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Journal Sonntag, 7. April 2024 – Eigentlich zu heiß für Isarlauf

Montag, 8. April 2024

Gut und lang geschlafen, so muss das. Erst mal zog ich mein Bett ab, inklusive Matratzenschoner, steckte das Bettzeug in die Waschmaschine: Ich wollte auf Sommerbettzeug wechseln. Draußen war es sehr mild, aber bedeckt und diesig.

Anmeldung zur Wahlhilfeschulung, zum ersten Mal für den Kurs “Wahlvorstehende Wahlraum”.

Freitagabend hatte ich beim Gespräch darüber Herrn Kaltmamsell gebeten, mir das Datenbankprogramm von Microsoft, also Access, zumindest mal zu zeigen, ich konnte mir ja noch nicht mal die Oberfläche vorstellen. Er hatte geduldig den ganzen Samstag gewartet, dass ich auch tatsächlich zu ihm und seinem Rechner kommen würde, hatte auch “schonmal was vorbereitet”. Gestern Morgen bestand er energisch auf der Erfüllung meiner Bitte. Ja, das wäre für so manche Anwendung recht praktisch.

Die Waschmaschine war durchgelaufen – und versetzte mir einen kleinen Schrecken: Sie hatte nicht schlussgeschleudert. Ich startete das Schleudern nochmal manuell, und nach ein paar Runden Pumpen und langsamem Drehen wurde dann doch geschleudert.

Wie immer war der Bettüberzug eine Schatzhöhle, was da nicht alles beim Umstülpen rauspurzelte! (Den Scherz mit dem Bernsteinzimmer machen Sie selber? Danke.)

Mittlerweile hatte das Wetter wieder auf Sommer geschaltet, inklusive Sonne. Ich freute mich sehr auf einen Lauf an der Isar von Thalkirchen weg, cremte mich sorgfältig gegen die Sonne ein, nahm das Rad bis zum Tierpark.

Beim Loslaufen fühlten sich meine Beine erstmal schwer an, und ich hatte die Hitze unterschätzt, die ohne Blätterschutz von Bäumen herrschte – obwohl ein angenehmer Wind wehte. Erst auf dem Rückweg von Pullach fiel mir das Laufen leichter. Und ich lief zu meiner Überraschung möglicherweise eine neue Rekordzeit – falls ich nicht unbeabsichtigt eine Abkürzung genommen hatte.

Start am Tierpark.

Marienklausensteg

Hinterbrühler See.

Großhesseloher Brücke im Hintergrund.

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Oben mit der Großhesseloher Brücke im Rücken (und Radler mit Sinn für Timing – es waren viele, viele Radler*innen aller Radlarten unterwegs).

Pullach

Auf dem Isarhochufer.

Am Isarufer bei Thalkirchen war offensichtlich seit Freitag der Sommereinbruch gefeiert worden (dass die Stadt das im Sommer so sorgfältige Räumpersonal nicht so schnell beauftragen konnte, finde ich lässlich). Ich war bereits durch Schwaden von Grillanzündergeruch gelaufen.

Bizarr fand ich: Der Geruch von Schneeball- und Apfelblüte (= Frühling in Bayern) mischte sich mit dem von abgefallenen Kiefernnadeln auf dem Weg in heißer Sonne (= Hochsommer in Spanien). Heimradeln war wundervoll.

Frühstück gegen zwei war ein Apfel und Sonnenblumenkernsemmeln, die ich noch in Thalkirchen besorgt hatte. Der Geschmack von gerösteten, salzigen Sonnenblumenkernen beamt mich immer zu Kindheitsurlauben in Spanien, als ich plastikpäckchenweise geröstete Sonnenblumenkerne in Schale kaufen durfte (verschieden bepreist je nach Größe) und knackend knabberte, bis die Lippen brannten.

Ein Anfall von Häuslichkeit – seit Wochen denke ich regelmäßig “Müsste ich mal”: Entstauben der Blätter der Oleanderfeige in meinem Schlafzimmer, Entsauben einiger Bereiche der Wohnung, an die die Putzmänner sichtlich nie kommen. Hintergrund: Wenn ich heimkomme, riecht es für mich oft staubig – und das obwohl einmal die Woche professionell geputzt wird. Es mag albern klingen: Ich rieche den Staub mehr, als ich ihn sehe.

Gemütliches Lungern auf dem Sofa mit neuer Lektüre: Caroline Wahl, 22 Bahnen aus der Stadtbibliothek.

Eine Runde Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung für Montag. Fürs Nachtmahl verwendete Herr Kaltmamsell den Spinat aus Ernteanteil, machte mit Champignons zusammen ein köstliches Pastagericht.

Nachtisch Schokolade. Auf ARD ließen wir den München-Tatort laufen, der gleich mal bei uns ums Ecke im Bahnhofviertel startete. Doch ich hielt auch den nicht durch, ging lieber ins Bett zum Lesen.

Journal Samstag, 6. April 2024 – Freibad und Biergarten Anfang April

Sonntag, 7. April 2024

Gut geschlafen trotz Alkohol am Vorabend. Der Tag begann mild, aber bedeckt.

Es blieb weiterhin ein Sommertag vorhergesagt, tatsächlich kam bald die Sonne heraus. Für meine geplante Schwimmrunde radelte ich also ins Dantebad, ließ mir von Herrn Kaltmamsell vorher den Rücken sonnencremen. Die Kleidung im Straßenbild war vormittags ausgesprochen divers, von Wintermantel bis zu nackten Füßen in Sandalen war alles dabei. Ich hatte mich für 3/4-Hosen und kurze Ärmel entschieden, lag damit genau richtig.

Frau in schwarzer, kurzärmliger Kleidung vor weißer Wand in Wohnung, über den Schultern Rucksackriemen, im Arm ein rotes Handtuch, links durch eine offene Türe Blick in ein sonnendurchflutetes Zimmer mit hellem Holzboden.

Wie erwartet waren die beiden Schwimmbahnen des 50-Meter-Freibeckens im Dantebad ganz schön voll. Auch wenn das Miteinander nicht ganz reibungslos verlief, hatte ich Spaß: Meine zickige Schulter gab komplett Ruhe, zudem hatte ich viel Kraft und Energie bis zum Schluss.

Eine Schwimmbrille mit Sonnenschutz wäre schön gewesen, doch auch dieses Jahr schaffe ich vermutlich nicht, mir die verspiegelte Version meines super sitzenden Modells Fusion Air von Zoggs zu kaufen, weil ich es nur online und nur vom Hersteller finde und sie mich inklusive Versand fast 50 Euro kosten würde. Das ist mir zu teuer, und fürs Durchprobieren anderer Modelle in einem Sportladen bin ich zu faul – zumal sich immer erst beim Schwimmeinsatz zeigt, ob sie auch wirklich passt (eng und wasserdicht sitzend ohne Kopfschmerzen).

… dachte ich. Nach dem Schreiben dieser Zeilen recherchierte ich ein weiteres Mal (im Grunde als Gegencheck, um nicht von Ihnen des Blödsinns überführt zu werden), und voilá: Ein mir bislang unbekannter Schwimmausrüstungs-Shop hatte das Modell gerade im Angebot, ich bestellte es für nicht mal 30 Euro.

Die Liegewiese des Dantebads war noch abgesperrt (hätte ich selber draufkommen können), auf dem winzigen Rasenstückerl neben dem Becken lagen die Leute wie Sardinen in der Dose, die Betonstufen der Zuschauertribüne waren mir zu hart, außerdem waren die anderthalb Stunden Schwimmen vernünftig gesehen genug Sonne für meine Haut: Auch wenn ich Wechselbikini und großes Handtuch dabeihatte, ließ ich ein Sonnenbad bleiben.

Auf dem Rückweg radelte ich einen Umweg über Schwabing – das in der herrlichen Sonne und unter blauem Himmel mit seinen grünenden und blühenden Büschen und Bäumen fast unerträglich hübsch war: Ich holte bei DelMocca in der Clemensstraße Espressobohnen-Nachschub. Beim Heimradeln sah und roch ich erstmals Flieder; ich fürchte, in meiner Wohngegend wurden meine Referenzbüsche Opfer des Schneebruchs. Im Straßenbild dominierten jetzt kurze Hosen und Sommerkleider.

Zum Frühstück gegen zwei plante ich eine nachgereifte Mango mit Joghurt und Hüttenkäse – doch die Mango war getrocknet statt gereift. Ließ sich dennoch essen, davor gab’s einen Lagerapfel aus Ernteanteil, dieser wirklich köstlich.

Halbtotale auf einen Park mit grünenden Bäumen, im Hintergrund ein moderner Kirchturm, im Vordergrund eine Straße mit parkenden Autos.

Aprilsommer im Park.

Kurze Siesta, ausführliche Lektüre der Wochenend-Süddeutschen.

Wettervorhersage der Zeitung mit angekündigten 30 Grad Höchsttemperatur.

Gruslig. Gleichzeitig versuche ich mir klar zu machen, dass dieses Wetter nicht weniger gruslig wird, wenn ich seine positiven Seiten nicht nutze – und nicht genieße.

Fürs Abendessen waren Herr Kaltmamsell und ich mit Freunden also im Schnitzelgarten verabredet. Dort herrschte bereits Betrieb, es gab aber genügend freie Tische. Frühes Abendessen, denn noch wird es bereits vor acht dunkel.

Holztisch in Tageslicht, darauf vier große Teller mit panierten Schnitzeln, Besteck, Biergläsern, auf der gegenüberliegenden Seite sitzen zwei Männer in weißen Hemden.

Die seltsame Körperhaltung des Herrn rechts ist dem Umstand geschuldet, dass er sich gerade zu seinem Hund beugt.

Die Schnitzel (ich hatte meinen Liebling “Cordon bleu Gorgonzola” bestellt) schmeckten köstlich, ebenso die Pommes und das Radler dazu – wir aßen alle vier alles auf. Dazu gab es Berichte von Einkäufen des Tages inklusive Besichtigung, allgemeine Updates.

Heimspazieren in einer weiterhin warmen Nacht, daheim ein wenig Osterschokolade zum Nachtisch.

Im Bett las ich Robert Menasse, Die Vertreibung aus der Hölle aus.

§

Erinnern Sie sich noch an die groteske Debatte, weil angeblich Hunderte Millionen deutsche Steuergelder für Radwege in Peru ausgegeben werden? (Wie wenig ich von AfD-Propaganda mitbekomme, bemerkte ich daran, dass ich erst die satirische Bearbeitung des Themas wahrnahm.) Krautreporter nahmen sie zum Anlass, über Entwicklungspolitik zu recherchieren. Hier schenke ich Ihnen das Ergebnis von Isolde Ruhdorfer:
“Fast alles, was du über Entwicklungshilfe denkst, ist falsch”.

Man sollte das wirklich nicht “Entwicklungspolitik” nennen.

§

Was Tanz kann (und Kamera). Dahinter steht die CDK Company.

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https://youtu.be/REPPgPcw4hk?si=M1RaoSfJQ9-FztX9

via @buddenbohm

Journal Freitag, 5. April 2024 – #WMDEDGT mit Sommerausbruch und Abend beim Ederer

Samstag, 6. April 2024

An jedem 5. im Monat fragt Frau Brüllen “WMDEDGT? (kurz und knackig für “Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?”) – außer sie vergisst es mal, hihi. Ich versuche trotz Arbeitstag mitzuspielen, es wird also noch langatmig detaillierter als eh schon.

Sehr gut und tief geschlafen, der Wecker riss mich in die Orientierungslosigkeit. Das Draußen zeigte sich regnerisch und nur mittelmild, ich war gespannt auf den angekündigten Sommerausbruch.

Milchkaffee erst für mich zubereitet, dann kam trotz Osterferien Herr Kaltmamsell aus seinem Zimmer, ich servierte auch ihm Milchkaffee. Beim Kaffee- und Wassertrinken finalisierte ich meinen Blogpost des Vortages, las ein wenig Mastodon und verlinkte Texte.

Cafetera gereinigt, Bett gemacht, Tageskleidung aufs Bett gelegt. Die Morgentoilette bestand diesmal aus Zähneputzen, Duschen ohne Haarewaschen (gleich nach dem Aufstehen hatte ich die nächtliche Verlegenheit der Frisur mit ein wenig Wasser und Kämmen geradegerückt), Auftragen von Hormon-Gel und Deo, Cremen, Schminken.

Nach dem Anziehen wollte ich meinen Blogpost bei der VG Wort eintragen – die Plattform war immer noch “wegen Wartungsarbeiten” geschlossen. Nachdem es jetzt seit vielen Monaten jeden Morgen unvorhersehbar ist, ob ich die Seite nutzen kann, hatte ich vergangene Woche doch mal eine (hoffentlich freundliche) Mail an die VG Wort geschrieben und um die offiziellen Öffnungszeiten gebeten (ich hatte darin durchaus gestanden, “dass ich diese Website mit Öffnungszeiten gerne als Beispiel für den Stand der Digitalisierung in Deutschland anführe”). Mir war umgehend und wirklich freundlich beschieden worden: “das Wartungsfenster ist jeden Tag von 3:00 bis ca. 6:30 Uhr”, manchmal könne der Import größerer Datenmengen allerdings für Verzögerungen sorgen. (Als Laie frage ich mich, warum dafür der gesamte Dienst offline genommen werden muss, und bleibe bei meiner Theorie, dass in Wirklichkeit Dutzende Minions Nacht für Nacht die Daten manuell transferieren.) Die Antwort enthielt außerdem die Ankündigung, demnächst würden “andere Lösungen” eingesetzt, ich bin gespannt.

Fußmarsch in die Arbeit, ich verließ mich auf Regenlosigkeit und zog ohne Schirm los.

In der Arbeit kochte ich mir erst eine Kanne Tee (gestern grüner Roibusch), machte mich dann ans Abarbeiten, führte eine Besprechung in Präsenz.

Draußen wurde es immer sonniger, mittags ging ich mittelweit raus auf einen Cappuccino.

Auf dem Rückweg war er dann da, der Sommer: Ich trug meine Jacke überm Arm.

Meine komplexen Überlegungen zu gleichzeitig formeller und bewegungsfreier Bürokleidung waren im letzten Moment überflüssig: Terminabsage aus oberstem Stockwerk, Sie kennen das sicher. Also zog ich das Räumen im Lager vor. Zum Mittagessen gab es Quark mit Joghurt – geplant waren zwei Bananen dazu, doch die hatte ich auf dem Schränkchen im heimischen Flur vergessen, musste auch so reichen.

Nachmittags mittlere Emsigkeit, aus dem Augenwinkel sah ich den Zieräpfeln vorm Büro beim Aufblühen zu.

Und bewunderte den stylischsten Schoko-Osterhasen meines Lebens, Geschenk einer lieben Kollegin.

Heimweg in seltsamer Wärme über Vollcorner-Einkäufe. Ich war mit Herrn Kaltmamsell zu einem aushäusigen Abendessen verabredet, vorher turnte ich noch eine Runde Yoga-Gymnastik und packte die nun angelieferte elektrische Zahnbürste aus, um sie zum Laden an die Steckdose zu bringen.

Ich hatte einen Tisch im nahen Restaurant Ederer reserviert, verfeinerte mein Outfit durch edlere Schuhe. Auf dem Weg dorthin sahen wir, dass in der Lindwurmstraße seit unserem #Lindwurmessen 2022/23 einige neue Lokale aufgetaucht waren, vielleicht starten wir eine Runde nur mit diesen.

Beim Ederer wurden wir herzlich empfangen und verbrachten einen sehr schönen Abend.

Zum Anstoßen ließen wir uns von der Nahe einen Poss Pinot brut Rosé empfehlen, der mir sehr gut gefiel. In den Tässchen der Gruß aus der Küche: Spargelcreme-Champignonsuppe.

Als Vorspeise teilten wir uns hausgemachte Entenstopfleber mit Chicorée-Tarte und Portweinsauce sowie ein Beuschel von dem Zicklein, das Herr Kaltmamsell als Hauptspeise bestellt hatte, mit Erbsen.

Als Wein hatte ich mir einen österreichischen Roten vorgestellt, war mit dem empfohlenen Wagram Fritsch Foggathal Nr. 23 von 2017, einer Cuvée Zweigelt / Cabernet Sauvignon, sehr zufrieden. Dazu gab es Gespräche über Datenbanken, ich wünschte, ich hätte mich vor drei Jahren wenigstens ein bissl mit Access ausgekannt, dann hätte ich eine andere und dauerhaftere Lösung für ein mittelgroßes Problem in der Arbeit gefunden.

Das Zicklein für Herrn Kaltmamsell.

Selbst hatte ich das geschmorte Rind (Ochsenschwanz und -schulter), ganz ausgezeichnet.

Als Dessert gab es einmal das Sorbet mit Quittenschnaps für Herrn Kaltmamsell und den Topfenknödel mit Zwetschgenragout und einem Glas Süßwein für mich. Abschließendes Plaudern mit Herrn Ederer, dann spazierten wir durch die warme Nacht nach Hause. Nur noch wenig Lesen im Bett.

§

Zum Status des Fahrrads als Verkehrsmittel in der Schweiz:
“Strassenkampf”.

In Schweizer Städten sind täglich fast doppelt so viele Velos unterwegs wie 2010. Es scheint, als hätte das Velo seine Rolle als Freizeit­gerät überwunden und stünde erneut davor, ein ernst zu nehmendes und beliebtes Verkehrs­mittel für alle zu werden.

Doch der Schein trügt. Sobald das Velo die Sphäre des Privaten verlässt und in die Sphäre der Politik eindringt, wird der Ton rauer. Dann wandelt sich das Velo plötzlich vom harmlosen Freizeit­gerät zu einem Verkehrs­mittel mit Gestaltungs­anspruch und wird zum Gegenstand des medial-politischen Diskurses.

(…)

Eine solche Utopie wird gerade an der ETH Zürich geschmiedet. Seit 2022 forschen hier Wissenschaftlerinnen an der Frage, wie eine fahrrad­gerechte Stadt in Vollendung aussehen kann. E-Bike-City heisst das Projekt mit einer radikalen Ausgangs­frage: Wie funktioniert eine Stadt, in der 50 Prozent der Verkehrs­flächen dem Auto und 50 Prozent dem Fahrrad gehören? Dazu sollen die meisten Strassen zu Einbahn­strassen umgewandelt werden.

«Unser Ansatz ist provokant, aber ohne Provokation würden die Leute gar nicht erst darüber reden», sagt Catherine Elliot, eine der Projekt­leitenden. Mit der E-Bike-City wolle man der Stadt und den Menschen eine Vision an die Hand geben und einen Entwurf für andere Städte entwickeln. «Wir müssen das Narrativ umschreiben», sagt Elliot. «Über Jahrzehnte hiess es, dass wir nur mehr Strassen bauen müssten, um unsere Verkehrs­probleme zu lösen. Diese Denkweise hat sich als völlig falsch rausgestellt.» Stattdessen brauche es viel mehr Platz für umwelt­freundliche Verkehrsträger.

(…)

Seit vergangenem Jahr erkennt der Bund offiziell die landesweite Bedeutung des Verkehrs­mittels an und verpflichtet mit dem Veloweg­gesetz alle Kantone, bis 2042 ein flächen­deckendes und sicheres Velonetz zu bauen. Auch regionale Gerichts­urteile stellen die Dominanz des Autos infrage. Anfang 2023 entschied das Zürcher Verwaltungs­gericht, dass die Abschaffung von Parkplätzen zugunsten von Velowegen rechtens sei. Ein bedeutsamer Schritt, um die motorisierte Hoheit über den öffentlichen Raum zu brechen. Denn erst wenn die Flächen der Stadt neu verteilt werden, ändern sich die Kräfte­verhältnisse auf der Strasse.

§

Sehr lustige Folge “Reden wir über Geld” in der Süddeutschen (€) mit Extrem-Kajakerin Freya Hoffmeister (59).
“‘Bei meiner letzten Tour bin ich in Honduras entführt worden'”.

“Warum sind Sie aufs Kajak umgesteigen?”
“Ich war schwanger und konnte nicht mehr Fallschirm springen.”

Hoffmeister finanziert ihren Extermsport-Spaß mit den beiden Eiscafés, die sie besitzt.

Wenn Sie in Husum sind, stehen Sie dann auch hinter dem Tresen und verkaufen Eis?

Nein, das mache ich schon seit 20 Jahren nicht mehr. Dafür habe ich keine Zeit. Und ich bin nicht so ein Menschen-Mensch.

Journal Mittwoch, 3. März 2024 – Gemischte Offline-Besorgungen

Donnerstag, 4. April 2024

Zerhackte Nacht, ich wachte mehrfach auf, nur einmal wegen Blasendruck.

Moderner Kirchturm vor Morgenrot, im Vordergrund Bäume mit grünem Schleier.

Gelbrosaoranger Sonnenaufgang, doch der Tag wurde düster. Mittags wollte ich dennoch raus, ich ging auf einen sehr guten Cappuccino in die Leckerei am Georg-Freundsdorfer-Platz.

Später Mittagessen: Pumpernickel mit Butter, Grapefruit mit Hüttenkäse.

Nachmittags erfreuliche Austausche und Begegnungen. Doch zudem begann es ernsthaft zu regnen und hörte auch nicht wieder auf. Nach Feierabend hatte ich Besorgungen in der Innenstadt vor, ich nahm lieber die U-Bahn zum Stachus.

Die erste Besorgung verlief problemlos: Tee beim Bremer Teekontor. Die nächste war eigentlich auch nichts Besonderes: Ich wollte eine neue elektrische Zahnbürste (Verdacht, dass das Zusammenfallen von Expertinnen-Kritik an meiner Zahnhygiene – nachdem ich jahrelang immer nur gelobt worden war! – und Wechsel des Zahnbürstenmodells kein Zufall war), hatte ein bestimmtes Modell recherchiert, wollte dieses beim Saturn kaufen, der es führt. Doch ich fand nur das Ausstellungsmodell unter den vielen, vielen recht durcheinander ausgestellten, in den Regalen darunter lagen aber nur wenige andere Modelle (ebenfalls kreuz und quer, ich musste gründlich wühlen). Also doch im Internet kaufen, obwohl sich das für mich Innenstadtbewohnerin an der Quelle bescheuert anfühlt.

Kurzer Check beim Kaufhof am Marienplatz, ob unter der reduzierten Osterschokolade auch welche von Venchi angeboten wurde: Ja, aber nur große Eier aus weißer Himbeerschokolade mit Crisps – nicht mein Geschmack. Der Abschluss meiner Besorgungen war wieder einfacher und wie geplant: Beim Sport Schuster ein Zweit-Badeanzug fürs Schwimmen. (Unterwegs hatte ich im sterbenden SportScheck – ebenfalls mitgerissen von der Benko-Pleite – nach Ausverkauf-Modellen gesucht, doch meine Größe war bereits durchgehend weg.)

Daheim eine Runde Yoga-Gymnastik (diesmal hatte ich vorher kurz durchgeschaut und wurde von der Balance-Einlage nicht überrascht).

Die Ernteanteile kommen gerade aus der Lagerwurzel-Phase, es gibt viele, viele Karotten. Aus der jüngsten Lieferung bereitete Herr Kaltmamsell ein mittelscharfes Curry mit Kokosmilch.

Aufsicht auf einen weißen Teller, darauf Karotten-Curry, Reis, Korianderblätter, daneben ein Löffel auf einer blauen Stoffserviette.

Dazu Auberginen- und Lime-Chutney, eine sehr schmackhafte Mahlzeit. Nachtisch reichlich Schoko-Ostereier (evtl. bisi zu viel).

§

London-Historikerin J. Draper hat ein neues Video online gestellt, diesmal untersucht sie:
“Did London Have Segregation?”

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/V8tIv2cyjdk?si=IMlbGFFbzUwq8QS0

Darunter sehr viele interessante und überraschende Details (z.B. die Ausnahmen fürs britische Königshaus).

via @giardino

§

Einmal am Tag öffne ich Twitter – um dort den Link zum täglichen Blogpost zu posten. Gestern reichte das, um dies hier zu erwischen (gab’s schon mal so ähnlich, aber nicht so ausführlich):
“People who accidentally found their doppelgängers in museums – a thread”.

via @nicolediekmann

Journal Dienstag, 2. April 2024 – Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag

Mittwoch, 3. April 2024

Recht gute Nacht. Beim Weckerklingeln merkte ich die zurückgekehrte Morgendunkelheit nach Sommerzeitumstellung deutlich, erinnere mich aber daran, dass der Ausgleich nurmehr wenige Wochen dauert.

Marsch in die Arbeit frisch, aber ich vermisste weder Mütze noch Handschuhe.

Leichte Unruhe wegen meines instagram-Accounts: Am Montagabend erschienen auf meinem Smartphone überraschend Sicherheitsabfragen, die mich erst nach mehreren Runden inklusive Code-Zusendungen an die hinterlegte Handynummer und Zwangsverknüpfung mit meinem Facebook-Account an mein Konto ließen. Dienstagmorgen erzeugte ein Start der App erneute Sicherheitsabfragen – die jetzt behaupteten, ich hätte keine Telefonnummer hinterlegt. Rumfragen auf Mastodon ergab: Diese Probleme haben auch andere, mit ähnlich unerklärlichen Anforderungen. Zudem bekommen immer mehr Nutzerinnen Warnungen, ihr Content sei problematisch – was mich daran erinnerte, dass mir in letzter Zeit immer wieder nicht alle Kommentare zu einem Post angezeigt werden, weil sie problematisch seien; und wenn ich sie öffne, steht da durch und durch Harmloses, das auch nicht missverstanden werden kann.
Spielt da jemand mit KI?

Emsiger Vormittag, in kühlem Wind marschierte ich zu meinem Mittagscappuccino im Westend.

Frühling in der Gollierstraße.

Mittagessen zurück im Büro: Apfel (2) und Ei (2 hartgekochte).

Arbeitsreicher Nachmittag.

Schmale Wohnstraße mit grellgrün blühenden Ahornbäumen gesäumt, parkende Autos, darüber knallblauer Himmel.

Frühling in der Heimeranstraße.

Ich fürchte, ich habe einen ganz schlimmen Anfall von Erwachsen. Dieses Jahr fieberte ich nicht wie sonst auf den Dienstag nach Ostermontag, auf den Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag und damit höchsten Feiertag des Jahres. Das konnte nicht daran liegen, dass ich das Jahr über ja auch immer viel Schokolade esse, schließlich ist das schon länger so. Eher pro forma ging ich nach der Arbeit zum Edeka und sah mich in der reduzierten Osterschokolade um – dieses Jahr war ich mit bislang einem Schoko-Osterhasen (der aber ein importierter Ovomaltine-Hase und damit besonders) weit unter meinem Durchschnitt gewesen.

Aufsicht auf einen gefüllten Einkaufskorb mit Ostersüßigkeiten.

Zum Glück fiel mir rechtzeitig ein, wie das nochmal ging mit der Osterschokolade um die Hälfte.

Daheim Häuslichkeiten, Yoga-Gymnastik, ein wenig Salatbereitung. Das eigentliche Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell aus der zweiten Hälfte den Ernteanteil-Blaukrauts hergestellt: Blaukrautsuppe.

Aufsicht auf einen weißen Teller, darin dunkelrote Suppe, Dill, ein weißer Klecks Sauerrahm, links daneben ein Schüsselchen grüner Salat.

Darauf Pecannüsse, Dill, Sauerrahm.

§

Sollen wir versuchen, das als Teil gesellschaftlicher Integration zu sehen? Nur halt die dunkle Seite? Hussam Al Zaher in der taz:
“Kommerzialisierung des Ramadan:
Ausverkauf statt Besinnung”.

Der Ramadan wird langsam wie Weihnachten, wo es hauptsächlich um Geschenke, Einkauf und Konsum geht. Für viele Geschäfte ist ab Oktober die Zeit für Angebote, damit die Leute mehr kaufen und sie mehr verdienen. Der Ramadan ist da nicht ganz so einfach einzuplanen, da sich sein Beginn und sein Ende jedes Jahr um ein paar Tage verschieben. Aber trotzdem: Auch viele multinationale Marken haben mittlerweile verstanden, dass sie mit Ramadan Geld verdienen können. Zum Beispiel eine Kosmetikfirma, die Duschgel mit Dattelgeruch verkaufte, oder Modemarken, von H&M bis Gucci, mit einer eigenen „Ramadan-Kollektion“ für Frauen.

Viele dieser Produkte kommen erst allmählich auf den deutschen Markt. Ich frage mich warum, denn in anderen Ländern wie Großbritannien läuft das Geschäft mit der Toleranz schon sehr gut. Aber selbst wenn sie kommen, weiß ich nicht, wie ich das finden soll.

§

Interessant vor allem vor der Europawahl: Das bisherige Abstimmungsverhalten der AfD im Europaparlament. Der Bayerische Rundfunk hat es für die laufende Legislaturperiode (Juli 2019 bis März 2024) ausgewertet, bei insgesamt über 18.000 Abstimmungen.
“AfD im Europaparlament: Radikaler als die Radikalen”.

Journal Ostermontag, 1. April 2024 – Großfamilie um Frühstückstafel vereint

Dienstag, 2. April 2024

Ich hatte einen Wecker gestellt, da ich zum Osterfrühstück bei Elterns einen frisch gebackenen Zopf mitbringen wollte, dessen Teig über Nacht im Kühlschrank ging. Herr Kaltmamsell allerdings vertraute offensichtlich meiner Zeitplanung nicht und stand eine halbe Stunde vorher in meinem Schlafzimmer, um mich vor dem Verschlafen zu bewahren. Na, wo ich schonmal wach war – gegen einen dadurch gemütlicheren Morgen hatte ich ja nichts.

Die Zopflanleitung zum Rezept ist glasklar, die ersten Male konnte ich sie problemlos nachvollziehen. Doch die letzten Male, auch gestern, kapierte ich sie nicht und verlegte mich irgendwann auf Wurschteln. Ich werde nicht um einen Kurs rumkommen.

Mit dem warmen Zopf im Gepäck setzten wir uns in einen Zug nach Ingolstadt, kamen nahezu pünktlich an. Es folgten Herzen und Küssen von enger Verwandtschaft, Zusammensetzung wie vor einem Jahr auf Großfamilienurlaub in Spanien.

Hastig abfotografierte Frühstückstafel. Das bunte Gebäck rechts ist ein Geschenk ukrainischer Nachbarn, bitte beachten Sie Rote-Bete-Püree und frisch geriebenem Meerrettich (seit vielen jahren opfert sich und seine Tränen dafür mein Bruder) als polnische Note. Nicht im Bild: Die Platte mit veganer Wurst. Dazu viel Austausch und Gespräche, ich konnte Neffe 1 für das Ausleihen von Larissa Kikols Signed danken. Draußen immer wieder Regenschauer.

Osterspaziergang in eher unangenehmem kalten Wind:

Die Neffen kennen hier jeden Stein und jedes Spielplatzdetail: Sie und ihre Schwester verbrachten ihre ganze Kindheit hindurch einen Tag die Woche bei den Großeltern, die mit ihnen die Umgebung nutzten. Mehr Gespräche mit Updates, zurück bei meinen Eltern sahen wir zusammen das Fotoalbum unseres Großfamilienurlaubs vor einem Jahr an.

Eine warme Mahlzeit gab es auch:

Besonders zartes Lamm, nach kastilischer Art nur mit Salz langsam im Ofen gegart, ganz köstlich. Dazu hatte ich Lust auf Rotwein, mein Vater schenkte einen spanischen aus. Nachtisch Schokolade aus einem großen Korb voller Ostereier.

Rückfahrt nach München in gar nicht mal so vollem Zug, ich hatte mehr Rückreiseverkehr befürchtet. Ankunft mit unwesentlicher Verspätung.

Daheim erstmal Häuslichkeiten, unter anderem reinigte ich meine von Schwiegers ererbte Kaffeemühle (KRUPSCH!): Ich mahlte darin altes Weißbrot, das nahm die Kaffeepulverreste mit, abschließendes Auskehren mit altem Zahnbürstl.

Meine diesmal besonders schönen Osterferien waren vorbei, ich bereitete den Arbeitstag vor. Und wechselte währenddessen wieder in die Birkenstocks als Hausschuhe – derzeit tausche ich ständig zwischen warmen Puschen und den offenen Pantoffeln, wie halt die Anforderungen des Wetters wechseln.

Früh ins Bett zum Lesen, die Geschichte von Robert Menasses Die Vertreibung aus der Hölle fesselt mich.

Journal Ostersonntag, 31. März 2024 – Ostersonntag in Technicolor, viel Beifang aus dem Internetz

Montag, 1. April 2024

Mittelgut, aber nicht lang genug geschlafen. Beim Aufwachen kam die Anstrengung der Zeitumrechung bei neuer Sommerzeit dazu: Wie lange hatte ich eigentlich geschlafen? Bevor ich zu einem Ergebnis gekommen war, beschloss ich, dass Munterkeit als Anlass fürs Aufstehen reichen musste.

Erste Handgriffe des Morgens: Umstellen der vier Uhren im Haushalt, die das nicht selbst tun. Das traditionelle polnische Osterfrühstück bei meinen Eltern würde erst am Ostermontag stattfinden, ich konnte den Ostersonntag also frei planen.

Stand der Kastanie.

Dann genüssliches Bloggen, das Draußen sah wieder so seltsam trübe aus, gestern allerdings zunächst ohne die Wärme vom Samstag. Plan war eine Schwimmrunde im Olympiabad. Vor dem Losradeln pumpte ich die Reifen ordentlich auf (Rad hatte ein paar Wochen ungenutzt rumgestanden) – und durfte dann mal wieder erleben, welchen kolossalen Unterschied das beim Treten macht: Ich war durchgehend wie mit Rückenwind unterwegs.

Wie erwartet war das Schwimmbecken wenig genutzt, doch zwischen mir und echtem Wassergenuss stand meine gestern wieder stark schmerzende Schulter. Dann vielleicht doch mal Konsultation der Orthopädie, auch wenn ich mir denke: Ist halt Verschleiß und Alter, was sollen die schon machen, wenn nichts Reparables kaputt ist?

Für den Heimweg machte ich im Olympiapark zum Start mal einen Umweg: Schon beim Hinradeln hatte ich mich durch Jahrmarktsbuden geschlängelt, jetzt waren sie zudem sehr gut besucht. Ich fuhr also auf die andere Seite des Olympiasees. Es war sonnig geworden und schlagartig warm. Ich besorgte unterwegs Semmeln, die gab es neben Apfel und Orange kurz vor zwei zum Frühstück.

Wochenend-SZ gelesen, Lieblingsmicrobloposts zusammengestellt – all das bei offener Balkontür, mittlerweile strahlte das Draußen in Technicolor.

Das zog mich nochmal raus, ich ging Schaufensterbummeln.

Die Sendlinger Straße (24 Grad im Halbschatten) ist weiterhin sauber und propper – doch zu meiner wachsenden Bestürzung kommen zu den vielen Baustellen an der Fußgängerzone immer mehr Geschäftsschließungen (u.a. kein Missoni mehr am Salvatorplatz!), München wirkt derzeit wirklich nicht luxuriös, sondern eher wie eine Provinzstadt im Niedergang.

Daheim eine Runde Yoga-Gymnastik, Teig für Osterzopf geknetet. Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell das Sauerkraut aus Ernteanteil zu Szegediner Gulasch verarbeitet. Schmeckte ausgezeichnet, mit dem recht rassen Sauerkraut eher sauer, aber das machte sich gut.

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Tagesschau.de zum Stand der Pferdemetzgerei in Deutschland:
“Pferdefleisch
Isst man sowas heute noch?”

Daraus erfuhr ich unter anderem endlich, woher genau das Fleisch in Pferdemetzgereien kommt.

§

Kaum sind die “Omas gegen rechts” als starke Kraft aufgefallen, arbeitet die AfD massiv gegen – mit infamen Mitteln:
“Omas für Demokratie ist eine rechte AfD-Initiative”.

§

NZZ-Interview mit Rechtsanwältin Christina Clemm, die vor Gericht Opfer von häuslicher Gewalt vertritt:
“Viele kennen die Statistik, wonach in Deutschland alle drei Tage eine Frau durch ihren Partner getötet wird. Aber es wird hingenommen”.

Was auch mir neu war:

Wir haben in Deutschland ein neues Sexualstrafrecht (…), das ist gut. Aber die Häufigkeit der geschlechtsbezogenen Gewalt hat sich nicht geändert. Im Gegenteil, es gibt mehr Fälle.

Weil über Femizide diskutiert wird und vielleicht auch mehr Fälle heute als solche erkannt und dazugezählt werden können als früher?

Nein. Es gibt eine Untersuchung aus Niedersachsen, die zeigt: Die Zahl der registrierten Fälle von Partnerschaftsgewalt ist nicht aufgrund einer höheren Anzeigebereitschaft gestiegen. Sondern weil die Zahl der Gewalttaten insgesamt steigt.

Weniger überraschend:

Die Polizei behandelt häusliche Gewalt wie eine Bagatelle, nicht wie ein Verbrechen?

Ja, aber meist nicht einmal mit Absicht. Partnerschaftsgewalt ist einfach so alltäglich für die Polizisten, dass sie die Schwere der Taten nicht mehr wahrnehmen. Auch nicht die Gefährlichkeit der Täter. In Deutschland passiert das auch, weil sie einfach keine Kapazitäten haben.

(…)

In der Kita, in der Schule, überall wird an die Mädchen herangetragen, wie sie sich verhalten sollen, damit ihnen nichts passiert. Jungs hingegen wird nicht mit gleicher Energie ein Verständnis für Grenzüberschreitungen beigebracht.

(…)

All diese Beispiele setzen ein Männlichkeitsbild voraus, bei dem Männer nicht in der Lage sind, ihr Gegenüber zu respektieren und sich selbst unter Kontrolle zu haben.

Darum wundere ich mich auch, dass angeblich fortschrittliche Männer sich nicht viel mehr gegen geschlechtsbezogene Gewalt und das fatale Männlichkeitsbild wehren. Bei Sexualdelikten heisst es oft, der Täter konnte nicht erkennen, dass sein Gegenüber keine sexuelle Handlung wollte. Weil sie erstarrt ist, statt sich zu wehren. Weil sie vielleicht nur leise geweint hat. Weil sie sich wegdrehte und nicht laut «Nein» sagte. Aber es ist völlig unsinnig zu behaupten, Männer seien nicht in der Lage, diese Zeichen zu lesen.

(…)

Was können Männer denn tun?

Sie müssten mit ihren Freunden reflektieren, wie grenzüberschreitend sie denn eigentlich sind und was sie gegen die Gewalt unternehmen können. Oder einschreiten, wenn sie etwas beobachten. Insgesamt reicht es nicht, einfach nur selbst nicht gewalttätig zu sein.

(…)

Welche Rolle spielt bei diesen Geschlechterbildern die inklusive Sprache?

Eine sehr wichtige Rolle. Sonst wäre sie in Bayern nicht gerade verboten worden. Sprache ist mächtig, und es ist ein Angriff auf patriarchale Strukturen, wenn Frauen und andere Geschlechter in der Sprache sichtbar werden. Das scheint man erkannt zu haben, das Patriarchat ist wehrhaft.

§

Abschied von unserer Nachbarschafts-Metzgerei. Sehr schade, auch wenn es zum Viktualienmarkt nur zehn Minuten weiter ist: Das war unser Metzger.

§

Obacht mit Stereotypen und Vorurteilen:
“‘We’re the Muslim Spice Girls!’ Shazia Mirza on finding box office gold with her halal comedy supergroup”.

There was the racism disguised as criticism. White males who had never seen a Muslim female comedian before wrote: “This is not funny. This is no good. Why does she always talk about being Muslim?” Or alternatively: “She doesn’t talk about Muslim enough! Of all the things she could have been talking about and she talks about Primark? What a waste of a good Muslim.”

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I was expected to be a walking, talking explanation of all things Muslim. While my white male comedian friends had the privilege of talking about aeroplane food, why women have so many shoes, and snorting while laughing, I was expected to explain 9/11, the war in Afghanistan and Shamima Begum. The tabloids deliberately misconstrued my material and accused me of supporting Isis.

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I was doing autobiographical jokes when no one really knew much about the lives of Muslims, in particular women. Anything more complicated than “All the women in my family wear the burqa – which is great because we all use the same bus pass” made people feel uncomfortable. Or confused about whether they could laugh or not.

Off stage, people couldn’t place me. I would get stopped at airports and asked: “Are you Malala? Mindy Kaling?” Or worse still, on a beach in the Caribbean: “Are you my GP?”