Bücher

Journal Sonntag, 15. September 2024 – Familien-Filmshow

Montag, 16. September 2024

Eher unruhige Nacht, diese mit einem Loch um zwei Uhr. Nicht ganz munter aufgestanden.

Der Morgen war durchgeplant, denn ich würde vormittags mit Herrn Kaltmamsell nach Ingolstadt fahren: Einladung zum Mittagessen bei meinen Eltern, und für den Nachmittag hatte Neffe 1 einen Raum besorgt, um den Film zu zeigen, den er über die Kastilienreise mit seinen Geschwistern im August gemacht hatte. (Zu Erinnerung: Die drei Nifften, Kinder meines Bruders, um die 20 Jahre alt, waren im Auto zur spanischen Familie gefahren, die wir 2023 zu neunt besucht hatten.) Davor hatte ich eine Laufrunde eingeplant.

Sonnenbeschienenes Baumlaub aus der Perspektive eines oberen Stockwerks, angeschnitten ein ebenso beschienenes modernes Gebäude

Der Regen hatte aufgehört (wie sich herausstellte vorübergehend), zwar war es mit 7 Grad weiterhin kalt, doch ich freute mich auf einen Isarlauf in schönem Licht. Nach kurzer Hose vor einer Woche also gefütterte lange Laufhose unter Überspringen der Caprihosenlänge.

Nur dass mir bis dahin eine Stunde verloren ging: Als ich mich von Herrn Kaltmamsell verabschiedete, sah er kurz auf sein Handy – und mir wurde klar, dass es eine Stunde später war, als ich angenommen hatte.

Ich war zur berechneten Zeit aufgestanden, hatte Wäsche aufgehängt, Morgenkaffee getrunken und gebloggt, ein Blick auf die Uhr hatte mich gefreut, weil ich noch über eine halbe Stunde bis zur berechneten Zeit fürs Fertigmachen zum Loslaufen hatte. Das muss der Moment des Irrtums gewesen sein. Jetzt stand ich ein paar Augenblicke ratlos in voller Laufkleidung herum – dann zog ich mich halt wieder aus und ging ich gleich unter die Dusche, bedauerte den verlorenen Isarlauf.

Auch auf dem Weg zum Bahnhof war es ganz schön frisch. Da ich nicht beurteilen konnte, wie heizbar und beheizt der Filmvorführraum in einem historischen Gemäuer sein würde, hatte ich reichlich Zusatzpullis und Wollsocken dabei.

Regengraue Landschaft mit einem leeren und einem bewachsenen Hopfengarten

Unterwegs Hopfencheck: Der meiste war bereits abgeerntet, doch einige Hopfengärten noch nicht (diesjährige Ernte gut, aber Nachfrage sinkend).

Aber erstmal gab es bei meinen Eltern Mittagessen mit dem Großteil der Bruderfamilie, meine Mutter hatte eine Zarzuela de mariscos gekocht:

Große Pfanne mit Fischstücken, roten Garnelen, Miesmuscheln

Unter Fisch und Meerestieren Gemüse inklusive Kartoffeln: Köstlich. Dazu erzählte die Nichte von ihrem Einstieg ins Jahr Bundesfreiwilligendienst (Bufdi genannt, hihi).

Nächster Programmpunkt: Filmvorführung in der Harderbastei, einem Teil der Ingolstädter Festungsanlagen. Ich finde ja weiterhin, dass Ingolstadt viel zu wenig aus dieser einzigartigen Stadtstruktur macht, die durch die omnipräsenten und oft architektonisch interessanten Militärbauten aus vielen Jahrhunderten erzeugt wird.

Frau von hinten, die in den dunklen Torbogen eines alten, weißen Gebäudes geht, über dem EIngang die Schrift "Städtische Galerie Harderbastei"

Unter einem Gewölbebogen aus rohen, gelblichen flachen Steinen bunte Pappmache-Köpfe, das Modell einer alten Kirche

Gewölbe aus dem 16. Jahrhundert, offensichtlich Jurasteine.

Der vorführende Neffe hatte für spanische Speisen (Tortilla, Papatitas, Pimientos de padrón, Oliven, Pipas, Maíz) und Getränke gesorgt, einen Hinterraum der Harderbastei bestuhlt und mit Leinwand ausgestattet – und muckelig warm geheizt. Hier kam auch der Rest der Bruderfamilie dazu, außerdem zahlreiche Freunde der Nifften oder eh der Familie.

Reichlich Gespräche, auch Kennenlernen, einige der Anwesenden hatten die Reise der Nifften durch Berichte und Fotos in einer eigens dafür eingerichteten WhatsApp-Gruppe mitverfolgt. Anderthalb Stunden liebevollst geschnitteter, vertonter und beschrifteter Film: Ich freute mich arg, die vertrauten Orte und die spanische Familie zu sehen.

Auf der Zugfahrt zurück nach München regnete es immer heftiger, wie schon in den Tagen zuvor prognostiziert trafen jetzt immer schlimmere Meldungen über Hochwasser und Überschwemmungen aus Niederösterreich, Polen, Tschechien, Rumänien ein.

Daheim schnippelte ich mir ein Abendessen aus oberbayerischen Pfirsichen (ein Freund meiner Eltern hat dieses Jahr reiche Ernte, wir hatten ein Kistlein mitbekommen) und Joghurt, danach aß ich viel Schokolade. Dazu holte ich die 20-Uhr-Tagesschau nach mit bedrückenden Überschwemmungsbildern. “Klimawandel” wird schon gar nicht mehr dazugesagt, ich weiß nicht, ob das nützt.

Im Zug zurück nach München hatte ich Jenny Erpenbecks Kairos ausgelesen, darüber werde ich noch schreiben (meiner Ansicht nach hervorragend, aber wirklich kein Lesevergnügen – Literatur darf auch Zumutung sein). Jetzt stellte ich Urlaubslektüre auf meinem E-Book-Reader zusammen, davon begann ich im Bett (unbedingt mit Wärmflasche) die Geschichtensammlung von Ted Chiang: Exhalation.

§

Maximilian Buddenbohm war an der See und beobachtete andere Urlaubende:
“Zusammengefegte Reste”.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass es ihm ums Festhalten zeittypischer Erscheinungen geht – und wer das nicht als stimmungserzeugende Kolumne an Zeitungen verkaufen muss, kann sich dabei sogar Neutralität leisten, denn

Es gibt keinen Grund, darüber zu spotten, ich schreibe es nur so mit. Es verwirrt etwas durch das Unweigerliche – wie gleich und ungemein berechenbar wir alle sind.

Journal Freitag, 6. September 2024 – Von der Anstrengung, mein Geld loszuwerden

Samstag, 7. September 2024

Dank Ohrstöpseln tief und gut geschlafen. Draußen brach der angekündigte Regentag an, die geplante weiße Jeans ließ ich lieber im Schrank (aufspritzender Straßendreck beim Gehen erzeugt unauswaschbare Flecken). Aber: Guter Sommer, ich habe alle meine Sommerkleidung mindestens einmal getragen.

Für meinen Weg in die Arbeit blieb der Regenschirm dann doch geschlossen, aus dem düstergrauen Himmel fiel kein Regen mehr.

Verregnete Straße mit Altbauten, im Hintergrund ein Backstein-Kirchturm

Emsiger Arbeitsvormittag, die Vollzughindernisse des Vortags waren über Nacht verschwunden. Die Glücksgefühle nach erfolgreicher Erfüllung dieses Auftrags führten aber dazu, dass ich mir ein wenig vorkam wie Wauzi, der einen Ball apportiert hat, JÄPP JÄPP, *schwanzwedel*.

Für meinen Mittagscappuccino ging ich raus ins Westend, mit kurzen Ärmeln war mir fast zu frisch. Zurück am Schreibtisch noch eine Runde berufliche Reise-Orga, dann gab’s Mango mit Sojajoghurt. (Einmerker: Mangos künftig nicht bis zur Marmeladigkeit reifen lassen, mit etwas Säure mag ich sie lieber.)

Anstrengender Nachmittag, während es draußen sonnig wurde. Pünktlicher Feierabend, weil ich Besorgungen vorhatte und dafür ins Stadtzentrum spazierte. In der Sonne war es bereits wieder einen Tick zu warm.

Unter anderem wollte ich Herrn Kaltmamsells Geburtstagsgeschenk in einem Fachgeschäft in der Innenstadt kaufen. Recherchiert hatte ich das Ding im Web, aber Sie wissen ja, dass ich als Innenstadt-Bewohnerin gerne die kleinen (und großen) Geschäfte durch Einkauf vor Ort am Leben erhalten möchte.

Nur dass vor diesem Geschäft eine Schlange stand, obwohl der Laden eher leer aussah. Und der Security-Mensch (!!! wir reden hier von einem Fachgeschäft für Alltagsgegenstände, keineswegs von einem Juwelier oder Louis Vuitton) mir auf entgeisterte Nachfrage erklärte, dass nur so viele Menschen reingelassen würden, wie beraten werden könnten, das mache die Beratung besser. Mittlerweile fassungslos fragte ich nach, dass ich mir die Produkte also auch nicht einfach ansehen dürfe? Nein.

Also vereinbarte ich innerlich mit dem Laden: Wenn ich kürzer in der Schlange warten müsste als ich brauchte, um den Artikel auf meinem Smartphone nochmal gründlich online zu recherchieren und zu kaufen, würde ich in den Laden gehen, sonst nicht. Ergebnis: Ich kaufte online, der Laden zog den Kürzeren und kann meinetwegen eingehen. Schaun wir mal, was danach reinkommt. Noch ein Burger-Laden? (Eine Frau in der Schlange erzählte, dass sie nur etwas umtauschen wolle und trotzdem nicht reingelassen werde.)

Obstkauf beim Eataly. Einen Schurwollpulli fürs Winterbüro gekauft, den ich online entdeckt hatte, in einem Laden, an dem ich dafür nicht Schlange stehen musste. (Ich komme weiterhin nicht darüber hinweg.) Und dann noch als Extra-Belohnung an einem Standl zwei Bund Dahlien.

Zu Hause traf ich dann doch recht verschwitzt ein. Blumen versorgt – und dabei überrascht nach draußen gehorcht: Im Nußbaumpark gab’s Alphornmusik der nicht-traditionellen Art. Herr Kaltmamsell recherchierte: Das war Marcel Engler, der “Loisach Marci”.

Endlich wieder Yoga-Gymnastik, wenn auch eine eher ungeliebte Schlussfolge von Adriennes 30-Tage-Programmen, zu denen sie nichts ansagt, sondern nur turnt. Ging aber gut, tat gut.

Fürs Abendessen hatte Herr Kaltmamsell schon am Donnerstag Rillettes hergestellt, wollte er schon lang mal machen. Aus Ernteanteil-Salätchen, -Gurke, -Tomaten machte ich Salat, verwendete dafür das Öl eines Glases eingelegter Antipasti-Artischocken (leider zu viel davon). Weiters gab es Fladenbrot vom Balkanbäcker und allgäuer Käse vom Markt. Als Aperitif rührte uns Herr Kaltmamsell Martini-Cocktail, zum Essen tranken wir den Chardonnay weg, den er für die Rillettes (Kalb übrigens) verwendet hatte.

Gedeckter Tisch mit den vorher beschriebenen Speisen und Getränken

Beschallung weiterhin von draußen interessanter Alphorn-Techno. Nachtisch Schokolade.

Im Bett neue Lektüre: Jenny Erpenbeck, Kairos. Ich hatte ihr Geschichte vom alten Kind sehr gemocht, auch hier ging es sprachlich eigenwillig los.

Vor zwei Wochen hatte ich in einem Fine-Dining-Restaurant reserviert, das ich gerne mal ausprobieren wollte und das bei vorherigen Versuchen immer schon ausgebucht war. Ein Lokal aus der Ohne-Sterne-Welt, deshalb war ich überrascht, dass ich mein Erstgeborenes verpfänden sowie mit Kreditkarten-Daten garantieren musste, dass ich echt, echt ehrlich kommen würde. Als also gestern, eine Woche vor Termin, eine Drängel-Mail kam, KÖNNEN WIR NOCH IRGENDWAS FÜR SIE TUN HABEN SIE SONDERWÜNSCHE KOMMEN SIE WIRKLICH????, musste ich pampig werden:
“Wir freuen uns auf den Abend bei Ihnen – und sind gespannt, welche weiteren Hürden wird überwinden müssen für die Reservierung und ihre tatsächlich Einlösung. Vielleicht dürfen wir nur über Ihre Türschwelle, wenn wir ein Rätsel lösen? Es wird so spannend!”

Die Gastro-Entwicklung in München, die uns schon Reservierungs-Druck für einfaches Kaffeetrinken und Zwei-Stunden-Slots für Abendessen eingebrockt hat, treibt weitere groteske Blüten.

§

Hanna Schygulla gehört zu den Menschen, die beim Altern immer mehr aussehen wie sie selbst, gestern ein Porträt im SZ-Magazin (€):
“Audienz bei einer Diva”.

Journal Freitag, 30. August 2024 – Anja Reich, Simone

Samstag, 31. August 2024

Recht gut geschlafen, ich hörte Herrn Kaltmamsell irgendwann heimkommen.

Ein klarer Morgen, sehr frisch. Ich setzte mich dennoch für meinen Morgenkaffee auf den Balkon.

Blick durchs Glas des Balkonfensters auf den Balon, auf dem Tisch mit Tasse, Laptop, Wasserglas stehen, im Glas spiegelt sich eine Stehlampe, vor dem Balkon wir der Himmel gerade ein wenig hell

Irgendwann setzte sich Herr Kaltmamsell zu mir (sehr ungewöhnlich am Morgen) und begann: “Änderungen der Pläne. Alles gut, aber schlechte Nachrichten, aber alles gut.” Die schlechte Nachricht war die von einem häuslichen Unfall seiner Mutter; zum Glück in seiner Anwesenheit, er konnte sich kümmern, ins Krankenhaus mitfahren etc.

Marsch in die Arbeit durch Morgenfrische, im Büro schlüpfte ich gleich mal in meine Wolljacke. Beim Sortieren der gestrigen Süddeutschen das erst Highlight des Tages.

Titelseite SZ-Magazin: Eine alte dicke Frau in Blumen-Bikini sitzt auf einem Korbstuhl und blickt keck selbstbewusst in die Kamera

Ich feier das Foto und diesen Blick SO!
Ja, meine Herrschaften, so sieht der Körper einer alten Frau aus. Die genauso ein Anrecht auf Strand mit Sonne und Wind auf der Haut hat wie alle anderen. Und die sich genauso wenig Ihre Gedanken und Urteile dazu anhören muss wie eine junge.

Der Artikel dazu ist gut, aber auch ein wenig traurig. Gut, weil Autorin Barbara Bachmann nicht auf Teufel komm raus etwas Besonderes reinzuspitzt, keine kuschlige Dorfgemeinschaft auf Capri konstruiert, sondern die Frauen halt so normal und individuell darstellt, wie sie wahrscheinlich sind. Traurig, weil klar wird: Altsein ist nicht wirklich die ultimative Party, einsam kann man auch in kleinen Communitys sein.

Meine bezahlte Geschäftigkeit begann mit Erleichterung, weil sich das Arbeits-Problem des Vorabends gelöst hatte (durch mein Anschieben), ging weiter mit Freude, weil ich das nächste Problem, das mir telefonisch durchgestellt wurde, auch lösen konnte.

Im Büro war es weiterhin Strickjacken-kalt, ich wärmte mich auf dem Weg zu meinem Mittagscappuccino im Westend auf.

Auf einer tiefen, niedrigen Fensterbank eine Cappuccinotasse, ein ausgestrecktes Bein mit dunkelblau-weißem Rock und roter Sandale, darin Fuß mit rot lackierten Zehennägeln, vorm Fenster deckt jemand Tische ein, im Hintergrund sonnige Altbauten

(Ich sitze nur so komisch da, um meine gestrige Kleidung und Schuhe mit aufs Foto zu bekommen.)

Brotzeit zu Mittag: Restliche Kartoffeln vom Vorabend, Melone, Trauben. Wie befürchtet: Ich fühlte mich sehr voll (schaffte das Pumpernickelbrot mit Butter nicht, dass noch im Kühlschrank lag), doch zweieinhalb Stunden später knurrte mir schon wieder der Magen. Jetzt ging Pumpernickel nicht mehr, wenn er mir beim Yoga nicht hochkommen sollte. Blöderweise war mir auch noch schwindelig, das nahm mir einiges von der Freude auf den Feierabend.

Nach pünktlichem Arbeitsende gemütliches Spazieren zu Einkäufen in Drogeriemarkt und Vollcorner, daheim Yoga-Gymnastik, eine ruhige Folge – die mich allerdings weiterhin die Folgen des Unterschenkelkrampfs rechts beim Schwimmen am Mittwochnachmittag spüren ließ, auf den letzten 100 Metern hatte mich diese Veranlagung doch noch eingeholt. Auf den Alkohol zur Wochenend-Entspannung freute ich mich sehr, ich mischte uns den ersehnten Aperol Spritz.

Auf einem Balkontisch zwei große Stilgläser mit hell-oranger Flüssigkeit und Strohalmen, orange Markise herabgelassen, auf der die Sonne Schatten zeichnet

Und er hatte sofort die medikamentöse Wirkung, die ich erhofft hatte. (Lebensverkürzung kann mich ja nicht schrecken.) Auf dem Balkon saß es sich wunderbar in warmer Luft. Die kürzeren Tage verhindern auch heiße Nächte, ich öffnete schon bald nach Sonnenuntergang die Fenster.

Früheres Abendessen, weil ich jetzt echt Hunger hatte: Herr Kaltmamsell verwandelte die Ernteanteil-Aubergine in wunderbare Spaghetti Norma. Zum Nachtisch gab es Haselnusseis.

Besonders früh ins Bett zum Lesen (zum einen wegen Alkohol-Müdigkeit, zum anderen darf man ja am Wochenende so früh ins Bett, wie man will). Dort Anja Reich, Simone ausgelesen. Ich fand das Buch bis zuletzt sehr gut, auch wenn es mich in meinem jetzigen Zustand eher runterzog.

Kein Roman, sondern eine reale Geschichte, persönliche Erinnerung, journalistische Recherche: 25 Jahre nach deren Suizid forscht Anja Reich ihrer Freundin Simone nach, die sie Mitte der 1980er noch im DDR-Berlin als Schwester ihres Freunds André kennenlernte. Reich ist erfahrene Journalistin und wendet ihr Handwerkszeug an, doch sie reflektiert sich auch persönlich und ihre Verbindung zu Simone. Basis ihrer Recherche ist Simones Nachlass: Sie hat von Jugend an Tagebuch geführt, Simones Eltern überlassen Anja Reich alle Unterlagen, die sie ohnehin gerade entsorgen wollten. Reich spricht mit Simones damaligen Freunden, Liebhabern, mit ihrer Familie in Tschechien und Deutschland, zitiert aus Simone Aufzeichnungen. Doch sie geht auch ihren eigenen Schuldgefühlen und ihrer eigenen Trauer nach, spricht mit Expert*innen für psychische Erkrankungen und Suizid, recherchiert aber auch Hintergründe der gesellschaftlichen Dynamik nach dem Mauerfall in Ostdeutschland.

Das Ergebnis ist ein Geschichtsbuch, das an konkreten Beispielen, auch dem ihres eigenen Lebens, ein klein wenig nachvollziehbar macht, welche existenzielle Erschütterung das Verschwinden der DDR für fast alle ihre Bewohnenden war: Keine der bisherigen Regeln, Verlässlichkeiten und Aussichten galten mehr, hart erkämpfte Errungenschaften waren nichts mehr wert, vielleicht sogar man selbst nicht. Das macht Reich gleichzeitig journalistisch professionell und persönlich nahbar; sie zielt nicht auf Effekte, sondern auf Erkenntnis. Und transportiert sehr viel weitere Information, unter anderem Strukturen der Kinderbetreuung in der DDR (-> Wochenkrippen), am Beispiel von Simones Mutter Dana und ihrer Familie die Lebensläufe von tschechischen Einwanderern in die DDR oder den Ausnahme-Alltag in Berlin nach dem Mauerfall.

Journal Sonntag, 25. August 2024 – Return of the Drinnen

Montag, 26. August 2024

Gestern also der angekündigte Regensonntag. Von Fenster zu, damit es nicht heiß reinkommt am Samstag (28 Grad) zu Fenster zu, damit es nicht kalt reinkommt (15 Grad).

Ausgeschlafen, zu meiner Überraschung und Freude hatte das Wetter genug Sommer für Balkonkaffee übrig gelassen. Über die folgenden beiden Stunden, die ich dort saß, wurde es allerdings langsam und spürbar kühler, ich wechselte an den Esstisch drinnen.

Gestern hatte ich eine Laufrunde an der Isar geplant, mein Sonntagsrhythmus (je älter ich werde, desto eingefahrener in diesen Dingen) legte den Start auf etwa 10 Uhr. Der Regenradar, der ja nun auch nicht gerade für Kompromissbereitschaft bekannt ist, legte den Start eines ernsthaften und ausgedehnten Regengebiets auf dieselbe Zeit. Also setzten wir beide stoisch unsere Vorhaben um: Ich nahm in Schirmmütze und Regenjacke die U-Bahn nach Thalkirchen, das Wetter begann bei meinem Verlassen des U-Bahnhofs zu tröpfeln, verstärkte Vorhersage-gemäß den Regen im Lauf meiner 100 Minuten immer weiter – aber nie Spaß-verderbend unangenehm, danke schön.

Lohn der Regenläuferin: Fast keine anderen Leute.

Nebenfluss mit Uferbewachsung unter dunklen Wolken

Tröpfeln in Thalkirchen.

Blick von oben auf Fluss (rechts), Uferwege (Mitte), Nebenfluss (links) mit viel Ufergrün, dunkelgrauer Himmel

Regenwolken über der Großhesseloher Brücke.

Hydrant in hoch und wild gewachsener Wiese

Parkbank mit fehlenden Sitzbrettern und Rückenlehne, darum ein weiß-rotes Plastikband, dahinter Blick aufs Isartal

Bank überm Isartal bei Pullach kaputt!

Teich im Regendunst, am gegenüberliegenden Ufer eine Hütte aus dunklem Holz

Richtig Regen auf dem Rückweg am Hinterbrühler See.

Erst in der zweiten Hälfte lief ich leichter und mit Genuss, davor fühlte sich das Traben ein wenig mühsam an. Abschließend holte ich Frühstückssemmeln beim Zöttl (der mit den guten Laugen-Zöpferln).

Eines davon gab es kurz vor zwei zum Frühstück mit Tomate, außerdem Pfirsich mit Joghurt und Leinsamenschrot. In Socken, langen Ärmeln, Hosenbeinen, Strickjacke las ich die Wochenend-Süddeutsche. Ich empfehle das Buch zwei über die Frankfurter Drogenszene, warum sie in den vergangenen Jahren so schlimm geworden ist und wer welche Ideen zur Abhilfe hat. Gianna Niewel schreibt angenehm wertungsfrei, hat mit vielen Menschen vor Ort gesprochen, auch mit einigen Drogenabhängigen, um die es ja geht (€):
“Hilfe!”

Eine Runde Bügeln, fast genug für diese arte-Doku, die ich seit Wochen als offenen Tab im Browser hatte:
“Menopause – Frauen berichten”.
Genauer gesagt: Französische Frauen berichten, das ist meiner Meinung nach sehr deutlich. Dennoch fand ich die verschiedenen persönlichen Perspektiven spannend – die sich alle von meinen Erfahrungen unterschieden. Wichtig aber: Dass wir darüber sprechen, dass die weiblichen Wechseljahre endlich aus dem Tabu rauskommen, das sie umgibt. Ich sehe in den vergangenen Jahren deutliche Anzeichen dafür, jetzt aber bitte nicht nachlassen.

Es regnete einfach durch.

Ich stoppe ja nicht mit (wer stoppt schon den Zeitaufwand für ein Hobby mit?), aber gerade als ich dachte, bis Yoga-Gymnastik könnte ich ja noch ein Stündchen Roman lesen, fiel mir ein, dass ich erst noch die Fotos vom Isarlauf runterladen, benamsen, für den Blogpost bearbeiten könnte – und dann war vor Yoga-Gymnastik gar keine Zeit mehr für Romanlesen. No na, andere Leute gucken Serien.

Yoga-Gymnastik war wohltuend und anstrengend. Fürs Nachtmahl sorgte wieder Herr Kaltmamsell: Er kochte ein Lamm-Curry auf der Basis einer geschenkten Gewürzmischung. War gut, war mir nur ein wenig zu scharf, so dass ich das Lamm gar nicht richtig schmeckte – und ich mag Lammgeschmack sehr gern.

Beim Abräumen rief Herr Kaltmamsell erschrocken nach mir: Eine überraschend große Heuschrecke hatte sich ins Wohnzimmer verirrt. Mit koordiniertem Einsatz, Schüsseln und Zeitung fingen wir sie ein und setzten sie auf die Balkonbrüstung.

Auf einer Balkonbrüstung eine Tonschale Wasser, daneben eine grüne Heuschrecke

Nachtisch Zwetschgenkuchen und Schokolade. Auf arte lief einer meiner Allzeit-Lieblingsfilme: Gattaca.

Im Bett beim Lesen beschlossen, Miranda July, All Fours nach einem Viertel abzubrechen: So ein Schmarrn. Die Grundidee hätte schon lustig sein können: Eine Künstlerin/Autorin in Los Angeles mit Mann und Kindern beschließt, eine Reise nach New York mit dem Auto anzutreten, kommt aber nicht mal aus ihrer Heimatstadt raus und mietet sich in einem Hotel ein, lässt ihr Zimmer für 20.000 Doller neu dekorieren, empfindet eine Obsession für einen Mietauto-Angestellten. Doch alles daran wird derart ausufernd bis in jedes noch so unnötige Detail beschrieben, jede noch so kleine Empfindung wird unter die Selbstreflexions-Lupe genommen, Formulierungen wiederholen sich ständig – nichts daran interessierte mich, glaubte ich auch nur. Weg damit, es gibt Dutzende anderer Bücher, die ich lieber lesen möchte. Ich lud ein weiteres von meiner Wunschliste herunter: Anja Reich, Simone. Der Anfang las sich schon so fesselnd, dass ich das Licht später löschte, als ich geplant hatte.

§

Herzbruch hat erfahren, dass sich Lars Klingbeil in Chicago auf dem Parteitag der US-Demokraten Inspiratation für den SPD-Bundestagswahlkampf geholt hat und malt sich die Umsetzung aus.

Das ist fachlich fundiert und komisch – allerdings gehen emotional mitreißende Politik-Veranstaltungen mit charismatischen Politiker*innen komplett an meinen persönlichen Emotionen vorbei: Ich grusle mich, denn mir fällt sofort die prä-demokratische deutsche Vergangenheit ein, in der das mit dem charismatischen Mitreißen sehr gut und mit verheerenden Auswirkungen auf große Teile der Menschheit funktioniert hat. Ich stehe auf sachliche Politiker*innen und Inhalts-orientierte Politik, lassen mich ob dieser Oxymoren aber gerne auslachen und weiß, dass auch die Forschung Wahlentscheidungen zu nahezu 100 Prozent auf nicht-sachlicher Basis nachweist.

Journal Samstag, 24. August 2024 – Return of the Hochsommer

Sonntag, 25. August 2024

Recht früh aufgewacht, doch da ich mich ausgeschlafen fühlte, stand ich auf.

Blick über einen Balkontisch hinweg, auf dem zugeklappter Laptop, Kaffeetasse, Wasserglas stehen, in einen Park mit hellblauem Morgenhimmel

Hurra, nochmal Balkonkaffee.

Auf dem Balkonsims eine Kohlmeise, dahinter Sonnen-beschienener Park

Meisi zu Besuch.

Nach dem Fertigbloggen buk ich Zwetschgenkuchen mit Mürbteigboden.

Schwarze Springform, darin Zwetschgenkuchen

Wie schon beim Einkauf auf dem Markt staunte ich über die Größe der Zwetschgen, hat’s am Bodensee (daher kommen die Früchte laut Marktstandl-Schild) noch Tschernobyl-Reststrahlung?

Sportplan für gestern: Schwimmen im Dantebad. Das Hinradeln war schon mal schön in strahlender Sonne und noch ohne Hitze. Schwimmen war auch meistens schön, ich erschrak nur zweimal sehr, weil jemand mich kurz vor Bahnende überholte und am Beckenrand auftauchte, an dem ich gerade wenden wollte (und dann stehenblieb, mein Angebot ablehnte, vor mir weiterzuschwimmen). Um die Mittagszeit war es immer noch nicht unangenehm heiß, ich legte mich in die Sonne und hörte Musik.

Heimradeln jetzt in Hitze unter wolkenlosem Himmel über Semmel- und weiteren Wochenendeinkauf. Daheim erstmal Frühstück: Kurz vor drei gab es zwei Körnersemmeln mit Butter und Tomate. Den Zwetschgenkuchen schnitt ich erst nach dem Duschen an, schlug Sahne dazu – köstlich.

Blick vom Wohnzimmer auf den Balkon mit geschlossener Balkontür, leuchtend oranger Markise, links davon Wohnzimmerfenster mit herabgelassenem Rolladen

Vertrödelter Nachmittag in angenehmer Temperatur bei geschlossenen Fenstern mit Playlist-Zusammenklicken, restliche Zwetschgen zu Zwetschgenröster Einkochen für den nächsten Kaiserschmarrn, Yoga-Gymnastik, schonmal PetNat Heinrich Oh when the Saints aufmachen, während Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Zucchini mit Garnelen nach einen Jamie-Oliver-Rezept zubereitete.

Außen, Himmel mit vielfarbigen Wolken, davor Kirchturm und Park

Der Abendhimmel passte zur Vorhersage mit Wetterumschwung.

Beim Rumzappen im Fernsehprogramm, was wir schmerzfrei laufen lassen konnten, blieben wir an Freunde mit gewissen Vorzügen von 2011 hängen – weil die Dialoge so schön originell waren und auf einer RomCom-Metaebene spielten. Vor dem vorhersehbar klebrigen Schluss schaltete ich aber lieber aus.

Im Bett neue Lektüre: In der Stadtbibliothek stand rechtzeitig das vorgemerkte All Fours von Miranda July bereit, der Anfang las sich vergnüglich.

Journal Montag, 19. August 2024 – Augustregengrauer Arbeitsmontag

Dienstag, 20. August 2024

Nachts ein paar Mal ein wenig aufgewacht, jedesmal die Regengeräusche vorm Fenster wahrgenommen. Es hatte auch deutlich abgekühlt, ich musste meine Kleidungspläne umwerfen (und betrachtete traurig meine sorgfältig und überraschend gelungen rot lackierten Zehennägel, die ganz auf Sandalen ausgelegt waren und sehr wahrscheinlich in geschlossenen Schuhe umgehend abgeschubberte Spitzen bekommen würden).

Arbeitsweg in leichtem Regen und leichtem Kapuzenmantel. Leider bestätigte sich, dass dessen schicke Kapuze nicht regentauglich ist: Zu weit, jeder Windhauch weht sie vom zu schützenden Kopf. Ein Fehlkauf, vielleicht kann eine Änderungsschneiderin etwas richten.

Verregnete Straße gesäumt von Altbauten, links Leuchtschild "Z Breze", im Hintergrund ein Backstein-Kirchturm

Gollierstraße. Schlechtes Wetter ist schwer zu fotografieren.

Im Büro (urlaubsleere Flure) gleichmal durchgestartet: Als ich mit dem E-Mail-Eingang seit Mittwoch durch war, stellte sich der Inhalt als gar nicht so aufwändig heraus, Erleichterung.

Blick aus dem Bürofenster ins Trübe: Einheitlich grauer Himmel, düsteres Licht, Dauerregen – schon sehr greislich.

Nach Mittagscappuccino bei Nachbars ging ich noch in leichtem Regen auf ein paar Einkäufe zum Lidl, bekam unter anderem riesige reife Feigen. Spätes Mittagessen am Schreibtisch: Die reifste der Feigen (saftig und köstlich), Quark mit Joghurt.

Gegen zwei hörte der Regen auf, es wurde deutlich heller. Stellte sich als Finte heraus, es regnete kurz darauf weiter.

Ich ließ den Feierabend nicht allzu spät werden, überzeugt mich selbst, dass ich manches wirklich auch am Dienstag erledigen konnte.

Auf dem Heimweg (Einkäufe im Vollcorner und Drogeriemarkt) nieselte es nur noch, blieb aber düster. Daheim packte ich nur kurz aus, startete dann eine Folge Yoga-Gymnastik, auf die ich mich sehr gefreut hatte, die sehr gut tat.

Herr Kaltmamsell zauberte das Nachtmahl:

Gabel und Messenrzerteilen einen Hügel von Wirsingblättern

Mit Hackfleisch gefüllter Wirsing. Nachtisch Schokolade.

Weitere Händel mit dem Handyzahlungs-Dienstleister. Nachdem ich anweisungsgemäß eine E-Mail mit angewiesenem Betreff “persönliche Daten ändern” an die angewiesene E-Mail-Adresse geschickt hatte, lautete die Antwort, was denn genau geändert werden solle. Ich antwortete mit “von mir aus gar nichts!” und Screenshots des Chat-Verlaufs. Nichts daran erweckte Vertrauen.

Ich hatte vor drei Wochen einfach mal “Dahlien” auf unsere gemeinsame Einkaufsliste geschrieben.

Eine Glasvase mit weißen und rosa Blüten auf einem kleinen Holztischchen vor weißer Wand

Und gestern standen sie da! An diesem grauen Tag eine besonders willkommene Aufhellung.

Im Bett neue Lektüre: Granta 167, Extraction. Die Ausgabe 168 hatte ich davor gelesen; als sie eintraf, fiel mir auf, dass ich die vorherige Ausgabe nie bekommen hatte und hakte nach.

§

Vor einigen Jahren veröffentlichte des SZ-Magazin einen Artikel über das Sterben: Was da genau bei uns Menschen passiert. Er beeindruckte mich sehr, ich fühlte mich ein wenig (wenn das überhaupt geht) gewappnet für die Zeit, wenn ich mal jemanden beim Sterben begleiten würde. Es ist das einzige SZ-Magazin, das ich aufgehoben habe, ich will es für den Ernstfall zum Nachlesen zur Hand haben.

Kürzlich erwähnte ich den Artikel meiner Mutter gegenüber, sie bat um eine Kopie. Zu diesem Anlass las ich ihn nochmal darauf hin, ob er immer noch so gut ist wie in meiner Erinnerung. Ich wusste nicht mehr, dass er schon 2016 erschien. Ich wusste nicht mehr, dass er aus der Perspektive des eigenen Sterbens geschrieben ist (das mich ja nicht schreckt). Und er ist sogar besser, als ich ihn in Erinnerung hatte (€).

“Wie Sterben abläuft:
Ganz am Ende”.

(Stecke ich heute in die Post, Mama.)

§

Und dann: In Wien gibt’s Urban Gardening am Friedhof. Eh.
“Kein Schmäh: Frisches Gemüse vom Zentralfriedhof”.

via @sauerlauwarm

Nicht wenige zieht es zum Würstelstand mit dem schönen Namen Eh scho wuascht.

Und dann heißt die Gärtnerin auch noch Himmel.

Auf dem Zentralfriedhof beackern momentan zwischen 60 und 90 Menschen die Gartenparzellen. Um sich dort die Radieschen von oben anschauen zu können und ein Beet von 24 oder 40 Quadratmetern zu bewirtschaften, muss man aber über ein Grab auf einem der 46 Wiener Friedhöfe verfügen.

Journal Mittwoch, 14. August 2024 – Weiterhin Hochsommer, Ende der kurzen Arbeitswoche

Donnerstag, 15. August 2024

Richtig gut geschlafen trotz offenem Fenster (kühle Luft!) und keinen Ohrstöpseln.

Frischer Balkonkaffee, zunächst begleitet von Eichhörnchen-Rascheln und -Keckern aus der Linde vorm Balkon. Arbeitsweg durch Corona-leere Straßen: Die beiden mittleren August-Wochen waren seinerzeit meine Referenz, weil sie erfahrungsgemäß in München (und Augsburg) die leersten des Jahres sind.

Die erste halbe Stunde im Büro musste ich mit Instagram-Gucken verbringen, weil der Arbeitsrechner acht (!) Updates fuhr inkl. Bios und viermal neu startete. Doch dann begann ein wirklich knackiger Arbeitsvormittag, in erster Linie erledigte ich Reise-Orga (was mir immer noch Spaß macht, seit das Anfang Mai zu einer der zentralen Tätigkeiten meines Jobs wurde – eigentlich überraschend, weil ich das für mich selbst ungern erledige). Dazu gehörte aber auch eine Online-Schulung; in der ca. zehnten Runde überlistete ich den erratischen Abschlusstest.

In der Mittagspause nahm ich eine U-Bahn ins Zentrum: Rezeptabholen bei Ärztin. Die Fußgängerzone war voller schlendernder Tourist*innen und heiß, ich sah keine Möglichkeit für einen schnellen Mittagscappuccino. Also fuhr ich mit der nächstmöglichen U-Bahn zurück ins Büro.

Spätes Mittagessen, weil konzentrierte Arbeit: Nektarinen und Granatapfelkerne mit Joghurt und Leinsamenschrot. Am Nachmittag ging’s mit konzentrierter Emsigkeit weiter, ich freute mich an meinem gut temperierbaren Büro.

Pünktlicher Feierabend und auf direktem Weg (langsam wegen der Hitze) nach Hause, ich wollte nämlich noch Brot backen (Wohnung schön schattig, Ofen gut isoliert, deshalb ist bei uns in Hitzephasen kein Backverbot nötig): Damit ich am feiertäglichen Donnerstag VOR der Hitze laufen konnte und dann trotzdem frisches selbstgebackenes Brot haben würde.

Blauer Himmel über Parkbäumen, von rechts dringen fedrige Ausläufer von Wolken in den Himmel

Bei meiner Ankunft daheim konnte ich am Himmel von rechts (Westen) das Gewitter aufziehen sehen.

Während des Teig-Gehens turnte ich meine Yoga-Gymnastik und wusch schonmal den Ernteanteil-Salat: Wegen Feiertag Mariä Einschulung am Donnerstag wurde unsere Verteilung vorgezogen.

Zwei gefüllte Longdrinkgläser auf Balkonbrüstung mit Blick auf Bäume und dahinter dunklem Himmel

Wochenend-Feier-Drink: Moscow Mule (damit endlich das vor Monaten spontan gekaufte Ginger Beer wegkam) vor dunklen Gewitterwolken. Zum Anstoßen schlossen wir die Balkontür aber wieder, es war noch sehr warm draußen.

Gedeckter Tisch mit Glastellern, im Vordergrund ein Teller mit einem aufgeschnitten gebratenen scheinbaren Steak, dahinter ein Teller mit gefüllte halben Jalapenos und eine Schüssel Blattsalat

Nachtmahl. Nachdem wiederholt davon geschwärmt worden war, zuletzt hier, wollte ich das vegane Steak von Planted auch mal probieren und bat Herrn Kaltmamsell um Suche – die schnell erfolreich war. Wir mochten beide den Geschmack und aßen es gern, waren uns aber einig: Das ist kein Steak, vor allem bei Geruch und Geschmack. Außerdem servierte Herr Kaltmamsell gefüllte Jalapeños aus dem Ofen, ich hatte Salat (aus Ernteanteil: Blattsalat, Gurke, gelbe Tomaten, Schnittknoblauch) mit Joghurtdressing angerichtet. Nachtisch Süßigkeiten. Derzeit gibt es für Schokolade eigentlich keine gute Aufbewahrungsmöglichkeit: Zimmer zu warm, Kühlschrank zu kalt. Marktlücke Schokolade-Temperierschränke wie für Zigarren und Wein.

Das Gewitter hatte auch diesmal sanften Regen mitgebracht und sofortige Abkühlung. Ich konnte die Wohnung durchpusten lassen und im Bett bei bei offenem Fenster lesen (Brooklyn von Colm Tóibín erzählt schon arg gemächlich, eher tagebuchartig) – um den Preis, den Zigarettenrauch von Nachbarn zu riechen.