Essen & Trinken

Journal Donnerstag, 25. Juli 2024 – Schon wieder nix passiert

Freitag, 26. Juli 2024

Eine mehrfach unterbrochene Nacht, mal von lauten Stimmen draußen, mal von einfach so Aufwachen. Beim Aufstehen fühlte ich mich nicht wirklich erholt.

Die Wolken am Morgenhimmel verschwanden bald, auf meinem Weg in die Arbeit ging ich unter hellem und ungestörtem Blau.

Der Vormittag bestand aus viel organisatorischem Recherchieren und Wirbeln. Den Mittagscappuccino trank ich bei Nachbars und ging dann auf den Markt am Georg-Freundorfer-Platz (kühle Luft, wärmender Sonnenschein). Ich hatte auf Mirabellen und Renekloden gehofft, doch es wurden keine angeboten. Also kaufte ich nur Käse fürs Abendessen.

Zurück im Büro gab es nach ein wenig Weiterwirbeln Mittagessen: Mehlige Frühäpfel und Pumpernickel mit Butter (ich war sehr stolz, dass ich die Hälfte zurück in den Kühlschrank stellte, weil ich sehr satt war, und nicht alles aß, bloß weil es da war – warum schaffe ich das nicht immer und überfresse mich statt dessen unangenehm?).

Mühsamer Nachmittag, leider wieder Schatten überm Gemüt. Draußen hingegen meist Sonne, das ohne Hitze. Immer wieder hörte ich die benachbarten Turmfalken, manchmal sah ich bis zu drei auf einmal fliegen.

Wieder fiel mir das Abholen des Ernteanteils zu, Herr Kaltmamsell ließ sich gestern feiern. Damit war ich zu Hause eine ganze Weile beschäftigt, denn das Gemüse war sensationell dreckig. Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Erde in einen Kopf Stangensellerie passt, ganze Brocken. Oder an und in junge Rote Bete mit Grün. Auch die Zucchini, die Gurke und die Tomaten (erste Tomaten!) waren rundum erdig. Nach einem Durchwaschen des Gemüses musste ich zudem die Küche von den Spuren der Reinigung säubern.

Dann aber erstmal eine Einheit Yoga-Gymnastik, schöne Flows, geordnetes Schnaufen.

Zum Abendessen sollte es den Kopfsalat aus Ernteanteil geben, ich machte mich nochmal ans Waschen. Zwei Vollbäder plus Einzelblattwaschen unter fließenem Wasser später hoffte ich, dass ich eventuelles Knirschen beim Kauen auf Pfeffer schieben können würde. Als Dressing Zitronensaft-Knoblauch-Vinagrette, die Gurke aus Ernteanteil schnippelte ich dazu.

Gedeckter Tisch mit einer großen Schüssel Blattsalat, rechts ein Teller mit zerteilten Tomaten, links ein Teller mit zwei großen Stücken Käse

Außerdem gab’s die Tomaten mit Salz, Pfeffer, Olivenöl (köstlich!) und Käse vom Markt. Nachtisch Pralinen, die Herr Kaltmamsell geschenkt bekommen hatte (rechts auf dem Foto sieht man den Fuß des Bergs von Geschenken, mit denen er aus seiner alten Schule verabschiedet wurde), weitere Schokoladen.

Früh ins Bett zum Lesen: Scott Alexander Howard, The other valley fesselt mich und hat eine solch subtil zwielichtig unzuverlässige Ich-Erzählerin, dass aus dieser Wackeligkeit die größte Spannung entsteht.

Journal Mittwoch, 24. Juli 2024 – Lerchenlauf, so lange es geht

Donnerstag, 25. Juli 2024

Zu früh aufgewacht, selbst für den Plan eines Isarlaufs vor der Arbeit. Aber mei, wenn ich schon wach und aufgestanden war. Derzeit wieder Hamsterradgefühle, ich kann mir nicht vorstellen, wie ein Leben ohne wäre. Und was ich dann täte den ganzen Tag.

Unter düsterem Himmel lief ich los, sah aber am Horizont das Versprechen von Wolkenlöchern ins Blau. Es war bereits hell genug, dass ich mir Hoffnung auf mindestens eine weitere Woche mit Isarlauf vor der Arbeit machte.

Wenige andere Läufer*innen unterwegs; der erste, der mir noch zwischen Häusern entgegen kam, zog eine deutliche und meterlange Rasierwasserfahne nach sich, das amüsierte mich.

Fluss in Morgensämmerung, gesäumt von Bäumen

Buntes Graffiti auf dem Steinpfeiler einer Eisenbahnbrücke

Flusslandschaft mit Pfaden und Bäumen

Körperlich war die gute Stunde mittel, weder Schnaufen noch Bewegung fielen mir so richtig leicht. Und mein Hirn beschäftigte sich mit den beruflichen Bewegungen und meinen Erledigungsplänen nach Feierabend, auch nicht gerade beflügelnd.

Im Büro hielt mich erstmal die Nachtarbeit anderer Leute auf Trab, zwei Stunden nach Start konnte ich geradeaus schauen und mich sortieren.

Meinen Mittagscappuccino verband ich mit einer Erledigung: Abholen der neuen Einlagen (so bunt!). Inklusive Atem- und Geduldsübung an der Kasse mit jemandem, die diesen konkreten Prozess wohl zum allerersten Mal durchspielte. Geduld ihr gegenüber hatte ich schon (ein Herz für Anfängerinnen!), doch ich musste Geduld mit mir haben, die die ganze Zeit vorsagen wollte, weil ich alle Schritte viel schneller begriff, die gesuchte Auftragsnummer längst auf dem Bestellzettel erspäht hatte etc. – aber mit Vorsagen hätte sie ja nichts gelernt. Und mir pressierte es doch auch nicht.

Mittagessen war Pumpernickel mit (niederländischer) Butter, zudem gab’s die restlich unreifen Pfirsiche minus faulen und schimmligen Stellen. Das waren sehr schlimme Pfirsiche, aber nicht schlimm genug, sie ganz wegzuwerfen.

Am Nachmittag war ich erledigt, brauchte aber noch ein paar Infos, um Dinge weiterbringen oder abschließen zu können. Als ich diese hatte, erledigte ich die Arbeit von einer Stunde in zehn Minuten.

Auf dem Heimweg (kühle Luft, die Sonne wärmte angenehm) Drogeriemarkt-Einkäufe. Daheim die nächste Einheit Yoga-Gymnastik: Ich hatte schon wieder vergessen, wie anstrengend das lange Halten bestimmter Positionen sein kann, z.B. warrior.

Herr Kaltmamsell hatte extra eingekauft und war zwischen zwei Arbeitseinsätzen heimgekommen, um uns mal wieder das Nachtmahl zu kochen. Ich hatte mir Linsen und Gemüse gewünscht, es gab Auberginenstücke aus der Pfanne, Linsen – und aus Kichererbsenmehl eine Art Socca, dazu frische Gremolata. Ein ganz wundervolles Abendessen, auch wenn es wirklich nicht fotogen war.

Aufsicht auf einen Glasteller mit dem beschriebenen Speisen

Romanlesen auf dem Balkon, nach Zahnseideln und Zähneputzen weiter im Bett.

§

Heute mal was Französisches (das hatten Sie nicht erwartet, gell?): arte erklärt die ur-deutsche Leckerei Spaghettieis – und ich find’s zum Quietschen niedlich.

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https://youtu.be/MEgjJTIO20w?si=MO5eEOmfjSF8-gXR

via @jochenschwarzer

Journal Samstag, 20. Juli 2024 – Drei-Städte-Tag Augsburg, Ingolstadt, München

Sonntag, 21. Juli 2024

Eine schlechte Nacht: Im Zimmer war es zu warm, die Fenster mussten gegen Weckendem von der Straße geschlossen bleiben, ich hatte meine Ohrstöpsel vergessen, im Zimmer war Schnarchen, und dann hatte das zweite Glas Rotwein so schlimmes Kopfweh enthalten, dass es morgens einige Migräne-Symptome mitbrachte.

Der Cappuccino des Hotelfrühstücks machte mich ein wenig munterer, doch es ging mir wirklich nicht gut. In bereits deutlicher Hitze spazierten wir zu den Schwiegers, bei denen wir auch auf Übernachtungsbesuch aus Berlin trafen. Herr Kaltmamsell fand in Alt-Haunstetten wieder Auslöser von Kindheitserinnerungen, ich entdeckte aber auch selbst Bemerkenswertes.

Altes, eingeschoßiges Haus mit hellbaluer Fassade, über dem ebenerdigen Ladenfenster steht "Konditorei Bäckerei G.Gesswein"

Das ist laut Schwieger noch eine echte kleine Bäckerei mit eigener Backstube, das Angebot sah überzeugend aus.

Zweigeschoßiges Haus mit Spitzgiebel von der Seite, in der hellgelben Fassade mittig mit Steinen die Silhouette eines Minaretts

Die türkisch-islamische Gemeinde Haunstettens hat sich ihr Minarett einfach in die Fassade gemauert.

Bei Schwiegers angenehmes Plaudern, ich bekam auch eine Kopfweh-Tablette. Herr Schwieger fuhr mich zum Bahnhof: Ich wollte in Ingolstadt nach meinen Eltern sehen.

Während meines Studiums in Augsburg war ich diese Strecke regelmäßig gefahren, doch jetzt rief sie keinerlei Erinnerungen hervor. Dennoch freute ich mich über die Bussarde vorm Fenster, die die Thermiken des heißen Sommertags nutzten. Und über das friedlich und herzlich verbundene Gespann kleiner Sohn / Vater neben mir, die beide auf ihren Smartphones Dinge taten und einander immer wieder vergnügt den Bildschirm zeigten, dazwischen väterlich fürsorgliche Handgriffe an Kleidung und Ausrüstung des Sohns.

Selbst wollte ich unterwegs eigentlich nur schlafen (siehe Migräne-Symptome – es wäre sehr sehr Scheiße, wenn die zurückkommt, ich hatte die zwei Jahre ohne genossen). In Ingolstadt musste ich diesmal am Hauptbahnhof aussteigen, gelangte von dort mit einmal Umsteigen per Bus zu meinen Eltern.

Auf einem Grünstreifen eine schwarze Dampflokomotive im Sonnenschein, links davon ein alter, schön restaurierter mehrgeschoßiger Backsteinbau

Beim Warten auf den Bus (von einer Seite Ingolstadts auf die andere zu kommen, dauert so lange wie von einer Seite Münchens auf die andere) Blick auf die historische Lokomotive, die mich schon als Kind fasziniert hatte.

Große Freude über das Wiedersehen mit meinen Eltern, Gesundheitszustände aber nicht so wirklich beruhigend. Wir blieben im kühlen Haus (im Toskana-Stil gebaut, der hier in den 1980ern gerade angesagt war – und sich jetzt mit seinen kleinen Fenstern und dicken Mauern als sehr nützlicher Vorgriff auf den Klimawandel erweist), draußen war es unangenehm heiß geworden. Ich ließ mir von ihrer kürzlichen Baltikum-Gruppenreise erzählen und Fotos zeigen, alles klang und wirkte sehr attraktiv.

Mittagessen bekam ich auch: Meine Mutter hatte eine Zucchini aus dem Garten für spanisches Pisto verwendet.

Glasteller auf Stroh-Set, darauf links zwei Spiegeleier, rechts ein rot-grünes Gemüse-Ragout, oben eine Scheibe Weißbrot

Bald darauf spazierte ich zum Bahnhof Ingolstadt Nord und setzte mich in einen Zug nach München. Auf der Fahrt wurde es immer düsterer, und in München regnete es. Auf dem Weg nach Hause wurde ich so zwar ein wenig feucht, doch jetzt konnte ich draußen auf dem Balkon sitzen: Es hatte deutlich abgekühlt.

Jetzt endlich schrieb ich den Blogpost über den Vortag. Zeitung war wieder gar keine gekommen (oder unauffindbar abgelegt), ich reklamierte und bekam wieder Zugriff auf die Online-Version. Langsam verschwanden die Migräne-Symptome und ich fühlte mich wiederhergestellt. Und bekam mords Hunger: Ausgesprochen ungewöhnlich schmierte ich mir eine Scheibe Pumpernickel, weil ich ihn nicht bis zum Nachtmahl aushielt.

Nach Langem turnte ich mal wieder Yoga: Ich bemerkte die Pause an geringerer Dehnbarkeit allein schon im Schneidersitz. Vermutlich sollte ich Pilates und Yoga abwechseln, ich versuche das mal wochenweise.

Zum Abendessen mochte ich zu meinem großen Bedauern wirklich keinen Alkohol, dabei war zum Abendessen Rosé geplant. So werden unsere Weinbestände ja nie kleiner (und ich erlaube mir keine Neu-Anschaffungen). Herr Kaltmamsell hatte auf meinen Wunsch (und weil der Ernteanteil Gurke, Dill und Kartoffeln enthalten hatte) Okroschka gemacht, wieder aufgegossen mit Kwas.

Gedeckter Tisch, im Vordergrund ein weißer Teller mit einer hellen Suppe, dahinter ein Edelstahl-Topf, rechts davon eine Flasche aus braunem Glas

Schmeckte hervorragend – und wir haben vermutlich die (für unseren Geschmack) perfekte Einlage gefunden: Lyoner war völlig verschwunden, Kochschinken ebenso, ohne alles fehlte uns aber etwas, diesmal hatten wir Räuchertofu verwendet. Hat eine eigene Note, bringt eine weitere Textur mit, das behalten wir bei. Nachtisch Schokolade.

Ich setzte mich mit Buch auf den Balkon, recht früh ging ich damit ins Bett.

§

Ich hatte ja keine Ahnung! Die taz berichtet, dass Juli in der spanischsprachigen Welt ist, wenn Julio Iglesias das Internet übernimmt – in Form von Memes (weil Julio nicht nur sein Vorname ist, sondern auch der Monat so heißt).
“Alle Jahre wieder Julio”.

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Mehr Vergnügliches: Dieser Dressurreit-Wettbewerb würde nicht mal von @aurelmertz kritisiert.

Journal Freitag, 19. Juli 2024 – Diamantene Hochzeit

Samstag, 20. Juli 2024

Deutlich vor Wecker aufgewacht, da bei Liegenbleiben Angstgedanken drohten, stand ich lieber auf.

Bett abgezogen und Bettwäsche in die Waschmaschine gestopft: Herr Kaltmamsell sollte das Aufhängen übernehmen, bei übernächtiger Abwesenheit war genug Zeit zum Trocknen (und dabei Wohnungkühlen, es war ein heißer Tag vorhergesagt). Draußen war es mild genug für Balkonkaffee.

Durch die Metallstäbe eines Tors fotografiert; Auf dem Gehweg vor der Straße liegt eine Zeitung

Die Zeitung musste ich diesmal vom Gehweg vor dem Hoftor klauben.

Ich kleidete mich bereits Fest-fein, warf ein Stoffjäckchen über die nackten Schultern. Und ich hatte meine edle Weekender-Ledertasche gepackt statt des Arbeitsrucksacks – um den Preis, dass ich ihn eher unbequem auf dem Weg in die Arbeit über der Schulter tragen musste. Schweres Tragen außer mit Rucksack gibt es in meinem Leben sonst nicht mehr.

Keinerlei Freitagsruhe, ich war knackig beschäftigt. Dazwischen erreichte mich eine WhatsApp-Nachricht zur Familienfeier, die als Dresscode “legere Sommerkleidung, nix feierlich” ausgab. Tja, zu spät. Allerdings halte ich das Konzept “overdressed” sowieso für albern. Anders formuliert:

Auf meinen Mittagscappuccino ging ich raus in die heißer werdende Sonne. Weil „heiß“ und „Eis“ lautlich so nah beieinander liegen, wurde mir mein erster kalter Mittagscappuccino serviert.

Auf einem Holztisch vorm Fenster steht ein kleines Tablett mit einem Glas Cappuccino, darin Eiswürfel, und einem Gläschen Wasser. Vor dem Fenster sonniges Straßenleben

Schmeckte aber gut!

Seitlicher Blick auf eine Hausfassade mit Balkonen, auf denen bunte Sonnenschirme stehen, daneben blauer Himmel

Es war heiß geworden.

Eher spätes Mittagessen am Schreibtisch: Eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt, eine große, perfekte Nektarine (fest, saftig, so süß, dass ich danach innerlich verklebt war).

Überpünktlicher Feierabend, ich hatte einen Zug zu erwischen. Am Bahnsteig traf ich mich mit Herrn Kaltmamsell, gemeinsam setzten wir uns in einen Zug nach Augsburg Haunstetterstraße. Von dort mit der Tram weiter nach Haunstetten und in unser Hotel, das wir von früheren Aufenthalten kannten. Wir verräumten nur kurz unsere Sachen und machten uns frisch, dann spazierten wir durch Alt-Haunstetten und in nicht mehr zu großer Hitze zur Feier einer Diamantenen Hochzeit.

Anstoßen im Innenhof des Lokals, Freude über das Wiedersehen mit Schwieger-Familie – meine Eltern hatten leider kurzfristig wegen großer Vaterschmerzen absagen müssen, ich plante schon mal meinen Samstag um für einen Besuch bei ihnen. Für uns war ein kleiner Nebenraum gedeckt, ich aß Salat, Rumpsteak mit Rösti, dazu gab es zwei Gläser Beaujolais, zum Nachtisch frische Apfelküchl. Und herzwärmende sowie spannende Gespräche, wie bei jeder solchen Gelegenheit erfuhr ich neues aus der Familiengeschichte. Meine Schwiegermutter, ihre Schwestern und Schwägerin hatten definitiv eine wildere Jugend als meine je auch nur in Sichtweite kam: Ich kenne niemanden in meinem Alter, der als warnendes Beispiel einer katholischen Sonntagspredigt diente!

In einer wundervoll milden Sommernacht spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell in unser Hotel – wo uns ein sehr warmes Zimmer erwartete.

§

Dokumentarische Fotografie fasziniert mich weiterhin, unter anderem wie selbst das schlichteste “einfach draufhalten” nicht Kontext-frei ist. Die Fotografie, die wir als Ergebnis sehen, erwecken erst wir als Betrachtende zu Inhalt wie jede andere Wahrnehmung auch. Im Magazin Monopol schreibt Kunsthistoriker Michael Diers über ein berühmt gewordenes Foto des brennenden World Trade Centers am 11. September 2001, aufgenommen von Magnum-Fotograf Thomas Hoepker.
“Wie Thomas Hoepkers berühmtes 9/11-Bild entstanden ist – und was es bedeutet”.

via @kutter

Unter anderem zitiert der Artikel Hoepkers Aussage über Bildbearbeitung:

Praktisch jeder scan, den man von einem Stück Film macht, wird digital bearbeitet, d.h. man versucht Belichtungsfehler auszugleichen, Farbstiche zu eliminieren, den Kontrast zu verändern. Mein Prinzip dabei ist: Ich mache alles, was ich früher auch in der Dunkelkammer gemacht habe, um einen guten Print zu bekommen, das geschieht in der scan-software oder in Photoshop. Was ich nicht mache, sind Fälschungen, also Personen austauschen, Kleidung “umfärben”, Elemente entfernen oder hinzufügen. Da fängt dann die Lüge an. Aber so etwas wie exakte Objektivität gibt es in der Fotografie nicht, weder im analogen, noch im voll digitalen Bereich. Jedes Ergebnis ist eine Interpretation.

§

Über die westliche Konstruktion des Orients in der Kunst habe ich schon das eine oder andere gelesen oder gehört, umso spannender fand ich:
“Techno-Orientalism: Decoding Japan’s Misrepresentation as a Cyberpunk Utopia”.

via @kid37

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Google taugt nicht mehr dazu, das Web zu durchsuchen. Will es halt auch gar nicht mehr – ich bin ehrlich verzweifelt. Vincent Schmalbach fasst den Hauptgrund zusammen:
“Google Now Defaults to Not Indexing Your Content”.

Journal Donnerstag, 18. Juli 2024 – Schöner Lerchenlauf, ab dann langweilig

Freitag, 19. Juli 2024

Der Wecker klingelte wieder um Fabrikfrüh, ich wollte nochmal vor der Arbeit an die Isar zum Laufen. Diesmal klappte das mit dem Sommermorgen: Gestern war ein echter Sonnentag angekündigt, und das Wetter hatte aufgepasst.

Was nicht ganz so gut klappte, war meine Physis: Das Laufen strengte mich an und war mühsam, ich kam nicht ins Fliegen. Genoss aber die herrlich frische Morgenluft, das schräge, goldene Licht, die satten Hochsommerfarben. Einige wenige Wochen werden sie noch immer satter, bis sie im August ins Überreife kippen.

Blick über Brückengeländer auf Fluss, Morgensonne, Bäume

Blick von der Wittelsbacherbrücke.

Sonnenbeschienene Uferauen mit langem Schatten der Fotografierenden

Am Flaucher.

Blick von hinten auf eine Joggerin, die auf einen Baum-gesäumten Steg lauft, im Hintergrund eine Baumlücke in die Sonne

Zurück daheim mich und die Wohnung für Abwesenheit wegen Arbeit präpariert, unter blauem Sommerhimmel und begleitet von Mauersegler-Schrillen ins Büro marschiert.

Dort ein eher turbulenter Arbeitsvormittag, aber für einen Mittagscappuccino bei Nachbars nahm ich mir Zeit. Spätes Mittagessen war Banane mit Sojajoghurt, Aprikosen. Davon fühlte ich mich voll bis kurz vor Fresskoma – und hatte dann nicht mal drei Stunden später schon wieder magenknurrenden Hunger. Das ist doch unfair.

Nach Feierabend ging ich in Hochsommerwetter zum Abholen des Ernteanteils, Herr Kaltmamsell war wieder dienstlich verhindert. Zu Hause verräumte ich Mangold, Gurken, Zucchini, Dill, Frühlingszwiebeln, fürs Abendessen ließ ich den Salatkopf und das Bündel Ruccola draußen, die ersten neuen Kartoffeln blieben in der Kiste unterm Küchentisch.

Gerade als ich eine Runde Pilates begann, kam Herr Kaltmamsell nach Hause, reichlich durch den Wind, mit sehr müdem Blick.

Blick von oben in eine Salatschlüssel mit Blattsalaten und Eiervierteln

Der Lollo bianco war wegen der starken Regenfälle wieder so erdig, dass er zwei Vollbäder brauchte – und ich um die Ackerkrume unserer Gärtnerei bangte (nicht ernsthaft). Neben einer Schüssel Salat mit Joghurtdressing und Eiern gab es Balkanbrot und gekauftes Hummus (eher langweilig, ich werde wohl wieder selbst eines machen müssen). Nachtisch Schokolade.

Pack-Vorbereitungen des Ausflugs am Freitag: Abends sind Herr Kaltmamsell und ich zu einer großen Familienfeier in Augsburg eingeladen, auf die ich mich schon sehr freue, und wir werden aushäusig übernachten.

Wieder früh und bei hellem Himmel ins Bett zum Lesen, hinter den Bäumen des Parks sah ich wie einen Lampion den kleinen gelben Mond aufgehen.

Durch eine Begegnung im Treppenhaus erfahren: Den greisen Hund der Nachbarn oben gibt es immer noch! Er mochte mich nie recht, reagierte all die Jahre beim Aufeinandertreffen misstrauisch, mit Abwehr, auch mal mit Knurren auf mich. War halt so, ich mag auch nicht alle Hunde gleich gern. Doch jetzt, nach wenigen Treppenstufen erschöpft hechelnd, breitpfotig, triefäugig, lässt er sich von mir sogar streicheln. So ist das im hohen Alter: Kraft- und wehrlos muss man sich sogar von seinen Feindinnen herzen lassen.

Journal Mittwoch, 17. Juli 2024 – Ein Arbeitsmittwoch halt, sehr gemischtes Sommerwetter

Donnerstag, 18. Juli 2024

Eingeschlafen zu wirklich schön klingendem Regenrauschen, trotz späterem Gewitter gut geschlafen, kurz vor Wecker aufgeweckt worden von zwei lauten, jungen Stimmen vor meinem Schlafzimmer: Die zugehörigen Menschen saßen breit auf dem Gehweg, neben sich ihre Taschen, ignorierten die Passanten auf dem Weg zur Arbeit (ja, schon vor sechs: das hier ist ein Klinikviertel), die wegen ihnen auf die Straße ausweichen mussten. Muss eine sensationelle Feier gewesen sein.

Aufgestanden mit der Grundgereiztheit, die mich jeden und jeder alles übel zu nehmen bereit macht, auch Äußerlichkeiten. Ich bin dann immer überzeugt, dass das mein wahres Ich ist, das ich lediglich mit viel Anstrengung und Selbsterziehung unterdrücke, weil ich viel lieber ein freundlicher und wohlwollender Mensch bin.

Balkontisch mit Cappuccino und Glas Wasser, hinter der Brüstung sieht man Bäume und dunkelgraue Wolken

Unter düsterem Himmel war es mild genug für Balkonkaffe. Ein milder Tag war auch angekündigt, aber ich musste die Wohnung sowohl sonnen- als auch gewitterfest machen. Unter dunklen Wolken marschierte ich jackenlos in die Arbeit. Dort empfingen mich gleich mal Scherereien, bis ich aus denen rausfand, war es schon zehn. Danach ging es strukturierter weiter.

Als ich später auf meinen Mittagscappuccino ins Westend marschierte, war es deutlich kühler geworden: Um mich herum lauter Menschen in Jacken.

Blick über eine Cappuccinotasse hinweg vors Café auf die Straße, auf dem Gehweg steht gerade ein großes gelbes Post-Fahrrad

Mittagessen wieder eher spät: Pumpernickel mit Butter, Bananen, Aprikosen.

Strukturierter Nachmittag, das Wetter blieb unfreundlich. Auf dem Heimweg Lebensmittel-Einkäufe fürs Abendessen, für das ich gestern zuständig war.

Daheim turnte ich erstmal endlich wieder eine Runde Gymnastik, tat sehr gut. Danach schlüpfte ich in Feinkniestrümpfe und die neuen Abendschuhe: Bis zur Jahrhunderthochzeit möchte ich sie halbwegs eingelaufen haben, erst mit Strümpfen, dann barfuß. Darin Abendessenszubereitung.

Gedeckter Tisch mit den unten beschriebenen Speisen

Caprese mit endlich mal wirklich guten Tomaten, Fladenbrot und Burek mit Käse aus der Balkan-Bäckerei – alles sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Erst auf dem Balkon in nach Regen duftender Sommerluft, dann im Bett gelesen, immer noch Vicki Baums Memoiren – in denen ich gestern recht unerwartet an ein flammendes Plädoyer fürs Stillen kam; damit scherte Baum wohl aus ihrer Zeit und ihrer Gesellschaftsschicht völlig aus (wobei gleichzeitig der 1. Weltkrieg ja gerade ohnehin alte Strukturen aufbrach).

Journal Dienstag, 16. Juli 2024 – Lerchenlauf im Regen

Mittwoch, 17. Juli 2024

Mehrfach gestörte Nacht, einmal weckte mich ein lautes Gewitter, einmal ein Krampf, als ich mein rechtes Bein streckte. Als der Wecker klingelte, schlief ich gerade endlich wieder; doch er klingelte auch besonders früh, da ich vor der Arbeit einen Isarlauf geplant hatte. Wieder einmal hielt sich das Wetter nicht an die Vorhersage: Es regnete. Das war mir nun auch egal: Aufgestanden war ich eh, es regnete ja nicht heftig und war mild, mein Mützenschirm hielt die Tropfen von meiner Brille fern.

Besonders freute ich mich über meinen Körper: Nicht nur blieb der nächtliche Krampf ohne Folgen, auch meine Füße schmerzten nur wenig, ich lief die 75 Minuten leicht.

Blick auf Fluss und Flussauehen, im Hintergrund Kirchtürme

Kohlekraftwerk im Abbruch hinter Eisenbahnbrücke, an den Seiten Bäume

Jetzt sieht man langsam, dass das Kraftwerk abgerissen wird.

Flusslandschaft mit Weg und großer Pfütze

Steinige und regnerische Flusslandschaft mit Bäumen

Zufluss in einen Fluss, grün, umgeben von Bäumen

Was man nicht sieht: Es waren überraschend viele Läufer*innen unterwegs, die ihrer Miene nach zu urteilen der Regen genauso wenig störte wie mich.

Daheim zackige Körperreinigung, für den Weg in die Arbeit benötigte ich einen Regenschirm.

Unruhiger Arbeitsvormittag, ich kam zu wenig. Mittagscappuccino bei Nachbars, der Regen hatte aufgehört. Gleich im Anschluss löste ich mein Orthopädie-Rezept für neue Einlagen ein: Ich hatte mich an ein kleines Sanitätshaus in der Nähe erinnert, also musste ich dafür nicht in die Innenstadt.

Spätes Mittagessen: Pumpernickel mit Butter, Banane, Aprikosen.

Auch der Arbeitsnachmittag war unruhig, irgendwann gab ich den Versuch auf, an irgendwas konzentriert zu arbeiten. Außerdem hatte ich scheiß Schwindel, der tierisch nervte.

Mittelspäter Feierabend, ich ging in mittelschwüler Luft direkt heim. Abendessen sollte es aushäusig geben, wir entschieden uns für den Schnitzelgarten. Am Eingang stand eine Schlange augenscheinlicher Touristen – das hatten wir bei vorherigen Besuchen schon erlebt und waren einfach an ihnen vorbei durchs Lokal in den Biergarten (der direkte Biergarten-Zugang über den Hof ist seit zwei Jahren abgesperrt) und zu einem der immer reichlichen unbesetzten Tischen gegangen. Doch gestern hielt uns eine große Tafel “Hier warten! Wait here!” auf. Auf solche Sperenzchen hatten wir im schlichten Schnitzelgarten (!) keine Lust, statt dessen gingen wir weiter zum verlässlich guten Vietnamesen Chi Thu und nahmen uns Abendessen mit.

Blick in eine Take-away-Box mit gebratenem Tofu, Gurkenstiften, Kräutern, Bohnensprossen

Reisnudeln mit gebratenem Tofu und viel frischem Gemüse, schmeckte ganz ausgezeichnet. Nachtisch Schokolade.

Unter gemischtem Himmel mit Gwitterdrohung setzte ich mich auf den Balkon zum Lesen, weil ich so früh noch nicht ins Bett wollte. Setzte die Lektüre aber später im Bett fort.