Bücher

Journal Pfingstmontag, 29. Mai 2023 – Echt Freibad

Dienstag, 30. Mai 2023

Über den zusätzlichen freien Tag wegen Pfingsten1 war ich sehr froh, feierte ihn mit ordentlich Ausschlafen.

Den Rollladen meines Schlafzimmers zog ich zu blauem Himmel und wundervollem Licht hoch, angekündigt war ein weiterer Sonnentag mit 23 Grad Höchsttemperatur – der Jahreszeit perfekt angemessen.

Nach Bloggen, Morgenkaffee und einer großen Tasse Tee war es mir noch zu früh (also zu kalt) für meine geplante Schwimmrunde im Dantebad. Also bat ich Herrn Kaltmamsell erst mal, mit mir den Balkon wohnfertig zu machen (den er bereits vor Wochen grundgereinigt hatte, vergangene Woche nochmal nachgeputzt).

Die rechte Hakenlilie sah mir zu kümmerlich aus, abends stutzte ich sie für einen Neuanfang.

Dann aber ließ ich mir von Herrn Kaltmamsell den Rücken sonnencremen und radelte mit Jäckchen los ins Dantebad. Ich nahm die längere, aber schönere Route über Nymphenburger Straße und Villenkolonie Gern.

Die beiden Sportbahnen waren gut beschwommen, doch die doppelte Breite machte Überholen leicht, alle arrangierten sich problemlos. Ich schwamm mit Genuss und ohne Frösteln 3.200 Meter (einzige Beeinträchtigung war der widerliche Geruch nach altem Pommes-Fett, der immer wieder von der gleichnamigen Bude übers Wasser zog). Mir fiel ein dass ich in der Nacht zuvor geträumt hatte, ich beherrschte die Rollwende. Fühlte sich toll an, vielleicht klemme ich mich doch nochmal dahinter.

Nach Duschen und Ganzkörper-Sonnencremen sowie Wechsel in einen trockenen Bikini breitete ich mich auf der Liegewiese aus. Es war warm genug für ein Sonnenbad, dabei hörte ich das neue Album von Peter Fox, Love Songs – das erste Durchhören gefiel mir schon mal.

Das Dantebad füllte sich nach und nach so richtig freibadlich, mir reichte eine Stunde in der Sonne und ich radelte heim.

Frühstück um drei: Apfel und selbstgebackenes Walnussbrot mit Butter und Orangenmarmelade.

Nachmittag auf dem Balkon mit Zeitung- und Internetlesen. Abends statt Yoga-Gymnastik Kreislaufkapriolen mit Schwindel, Schweißausbruch, Frieren: Ich legte mich hin bis zum Abendessen. Herr Kaltmamsell hatte einen Eintopf aus Ernteanteil-Kartoffeln, Kichererbsen, bayerischem Quinoa und Gemüsebrühe gemacht.

Optisch nicht zu retten (ein Sträußerl krause Petersilie vielleicht?), schmeckte aber gut, und es war noch kühl genug dafür. Für Nachtisch gingen wir mit vorgekühlten Schälchen zum Nachbarschafts-Eisdieler und holten uns je drei Kugeln MIT SAHNE!

Im Bett las ich Francis Kirps, Die Mutationen, eine Geschichtensammlung des luxemburger Autors, die uns Joël aus Luxemburg schon vor einer Weile geschickt hatte – mit Autorenwidmung!

§

Eine Doku in der ZDF-Reihe planet-e:
“Kampf ums Klima
Fakten und Fiktionen”.

Schöner Rahmen der Doku: Ausschnitte aus ZDF-Sendungen mit Hoimar von Ditfurth über Klimawandel aus dem Jahr 1978.

  1. Ja, ich weiß, was da ursprünglich gefeiert wurde, meine katholische Erziehung hat Bildungsspuren hinterlassen. []

Journal Sonntag, 28. Mai 2023 – Heimkehr aus Nierstein, Martin Arz, Street Art München

Montag, 29. Mai 2023

Nachts weniger Kampf mit dem dicken, riesigen Hotel-Kopfkissen, doch beim Aufwachen fühlte sich meine Wirbelsäule an mehreren Stellen gebrochen an.

Draußen herrlichster Frühsommer, ich hörte vorm Hotelbalkon Entengeschnatter (für meine Ohren ein angenehmes, friedliches Geräusch, wie ich schon am Vortag im Garten von Frau Mutti anhand ihrer Asylenten lernte) und wie schon am Vorabend deutliche Falkenrufe.

Gemütliches Bloggen, gestern begleitete ich Herrn Kaltmamsell zum Frühstück und genoss zwei Cappuccinos (für Vollautomat ausgesprochen gut – vielleicht eine Frage der Automaten-Einstellung).

Flüssige Rückfahrt mit zweimal Umsteigen, die beide problemlos klappten. Wenig Aussicht aufs sonnige Maien-Draußen, durch das der ICE brauste, denn der Fensterplatz war wieder mal einer mit Mittelstrebenwand.

Bei Heimkehr musste ich nach drei dann doch mal was essen: Partyreste, also Tomätchen und Pumpernickel, gestern mit dick Butter. Dann Geschäftigkeiten in der Wohnung, Zeitunglesen auf dem Balkon (!), eine Runde Yoga-Gymnastik.

Wenn das Wetter schon endlich schön ist, wollte ich zum Nachtmahl in einen Biergarten – zumal ja sogar noch die Kastanien blühen! Das Wetter stellte sich auf unserem Spaziergang zum Flaucher sogar als traumhaft heraus: Nur so warm, dass es in der Sonne angenehm war, eine leichte Brise.

Ich aß eine halbe Schweinshaxe (auf das halbe Hendl, das mir lieber gewesen wäre, hätte ich 40 Minuten warten müssen, denn es war noch nicht gar), trank dazu ein alkoholfreies Weißbier. (Die Halbe Bier oder Radler im Biergarten mittlerweile bei 5,20 Euro – ich wünsche mir sehr, dass die Preiserhöhung in die Gehälter des Personals fließt.)

Auch der Heimweg war wunderbar – allerdings bereits recht frisch, ein Jäckchen wäre angenehm gewesen.

Westermühlbach.

Alter Südfriedhof.

Daheim noch eine Runde Schokolade. Dazu Fernsehen: Auf 3sat lief Wie angle ich mir einen Millionär. Ich sah den Film zum ersten Mal synchronisiert – und als im eleganten Restaurant auf einer Tür die Beschriftung “Powder Room” auftaucht, übersetzt der Untertitel tapfer: “Pulverraum”.

Mich im letzten Abendlicht auf den Balkon gestellt, bis ich Fledermäuse sah (dauerte nicht lang).

§

Auf der Rückreise las ich Martin Arz, Street Art München. Ich scherze ja gerne, dass in München selbst Graffiti sauber und hübsch ist – ich ahnte ja nicht, dass es sich um eine Folge von Vorreitertum handelt:

Kaum noch jemand schien sich daran zu erinnern, dass die deutsche Graffiti-Szene einst größtenteils von München ausging und über Jahrzehnte wichtige Impulse bekam.

(…)

Die Münchner Szene feierte einige Premieren: Der Güterwagon, den Ray 1984 bemalte, gilt als erster seiner Art in Deutschland, Don M. Zaza besprühte den ersten Intercity der DB und Cheech H verewigte in Herrsching erstmals ein Graffito auf einer deutschen S-Bahn.
Im März 1985 dann gestalteten sieben blutjunge Burschen eine S-Bahn der Linie S4, die im Bahnhof Geltendorf für die Nacht abgestellt war. Der sogenannte Geltendorf Train galt als der erste Wholetrain – ein von vorne bis hinten besprühter Zug, in diesem Fall bis zur Fensterhöhe – in Europa.

Und München gehörte demnach früh zu den wenigen Städten, die Streetart offiziell förderten. Seit 1996 sind die Flächen unter der Brudermühlbrücke legalisiert, 1999 eröffnete der Kreisjugendring München-Stadt die Färberei unter der Leitung von Astrid Weindl, seitdem eine Anlaufstelle für Graffiti und Streetart in München. Mittlerweile vergibt das Kulturreferat Geld für Streetart-Projekte.

Zudem wurden diese schon früh dokumentiert:

Nicht zuletzt wegen des Geltendorf Trains gründete die Bahnpolizei die Sonderkommission Graffiti. Der Bahnpolizist Hans Schluttenhofer, beruflich Graffiti-Jäger, privat passionierter Graffiti-Liebhaber, war der Münchner Szene immer dicht auf den Fersen. “Schlutti” erstellte ein umfassendes Archiv mit Tausenden Fotos aus der Münchern Frühzeit.

An dieser Stelle musste ich schon lachen.

Martin Arz sortiert seine Foto-Beispiele mal thematisch, mal nach Projekten, mal nach Örtlichkeit. So zeigt er auch typisch Münchner und typische bayerische Motive – aber mein Liebling darunter ist nicht dabei:

Brudermühlbrücke 2008 (so systematisiert Arz seine Fotos, ergänzt um den Hinweis, dass die Jahreszahl die Aufnahme datiert, nicht die Entstehung) – doch auch wenn ich durch das Buch jetzt einige Namen mir vertrauten Streetart-Stilen zuordnen kann (z.B. Flin und Beastystylez), kann ich nicht sagen, von wem das ist.

Mehr ist in der Munich-Abteilung von streetartcities.com gesammelt.

§

Der Solinger Glumm hat seine persönlichen Erinnerungen an den Brandanschlag in Solingen aufgeschrieben, der sich am 29. Mai zum 30. Mal jährt – aus denen hauptsächlich Ratlosigkeit spricht, auch Hilflosigkeit, auch gegenüber der persönlichen Farbe der Erinnerungen.
“30 Jahre Solinger Brandanschlag: ‘Unser Türkenhaus brennt'”.

Selbst war ich damals in Wales im Urlaub – und erfuhr von all dem erst nachträglich (Internet war damals noch keine Nachrichtenquelle).

§

Einem Hinweis auf einen Artikel in der taz gefolgt – und gleich wieder vergessen, vom wem er kam: Vielen Dank ins Blaue!
“Armut in Deutschland:
Ein Erdbeben, und niemand schaut hin”.

Ein Fünftel aller Menschen in Deutschland ist von Armut bedroht. Mindestens. Doch selbst die Betroffenen, die am lautesten sind, werden kaum gehört.

Mich schmerzt immer wieder, wie wenig diejenigen Menschen, die in unserer Gesellschaft in Wohlstand leben, sich Leben in Armut vorstellen können oder auch nur mögen. Ein Leben, in dem es nur einmal im Monat für den Cappuccino im Café reicht, nie einfach so nebenher, in dem solche Kurzausflüge mit Hotelübernachtung, wie ich ihn gerade nach Nierstein hatte, komplett unerreichbar sind. In dem Pfennigfuchsereien wie Museumsbesuche an Eintritts-freien Tagen oder Vorratseinkäufe bei Lebensmittel-Sonderangeboten kein Sport sind, sondern bittere Notwendigkeit. Nur zum Beispiel.

Mich schmerzt noch viel mehr eine implizite Grundhaltung vieler Menschen ohne Geldsorgen, dass Armut meist Folge eines Fehlverhaltens sei, eigene Schuld, weil “wenn ich arm wäre, wäre ich nicht lange arm”.

Was ich selbst gegen diesen Missstand tue? Da es sich um ein strukturellen Problem handelt: Zumindest vor Wahlen die Wahlprogramme der Parteien daraufhin abklopfen, ob sie zur Lösung des Problems beitragen oder es verschärfen, siehe “Every billionaire is a policy failure” (übersetzt: Jeder Milliardär bedeutet ein politisches Versagen.)

Journal Samstag, 27. Mai 2023 – Nierstein: Laufstrecken aus aller Welt, kaputter Wanderweg, Gartyparty

Sonntag, 28. Mai 2023

Mittelgute Nacht, weil ich kein passendes Kopfkissen hatte: Eines war riesig und dick, widerstand jedem Versuch des Zusammenpressens – es knickte meinen Seitenschläferinnenhals in einem schmerzhaften Winkel ab. Das andere war nur 30×30 Zentimeter groß und dünn – bei jedem Umdrehen lag ich ohne Kissen unter dem Kopf da. Ich wechselte in der Nacht mehrmals.

Nach dem Bloggen mit ordentlich Wassertrinken ging Herr Kaltmamsell zum Frühstück und ich auf eine Laufrunde. Am Vorabend waren wir an einem Wander-Wegweiser “Nie2” vorbeigekommen, Recherche hatte eine 10-Kilometer-Rundwanderung ergeben, die sehr schön aussah und die ich joggen wollte.

Gleich der erste Abschnitt verlief wunderschön einen Weinberg hoch und eröffnete Blicke über Nierstein und den Rhein.

Im Folgenden lief ich ein paar Extrarunden wegen vermeintlichem oder tatsächlichem Verlaufen – die Wanderung war nicht ideal ausgeschildert.

Ein Weinstock-Kindergarten!

Illustration, warum einige Weine hier “vom Rotliegenden” heißen.

Die Robinien blühen! Ich sah den ganzen Weg über Unmengen Dohlen, Saatkrähen, Schwalben, Tauben und Greifvögel in der Luft, von denen ich nur Falken und Milane identifizieren konnte, helle mächtige Mäusebussarde lediglich vermutete. Vor mir flüchteten zwei mutmaßliche Fasane in einen Wingert, die ich auch zu hören glaubte. Und einmal schreckte ich ein Kaninchen auf, dass sich vom Weg ins Gebüsch schlug. Allerdings fiel mir auf, wie wenig hier summte und flog, ich sah nur zwei Schmetterlinge.

Und dann hörte der Wanderweg einfach auf. Als ich auf der Hälfte der Route an eine Gabelung ohne Wegweiser kam, war mir klar, dass ich zuvor falsch abgebogen sein musste und kehrte um. Doch der letzte Wegweiser war nicht völlig klar. Ich lud die GPS-Karte der Wanderroute auf mein Smartphone und probierte alle Wege ab Wegweiser aus: Keiner war der auf der Karte. Wenn ich den Pfeil auf dem Wegweiser ganz ernst nahm, hätte ich hier links durchgehen müssen.

Hinter einer befestigten Erdaufschüttung mochte mal ein Weg gewesen sein, jetzt sicher nicht mehr. Nicht schlimm, ich lief einfach denselben Weg zurück.

Es war herrlich.

Nach Duschen und Anziehen ging ich mit Herrn Kaltmamsell auf einen Morgen-Cappuccino zu einem Café am Marktplatz. Dann besorgten wir in einem Supermarkt restlichen Proviant für den Tag und machten uns auf zum Treffen: Zur Gartyparty, organisiert von Frau Mutti, die auch Location und Getränke spendierte.

Zwischen Gesprächen mit neuen und alten Bekanntschaften und in herrlichstem Sonnenschein aß ich Tomaten (ich hatte wieder zu denen mit grün-roter Schale gegriffen, die mir in Spanien so gut geschmeckt hatten – Volltreffer), Paprikaschoten, Pumpernickel. Gegen acht verabschiedeten wir uns, jetzt wurde es langsam kühler.

Später Tagesschau hinterhergeguckt: Acht von 15 Minuten über deutschen Männerbundesliga-Fußball. Das halte ich für sehr falsch: Menschen, die sich für dieses Thema interessieren, haben sicher genügend andere, auch öffentlich-rechtliche Quellen dafür.

Im Bett las ich Granta 136, Best of Young British Novelists 5 aus. Diesmal war ich bei Weitem nicht so angetan und bereichert wie vor zehn Jahren. Ich las hauptsächlich leise Geschichten, bekam wenige neue Einblicke, sei es erzähltechnisch, sprachlich oder inhaltlich. Daraus hervorstechend in meinen Augen; Tom Creeve, “The Room-Service Waiter”, die Geschichte eines älteren Manns in Paris, der einst einem jetzt berühmten Maler Modell gestanden hat. Außerdem Anna Marcalfe, “Circles”, ein entstehendes Paar, das sich über eine Online-Plattform findet. Ich begrüßte auch einige Ansätze nicht-realistischen Erzählens. Auffallend und bemerkenswert: Das wiederkehrende Thema Armut.

Journal Mittwoch, 17. Mai 2023 – Mein Problem mit manchen Autobiografien: Jennette McCurdy, I’m Glad My Mom Died

Donnerstag, 18. Mai 2023

Auch eine Drei-Tage-Woche (ich darf am Freitag wieder St. Brück huldigen) kann sich ganz schön ziehen. Beim Aufwachen kurz vor Weckerklingeln (nach gutem Schlaf, allerdings wieder mit verschlungenen Träumen) freute ich mich sehr aufs Ausschlafen an den vier freien Tagen.

Es regnete nicht mehr, auf dem Weg in die Arbeit sah ich sogar fahles Sonnenlicht, dafür war es nochmal ein wenig kälter geworden.

Im Büro brauchte ich meine Strickjacke überm Pulli: Auf dieser Seite des Gebäudes wärmt Sonne nicht mal, wenn sie scheint. (Was werde ich mich im brüllheißen Hochsommer noch freuen!)

Unter weiteren blauen Flecken am Himmel und in weiterhin unangenehmer Kälte ging ich auf einen Mittagscappuccino in die Gollierstraße.

Mittagessen war später Mango (ich hatte eine harte, unreife erwischt) mit Sojajoghurt und Bananen.

Vorfreude auf die vier freien Tage um Christi Himmelfahrt wollte sich vorläufig nicht einstellen, weil ich ja am (für mich späten) Abend noch eine Verpflichtung hatte: Tanzkurs.

Daheim aromatisierte ich für danach Weißwein mit Waldmeister, turnte Yoga-Gymnastik, aß einen kleinen Eiweißriegel und schlug dann halt eine Stunde mit Lesen hier und da tot, bis endlich Zeit zum Aufbruch war. (Dieser Kurs war unsere letzte Gelegenheit für Block C, da danach unsere bereits gezahlten 10er Kurskarte verfallen wären.)

Diesmal lernten wir im Lindy Hop nach dem Jig Walks von vergangener Woche den 8-count Charleston. Tatsächlich ein wenig komplexer, wir verbrachten die längste Zeit mit Üben dieses Grundschritts in wechselnder Paar-Kombination. Und mit wechselndem Erfolg.

Als wir um halb zehn nach Hause kamen, goss ich uns Waldmeister-Bowle ein, Herr Kaltmamsell wärmte die Reste des Currys Butter Chickpeas vom Vorabend auf, immer noch besonders gut. Zum Nachtisch gab es Eierlikörkuchen.

Das neue Granta war endlich eingetroffen: Die Ausgabe 136 ist die fünfte “Best of You Bristish Novelists”. Auf die hatte ich mich besondes gefreut und besonders gebangt, ob sie es durch die Post-Brexit-Komplikationen zu mir schaffen würde. Am Absender-Aufkleber lernte ich, dass der Verlag den Aussand jetzt über einen deutschen Partner abwickelt, der alle für Deutschland bestimmten Exemplare gesammelt bekommt und dann einzeln adressiert in die Post gibt (den Mechanismus nutze ich beruflich zum Portosparen z.B. für Großaussände an österreichische Adressen). Künftig bange ich also weniger.

§

Jennette McCurdy, I’m Glad My Mom Died

Erst beim Lesen wurde mir klar, dass das kein Roman, sondern eine Autobiografie ist – wahrscheinlich hätte ich mir mit diesem Vorwissen die Buch-Datei nicht bei der Münchner Stadtbibliothek ausgeliehen. Zum einen lese ich lieber gut erfundene und erzählte Geschichten, gerne auch nicht realistische oder nicht realistisch erzählte, zum anderen fühle ich mich ein wenig gemein, wenn ich an wirklich so erinnerte Lebensgeschichten von Laien-Autorinnen dieselben Maßstäbe für literarische Mittel anlege wie an Romane.

Diese konkrete Erinnerung ist die einer jungen Frau an ihre Vergangenheit als Kinderschauspielerin in Hollywood, an die absurden Details der Branche, vor allem aber an ihre psychisch offensichtlich schwer kranke Mutter, die sie zu dieser Karriere trieb. Und genau in dieser Mutter-Darstellung liegt mein Problem mit der Erzähltechnik: Die ganze Geschichte wird post-therapeutisch erzählt, McCurdy beschreibt sich als Kind inklusive Analyse, wie sie damals wodurch von ihrer Mutter manipuliert wurde, was also ihre eigentliche Motivation für ihr Verhalten war. Und sie beschreibt auch die zum Teil furchtbaren Zustände in ihrer Familie, wie sie diese als Erwachsene erkannt hat – nur relativiert durch regelmäßige Hinweise, dass sie diese als Kind als nicht ungewöhnlich wahrnahm. Das macht das ganze Buch im Grunde zu einer großen Therapie-Erzählung, in der sie den Ursachen und Mechanismen ihrer lebensgefährlichen Essstörungen und ihres Alkoholismus nachgeht.

So las ich interessiert, aber mit einem gewissen Unwohlsein, weil ich mich zu Voyeurismus gedrängt sah, wie dieses Kind auf jede Regung ihrer launischen und tyrannischen Mutter achtet, um ihr entgegenzukommen, wie es sich zum Schauspielen überreden lässt, bald die gesamte vielköpfige Familie mit ihrem Einkommen finanziert, wie sich das junge Mädchen von seiner Mutter gezielt zur Anorexie erziehen lässt, wie es sexuelle Gewalt erfährt, als junge Frau in einen immer stärkeren Sog der Selbstzerstörung gerät, wie sie langsam lernt, sich davon zu befreien (aus dieser Erwachsenenzeit gut und realistisch geschildert, wie sie als Essgestörte Essen und Nahrungsmittel wahrnimmt).

Selbst wenn ich das Buch nur innerhalb seines Genres Hollywood-Autobiografien betrachte und z.B. mit You’ll Never Eat Lunch in This Town Again von Julia Phillips vergleiche oder mit Postcards from the Edge von Carrie Fisher, kommt es sprachlich und erzähltechnisch nur mittelgut weg.

Journal Samstag, 13. Mai 2023 – Düsterer Isarlauf bei Hochwasser, Rebecca Makkai, I have some questions for you

Sonntag, 14. Mai 2023

Unruhige Nacht mit mehrfachem Aufwachen, einmal wegen Krämpfen. Am besten schlief ich nach dem Aufwachen um halb fünf bis kurz vor acht.

Das Draußen weiter dunkelgrau und kalt. Ich zerteilte das Roggenschrotbrot, fror zwei Viertel ein.

Man sieht schon, dass der Teig nicht ganz homogen war.

Als ich nach elf zu einem Isarlauf (Winterhose, über Shirt eine Windjacke mit Kapuze, Schirmmütze) aufs Radl stieg, wurde ich gleich mal angetröpfelt. Das war’s dann aber zum Glück mit Regen. Ich fuhr zum Friedensengel und lief nach Norden.

Die Isar stand sehr hoch, doch kein Weg war auch nur annähernd überflutet. (Hier eine Isar-Webcam, über die man den aktuellen Stand in Thalkirchen sieht.) Ich war genau richtig gekleidet, hatte zu keinem Zeitpunkt das Bedürfnis, den Reißverschluss meiner Jacke zu öffnen. Gut anderthalb Stunden Lauf, immer wieder kamen meine Gedanken ins Wandern – schön.

Nach Langem mal wieder gesehen: Die Schafherde des nördlichen Englischen Gartens.

Neue Kunst unterm Friedensengel.

Blick von der Luitpoldbrücke.

Frühstück kurz vor drei: Zwei dicke Scheiben Roggenschrotbrot, eine mit Pressack (Herr Kaltmamsell hatte auf meinen Wunsch roten und weißen besorgt), eine mit Butter. Das war zu viel, ich wurde sehr müde.

Auf dem Sofa las ich die Wochenend-Süddeutsche (wenn Sie Zugriff haben, empfehle ich die Seite-Drei-Geschichte über unseren Müll und einen Münchner Wertstoffhof). Wieder hatte ich die Heizung hochgedreht, ich hatte auch gestern keine Lust auf Frieren trotz dicker Socken und dicker Strickjacke.

Zum Nachtmahl setzte Herr Kaltmamell ein Rezept um, das ich im Foodblog Nimmersatt gefunden und erbeten hatte: Hühnchen-Curry aus Sri Lanka. Es schmeckte ganz hervorragend (auch ohne Reis). Gemüse dazu: Gebratener Pakchoi aus Ernteanteil. Nachtisch Schokolade.

Ich ging früh ins Bett, begann die nächste Lektüre (wieder ein E-Book aus der Münchner Stadtbibliothek): Jennette McCurdy, I’m Glad My Mom Died.

§

Rebecca Makkai, I have some questions for you

Der Roman dreht sich um eine Krimigeschichte (als Krimi würde ich ihn nicht einordnen). Ich-Erzählerin Bodie Kane lebt gut von ihren True-Crime-Podcasts und Lehraufträgen als Film-Dozentin. Sie hat zwei kleine Kinder, ihre Ehe mit einem Künstler löst sich gerade auf. Als Dozentin kommt Bodie zurück an ihre frühere Highschool, das Internat Granby in New Hampshire. Sie hat den Auftrag unter anderem deshalb angenommen, um Details eines True Crimes nachzugehen, dessen Zeugin sie selbst während ihrer Schulzeit wurde: Ihre Zimmergenossin Thalia Keith war eines Morgens erschlagen im Swimming Pool der Schule aufgefunden worden. Für den Mord verurteilt wurde vor 20 Jahren der Sporttrainer der Schule, doch Bodie sind über die Jahre immer mehr Zweifel an seiner Schuld gekommen.

Deutlich zu lang ist das Buch meiner Meinung auf jeden Fall, doch es gibt Vieles, was es gut macht, und vor allem ist es so leicht und realistisch in der Gegenwart verwurzelt wie kein Roman, den ich bislang gelesen habe: Twitter und die Dynamik von Social Media spielen eine große Rolle, inklusive der Themen, die diese Dynamik in dem vergangenen zehn Jahren befeuerte (u.a.: der Ehemann der Protagonistin wird von einer früheren und deutlich jüngeren Kollegin des sexuellen Missbrauchs beschuldigt). Der zweite Teil des Romans spielt in der Corona-Pandemie, in der Handlung kommen FFP2-Masken und Abstandsgebote vor. Der Markt der True Crime Podcasts ist ein wichtiger und handlungstreibender Hintergrund, ebenso sind es die grotesken Seiten des US-amerikanischen Justizsystems, und die Figuren des Romans und die Settings sind anschaulich und nachzuvollziehbar.

Ein besonderer Kniff: Die Protagonistin spricht in erster Person jemanden an (der “you” des Romantitels), der ganze Roman wird einem konkreten Gegenüber erzählt – einem ihrer damaligen Lehrer an der Granby School, der auch die Theatergruppe leitete, nach deren Vorstellung Thalia (autsch, die Namenswahl ist arg cringe) ermordert wurde. Er steht im Mittelpunkt eines weiteren zentralen Themas des Buchs: Sexueller Machtmissbrauch durch Männer. Zudem liefert diese Ansprache eine Motivation fürs Erzählen.

Warum also zog sich die Lektüre für mich, was nervte mich durchgehend? Es war der Hintergrund Highschool-Soziologie, die ich nur aus der Fiktion kenne, als Topos in erster Linie aus US-Fernsehserien und -Filmen. Und diese Highschool-Gesellschaft setzt immer Lord of the flies-artige Mechanismem voraus, mit Bandenbildung, Unterdrückung von Außenseiter*innen, Hauen und Stechen um Attraktivität und Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts, nur Sportskanonen oder Kinder reicher Leute haben etwas zu sagen. Das ist als Realität offensichtlich so gesetzt wie Ebbe und Flut, niemand hinterfragt, warum es eigentlich keine Highschool-Geschichten mit freundlichen Kindern und Jugendlichen gibt.

Ich weiß durchaus, dass ich nie gut im Wahrnehmen solcher zwischemenschlicher Mechanismen war, doch die Ausschließlichkeit von Gemeinheit und Unterdrückung in den US-Oberschulen erscheint mir unwahrscheinlich.

Weiterer Topos, der mich inzwischen müde machte: Erzählt wird mit zeitlichem Abstand (hier 20 Jahre, im zweiten Teil 25 Jahre) immer aus der Sicht der Gemobbten – von der sich dann herausstellt, dass in Wirklichkeit alle vor ihr Angst hatten. (Siehe diese Klassentreffen-Szene aus 30 Rock, die nur deshalb funktioniert.)

§

Michael Blume schreibt auf spektrum.de über
“Aber hier regnet es doch! Der häufigste Bestätigungsfehler in der Klimakrise”.

Schon den Einstiegssatz möchte ich auswendig lernen, um ihn bei vielen, vielen Gelegenheiten (“aber bei mir hat’s geholfen!”) einzusetzen.

So genial unser Säugetiergehirn auch ist – seine Mustererkennung ist fehleranfällig.

Der Artikel erklärt klimatische Zusammenhänge und zeigt auch Maßnahmen auf, mit ihnen umzugehen, Stichwort “Schwammstadt”.

Journal Montag, 1. Mai 2023 – Regenfeiertag mit Schwimmen und Drinnen

Dienstag, 2. Mai 2023

Wieder neun Stunden guter Schlaf. Aufgewacht zu konsequent grauem Draußen.

Gemütliches Bloggen sowie Zusammenstellung von Lieblingstweets und -tröts. Derzeit heize ich das Wohnzimmer übrigens so hemmungslos wie die ganze Heizperiode zuvor nicht: Ich drehe auf, bis normale Kleidung, also zwei bis drei Schichten plus dicke Wollsocken, zum entspannten Warmfühlen reichen – ich habe das Frieren satt.

Vormittags radelte ich zum Schwimmen ins Olympiabad. Ein kurzer Abstecher nach Draußen, um die Fahrradreifen aufzupumpen, hatte ergeben: leichte Mütze, leichte Handschuhe ratsam. Das Schwimmbecken war rege besucht, auf meiner Bahn störten zur Abwechslung Entspannungrückenschwimmer statt Geräteschwimmer. So recht ins gedankenverlorene Durchziehen kam ich nicht, unter anderem weil nach 1.500 Metern beide Schultern zickten, beließ es also bei 3.000 Metern.

Draußen regnete es jetzt, wieder war ich um meine Mütze froh. Trotz langsamem Durchfeuchten nahm ich den Umweg über einen Bäcker Wimmer, besorgte Frühstücksemmeln.

Nach dem Frühstück (DREI Semmeln!) tat ich mir den Gefallen, eine gute Stunde lang den Wäschestapel wegzubügeln; ich wusste, dass die Erledigung ein gutes Gefühl hinterlassen würde. Allso geschah es.

Gemütliches Romanlesen auf dem Sofa. Der Tag blieb regnerisch und machte überhaupte keine Lust auf Rausgehen. Der Frühling bleibt on brand 2023 seit März.

Mein Körper fühlte sich ein wenig durch den Fleischwolf gedreht an, vor allem die Lendengegend. Logische Konsequenz: Eine Runde Yoga-Gymnastik, die nächste Folge aus Adrienes “Move”. (Viel hilft viel.)

Zum Nachtmahl erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch: Short Ribs aus dem Römertopf.

Schmeckte ausgezeichnet, mit Rinderfett hat mein Bauch zum Glück keine Probleme (auf Schweinefett reagiert er leider seit einigen Jahren recht umgehend mit Übelkeit). Nachtisch Schokolade, ich nahm meinen 500-Gramm-Lindt-Osterhasen in Angriff.

Seit gestern gibt es in Deutschland ein 49-Euro-Ticket für den Öffentlichen Nahverkehr (ich bekomme es ab Juni als Jobticket sogar für nur 27,72 Euro). Bei allem politischen Rumgeeier, bis es dazu kam, bei aller Unsicherheit über die genaue Gültigkeit und auch wenn Infrastruktur- und Personalprobleme der Verkehrsmittel davon ganz sicher nicht verschwinden: Dieses Deutschlandticket ist sehr gut!

Sonntagabend hatte ich im Bett einen neuen Roman angefangen: Rebecca Makkai, I have some questions for you. Ich hatte mich für ihn bei Libby (über die Münchner Stadtbibliothek) vormerken lassen und zufällig herausgefunden, dass er schon jetzt verfügbar war (angekündigt war die Verfügbarkeit für Juni). Ausleihzeit für den 450-Seiter ist 21 Tage, und ich merkte wie schon bei The Sympathizer, dass das einen angenehmen Lesedruck erzeugt, den ich vorher bei Lektüre für die Leserunde kannte und seit Ende derselben vermisste.

§

Darf ich kostenlos an Sie weitergeben: Bei den Krautreportern beantwortet Nalan Sipar wichtige Fragen zu den bevorstehenden Wahlen in der Türkei:
“So wichtig ist die Wahl in der Türkei, verständlich erklärt”.

§

Erster Kultur-Programmpunkt für den England-Urlaub im Sommer: Die Ausstellung zu Feministin und Fotografie-Pionierin Yevonde Middleton (1893-1975) in der Londoner National Portrait Gallery. Hier ein Fachartikel von Darcy White:
“Yevonde: An Introduction to the Woman Who Pioneered Color Photography”.

In her autobiography, In camera (1940), she remembers thinking at age 17: “I must earn my own living … To be independent was the greatest thing in life”.

via @dtfdpr

§

Ach guck:
Es gäbe dann doch eine Möglichkeit, mich für einen Star Wars-Films ins Kino zu bekommen.

Journal Donnerstag, 27. April 2023 – Kleine Helden von Almudena Grandes / Über die Angst / Gebrochene Star-Vereinbarungen

Freitag, 28. April 2023

Gut geschlafen.

Auf dem Weg in die Arbeit sah ich sogar durch Wolkenlöcher ein wenig blauen Himmel.

Der Bürovormittag bestand hauptsächlich aus einer Online-Infoveranstaltung, aus der ich viel Neues holte.

Mittags verließ ich das Haus kurz zu Einkäufen auf dem Markt am Georg-Freundorfer-Platz (Butter, Käse) und in einem Gemüseladen. Wieder blaue Löcher in den Wolken, die Sonne durchließen, doch es blieb kalt.

Mein Mittagessen waren dann: Apfel (sehr gut, der hatte einen Hauch von weißem Campino-Bonbon), Sahnequark mit Dickmilch und Blutorange.

Und dann machte ich weiter mit dem Teil meines Jobs, in dem ich beherzt und mit Fachkenntnis Löcher stopfe, die außer mir niemand bemerkt und die ohne mich sehr wahrscheinlich wurscht wären.

Nach Feierabend marschierte ich direkt nach Hause, dort turnte ich Rumpf-betonte Yoga-Gymnastik (mal wieder waren es die Hüftbeuger, die mich bestimmte Bauchübungen wegen Schmerzen nicht durchhalten ließen). Nachdem ich mir die Brotzeit für Freitag zubereitet hatte (Buchweizen-Bulgur mit Karotte), machte ich Abendbrot: Aus dem eben geholten Ernteanteil Salat mit Schnittlauch-Vinaigrette, ergänzt mit zugekauften Tomaten, Paprika, Eiern.

Als zweiten Gang gab es reichlich Käse aus Spanien, Bayern, Frankreich. Der Nachtisch war diesmal das Ergebnis von Herrn Kaltmamsells Backtag, er hatte Punschtorte gemacht.

Schmeckte richtig gut – aber nicht wie die Punschtorte, die Herr Kaltmamsell angestrebt hatte (u.a. weil ihm der Teig zu leicht war und die Orangenmarmelade geschmacklich dominierte).

Im Bett las ich Almudena Grandes, Roberto de Hollanda (Übers.), Kleine Helden aus. Die klassisch erzählten Nachbarschaftsgeschichten über ganz normale Menschen in einem Madrider Wohnviertel interessierten mich bis zum Schluss, es brauchte gar keinen Spannungsbogen. Unter anderem bekam ich einen kleinen Einblick ins Thema Immigranten, seien es die chinesischen Einwander*innen seit vielen Jahren, seien es die Flüchtlinge der vergangenen zehn Jahre. Eingeflochten sind Erinnerungen der spanischen Protagonisten an die eigene Emigration in den 1960ern und 1970ern.

Der Originaltitel des Romans von 2015 ist Los besos en el pan, also “Die Küsse aufs Brot” – in einem Interview erzählt die Autorin, dass man ihr als Kind beigebrachte habe, auf den Boden gefallenes Brot als Entschuldigung zu küssen – die Erinnerung an schlimme Hungerszeiten sei noch so lebendig gewesen. Mir gefällt die Rezension von Susanne Lenz in der Frankfurter Rundschau:
“Die goldene Zeit der Erschöpfung”.

§

Novemberregen erzählt, wie sie mit Angst umgeht:
“26. April 2023”.

Am interessantesten finde ich, von dieser so Energie-geladenen Person, die auch mal auf Konfrontation geht, nur damit ein bisschen Leben in die Bude kommt, zu lesen:

Ich versuche ihr zu entgehen, ducke mich weg und will die Situation meiden oder aus ihr entfliehen.

Im Folgenden diagnostiziert sie in konkreten Situationen ein Obsiegen ihres Willens.

Ich wiederum bin eine Meisterin im Weglaufen und Vermeiden geworden. Die massivsten Auswirkungen hatte Angst in meinem Fall bei musikalischen Solo-Auftritten, gemeinerweise nicht etwa davor in Form von Lampenfieber (ich war immer die, die hinter der Bühne Lampenfiebernde ablenkte und beruhigte), sondern in der einen Sekunde vor und dann beim Auftritt selbst. Mit deutlich hörbaren Auswirkungen in der Musik. Zum Glück gibt es seit Jahrzehnten keinen Anlass mehr dafür, diese Angst darf ich einfach vergessen.

In Situationen, die von mir große Überwindung verlangen (keine Angst), kenne ich allerdings das Umschalten/Springen, wenn’s nicht mehr anders geht: Ich werde dann von einem Moment zum nächsten eine andere, die sogar souverän wirken kann. Was leider keine Auswirkung auf die nächste solche Situation hat: Sie kostet mich wieder mindestens genauso viel Überwindung.

§

Herr Kaltmamsell wies mich auf ein Interview mit Christoph Waltz im Guardian hin, darin beantwortet er Leser*innenfragen. Und bricht die ungeschriebene Vereinbarung, dabei nett zu sein.
“Christoph Waltz: ‘My only regret is that I didn’t attack Nigel Farage enough’”.

Ebenfalls auf Herrn Kaltmamsells Empfehlung sah ich auch die Kommentare an: Es ist sehr interessant, wie Waltz’s Charme-losigkeit beim Publikum ankommt. (Z.B. “A first rate actor refusing to play the trite celeb interview game.”)


Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen