Journal Samstag, 30. November 2024 – Sonnensieg, Abend mit Besuch
Sonntag, 1. Dezember 2024Lang geschlafen, kurz vor dem Aufwachen von einem französischen Ferienhaus in einer Provinzstadt geträumt, hohe Räume, dunkle Holzdecken, alles ziemlich unaufgeräumt, kurz nach mir trafen zwei Mitbewohner*innen ein, die ich noch nicht kannte.
Aufgestanden mit demselben Schlimm-Gefühl, mit dem ich ins Bett gegangen war. Ich bin mal wieder völlig hilflos, was ich dagegen machen soll, neige in solchen Phasen sehr zum Kaputtmachen, damit sich überhaupt was rührt, kämpfe dagegen an.
Gemütlich gebloggt, über den oberen Brillenrand den Himmelskampf zwischen Blau und Nebel beobachtet. Blau hatte noch nicht ganz gewonnen, als ich mich auf den Weg zum Schwimmen machte – abgeschreckt von der Aussicht auf dichten Stadtverkehr dann doch mit der U-Bahn zum grässlichen Halt Olympiapark.
Noch hatte sich der Nebel nicht ganz verzogen.
Meine 3.000 Meter im mittel frequentierten Becken liefen gut, nichts schmerzte sehr. Danach spazierte ich in herrlichem Sonnenschein durch den Olympiapark zu einer Tram-Haltestelle, ließ mich in die Maxvorstadt schaukeln, spazierte zum Bäcker für Frühstück, nahm eine U-Bahn nach Hause.
Frühstück kurz nach zwei im sonnigen Wohnzimmer: Körnerbrot (der Haferling vom Wimmer besteht fast nur aus Körnern – das las sich auf der Website, auf dem ich dieses Kastenbrot entdeckt hatte, besser, als es mir dann schmeckte) mit Butter und Meyer Lemon Curd, eine Orange.
Eine zweite Runde Stollenbacken, diesmal aber nur die halbe Menge und nur einen Stollen: Das verschenkte Backwerk soll nicht bis in den Januar rumliegen, sondern gerade genug sein.
Außerdem Zeitunglesen, Zusammenstellung der Lieblings-Microblogging-Posts und Yoga-Gymnastik, bis es Zeit zum Fertigmachen für die Abendverabredung war: Herr Kaltmamsell und ich trafen uns zum Abendessen mit München-Besuch aus Berlin und Hamburg in der Brasserie Thi – die schon länger auf meiner Mal-ausprobieren-Liste für München gestanden hatte.
Man hatte uns vieren den Tisch im Séparée gegeben, in dem ich erfuhr, was die Herren in ihrer München-Woche so erlebt hatten (unter anderem den Niedergang des Münchner S-Bahn-Wesens), eine weitere Geschichte über die vielen Aufgaben nach dem Versterben von Eltern hörte, mich zu unterschiedlichen Vergangenheiten mit Filmkunst austauschte.
Zu essen und trinken gab es auch.
Feldsalat (und ein Glas Crémant) – daneben wurde Croque Monsieur mit Pickles und Sauerkraut gegessen
Konfierter Saibling mit Beurre blanc und Saiblingskaviar (dazu ein Glas Grauburgunder Andres aus der Pfalz, der mich nicht nur mit leicht animalischen Noten, sondern auch mit einem Hauch Restsüße überraschte)
Hokkaido mit Sesamsauce und Rosenkohl (dazu probierte ich einen Pinot Noir Maison Mypont aus der Bourgogne – ja, ich mag Pinot Noir)
Den Nachtisch teilte ich mir mit Herrn Kaltmamsell – dieser Gang erwies sich als der interessanteste: Banane, Erdnuss, Karamell.
Noch vor Mitternacht spazierten die einen zur S-Bahn Isartor, wir anderen zwischen geschlossenen Christkindlmarktbuden nach Hause – beide Paare in knackiger Winterkälte.
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Herzbruch packt ihre berufliche Expertise in Politik-Kommunikation aus und zerlegt offizielle Behauptungen der FDP zum aktiven Zerbrechen der Regierungs-Koalition. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele eine ungewohnte Perspektive ist. Erhellend fand ich auch den Kommentar von Guido zum Stand liberaler Politik in Deutschland. (Ich würde eine konstruktive liberale Partei in der deutschen politischen Landschaft sehr begrüßen.)
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Es soll ja Regionen der Deutschsprachigkeit geben, die völlig auf eine Schimpfwortkultur verzichten müssen. Dazu gehören wir hier im Süden sicher nicht – und wir geben gern ab. Teresa Präauer lässt in ihrer SZ-Glosse über Wien als hoffentlich bald wieder unfreundlichste Stadt der Welt das Füllhorn fast leerrieseln: Bedienen Sie sich!
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