Essen & Trinken

Journal Freitag, 4. Juli 2025 – Ende der Arbeitswoche mit Erfrischung

Samstag, 5. Juli 2025

Gut geschlafen, auch weil herrlich kühle Luft durchs Fenster hereinkam, auf der Tonspur statt Gebrüll Blätterrauschen.

Morgens gewitterte es mit heftigem Regenguss. Während Herr Kaltmamsell zu Donner und viel Wasser von oben das Haus verließ, hatte sich das Wetter eine halbe Stunde später für meinen Arbeitsweg zu Regenschirm-Tauglichkeit beruhigt.

Stand der Theresienwiese.

Diesmal hatte ich an Wechsel-Sandalen gedacht, doch nur die Spitzen meiner Turnschuhe waren bei Eintreffen im Büro nass, ich brauchte sie gar nicht.

Über den Vormittag hörte der Regen auf, am Himmel gemischte Wolken. Mittags spazierte ich eine Runde: Es war immer noch herrlich kühl, aber jeder Sonnenstrahl fühlte sich umgehend wie eine Faustschlag an.

Zu Mittag gab es matschige Flachpfirsiche (Lidl-Obst derzeit eine Enttäuschung) und Muesli mit Joghurt.

Pünktlicher Feierabend. Für Besorgungen nahm ich eine U-Bahn zum Stachus, spazierte erstmal zum Kustermann, um Ersatz für mein zerbrochenes Büro-Wasserglas zu besorgen – leider fand ich nur ein mittelschönes. Dann zum Eataly für Obst und Tomaten; auch hier nicht die gewohnte Qualität, ich kaufte nur wenig, dazu Käse fürs Abendbrot.

Daheim Häuslichkeiten, Yoga-Gymnastik, dann wusch ich den erdigen Lollo-rosso-Salat aus Ernteanteil, machte ihn mit Ernteanteil-Gurke und zugekauften Tomaten in Knoblauch-Vinaigrette an. Dazu aufgetautes selbstgebackenes Walnussbrot (immer noch sehr gut), italienischen Käse – und viele Pfirsiche, die schnell wegmussten, ich hatte im Eataly nicht sorgfältig genug ausgewählt. Im Glas ein provencalischer Rosé.

Das alles bei geöffneten Fenstern und Türen, der Tag war nie heiß geworden.

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Ich begrüße, dass auch hier in Deutschland immer mehr – vor allem Frauen – Fächer benutzen. Und das können sie natürlich auf jede ihnen angenehme Weise. Wer aber ein bisschen Fächer-Stil wünscht: Die elegante Haltung beim Fächeln ist parallel zum Körper etwa auf Brusthöhe, Daumen zeigt nach vorn (nicht also senkrecht zum Gesicht wie eine Streitaxt).

Wer den Fächer auch noch elegant aufschlagen möchte:
Hier eine Anleitung.

(Manchmal liegen die Holzlatten neuer Fächer noch zu streng aneinander, um sie einfach durch Fallenlassen zu öffnen, dann muss man so oft mit Schwung nachhelfen, bis sie locker genug sind. Meine vier Fächer sind alle gut eingefahren.)

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Texas-Jim (einer meiner längstjährigen Blog-Kontakte) ist Vater geworden.

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Leider sind wir damit noch nicht durch, also hier nochmal: Ein Artikel über der Unterschied zwischen Flirt und Belästigung.
“Wir haben heute leider keine Nummer für dich”.

Mir kann echt keiner erzählen, dass Männer, die ansonsten die komplexesten Sachverhalte verstehen, derart begriffsstutzig sind, wenn es um so etwas Simples wie den Unterschied zwischen einem Flirt und Belästigung geht. Hier aber gerne noch mal zur Erinnerung: Belästigung ist, wenn jemand auf deinen Kontaktversuch nicht anspringt, aber du trotzdem weitermachst, so wie dieser Typ.

UND KOMMT MIR NICHT MIT NOTALLMEN!

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Gen X-Humor: “How to Dance Goth”

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https://youtu.be/idSGlaG5PAE?si=7eZdSnbt-dYT7pOx

via @giardino

Journal Donnerstag, 3. Juli 2025 – Hochsommerlichkeiten

Freitag, 4. Juli 2025

Sehr unruhige Nacht, weil im Park vor meinem Schlafzimmerfenster rumgebrüllt wurde. Dass eine weitere Lärmquelle Musik war, merkte ich wegen der Brüll-Lautstärke erst beim Morgenkaffee auf dem Balkon, weil die Brüller*innen jetzt zu heiser zum Übertönen waren.

Beim Verlassen des Hauses sah ich nach, wer mich da meinen Nachtschlaf gekostet hatte: Drei Personen auf einer Parkbank reichen, zumindest eine davon offensichtlich komplett unzurechnungsfähig und verwahrlost. Nein, ich möchte nicht mit ihr tauschen. Aber schlafen möchte ich halt schon.

Hochsommer in der Gollierstraße.

Arbeitsvormittag gut und effizient machbar. Mittagscappuccino im Westend, der Weg nicht zu heiß und mit schönem Wind.

Zu Mittag gab es Gemüsebrühe, Nüsse, Hüttenkäse, hervorragende Aprikosen.

Auch der Arbeitsnachmittag war gut machbar, wie angekündigt zog der Himmel zu.

Gegen Feierabend (mein schönes Büro-Wasserglas ging beim Spülen kaputt, ach meia) verratschte ich mich mit einem Kollegen (Alte-Leute-Gespräch über das Verschwinden geschätzter Geschäfte in der Innenstadt), dabei war ich doch verabredet: Mit Herrn Kaltmamsell hatte ich in der Brasserie Colette reserviert, um das Steak Frites Sommermenü zu essen.

Auf dem Weg von daheim dorthin regnete es ein wenig, dass es das auch weiterhin immer wieder tat, sahen wir von unserem Platz am Fenster der Brasserie.

Wir starteten mit einem Glas Cremant und aßen dann wieder überdurchschnittlich gut.

Kopfsalatherz mit Traube, Schalotte, frittierten Zwiebelringen, Crème fraîche, Petersiliendressing – herrlich fruchtig.

Steak frites: Das Entrecôte bewies mir, dass man auch dünnere Scheiben saftig braten kann, das Salätchen und die Béarnaise hervorragend. Dazu trank ich einen kräftigen Côtes du Rhône Blanc 2021 Château de Montfaucon, Herr Kaltmamsell probierte den als “Mischung zwischen Riesling und Grauburgunder” treffend beschriebenen autochtonen Picpoul de Pinet »La Serre« Domaine Villa Noria.

Hervorragende Crème brûlée, wunderbares Erdbeersorbet.

Auf dem Heimweg wurden wir gemächlich angeregnet, auf meinem hellblauen, weiten Sommerkleid bildeten sich dunkelblaue Tupfen, ich genoss die Frische.

Das vermaledeite Paket vom Dienstag war nun da: Nachdem Herr Kaltmamsell ein weiteres Mal vergeblich beim auf der Benachrichtigung angegebenem Rewe dafür war, traf er vor unserem Haus den DHL-Boten, der es dann doch selbst brachte

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20 Jahre hat Dr. Bettina Schmidt-Czaia das Historische Archiv der Stadt Köln geleitet, nun geht sie in den Wohlverdientenruhestand. Im Interview mit der Kölner Rundschau erzählt sie vor allem über die prägende Katastrophe ihrer Tätigkeit in Köln: Den Einsturz des Archivs am 3. März 2009, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. (Aber auch sonst sehr spannend, finde ich.)
“‘Ich habe geschrien wie am Spieß. Es war das Ende der Welt’.”

Charmante Schlussfrage:

Können Sie sich zu Hause eigentlich gut von Sachen trennen oder heben Sie alles auf?
Ich kann mich wirklich gut trennen. Die Öffentlichkeit denkt immer, Archivare würden alles aufbewahren. Nein, das tun sie nicht. Sie sind Weltmeister im Wegwerfen. Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, ist unsere eigentliche Aufgabe.

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Back to the Future von 1985 gehört zu meinen Lieblingsfilmen, begeisterte mich seit dem ersten Sehen: sensationelles Drehbuch, großartiger Schnitt, Geschichte-machende Ideen und Optik, epischer Soundtrack, die Style-bewussten Schüler meines Alters kleideten sich in den 1980ern tatsächlich exakt wie Marty McFly (außer sie neigten italienischer Eleganz und Motorrollern zu), und alle wollten einen Delorean. Zum 40-jährigen des Films ist Martin Wittmann für die Süddeutsche auf die Suche nach einem funktionsfähigen Delorean gegangen und erzählt unterwegs die haarsträubende Geschichte des Autos. Ganz herzlichen Dank an den jungen Mann, vor allem für die Schluss-Pointe. (€)
“Betrug, Liebe und ein gewaltiger Kokaindeal”.

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Wir hatten hier schon lange keinen Tanz mehr! Eistanzpaar Tessa Virtue und Scott Moir 2018 – sensationell.

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https://youtu.be/bU_rEuDnFBM?si=RspBvQ2FNRRJfrnq

via @ingeborch

Journal Montag, 30. Juni 2025 – Wie die Hitze immer unangenehmer wird

Dienstag, 1. Juli 2025

Beim Weckerklingeln fühlte ich mich bereits von der anbrechenden Woche erschöpft,
– weil fünf volle Arbeitstage,
– weil voraussichtlich bei großer Hitze,
– weil ich das Wochenende nicht als erholsam empfunden hatte.

Der Druck eines Rechner-Upgrades war am Vorabend der Abholung nochmal gestiegen: Ständig poppten Tipps zu Datenaufräumen auf dem Bildschirm auf, das Back-up auf externe Festplatte funktionierte nicht, weil dort angeblich kein Platz mehr (auch nach Löschen mehrerer GB).

Ich nahm mir die Zeit, auf dem Balkon beim Milchkaffee den Vortag zu verbloggen, auch wenn ich dadurch trotz Hochdruck-Fertigmachen (ratzekurze Haare sparen ganze Minuten!) später loskam als sonst. Doch ich wusste nicht, wann ich das sonst machen konnte. Nebenwirkung: Ich begegnete unserem Übernachtungsgast noch und konnte mich nochmal verabschieden.

Fußmarsch in die Arbeit noch angenehm mild, Büro wohl temperiert.

Emsiger Vormittag, ich fühlte mich nützlich. Mittagscappuccino trotz drohender Hitze im Westend: Es ging ein angenehm kühler Wind, solange ich mich im Schatten hielt, war es wundervoll.

Zu Mittag gab es zwei geschmacksneutrale Gummi-Pfirsiche, eine dicke Scheibe wohlschmeckendes selbstgebackenes Brot.
Nachmittags schlug mir das Wetter dann doch auf den Kreislauf, mir war recht schwindelig und Konzentration fiel mir schwer. Aber Arbeit war halt dennoch zu tun.

Termin nach Feierabend: Ich holte mein neues MacBook im Apple Store ab – unspektakulär. Der Wind war geblieben, wenn auch wärmer. Er machte den Draußen-Aufenthalt ein wenig erträglicher, ich schaffte noch eine Runde Lebensmittel-Einkäufe im Junge-Leute-Edeka in der Hofstatt.

Daheim neuer Anlauf eines Back-ups des alten Rechners, das mir ein Bedürfnis vor der Migration auf den neuen Rechner war. Herr Kaltmamsell hatte den richtigen Tipp, um es zum Laufen zu bringen. Migration lieber erst Dienstagabend.

Endlich wieder Yoga-Gymnastik, ich nahm mir zumindest Zeit für eine kurze Abend-Folge von Jessica Richburg.

20-Uhr-Tagesschau mit Themenschwerpunkt Hitzewelle, die in europäischen Mittelmeerländern und in Deutschland heuer vier Wochen früher kam als im Sommerdurchschnitt. Auch meine Abendpläne für die Woche gehen deshalb alle von drinnen aus – so leid es mir tut um die langen Tage und die schönen Farben, doch außerhalb der abgedunkelten kühlen Wohnung ist es einfach unangenehm, nix Biergarten.

Gestern hatte Herr Kaltmamsell als Hochsommer-Essen Okroschka gemacht (Lyoner wieder durch unseren Favoriten Räuchertofu ersetzt).

Kwas gossen wir im Teller an – das Ergebnis war ausgesprochen köstlich.

Nachtisch Süßkram.

Beim Zu-Bett-Gehen war noch lange nicht an Fensteröffnen zu denken.

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Hochspannendes Thema, an dem ich immer wieder rumdenke: Wo verläuft die Grenze bei sehr persönlichen Entscheidungen zwischen Freiheit des Individuums und berücksichtigenswertem Einfluss auf die Gesellschaft (z.B. Aufgeben des eigenen Namens von Frauen bei Eheschließung mit einem Mann, Entscheidung von Frauen für materielle Abhängigkeit von ihrem männlichen Partner).

Tommie Shelby ist Professor für Philosophie an der Uni Harvard und gibt der taz ein Interview zu seinem Forschungsgebiet Ethik der Unterdrückten, Schwerpunkt Unterdrückung der Schwarzen Bevölkerung in den USA:
“Schwarzes radikales Denken
Wie gelingt ein würdevolles Leben in einer ungerechten Welt?”

Journal Dienstag, 24. Juni 2025 – Lerchengelaufen in Sommerfarben

Mittwoch, 25. Juni 2025

Für Mittwoch war bereits ab morgens große Hitze angekündigt, ich verlegte den geplanten Lerchenlauf vor der Arbeit auf Dienstag vor.

Nach guter Nacht stand ich erfrischt auf, durch die offene Balkontür kam es wunderbar kühl herein.

Zackiges Morgenprogramm, kurz nach sechs trabte ich vom Haustor los.

Portalklinik Ziemssenstraße

Leichtes schönes Laufen in Gedankenfluss und herrlichen Sommerfarben, der Körper machte gut mit, nur plagten mich gegen Ende Bauchschmerzen (waren’s diese Woche vielleicht versehentlich 31 Öbste und Gemüsen?).

Neues unter der Brudermühlbrücke.

Bei meiner Rückkehr wieder Zackigkeit. Ich schlüpfte erstmals in ein Kleid, das mir die liebe Schwägerin aus ihrem Bestand geschenkt hatte.

Belegfoto, die Sandalen transportierte ich dann im Rucksack zum Büro, für den Weg trug ich zur Blasenvermeidung Turnschuhe.

Gemütlicher Arbeitstag, Mittagscappuccino im Westend – auf meinem Marsch dorthin mied ich bereits die Sonne, weil es heiß wurde.

Zu Mittag gab es Hüttenkäse und reichlich Pfirsiche.

Nicht zu später Feierabend, in der wolkenlose Hitze ging ich lieber langsam (über Lebensmitteleinkäufe).

Die eigene Wohnung war gut runtergedunkelt und kühl, puh. Dort eine Einheit Pilates, dann Brotzeitvorbereitung.

Zum Nachtmahl kombinierte Herr Kaltmamsell den Brokkoli aus Ernteanteil mit meinem Wunsch, mal Tempeh zu probieren, die indonesische Version von Tofu.

Herr Kaltmamsell hatte den Tempeh mariniert, vor allem unterschied er sich in etwas mehliger Textur von Tofu – uns beiden ist Tofu lieber. Dazu nussiger Wildreis.

Nachtisch Schokolade.

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Das hier lasse ich lieber unkommentiert hier:
“Bauernverband für weniger Lohn an Aus­länder als Deutsche”.

Nachtrag und doch ein Kommentar. Dafür wurde die Bewegungsfreiheit der Arbeitskräfte in der EU ursprünglich sogar eingeführt: Arbeitskräfte sollten woanders mehr Geld verdienen können und das Geld in ihre ärmeren Länder bringen, um die Ungleichheit zwischen den EU-Ländern über die längere Zeit auszugleichen.

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Lichtstreif am Horizont für Bahn-Urlaubende:
Der Online-Dienst Railfinder soll die Suche und Buchung (!) von Bahnreisen über Ländergrenzen hinweg ermöglichen.

Hier die Vermeldung auf Mastodon:

Today we’re quietly (and finally!) opening up Railfinder to the public! This is our beta version and – hopefully – the first step towards that one booking site for trains across Europe that we all dream of.
Lots of work has gone into this and equally lots still to do before reach that vision, but if you’d like to try what we’be built you can now just go to https://www.railfinder.eu and have a go!
Any and all feedback more than welcome.

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Lese diesen Austausch über die Wahrnehmung von Interaktion an Supermarktkassen und merke: Das gehört genau zu den sozialen Interaktionen, die ich mag. Auch als große Eigenbrötlerin bin ich ja hin und wieder gern unter Menschen, allerdings in sicherer Form: Ich liebe das Leben in einer Großstadt, weil es mir menschlichen Umgang in relativer Anonymität erlaubt. Ich sehe Menschen, wie sie sich allein oder mit anderen Menschen verhalten, muss aber kein Teil davon sein. An Supermarktkassen sitzen nach meiner Erfahrung sogar besonders häufig interessant aussehende Menschen, meist inspirieren sie meine Phantasie, während ich Schlange stehe. Doch die Rollen in dieser Interakion an der Supermarktkasse sind klar geregelt, ich muss keine Entscheidung treffen außer der, dass ich sie wirklich ansehe und herzlich grüße, mich über einen Blick und ein Lächeln freue.

Automatische Kassen mag ich aber auch, noch fühlt sich das für mich wie ein Spiel an.

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Wait what? Spaceballs 2! \o/

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https://youtu.be/WsK-KPi_w3w?si=6AMx8TkoxDHok3M_

Als ich Spaceballs 1987 im Kino sah, kannte ich keinen einzigen Star Wars-Film – ich lernte alles über diese Welt aus der Persiflage. Auch hier Prägung durch die Synchronfassung und z.B. “Lord Helmchen”.
(Und Mel Brooks sieht mit seinen 98 Jahren GUT aus!)

Journal Freitag, 20. Juni 2025 – St. Brück mit Freibad und Walnussbrotbacken

Samstag, 21. Juni 2025

In der Nacht auf gestern sah ich einen Marder! Gegen drei beim Herablassen des Rolladens huschte ein Tier über die Straße vorm Haus, ohne Brille ordnete ich es als Katze ein. Doch es sprang auf ein parkendes Auto und lief auf dessen Dach umher – mal hierhin, mal dahin. Da holte ich doch mal meine Brille: Marder. Ganz deutlich, als er zurück auf die Straße sprang und ich die Form des Kopfes, seine Größe und die weiße Brust erkennen konnte. Mitten in München!

Früh aufgewacht, das passte mir gut, denn: Der gestrige Tag war um das Walnussbrot herum geplant, das ich backen wollte – und das bei allen bisherigen Versuchen zwar nie misslang, aber auch nie ganz so wurde, wie ich mir das vorstellte. Richtig Routine werde ich dabei aber nie erreichen, denn mit vielen Handgriffen über ca. 48 Stunden passt es nur selten in mein Leben als Vollzeit-Angestellte (mit diversen anderen Interessen neben Brotbacken).

Am Vorabend hatte ich den Sauerteig gerührt, nach Bloggen und Milchkaffee bereitete ich das Brühstück (abweichend vom Rezept mit Roggenvollkornmehl, denn das hatte ich schon, und für 80 Gramm wollte ich kein Kilo eines anderen Mehls kaufen) und die Walnüsse vor. Dann deutlich früher als sonst ab zum Schwimmen ins Dantebad, um den Sauerteig nicht zu lange gären zu lassen.

Radeln durch die sonnige, aber noch morgenkühle Stadt. Zwar war Brücken- aber halt doch Werktag: Ich konnte mir am Dantebad einen Radl-Parkplatz aussuchen.

Schwimmen über sonnenglitzerndem Metallboden war ok, die mittleren 1.000 Meter überraschend anstrengend.

Foto aufgenommen von einer Person im Liegen am eigenen Körper herunter, man sieht Bikinihose und Beine, davor Freibadwiese, Bäume, wenige Badegäste, im Hintergrund die Betonstufen einer Zuschauertribüne

Anschließend noch ein Stündchen Sonnenbad, bevor ich nach Hause radelte, jetzt den Schatten suchend.

Daheim weitere Brotback-Handgriffe. Zum Frühstück um zwei gab es zwei unterwegs gekaufte Semmeln und zwei große Aprikosen.

Dass der Teig fürs Walnussbrot eher weich und klebrig war, hatte ich noch in Erinnerung. Doch dass der Knethaken der Küchenmaschine diesmal in dünnem Spätzleteig rührte, wunderte mich doch. Wiederholter Check des Rezepts: Ich Superdummie hatte nur eines von zweimal 300 Gramm Weizenmehlen in die Autolyse-Schüssel gekippt, klar war das Ergebnis Suppe. Ich schüttete also das fehlende Mehl hinterher, auch wenn das die Magie von Autolyse und Gluten-Entwicklung durcheinanderbrachte.

Zwischen zwei Teigfaltungen ging ich auf eine Einkaufsrunde zu Vollcorner und Verdi, jetzt war es wirklich sommerlich heiß (aber immer noch nicht so, dass es auch im Schatten unangenehm gewesen wäre).

Der Brotteig ging sehr energisch, ich strich gleich mal die Option einer Stückgare über Nacht im Kühlschrank. (Deswegen verwenden halt auch die meisten lokalen handwerklichen Bäckereien mit wenigen Filialen Hilfsmittel aus dem Labor: Deren Brot muss zuverlässig jeden Tag gleich werden, ohne dass jemand die Backzeiten verschieben muss oder nach Übergare ein flaches Brot im Regal landet.)

Nachmittag ohne Zeitung – aber diesmal war ich selber schuld: Beim Verlassen des Hauses Richtung Freibad hatte ich sie im Briefkasten gesehen, aber beschlossen, dass ich sie auf dem Rückweg mitnehmen würde. Da hatte sie aber bereits jemand geklaut.
Halt: Nicht selber schuld. Schuld ist der Dieb / die Diebin: Wer wegnimmt, was einem/einer nicht gehört, macht sich schuldig.

Ich holte die Studentin Kaltmamsell hervor, die kein Problem damit hatte, tagelang Zeitungen ungelesen zu stapeln, wenn sie in einer fesselnden Romanlektüre steckte – und das tat ich ja gerade.

Abendessen durfte ich servieren: Ich hatte beim Verdi schöne Doraden gekauft, die briet ich an (was ich auch in einer beschichteten Pfanne nie schaffe, ohne dass die Haut anpappt) und garte sie im Ofen fertig. Dazu gab es restlichen Kopfsalat aus Ernteanteil, als Wein hatte ich die letzte Flasche mallorquinischen Binigrau Nounat ausgesucht, der facettenreich schmeckte und sehr gut passte. Nachtisch Schokolade.

Ärger beim Einschießen der Walnussbrote in den Ofen: Die Befestigung der Schienen löste sich beim Rausziehen des mit vorgeheizten Backblechs, ich musste im 240 Grad heißen Backofen hantieren und fluchte laut und ausgiebig. Denn Broteinschießen mit Bedampfung ist eine heikle und kurz getaktete Angelegenheit mit Wasser im Kocher erhitzen, Blechrausholen, Teiglinge aus Gärkörbchen auf Blech kippen, Blech in den Ofen schieben, ein Tässchen heißes Wasser auf den Backofenboden kippen, Ofentür schließen – Störungen im Ablauf sind SEHR störend.

So viel schöner diese Wohnung im 3. Stock ist, in die wir vor vier Jahren zogen (was sie besser mal ist, wenn ich bedenke, wie viel höhere Miete wir zahlen): Die neue Küche unten, die einzige meines Lebens, die ich mir vor elf Jahren selbst aussuchte und kaufte, vermisse ich schon sehr.
(Zur Erinnerung: Wir entschieden uns damals gegen Mitnehmen, weil diese maßgefertigte Küche zum einen nicht genau in den anderen Küchengrundriss gepasst hätte, zudem die vorhandene Küche genauso neu war und wir sie umständlich hätten loswerden müssen.)

Backen gelang aber, die Laibe sahen gut aus (einer wird eingefroren).

Der Abend kühlte früh ab, wir konnten Fenster und Balkontüren öffnen. Wieder Fledermausschau aus Herrn Kaltmamsels Zimmer: Reichlich Geflatter.

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Der neue Rechner ist bestellt, vielen Dank für Ihre Beratung: Es wurde ein kleines MacBook Air. Ich investierte je 250 Euro in extraviel Arbeitsspeicher und extraviel Festplatte – vor allem mit dem Ziel, mich wieder möglichst lang nicht um einen Ersatz kümmern zu müssen. In zehn Tagen holte ich das Gerät im Applestore ab – das dürfte mit der Auszahlung des Gehalts-Bonus 2024 zusammenfallen und fast exakt der Betrag sein.

Und sollte sich herausstellen, dass ich doch weitere Anschlüsse für z.B. Datenübertragung auf meine neuen Knochenkopfhörer brauche: Herr Kaltmamsell besitzt Adapter für fast alles.

Journal Fronleichnams-Donnerstag, 19. Juni 2025 – Sommergrillen bei Elterns

Freitag, 20. Juni 2025

Unruhige Nacht, ich fühlte mich weiterhin gehetzt.

Ohnehin hatte ich mir den Wecker gestellt: Gestern war großes Grillen bei meinen Eltern, dafür durfte ich Brot backen.

Mangels Vortageszeit für Ansetzen und Führen von Sauerteigen wurde es das schnelle Weizenmischbrot. Also nach dem Aufstehen erstmal Brotteig geknetet, Café von leche gab es nach Start des Teiggehens.

Es wurde ein Balkonkaffee, auch bei deutlicher Morgenfrische.

Aufsicht auf einen schwarzen Eisentopf, darin ein aufgerissener Brotlaib, daneben der Topfdeckel, dahinter ein Kuchengitter

Gelungen!

Mit Herrn Kaltmamsell nahm ich einen Zug um halb elf nach Ingolstadt.

Sonnenbeschienene ebene Landschaft, im Vordergrund eine Landstraße, rechts darauf ein Motorradfahrere, im Hintergrund ein Dorf mit weißem Kirchturm

Sonnige, leicht hügelige Landschaft mit Hopfengärten, im Vordergrund ein Stück Bahngleis

Sonnige Landschaft, links ein grünes Getreidefeld, rechts eine Landstraße

Holledau im Juni.

Im elterlichen Garten herrschte bereits Geselligkeit: Bruderfamilie (minus Neffe, der kürzlich nach Berlin gezogen ist), die lieben Schwiegers waren aus Augsburg angereist.

Ausschnitt eines Eigenheimgartens, in dem drei Personen stehen, umblüht von riesigen Rosenbüschen in Rosa und Weiß

Es wurde gerade geblüht wie bescheuert, die Rosen werden von Jahr zu Jahr schöner.

Aperol Spritz, dann begann die große Grillage.

Aufsicht auf einen runden gedeckten Tisch mit vielen gegrillten Speisen und Salaten, gefüllten Tellern und Gläsern, es ragen die Hände der Gäste ins Bild

Auf meinem Teller landeten: Salat aus gerösteter roter Paprika, vom Grill Auberginenscheiben, Weißbrot, Riesengarnelen, Tomatenhälften, Lammkoteletts, frisches Brot.

Dazu viele Informations-reiche Gespräche: Wo ist wer, welche Pläne gibt es (Job, Urlaube, Sport), wie steht es um die Gesundheiten?

Wir saßen noch ein paar Stunden im Schatten der Schirme auf der Terrasse, die vor der ernsthaften Sommerhitze schützten, erst über Espresso, dann über Kaffeeundkuchen – auch meine Mutter war auf die Idee gekommen, den altmodischen Nussbaiserkuchen zu backen (ließ ich aus).

Zurück nach München fuhr ich allein in der wieder wohl klimatisierten Regionalbahn, Herr Kaltmamsell war abends in Augsburg verabredet und direkt dorthin gefahren. Beim Aussteigen in München ein paar angenehme Grad weniger, als es in Ingolstadt gehabt hatte.

Im schattig kühl gehaltenen Daheim eine halbe Stunde Gymnastik. Auf die 30. und letzte Folge von Adrienes Yoga-Programm “Center”, die wie immer ohne Ansagen geturnt wird, hatte ich keine Lust. Statt dessen begann ich wieder ein 7-Tage-Pilates-Intermezzo mit Gabi Fastner, anschließend plane ich das 30-Tage-Programm “Home” von Adriene, mit dem ich vor fast sechs Jahren in Yoga einstieg.

Zum Abendessen machte ich mir einen großen Teil des riesigen Kopfsalats aus Ernteanteil (oh ja, Blätter von Salat aus Freiland sind eine komplett andere Nummer als die aus dem Folientunnel: diese waren dick wie richtiges Gemüse) mit Ernteanteilgurke und zwei Flachpfirsichen, die wegmussten – Joghurtdressing passte sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Nicht früh ins Bett, weil ich den Sommerabend auf dem Balkon genießen wollte, außerdem für meine Brotbackpläne am Freitag möglichst spät Sauerteig ansetzen.

Auf dem Balkon las ich Becky Chambers, The Long Way to a Small, Angry Planet, wurde mit dem Besuch eines Amslerichs an der frisch gefüllten Wasserschale auf dem Balkon-Sims beehrt. Herr Amsel schloss seinen Trunk mit ein paar Kadenzen Gesang ab: Yepp, das war der amtierende Revier-Amslerich – dass er echt keine Callas ist (im Gegensatz zu manchem Vorgänger mit beeindruckenden Koloraturen), hatte ich bereits in den vorhergehenden Monaten festgestellt; dieser stößt eher irgendwelche Töne hervor, melodiös ist was anderes.

Im letzten Licht dieser längsten Tage des Jahrs setzte ich mich ans Fenster von Herrn Kaltmamsells Zimmer und wartete auf Fledermäuse – ich musste nicht lange warten.

§

Sarah Bosetti erklärt das AfD-Verbot so, dass Nazis es verstehen:

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https://youtu.be/MbuWGAbJAzg?si=A-4jggLK4n80JxOl

Ich bin nicht gegen ein AfD-Verbot, aber ich will, dass wir alle angemessen deprimiert sind, weil wir überhaupt darüber reden.

(Ich freue mich sehr, dass es weiterhin politisches Kabarett gibt, auch wenn es heute anders aussieht als in der Lach- und Schießgesellschaft vor 30 Jahren.)

Journal Mittwoch, 18. Juni 2025 – Lerchenmorgen, Hirschgartenabend

Donnerstag, 19. Juni 2025

Etwas zerhackte Nacht, zum Glück schlief ich jedesmal schnell wieder ein.

Als der Wecker extra-früh klingelte, stand ich bereits neben dem Bett, bevor ich zu Bewusstsein gekommen war: Ich wollte Laufen gehen. Also Kurzprogramm Katzenwäsche, Milchkaffee, Blogpost checken und veröffentlichen – raus in den Sommermorgen.

Es war ziemlich kühl, das gefiel mir. Auch dass es diesmal nicht regnete – selbst wenn das mehr Läufer*innen anzog. Zwar jogge ich (derzeit?) auch im Regen wirklich gern, aber schönes Wetter ist hübscher.

Lindwurmstraße Richtung Sendlinger Tor.

Gang zwischen altem und neuerem Teil des Alten Südfriedhofs.

Sankt Stephan

Daheim Säuberung und Anziehen in Sommerliches.

Kamillenparty auf der Theresienwiese.

Emsigkeit am Schreibtisch.

Zusammen mit einem relevanten Teil des Mitmach-Webs war ich in Gedanken bei jemandem im OP, die alle guten Gedanken brauchte. Ich wusste kaum, wohin ich meine Sorgen richten sollte. Da die Patientin eh ausgeschaltet war, verlegte ich mich auf hochenergetische Gedanken ans OP-Personal, die brauchten beste Gesundheit, Ausdauer, Besonnenheit, geistige Klarheit, eine ruhige Hand und die richtigen Entscheidungen. (Abends gab es Entwarnung: Erstmal alles gut gelaufen.)

Auf einen Mittagscappuccino im Westend.

Wackeres Bordsteinblümlein in der Anglerstraße.

Mittagessen: Kiwi, Aprikose, Pfirsich, Muesli mit Joghurt.

Mittelemsiger Nachmittag, es wurde freitäglich ruhig.

Zu Feierabend war ich mit Herrn Kaltmamsell verabredet: Abendessen im Hirschgarten (auf der aktuellen Liste von Dingen, die ich im Sommer gemacht haben möchte). Wir trafen uns gleich dort am Hirschgehege. Beim Spaziergang dorthin war es in der Sonne immer noch angenehm, beim Sitzen im Biergarten war Schatten aber angenehmer.

Der Hirschgarten hält zumindest an einer seiner Schänken noch am alten Prozess fest: Masskrug selbst aus dem Schrank nehmen (Wasserhahn zum Ausspülen gegenüber), für Radler am Zapfhahn neben Bierausschank selbst so viel Limo rein, wie man möchte, mit Bier auffüllen lassen (oder halt den leeren Krug für eine Mass Helles rüberreichen). Ich holte uns zwei Mass Radler.

Nachtmahl: Spareribs für Herrn Kaltmamsell, ein halbes Hendl für mich (gut und saftig), je eine Riesenbreze (die wir beide nicht ganz schafften).

Angemessene Hirschsichtung.

Manche sagen, Biergärten seien das Sympathischste an Bayern – ich liebe diese Tradition sehr, das Konzept ist Teil meiner Daheim-Gefühle (-> 4. Grundgedanke und Umsetzung Biergarten).

Nach Hause mit der Tram, dort noch eine Runde häusliche Geschäftigkeit, außerdem zum Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, aber erstmal Fledermaus-Schau: Herr Kaltmamsell hatte entdeckt, dass man von seinem Zimmer aus eine besonders belebte Fledermaus-Schneise sieht.

§

Ich bin immer wieder überwältigt, wie viel Zeit, Energie und Liebe Dalcash Dvinsky investiert, um seinem Hund Bunny, einem Alaskan Malamute, ein gutes Leben zu ermöglichen. Nach einem Jahr Pause beschreibt er, mit welchem Vorgehen er wahrscheinlich Tierarztbesuche einfacher gemacht hat:
“A small step for mankind”.

Wenn Sie sich für Hunde interessieren, möchten Sie vielleicht auch die vorherigen Post lesen:
“The Bunny Years”.

§

Sandro fasst auf Tiktok zusammen:
“Sätze die man am Münchner HBF hört”.

(Des daleb i nimma.)