Essen & Trinken

Journal Samstag, 14. Juni 2025 – Geburtstagstortenfrühstück

Sonntag, 15. Juni 2025

Nicht so lange geschlafen wie gewünscht, weil um halb sieben bereits Männer im Park wach waren und sich rufen und singend unterhielten. Schon ok, so wurde der Vormittag gemütlicher.

Kurz nach Mittag würde ich mit Herrn Kaltmamsell zu einem Geburtstagskaffee nach hinter Ingolstadt fahren, bis dahin gab’s Balkonkaffee (noch ganz schön frisch, die große Tasse Kurkuma-Ingwer-Tee nach Milchkaffee und Wasser wärmte angenehm) mit Bloggen, Geschenkverpacken, Wäscheaufhängen, frühem Isarlauf.

Ein ungewohnter Vogelruf vorm Balkon: Großmöwen, deren Schrei ich eher in Brighton eingeordnet hätte.

Ich radelte unter wechselwolkigen Himmel zum Friedensengel, stellte dort mein Rad ab und lief die Isar entlang nach Norden bis Unterföhring. Auf dem Hinweg überwogen die Wolken, das ließ die Temperatur angenehm. Doch der Rückweg war durchwegs sonnig ohne Wolken, ich legte die Route auf möglichst beschattete Wege. Vor allem gegen Ende fühlte sich das Laufen unerwartet anstrengend an, wird wohl der Restalkohol plus Wärme gewesen sein.

Grüner, eckiger Mülleimer in einem Park, auf der Abdeckung stehen dicht an dicht leere Pfandflaschen

Ordentliches München, die Flaschen sauber hergerichtet für die Sammler*innen.

Unterm Friedensengel.

Daheim war nach Duschen und Anziehen noch Zeit für einen Mittagscappuccino, bevor wir uns mit Geschenken auf den Weg zum Bahnhof machten.

Hopfencheck in der Holledau – auch dieses Jahr zahlreiche Hopfengärten nicht bestellt.

Wie angekündigt war es sehr heiß, die Draußenfarben wollten nicht recht dazu passen: Bei sonnigen Ü-30-Grad erwarte ich vor dem Zugfenster gelbe Felder.

Hinter Ingolstadt spazierten wir in schattenfreier Hitze zur Geburtstagsfeier – und unterhielt uns über gesellschaftliche Großprobleme, für die Abhilfe nicht klar ist (Rechtsruck, Autokratisierung des Westens), im Unterschied zu denen, für die Gegenmittel schon länger bekannt sind (Auswirkungen des Klimawandels auf besiedelte Gebiete) – die aber trotzdem nicht umgesetzt werden, weil viele Menschen sowie die von ihnen gewählten Kommunal-/Landes-/Bunderegierungen andere Prioritäten haben.

Großes Hallo beim Zusammenkommen der Familie.

Frühstück!
(Haselnusstorte von meiner Mutter aus Haselnüssen vom eigenen Busch, Erdbeerkuchen, Schoko-Erdbeeren, Erdbeeren, Sahne)

Fellpflege in Form von Informationsaustausch und Geplänkel, allen geht es gut (u.a. lustige Erinnerungen der Bruderfamilie an Ernte auf Erdbeerfeldern mit drei kleinen Kindern).

Absolut wilder Schuss ins Dunkle: Weiß hier jemand ein Zimmer-/WG-Zimmer in Augsburg in der Nähe des Klinikums (Öffi-Weg bis zu 30 Minuten) und in einer Umgebung, in der sich eine junge Frau entspannter fühlt als am Bahnhof Oberhausen?

Verabredung zum nächsten Treffen für Grillen bei meinen Eltern gleich an Fronleichnam, also in wenigen Tagen.

Und dann war da der riesige Kirschbaum in Schwägerins Garten, der dieses Jahre sehr reichlich trägt und dessen Früchte (heuer eher klein) gerade reif werden. Damit Herr Kaltmamsell und ich eine ordentliche Portion mit heim nehmen konnten, halfen alle zusammen – die reich behangenen Äste waren gut erreichbar, nur mein Bruder stieg auf eine Leiter.

Heimfahrt mit ein wenig Aufregung: Am Bahnhof Ingolstadt Audi informierte uns eine Ansage, dass unsere Verbindung ausfalle. Doch weil wir geübte Zugreisende sind und die App die Verbindung immer noch anzeigte (auch das keine zuverlässige Info, wie wir wussten), warteten wir noch ein wenig, während wir alternative Heimreisen recherchierten. Und tatsächlich hielt die geplante Regionalbahn dann doch, halt zehn Minuten verspätet.

Gut klimatisiert, mit Platz und schöner Aussicht vom Obergeschoß des Doppeldeckers reisten wir durch die Hitze. Immer mal wieder loben: Das Deutschlandticket ist sehr, sehr super.

Auch unsere Wohnung war gut klimatisiert, wir ließen alle Türen und Fenster nach draußen bis spät nachts geschlossen, zogen lediglich die Rolläden hoch. Als Abendessen waren die ersten beiden der vier französischen Crowdfarming-Artischocken geplant; dass die erst zu fast spanischen Abendessenszeiten fertig werden würden, machte nichts, wir zehrten noch vom Kuchenbauch.

Die Majonese für die Knoblauchmajo war schnell gezaubert, Brot hatte ich schon auf dem Rückweg von meiner Laufrunde bei Dompierre besorgt, dazu machte ich französischen Rosé auf.

Gutes Abendessen (vermutlich die frischesten Artischocken, die ich je verarbeitet und gegessen hatte), Nachtisch Aprikosen und wenig Schokolade.

Journal Freitag, 13. Juni 2025 – Abend im Dantler / Dinçer Güçyeter, Unser Deutschlandmärchen

Samstag, 14. Juni 2025

Zu früher Wecker, ich hatte gerade besonders schön geträumt. Aber mir fiel gleich meine Abendverabredung mit Herrn Kaltmamsell ein und munterte mich auf: Dieser Freitagabend sollte im Dantler gefeiert werden. Draußen der vorhergesagte Sommermorgen mit herrlichem Licht.

Marsch in die Arbeit in Morgenfrische und leichtem Lindenduft, in der Arbeit ordentlich Arbeit.

Auf auf dem Weg zu meinem Mittagscappuccino war es lediglich angenehm warm, wieder genoss ich die Luft.

Zu Mittag gab es reichlich Aprikosen, außerdem restliche Nektarinen und Flachpfirsiche, davor eine Hand voll gemischte Nüsse als magenschonende Unterlage (klappte nur ein bisschen). Für Freitagnachmittag war es dann auf meinem Schreibtisch überraschend emsig, doch ich kam pünktlich wie geplant in den Feierabend.

Linden-Party an der Heimeranstraße.

Nach Hause ging ich über einen Umweg in der Innenstadt für Komplettierung Geburtstagsgeschenke, am Samstag sind wir bei meiner Familie zu Geburtstagskaffeeundkuchen eingeladen.

Daheim kurzer Schuh-Wechsel: Ich nutzte die Gelegenheit, die edlen Hochzeitsschuhe vom Vorjahr auszuführen.

Nach Obergiesing zum Dantler nahmen wir die Tram statt die U-Bahn, um mehr vom Sommerabend mitzubekommen: Die Isarauen bunt vor Menschen, den Giesinger Berg rauf jede Kneipenmöglichkeit genutzt.

Im Restaurant wurden wir herzlich begrüßt. Da ich mich auf die Weinbegleitung zum Menü freute, ließ ich mir lieber einen alkoholfreien Aperitif mixen: Schön herb mit Grapefruit und Bitter Lemon, Herr Kaltmamsell hatte einen mit Hollunder.

Und dann begann das große Schlemmen.

Salade mediterranée mit Artischocke, angeschmorten Datteltomaten, herzhafter Ricotta und Basilikum – das wurde gleich mal mein Lieblingsgang. Dazu gab es einen ganz jungen Gelben Muskateller Zweytick aus der Steiermark, überraschend herb.

DIE KAROTTE (muss immer dabei sein) kam diesmal gegrillt mit Salzzitrone und Zitronenverbene. Im Glas der letzte spontanvergorene Giesinger Berg von Claus Preisinger aus Gols – wir erfuhren, dass es auch einen Nachvolger geben wird.

Auch den optionalen Zwischengang wollten wir: Seeforelle mit Teriyaki, Senfsaat und Sesam – ganz hervorragend, und die Begleitung durch einen Grauburgunder Dreißigacker aus Rheinhessen zauberte zusätzliche Geschmacksnoten hervor.

Forelle in Mandelbutter kross gebraten mit Radi und Gingerbeer-Sud, dazu einen weiteren “Giesinger Berg”, aber als Weiß- und Grauburgunder-Cuvée von Zweytick.

Zum Onglet mit Spargel gab es einen interessanten Lagrein Riserva Cantina Terlan aus Südtirol.

Als Pre-Dessert wie immer im Mini-Weizenglaserl und mit Brause-Körndln drauf: Erdbeere.

Weiße Schokolade, Himbeere, Mandeleis – ganz wunderbar. Der Wein dazu passte nicht recht, war aber für sich ein Knaller: Riesling Kabinett “Limestone” von Keller aus Rheinhessen – kaum Restsüße, mit prickliger Säure. Wir überlegten mit Wirt Jochen Kreppel, womit man ihn noch kombinieren könnte, Jochen kam auf den wahrscheinlich besten Vorschlag: Leberwurst. Würde ich definitiv probieren.

Auf Espresso hatten wir beide keine Lust, ließen uns statt dessen Vogelbeerschnaps einschenken.

Spaziergang zurück zur Tram durch warme Sommernacht, statt zehn Minuten zu warten spazierten wir auch den Giesinger BergNockherberg runter zum Halt Mariahilfplatz, überall nächtliches Feiervolk, die Nacht genießend.

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Dinçer Güçyeter, Unser Deutschlandmärchen

Wieder ein Roman über eine türkische Gastarbeiterfamilie aus der Perspektive der zweiten Generation, und wieder ganz anders als alle, die ich bislang gelesen habe.

Hier sind wir in einer deutschen Industriearbeitergegend, Opel-Land. Der Vater ist ein verantwortungsloser Hallodri, der sich ständig in neue “Geschäfte” stürzt, die alle kein Geld abwerfen, sondern die Familie immer höher verschulden. Um sie zu ernähren, geht die Mutter Fatma in die Fabrik arbeiten, und um die Schulden abzuzahlen, nimmt sie einen zweiten Job als Erntehelferin an, organisiert unter den türkischen Einwanderinnen mit ähnlich nichtsnutzigen Ehemännern einen richtigen Erntehilfe-Trupp – natürlich ohne Arbeitnehmerinnenrechte zu kennen und in entsprechend ausbeuterischen Umständen.

Doch wer kümmert sich um die Kinder, ihre beiden kleinen Söhne, nach denen sie sich so sehr und so lange gesehnt hatte? Ihre alte Mutter wird aus der Türkei geholt, um auf die beiden aufzupassen, während Fatma Geld verdient. Ich hatte sofort die alten türkischen Frauen vor Augen, über die im Ingolstädter Arbeiterviertel meiner Kindheit am hässlichsten gelästert wurde: Offensichtlich bäuerlicher Herkunft, für einheimische Augen schlampig gekleidet, sprachen kein Wort Deutsch, konnten weder lesen noch schreiben – doch hatten sie sich sicher nicht ausgesucht, in kompletter Fremde zu leben, ohne Kontaktmöglichkeiten. Sie kamen halt wie ihr ganzes Leben zuvor ihrer Pflicht nach, weil jemand auf die Kinder aufpassen musste. Pflichtbewusstsein wie Queen Elizabeth II, die sich ihren Lebensweg auch nicht ausgesucht hat, show some respect!

Dann wieder tauchen im Roman bekannte Umstände auf: Das Gastarbeiterkind, das im Kindergarten sein erstes Deutsch lernt – und fortan von den Erwachsenen überallhin als Dolmetscher mitgenommen wird (“wie eine Aldi-Tüte mitgeschleppt”). Oder der Druck, in der Heimat als erfolgreich dazustehen – mit Geschenken und Geschichten.

Aber diese Zusammenfassung wird dem Buch nicht gerecht. Die faktische Handlung und Geschichte ergibt sich nämlich aus einer Vielzahl von Einzelteilen in kurzen Texten, mal aus der Perspektive von Fatma, mal aus der ihres Sohnes, mal als Geschichte, dann als Lamento, als Gedicht, als Lied. Dazu kommen Fotos aus dem Familienalbum.

Am meisten erfahren wir über die Personen nicht aus Selbstaussagen, sondern aus denen übereinander. Von Fatmas Lieblingsschauspielerin erzählt Dinçers, wie in sich gekehrt Dinçer ist, beschreibt seine Mutter – die unter anderem deshalb enttäuscht von ihm ist und fürchtet, er würde wie sein Vater; dabei ist irrelevant, dass er schon als Kind aus eigenem Antrieb zum Lebensunterhalt der Familie Geld verdiente. Die ewige Tragödie von Kindern, die einfach nicht sind, wie ihre Eltern sie gerne gehabt hätten, Schmerz und Leid auf beiden Seiten. Und dann zieht es Dinçer auch noch zur Literatur mit immer dickeren Klassikern, zum Theater, auch wenn er in der Fortsetzung des mütterlichen Pflichtbewusstseins seine Lehre in der Fabrik abschließt.
Die Stimme des Vaters liest man bezeichnenderweise nicht, er hat eh nur gestört.

Und wie so oft bei erfolgreichem Ausbruch aus Fremdbestimmtheit gibt es auch hier einen Deus ex machina, Dinçer lässt ihn spät im Buch auftreten.

Dinçer Güçyeter kommt eigentlich aus der Lyrik und aus dem Theater, das ist offensichtlich. Und es liegt nahe, den Roman (?) auf der Bühne zu inszenieren, wie es gerade das Gorki-Theater macht.

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Zum Deus ex machina von Dinçer Güçyeter passt der jüngste Post von dasnuf (ich freue mich ungemein, dass sie wieder bloggt; einige der besten Blogposts aller Zeiten stammen von ihr – “ACHETUNGE! ACHETUNGE!”). Sie besucht gerade wichtige Kontakte aus ihrer Vergangenheit, lesen Sie bitte selbst die geniale Grundidee.

Vergangene Woche war Patricia in
“Forchheim”.

Mit 17 hat mich meine Mutter auf die Straße gesetzt. Die Zeit davor war auch nicht gerade harmonisch. Die Orte zu sehen, verbindet mich mit meiner Vergangenheit und es schmerzt wie einsam und unverbunden mit der Welt ich mich früher gefühlt habe.

Ich erkenne im Nachhinein, dass ich nie alleine war. Ich hatte so viel Unterstützung auf meinem Weg.
Die Eltern einer Freundin, die mir eine Wohnung organisiert haben. Die Frau, die mir diese Wohnung damals für 100 DM vermietet hat, damit ich mein Abi machen kann. Der Freund, der mit mir gebrauchte Geräte gekauft hat, um meine neue Wohnung auszustatten. Der Bio-Lehrer, der mich den ganzen Sommer mit Gemüse aus seinem Garten versorgt hat, damit ich immer genug zu essen habe.

Ich hasse deswegen diese neoliberalen Sprüche, dass man sich im Leben nur anstrengen muss, dann würde alles gelingen. Nein, das Anstrengen alleine bringt gar nichts, man braucht auch Glück und Unterstützung.

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Hier kann ich schön die gestrige Folge von “Reden wir über Geld” der Süddeutschen Zeitung anlegen (€):
“‘Ich spare wie ein Deutscher'”.
Das sagt Autor und Tiktoker Tahsim Durgun, der mit Mama, bitte lern Deutsch einen Bestseller geschrieben hat (steht schon auf meiner Leseliste) und sein Lehramtsstudium derzeit pausiert – vorübergehend geschlossen wegen Erfolg.

Journal Mittwoch, 11. Juni 2025 – Lerchenlauf mit Nebenwirkungen

Donnerstag, 12. Juni 2025

Es war noch nicht mal halb acht, da hatte ich bereits einen Masturbator angebrüllt und eine Fußgängerin mit Kaffeebecher umgerannt – der gestrige Lerchenlauf verschaffte mir ein aufregendes Leben vor der Arbeit.

Als ich am Ende meines sehr früh morgendlichen Isarlaufs den Westermühlbach entlang auf die Unterführung Kapuzinerstraße zulief, hielt eine entgegenkommende junge Radlerin neben mir an. Sie warnte mich freundlich: Da unten sei ein Mann, der masturbiert. Ich dankte ihr herzlich und lief dann durch die Unterführung mit ausgebreiteten Armen und brüllend (ein schlichtes “AHHH”) auf den Masturbator am andere Ende zu. Ich glaube zwar nicht, dass ihn das von künftigem Belästigen abhalten wird (ich kann mir das Verhalten nur mit komplettem Autopiloten erklären, auf den die Umwelt keinen Einfluss hat), aber zumindest hatte ich eine Gaudi.

500 Meter weiter trabte ich von der Reisingstraße an die Kreuzung mit der Lindwurmstraße, sah nach links, ob gerade Radler*innen heranbrausten (erfahrungsgemäß zu 80 Prozent die Ampelschaltung ignorierend) – und übersah so die Fußgängerin, die von rechts an die rote Ampel trat, vollen Kaffeebecher in der Hand: Zusammenstoß. Ich erschrak mindestens so sehr wie sie, entschuldigte mich vielfach – zum Glück war der Kaffee nur auf den Weg geschwappt und hatte sie nicht bekleckert, die Fußgängerin war sogar so freundlich sich zu erkundigen, ob auch ich mir nichts getan hatte.

Doch der Lauf war sehr schön gewesen, auf dem Hinweg die Isarauen unter wolkigem Himmel in morgenfrische Luft so leer, dass ich den zielstrebigen großen schwarzen Vogel über mir laut mit “Hallo Kormoran!” grüßen konnte ohne aufzufallen. Der allererste Vogel, der mir begegnete, war allerdings ein toter Jungvogel (Grasmücke?) direkt vor der Haustür gewesen: Den grüßte ich auch, aber mit einem traurigen “Ohhh…”.

Sehen Sie? Sie sehen niemand. Toll.

UND! Beim Laufen hatte ich eine weitere Idee für 20 Jahre Blogs auf der re:publica.

Durch allerlei Zackigkeiten war ich nur 30 Minuten später als sonst an meinem Büroarbeitsplatz.

Die Theresienwiese wird weiterhin heftig bearbeitet; in wenigen Wochen beginnt der Aufbau des Oktoberfests (und damit die Sperrung der Theresienwiese, trauriger Seufzer), bis dahin werden die Bauarbeiten wohl abgeschlossen sein müssen.

Am Schreibtisch geordnetes Abarbeiten, während es draußen frühsommerlich sonnig wurde (Hitze droht erst ab Freitag). Schöner Marsch zu meinem Mittagscappuccino.

Noch mehr aufregende Abwechslung: Ich bestellte einen großen Cappuccino. Ich verrücktes Ding.

Später gab es zu Mittag einen vorläufig letzten Apfel (fürs Wandern gekauft, weil halt ideales Wander-Obst), danach einen Schnitz selbstgebackenes Brot, gelbe Kiwi, Nektarine, Plattpfirsiche – ab sofort wird auf Sommerobst umgeschwenkt.

Wieder war ich wackelig und schwindlig – vielleicht bringt süßes Obst zu Mittag meinen Blutzucker durcheinander.

Heimweg in angenehmer Wärme über Einkäufe beim Vollcorner. Zu Hause warteten zwei Crowdfarming-Kisten auf mich: Italienische Aprikosen (Test ergab: hervorragend – fest, saftig, süß), und die ersten vier französischen Artischocken meiner “Adoption”. Ich war nicht sicher gewesen, welche Sorte und Größe die Artischocken haben würden: Es waren richtig große, runde – ich erinnerte mich, dass ich mal im Sommer in einem Münchner Restaurant frische Artischocken gegessen hatte, die um diese Jahreszeit aus Frankreich kamen.

Yoga-Gymnastik tat sehr gut.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell wieder eine meiner Bestellungen: Geröstete, eingelegte rote Paprika mit Feta gefüllt, darauf Mohnbutter und dazu Wildreis – diese Kombination stellte ich mir schmackhaft vor (und Mohn zu roter Paprika hatten wir bei unserem Besuch im Augsburger August kennengelernt).

Ergebnis: Nicht sehr hübsch, aber wirklich gut (zwei Erhitzungsformen zum Test: Backofen und Pfanne). Am meisten freute mich der Wildreis – nach dem Herr Kaltmamsell hatte suchen müssen, verkauft werden vor allem Mischungen mit spärlichem Wildreis-Anteil. Er bekam ihn dann im Reformhaus.

Erster Nachtisch Erdbeeren, zweiter Nachtisch Schokolade.

Auf instagram habe ich mir irgendwas eingetreten: Ich musste Dutzende Spam-Accounts blockieren, Porno-, Fake-, Motorsportliebhaber-, Lurker-Accounts; die Welle hatte zwei Tage vorher begonnen und wurde immer höher.

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Manche Steuerthemen finde sogar ich interessant:
“Schont Bayern Influencer bei der Steuer?”

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Es war dann Jimmy Kimmel, der nicht nur mit den Augen rollte, sondern den Shit auseinandernahm, mit dem US-Präsident Trump die Zone flutet. (Auf der re:publica wurde in einigen Sessions darauf hingewiesen, dass diese Technik sich von Lügen und von Propaganda unterscheidet: So viel hanebüchenen Blödsinn behaupten, dass irgendwann niemand überhaupt mehr hinhört.)

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https://youtu.be/baR4logaaOQ?si=M9nw_ELh5gDOPjlz

Journal Pfingstmontag, 9. Juni 2025 – Sonnenwanderung Kirchseeon-Aying auf neuen Wegen

Dienstag, 10. Juni 2025

Zu früh aufgewacht, aber statt weiterzuschlafen beschlossen, dass mir das gelegen kam. Am späten Vormittag wollte ich nämlich mit Herrn Kaltmamsell zur verschobenen Pfingstwanderung aufbrechen, vorher war jetzt noch reichlich Zeit für Bloggen, Internetlesen, Yoga-Gymnastik.

Draußen war es zapfig kalt, wurde aber immer sonniger – wie angekündigt und somit perfektes Wanderwetter. Herr Kaltmamsell hatte die vertraute Wanderung Kirchseeon nach Aying ausgewählt (allein schon durch das Ziel Aying mit herrlichem Biergarten und Brauerei attraktiv), dafür allerdings eine bislang unbekannte Strecke gefunden und auf sein Handy geladen.

Die Anreise nach Kirchseeon erforderte gestern Umsteigen: Bauarbeiten u.a. an der Stammstrecke. Also holte ich mir einen Mittagscappuccino auf die Hand im U-Bahnhof Sendlinger Tor (in Kirchseeon würde ich keinen bekommen), wir nahmen eine U-Bahn nach Trudering, von dort ging es mit der S-Bahn weiter.

Die neue Route war interessant und verlief tatsächlich zu etwa der Hälfte auf bislang unbekannten Wegen. Das gefiel mir unter anderem wegen weniger Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern, und dass wir dafür immer wieder in unübersichtlichem Gelände Matsch und Pfützen umgehen mussten, beeinträchtigte mein Gefallen nicht. Ich sorgte mich lediglich ein wenig um meine Haut: Zwar war ich sonnengecremt, doch wir gingen mehr in schattenloser Sonne, als ich vorhergesehen hatte.

Auf den Feldern herrschte reger Betrieb: Gestern wurde viel Heu gemacht. Ich staunte über die unterschiedlichen Grüntöne auf den Feldern.

Dreimal begegneten wir Reiterinnen auf jeweils sehr unterschiedlichen Pferden (mein Favorit war das überschaubar große Kaltblut mit Schlaghosen aus Haar). An den Büschen und Blumen verschiedenste Schmetterlinge und Libellen, auf dem Boden zweimal kleine Blindschleichen, am Himmel sahen wir Mauersegler, Milane, Bussarde, Falken. Doch ich sorgte mich über das Fehlen von Schwalben: In über fünf Stunden durch landwirtschaftliche Gegend sahen wir nur zweimal welche, um die Kuhställe flogen und tschilpten statt dessen Spatzen. Die fehlenden Schwalben waren mir ja schon an der Isar aufgefallen, und jetzt erinnerte ich mich: Die Starkregen im September 2024 hatten sie hier bei uns in großen Mengen niedergemacht.

Zweimal setzte wir uns zu kurzen Pausen auf Bankerl, bei der ersten gab es nach knapp zwei Stunden zur Brotzeit Apfel und selbstgebackenes Brot.

Neuer Wanderstart hinter Kirchseeon.

Neuer Weg durch Langhaargras (es sollte so heißen).

Volksfrömmigkeit I.

Volksfrömmigkeit II (“Gott sei Dank is do a Bank”).

(Erstes?) Heumachen.

Doblbach.

Wallfahrtskirche Maria Altenburg, rechts unser Brotzeitbankerl.

Flora bleibt im Gegensatz zu Fauna fürs Foto angenehm ruhig.

Besuch bei den Belties von Kastenseeon.

Abgefahrene Disteln.

Muss-Foto beim Ankommen in Aying.

Wir waren gut fünfeinhalb Stunden unterwegs gewesen, wie erwartet. Mein Schrittzähler behauptete, das seien lediglich gut 16 Kilometer gewesen – unwahrscheinlich bei dieser Gehzeit in flottem Tempo und angekündigten 24 Kilometern für die Route.

Vor allem kamen wir beim Wandern ins Reden, erzählten einander Infos aus den jüngsten Familiengesprächen, von der jeweiligen Lektüre, was uns gerade so im Kopf rumgeht.

Aber wie mein Mann immer sagt: Das Ziel ist das Ziel.

In diesem Fall der Biergarten des Brauereigasthofs, in dem wir neben Bier Brotzeitbrettl und mittlerweile extra zu bestellenden Pressack bekamen.

Rückfahrt wieder mit Umsteigen, diesmal in Giesing. Vor dem Heimkehren besuchten wir noch unseren freundlichen Nachbarschafts-Eisdieler und holte jeweils drei Kugeln (Preis 2025: 1,90 Euro) mit Sahne. Auch weiterhin wird hier die italienische Eissorten-Tradition hochgehalten: Vanille, Erdbeere, Stracciatella, Pistazie, Amarena etc., modern sind Blutorange und dunkle Schokolade, als abgefahren gilt bereits Walnuss-Feige. (Koriander-Limette et al. bekommt man aber 300 Meter weiter in der Hipster-Eisdiele Ecke Pestalozzi-/Müllerstraße, es lebe die Vielfalt.)

Früh ins Bett zum Lesen, die Aussicht auf eine Arbeitswoche betrüblich, auch wenn sie nur vier Tage hat.

Journal Pfingstsonntag, 8. Juni 2025 – Brotbacken, Isarlauf, Brudertelefonat

Montag, 9. Juni 2025

Gut und lang geschlafen, sogar das Sieben-Uhr-Schlagen vom Kirchturm St. Matthäus drang nur vage zu mir durch.

Tagesstart mit Brotbacken: Den alten Sauerteig verwendete ich für mein Schnelles Weizenmischbrot, brauchte dafür Roggenmehl 997 auf, ergänzte mit Roggenvollkornmehl. Eigentlich schon Experiment genug, doch dann verrechnete ich mich auch noch bei der Flüssigkeit, Ergebnis Spätzleteig. Spannend war dadurch vor allem der Schritt Einschießen: Würde sich der Teig-Klops vom Geschirrtuch im Gärkörbchen lösen oder es in den gusseisernen Topf mitreißen?

Heller Teigling, unregelmäßig geformt, in schwarzem Topf

Puh.

Blick in schwarzen, tiefen Topf, darin ein goldgelber Brotlaib mit aufgerissener Kruste, dahinter der Deckel des Topfes

Na geht doch.

Laufen wollte ich eigentlich meine nördliche Stammstrecke an der Isar ab Tivoli, doch die Tramgleise dorthin werden gerade bebauarbeitet, Anfahrt kompliziert. Fürs Radeln war mir das Wetter zu wechselhaft, ich plante um und nahm eine U-Bahn nach Thalkirchen. Meine gestrige Runde wurde Thalkirchen – Großhesseloher Brücke – Isarwehr Großhesselohe – Thalkirchen – Flaucher – Westermühlbach – Alter Südfriedhof.

Es war nicht viel los (das Wetter), mein Körper spielte gut mit (nur Andeutung von Zwicken in der bösen linken Wade), auf dem Heimweg kam ich immer wieder in ruhigen Gedankenfluss mit Tagträumen. Das Wetter war herrlich mit milder Temperatur, immer wieder aufreißendem Himmel, starkem erfrischenden Wind, der das Laub zu Filmscore-reifem Rauschen brachte.

Eisengeländer vor Wasser, davor eine Bank, auf der jemand sitzt, daneben ein Laubbaum, im Hintergrund am Ende des Gewässers ein gelbwandiges Wehr-Gebäude

wei schwarze Gänse hintereinander von der Seite auf hellem Kiesweg, dahinter ein Wasserlauf mit niedriger Brücke

Schon beim vorherigen Lauf hatte ich am Hinterbrühler See diese beiden schwarzen Gänse gesehen mit roter Schnabelwurzel. Meine Mastodon-Timeline half mir später beim Bestimmen: Obwohl doppelt so groß wie Stockenten, handelt es sich nicht um Gänse, sondern Enten, und zwar um Moschusenten (“die in Nord-, Mittel- und Südamerika vom südlichen Texas bis ins nördliche Argentinien beheimatet ist”). Andere fliegen nach Schottland, um ungewöhnliche Vögel zu sehen, ich lauf einfach so lange in der Nähe des Tierparks rum, bis sie dort auftauchen.

Sehr erhöhter Blick auf zwei Flussläufe, dazwischen und drumrum Wiesen und Wald, der Himmel darüber dunkel bewölkt

Endlich mal (früher) normaler Wasserstand der Isar, der Regen der Vortage hat wohl wirklich etwas ausgerichtet.

Baustelle um ein gelbes Wehrhäuschen im Kies, dahinter Auwald

Die Baustelle am Isarwehr Großhesselohe schreitet voran.

Sonnenbeschienene Fußgängerbrücke über Fluss, drumrum Auwald

Nahes Flussbett mit Kies, Steinen, Weiden, Wasser

Sonniger parkähnlicher alter Friedhof mit hüfthohem Gras und Blumen zwischen den vereinzelten Grabsteinen und großen Bäumen

Frühstück kurz vor zwei.

In mehrere Scheiben angeschnittener Brotlaib mit aufgerissener Kruste und mittgroßporiger Krume

Auf das frische Brot freute ich mich seit Stunden, aß eine Scheibe mit Grillgemüse, zwei mit Butter und Zuckerrübensirup, das Scherzl nur mit Butter. Das alles möglichst schnell, um nicht zu früh satt zu sein. Und dann war mir nicht mal schlecht!

Ausführliches Lesen der Wochenend-Süddeutschen, dazwischen langes Telefonat mit meinem Bruder. Jetzt weiß ich wieder, wo wer aus seiner Familie gerade steht – und dass er und seine Frau dieses Jahr überraschend schlagartig im leeren Nest ohne Nifften sitzen werden, nicht wie erwartet nach und nach.

Draußen gingen immer wieder heftige Regenschauer nieder, ich hatte mit meinem Isarlauf Glück gehabt.

Yoga-Gymnastik mit viel Dehnen für meine durchjoggten Beine, dann machte ich Herrn Kaltmamsell und mir Whiskey Sour zum Aperitif. Zum Nachtmahl bereitet er ein Curry aus Ernteil-Kartoffeln, -Brokkoli, -Kohlrabi, und zwar Aloo-Gobi-Style – das schmeckt wahrscheinlich eh mit allem, mit diesem schmeckte es auf jeden Fall. Nachtisch war Erdbeerkuchen von Schwiegers: Herr Kaltmamsell hatte den Tag dort verbracht.

Sturmwarnung (Bloggerin aus der Urspuppe) wies mich freundlicherweise daraufhin, dass ein Link in meiner Blogroll inzwischen Spam geworden war. Um diese Blogroll hatte ich mich seit Jahren nicht mehr gekümmert, merkte ich mit schlechtem Gewissen. Dabei scheinen Blogs seit einiger Zeit wieder ein wenig Aufmerksamkeit der Online-Forschung zu bekommen. Ich nahm mir die Zeit, die Liste durchzuaktualisieren, hier finden Sie den derzeitigen Stand.

Eine Liste von Blogs, für die ich mich interessiere. Manche davon wurden seit Jahren nicht aktualisiert – sie haben dennoch einen Platz in meinem Herzen. Manche sind verwaist, weil der/die Blogger*in dahinter nicht mehr lebt. Sie gehören immer noch zu denen, für die ich mich interessiere.

§

Nils Minkmar gestern in seinem Newsletter “Der siebte Tag” mal wieder mit optimistischen Erkenntnissen:
“Die große Illusion”.

In dieser Gesamtschau schlägt sich Europa nicht schlecht: Weder Macron noch Merz oder von der Leyen neigen zum Personenkult. Die politische Bühne wird nicht von Milliardären und Millionären allein bevölkert. Die checks und balances halten, Religion ist Privatsache und wer krank wird, ist nicht gleichzeitig auch ruiniert. Wer lügt und hetzt, erfährt Widerspruch. Wer vorgibt, seine Politik von Gott persönlich zu beziehen, bekommt den Rat, seine Seele ärztlich untersuchen zu lassen.

Europa ist nicht perfekt. Aber es könnte schlimmer sein.

Journal Samstag, 7. Juni 2025 – Umgeplanter Regensamstag: Schwimmen statt Wandern

Sonntag, 8. Juni 2025

Etwas unruhige Nacht, weil Ängste meinen Herzschlag hochtrieben, nach ausreichend Schlaf aufgewacht zu Regenrauschen. Das sich laut Wettervorgersage den ganzen Tag fortsetzen sollte: Der angekündigte Scheißwettertag im langen Pfingstwochenende war von Sonntag auf Samstag vorgerutscht. Für gestern hatten Herr Kaltmamsell und ich eigentlich eine ausführliche Wanderung geplant, die verschoben wir also auf den deutlich wetterberuhigten Montag – um den Preis, dass dann mehr Menschen unterwegs sein würden, aber ich hatte gelernt, dass mir Wandern bei strömendem Regen einfach keinen Spaß macht.

Freudige Überraschung: Die Wochenend-Süddeutsche steckte im Briefkasten!

Ganzkörper-Spiegelselfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren in voluminösem schwarzen Mantel, Jeans, Turnschuhen

Eine Schwimmrunde hatte ich für Sonntag geplant, die rutschte mit dem Regenwetter vor auf gestern, ich nahm eine U-Bahn zum Dantebad (meine eigenen Aufzeichnungen erinnerten mich daran, dass die Wassertemperatur im Sommer im Olympiabad gesenkt und mir zu niedrig wird). Dort war das Schwimmbecken herrlich wenig beschwommen, ich konnte gedankenverloren durchziehen. Nur hin und wieder spürte ich Regentropfen auf meinen Schultern.

Anschließend ging ich bis zur übernächsten U-Bahn-Station zu Fuß: Auf dem Weg war mir beim Radeln eine kleine Konditorei aufgefallen, in deren Schaufenster ich altmodische Buttercremetorten sah. Die wollte ich testen.

Hauseingang eines Altbaus aus rötlichem Stein, Holztür, darüber ein steinernes Frauengesicht, links vom Türrahmen ein braunes Hausnummernschild

Hauseingang in der Baldurstraße.

In der Konditorei Markus bekam ich Haselnuss- und Nougattorte, zudem Frankfurter Kranz fürs abendliche Dessert.

Um zwei frühstückte ich, was ich eigentlich als Wanderbrotzeit geplant hatte: Nektarinen und gelbe Kiwis mit Sojajohurt, darin Leinsamenschrot und Kürbiskerne.

Gestern nahm ich endlich meine Knochenschall-Kopfhörer in Betrieb. Novemberregen schwimmt seit einiger Zeit damit und hört Podcasts/Hörstücke, das las sich sehr attraktiv. Denn mir wird beim Schwimmen durchaus fad: Im Grunde kann ich nicht beurteilen, ob ich nach 3000 Metern aufhöre, weil ich erschöpft bin oder meinem Hirn jetzt wirklich nichts mehr einfällt.

Bestellt und aufgeladen waren die Kopfhörer schnell, doch dann verließ mich die Energie für die nächsten Schritte. Gestern koppelte ich sie mit meinem Handy und legte zum Ausprobieren eine einstündige Bügelrunde ein: Der Klang schien mir ein wenig dumpfer zu sein als bei In-Ear-Hörern, aber ich kam gut zurecht, auch mit den spärlichen Knöpfen daran (immer noch mehr als die An-/Ausfunktion durch Drücken auf den Kopfhörer meiner In-Ears, die ich immer wieder versehentlich betätigte, wenn ich sie weiter in den Gehörgang schob).

Nächste Schritte: Dateien auf die Kopfhörer laden (ich habe bereits nachgelesen, wie das geht), eine schwimm-taugliche Aufsetzform herausfinden (unter Badekappe?). Ziel ist, genug Podcasts oder andere Hörstücke in der Länge 75 85 Minuten zu finden, damit ich künftig nicht mehr Bahnen zählen muss, statt dessen in dieser Zeit unterhalten werde und etwas lerne, idealerweise anschließend locker noch weitere 1000 Meter schwimmen kann.

Draußen mehr Regen, durchaus auch heftig strömend. Erinnerungen an das schlimme Hochwasser vor einem Jahr. Eine Kollegin wohnt immer noch bei ihren Schwiegers, die eigene Wohnung liegt im Erdgeschoß und mitten in einer der am bösesten betroffenen Städte. Und hatte Ölheizung.

Den Nachmittag mit Rumlesen im Internet verbracht, interessante Dinge gelernt.

Endlich mal wieder eine längere Folge Yoga-Gymnastik (17 Minuten fühlen sich nach arg wenig an, zehn Minuten mehr sind willkommen). Adrienes Yoga-Hinweis “where attention goes, energy flows” lässt sich übrigens ganz hervorragend auf Medien-Konsum anwenden.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell die jungen Roten Bete aus Ernteanteil inklusive ihren dichten, knackigen Blättern (zur Erinnerung: das ist dieselbe Pflanze wie Mangold, nur halt auf Knollen gezüchtet -> Blätter verwenden wie Mangold).

Aufsicht auf Pfanne und Topf, in der Pfanne klein geschnittene Rote-Bete-Blätter und halbierte kleine Bete-Knollen, im Topf gekochte dunkle Körner

Dazu hatte ich Roggen gekocht: Gekauft für einen Einsatz beim Brotbacken, doch mit anderthalb Stunden Kochen in Salzwasser werden die Körner genau so saftig knackig wie z.B. Grünkern (diese Konsistenz liebe ich), haben zudem einen köstlichen Eigengeschmack nach Roggen. Dazu gab es Haselnusssauce. Gutes Abendessen!

Aufsicht auf nahezu unsichtbaren Gasteller auf Bast-Tischset, auf dem Teller drei halbe Stücke Torte, rechts daneben eine gelbe Serviette mit Kuchengabel

Tris di torte als Dessert, am besten schmeckte der Frankfurter Kranz mit überraschend fruchtiger Note.

Zur Abendunterhaltung ließen wir im Live-TV Disneys Encanto laufen – nett, dauerte mir aber mit ständigen Werbeunterbrechungen zu lange (die mich zudem immer ärgerlich aus der Filmstimmung rissen), ich las bei Wikipedia nach, wie er ausging.

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Schöne Geschichte von der Rettung einer mallorquinischen Dorfwirtschaft, ich drücke Daumen für den Erfolg.

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Hintergrundbericht über einen unterschätzten Beruf im Filmgeschäft: Casting (ab 2026 endlich eine Oscar-Kategorie).
“How Hollywood Finds Its Stars: Behind the Scenes With Casting Directors, the Most Important and Least Understood Job in Movies”.

“When casting is done well, people think that person fell from the sky,” Finn says. “Actually, we read 2,500 people to arrive at Tom Holland for Spider-Man.”

via @juliapuehringer, die auf Bluesky ganz erstaunlich regelmäßig Links zu Lesenwertem postet.

Journal Freitag, 6. Juni 2025 – Arbeit, Besorgungen, gutes Essen

Samstag, 7. Juni 2025

Kurz vor Weckerklingeln aufgewacht mit dem Gefühl, genug Schlaf bekommen zu haben.

Am fünften Tag in Folge keine Süddeutsche im Briefkasten; die ersten vier hatte ich bereits reklamiert, ungefähr bei dieser Grenze kam bislang ein Anruf mit Bitte um Entschuldigung. An Arbeitstagen kann ich mir ja mit dem Büro-Examplar behelfen, wenn ich schnell genug bin. Jetzt hoffe ich, dass wenigstens die Wochenend-Ausgabe eintrifft.

Keine Jacke für den Arbeitsweg, das langärmlige Baumwollkleid hielt warm genug. Nach nur Ahnungen in den Vortagen jetzt ganz deutlich: Die Linden blühen duftend. Weitere Natur: Zwei orange Eichhörnchen, die einander jagten, am Himmel viele Mauersegler, auf einem Bauzaun ein junger Rotschwanz. Und auf dem Platz vor dem Verkehrsmuseum zwei Frauen beim Yoga, ich passierte sie im forward fold.

Ich begegnete vielen aufgebrezelte Hijabis in prächtigem Glitzer (ihre männlichen Begleitungen ebenfalls festlich gekleidet), da fiel mir ein: Gestern war Opferfest.

Der Arbeitsrechner verschluckte sich seit 24 Stunden an erforderlichen Updates, erzwang dabei immer wieder Neustarts. Das ist immer eine ärgerliche Arbeitsunterbrechung, gestern ärgerte ich mich zusätzlich, weil ich gerade die Programme, die ich ständig brauche, zur jetzt so viel besseren Übersicht auf meine drei Bildschirm (MS Teams auf Laptop) verteilt hatte. Bisher bedeutete ein Neustart vor allem Ärger, weil ich mich in den meisten Programmen anmelden muss – und nach Neustart nochmal. (Hat da jemand „single sign on“ erwähnt? Wird in meinem Berufsleben seit mindestens 20 Jahren behauptet, ordne ich mittlerweile als Schlangenöl ein.) Die Arbeit mit mehreren Bildschirmen gefällt weiterhin sehr gut und hat eine angenehme Cockpit-Note.

Im Vordergrund ein Café-Tischchen aus Holz mit Intarsien, darauf eine blaue Tasse Cappuccino, im Hintergrund Café Besucher:innen und durch die große Glasfront sonnige Außenplätze

Mittagscappuccino im Westend, der Marsch hin und zurück in eher sonnigem Wetter, in Wind und milder Luft sehr angenehm.

Später beim Mittagessen (Nektarinen, Hüttenkäse) stellte ich allerdings den ersten Nachteil der schönen neuen Welt mit multiplen Bildschirmen fest: Der Schreibtisch ist ganz schön voll. Teetasse oder Wasserglas kann ich nur noch mit Strecken erreichen, eine Zeitung passt zum Lesen nicht mehr an die Seite – ich musste die Fensterbank rekrutieren.

Gestern zwickte es überdurchschnittlich schmerzhaft links von der Lendenwirbelsäule, was mich besonders oft zwischen Arbeiten im Stehen und im Sitzen wechseln ließ. Irgendwann probierte ich als Gegenmittel die Kamel-Rückbeuge aus der Yoga-Gymnastik im Stehen: Es krachte an verschiedenen, auch unerwarteten Stellen im Körper – und das Zwicken war weg. (Ich wünschte, ich wüsste für jede Art von Zwicken solch wirkmächtigen Gegenmittel.)

Nach pünktlichem Feierabend nahm ich eine U-Bahn in die Innenstadt für Besorgungen – leider mit geringem Erfolg. Im Camper-Laden probierte ich zwei Sandalen-Modelle, die ich online entdeckt hatte, doch schon nach wenigen Schritten wusste ich, wo ich auch nur mit 100 Schritten mehr Blasen haben würde. Also keine neuen Sandalen. Dann suchte ich beim Ludwig Beck nach meinem neuen Nagellack-Liebling: Dort wurde genau diese Marke OPI gerade aussortiert, und die gesuchte Farbe, so wurde mir beschieden, sei ohnehin seit Jahren nicht mehr im Programm. (Nebenbei wieder bemerkt: Auf der Theatinerstraße sehe ich immer ausgesprochen interessant gestylte Frauen verschiedenen Alters.)

Etwas erfolgreicher: An seinem letzten Arbeitstag vor Urlaub holte ich mir im Vorbeigehen beim Friseur einen Termin nach seinem Urlaub – werde allerdings noch drei Wochen eingewachsen durchhalten müssen. Wenigstens bekam ich im Allnatura nahezu alles von der Einkaufsliste.

Daheim Yoga-Gymnastik, dann Freitagabend-Drinks:

Auf einer Balkonbrüstung zwei Weißweingläser mit trüber heller Flüssigkeit, dahinter Bäume

Wir gossen nochmal handgemachten Vin d’orange mit Prosecco auf (das letzte Restl mit Mineralwasser – das schmeckte uns sogar noch besser).

Ein Block Thunfischfleisch in Farbverlauf hellrose bis weinrot auf einem Stück Wachspapier

Herr Kaltmamsell hatte eine Hypothek auf unsere Wohnung aufgenommen, die uns nicht mal gehört, und auf meinen seltenen Wunsch frischen Thunfisch zu Goldpreisen gekauft: Einen, den man ethisch vertreten kann, von einem spanischen Familienbetrieb mit eigenen Händen gefangen und beim Dallmayr in die Theke gelegt.

Holztisch mit Bast-Sets, darauf Glasteller mit gebratenem Thunfisch-Steak, grünem Spargel, einer mittelbrauenen Sauce, sonst auf dem Tisch gelbe Servietten, Gabel und Messer, gefüllte Weingläser mit Rosé

Es gab ihn mit gebratenem grünen Spargel (dieses Jahr habe ich nicht die geringste Lust auf weißen), beides mit einer Haselnuss-Chili-Sauce, die mir eingefallen war und die Herr Kaltmamsell umsetzte. Schmeckte alles hervorragend, dazu passte der spontanvergorene Rosé Pittnauer Dogma.

Nachtisch Speiseeis und Schokolade, Abendunterhaltung war eine neue TV-Serie, deren Beschreibung ich attraktiv fand, unter anderem weil darin allgäuer Schwäbisch gesprochen wird: Tschappel, hier in der Mediathek. Ich fand die ersten beiden Folgen tatsächlich originell in ihrer nicht-realistischen, schnellen Machart, sehr nett ein bissl drüber – doch auch die werde ich sehr wahrscheinlich nicht weiter schaffen.

Im Bett war mir nicht nach der düsteren Stimmung von Unser Deutschlandmärchen, statt dessen griff im zu einem Papierbuch, das schon so lange auf meinem Nachtschränkchen steht, das es sich zu verbiegen beginnt: The Season. A Candid Look at Broadway von William Goldman (den man vor allem als Drehbuchautor kannte, der aber auch sehr spannende und reflektierte Bücher über die Branche schrieb). Gleich im ersten Kapitel beschreibt er einen der späten Auftritte von Judy Garland – das war genau das richtige vorm Einschlafen.

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Gestern zum ersten Mal zufällig das Mastodon-Profil von @novemberregen geöffnet – und mich sehr gefreut, denn da steht etwas, was wir alle, die wir wo und wie auch immer Sachen ins Web schreiben, berücksichtigen sollten:

Personal Commitment:

I take responsibility for what I share on social media.
I don’t post anything that degrades, dehumanizes, or makes blanket judgments – not even for a supposedly good cause.
I check sources and think about possible impact.
I won’t build belonging through mockery or outrage.
I care about real engagement – nuanced, respectful, open.

I make mistakes. If you spot one, please tell me.