Journal Samstag, 20. Februar 2021 – Wärmeeinbruch mit Folgen, völlig neuer Brotfehler
Sonntag, 21. Februar 2021Ausgeschlafen, und das auch noch gut. In zwei Wochen wäre ich schon in der neuen Wohnung aufgewacht.
Draußen entfaltete sich ein herrlicher Sonnentag. Vormittags buk ich Brot (es wurde wieder eine Häusemer Bauerekrume) und strampelte Crosstrainer.
Beim Einschießen des Brots in den heißen Ofen passierte mir ein Missgeschick: Der Teigling rutschte vom Brotschieber auf die offene Ofentür. Ich wurschtelte ihn mithilfe des Schiebers irgendwie auf Backstein mit Backpapier. Das Ergebnis war – denkwürdig. (Und verdient ganz sicher einen eigenen Eintrag unter den Brotfehlern im Plötzblog.)
Von oben.
Von unten.
Aber hey! essbares Brot. (Das Backpapier ließ sich vorsichtig am Stück entfernen.)
Die Kochpläne des Wochenendes machten eine kurz Einkaufsrunde nötig. Das Draußen überraschte mich mit einem Wärmeeinbruch, statt des Ledermantels hätte ein Pulli genügt. Anblicke auf der Runde:
– Krokanten in allen verfügbaren Farben
– Spaghettiträger um nackte Schultern
– nackte Füße in Badelatschen
(Bonus: Wintergoldhähnchen im Nußbaumpark)
Als ich dieses Foto aufnahm, sah ich aus dem rechten Augenwinkel etwas Winziges heranflattern: Ein Wintergoldhähnchen, das ich dann noch ein wenig beim Turnen auf Tannenzweigen beobachten konnte.
Die Straßen und Wege des Glockenbachviertels waren so bevölkert (Eisdielen ZACK! offen), dass ich die FFP2-Maske lieber durchgehend trug, Abstand war praktisch unmöglich.
Frühstück um halb drei: Frische Semmeln.
Jetzt war aber Schluss mit lustig, es gab ja einen Umzug vorzubereiten. Gestern sortierte ich Geschirr und Gläser aus: Es wurden zwei Umzugskisten mit sorgsam in Zeitungspapier eingeschlagenen Dingen – vielleicht mal Teil des ersten eigenen Hausstands der nächsten Generation. Wegzuwerfen gab es auch wieder einiges (ich möchte gerne wissen, wer derart viele leere Schraubgläser für aufhebenswert hielt). Ich genoss es, dass ich während des gesamten Räumens, Sortierens und Hin- und Herlaufens die Balkontür offen lassen konnte.
Abendessen machte ich: Aus dem kleinen Kopf Weißkraut aus Ernteanteil wurden Krautfleckerl nach Österreich vegetarisch (sechste Auflage schon!), diesmal nach Langem mit selbst gemachten Fleckerl. Allerdings hätte ich mal besser meinen eigenen Notizen vertraut, die die „2-3 Esslöffel Wasser“ für den Nudelteig eingeklammert hatten. So vertraute ich dem eigentlichen Rezept – und bekam (wahrscheinlich wieder) zu weichen Nudelteig. Auch wenn ich Mehl nachknetete, war der Teig zu klebrig für die Nudelmaschine, ich walkte ihn mit dem Nudelholz auf viel Mehl aus. (Diesmal strich ich die Wasserzugabe im Kochbuch mit Kuli energisch durch).
Abendunterhaltung: Hail Caesar auf 3sat – ich schmiss mich auch bei der synchronisierten Fassung weg. Ich mag den Blödsinn der Brüder Coen schon arg gern, vor allem mit George Clooney als Volltrottel.
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Das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo war in meiner Kindheit und Jugend sehr dominant. Ich entnehme den Medien, dass es als Serie neu verfilmt wurde und derzeit gezeigt wird. Ich bin ziemlich sicher, dass ich es damals las, wohl auf selbst hatte, erinnere mich allerdings nur an wenige Fragmente der Lektüre. Till Raether ist etwa in meinem Alter und lebte als Kind und Jugendlicher an genau den Orten, an denen die Handlung spielt. Er schrieb vergangenes Jahr auf, was eine erneute Lektüre mit ihm machte – und weckte viele Erinnerungen bei mir, obwohl ein Aufwachsen in Westberlin und Ingolstadt sehr, sehr unterschiedlich ist:
„Die große Schwester – Wiederbegegnung mit ‚Wir Kinder vom Bahnhof Zoo'“.
Unter anderem hatte ich vergessen, wie zentral damals die Angst vor den Abrutschen der Kinder in Drogensucht war, das Mitzählen von Drogentoten auf den Titelseiten der Zeitungen. Und wie noch selbstverständlicher Rassismus.
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Zufall, dass ich auch gestern über eine eigene alte Bloggeschichte stolperte, die mich selbst ans Erinnern erinnerte – an meine Vergangenheit als Handleserin:
„Handlinien“.