm beduselt machten wir uns auf den Heimweg (immer noch keine Mütze nötig).

Schau an: Die Eisbachwelle (Zukunft derzeit ungewiss) ist ikonisch genug, dass sie den Bauzaun des Luxusobjekts “Falckenberg-Ensemble” schmückt.

Zu meiner Überraschung war an den Christkindlmärkten auf dem Weg noch Hochbetrieb. Zu Hause machte ich uns noch Espresso (decaf, damit ich danach schlafen konnte), schenkte ein wenig uralten spanischen Brandy ein.

§

Auch ich brauchte lange zu begreifen, dass Glennkill von Leonie Swann ein deutscher Krimi ist, nicht etwa aus dem Englischen übersetzt.1
Jetzt wurde er mit Hugh Jackman (!) und Emma Thompson (!!) verfilmt, hier der Trailer.

  1. Das kann unmöglich SCHON ZWANZIG JAHRE HER SEIN! []

Journal Mittwoch, 17. Dezember 2025 – Dann doch Schmerzkapitulation

Donnerstag, 18. Dezember 2025

Überdurchschnittlich gut geschlafen, das war schön.

Auf dem Weg in die Arbeit war es noch so dunkel, dass ich kein Wetter erkennen konnte. Sowas wie hell wurde es zu bedecktem Himmel und kühler Luft deutlich über Null.

Unerwartet emsiger Vormittag, obwohl viele bereits in die Weihnachtsferien verschwunden waren.

Raus auf einen Mittagscappuccino ins Westend, als sich gerade ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke bissen – aber nur kurz.

Im Notting Hill auf der Theresienhöhe hatte die stade Zeit bereits deutlich um sich gegriffen.

Anhaltende Schmerzen in der linken Gesichtshälfte, die sich vor allem wie Zahnschmerzen anfühlten. Entscheidung auf dem Rückweg vom Café: Ich würde versuchen, noch vor Weihnachten einen Termin bei meiner Zahnärztin zu bekommen. Wenn es doch nicht die Zähne sind, sondern die ewig leicht entzündeten Nebenhöhlen, ist das zumindest abgeklärt, und ich riskiere keinen Zahn-Notfall in den Weihnachtsferien der Zahnärztin. So machte ich es und bekam gleich einen Termin Donnerstagvormittag.

Hoffnung auf Arzttermin-Magie, die Beschwerden allein durch Vereinbarung beseitigt – funktionierte nicht so recht. Eher im Gegenteil: Mit der Terminvereinbarung hatte ich mir selbst offiziell die Schmerzen eingestanden und fühlte mich jämmerlich.

Ich arbeitete also mit erhöhtem Tempo auch Dinge weg, die bis Donnerstag Zeit gehabt hätten – weil ich nicht wusste, ob ich nach dem Termin bei der Ärztin fit genug dafür sein würde.

Dazwischen gab’s zu Mittag Bananen und Quark mit Joghurt.

Emisger Nachmittag, ich musste mich losreißen, um den Feierabend nicht zu spät werden zu lassen.

Auf dem Heimweg Einkaufsstopp beim Vollcorner und bei einem Tchibo, zu dem ich meine zweite Winterlaufhose hatte schicken lassen – diesmal wurde sie sofort gefunden. Kurz vorm Daheim huschte ein Mäuselchen über den Gehweg in die Grünanlage: So niedlich!

Daheim turnte ich endlich die lange und sportliche Folge Pilates mit Gabi Fastner: Ging gut und machte Spaß. Vor Nachtmahl war noch Zeit für das Schreiben von ein paar Weihnachtskarten – so vorbereitet von Herrn Kaltmamsell, wie ich die Weihnachtskarten für meine Chefin vorbereite, ich habe eine Privatsekretär <3

Der auch noch das Abendessen servierte: Sauerkraut und Kartoffeln aus Ernteanteil, dazu besonders gute Blut- und Leberwürscht vom Viktualienmarkt.

Schmeckte herovrragend.
(Jaha – die Blutwürscht waren etwas desintegriert.)

Nachtisch Stollen und Schokolade – ein bisschen auf Vorrat, ich fürchtete die Folgen des Besuchs bei der Zahnärztin.

Sehr früh ins Bett, und zwar ohne Lesen, weil ich schlagartig steinmüde wurde.

Journal Montag, 15. Dezember 2025 – Neither the best of times nor the worst of times

Dienstag, 16. Dezember 2025

Nicht ganz erholsame Nacht, und beim Aufstehen stellte sich heraus, dass Herr Kaltmamsell krank war. Selbst fühlte ich mich lediglich ziemlich entkräftet.

Auf dem Weg in die Arbeit wurde ich auf dem dem Kaiser-Ludwig-Platz an der grünen Fußgängerampel fast von einer Radlerin umgemäht, die bei Rot über ihre Ampel bretterte. Zum Glück erschrak sie rechtzeitig.

Edgar-Wallace-Licht über der Theresienwiese.

Arbeitsvormittag mit Emsigkeiten, einig geplant (mit Gerenne und physischer Jonglage), einige ungeplant. Mittagscappuccino war keiner drin, mir fehlte allerdings auch die Lust darauf. Ich versuchte mit aller Kraft, Freude aus dem Verschwinden des Nebels, schließlich wolkenlos blauem Himmel und Sonnenschein zu ziehen, zudem führten meine Arbeitswege mich auch nach draußen.

Dass mich so böse Kreuzschmerzen wie lange nicht mehr plagten, half allerdings nicht.

Erst spät war Zeit für Mittagessen: Orangen (wir habe die zehn Kilo in elf Tagen weggekriegt!), Hüttenkäse.

Echter Freudenmoment: DAMPFLOK VORM BÜROFENSTER!
War sicher eine der beiden vom Bayerischen Eisenbahnmuseum, die am Wochenende zwischen Ostbahnhof und Hauptbahnhof fuhren.

Arbeitsnachmittag mit Ärger und einem gerüttelt Maß Wahnwitz, aber auch mit immer hilfreichen Kolleg*innen, für die ich mir jederzeit und in jeder Lage ein Bein ausreiße.

Nach Feierabend (jetzt hatten sich die Kreuzschmerzen zu Unterleibschmerzen ausgeweitet) spazierte ich zur Bahnhofspost, Paketabholkarte in der Hand. Entgegen Herrn Kaltmamsells Warnungen, die mich auf mindestens eine halbe Stunde Warten in der Schlange vorbereiteten, stand ich keine fünf Minuten an: Sehr viele Schalter waren besetzt, die Abfertigung ging wie’s Brezelbacken. Und das Packerl stellte sich als nichts Bestelltes heraus, sondern als ein Geschenk von Oldenburger Freundinnen!

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, daheim erstmal Räumen. Die programmierte Waschmaschine schaltete von 1 Minuten Restzeit auf 31 um – also doch erstmal Gymnastik. Ich entschied mich für eine Folge Yoga mit Jessica Richburg, die sehr gut tat.

Währenddessen traf eine Reaktion von DPD auf meine Reklamation ein: Sie beharrten darauf, mein Paket sei vergangene Woche wie gewünscht abgestellt worden, auf meinen Wunsch, also keine Ansprüche, fertig. Mist, ein Geschenk weniger (und ein durchaus spürbarer finanzieller Verlust). Zumindest den Versuch mit Zettelaufhängen an Nachbarn mache ich noch (in den 26 Jahren, die wir hier wohnen, ist noch nie ein Päckchen weggekommen).

Endlich war die Waschmaschine durch, das Abendessen verschob sich wegen Wäscheaufhängens.

Herr Kaltmamsell hatte ein recipe nach Ottolenghi gemacht, mit Tofu und einer Sauce mit schwarzen getrockneten Limetten, außerdem Spinat, dazu Reis. Schmeckte gut, doch Herr Kaltmamsell war sehr unzufrieden. Nachtisch Stollen und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, Johns Steinbecks schönes Travels with Charley ausgelesen.

Journal Sonntag, 14. Dezember 2025 – Nebeldezember an der Isar

Montag, 15. Dezember 2025

Etwas unruhige Nacht, aber ich bekam ausreichend Schlaf.
Aufgestanden zu einem weiteren angekündigten Nebeltag. Erfolg: Ich schaffte endlich, die nervige Brummfliege aus der Wohnung zu bringen, über die Küchenbalkontür. Viel Spaß da draußen, muhahaharrr.

Trotz wirklich gemütlichem Morgen mit einmal alles (Bloggen, Milchkaffee, Wasser, Tee) war ich früh fertig für die geplante Laufrunde. Ich nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz und lief über Hofgarten, Englischen Garten (nach 15 Jahren mal wieder beim Laufen einem ebenfalls laufenden Arbeitskollegen begegnet) an den Tivoli, von dort nach Norden bis Unterföhring und zurück bis Tivoli. Machte Spaß, bereitete keinerlei körperliche Schwierigkeiten, fühlte sich auch nicht mühsam an. Gleich beim Tivoli sah ich eine Wasseramsel auf einem Stein in der Isar landen. Ich tat, was ich sonst nur fürs Fotografieren tue: Ich blieb stehen, vielleicht würde sie ja tauchen! Doch sie flog nach wenigen Sekunden ungetaucht weiter.

Blick vom Monopteros oder wie ein Kind hinter mir vom Schild ablas: vom Moroptulus. (Haben alle zu viel Harry Potter abbekommen.)

Power-Biber

Fertiggelaufen (Bus von Tivoli zu U-Bahn Giselastraße).

Beim Heimkommen erstmal eine zweite Winter-Laufhose bestellt. Ich hatte mich dabei ertappt, wie ich das Waschmaschinen-Timing für dunkle Wäsche um meine Laufpläne herum gebogen hatte – nach nur wenigen Tagen wurde mir bewusst, dass schlicht eine Laufhose für den Winter eine zu wenig war. Blitzkneißerin, die ich bin.

Frühstück kurz nach eins: Orangen mit Joghurt, geschenkter Stollen (wirklich gut). Aber vorsichtiges Kauen, weil weiterhin einige Zähne wehtun (unter anderem beim Joggen – WTF?). Auch sonst setzt sich der Schmerz-Schabernack fort: Am Samstag zum Beispiel auf den letzten beiden Fußwegen des Tages (Elternhaus-Bahnhof, Münchner Bahnhof-Daheim) heftiger Schmerz am unteren rechten Schienbein. Bei Ruhe weg, gestern auch beim Gehen, beim Joggen ebenso.

Der Familienbesuch aus USA hatte für den Sonntag Christkindlmarktwünsche in München angemeldet, doch es war nicht abzusehen, ob er dafür auch fit genug sein würde. Bis zu einer Nachricht begann ich schonmal das spärliche Tageslicht für Bügeln am Fenster zu nutzen (bis kurz nach drei reichte es, der Nebel blieb eisern). Darauf freute (!) ich mich seit Tagen, denn ich hatte mir ein Interview mit der London-Korrespondentin der ARD, Annette Dittert, eingemerkt: Sie hört nach 20 Jahren für die ARD auf, Holger Klein hat sich zu diesem Anlass mit ihr unterhalten. Wie erwartet ausgesprochen hörenswert (unter anderem Ditterts Einschätzung von King Charles III), ich lachte schon am Anfang so laut auf, dass Herr Kaltmamsell erschreckt aus seinem Zimmer kam. Nochmal kam er, als er Nachrichten von der Familie hatte: Nein, aus deren Münchenbesuch würde leider nichts.

Ein Paket war am Samstag tatsächlich wie gewünscht vor die Tür gestellt worden (ein weiteres anderes von DHL allerdings nicht, auch das muss ich in einer Post abholen – allerdings in einer anderen als das nicht gebrachte vom Freitag, le big Augenroll): meine von Meindl reparierten Wanderstiefel. Die Rechnung hatte ich vorab bereits per E-Mail bekommen, doch sie lautete statt auf die angekündigten 50 Euro auf “Kostenfreie Reparatur durch den Hersteller” und 0,00 Euro. Gestern packte ich die Schuhe aus – und auch auf Papier stand genau dieses. Eine sehr erfreuliche Überraschung, vielleicht war auch der Hersteller wie ich der Meinung, dass diese Naht sich nicht so schnell hätte auflösen dürfen.

Es war die Naht oben um das Auge gewesen.

Den geschenkten Nachmittag verbrachte ich mit Lesen: liegengebliebene Newsletter, das SZ-Magazin von vergangenem Freitag. Ich entschied mich gegen Gymnastik: Drangewesen wäre eine 45-minütige, ziemlich sportliche Einheit Pilates, fühlte sich gestern nicht passend an.

Schwarzkohl und Kartoffeln aus Ernteanteil waren die Basis fürs Nachtmahl: Herr Kaltmamsell kochte sie mit weißen Bohnen und spanischem Chorizo/Morcilla/Tocino zu herzhaften Eintopf – ausgezeichnet. Nachtisch Plätzchen von Mama.

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Der Stadtneurotiker war fünf Tage lang in Wien. Wenn Sie Lust haben auf einen Reisebericht mit den deutlichen Schwerpunkten Öffentlicher Nahverkehr (Nerd-Level inklusive Einordnung der Technik, der Infrastruktur, der Fahrzeuge – ich weiß nicht, ob auch die Schienenfahrzeuge im Städtischen Verkehr “Rollmaterial” heißen wie bei der Schweizer Bahn) und Christkindlmärkte: Hier geht’s los.
“Kitsch in angemessenem Ambiente”.

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Nochmal Martin Parr: Im Guardian ein Nachruf in Fotos.
“Martin Parr: the photographer’s career in pictures”.

Journal Freitag, 12. Dezember 2025 – Wieder eine Arbeitswoche rumgebracht

Samstag, 13. Dezember 2025

Der Wecker holte mich aus extratiefem Schlaf, zum ersten Mal im Leben verstand ich die Verlockung der Snooze-Taste.
(Die Brumm-Fliege lebt immer noch.)

Ich verließ das Haus wieder im Dunklen, wieder ließen dunkle Wolken keinerlei Morgenblau zu.

Zum Start des Arbeitstages sah ich meinem Computer erstmal 45 Minuten bei Updates zu (nicht ganz, ein paar Sachen konnte ich ohne Computer erledigen, außerdem die erste Tasse Tee aufbrühen).

Berufliche Besorgungen brachten mich vor die Tür, ich nahm absichtlich Umwege.

Um die Mittagszeit Ahnung von blauem Himmel, fahles Wintersonnenlicht. Später Mittagscappuccino, es war kälter geworden.

Spätes Mittagessen ohne Appetit, aber muss ja: Orangen, Quark mit Joghurt.

Der Nachmittag wurde dann richtig sonnig mit blauem Himmel und entsprechend buntem Sonnenuntergang.

Etwas späterer Feierabend als geplant, weil ich etwas vergessen hatte und schnell noch wegarbeitete.

Beim Unterqueren des Heimeranplatzes:

Ich verlas natürlich erstmal “The Worst of Hans Zimmer” und dachte sofort: WO ANFANGEN?!
(Auch meiner Meinung nach hat er Filmmusik kaputt gemacht.)

In der Heimeranstraße wieder ein kurzer Blick in die Auslage des vertrauten Goldschmiede-Kollektivs Silberfisch: Dieses Jahr fast ohne Gold – bei den absurd hohen Goldpreisen derzeit müssten die Schmied*innen wahrscheinlich unverkaufbar hohe Preise dafür verlangen. Wie schade, ich mag Gelbgold für meinen Schmuck am liebsten.

Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner, wegen Gelegenheit auch gleich für Heilig Abend. Am Himmel sah ich die nächste Nebelwand heraufziehen.

’tis the season – der Paketjagd. Beim Heimkommen fand ich einen DHL-Zettel vor, der die E-Mail-Benachrichtigung bestätigte: Mein Pakte habe nicht wie gewünscht vor der Haustür abgelegt werden können, ich muss es am ehemaligen Hauptbahnhof abholen. Und als ich im Web nach dem Verbleib einer DPD-Lieferung sah, fand ich die Behauptung, sie sei am Donnerstagvormittag abgelegt worden – da war aber weder am Donnerstag noch am Freitag etwas. Also gleich mal Kontaktformular mit Reklamation ausgefüllt. Online-Kauf im Inland zweieinhalb Wochen vor Heilig Abend reicht also nicht für sichere Lieferung zur Bescherung.

Eine Einheit Pilates, immer schön durch den Schmerz durch (wenn ich bei jedem Schmerz aufhören würde, hätte ich seit vielen, vielen Jahren gar keine Gymnastik mehr gemacht) – solange das noch geht, kann’s ja nicht so schlimm sein.

In bequemen Schlumpfklamotten bereitete ich die Drinks zum Wochenendfeiern: Es stand fest, dass sie auf frisch gepresstem Crowdfarming-Orangen-Saft basieren würden, Herr Kaltmamsell durfte zwischen Tequila Sunrise und Campari Orange entscheiden und nahm Letzteres. Gut!

Da Herr Kaltmamsell erst abends heimgekommen war, gab es schnelles Abendessen (im Gegensatz zur Verarbeitung des Ernteanteils, dessen Bestandteile diesmal allesamt zeitaufwändiger gewesen wären): Shakshuka, zu dem ich Balkanbrot gekauft hatte.

Im Glas ein Chardonnay Mon Rêve – Fût de Chêne: Langsam nähere ich mich Chardonnay wieder an, dessen klassisch altmodische Varianten mit Holz, Butter, Vanille wie ein Fausthieb mir lange gar nicht mehr geschmeckt hatten. Dieser hier gefiel mir, kräftig mit überraschend mineralische Noten in der Nase, komplett unblumig, wenig Säure, nur ganz leicht holzig.

Da im Fernsehen gar nichts Erträgliches für Nebenher lief, bat ich Herrn Kaltmamsell um Hollywood in den 1930ern (bei Maximilian Buddenbohm hatte mich dieses superniedliche Liebesduett von Bob Hope and Shirley Ross aus Thanks for the Memory von 1938 bezaubert). Er kramte eine Absurdität von 1932 von der Festplatte heraus: Million Dollar Legs mit W. C. Fields und einer hinreißenden Lyda Roberti. Vor allem aber komplett absurd und haarsträubend amateurhaft gemacht. Herrlich.

§

Mek bloggte über Apfelvorlieben, woraufhin ich ihn fragte, ob er seine Apflepflückvergangeheit eigentlich schonmal erzählt habe?
Hatte er.
“Streuobst – 100% Direktsaft”.
(Dass veganer Apfelsaft ein Oxymoron ist, weiß man eh, wenn man auch nur einmal beim Apfelpflücken mitgearbeitet hat.)

§

HAHAHAHA! Ich wusste, dass es in Island sehr viele Schriftsteller*innen in Relation zur Gesamtbevölkerung gibt. Ich wusste auch, dass sehr viele davon Krimis schreiben.
Was ich nicht wusste: Es gibt in Island nur einen forensischen Pathologen, Pétur Guðmannsson – und der bekommt alle, alle Fachfragen der Krimi-Autor*innen ab. Um überhaupt noch Zeit für seine eigentliche Arbeit zu haben, gibt er jetzt einfach Seminare speziell für sie (Artikel von 2023):
“Iceland’s only forensic pathologist is teaching crime writers about death”.

via @baldur

§

Notes for radical living
(Tilda Swinton)

Make friends with chaos
Hold a calm mind
Let things shake
Forgive human frailty
Champion second chances
Defy unkindness
Reverence fellowships
Listen to the quiet
Respect the young
Seek growth
Trust in change
Treasure learning
Inspire faith in evolution
Hold faith in miracles
Reach beyond the binary
Be wary of the doubtless
Honour the brightheaded
Grow plants
Attend to the weather
Be electric
Cherish language
Celebrate silence
Dance daily
Bless the handmade
Magic up fresh beauty
Sing into pain
Find joy in shadow
Challenge assumptions
Follow the wind
Look upwards
Swoon under clouds
Feel your courage
Face forward
Read history
Open your ears
Drop your shoulders
Bend your knees
Raise the roof
Keep breathing
Be trustworthy
Take care of yourself
Believe in goodness
Head for the light

Ich begrüße alles davon (und finde es von Tilda Swinton durch und durch glaubwürdig). Doch ich weiß, dass ich nur zu einem Bruchteil fähig bin.

Quelle

via @fuchsbrom

Journal Mittwoch, 10. Dezember 2025 – Erst Mittwoch

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Es ist Dezember, und seit Dienstagabend nervte mich eine fette Brummfliege, die durch die Wohnung torkelte. Die Sorte Brummfliege, die ich bislang immer einsortiert hatte als Preis, den man halt für offene Fenster beim ersten Sommereinbruch zahlt.

Erst Mittwoch. Das war mein Gedanke in der unruhigen letzten halben Stunde vor Aufwachen, daran musste ich mich immer wieder beim morgendlichen Fertigmachen erinnern, auf dem Weg in die Arbeit unter herrlich klarem Himmel (und mit Bodenfrost), beim Start am Schreibtisch.

Morgenblick aus dem Büro.

Überraschend emsiger Vormittag, bei einem Gespräch im Gang viel gelernt.

Raus in die herrliche Sonne auf einen Mittagscappuccino, ohne Mütze und Handschuhe. Wieder wäre ich gerne noch viel länger und weiter gegangen.

Postkarte an einen lieben Menschen in abgrundtiefem Schmerz, so tief, dass mein Refelx eigentlich Rückzug aus Hilflosigkeit ist. Doch da alle, alle, die einen entsetzlichen Schmerz durchleben mussten, im Nachhinein berichten, wichtig seien aus ihrer Umgebung vor allem Signale des Aushaltens und der Anwesenheit gewesen – sende ich wenigstens das.

Zu Mittag gab es Orange, Persimon, dann Mango mit Sojajoghurt (Mangos vertragen Frost wohl ganz schlecht, diese aus dem Crowdfarming-Paket mit mehreren Lieferschleifen in strengem Frost war in drei Wochen null nachgereift und nur holzig geworden), ein paar Trockenpflaumen.

Emsiger Arbeitsnachmittag mit herrlicher Sonne von wolkenlosem Himmel und regelmäßiger Selbsterinnerung: Erst Mittwoch, mir war recht trübe.

Nach Feierabend in angenehmer Luft über Süßigkeiteneinkäufe nach Hause – selbst die Draußenbewegung konnte die Trübe nicht beseitigen. Daheim knetete ich erstmal Teig für Schneeflocken, die ich Donnerstagabend backen möchte. Blumengießen, Pilates, Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell die beiden mächtigen Pastinaken aus Ernteanteil: Ich hatte angeregt, das Kürbis-Kokos-Curry aus Immer schon vegan damit zuzubereiten – funktionierte wunderbar. Nachtisch Weihnachtssüßigkeiten und sonstige Schokolade.

§

Wir hatten damals die Biermösl Blosn, die Jugend heute hat @ElleCordova.

via @giardino

§

Emma Thompson erzählt Hintergründe ihrer berühmtesten Filmrollen:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/HBForfB_2lU?si=GqiUQbHZcvNxl5MZ

§

Zeit für wirklich gute rührselige Weihnachts-Werbespots! Dieser hier ist zwar in Geheimsprache, doch die Bilder sind aussagekräftig genug, dass auch ich sie verstanden habe:
“Illogic Wolfs Down Christmas Dinner for Intermarché”.

(John Lewis finde ich dieses Jahr nicht so gut.)

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Hihi: Kaltmamsell guckt Kunst.

Journal Dienstag, 9. Dezember 2025 – München hat jetzt ein Denkmal für die Familie Mann

Mittwoch, 10. Dezember 2025

Es sind wieder die Zeiten, in denen ich meine nächtliche Beißschiene eigentlich auch im Büro tragen müsste.

Aber der Weg in die Arbeit bot zauberhaft Ansichten: Über der Theresienwiese im ersten Morgenblau an klarem Himmel riesige und laute Krähenschwärme, beim Blick zurück der Scherenschnitt der Stadtsilhouette vor einem Hauch Rosa.

Am Arbeitsplatz Überraschungen, aber ich bekomme ja alles davon mit demselben (guten!) Stundenlohn bezahlt.

Das sonnige Draußen lockte mächtig, also versuchte ich einen Marsch zu Mittagscappuccino, obwohl ich auf Abruf war (Telefon auf Privathandy umgestellt). Der seit drei Stunden erwartete Anruf erreichte mich 100 Meter vor Mittagscappuccino, also schnell umgekehrt, nach erfüllter Tat Cappuccino aus der Haus-Cafeteria (wenigstens heiß).

Zu Mittag gab’s Orangen, die letzte Crowdfarming-Avocado (gut!), Trockenpflaumen.

Der Nachmittag hielt einen ordentlichen Schreck bereit, ich entdeckte einen Wasserschaden. Den meldete ich an die entsprechenden Stellen, rettete gemeinschaftlich ein wenig Dinge (und machte beim Rumklettern meine schwarze Hose ordentlich dreckig) – sonst konnte ich eh nichts tun.

Termin nach Feierabend, auf den ich mich sehr freute: Das Denkmal am Salvatorplatz für die Familie Mann wurde endlich eröffnet. Ich hatte durch die Bekanntschaft mit dem Künstler Albert Coers in den vergangenen Jahren mitbekommen, wie viele Hürden zwischen Konzept und Umsetzung gestanden hatten – und das für jemanden, der ohnehin keine Routine im Umgang mit Baufirmen hatte (wer hat das schon?). Das Konzept für das Denkmal hinterm Literaturhaus, “Straßen, Namen, Leuchten”, kannte ich also schon lang, jetzt fuhr ich zum Odeonsplatz, um es zu Leben erweckt zu sehen.

TADAAAA!
Die Reden fand ich kurzweilig und interessant (es war meine erste Eröffnung von Kunst im Öffentlichen Raum), Albert Coers schlug die Brücke zwischen den sieben Jahren auf Thomas Manns Zauberberg und den sieben Jahren, die zwischen Beginn und Vollendung des Denkmals lagen.

Herr Kaltmamsell guckt Kunst.

Natürlich bin ich ein wenig befangen, doch mir gefällt diese Idee für ein Denkmal für die Familie Mann ganz ausgezeichnet:

Das Kunstwerk besteht aus Schildern von Straßen und Plätzen u. a. in München, Frankfurt, Zürich, Rom und São Paulo, die nach Mitgliedern der Familie benannt sind, sowie aus Straßenleuchten von Orten, an denen die Manns lebten bzw. im Exil waren, wie Lübeck, Nida, Sanary-Sur-Mer, New York, Los Angeles oder Kilchberg.

Erst vor wenigen Tagen hatte Albert auf instagram auf eine Besonderheit des Kunstwerks hingewiesen:

Eine Bestandsleuchte am Salvatorplatz wird Teil des Ensembles des Denkmals für die Familie Mann. An der Leuchte angebracht ist das neu geschaffene Straßenschild “Katia-Mann-Platz”. Katia, “Frau Thomas Mann”, nach der bisher keine Straße und kein Platz benannt ist, bekommt so ihren Platz innerhalb der Familie, wird im Bezug zur Stadt sichtbar. Sie entstammte der jüdischen Familie Pringsheim, die, wie die Manns, emigrieren musste, deren Haus vom NS-Regime abgerissen wurde, um dort das NS-Verwaltungszentrum zu errichten. In München gibt es wenig, was an sie erinnert.

Die Leuchte bleibt am Stromnetz der bestehenden Straßenbeleuchtung, ist deshalb jetzt schon an, noch vor der Eröffnung am 9.12.25. Katia Mann wird so für einige Tage besonders sichtbar. Und danach wird sie auch sichtbar bleiben, wenn die Leuchten des Denkmals ab 23 Uhr abgeschaltet werden, sie aber weiterhin bis zum Morgen ihren Schein verbreitet, als Bestandteil der regulären Straßenbeleuchtung.

Und jetzt endlich live und in Echt zeigte sich zusätzlich, wie wunderbar Konzept und Ort zusammenpassten, nämlich der Salvatorplatz – den das Denkmal nicht nur aufwertet, dem es auch nur wenig Platz wegnimmt. Ich bin schon sehr gespannt darauf, das Denkmal zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten zu sehen.

Der Künstler ließ sich geduldig vor seinem Werk fotografieren. Es wurden Glühwein und Punsch angeboten (angemessen für Dezember, nur halt nicht für die gestrigen immer noch fast 10 Grad am Abend), ich sah einige bekannte Gesichter, freute mich sehr über das Treffen.

Jetzt aber nach Hause, ich hatte Hunger. Herr Kaltmamsell hatte aus Ernteanteil bereits Wirsing gekocht und Kartoffeln geschält, unterwegs besorgten wir noch eine Kabanossi dazu, auf die ich sehr große Lust hatte.

Zu Hause Wäscheversorgung, Brotzeitvorbereitung, dann gab es deutlich später als sonst sehr wohlschmeckendes Nachtmahl. Nachtisch Schokolade.

§

Ich beantrage hiermit, dass dieses instagram-Filmchen zur Illustration des Berufs “Influencerin” auf Wikipedia verwendet wird.
Wir debattierten auf Mastodon länglich, ob das Satire ist, doch die Kommentare darunter und ein Blick in das sonstige Angebot der Absenderin lassen keinen anderen Schluss zu, als dass das ernst gemeint ist. Ich wünsche ihr ganz viele Werbeverträge, solche komplett fremden Welten müssen im Internet unbedingt erhalten bleiben.