Essen & Trinken

Journal Sonntag, 13. Oktober 2024 – Das ist wohl das Jahr der Regenläufe

Montag, 14. Oktober 2024

Nach dem Guten-Morgen-Kuss und auf die Frage nach der Qualität seines Nachtschlafs hörte ich nach Langem mal wieder von Herrn Kaltmamsell: Er habe das Licht später gelöscht als geplant, weil er so lange noch gelesen habe – ich hatte ihm auf Wunsch David Schalkos Roman Schwere Knochen geliehen, weil hard boiled und starke Erzählstimmer sehr gut zu seiner Liebe für klassische noir-Krimis passt und weil er zu meiner Buchbesprechung umgehend auf den Film Der dritte Mann hingewiesen hatte.

Ich hatte gut und genug geschlafen, das war schön. Wieder ließ ich mir von der Wettervorhersage nicht in meine Tagespläne dreinreden, wieder zahlte ich dafür den Preis, im Regen an der Isar zu laufen, der (auf dem Regenradar absehbar) exakt dann einsetzte, als ich gegen halb elf in Thalkirchen aus der U-Bahn kam. Doch es war ja nicht wirklich kalt (ca. 12 Grad), und die Herbstbuntheit der Bäume verschönte das Licht.

Ich hatte diese Strecke gewählt, weil fast der gesamte Rest Münchens von Leuten belegt war, die gerne unter besonders vielen anderen Menschen laufen: München-Marathon. Mit meiner Vorliebe für besonders menschenarme Laufstrecken war ich aber nicht allein: Trotz Regenwetter kamen mir so viele andere Läufer*innen entgegen wie an einem Sonntag üblich. Zum Spazierengehen war dafür fast niemand unterwegs.

Als ich in der ersten halben Stunde bereits recht gründlich nass war, hatte ich die Idee, nicht wie sonst bis Pullach und zurück nach Thalkirchen zu laufen, sondern das nasse Warten auf eine U-Bahn heim durch Lauf bis Großhesseloher Brücke und von dort über Flaucher und Alten Südfriedhof bis ganz nach Hause zu umgehen. So machte ich das auch, unter anderem weil ich die Ausblicke vom Flaucher sehen wollte. Es regnete fast durchgehend in unterschiedlicher Stärke, nur etwa zehn Minuten machte der Regen Pause.

Regnerisches Draußen, vor einem Mäuerchen vor Bäumen, auf dei "2024" gesprüht wurde, schiebt ein Mann unterm Schirm einen Kinderwagen

Breiter Weg an einem Fluss (links) mit buten Flussauen im Regen

Dunkler Himmel und Regen über bunten Bäumen, links ein Wasserlauf

Wasserfläche im Regen, im Vordergrund Schwäne, im Hintergrunde herbstbunte Bäume

Der linke der Jungschwäne fauchte mich beim Vorbeilaufen an.

Bunte Herbsbäume im Regen, linka ein Kanal, davor ein Geländer

Blick von hoher Brücke auf Flusslandschaft im Regen: Zwei Wasserläufe, dazwischen Wege und bunte Bäume

Treppe in regnerischem Herbstwald

Breiter Weg durch Laubwald, die Bäume grün, wenig gelbes Laub auf dem Weg

Flusslandschaft von Nahem mit vielen großen Steinen, im hintergrund bunte Bäume, dazwischen drei Personen

Breiter Holzsteg zwischen Bäumen unter dunklem Himmel, im Vordergrund eine Person in weißen Hosen mit grauer Steppweste

Wassertreppe neben einem Wehr, rechts ein herbstbunter Busch

Blick durch Unterführung ins Helle, als Silhiuette ein Mensch mit Schirm

Vor alten Grabdenkmälern im Regen: Ein riesiger Baum in Stücken

Auf dem Alten Südfriedhof ein weiterer riesiger Baum weniger.

Mein Körper spielte hervorragend mit, erst am Ende der gut anderthalb Stunden spürte ich ein Ziehen in den Sitzbeinhöckern.

Eine Konsequenz zog ich aber aus der gehäuften Regnerei bei meinen Läufen: Ich bestellte eine richtige Regenjacke, denn wieder war nur meine Unterhose trocken geblieben – meine bisherige Jacke, 15 Jahre alt, ist eigentlich ein Windbreaker.

Nach dem Duschen vor dem Anziehen noch eine kleine Flick-Runde: Die dicke Strumpfhose, deren Löchlein an den Zehen ich schon am Samstag geflickt hatte, hatte mich mit einem weiteren Zehenlöchlein im anderen Bein überrascht. Und die Hose, die ich gestern tragen wollte, brauchte einen neuen Knopf.

Frühstück um zwei: Roggenvollkornbrot mit Majo (ich wollte einen herzhaften Aufstrich), sehr viel Gewürzkuchen (im Teller Milch angegossen, so esse ich ihn am liebsten).

Nachmittags beruhigte sich das Wetter, als ich ein Stündchen bügelte, kam sogar Sonnenschein durchs Fenster. Zeitung der vergangenen Woche aufgelesen.

Mein Beitrag zum Nachtmahl: Apple Crisp aus den Ernteanteil-Äpfeln. Während der im Ofen buk, turnte ich eine Runde Yoga-Gymnastik (eine zehnminütige Folge Schnaufen übersprang ich, so bekam ich gestern zackigen Flow – jeder Atemzug eine Gymnastik-Bewegung). Das eigentliche Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell: Ernteanteil-Lauch chinesisch mit schwarzen Bohnen, dazu Reis. War gut!

In einem weißen tiefen Teller gegarte Apfelstücke mit Streuseln, drumrum weiße Flüssigkeit, dahinter eine Aufflaufform mit mehr Äpfeln und Streuseln

Das Backen verbesserte die Äpfel definitiv (dazu flüssige Sahne).

§

Im aktuellen SZ-Magazin ein spannender Artikel über den Buchmarkt-Boom “New Adult”: Liebesgeschichten, die vor allem Frauen ansprechen (€).
“Liebe, Sex und Umsatzplus”.

Zuerst war New Adult ein rein amerikanisches Phänomen. Verlage wollten jene Zielgruppe erschließen, die gerade aus der Jugendliteratur, also Young Adult, herausgewachsen ist, und erfanden den nächstlogischen Begriff. Angesprochen werden junge Frauen im Alter von 16 bis 25.

(…)

Heute löst ein nationaler Bestseller den nächsten ab, die Zahlen klingen ja selbst wie Fiktion: Menschen zwischen 16 und 19 Jahren gaben in Deutschland 2023 für Bücher 77 Prozent mehr Geld aus als noch 2019. Auch dank ihnen hat der deutsche Buchmarkt im Juli ein Umsatzplus von 2,8 Prozent verkündet. »Junge Leser retten den Buchmarkt«, titelte die Nachrichtenagentur dpa und hatte fast recht. Treffender wäre: Junge Leserinnen retten den Buchmarkt.

Die zentrale Neuerung in meinen Augen: Diese Leserinnen sehen sich als Community, treffen sich zu Festivals, professionell organisiert vom Verlag mit VIP-Karten für 79,90 Euro, auf denen sie ihre Lieblingsautorinnen treffen und sich austauschen.
Ja, wie Daniela Gassmann assoziierte auch ich Taylor Swift, mehr noch aber dachte ich an Jasper Ffordes Roman The Eyre Affair, der in einer Welt spielt, in der Literatur-Klassiker so tief Teil der Alltagskultur sind, dass u.a. Shakespeare im Theater mitgesprochen und mitgespielt wird (siehe Vorführungen Rocky Horror Picture Show).

Jetzt sehe ich eine Zukunft vor mir, in der man sich für Literatur-Festivals wie die Lieblings-Romanfigur verkleidet, Roman-Cosplay wie hier in Hamburg (zu Gaming, Anime, Manga).
(Schrieb die Frau, die durchaus eine Zeit lang gerne schwarze Jeans mit einem bestimmten schwarzen T-Shirt trug, um sich wie Ruth Cole aus John Irivings Widow vor one year zu fühlen. Allerdings gibt es selten literarische Figuren, die so stark über ihre Kleidung charakterisiert werden, dass man sie Cosplayen kann.)

Herr Kaltmamsell kann ja von den Conventions (Fan-Festivals) seiner Jugend berichten, Heftroman-Leserfestivals wie zu Perry Rhodan – aber das war halt Männer-Trivialliteratur. (Lesen ist Lesen, das Zusammensetzen abstrakter Zeichen in Sprache, die dann im Kopf Bilder und Handlung erzeugt – lesen Sie bitte einfach, was Sie freut!)

Journal Samstag, 12. Oktober 2024 – Herbstschwimmen- und -lesen, beheiztes Fremdsitzen

Sonntag, 13. Oktober 2024

Beim Aufwachen funkelte mich vom ganz leicht schon hellen Himmel Venus an. Ich hatte wirklich gut geschlafen, mit schönen Gefühlen von der Augusthochzeit geträumt.

Über herbstlich bunten, aber verschwommenen Bäumen ein Kirchturm im Nebel

Das richtige Tagwerden brachte ein wenig Herbstnebel mit, in der Münchner Innenstadt selten.

Die Tagesplanung war davon bestimmt, dass ich abends mit Herrn Kaltmamsell in ein Konzert gehen würde, das als Chorkonzert angekündigt war (die Formulierung hat Gründe). Und zwar als die-Frau-an-seiner-Seite, denn er war als Mitglied des Direktorats eingeladen.

Nach dem Bloggen und ein wenig Räumen machte ich mich recht früh fertig fürs Schwimmen. Da es doch nicht so sonnig war, wie die Wettervorhersage als Möglichkeit angekündigt hatte, entschied ich mich fürs Olympiabad (und nicht Dantebad, in dem ich gern im Sonnenlicht geschwommen wäre), fürs Radeln dorthin brauchte ich Mütze und Handschuhe.

Die Schwimmrunde verlief nur mittelgut, weil sie sich anstrengend anfühlte, unter anderem wegen eines zickenden rechten Ellbogens: Eines der seltenen Male, dass ich nach meinen 3.000 Meter stolz auf mich war, weil ich das Gefühl hatte, etwas geleistet zu haben.

Durch eines der Plexiglas Dächer des Olympiageländes schräg nach oben fotografiert, man sieht den Olympiaturm, zu seinen Füssen sonnige Herbstbäume, lnks davon das BMW-Gebäude, im Vordergrund einige Passanten

Auf dem Heimweg kaufte ich in Schwabing Espresso. Mittlerweile nehme ich an, dass ich die einzige Kundin in diesem Café bin, die das Angebot Kaffebohnenkauf mit Mahlen nutzt: Die (freundlichen) Angestellten wirken jedesmal überfordert, und der Chef muss eingeschaltet werden. Ich habe auch gelernt, “zweimal ein halbes Kilo” zu bestellen statt “zweimal ein Pfund”, um eine weitere Rückfrage an den Chef zu vermeiden.

Ich juckelte von roter Ampeln zu roter Ampel heim, eine davon nutzte ich, um in mehr Sonne und Wärme Mütze und Handschuhe abzulegen.

Frühstück kurz nach eins: Apfel (nee, die taugen wirklich besser für Kuchen), Roggenvollkornbrot mit Butter und Tomate (jetzt wohl wirklich die letzten aus Ernteanteil), eine Scheibe mit spanischer Nocilla.

Gemütlicher Lesenachmittag an Esstisch und auf Sofa: Wochenend-Süddeutsche, SZ-Magazin vom Freitag, Roman Long Island von Colm Tóibín.

Von Papier fotografierte Grafik mit Überschrift „Sars-CoV-2 Viruslast im Abwasser von München“, darauf eine Kurve, die Ende September steil nach oben geht

Nur für Chronik hier festgehalten, aus dem Münchner Lokalteil der Süddeutschen.

Da wir zu unserem Abendtermin schon kurz nach sechs das Haus verlassen mussten und mir ein Abendessen vorher zu früh war, bereitete Herr Kaltmamsell das Nachtmahl so weit vor, wie es ging, und wir verschoben auf danach.

Das Konzert hatte dann mit Kindern zu tun und war nur zu einem geringen Teil ein Chorkonzert. Sagen wir so: Es war warm, ich konnte sitzen, und niemand wollte etwas von mir. Das waren doch schonmal drei positive Faktoren.
Und auf den letzten Metern des Hinwegs bekam ich Fledermäuse zu sehen, viel größere als bei uns am Haus.

Zurück daheim waren wir nach halb zehn, als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell dann um zehn: One-Pot-Pasta mit Kürbis.

Weißer, tiefer Teller auf Tischset aus Korb, im Teller Spaghetti, Kürbisstücke, kleine Spinatblätter, Walnussstücke, rechts daneben eine rote Serviette, Gabel und Löffel

Schmeckte hervorragen, die Kombination Kürbis-Spinat (oder Mangold) hatte mir sofort eingeleuchtet. Zum Veganisieren würde ich den Feta durch Kichererbsen aus der Dose ersetzen (die Eiweiß-Komponente) und mit ein wenig Zitronensaft abschmecken. Nachtisch Gewürzkuchen.

Zum Einschlafen brauchte ich ein wenig Nasenspray: Nach Langem mal wieder Chlorschnupfen vom Schwimmen.

Journal Freitag, 11. Oktober 2024 – Wenig tiefer Freitag

Samstag, 12. Oktober 2024

Endlich mal wieder richtig gut geschlafen, hätte auch länger als bis Weckerklingeln sein dürfen. Trockener und noch milder Weg in die Arbeit, aber es begann bald zu regnen und regnete über den Tag immer wieder.

Die Bürotemperatur war wieder zurück auf Kühlschrank und Frieren, ich legte den Schal um, den ich für das angekündigte Sinken der Außentemperatur eingesteckt hatte. Mittelgeordnetes Arbeiten, zumindest war davon einiges mit physischer Bewegung verbunden.

Meinen Mittagscappuccino nahm ich im nächstgelegenen Bäcker Wimmer, weil ich dort wieder ein Roggenvollkornbrot kaufte – war viel zu heiß, es dauerte lang, bis ich ihn auf Trinktemperatur runtergepustet hatte.

Im Vordergrund Cappuccinotasse auf dunkler Holzfläche, im Hintergrund unscharf die ausgeleuchtete Verkaufstheke einer Bäckerei

Später Mittagessen: Eigeweichtes Muesli mit Joghurt, Äpfel aus Ernteanteil (unser totkranker Apfelgarten hat in diesem regionalen Obst-Boom-Jahr nochmal durchgezogen) – die arg hart und wenig aromatisch waren; vielleicht eine Sorte, die erst noch liegen sollte. Die restlichen werden am Wochenende zu Apple Crisp verarbeitet werden.

Frau mit weißen kurzen Haaren und Brille nutzt Handykamera als Spiegel, bleckt Zähne

Zahncheck (wegen Leinsamenschrot) mithilfe der Handykamera vor Weiterarbeiten.

Feierabend machte ich nicht so früh wie geplant, weil am Ende meines Arbeitstages noch etwas zur Erledigung reinkam – ich hoffe, meine Konzentration reichte noch für die nötige Sorgfalt und ich muss nicht nächste Woche korrigieren, nacharbeiten, um Entschuldigung bitten.

Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe beim Vollcorner für den Abend und das Wochenende. Zu Hause buk ich erstmal wie geplant Gewürzkuchen, um den idealen Wohnungsduft für die ersten richtig kalten Herbsttage zu erzeugen. Schokoladeschmelzen in einer Frühstückstasse, um am nächsten Morgen Milchkaffee mit Schokonote daraus trinken zu können.

Während der Kuchen im Ofen war, turnte ich Yoga-Gymnastik, eine eher anstrende Folge. Jetzt war Zeit für Wochenendfeiern. Zum Aperitif schüttelte/goss ich nochmal den Cocktail French 68, hatte einen Piccolo dafür gekauft (ich mag sehr gerne mal ein Glas Schaumwein oder Schaumwein-Cocktail, scheue mich aber meist, dafür eine große Flasche zu öffnen), schmeckte wieder sehr gut.

Nahaufnahme der unteren Hälfte einer Weinflasche, auf dem Etikett eine scharze Zeichnung zweier Menschen auf einem Traktor, die von einem dritten geschoben werden, Schrift "rennersistas", rechts und links stark angeschnitten gefüllte Weingläser

Fürs Nachtmahl öffnete ich von den Rennersistas aus Gols ihren Waiting for Tom (Pinot Noir, Blaufränkisch, Zweigelt), passte ganz gut zu dem freitagsklassischen Entrecôte mit Kürbisspalten aus dem Ofen. Nachtisch viel Süßigkeiten.

Sehr früh ins Bett, meine Stimmung wollte sich auch durch Alkohol nicht aufhellen.

Blcik von unten auf ein großes Fenster, durch das man Park mit bunten Blättern und Nachthimmel mit etwas Mond sieht

Statt zu lesen schaute ich noch ein wenig aus dem Fenster und den Halbmond an, der sich gerade von Wolken befreite (in Echt nicht so bunt wie auf dem Foto, da muss die Software noch größere Realitätsnähe ermöglichen).

§

Maximilian Buddenbohm erinnert sich an Lebensmitteleinkauf vor Supermarkt:
“Sich einfach alles nehmen”.

Nein, ich kenne das nicht: Ich wuchs in einem Neubau-Wohnblock-Arbeiterviertel in Ingolstadt auf, dazu gehörte selbstverständlich ein Supermarkt. Gleich daneben lag aber noch eine Reinigung/Wäscherei mit Mangel (habe den Geruch sofort in der Nase). Mein erster ganz eigenständiger Einkauf in diesem Supermarkt, noch im Kindergartenalter, scheiterte allerdings: Ich wollte an der Wursttheke ein Wienerl für den Boxer-Hund der Nachbarin kaufen, Sultan, den ich sehr liebte. Zu meiner großen Indignation schenkte die Verkäuferin mir die Wurst einfach. Wo ich sie doch KAUFEN wollte! Von MEINEM Geld!
(Sagt wahrscheinlich sehr viel über mein Naturell aus: Dass ich mich an praktisch keine Erlebnisse aus meiner Kindheit erinnere – aber daran sehr gut und lebendig. Weil die Welt sich nicht so verhielt, wie ich mir das vorstellte, damit kommte ich bis heute nicht gut zurecht.)

Weitere Erinnerung an diesen Supermarkt (Kette Meyer? “Keine Feier ohne Meyer”? Aber hatten die wirklich Filialen in Bayern?): Die kostbaren kleinen Granini-Fläschchen, die ich ganz hin und wieder für die Kindergartenpause gekauft bekam.

Nachtrag: Auch im Kännchen-Café erinnert sich Vanessa an Lebensmitteleinkauf in ihrer Kindheit.

§

Nein DU heulst.
“Gehörlose Abgeordnete Heubach hält erste Rede”.

Zum Thema Stärkung des städtebaulichen Klimaschutzes stimme ich Heubach in allem zu.

Am teuersten wird es dann, wenn wir nichts tun.

Journal Mittwoch, 9. Oktober 2024 – Dörte Hansen, Altes Land

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Eine bessere Nacht, das Arbeitsleben hielt mich nicht mehr ganz so wach. Dennoch war mir klar, dass ich keine Energie für den ersten Theatertermin meines Abos 2024/25 am Abend aufbringen würde, früherer Feierabend war sicher nicht drin.

Nachdem ich zu ausgiebigem Regen eingeschlafen war, überraschte mich der klare Himmel auf dem Weg in die Arbeit – und erfreute mich.

Noch von Mallorca aus hatte ich meinen Mittagstermin gebucht: Beinenthaarung. Und den wollte ich wegen unangenehmer Flauschigkeit unbedingt wahrnehmen, Arbeitsdruck hin oder her (ich ließ bereits eine Firmen-interne Veranstaltung ausfallen, die mich eigentlich interessiert hatte). Also marschierte ich durchs sonnige Westend in Turbotempo dorthin. Wieder fiel mir unterwegs auf, dass die Gschwerl-Szene am Gollierplatz immer größer wird. Als Anwohnerin des Nußbaumparks habe ich ja über viele Jahre einen Blick für diese Menschengruppe entwickelt: Am Nußbaumpark wächst sie Richtung Marien-Apotheke, außerdem haben sich Gruppen am Anfang der Reisingerstraße gebildet. Und die Handvoll am Gollierplatz ist jetzt auf bis zu 20 Personen gewachsen.

Nach dem Körperpflege-Einsatz durch milde Sonne zurück ins Büro gepest. Erst jetzt Mittagessen: Apfel und restliches Roggenvollkornbrot.

Über den Arbeitsnachmittag durch verlor sich erstmals seit Montagmorgen das Zeitraffer-Gefühl, endlich schaffte ich Dinge ohne Gehetzheit weg, nahm mir wirklich alle E-Mails aus meinem Urlaub vor. (Aber noch gibt es eine besonders unangenehme Sache, um die ich mich drücke.)

Schöner Heimweg durch sonnige Herbstfarben. Einkaufsstopp beim Aldi: Süßigkeiten.

Daheim Waschmaschinenbefüllen, Maniküre, Yoga-Gymnastik. Keine Chance auf Theaterbesuch.

Herr Kaltmamsell hatte gekocht: Krautwickel auf polnische Art. Also eine Annäherung an die meiner polnischen Oma, die er allerdings nur aus meinen Erzählungen kennt (und die legendär waren).

Aufsicht auf einen Topf voller Kohlrouladen in Tomatensauce

Gefüllt mit einer Hackfleisch-Reis-Mischung. Sie waren nicht mal halb so groß wie die meiner Oma – aber das lag auch daran, dass sie riesige Spitzkohl-Blätter zur Verfügung hatte und Herr Kaltmamsell einen viel kleinerern Sptzkohl aus Ernteanteil verwendete. Die Version von Herrn Kaltmamsell schmeckte hervorragend – auch wenn die Krautwickel meiner Oma unerreichbar bleiben werden (sie hatte schon die letzten Jahre ihres 85 Jahre dauernden Lebens keine Lust mehr, sich die viele Arbeit zu machen, der letzte Genuss ist also ein paar Jahrzehnte her).

Endlich meinen Handy-Vertrag umgestellt. Ich hatte einen sehr teuren, mit dem ich im Grunde mein iphone abstotterte, fand ich in Ordnung. Doch dessen Laufzeit endete mit Januar. Seither schaffte ich es nicht, mich zum Wechsel aufzuraffen und vergab damit die Chance, mehrere hundert Euro zu sparen. Ich muss es ja haben, meine Güte.

Auch ein endlich: Nachricht über meinen Vater, der geplant im Krankenhaus liegt. Bislang alles ordnungsgemäß.

Als auf der sonntäglichen Familienfeier die Senior-Herren erwähnten, sie seien ja mit 58 respektive 60 Jahren in Rente gegangen, musste ich durchaus schlucken. Bis mir einfiel, dass beide bereits mit 15, 16 Jahren ins Arbeitsleben gestartet waren.

Im Bett Dörte Hansen, Altes Land ausgelesen, bis zuletzt durchaus gern. Ich mochte die Dichte der Erzählung – wobei ich streckenweise etwas zu viel in den kurzen Roman reingesteckt fand, die Dichte hatte einen Preis: Die Figuren waren mir zu deutlich erklärt und vor-analysiert, statt dass sie sich durch Handlung entfalteten, viel kippte ins Klischee. Manche Passagen lasen sich wie die Zusammenfassung von etwas Längerem (z.B. Marlenes und Annes Reise nach Polen), da konnte sich die Erzählung natürlich nicht mit Entfaltung aufhalten. Unwohl war mir oft bei dem kolumnenhaft launigen Tonfall, der einerseits meist eh offene Stereotyp-Türen einrannte, zudem menschliches Leid verächtlich machte. Keine der Figuren kam mir nahe, am ehesten noch der ordnungsliebend verlorene Heinrich Lührs. Dass diese Mischung aus Launigkeit und Naturbeschreibung zu einem Bestseller wurde, kann ich aber sehr gut verstehen.
Was bei meiner eigenen Lektüre mitschwang: Alle angerissenen Themen habe ich erst kürzlich deutlich besser literarisch verarbeitet gelesen.
– Landleben in Reinhard Kaiser-Mühlecker, Wilderer (inklusive Spannungen mit Stadtleben) und Ewald Arenz, Alte Sorten (hier glaubwürdige, ernst genommene Figuren)
– Vertriebenen-Flucht am Ende des Zweiten Weltkriegs und Konflikte beim Einquartieren in Deutschland in Ulrike Draesner, Die Verwandelten (die nicht explizit immer wieder darauf hinweisen muss, dass diese Generation über vieles schweigt)

§

Großen Dank an Stefanie Sargnagel: Ich muss mich seit einiger Zeit gezielt schützen vor Reportagen zu den Grauen der Zeitgeschichte, menschlich nachvollziehbare Einzelfälle überforden mich. Sargnagels Perspektive aber ist entfernt genug davon, sodass ich mich darauf einlassen kann: Von Lampedusa aus stieg sie mit einem Sea-Watch-Team in ein Flugzeug, um aus der Luft Menschenrechtsverletzungen zu beobachten.
“Mit Stefanie Sargnagel und Sea-Watch vor Ort auf Lampedusa”.

Journal Montag, 7. Oktober 2024 – Arbeitsleben halt

Dienstag, 8. Oktober 2024

Mittelunruhige Nacht, die Aussicht auf Arbeitsleben so bedrückend wie schon lange nicht mehr.

Ich rüstete mich mit Wollkleid und Kaschmirstrumpfhosen gegen die Bürokälte, mit glitzernden roten Mary Janes gegen Trübsal. Der nächtliche und morgenliche Regen hatte aufgehört, mir kam sogar die Luft leicht mild vor.

Was dank der Vorarbeit am Wochenende klappte: Ich hit the ground running. Allerdings hatte ich schon wieder vergessen, dass ich von solchen Hochdruck-Arbeitssituationen Stresskopfweh bekomme und mich wie ein eingesperrtes Tier mit Fußfessel fühle, am liebsten mein eigenes Bein abgenagt hätte, um mich zu befreien. Und da war noch nicht mal einkalkuliert, dass in meiner Abwesenheit auch Fehler passiert waren – schlicht menschliche, für die ich mir aber erstmal eine Lösung überlegen muss (gestern war mir noch nichts eingefallen, beim verursachenden Dienstleister Rabatz zu schlagen, würde nichts lösen; allerdings darf ich nicht vergessen, ihn darauf hinzuweisen, kostet schon wieder Zeit).

Ich haute Zeug weg für drei Arbeitstage, weil musste halt, war nach dem ersten Arbeitstag überrascht, dass es erst 11 Uhr war. Vor dem nächsten ging ich also zu einem schnellen Mittagscappuccino zu Nachbars. Die Luft war tatsächlich mild, trotz der Schlacht am Schreibtisch bekam ich mit, dass der Tag sogar sonnig wurde.

Aufsicht auf eine Kiste mit Quitten

Um den späteren Mittag erschien meine Quittenfee, beschenkte mich reich und verwandelte mein Büro in eine Duftkammer. Spätes Mittagessen: Apfel, zwei dicke Scheiben Roggenvollkornbrot.

Nach dem zweiten Arbeitstag gegen 15 Uhr war mir schlecht und ich hing schwer in den Seilen. Aber half immer noch nichts, es war etwas vor Plan hereingeschneit, und von meinem Einsatz hing ab, dass andere Leute ihre Arbeit machen konnten.

Während des dritten Arbeitstags konnte ich sogar das Fenster im Büro gekippt lassen, es kam von draußen warm herein. Aber jetzt war ich durchaus so durch, dass mir graute: Morgen muss ich hier ja wieder her. (Zudem ich bin ganz kurz davor, mir mal eine echte Nachrichtenpause zu gönnen. Einfach eine Weile gar nichts mehr von Politik und Weltgeschehen mitbekommen, vor ein paar Jahrzehnten konnte ich das doch auch.)

Irgendwann hatte ich Feierabend.

Blick von unten auf einen neo-gotischen Kirchturm vor knallblauem Himmel

St. Paul ohne Oktoberfesties-Belästigung.

Heimweg durch sehr angenehme Luft und schönes Licht. Ich brachte lediglich Energie für einen kurzen Abstecher in den Drogeriemarkt auf (den durchlief ich allerdings dreimal bis ich die zwei benötigten Produkte gefunden hatte – es ist ein Wunder, wie unterschiedlich individuelle dm-Läden arrangiert sind).

Zu Hause holte ich den kleinen Koffer aus dem Keller, mit dem ich am Dienstag die Quitten heimbringen würde. Yoga-Gymnastik, für meinen gestrigen Bedarf zu kurz.

Herr Kaltmamsell servierte den Ernteanteil-Wirsing auf meine Bitte mit zugekauften gebratenen Champignons; da er den ebenfalls erbetenen Räuchertofu nicht gekommen hatte, verwendete er vorrätigen Guanciale – schmeckte insgesamt ausgesprochen gut. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, viel erschöpfter als nach einem Wandertag mit über 20 Kilometern und über 30.000 Schritten.

Journal Sonntag, 6. Oktober 2024 – Familienfeier zu rundem Geburtstag

Montag, 7. Oktober 2024

Lang geschlafen, das war schön. Es wurde Tag zu sowas wie Sonnenschein, ich sah sogar blaue Flecken am Himmel. Das hielt aber erstmal nicht lange.

Vormittags zogen wir uns fesche Sachen an und machten uns mit einem Topf Blaukraut und mit Tamales plus Condimente auf den Weg nach Ingolstadt zur Familienfeier. Weil antizyklisch, war der Zug völlig frei von Oktoberfestierung.

Durchs ZUgfenster gesehen gelbe abgeernetete Felder, im Hintergrund leerer Hopfengarten und ein Windrad, Regenstimmung

In der Holledau abgeernteter Hopfen, aber der Mais stand noch.

Trocken im Elternhaus eingetroffen (aber es war ganz schön kalt), Eltern geherzt und geküsst.

Eine lange, festlich gedeckte Tafel für 12 Personen mit Blumenschmuck

Es trafen ein: Die Nichte, die lieben Schwiegers, die restliche Bruderfamilie mit einer weiteren Schwieger. Es gab Sekt zum Anstoßen auf die Jubilarin, dann auch ein Ständchen auf sie (Gitarre, Harmonika, Rhythmusschüttelding).

Das Festessen startete mit einer (veganen) Pilzcremesuppe, ging weiter mit Rehrücken und viel drumrum. Dazu ein Glas Chianti.

Porzellan-Teller auf gedecktem Tisch, darauf Rehrücken, grüner Spargel, Rosenkohl, Blaukraut, dahinter ein Glas Rotwein

Die vegane Alternative: Tamales, diesmal fotografiert.

Auf gedecktem Tisch ein weißer eckiger Teller mit Tamales, drumrum Schüsselchen mit Korianderblättern, roter Salsa, schwarzen Bohnen, eingelegten Jalapenos

Dazu reger Austausch über Urlaube, Krankenhauserlebnisse, Styling-Prioritäten, Sportschuhe – ach egal: Das sind halt so Leute, von denen mich erstens alles interessiert, mit denen mich aber zweitens auch freuen würde, gemeinsam das Telefonbuch durchzugehen (ich brauche einen aktuelleren Vergleich – die AGB von Facebook?).

Auf einem Kuchenteller ein Stück Torte aus vielen Schihcten Teig und Buttercreme, Schokohülle

Und dann gab’s auch noch TORTE! (Prinzeregententorte, ganz großartig, forever Team Buttercreme.) Ebenfalls erfreulich: Ich konnte aussortierte Dinge aus meinem Haushalt in neue Hände geben.

Abschied mit Hoffnung auf viele weitere solche Feiern.

Ereignislose Heimreise, es war deutlich milder geworden. Allerdings rückten mir Gedanken an den anstehenden Arbeitsanfang immer näher an die Kehle. In München der letzte Kilometer zum letzten Mal für dieses Runde durch Oktoberfestreste. Daheim Häuslichkeiten, Yoga-Gymnastik (ah, wie ich das genieße). Trotz Festmahl hatte ich Abendessen-Hunger: Herr Kaltmamsell servierte Tamales-Reste, Nachtisch Schokolade.

Journal Samstag, 5. Oktober 2024 – #WMDEDGT

Sonntag, 6. Oktober 2024

Herr Kaltmamsell guckte mich am Freitag irgendwann an und stellte fest: “Du bräuchtest jetzt Urlaub.”

Eine unschätzbar positive Seite an #WMDEDGT, dem Tagebuchbloggen-Projekt von Frau Brüllen an jedem 5. des Monats (hier die Sammlung für Oktober): Ich muss mir keine Überschrift für den Blogpost des Tages einfallen lassen.

Gut geschlafen, erfrischt aufgestanden. Häuslicher Tagesanfang: Geschirrspüler ausräumen, viel Wäsche aufhängen (Waschmaschinen sind SO SUPER!). Draußen war es grau und kalt: Ich hatte keinerlei Lust auf Frieren, drehte also die Heizung im Wohnzimmer auf, kombinierte Schlumpfhose und warmes Sweatshirt mit dicken Socken und dicker Wolljacke.

Mit dem Bloggen ließ ich mir Zeit, ich hatte keine Termine und nicht viel geplant. Telefonat mit Mutter, am Sonntag feiern wir bei ihr einen runden Geburtstag, die Beiträge von Herrn Kaltmamsell und mir abgesprochen.

Weiterhin gemütlich machte ich mich zu einem Isarlauf fertig, auf den ich mich freute. Zwar war für den Tag graues, trockenes Wetter angekündigt, ich startete dennoch vorsichtshalber den Regenradar (Schirmmütze einstecken oder nicht?). Bevor die Seite fertiggeladen hatte, hob ich den Blick – und sah vorm Fenster feinen, dichten Regen. Der laut Regenradar auch nicht so schnell aufhören würde. Also wechselte ich in meine Lauf-Regenjacke (die nicht wirklich wasserdicht ist, aber bei leichtem Regen völliges Durchnässen verhindert) zu Winter-Laufhose und langärmligem Lauf-Shirt und setzte die Kappe auf.

U-Bahn zum Odeonsplatz, noch nur vereinzelte Oktoberfest-Cosplayer*innen. Um elf startete ich in den Hofgarten und von dort in den Englischen Garten, begleitet von leichtem Regen. Der wurde in den folgenden gut anderthalb Stunden mal heftiger, mal weniger, etwa eine halbe Stunde bekam ich sogar Regenfreiheit geschenkt. Ich genoss den Lauf dennoch, war sehr dankbar für den dabei gut mitspielenden Körper – dachte aber immer wieder daran, wie viel schöner das Ganze ohne Regen wäre.

Gartenanlage in französischem Stil, rechts ein Pavillon, der Himmel dunkel, die Wege mit Pfützen

Parkanlage mir leicht herbstlichen Bäumen, ein gepflasterter Weg führt nach unten zu einem Tunnel

Erhöhter Blick auf eine weitläufige Parkanlage in englischem Stil in Regendunst, im Vordergrund links eine Säule, daneben steht eine Krähe

Im Regen rechts ein hölzerner Pagodenturm, links vier Menschen unter Regenschirmen, vor dem Türm helle Sonnenschirme

Plakat auf einem Vereilerkasten an der Straße: Jüdisches Neujahrskonzert 5785

Links befestigter Weg, rechts schlammfarbener Fluss, dazwischen leicht herbstliche Bäume, feuchter Schleier über dem Bild

Man sieht dem Foto an, dass der Regen hier bereits durch die Tasche der Regenjacke gedrungen war, in dem das Handy lag – natürlicher Hamilton-Filter.

Leicht stilisierte Bronze-Statue eines Bischofs vor Bäumen, zwischen seinen segnenden Händen ein Apfel

Jemand hatte dem Heiligen Emmeram einen Apfel zum Halten gegeben. Sehr nüdlich.

Bewachsenes Brückengeländer über Kanal, am gegenüberliegenden Ufer leicht herbstliche Bäume, dahinter erahnt man einen eckigen alten Kirchturm

Drei Baumstämme, die aus dem Boden wachsen, auf halber Höhe abgesägt, zu eckigen Gesichtern geschnitzt, dahinter Laubbäume

Blick über steinernes Brückengeländer auf schäumendes grünbraunes Flusswasser, die Ufer von leicht herbstlichen Bäumen gesäumt

Herbstlich bunte Bäume, durch die man Fluss erahnt

Ich beendete meinen Lauf auch am Odeonsplatz. Die U-Bahn in die Gegenrichtung, nämlich zum Oktoberfest, war dann bereits ordentlich voller Verkleideter.

Auch wenn ich nicht fror, war ich nahezu rundum nass und kalt: Ich ließ mir eines der seltenen Vollbäder ein (Vollbäder nehme ich sonst ja im Schwimmen) (Brüller). Gute Regenkleidung: Zumindest meine Unterhose war trocken geblieben.

Frühstück um zwei war Roggenvollkornbrot: Eine Scheibe mit Butter, eine mit Butter und Honig, eine mit…

Glasteller mit viereckiger Brotscheibe, darauf helle und dunkle Creme gestrichen, Messer mit Creme daneben, hinter dem Telle ein Glas mit der Creme, auf dem „Nocilla“ steht

Na gut, EINE Sache habe ich mir dann doch aus Mallorca mitgebracht. (Und das von jemanden, die seit Jahrzehnten nichts mit Nutella o. Ä. anfangen kann.) Dann schnitt ich die letzte Melone aus der Crowdfarming-Lieferung im August an: Sie duftete zwar immer noch nicht reif, bekam aber schon braune Stellen. Schmeckte nach wenig.

Kücheneinsatz: Fürs Familienfest am Sonntag war ich mit der Zubereitung von Blaukraut beauftragt worden. Der einzige Blaukrautkopf, den ich am Freitag beim Vollcorner bekam, war mächtig. Es wird also viel Blaukraut geben. Fürs Rezept griff ich diesmal zum Bayerischen Kochbuch: Mit Zwiebeln und Äpfeln, und ich spickte zum ersten Mal eine halbe Zwiebel mit Nelken – das machte man früher wohl gerne, ich nehme an, weil sich die Gewürznelken so aus dem fertigen Gericht entfernen lassen.

Als das Kraut köchelte und ich die Utensilien für die Zubereitung gereinigt/verräumt hatte, startete ich den Arbeitsrechner für die Vorbereitung meines ersten Arbeitstags nach Urlaub am Montag, denn am Sonntag würde ich keine Zeit dafür finden. (Es ist doch normal, dass man “This is going to hurt” beim Einloggen sagt?)

Waren gut investierte zwei Stunden, unterbrochen vom Abschmecken des fertigen Blaukrauts: Ich sortierte meinen Posteingang bis auf unter 100 zu berarbeitende E-Mails, weiß jetzt, was am Montag zu tun ist. Und ich weiß, dass ich wegen einiger am Montagmorgen sofort zu erledigenden Dinge diese zwei Stunden nie aufgebracht hätte, sondern den ganzen Tag panisch dem Wichtigsten hinterher gejagt hätte.

Yoga-Gymnastik war eine eher kurze Einheit, hauptsächlich Dehnen, ich amüsierte mich mal wieder über meine “kurze Taille” (Schneiderinnen-Sprache): Bestimmte Dehnungen gehen bei mir nur ganz wenig, z.B. im Sitzen zum seitlich ausgestreckten Bein, weil der unterste Rippenbogen halt auf den Hüftknochen an dieser Seite stößt – weiter geht physikalisch nicht ohne Knochenbruch, da bewirkt auch Üben nichts.

Dann hatte ich meine verrückten fünf Minuten und kaufte Tickets fürs Jüdische Neujahrskonzert 5785 (nach Rücksprache mit Herrn Kaltmamsell). Wussten Sie, dass es im allerersten Tonfilm der Welt, The Jazz Singer von 1928, um einen jüdischen Kantor geht?

Herr Kaltmamsell hatte den Nachmittag in der Küche verbracht: Sein Job für die Familienfeier war eine vegane Alternative für den Veganiker am Tisch, und er nahm das zum Anlass, endlich mal Tamales zu bauen (getrocknete Maisblätter übers Internet gekauft). Die lohnen sich nur in großen Mengen, also gab es die Test-Portion als unser Nachtmahl, einige davon auch mit gekochtem Rindfleisch gefüllt.

Vollgestellte Küchenarbeitsfläche, unter anderem Flaschen Zuckersirup, Grenadine, Champagner, Calvados, Brandy, dazu Cocktailshaker, Messbecher, zwei Gläser mit rot-orangen Drinks

Als Aperitif machte ich uns aus dem restlichen Champagner vom Vorabend Cocktails: French 68 nach Charles Schumann. Wurden ganz ausgezeichnet, allerdings bin ich sicher, dass es dazu keinen Champagner braucht, sondern anderer trockener Schaumwein seine Rolle ebenso gut erfüllt.

Die Tamales schmeckten wirklich gut, dazu reichte Herr Kaltmamsell Tomatenwürfel, Koriander, Sauerrahm. (Wir vergaßen beide zu fotografieren.) Nachtisch geschmacksarme Melone und Schokolade.

Ins Bett wieder mit Ohrstöpseln und geschlossenen Fenstern, vorletzte Nacht des Oktoberfest-Grauens.