Essen & Trinken

Journal Mittwoch, 3. September 2025 – Schwimm-Fail

Donnerstag, 4. September 2025

Guter Nachtschlaf, nur wenig vor Wecker aufgewacht.

Ich kam besonders früh los – was mir recht war: Ich hatte Pläne für einen besonders frühen Feierabend für eine Schwimmrunde nach der Arbeit im Dantebad.

Westend-Hinterhof

Im Büro kümmerte ich mich sofort um zwei belastende Angelegenheiten, die ich am Ende des Dienstags nicht hatte lösen können: Jetzt war ich erfolgreich. Die Erleichterung darüber gab mir angenehme Energie für die nächsten Aufgaben.

Das Wetter wurde immer sonniger und milder, zu meinem Mittagscappuccino im Westend ging ich fröhlich.

Mittagessen: Bananen, eine Feige, Muesli mit Joghurt – und Spannung, ob das in den drei Stunden bis Schwimmen weit genug durchrutschen würde.

Ich kam pünktlich los und nahm die U-Bahn. Das Wetter war einladend freundlich, mein Magen bereits wieder sportfreundlich leer. Doch leider bekam ich kein Schwimmvergnügen: Beim Start auf der überraschend rege beschwommenen Bahn fühlte ich mich ausgesprochen unfit und müde, die Meter zogen sich ewig. Und dann unterhielt mich mein Körper ab 1.500 Metern auch noch mit absurden Krämpfen in Füßen und Unterschenkeln. Ich verlegte mich aufs bewährte Ignorieren, fürs Kraulen braucht man die Beine eh fast nicht. Doch als beide Beine gleichzeitig krampften, bis in die rechte Hüfte, hielt ich nur noch zwei Bahnen durch und gab nach 2.800 Metern auf, übel gelaunt.

Zum Glück gab es eine weitere Abendverabredung, die diese Laune retten konnte: Ich würde mit Herrn Kaltmamsell im Schnitzelgarten essen. Daheim hängte ich nur schnell meine Schwimmsachen zum Trocknen auf, dann spazierten wir hinüber.

Jawohl: Heilsames Cordonbleu Gorgonzola (es blieb genügend übrig für Herrn Kaltmamsells Frühstück), heilsame Pommes, heilsamer Salat. Dazu gab’s ein alkoholfreies Weißbier, auch das ein Genuss.

Nachtisch zu Hause: Kekse und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen. Lustige Körperlichkeiten: Mit Ohrstöpseln drin die Schultern kreisen, das Altersgerumpel der Gelenke bis in die Schädelknochen spüren.

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Juna beschreibt, wie es gerade für sie ist, als Jüdin in Deutschland zu leben.
“Das Dazwischen”.

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Eine neue Studie zu möglichen Nebenwirkungen der Corona-Impfung hat in Dänemark 1,5 Millionen Menschen untersucht. Sie zeigt kein erhöhtes Risiko für 29 mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfung. Die Impfgegner irrten.
“Safety of JN.1-Updated mRNA COVID-19 Vaccines”.

Journal Dienstag, 2. September 2025 – Highlight Friseurbesuch

Mittwoch, 3. September 2025

Unterbrochene Nacht: Mehrstimmiges Streitgebrüll aus dem Nußbaumpark weckte mich in den frühen Morgenstunden trotz Ohrstöpseln, ich schloss das Fenster, konnte aber nicht mehr richtig einschlafen und beendete das ganze deutlich vor Weckerklingeln. So stand ich zu stockfinsterer Nacht auf und zu Regenrauschen. Ein Blick auf den Regenradar bewahrte mich vor Gummistiefeln für den Marsch in die Arbeit: Genau zu dieser Zeit fielen die vorerst letzten Tropfen eines Regengebiets, ich traf nahezu trocken im Büro ein.

Arbeitsvormittag mit Unannehmlichkeiten, Mal wieder Dank an die Vergangenheits-Kaltmamsell, die der Heute-Kaltmamsell alle Dokumente und Infos für eine anstehende Aufgabe hinterlegt hatte (keinerlei Erinnerung daran).

Das Wetter weiter unwirtlich, die Zeit knapp, also Mittagscappuccino nur bei Nachbars mit anschließender Obsteinkaufsrunde.

Als Mittagessen gab es eine Banane, Hüttenkäse und viele Zwetschgen: Herr Kaltmamsell hatte einen Ferienmontag genutzt, um zu meinen Eltern zu fahren und von deren Baum die besten Zwetschgen zu ernten, die ich kenne. Auch diesmal war ich völlig umgehauen vom Aromareichtum, der durchaus mit der Frische der Früchte zusammenhängen mag – Zwetschgen schmecken einfach wie kein andere Obst (am ehesten noch wie Pflaumen, ok). Und nur eine war wurmig! Vielleicht werden die wurmigen schneller reif, meine Mutter hatte von den vorher geernteten zwei Drittel wegwerfen müssen.

Unruhiger Arbeitsnachmittag, aber es wurde draußen wieder heller. Früherer Feierabend als im Durchschnitt, ich hatte einen Haarschneidetermin (diesmal gleich beim vorherigen Friseurtermin gebucht, das war eine gute Idee) und wollte in dem jetzt wieder trockenen Wetter und unter blauen Flecken am Himmel zu Fuß hingehen. Ein wenig verkalkulierte ich mich, ich musste ein ausgesprochen zackiges Tempo vorlegen und kam auf die Minute pünktlich, aber reichlich verschwitzt an. Auf dem Heimweg noch kurzer Stopp in der Änderungsschneiderei, in der ich den Riss einer sehr gemochten Tunika hatte reparieren lassen.

Dem Mann, der sich mir auf dem letzten Stück meines Heimwegs am Nußbaumpark schwankend in den Weg stellte, “Haben Sie 80 Cent für mich für was zum Essen” (?), hielt ich NICHT entgegen: “In der Zeitung is gstandn, dass es Sie gar nicht GIBT!”

Zu Hause eine Runde Yoga, erst sportlich, dann eine Atem-Einheit mit Armen, so mag ich sie besonders gern.

Haarschnitt festgehalten: Ich war zufrieden.

Fürs Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell eingefrorene Spitzkrautblätter aufgetaut und verarbeitete sie zu ausgesprochen schmackhaften Krautwickerln (ich zwinge ihn immer noch, der Version meiner polnischen Großmutter, also mit Hackfleisch-Reis-Füllung und in Tomatensauce, so nah wie möglich zu kommen).

Die Küche klebte ein wenig: Herr Kaltmamsell hatte den Tag dort verbracht und die vielen Kilo Zwetschgen vom Baum meiner Eltern verarbeitet in Latwerge, Armagnac-Zwetschgen, Einfrieren.

Nachtisch Kekse und Schokolade, Abendunterhaltung eine Folge Mad Men. Früh ins Bett zum Lesen.

Journal Montag, 1. September 2025 – Arbeitsalltagserdrückung

Dienstag, 2. September 2025

Frühmorgens beim Finalisieren des Blogposts gemerkt, dass ich am 31. August das Sammeln meiner Lieblings-Microblogging-Posts des Monats vergessen hatte. Erst Schmerz, dann Erleichterung: Rechtzeitiges Drandenken hätte mich am Sonntagabend vor erstem Arbeitstag noch mehr gestresst.

Auch mal loben: Die Urlaubspause meines Süddeutschen-Abos funktionierte diesmal problemlos. Ich konnte die Online-Wochenend-Ausgabe sogar noch am Sonntagabend lesen (bislang war ich gewohnt, dass der Zugriff Samstagabend endete), und am Montagmorgen war wie bestellt wieder die Papier-Ausgabe im Briefkasten.

Am Schreibtisch verabschiedete ich mich gleich mal von der Illusion, mit voller Kraft loszulegen: In EINER WOCHE Abwesenheit hatten sich so viele Computer-Updates angestaut, dass ich erstmal 45 Minuten dem “Installieren”-Rädchen von zehn Programmen und einem Neustart zusah.
Die nächste Illusion platzte beim Öffnen meines E-Mail-Postfachs: Am Vorabend war mir nur ca. die Hälfte des Posteingangs angezeigt worden, ich sah mich vor einigen Überraschungen, mir war gleich mal schlecht. Zumal in den ersten beiden Stunden immer neue E-Mails aus der Vorwoche erschienen.
Dazu passte gut, dass die Telefon-Software mehrere ausgehende Anrufe am Morgen behauptete, die ich nie getätigt hatte.
(Vielleicht wurde ich ja im Urlaub durch ein Computer-Progamm ersetzt und man hat es mir nur noch nicht gesagt?)

Was soll’s, von sowas zahle ich meine Miete. Auf meinen Mittagscappuccino ging ich nur schnell zu Nachbars – doch die sonnige Luft war unter gemischtwolkigem Himmel so herrlich Wander-perfekt, dass ich mich bereits am ersten Arbeitstag eingesperrt fühlte (noch sieben Jahre).

All die Unruhe trieb mich aber nochmal raus: Mittags marschierte ich einmal um den Block. Mittagessen später am Schreibtisch: Harte, vom Schimmelstellen befreite Flachpfirsiche, außerdem Mango mit Sojajoghurt.

Emsiger Nachmittag, ich kam voran. Zu Feierabend hatte der Himmel zugezogen, es war kühl geworden. Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, zu Hause Yoga.

Das Nachtmahl bereiteten wir gemeinsam zu: Herr Kaltmamsell briet knusprige Panisse und schmorte Tomaten aus Elterns Garten an (nach Vorbild Rosebar in Wien), ich machte Salatherzen mit Knoblauchjoghurt und roter Paprika an.

Nachtisch Schokolade, Abendunterhaltung Einstieg in die zweite Staffel Mad Men.

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Mit gewisser Entgeisterung las ich den gestrigen Lokal-Aufmacher der Süddeutschen Zeitung:
“Erfolgsprojekt in der Innenstadt
Der Nußbaumpark ist wieder ein Ort für alle”.

Verträgliches Miteinander statt sozialer Brennpunkt: Die Grünanlage in der Innenstadt hat sich zum Positiven verändert.

Anscheinend hat sich in der Woche unserer Urlaubsabwesenheit ein Wunder ereignet (wogegen allerdings der nächtliche laute Streit und das Gebrüll bis in die Morgenstunden sprechen). Oder ich missdeute seit vielen Monaten die wachsenden Gruppen krawallierender und offensichtlich zugedröhnter Menschen, denen ich täglich um meinen Wohnort am Nußbaumpark begegne. Werden vielleicht die Leute auf den Stufen von St. Matthäus, vor der Marien-Apotheke, um den Brunnen der Tram-Schleife Sendlinger Tor nicht mitgezählt, weil das nicht Nußbaumpark im eigentlichen Sinn ist? Sie sehen mich ratlos.

(Der Spielplatz wurde übrigens all die Jahre durchgehend rege genutzt. Das neue Klohäusl allerdings leuchtet immer rot und außer Betrieb, wenn ich daran vorbeikomme.)

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Hunde-Tanz-Show, sehr niedlich.

via @kid37

Ich bin ganz bei Kommentatorin @shouserrr: “Nobody told me this was an option at career day.”

Journal Sonntag, 31. August 2025 – Sommermorgenlauf und Besuch aus Florida

Montag, 1. September 2025

Eine Nacht mit geschlossenem Fenster: Menschenlärm im Park und auf der Straße vor meinem Schlafzimmer hätte mich sonst auch mit Ohrenstöpseln wach gehalten.

Weckerwecken: Um bei den Plänen des Tages zu meiner ersehnten Laufrunde zu kommen, musste ich den Morgen durchgetaktet nutzen – der herrlich wolkenlos sonnig begann.

Es war noch ausgesprochen frisch, als ich um acht das Haus verließ, aber allein schon die Sommerfarben wärmten mich. Ich lief gut und leicht, nur mein Bauch schmerzte immer wieder: Ich war sehr froh um das schicke Klohäusl am Marienklausensteg.

Immer wieder verdächtig bunte Flecken in den Laubbäumen und -büschen: Es ist Spätsommer, der Herbst rückt uns auf die Pelle.

Daheim zackige Körperpflege, kurz vor elf saß ich in Sommerkleid und Sandalen im Zug nach Augsburg. Dort trafen wir bei den lieben Schwiegers nämlich auf Besuch: Die befreundete Verwandtschaft aus Florida beehrt Europa wie in so manchem August (wenn nämlich Flaute/Pause ist im eigenen Catering-Unternehmen), ich freute mich sehr über die Möglichkeit für ein Treffen in bei Augsburg.

Da die beiden Herren am Vortag in der Augsburger Innenstadt vergeblich nach einem Weißwurstfrühstück gesucht hatten, boten ihnen die Gastgeber eines.

Auch ich genoss es: Ich mag Weißwürscht eigentlich, es ergeben sich nur nie welche. Außerdem auf der Wunschliste des Besuchs: deutsche Torte. Dafür fuhren wir nach Königsbrunn ins Café Müller, eine Legende.

Hier bekam ich Flockentorte mit Preiselbeeren – selten im Repertoire von Konditoreien, und diese war wirklich ganz besonders gut. Der Nachmittag verging schnell über Austausch von Erinnerungen und Berichten aus Trump-USA: Trotz Beteuerungen, man versuche positiv zu bleiben und es werde schon wieder besser werden, war allen die Dramatik einer weiteren Großmacht auf dem Weg in die Autokratie klar.

Zurück nach München fuhren wir nicht allzu spät: Ich wollte vor dem ersten Arbeitstag meine Arbeits-E-Mail checken, in der Hoffnung auf ruhigeren Nachtschlaf. Auf unserem milden, sonnigen Balkon loggte ich mich also ein – und mühte mich arg mit der Fernversion von Outlook, weil unglaublich unübersichtlich. Aber ich konnte mich schonmal auf einen Querschläger am Montag einstellen.

Abendbrothunger hatte ich auch: Herr Kaltmamsell nutzte den Linsenrest vom Vorabend für ein Spaghettigericht mit frischen Tomaten. Nachtisch Zwetschgenkuchen und Schokolade.

Im Bett neue Lektüre: Das vorgemerkte Ein anderes Leben von Caroline Peters stand in der Münchner Stadtbibliothek bereit. Ich war sofort drin, die Schauspielerin Peters kann so schreiben, dass ich sie verstehe, zum Beispiel:

Beide Schwestern waren plötzlich wütend auf mich. Mein Gesicht war anscheinend mal wieder in Großbuchstaben unterwegs gewesen.

Journal Freitag, 29. August 2025 – Unwillige Heimkehr nach München

Samstag, 30. August 2025

Schon am Vorabend spürte ich heftigen Abschiedsschmerz, ich wollte wirklich nicht weg aus Wien. Zum einen wegen heftiger Wienverliebtheit. Zum anderen war es SO großartig gewesen, sechs Tage voller Input zu bekommen: Anblicke, Wetter, Wind, Menschen, Gespräche, Informationen, Zusammenhänge – Verarbeitungsfutter für viele Wochen. Das mit der Erholung und Entspannung durch einfaches Blödschaun muss ich woanders lernen, meine Aufmerksamkeit springt einfach immer auf Spannendes an.

Gestern war der Wecker auf früh gestellt, unser Zug fuhr um halb neun vom Wiener Hauptbahnhof ab. Wir verließen die Ferienwohnung rechtzeitig für einen gemütlichen Morgenkaffee im Bahnhof, rollkofferten zur U-Bahn in überraschend warmer Luft: Schon vor acht brauchte es keine Jacke.

Pünktliche Abfahrt, ich machte mich an den Blogpost über vorgestern (in meist stabilem WLAN). Vor uns saß eine Vierergruppe junger Spanierinnen, die viel Spaß miteinander hatten – ich hätte mich mehr mitgefreut, wenn sich die beiden mit Rückenlehnen zu mir beim Lachen nicht immer in ihre Sessel geworfen hätten.

Vorm Fenster verabschiedete sich bald der Sommer.

Auf der Fahrt sahen wir aber auch Sonne und blauen Himmel. Außerdem große Vogel-Show: Auf einer Wiese vier Störche, auf einer anderen mindestens ein halbes Dutzend Silberreiher, in der Luft Falken, Bussarde, Milane.

Beim Ausstieg in München war es wärmer als erwartet, und wir kamen trocken heim.

Kurze Einkaufsrunde in München und noch ein Punkt auf der Liste #Wienliebe: In der Wiener Innensstadt gibt’s schon auch Ladenleerstand. Aber dort leben nicht in 80 Prozent der Türbuchten dieser Läden Obdachlose – die Stadt scheint sich besser um sie zu kümmern.

Frühstück um halb drei: Körnersemmeln mit Butter/Tomate, Butter/Hagebuttenmarmelade, außerdem Pfirsichrettungsessen. Mit der jüngsten Crowdfarming-Bestellung einer Kiste Flachpfirsiche hatten wir nämlich Pech: Erst wurde der Liefertermin um vier Wochen in unseren Urlaub verschoben, zum Glück war meine Mutter da. Doch dann stellten sich die Früchte bei Ankunft als hart, unreif und angeschimmelt heraus. Ich bat meine Mutter um Lagerung im Kühlschrank, mal sehen, wie viel davon wir essen können.

Gleich danach eine Backrunde. Wenn ich Croco schon dazu terrorisiert hatte, das beschwärmte Zwetschgenkuchen-Rezept ihrer Mutter zu bloggen, musste ich es natürlich umgehend ausprobieren:
Zwetschgenkuchen mit Marzipan nach dem Rezept von Mama Croco.

Ich hatte weniger Zwetschgen benötigt (mit ca. 1,2 Kilo war die Form voll), der Kuchen duftete köstlich.

Lesen auf dem Balkon, dessen Bepflanzung meine Mutter verschönert hatten. Dann endlich wieder Yoga, ich startete das 30-Tage-Programm “Move” von Adriene.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Shakshuka mit Knoblauch von der spanischen Familie. Dazu öffneten wir die Flasche abenteuerlichen Uhudler aus Wien:

Schmeckt uns beiden! Ein trockener Wein, und die spezielle Note, vor der man uns gewarnt hatte, ist durchaus zugänglich. Da hatten wir schon schwerer vermittelbares im Glas. Als Erdbeer würde ich den Geschmack allerdings nicht beschreiben. Jetzt würden wir gerne weitere Uhudlers probieren, um Typisches von Speziellem unterscheiden zu können. Inzwischen weiß ich auch aus Kommentaren im Internet, dass es sowohl Uhudler Wermut gibt (die verlinkte Website erzählt die besondere Geschichte der Rebsorte) als auch Uhudler Frizzante.

Nachtisch Zwetschgenkuchen (der beim Abkühlen viel Wasser gezogen hatte und instabil geworden war, lag wahrscheinlich an den sehr reifen Früchten), schmeckte gut. Dann Schokolade aus Wien.

Abendunterhaltung zwei Folgen Mad Men.

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Bald wird die liberale Synagoge in der Münchner Reichenbachstraße nach aufwändiger Restaurierung wiedereröffnet. In der taz beschreibt Dominik Baur ausführlich den Weg dorthin und die eng mit München verbundene Geschichte des Bauwerks sowie der Menschen hinter der Restaurierung:
“Licht im Hinterhof”.

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Zum Zeitunglesen kam ich in dieser Urlaubswoche gar nicht. Doch der Mastodon-Kanal des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit wies auf einen Artikel im gestrigen SZ-Magazin hin, der mich sehr interessierte (€):
“Das dunkle Erbe der Zwangsarbeiter”.

Millionen Menschen wurden im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit aus ganz Europa nach Deutschland verschleppt. Ihre Geschichten waren lange vergessen, dabei hat sich ihr Schicksal tief eingegraben: ins Land und in das Leben der nächsten Generation. Eine Spurensuche.

(Ich behielt beim Lesen halbwegs die Contenance. Den Boden unter den Füßen zog mir dann allerdings der Titel des Projekts “Trotzdem da” weg: Meine Mutter ist als Kind einer Zwangsarbeiterin aus der verbotenen Beziehung zu einem Zwangsarbeiter nur deshalb trotzdem da, weil der Überlieferung nach eine Einheimische sie als ihr Kind ausgab; es gibt ein Foto, von dem meine Mutter vermutet, dass es diese “Pflegemutter” zeigt.)

Journal Donnerstag, 28. August 2025 – Wien 7 mit restlichem Wien Museum, WürstelWurstelprater, Zentralfriedhof

Freitag, 29. August 2025

Ein wenig unruhiger Schlaf, der Alkohol. Wir standen auf zu einem echten Hochsommertag, der nicht nur sonnig war, sondern auch bis zum frühen Nachmittag mit über 30 Grad richtig heiß werden sollte – zwar wirklich nicht meine liebste Temperatur, aber da ich wusste, dass es in München zur gleichen Zeit 19 Grad hatte und regnete, wir am Freitag sehr wahrscheinlich ins Herbsteln heimfahren würden, sog ich alles Sommerliche an diesem Tag auf, als Vorrat bis nächstes Jahr.

Vielstündiges Bloggen (die VG-Wort-Ausschüttung bringt mich nicht mal in Sichtweite von Mindestlohn), dann starteten wir den eigentlichen Urlaubstag. Plan war ein Fertiggucken des Wien Museums: aus Ordentlichkeitsgefühl, aus Interesse an der Geschichte Wiens von 1900 bis heute – und weil der Eintritt nichts kostet.

Wieder spazierten wir zu Fuß hin und erlebten unterwegs Wien-Dinge.

Rustensteg über die Gleise zum Westbahnhof.

Herr Kaltmamsell führte zum Frühstück einen kleinen Punschkrapferltest durch, allerdings nur mit zwei Exemplaren (Josef Schrott, Aida).

Unseren Weg legten wir diesmal über den Naschmarkt, um wenigstens durchgegangen zu sein: Tatsächlich ohne samstäglichen Bauernmarkt so wenig attraktiv wie inzwischen bekannt.

Der empfohlene Urbanek sah aber wirklich einladend aus – nehmen wir uns beim nächsten Wien-Urlaub vor.

Das Wien Museum starteten wir auch diesmal mit Ausblick von der Terrasse und Mittagscappuccino, dann gab’s viel Spannendes zu Wien im 20. und 21. Jahrhundert.

Auch dieser Teil der Dauerausstellung gefiel mir sehr gut: Stadtgeschichte wurde in Verbindung mit Nationalgeschichte und Weltgeschichte gesetzt, hervorragende Quellen illustrierten Entscheidungen, Auswirkungen, Verlauf. Methodisch besonders interessant fand ich den Raum zur Gegenwart: Hier gab es Bildschirme, auf denen Wiener Fachleute Entwicklungen wie EU-Osterweiterung, Einwanderung, Klimawandel in Wien erklärten, außerdem standen auf Schienen an der Wand herausnehmbare Täfelchen mit Fotos, deren Rückseiten Schlaglichter auf Themen wie Wohnsituation oder sich verändernen Arbeitsmarkt warfen: Hier kamen Wienerinnen und Wiener zu Wort.

Es ging auf halb drei zu, wir setzten uns wieder in den Park für mein Frühstück: Joghurt und Zwetschgen. Selbst im Schatten war es jetzt heiß, der deutliche Wind brachte mit seiner Wärme kaum Kühlung.

Abends waren wir verabredet, aber bis dahin hatten wir noch Zeit, mal im Prater vorbeizuschauen: Wir versprachen uns nicht viel davon, wollten ihn aber mal gesehen haben. Und um möglichst viel Wien mitzunehmen, gingen wir zu Fuß hin.

Badeschiff auf dem Donaukanal.

Der WürstelpraterWurstelprater war durchaus besucht, er klimperte und dudelte, in der Soundkulisse immer wieder die Juchzer von Menschen in Fahrgeschäften.

Herr Kaltmamsell lud mich auf eine Riesenradfahrt ein.

Unsere Verabredung mit zwei vertrauten Wienern war am Zentralfriedhof, dorthin brachten uns die angenehm verlässlichen Wiener Öffis (Regionalbahn, U-Bahn, Bim). Große Wiedersehensfreude, es war viel Herzens und Küssens. Die beiden zeigten uns einen Abschnitt des jüdischen Friedhofs (Grüße an die Torbergs), ich konnte einem der beiden, Experte für zeitgenössische Stadtplanung Wiens, manche Frage stellen, die in den Tagen zuvor aufgekommen war.

Besuch auch bei diesem Bau der Familie Ephrussi. Wir spazierten zum Bereich mit den Ehrengräbern.

Dieses von Hedy Lamarr gefiel mir (hinter mir die Peinlichkeit des Grabes von Udo Jürgens).

Die eigentliche Attraktion war allerdings das aufziehende Friedhofsfest (Open-Air-Konzert Nachklang), das bereits aufgebaut war und dessen Sound-Probe von einer beeindruckend großen Bühne weite Teile des Friedhofs mit Austro-Pop aus verschiedenen Epochen beschallte.

Mir fiel ein, dass auf dem lang nicht mehr betriebenen Alten Südfriedhof in München selbst Picknicks aus Gründen der Pietät untersagt sind, Wien hat dafür offensichtlich eine völlig andere Definition.

Eine weitere Überraschung: Hamster, und nicht nur einer (genauer: Feldhamster), unglaublich niedlich.

Zweiter Teil der Verabredung: Die Wiener hatten einen Tisch im Gasthaus Stern reserviert, dorthin brachte uns die Bim.

Im Innenhof eines alten Wohnhauses saßen wir in sehr warmer Luft und aßen ausgezeichnet.

Diese Vorspeise hatte als “Alpencalamari fritti” auf der Karte gestanden, und sie meinten diese Servierform von Kalbskutteln genau so.

Als Hauptspeise bekam ich zu meinem Gemischten Satz (diesmal einer vom Weingut Kroiss und eher leichter) Kärntner Kasnudeln, wunderbar. (Vorsatz aber für den nächsten Besuch dort: Wild, der Wirt erlegt es selbst.) Als Nachtisch bestellte ich eine Cremeschnitte – hatte mir eigentlich etwas anderes vorgestellt:

Doch dieser saftige Blätterteig mit Sahne und etwas Vanillecreme gefiel mir sehr gut.

Das eigentliche Unterhaltungsprogramm aber die Gespräche mit den beiden Herren. Wir konnten sie auch nach dem Essen fortsetzen, in der U3 zurück in die Innenstadt saßen wir fast die gesamte Strecke zusammen.

Als Letztes vor dem Zu-Bett-Gehen erreichte mich die Nachricht vom Tod einer Mitabiturientin: Mit ihr hatte ich alle 13 Jahre meines Schullebens verbracht, sie kam aus demselben Stadtviertel Ingolstadts. Auch wenn wir nie eng befreundet waren, kannte ich ihre Eltern, deren Wohnung mit Porzellanfigürchen, deren Fragilität mit durchbrochenen Ballettröckchen mich sehr faszinierte, ihren Wellensittich. Auch wenn ihr Tod nach vieljähriger, brutaler Krebserkrankung absehbar war, machte mich die Nachricht traurig.

Journal Mittwoch, 27. August 2025 – Wien 6 mit Mariahilfer, Wien Museum und Meierei

Donnerstag, 28. August 2025

Es hat sich herausgestellt, dass ich diesen Urlaub keineswegs nur mit Herrn Kaltmamsell verbringe: Entzückenderweise begleiten mich Online-Kontakte – von denen ich in Wien unerwartet viele habe. Auf unserem Spaziergang am Sonntag sprach mich eine Blogleserin an, die hier wohnt, was mich sehr freute. Dann schrieb ein Freund, den ich vor 20 Jahren übers Bloggen kennenlernte, dass seine mittlerweile verstorbene Mutter um die Ecke unserer Ferienwohnung wohnte, und erzählte Erinnerungen an Cafés und Läden. Wenn ich auf instagram oder Mastodon Fotos von unseren Erlebnissen in Wien poste, melden sich einheimische Kontakte mit Grüßen, Zusatzinfos und Tipps. Und gestern schrieb mir ein Kontakt aus einer lange zurückliegenden Vergangenheit, als ich noch den Traum von einem ganz anderen Lebensweg verfolgte, und die ebenfalls mein Blog liest. Das alles zusätzlich zu meinen Wien-Menschen, die ich während der Urlaubsplanung bereits für ein Treffen angeschrieben hatte (eines kommt am heutigen Donnerstagabend zustande). Ich fühle mich umgeben von Internet-Flausch, verbringe so einen Urlaub in angenehmer Gesellschaft.

Sehen Sie das bitte als anekdotischen Beleg: Tiktok und Influencer sind nicht das einzige Internet, einige Dutzend Online-Kontakte können das Leben viel mehr bereichern als Hundertausende Follower. (Auch wenn man damit nie Reichtümer anhäufen wird.)

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Gestern erwachte ich nach sehr gutem Nachtschlaf, der auch noch lang dauerte – echter Urlaubsgenuss. Zentrale Programmpunkte des Tages: Wien Museum, Abendessen in der Meierei am Stadtpark.

Ein weiterer Sommertag, ich nutzte nochmal Sommerkleidung.

Vor das Programm legten wir Kulturerkundung: Wie sieht das Angebot des Discounters Hofer aus, also der lokalen Version des deutschen Aldi? Wir besichtigten die Filiale ums Eck, auch wenn uns bewusst war, dass wir für einen gründlichen Vergleich das Aldi-Sortiment viel zu wenig kennen. Stellte sich dennoch als interessant heraus, es kostete ein wenig Disziplin, (fast) nur Proviant einzukaufen.

Als Zusatzprogrammpunkt erwies sich auch der Fußweg zum Wien Museum über die Mariahilferstraße: So viel zu sehen!

Zum Beispiel der Blick Richtung Westbahnhof.

Zum Beispiel in der Rosinagasse ein Monsterchen, wie ich es aus München kenne: Wien-Besuch des Künstlers / der Künstlerin – oder sprüht in München gar ein*e Wiener*in? Ergänzung von Herrn Kaltmamsell: Vielleicht war auch das Auto in München und holte sich dort das Monsterchen.

Die Mariahilferstraße westlich des Rings wurde offensichtlich gerade komplett umgebaut und damit auf Öffis, Radl- und Fußgängerverkehr ausgerichtet – Dutzende ermordete Parkplätze!

Östlich des Rings ist sie wohl schon seit einer Weile fast Fußgängerzone, ich erinnere mich aber noch gut an meinen letzten Besuch, als hier Autoverkehr dominierte.

Herr Kaltmamsell blieb an einem der vielen Imbiss-Läden hängen: Er hatte im Angebot eines koreanisch markierten Corn Dogs entdeckt, die er schon lange aus der Literatur kannte – Gelegenheit eines Tests!

Als Füllung wählte er Käse. Abschließendes Urteil: “Nicht schlecht. Nicht sehr interessant.”

Wehmütige Gedanken an die verstorbene Bloggerin Kelef, mit der wir uns bei unserem letzten Wien-Besuch im Café Ritter getroffen hatten.

Fotografieren in Wien wie Buddenbohm in Hamburg.

Wiener Morbidität in ungeahnter Form.

Sensationelles Sortiment an Bürsten und altmodischer Kosmetik.

Wiener Megaprotz: Karlskirche.

Unser Ziel: Das Wien Museum, also das Wiener Stadtmuseum. Oben sieht man die Terrasse, auf die wir als Erstes stiegen.

Mittagscappuccino mit Aussicht.

Dann nahmen wir uns systematisch die drei Geschoße des Stadtmuseums vor, in chronologischer Reihenfolge.

Diese Projektion fasste die Entwicklung Wiens von erdgeschichtlichen Anfängen bis heute so hervorragend zusammen, dass ich das Gefühl eines Überblicks bekam.

Sehr gute Aufbereitung anhand von Kapiteln und Beispielen, immer wieder gelb markiert Bezüge zur Gegenwart, oft archäologische Hintergründe. Besonders gut gefiel mir das typisch zeitgenössische Hinterfragen bisheriger Narrative und Aufbereitungen, am deutlichsten dargestellt mit den Vitrinen voller angeblicher Beute aus der zweiten Türkenbelagerung 1683: Praktisch nichts davon kann auf die Zeit datiert werden, es diente anderen Zwecken als wissenschaftlichen.

Außerdem auffallend: 1. Wiens Geschichte ist natürlich eng mit der Österreichs verbunden / 2. die Revolution von 1848 spielt hier eine deutlich größere Rolle als z.B. in Frankfurt oder München. Mich machte die wirklich gute Gesamtpräsentation und Aufbereitung sehr gespannt darauf, wie das Münchner Stadtmuseum sich nach Umbau und Neueinrichtung (frühestens 2031) zeigen wird.

Leider war meine Aufmerksamkeit nach zwei der drei Ebenen erschöpft und reichte nur bis 1900, außerdem musste ich etwas essen. Durch den 3. Stock mit Infos und Exponaten nach 1900 marschierten wir lediglich mit kurzen Blicken links und rechts, selbst im beeindruckend ausgestatteten Museumsshop sah ich nur nach Postkarten.

Frühstück nach halb vier auf einer sonnig-warmen Bank im Resselpark: Brot, Zwetschgen.

Eine U-Bahn brachte uns in die Ferienwohnung, dort Lesen und Ausruhen, bis wir uns fürs Abendessen fein machten: Seit Jahren lese ich von der Meierei im Steirereck des Stadtparks, jetzt konnte ich sie endlich ausprobieren.

In dem wunderbaren Sommerabend waren viele Leute im Park unterwegs. Links neben dem Wiental-Kanal das Gebäude, in dem wir mit Blick auf den Park zu Abend aßen.

Wir nahmen einmal alles (also das 6-Gang-Menü) mit Weinbegleitung, entschieden uns bei der “oder”-Auswahl für dasselbe, um uns darüber austauschen zu können.

Start war eine Scheibe Ochsenherz-Tomate mit Buchweizen, Schaffrischkäse und Basilikum-Öl – großartig, blieb bis zum Schluss (neben der Käse-Auswahl) mein Lieblingsgang. Dazu ein überraschender (weil bitterer) Grüner Veltliner “Projekt Granit” von Weingut Esterhazy aus dem Burgenland.

Die Lachsforelle mit Marille, Salzzitrone und Pak Choy setzte sich nicht recht gegen den Essig der Sauce durch, passte aber besonders gut zu meinem Wein-Favoriten des Abends: Gelber Muskateller vom Nikolaihof aus der Wachau.

Der Süßwasserfisch wurde mit einer sehr kräftigen Consommé aufgegossen, ich genoss Kraft und Fisch. Interessant dazu der Rotgipfler “Mandelhöh” von Alphart am Mühlbach aus Traiskirchen.

Hauptgericht war wundervoll zart gebratenes Reh mit Navetten, Nektarinen, Mangold und Olivenkraut – ein schön stimmiger Teller. Im Glas ein 2015 Rioja “Viña Cubillo” Crianza, Lopez de Heredia – mei, ein Rioja halt. Irgendwann bitte ich (mit Ansage weit vorher natürlich) mal beim Fine Dining um eine Weinbegleitung rein aus Rotweinen: Meist bekomme ich in Menüs nur einmal einen, dabei würde ich gerne mehr kennenlernen.

Knaller 2: der Käsegang – wenn man schon mal in einer Meierei ist. Hervorragenderweise hatte man uns nicht je einen Teller mit vier Sorten zusammengestellt, sondern zusammen einen mit acht – mit Beschilderung! Wir kosteten zusammen mit ebenso spannenden Broten, dazu gab es Portwein.

Der Abschluss: Zwetschgenfleck mit Erdmandelpraliné-Eis und frischen Zwetschgen – der Fleck mit sensationell fluffig-warmem Hefeteig. Dazu ein aufregender Sekt: Reserve Rosé Brut von Zuschmann-Schöfmann aus Martinsdorf.

Ein schöner Abend mit wundervollem Blick.

Eine U-Bahn schaukelte uns sehr satt und zum Glück nicht unangenehm betrunken zurück in den 15. Bezirk.