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Journal Donnerstag, 4. Dezember 2025 – Erste Weihnachtskarte erhellt die Dezember-Düsternis

Freitag, 5. Dezember 2025

Wieder zu früh aufgewacht, wieder im Düsteren aber nicht zu Kalten in die Arbeit marschiert. Und wieder hielt sich das Düster den ganzen Tag.

Beherzt losgearbeitet, nahezu ungestört bis Mittag (ein wenig irritierend, ich checkte mehrfach, ob Telefon, E-Mail und Teams überhaupt funktionierten).

Meinen Mittagscappuccino nutzte ich für ein Abenteuer – was bei mir halt so als Abenteuer zählt: Ich spazierte zu einer neuen Quelle, die mir auf beruflichen Gängen aufgefallen war, in die andere Richtung als sonst immer.

Solche liebevoll Kitsch-affinen Läden (die Untersetzerchen sahen selbstgehäkelt aus) mag ich ja sehr als Alternative zu den coolen, designigen Cafés / Speciality Coffee Orten. Der Cappuccino war, hm, nicht meine Lieblingssorte. Nur wenige hundert Meter von meinen sonstigen Wegen begegneten mir recht andere Menschen als sonst. Die sehe ich mir sicher öfter an.

Späteres Mittagessen am Schreibtisch: Apfel, Quark mit Joghurt, Trockenpflaumen.

Emsiger Nachmittag, darin auch eine interessante Info-Veranstaltung.

Auf dem Heimweg ein wenig Lebensmitteleinkäufe, kurz vor daheim hörte ich aus der Klinik gegenüber mal wieder Gebär-Geräusche – und mir fiel ein, dass “entbinden” auf Spanisch “dar a luz” heißt, also ans Licht geben. Einerseits poetisch, andererseits heißt “luz” ja auch elektrischer Strom, und die Tätigkeit könnte auch Elektriker*innen zugeschrieben werden. Ich hätte SO eine Zukunft auf einer kastilischen Comedy-Bühne!

Daheim standen frisch gebracht zwei Crowdfarming-Kisten: Sowohl die erste Lieferung Orangen also auch mein Jahresanteil Manchego-Käse waren diesmal wie angekündigt und problemlos eingetroffen.

Ebenfalls eingetroffen war die erste Weihnachtskarte – und die auch noch mit selbst gemalten Lesezeichen!

Eine Runde Pilates, dann Brotzeitvorbereitung – und gleichmal die erste Orange aus der großen Kiste. Nachtmahl war aus dem gestrigen Ernteanteil Rote Bete aus dem Ofen mit Linsen (!) und Feta, sehr gut. Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich ließ mich von John Steinbeck und seinem Hund Charley auf einen Road Trip durch die USA des Jahres 1960 nehmen.

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Herr Kaltmamsell erwähnte kürzlich eine Geschichte von Ray Bradbury, “THere Will Come Soft Rains”, die ich sofort lesen wollte: Sie geht um ein vollautomatisiertes Haus, das seine Abläufe auch nach Verschwinden der Bewohner brav wie programmiert ausführt. Er reichte mir den (selbstverständlich antiquarisch erworbenen Pulp-Papier-)Band Martian Chronicles, in dem sie steht, gleich mit Einmerkerchen an (ich habe Martian Chronicles zwar vor Jahrzehnten gelesen und weiß noch, dass mir der Kurzgeschichten-Zyklus sehr gut gefiel, doch an diese konkrete Geschichte habe ich keinerlei Erinnerung). Die kurze Short Story erinnerte mich an die Meisterschaft von Ray Bradbury, mit der er ganze Welten in wenigen Details vermittelt – und sie las sich in Zeiten von Internet of things gruslig aktuell. Wenn Sie mögen, es gibt sie auch online (PDF-Download):
“There Will Come Soft Rains”.

Es fehlt allerdings die kontinuierliche Auswertung aller Parameter, die mit unserer heutigen Onlineisierung einhergeht, also der Controlling-Aspekt – den sah Ray Bradbury offensichtlich nicht voraus. Und natürlich funktioniert die Geschichte nur ohne Internet, das Haus läuft autonom.

Fasziniert von Bradburys Text recherchierte ich ein wenig drumrum. Der Titel, fand ich heraus, ist auch der Titel des Gedichts von Sara Teasdale – das in der Geschichte gesamt zitiert wird. Damals mit Blick auf Krieg geschrieben, aber halt auch heute in vieler Hinsicht passend.

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“Braune Zwerge: Diese seltsamen Himmelsgestalten”.

Der Astronom Aleks Scholz forscht an Braunen Zwergen – seltsamen Himmelskörpern zwischen Stern und Planet. Seit 25 Jahren beobachtet er das All, viele Nächte lang, um diese Objekte zu finden. Was hat er dabei entdeckt? Wie geht er vor? Und wozu macht er das nur?

Fesselnde Lektüre (es ist ein absoluter Glücksfall, dass hier ein Astrophysiker soe gut schreiben kann, dass er auch mal beim Bachmannpreislesen den Ernst-Willner-Preis gewonnen hat). So habe ich nicht nur mehr über Braune Zwerge gelernt, sondern überhaupt über die heutigen Prozesse der Astronomie, zum Beispiel wie Aleks überhaupt an Daten für seine Forschung kommt (nein, er schaut nicht von seinem Arbeitsplatz in Schottland durch ein Teleskop nach oben) und warum das James Webb Space Telescope, das seine Arbeit Anfang 2022 begann, ein game changer war.

Die Welt durch ein neues Teleskop zu betrachten bringt immer Überraschungen – als hätte man bisher in dichtem Nebel gelebt, der sich jetzt zum ersten Mal lichtet. Was eben noch wie ein Baum aussah, ist in Wahrheit ein Kirchturm. Anstatt verrauschter Spektren sehen wir auf einmal Details, die wir so nicht eingeplant hatten. Die neue Klarheit ist überwältigend. Die alten Fragen sind schnell beantwortet. Stattdessen stellen sich sofort völlig neue Fragen.

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Herr Kaltmamsell wies mich auf einen Artikel von 2024 hin über Schaukelparks auf der ganzen Welt:
“Swing Sets Aren’t Just for Kids Anymore”.

Mein Favorit ist ja die 29-Schaukel-Anlage im Moskauer Gorky Park.1

After a certain age, swinging solo loses its thrill.

Ach. In welchem Alter ungefähr muss ich damit rechnen?

  1. Ich denke je-des-mal an den gleichnamige Film mit William Hurt von 1983, wenn ich “Gorky Park” lese oder höre. Nur einmal gesehen, wahrscheinlich im Fernsehen, aber er hat mich nachhaltig beeindruckt. Lange träumte ich davon, einmal im Gorky Park Schlittschuh zu fahren. []

Journal Mittwoch, 3. Dezember 2025 – Minimales Tageslicht

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Heute hatte ich beim Datumtippen bereits den Finger über der 6 für die Jahreszahl: Beruflich stecke ich bereits deutlich im nächsten Jahr.

Eigentlich gut geschlafen, aber zu früh aufgewacht.

Nachtdunkler Marsch in die Arbeit, aber außer mir war auch der Krähenschwarm in meinem Viertel bereits deutlich hörbar wach: Während sich am Dienstagmorgen die Dutzenden Krähen auf den Dächern und kahlen Bäumen um den Beethovenplatz verteilt hatten (ungewöhnlich), saßen sie gestern wie gewohnt auf den Spannseilen der Tollwood-Zelte auf der Theresienwiese. Ihre Silhouetten sahen derart nach Meta Bene aus, dass ich eine Pointe erwartete.
Auf Fahnenkanten im Wind habe ich die Krähen in den vergangenen Jahren auch mal balancieren sehen, in meinem Fall waren es Fahnen am Zirkuszelt, höchst vergnügt.

Verdutzung, als ich im Büro erstmal eine Riesentasse Schwarztee zubereitete: Das am Vortag gekaufte Fläschchen Kondensmilch war mit einem Kronkorken verschlossen. Und meine Sekretärinnenschublade hält nun wirklich eine Menge bereit – ein Flaschenöffner gehört nicht dazu. Zum Glück arbeitete gestern die eine Kollegin vor Ort, bei der ich aus Gründen von Flaschenöffner in irgendeinem Büromöbel ausgehen konnte. Zurecht, sie lieh ihn mir bereitwillig.

Um neun zeichnete sich ab, dass es erstmal nicht mehr Tageshelle als diese Hochnebel-Düsternis geben würde. Gestern blieb es ohne Wolkenloch bei diesem minimalen Tageslicht, im Büro benötigte ich ganztägig künstliche Beleuchtung. Es ist die Jahreszeit der dunkelsten Tage in unseren Breiten.

Trotzdem raus ins Westend auf einen Mittagscappuccino, wie erhofft wirkte die Bewegung erholsam. Zu Mittag gab es Apfel und eingeweichte Haferflocken mit Joghurt.

Ordentlicher Arbeitsnachmittag, nach Feierabend ging ich zum Stachus für Einkäufe.

Daheim startete ich zwischen zwei Yoga-Programmen wieder eine Woche Pilates, auch diesmal hatte ich vergessen, dass die Übungen hier anstrengender sind, unter anderem wegen deutlich mehr Wiederholungen.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Lauch als Eintopf mit weißen Bohnen, sehr gut. Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen. Granta India hatte ich ausgelesen, es gefiel mir sehr gut, weil es zahlreiche Facetten des heutigen literarischen Indiens beleuchtet, das geprägt wird von einem immer deutlicheren Ein-Parteien-System unter Premierminister Narendra Modi und seiner Bharatiya Janata Party (BJP). Wieder legt Herausgeber Thomas Meaney einen Schwerpunkt auf den Aspekt Übersetzung, in diesem Fall vor dem Hintergrund der indischen Vielsprachigkeit: Kurze Zwischenkapitel beleuchten diese Sprachen jeweils aus der Sicht eines spezialisierten Übersetzers oder einer Übersetzerin, jeweils aufgehängt an einem Wort oder Ausdruck in ihrer Sprache, der sich nicht übersetzen lässt. Sehr erhellend.

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Schokolade wissenschaftlich (einige Details nützen auch als Tipps fürs eigene Backen):
“Wie der Schmelz in die Schokolade kommt”.

Journal Mittwoch, 26. November 2025 – Vom Bücheraussortieren

Donnerstag, 27. November 2025

Gute Nacht – bis auf die Stunde vor Weckerklingeln, als ich nicht mehr einschlief und von Arbeitsdingen verfolgt wurde.

Das gestrige Wintersauwetter bestand aus leichtem Schneeregen bei nasser Kälte etwas über Null. Ich wagte einen neuen Versuch der Theresienwiesen-Ost-West-Passage: Hurra, sie war entsperrt, es begann das halbe Jahr mit Luftlinien-Arbeitsweg.

Am Schreibtisch eher hektische Sichtung und Bearbeitung, denn die erste Tageshälfte war mit einer internen Online-Veranstaltung belegt.
Es kostete mich einige Kraft, mich auf diese Infos zu konzentrieren, da von vielen Seiten weitere Reize, Menschen, Nachrichten auf mich stürzten.

Vorm Bürofenster gelangweilte einzelne Schneeflocken in Dezemberdüsternis, im Lauf des Vormittags wechselnde Dichte und Konsistenz.

Folge der Veranstaltung: Keine Chance rauszukommen, Mittagscappuccino aus dem Automaten, in der eigentlichen Mittagspause der Veranstaltung Blitzerledigung von Querschüssen, Mittagessen während eines Programmpunkts Äpfel, Bananen, Trockenpflaumen.

Emsiger Nachmittag mit schlechter Laune, Nacht wurde es ab 15:30 Uhr.

Auf dem Heimweg (Nieselregel, ich brauchte meinen Schirm) Einkäufe beim Vollcorner, wieder bereits fürs Wochenende; zu meinem Ärger bekam ich einiges nicht, womit ich sicher gerechnet hatte.

Zu Hause schnell ausgeräumt und Pflanzen gegossen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell in Schneeregen zum Abendessen: Japanische Suppe bei Hako Ramen am Oberanger.

War gut und sättigte, aber ich träume halt immer noch von Ramen, wie ich es vor 20 Jahren bei Wagamama kennengelernt habe. Dazu Kimchi, das sehr ähnlich schmeckte wie das von Herrn Kaltmamsell, also gut.

Daheim gab’s noch Eiscreme und Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen, sehr früh Lichtaus.

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Re: Bücherausmisten. An den Kommentaren wurde mir bewusst, dass viele Mitlesende meinen Geschichte mit Büchern nicht kennen (ja wie – nicht alle hier lesen seit 22 Jahren mit?!).

Ich komme aus einer nahezu buchlosen Familie und deckte meinen großen Lesehunger, der mit Lesenlernen einsetzte, in der Pfarrbücherei St. Pius, dann in der Schulbücherei des Reuchlin-Gymnasiums und der Ingolstädter Stadtbücherei. Eigene Bücher, die ich zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt bekam, waren mein kostbarster Besitz, ich schützte ihn ab Teenager-Jahren sogar mit Folien-Umschlägen. Mit dem Geschenkgutschein meiner lieben Taufpatin Irmi gar in den Buchladen Schönhuber zu gehen und selbst ein Buch zum Kauf auszusuchen – das war eine komplett andere, paradiesische Welt.

Nach dem Abitur absolvierte ich ein Zeitungs-Volontariat, in dem ich so viel verdiente, dass ich mir jedes Buch kaufen konnte, das ich lesen wollte – ultimativer Luxus. Auch während meines Studiums waren Bücher ganz oben auf meiner Liste materieller Prioritäten, dafür sparte ich lieber an anderem (zum Beispiel, wenn ein neuer John Irving rauskam). Meine Bibliothek wuchs schnell, der Anblick der gefüllten Regale erfüllte mich tiefem Stolz. Das war eine schöne Zeit.

Nächste Bücherlebensphase ab 1997: Zusammenziehen mit Herrn Kaltmamsell – und seiner Bibliothek, die wegen einiger Sammel-Schwerpunkte (ich habe nie gesammelt) noch größer war als meine. Die Verbindung beider Bestände erforderte fürs Wiederfinden ein Sortiersystem; dass wir uns sofort auf eines einigten, war für mich der bis dahin deutlichste Beweis, dass ich den für mich bestmöglichen Partner gefunden hatte. Außerdem nahm Herr Kaltmamsell mich in Second-Hand-Buchläden in Deutschland und England mit, ich kaufte Rucksack-weise.

Es folgten Jahre der Berufstätigkeit, in der mein Buchbestand immer weiter wuchs – wir dachten über einen Ausbau unserer Bibliothek mit Regalen im rechten Winkel zu den Wandregalen nach. (Damals beantwortete ich Blog-Stöckchen zu Büchern noch so.)

Doch langsam erfüllte mich der Anblick immer weniger mit Stolz, sondern mit Sorge: So konnte das für mich ganz sicher nicht weitergehen. (Wahrscheinlich gleichzeitig mit meinem gesamten So-kann-das-nicht-weitergehen.) Die erste Phase des Aussortierens galt allen Büchern, die mir nicht gefallen hatten.

Gleichzeitig entwickelte ich über die Jahre eine Abneigung gegen dinglichen Besitz: Zu viele Möbel, zu viel Kleidung, zu viele Sachen – neue Sachen kamen mir am liebsten nur ins Haus, wenn etwas dafür wegkam. Jetzt sortierte ich Bücher aus, die ich nicht nochmal lesen würde.

In dem Jahr vor unserem Umzug innerhalb desselben Hauses wurde mein Weggeben 2020/2021 richtig systematisch: Ich las immer mehr als E-Book, dadurch merkte ich, dass ich selbst Bücher, die ich vielleicht nochmal lesen wollte, ja dann als E-Book lesen könnte. Berechtigung zum Behalten hatten jetzt nur noch Bücher, an denen mir aus welchen Gründen auch immer lag. Der Rest kam möglichst weg, hier ein Beispiel. Und weil es schon seit vielen Jahren schwierig ist, Bücher loszuwerden, verschenkte ich sie stapelweise gegen Porto.

Der verbleibende Bestand zog mit mir in die neue Wohnung, geschätzt ein Drittel meines Höchst-Bestands. Was jetzt die Bücherregale in fast jedem Zimmer unserer Wohnung füllt (und bei Besuch immer noch aufgerissene Augen hervorruft), gehört zum allergrößten Teil Herrn Kaltmamsell – darunter auch in den vergangenen Jahren neu Gesammeltes (allerdings hat auch er in den vergangenen 10 Jahren deutlich aussortiert).

Und jetzt nähere mich eben dem Kriterium: Welches Buch werde ich nicht vermissen? Buchbesitz macht mich schon lang nicht mehr stolz, nur die allerwenigsten Bücher erfreuen mich im eigenen Haus.
(Menschen sind verschieden. Ich freue mich wirklich sehr, wenn es weiterhin so viele Bücherleseri*innen mit Faible für das Ding Buch gibt, dass ganz viele vor allem Inhaber-geführte Buchläden davon leben können.)

(Anlässlich seines Umzugs schreibt auch Southpark gerade übers Bücheraussortieren.)

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Schöne Serie von Fotos auf der Staten Island Ferry bei instagram – reflexartige Zuschaltung dieses Sounds (nochmalige Empfehlung des Films Working Girl von 1988 – einer der wenigen Mainstream-Filme dieser Epoche, die sich wirklich gut gehalten haben).

Journal Dienstag, 25. November 2025 – Überstunden statt Feierabendschwimmen

Mittwoch, 26. November 2025

Gut geschlafen, hätte gerne länger als bis Weckerklingeln sein dürfen – im Traum hatte mir gerade im Café eines kleinen Barockschlosses eine sympathische junge Bedienung einen Cappuccino serviert, der sehr interessant aussah und den ich gerne probiert hätte.

Draußen regnete es immer noch, allerdings war die Luft wärmer.

Gerade als ich meinen Marsch in die Arbeit antrat, hörte der Regen auf. Allerdings fiel mir eine weitere Beschwernis der Winterzeit auf: Rollsplit. Obwohl ich zu meinem Rock Schnürstiefel mit eng anliegendem Schaft trug, gerieten beim Gehen Steinchen hinein.

In meinen Arbeitsrucksack hatte ich auch Schwimmsachen gesteckt, ich hoffte auf pünktlichen Feierabend mit nachgeholter Schwimmrunde vom Samstag im Dantebad.

Um die Theresienwiese war jetzt der Bauzaun weg – vielleicht am Mittwoch einen neuen Versuch der Querung wert?

Emsiger Vormittag, der Himmel draußen düster, aber ohne Regen. Mittagscappuccino im Westend, ich genoss die Bewegung in nicht zu kalter Luft.

Mittagessen dann doch zu gewohnter Zeit (Termin-Hin-und-Her): Bananen, Quark mit Joghurt.

Sehr unruhiger Nachmittag mit dem Ergebnis, dass ich lieber nicht überpünktlich Feierabend machte für eine Schwimmrunde: Menschen waren persönlich im Haus, die sonst für viele Dinge schwer greifbar sind – das wollte ich nutzen. Und dann stürzten noch ein paar Sachen auf mich herein, es wurde sogar später als sonst.

Heimweg verlängert über Süßigkeiten-Einkäufe, ich sehnte mich nach Bewegung. Daheim Yoga, tat sehr gut.

Nachtmahl von Herrn Kaltmamsell ganz ohne Ernteanteil (bereits weggegessen): Dinkel-Strozzapreti mit Brokkoli und Champignons, sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Kurzer Anfall von Bücherausmisten, ausgelöst durch die Verfilmung von Die unendliche Geschichte im Fernsehen – die ich nie gesehen habe, doch ich erinnerte mich daran, wie sehr mich das Buch beeindruckt hatte. Ich zog es aus dem Regal, errechnete übers Exlibris, dass ich bei der Lektüre schon 16 war – und wusste sicher, dass ich es nie, nie wieder lesen würde. Also weg damit. Und wo ich schon dabei war …

Nach einem Dutzend aussortierter Bücher brach ich ab, denn es formierte sich das Kriterium: Welches Buch werde ich sicher nicht vermissen, weil ich nie wieder nach ihm greifen werde? Doch damit würden fast alle Bücher rausfliegen, die ich besitze (ich weiß sehr gut, wie selten ich in den vergangenen vier Jahren seit dem Umzug an unseren Bücherschränken war), dafür war gestern Abend aber nicht der richtige Moment.

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Es gibt wieder ein Stöckchen (YAY STÖCKCHEN!), das seit einiger Zeit in der – Achtung: ein Wort, das sofort 15 Jahre älter macht – Blogosphäre herumgereicht wird.

Benutzt du Zahnseide? Ja, jeden Abend. (Nein jetzt wirklich – ich bekomme erst in letzter Zeit mit, dass das eines von den Müsste-man-eigentlich-aber-wer-macht-das-schon-Dingen wie Sporttreiben ist.)

Tee, Kaffee oder Wasser? Ja, aber in anderer Reihenfolge: An einem Arbeitstag Kaffee, Wasser, Tee, Kaffee, Tee / an einem freien Tag daheim Kaffee, Wasser, Tee, Wasser, Wasser, Wasser.

Welche Schuhe trägst du am liebsten? Im Sommer Langstrecken-fähige Sandalen, im Winter Turnschuhe.

Dein Lieblingsdessert? Richtig aromatisches, reifes Obst.

Was machst du als erstes, wenn du aufwachst? Aufs Klo gehen, dann Schlumpfklamotten anziehen.

In welchem Alter würdest du gerne bleiben? In dem bevor diese eine bestimmte Eizelle und dieses eine bestimmte Spermium zu mir zusammenfanden.

Wie viele Hüte besitzt du? Einen sehr schönen von der Hutmacherei Triska (hier kurz nach Kauf), sonst zwei Schirmmützen in Militär-Anmutung zum Wandern/Laufen.

Beschreibe das letzte Foto, dass du gemacht hast? Ein handgeschriebender Scherz auf einer Tafel vor Jacques’ Weindepot in der Heimeranstraße – den ich sofort an meinen Vater schickte.

Die schlechteste Fernsehsendung? Ich finde die meisten Fernsehsendungen schlecht – am wenigsten ertrage ich Reality TV.

Was war als Kind dein Berufswunsch im Erwachsenenalter? Astronautin, Feuerwehrfrau, Archäologin, Meteorologin (Reihenfolge nicht verlässlich).

Etwas auf deiner Wunschliste, das du nicht rechtfertigen kannst zu kaufen? Jedes von den zahlreichen Weinpaketen.

Welcher Jahreszeit fühlst du dich am meisten verbunden? Sommer. Auch wenn ich Hitze nicht mag.

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Der passende Begriff zur rechten Zeit.

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Erst kürzlich habe ich Vincent Klink im Web wiedergefunden, weiterhin fröhlich vor sich hin bloggend (wieso nur kam er mir irgendwann abhanden?). Unter anderem schreibt er über seine
“Septemberreise Paris-Perigord”.

Ganz am Ende eine Formulierung, die mich ansprach:

Bei solchen Erlebnissen traf ich nie reiche Leute, sondern nur solche, die wenigstens kurzzeitig über ihre Verhältnisse leben. Letzteres, das über die Verhältnisse feiern, ohne dass man dauerhaft außer Kontrolle gerät, das ist das wahre satte Leben, das am Ende befriedigt, vielleicht auch glücklich zurückschauen lässt.

“Kurzzeitig über meine Verhältnisse leben” – ab sofort auf meiner Liste von Dingen, die mir wirklich Freude bereiten. Umso mehr als ich mit Herrn Kaltmamsell einen Partner habe, der das auch gern tut.

Journal Mittwoch, 19. November 2025 – Mit jemenitischem Abendessen

Donnerstag, 20. November 2025

GUT GESCHLAFEN! Nur einmal Klogang, kurz vor Weckerklingeln erfrischt aufgewacht, das war schön.

Während sogar Rheinhessen die ersten Schneeflocken des Winters meldete, hatte es die Münchner Innenstadt gerade mal zu Frost geschafft. Dafür gab es bei uns blauen Himmel und Sonne.

Stand der Theresienwiese. Gesperrt ist sie nach fünf Monaten Oktoberfest-Aufbau, -Toben, -Abbau aber immer noch.

Emsiger Vormittag, ich fühlte mich nützlich und an der richtigen Stelle. Erster nennenswerter Mittagscappuccino der Woche im Westend inklusive Marsch durch helle, kalte, Winterluft.

Zu Mittag gab es am Schreibtisch Kiwi, Banane, eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt.

Emsiger Nachmittag, der sich durch besonders geschickte Work-arounds erfolgreich anfühlte. Allerdings länger schon gar nicht vermisstes Feature: Schwindel.

Nach Feierabend Lebensmitteleinkauf in größerem Umfang (u.a. wegen Stollenbacken am Wochenende), auch hoffte ich, dass endlich Meyer Lemons auftauchen würden. Leider enttäuschten mich die Obstregale.

Zu Hause packte ich nur schnell aus: Mit Herrn Kaltmamsell war ich zu aushäusigem Abendessen verabredet, wir wollten ein jemenitisches Lokal in der Landwehrstraße ausprobieren, das sommers wie winters sehr gut besucht ist, das Bab Al Yemen (anders als für die Süddeutsche in ihrer Restaurantbesprechung läuft es für uns Anwohnende ja unter local food).

Wir bestellten eine Zusammenstellung von vier Vorspeisen (frischen Auberginen-Salat, Hummus, Baba Ganoush und eine Paprika-Creme, dazu hausgemachtes Fladenbrot), außerdem ein Okra-Gericht in Tonschüssel und – nicht abgebildet, wurde später serviert – gewürztes, geschmortes Lamm. Alles schmeckte sehr gut. Das nächste Mal werde ich aber einen der frischen Fruchtsäfte statt Ayran dazu bestellten: Die Gläser, die an uns vorbeitragen wurden, sahen sehr verlockend aus. (Alkohol gibt es hier gar nicht, jemenitischen Tee traute ich mich nicht wegen Koffein).

Daheim noch ein wenig Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen von Granta India, unter anderem ein Interview mit Salman Rushdie, der 1980 zu den allerersten im Granta Magazine veröffentlichten Autor*innen gehört – allerdings, wie sich hier herausstellt, unfreiwillig (kostenlos online lesbar):
“Reclaiming the Territory”.
Nie vergessen, wie witzig Rushdie ist.

Journal Freitag, 14. November 2025 – Schweiz, Spanien, Shanghai

Samstag, 15. November 2025

Sehr unruhige Nacht, zum einen wegen Rasseln hinter der Nase, zum anderen wegen Hustenreiz, zum Dritten wegen Gebrüll vorm Schlafzimmerfenster. Ich erklärte die Nacht noch vor Weckerklingeln für beendet und nutzte die Zusatzzeit für eine Nasendusche. Nach fünf Tagen leichten Erkältungssymptomen war ich fast so genervt wie von einer echten Erkältung und wollte, dass das bitte aufhörte.

Dennoch fühlte ich mich auf dem Weg in die Arbeit bedeutend fitter als am Donnerstag, das war eine Erleichterung. Beim Passieren der Theresienwiese checkte ich, ob ich dieselbe Schmankerlansicht bekommen würde wie überraschend am Donnerstagmorgen: Bingo, Alpenkette hinter den letzten Resten des Oktoberfestabbaus.

Am Schreibtisch war einige Geschmeidigkeit verlangt, manchmal nützt mir allerdings meine ganze Blitzdenke und -handlung nichts.

Auf einen Mittagscappuccino ins Westend.

Obwohl der Himmel zugezogen hatte, war es zu den kahlen Bäumen gruslig warm, sogar hemdsärmelwarm – der Alpenblick am Morgen war wohl eine Folge von Föhn. Die Draußenbewegung tat dennoch gut.

Später gab es zu Mittag einen Apfel der Sorte Fräulein, den ich am Donnerstag auf dem Markt entdeckt hatte. Nicht ganz so gut wie der Probier-Schnitz, den mir die Händlerin bereitwillig auf meine Frage nach dem Geschmack hingehalten hatte, erstmal vor allem saftig frisch. Vielleicht tun ihm ein paar Tage Lagerung gut. Außerdem aß ich Quark mit Joghurt.

Arbeitsnachmittag mit ein bisschen Rettung (nicht gleich die Welt, aber ein paar Zahlungsvorgänge). Und einer Runde Übelkeit – WTF?

Nach pünktlichem Feierabend nahm ich die U-Bahn zum Café Fausto in der Kraemer’schen Kunstmühle für Espresso-Kauf. Mir war weiter leicht übel, ich fürchtete bereits um meinen Abend-Appetit und die freitagabendliche Alkohollust.

München hat schon ein paar besonders schöne U-Bahnhöfe, der am Canidplatz gehört dazu.

Nochmal sah ich nach Mittwoch und Donnerstag Kinder mit Martinszug-Laternen, diesmal sogar eine richtig schraddlige Party-Laterne, nichts Selbstgebasteltes. An den Abenden davor war mir, als hätte ich sogar echte Teelichter darin gesehen – kann nicht sein, oder?

Noch ein paar Lebensmitteleinkäufe im Biosupermarkt. Beim Eintreffen daheim war mir tatsächlich endlich nicht mehr übel.

Eine Einheit Yoga, die Folge mit nur 12 Minuten Sitzen und Meditieren übersprang ich: Das war gestern so gar nicht, was ich brauchte. Statt dessen hatte ich eine Folge mit richtigem Flow, also pro Ein- oder Ausschnaufen eine Bewegung – ich kam fast ins Schwitzen.

Jetzt aber Feiern des Wochenendes. Erstmal mit Gin-Tonic / Calvados-Tonic (es war nur noch ein Noagerl Gin da, dieser Haushalt verwahrlost), dann öffnete ich zum Abendessen eine Flasche Weißwein.

Ein Heida aus dem Wallis, die Rebsorte ist ein Traminer und gilt als typisch für das Wallis – Geschenk einer Schweizerin, die exportieren ja praktisch nix: Positive Überraschung, und ein seltener Fall von wenig in der Nase, dann die volle Wucht im Mund. Sollte gut zum Nachtmahl passen.

Nämlich ein Curry aus dem Ernteanteil-Butternut-Kürbis mit gerösteten Kokosflocken. Ja, passte, die Kombi kitzelte auch ein wenig Bitteres aus dem Wein. Nachtisch Vanillepudding mit Armagnac-Zwetschgen, Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen. Meine neue Lektüre war das aktuelle Granta 173 mit Thema Indien, doch ich kam nicht über die ersten Absätze des Vorworts hinaus, weil mir die Augen zufielen. Am Wochenende darf man bekanntlich so früh schlafen, wie man will.

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An die zweiteilige Doku über den spanischen Bürgerkrieg und die Zeit danach schließt sich eine Doku von Radio Bremen an: Spanien nach der Franco-Diktatur (und selbst, dass es sich um eine Diktatur handelte, ist in der spanischen Bevölkerung umstritten – eine grundlegend andere Basis für Vergangenheitsbewältigung als in Deutschland, wo die “Es war nicht alles schlecht unter Hitler”-Stimmen klar die Minderheit waren).
“Das Erbe des Diktators – 50 Jahre Demokratie in Spanien”.

Am 20. November jährt sich der Tod Francos zum 50. Mal.
(Ich brauchte erstmal eine Weile, bis ich die Begeisterung über Filmaufnahmen aus dem Spanien der 1970er überwand, das ich aus Kindheitsurlauben kenne.)

Hier wird den Stimmen von Zeitzeugen die Einordnung von Historiker*innen an die Seite gestellt, das finde ich wichtig.
Erhellende Beobachtung von Pedro Almodovar: Was für den Rest der westlichen Welt die 1960er waren, waren in Spanien die 1980er, die movida – eine Zeit des Erwachens und des Neuanfangs.

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Vicki Baum, Hotel Shanghai ausgelesen. Der Roman von 1939 gefiel mir gut, auch wenn er einen seltsamen Erzählrhythmus hat: Erstmal wird das Ende erzählt, nämlich dass bei einem Bombeneinschlag in einem Shanghaier Hotel neun Menschen ums Leben kommen (ein tatsächliches historisches Ereignis) – und dass hier die Geschichte dieser Menschen erzählt wird. Es folgen in Einzelkapiteln die Biografien aller neun nacheinander (Schauplätze unter anderem Berlin, Wien, Paris, Hawaii, Los Angeles), die sie nach Shanghai und in dieses Hotel geführt haben. Die zweite Hälfte des Romans setzt kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs 1937 ein und schildert das Zusammentreffen und Interagieren der Protagonist*innen.

Damit wird eine ganze Epoche transportiert, nämlich die Jahrzehnte von Kolonialismus, kriegerischen Auseinandersetzungen und gesellschaftlichem/politischem Umbruch in China und Japan. Die Handlung lässt kulturelle und menschliche Konzepte aufeinandertreffen, schildert sie immer wieder auch aus der Perspektive der anderen – ein erzähltechnisches Plädoyer für Toleranz. Ich war überrascht zu erfahren, dass Vicki Baum selbst lediglich wenige Tage in Shanghai verbracht hat während einer China-Reise – so detailreich und lebendig wirkt der Schauplatz, mit so vielen Fakten arbeitet Baum (und das, wo sie noch ohne Wikipedia recherchieren musste! Wie schon komplexe Wirthschaftsthemen in Menschen im Hotel hat Baum den Stoff offensichtlich wirklich durchdrungen). Und sie erzählt indirekt viel mehr, als ihr bewusst war, das merkt man vermutlich erst aus dem großen zeitlichen Abenstand.

Dominant ist auch das Thema Exil: Entwurzelung gab es nicht nur im europäischen Umfeld Anfang des 20. Jahrhunderts, sondern weltweit durch Armut, Katastrophen, Kolonialherrschaft (wie der englischen, die ja britische Staatsbürger in Ämtern zur Kolonialverwaltung benötigte; Resultat waren ganze Generationen von Menschen, die in der Fremde geboren wurden und weder dort noch in der theoretischen Heimat zu Hause waren).

Interessant fand ich auch, dass es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl eine literarische Mode von Shanghai-Romanen gab (PDF-Download – Achtung Spoiler).

Journal Freitag, 31. Oktober2025 – Nebliger Oktoberabschluss

Samstag, 1. November 2025

Aufgestanden zu echtem Nebel!

Leider empfand ich kein echtes Freitagsgefühl, weil Herr Kaltmamsell abends nicht daheim sein würde und ich das Wochenende nicht mit mir feiern konnte.

Noch geschätzt zwei Wochen bis zur Befreiung der Theresienwiese von Oktoberfest, die ersten Zelte des Winter-Tollwoods sind bereits aufgebaut.
Der Nebel wurde auf dem Weg in die Arbeit und in den ersten Stunden dort erstmal dicker.

Heftige Nebenhöhlenschmerzen links, heftiges Niesen – aber ich ging davon aus, dass das trotz massiver Erkältungswelle in meinem Umfeld die einzigen Symptome bleiben würden, wie die vorhergehenden Male auch.

Erst als ich raus auf meinen Mittagscappuccino ging, ahnte ich hinterm Nebel blauen Himmel, nach Einkäufen auf derselben Runde (eine Knolle junger Knoblauch im Gemüseladen 3 Euro, ich muss es ja haben) wurde es tatsächlich sonnig.

Zu Mittag gab es einen Apfel aus Ernteanteil und einen vom Bodensee – immer wieder aufregend, wie verschieden das für mich deutscheste aller Öbste schmeckt. Außerdem eingeweichtes Muesli mit Joghurt.

Überraschend emsiger Nachmittag, nicht ganz so pünktlicher Feierabend wie geplant.

Nach Hause ging ich auf direktem Weg in schöner Abenddämmerung und guter Luft. Ich hoffte auf Einhalten der Wettervorhersage mit einem trockenen, warmen Samstag: Mein Plan war eine erste Wanderung mit den neuen Wanderstiefeln.

Ein 31. Oktober an einem Freitag hat möglicherweise positive Folgen: Das Feiern von Halloween erstreckt sich nicht auf mehrere Tage wie in den vergangenen Jahren (weil, wie ich mir erklären ließ, ein Abend mit anschließendem Ausschlafen dabei sein soll), sondern bleibt beim Tag selbst. Im Stadtbild (da war es wieder) gestern also durchaus ein paar Halloween-typische Verkleidungen.

Zu Hause Häuslichkeiten. Unter anderem machte ich mir selbst die Freude, den Balkon gleich einzuwintern, Herr Kaltmamsell half mir beim Möbeltragen: Balkonteppich von einer Seite gesaugt, ins Wohnzimmer getragen, von der anderen Seite gesaugt, Balkon gesaugt. Jetzt hatte ich am Wochenende nur noch Bügeln als Job.

Herr Kaltmamsell verabschiedete sich wie immer über ein Allerheiligenferien-Wochenende zum Monstertöten (Call of Cthulhu-Rollenspiel), und ich so.

Fingernägelschneiden. Genervt, dass das nach gefühlt drei Tagen schon wieder nötig war, knipste ich zu kurz und bezahlte mit Wundheitsgefühl.

Fürs Nachtmahl brauchte ich die meisten Ernteanteil-Karotten als Ofenfritten auf (seit ich sie roh nicht mehr vertrage, Bauchweh, stellen größere Mengen im Ernteanteil eine Herausforderung dar). Während des Garens turnte ich Yoga: Eine Entspannungsfolge, die kam mir bei meiner gestrigen Grundgereiztheit sehr entgegen.

Zu den beiden großen Tellern Karottenfritten gab es Knoblauch-Joghurt aus der 3-Euro-Knolle, der wirklich gut schmeckte und passte. Auf Alkohol hatte ich allein keine Lust. Nachtisch reichlich Schokolade.

Da ich im Fernsehen nichts zum Nebenherlaufenlassen fand, ging ich besonders früh ins Bett zum Lesen: Vicki Baums Hotel Shanghai nahm mich mit ins China Anfang des 19. Jahrhunderts.