Essen & Trinken

Journal Freitag, 2. Juni 2023 – Hähnchenjagd und ein Abend im Weinhaus Neuner

Samstag, 3. Juni 2023

Der Wecker klingelte mich aus einem Traum, der an Sturm-umtoster Küste und in verdächtig nach Fluch der Karibik aussehender Umgebung spielte, es ging um eine Doppelhochzeit.

Den Rollladen meines Schlafzimmers zog ich zu blauem Himmel und Morgensonne hoch – herrlich.

Durchkreuzte Kleidungsplanung: Für den Tag und das abendliche Ausgehen mit Herrn Kaltmamsell zog ich ein Kleid aus dem Schrank – das sich als ungebügelt erwies. Nach dem letzten Waschen vergangenes Jahr hatte ich es – eigentlich vernünftig – vor dem Weghängen nicht gebügelt, da es mit seiner Stoff-Fülle bis zum nächsten Tragen acht Monate später eh wieder verknittern würde. Und das umgehend vergessen. Beim nächsten solchen vernünftigen Ablauf befestige ich also einen großen Zettel “UNGEBÜGELT” am Kleidungsstück.

Was mich daran erinnerte, dass das zu Studienzeiten mein üblicher Prozess war: Wenig Platz im Kleiderschrank, ich musste (meine schon damals eher ausgesuchte und schöne Kleidung) ziemlich quetschen und verknittern. Deshalb hängte ich alles ungebügelt auf und bügelte es erst morgens vorm Anziehen frisch.

Gestern bekam ich auf dem Weg in die Arbeit unter klarem Himmel wieder Morgenfrische, es war herrlich.

In der Arbeit Geschäftigkeit, ein großer Teil davon mit Menschen. Keine Zeit für Mittagscappuccino, dabei lockte das Draußen arg. Zu Mittag gab es Apfel, Tomaten, Pumpernickel mit Butter.

Am Nachmittag geschahen viele Dinge gleichzeitig, für meinen gestrigen Konzentrationsmangel etwas zu viele Dinge, ich machte Fehler. (Oder ich fand mich vor einer Plattform auf dem Bildschirm wieder, und mir fiel nicht mehr ein, warum ich dorthin geklickt hatte. “Nochmal zurückgehen, dann fällt’s mir wieder ein” funktioniert hier ja nicht.)

Nach pünktlichem Feierabend ging ich über Lebensmitteleinkäufe heim – und wendete erstmals die Einkaufstechnik von Herrn Kaltmamsell an, so lange zu suchen, bis ich das Geplante bekam. Als Sonntagsbraten hatte ich mir meinen Liebling Zitronen-Thymian-Hähnchen ausbedungen und darauf beharrt, selbst die Zutaten dafür zu besorgen. Was zu einer Hähnchenjagd führte, denn der Vollcorner hatte keinen Gockel – in den Pfingsferien werde weniger Frischware vorgehalten. Sonst neige ich in solchen Fällen dazu, spontan umzuplanen, doch jetzt wollte ich auch mal hartnäckig sein. Ich ging zum Basitsch in der Müllerstraße: kein Hendl, weil Pfingsten. Weiter zum Herrmannsdorfer am Viktualienmarkt: Kein Gockel, wissen’S, Pfingstferien. Jetzt musste ich aber schon nachhaken: “Und da machen die Hendln alle Urlaub am Gardasee?” Nächster Versuch Basitsch am Viktualienmarkt: Bingo, hier bekam ich meinen Bauerngockel, es gab sogar noch drei weitere. (Sonst wäre ich noch zum Wild- und Geflügelhandel auf dem Viktualienmarkt gegangen, letzter Versuch wäre die Feinkostabteilung des Kaufhofs am Marienplatz gewesen.)

Das hatte so lange gedauert, dass ich daheim nur noch auspacken konnte, mein Augen-Make-up kurz auffrischen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zu unserer Reservierung im Weinhaus Neuner. Es hätte sogar Außentische in einem Schanigarten vor der Tür gegeben, aber die standen halt auf der Straße, gegenüber war Baustelle, an der gerade lärmend ein Laster Halt machte – und das historische Innere des alten Hauses finde ich ja besonders schön.

Ist Ihnen auch aufgefallen, dass Tischdecken immer weiter aus der Gastronomie verschwinden? Auch aus Fine Dining, dessen gestärkte weiße Tischdecken einst definitorisch waren?

Wir verbrachten einen sehr schönen Abend dort, wählten das Menü mit Weinbegleitung, wurden freundlich umsorgt – und kamen wie erhofft ins Reden, ins Erzählen über die vergangene Woche (nur weil man zusammen wohnt, bekommt man ja nicht unbedingt viel mit vom anderen).

Der Gruß aus der Küche war ein Stück Zwiebelkuchen, eines der typischen Gerichte des Hauses (ich hatte nachgefragt, weil es ja eigentlich noch nicht die passende Jahreszeit war). Im Glas statt einem Aperitif (der die Alkoholmenge des Abends wohl zu hoch gesetzt hätte) der erste Wein: eine fränkische Scheurebe vom Weingut Weltner, wunderbar frisch und rass.

Das Weizenmischbrot kam vom benachbarten Julius Brantner – und schmeckte beim Weitem nicht so brutal sauer wie der Laib, den ich vor Monaten dort gekauft hatte, war damals vielleicht einfach ein Ausrutscher.

Gebeizte Seeforelle, wunderbar aromatische frische Erbse, Hollerblüte, sauer eingelegte Radiserln und Rhabarber.

Zu den Kalbsmaultaschen in Liebstöckeljus (sehr gut und herzhaft) gab es einen badischen Grauburgunder Franz Keller – Schwarzer Adler, der mir ebenfalls sehr gut schmeckte.

Die Zitronen-Kapern-Butter zum Seeteufel mit Artischocken gossen wir selbst an, der weiße Burgunder Macon-Lugny Saint Pierre Bouchard Pére & Fils harmonierte hervorragend damit. (Ich merke immer wieder, wie hilflos ich beim Einschätzen/Vorhersehen des Geschmacks französischer Weine beim Lesen bin.)

Auch an der herrlichen Sauce béarnaise zur Rinderlende mit Spargel und roten Zwiebeln bedienten wir uns selbst, der Pinot Noir dazu schmeckte mir besonders gut (Hautes Côtes de Nuits “Louis Auguste”, Domaine David Duband, Burgund).

Als Dessert gab es einen Windbeutel mit Erdbeeren und Schokoladeneis, ok, im Glas eine pfälzische Blanc de Noir Beerenauslese von Frey & Söhne.

Wir waren aufs Angenehmste satt und nicht zu alkoholisiert, spazierten im allerletzten Rest des Tageslichts und in Abendkühle durchs Kreuzviertel nach Hause.

Fledermäuse! (Müssen Sie mir jetzt einfach glauben.)

Daheim gab’s noch (koffeinfreien) Espresso und Limoncello, überm Nussbaumpark schien der Fast-Vollmond.

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Service-Blog novemberregen packt mal wieder an. Wer die Erklärung der Europäischen Kommission mochte, wer “Was war nochmal Kreuzigung – Auferstehung?” schätzte, wird ganz besonders lieben:
“Das dunkle Herz des Kapitalismus”.

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Wolle Foto gucke? Ich empfehle mal wieder eine Zusammenstellung des instagram-Kanals Woman in Street: Doppelungen.

Journal Donnerstag, 1. Juni 2023 – Frühling zu Sommer

Freitag, 2. Juni 2023

Gut geschlafen bis auf eine Krampf-Attacke, diesmal überraschend im rechten hinteren Oberschenkel. Körper! Immer für eine Überraschung gut! Aktuell mit Körper-Komik: Ich spüre immer wieder Schmerzen an der operierten Hüfte, was immer noch erstmal Sorge auslöst – bis mir einfällt, dass ich mich kürzlich heftig an der Hüfte gestoßen habe (Spitze des Fahrradsattels, fragen Sie nicht), dort ein blauer Fleck prangt und die Schmerzen sehr wahrscheinlich keine besorgniserregende Ursache haben.

Auf dem Weg in die Arbeit bemerkte ich das Ansteigen der Temperatur: Unter leicht diesigem Himmel und ohne Wind fehlte die Morgenfrische.

Die Robinien am Heimeranplatz blühen – aber gerochen habe ich ihren Duft noch nicht.

Im Büro Vollpower-Vormittag mit Wind von vorn, außerdem planmäßig neue Menschen. Von den verschiedenen Erzeugern des Trubels war nur einer vor Ort – 60 Prozent mobiles Arbeiten der Abteilung bedeutet auch, dass die Leute keinen Eindruck vom Gesamttrubel bekommen.

Kurz vor zwölf legte sich der Trubel, ich konnte raushuschen auf einen Mittagscappuccino. Und betrat beim Verlassen des Bürogebäudes Sommer: Fast eine Woche hatte ich mich über den sonnigen und frischen Frühling gefreut, gestern wurde es in langen Ärmeln in der Sonne bereits unangenehm – ich bin doch noch nicht durch mit meiner Frühlingskleidung!

Spätes Mittagessen, es gab Mango mit Sojajoghurt.

Der Nachmittag war nochmal… abwechslungsreich, ab vier schleppte ich mich nur noch erschöpft durch.

Auf dem Heimweg unter wieder verschleiertem Himmel Supermarkt-Einkäufe. Daheim fand ich den ja immer noch Sabbatical genießenden Herrn Kaltmamsell auf dem Balkon lesend vor, beleuchtet von Blätter-gefilterter Sonne, und freute mich an diesem Anblick. Eine Einheit Yoga-Gymnastik, dann durfte ich Abendessen zubereiten: Den Ernteanteil-Salat und die wunderbar frischen -Radieserlblätter sowie den -Schnittknoblauch machte ich mit zugekauften Tomaten und harten Eiern zu einer Schüssel Salat. Angemacht mit Joghurt-Dressing, das ich mir zu Studienzeiten ausdachte und bis heute so mache: viel Joghurt sowie je ein Teelöffel Meerrettich, Senf, Majo außerdem Salz und Pfeffer. Weil ich aber seither dazugelernt habe, ergänze ich mittlerweile einen Teelöffel Ahornsirup. Schmeckte sehr gut. Dann gab es noch ordentlich Käse, Nachtisch Schokolade.

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In der gestrigen Süddeutschen Zeitung ein ausgewogener und für mich nachvollziehbarer Kommentar von Ronen Steinke zur Verurteilung der mutmaßlichen Linksextremistin Lina E. zu fünf Jahren Haft (leider wieder €):
“Es gibt keine gute Selbstjustiz – auch nicht gegen Nazis”.

Es gibt keine “berechtigte” Knochenbrecherei im Morgengrauen, selbst wenn sie sich gegen tatsächlich gefährliche Neonazis richtet. Das Gewaltmonopol hat der Staat – und wie er keine Körperstrafen verhängen und vollstrecken darf, so dürfen das erst recht und selbstverständlich keine Privatleute.

Aber:

Übeltaten, die aus der linken Szene kommen, nach allen Regeln der Kunst auszuleuchten und rasch und strikt vor Gericht zu bringen, das ist ein Lieblingsprojekt einer sächsischen Landespolitik gewesen, die währenddessen gegen rechte Hetzer und Gewalttäter noch immer oft eher lasch vorgeht. Die Linken seien ja genauso schlimm – das ist nicht nur ein zynischer Whataboutism, mit dem die Behörden von eigener, schlechter Arbeit ablenken.

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Ich wusste nicht, dass die Sängerin Karen Carpenter auch das Schlagzeug spielte bei den Carpenters – so schön.

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https://youtu.be/-XYBj0J99i8

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Kakadu führt Traumleben vor.

Journal Dienstag, 30. Mai 2023 – Andere Straßenkunst

Mittwoch, 31. Mai 2023

Trotz gutem Schlaf müde aufgewacht. Muntermachung durch Geschirrspüler-Ausräumen und Blumengießen (nach Umzug der Balkonpflanzen raus wieder morgens statt abends).

Der Himmel war verschleiert, die Luft kühl.

Überraschungen auf dem Weg in die Arbeit:

Erst auf dem Foto sah ich den Kabelbinder, der Buzz Lightspeedyear und Woody zusammenhält. Weitere Besonderheit: Dieser Biertruck vom Giesinger Bräu stand vor der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, Mehrheitseignerin der Augustiner-Brauerei.

Und dann bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Skulptur in der Geroltstraße, die mir in all den Jahren, die ich diesen Weg gehe, entgangen war.

Eine kräftige Schwimmerin, die gerade ihre Sportkappe überstreift, ich hatte sofort Bezug zu ihr.

Laut Signatur also von Martin Mayer. (Und wer eine Bronze an eine Schule stellt, in diesem Fall an die Ridlerschule, wird ja wohl Ergänzungen des Publikums einkalkuliert haben.)

Recherche ergab abends: Von diesem Martin Mayer stammt auch die Isarnixe (“Bukolika”) an der Ludwigsbrücke, an der ich früher regelmäßig vorbei-joggte, außerdem der vor allem Kindern vertraute Keiler vorm Jagd- und Fischereimuseum an der Fußgängerzone Neuhauser Straße. Mayer starb im Januar 2022, hier der Nachruf aus der Süddeutschen Zeitung.

In der Arbeit litt meine Emsigkeit unter anhaltendem Schwindel verbunden mit Schwäche. Dennoch zog es mich bei mittlerweile wieder richtig sonnigem Wetter und milder Luft raus.

Mittagscappuccino mit kurzer Aufregung: Als ich fürs Bezahlen die App auf meinem Smartphone startete (ich finde es SO praktisch, nicht immer meinen Geldbeutel mitnehmen zu müssen), loggte ich mich versehentlich aus – das sollte nicht so einfach passieren können. Zum Glück wurde mir zum einen beschieden, dass ich auch beim nächsten Mal zahlen könne (<3), zum anderen schaffte ich es ohne Fehlversuche, mich neu einzuloggen, inklusive neuer Passwortvergabe.1

Mittagessen zurück am Schreibtisch: Apfel und eine dicke Scheibe Walnussbrot.

Schwindel und Wackeligkeit wurden am Nachmittag nicht wirklich besser, aber ich kann ja im eigenen Blog nachlesen, dass ich das regelmäßig habe. Ist halt so, gibt Schlimmeres.

Späterer Feierabend als geplant, ich war aufgehalten worden – und das, wo ich es doch eilig hatte, vor der Abendverabredung mit Berliner Verwandtschaft von Herrn Kaltmamsell hatte ich noch Einkäufe zu erledigen. Doch wie ich da so aus dem Bürohaus hetzte, im Kampf mit Schwindel und allgemeiner Blödigkeit, hielt ich an und ging in mich: Ich musste da heute Abend nicht hin, die Berliner Verwandtschaft würde ich dieses Jahr auf eine Einladung hin eh nochmal besuchen.

Also schickte ich Herrn Kaltmamsell den Bescheid, er möge ohne mich zur Verabredung gehen und bremste runter. Gemächlich besorgte ich im Vollcorner Abendessen, Milch und Brotzeit für die nächsten Tage, holte im Stachus-Untergeschoß beim Bodyshop Körperlotion (und war hoffentlich freundlich zu der Verkäuferin, die mich Kundenkarte Rabatten Angeboten Pröbchen Gutscheinen aufhielt – ICH WOLLTE EINFACH NUR EINE TUBE AVOCADO-KÖRPERLOTION).

Daheim machte ich mich in aller Ruhe (Schwindel!) bereit für eine Runde Yoga-Gymnastik: Ich hatte bereits sichergestellt, dass das eine ruhige Folge werden würde. Ich probierte meine kürzlich eingetroffene Reise-Yogamatte aus.

Funktionierte gut (ist allerdings schwerer als erwartet, das sollen nur 1,1 Kilo sein?), die Gymnastik tat mir gut.

Als Nachtmahl machte ich Tomaten mit Büffelmozzarella und Ruccola an. Danach Schokolade.

  1. Kurzes Selbstlob: Meine Sicherheitsfrage ist ziemlich genial. []

Journal Pfingstmontag, 29. Mai 2023 – Echt Freibad

Dienstag, 30. Mai 2023

Über den zusätzlichen freien Tag wegen Pfingsten1 war ich sehr froh, feierte ihn mit ordentlich Ausschlafen.

Den Rollladen meines Schlafzimmers zog ich zu blauem Himmel und wundervollem Licht hoch, angekündigt war ein weiterer Sonnentag mit 23 Grad Höchsttemperatur – der Jahreszeit perfekt angemessen.

Nach Bloggen, Morgenkaffee und einer großen Tasse Tee war es mir noch zu früh (also zu kalt) für meine geplante Schwimmrunde im Dantebad. Also bat ich Herrn Kaltmamsell erst mal, mit mir den Balkon wohnfertig zu machen (den er bereits vor Wochen grundgereinigt hatte, vergangene Woche nochmal nachgeputzt).

Die rechte Hakenlilie sah mir zu kümmerlich aus, abends stutzte ich sie für einen Neuanfang.

Dann aber ließ ich mir von Herrn Kaltmamsell den Rücken sonnencremen und radelte mit Jäckchen los ins Dantebad. Ich nahm die längere, aber schönere Route über Nymphenburger Straße und Villenkolonie Gern.

Die beiden Sportbahnen waren gut beschwommen, doch die doppelte Breite machte Überholen leicht, alle arrangierten sich problemlos. Ich schwamm mit Genuss und ohne Frösteln 3.200 Meter (einzige Beeinträchtigung war der widerliche Geruch nach altem Pommes-Fett, der immer wieder von der gleichnamigen Bude übers Wasser zog). Mir fiel ein dass ich in der Nacht zuvor geträumt hatte, ich beherrschte die Rollwende. Fühlte sich toll an, vielleicht klemme ich mich doch nochmal dahinter.

Nach Duschen und Ganzkörper-Sonnencremen sowie Wechsel in einen trockenen Bikini breitete ich mich auf der Liegewiese aus. Es war warm genug für ein Sonnenbad, dabei hörte ich das neue Album von Peter Fox, Love Songs – das erste Durchhören gefiel mir schon mal.

Das Dantebad füllte sich nach und nach so richtig freibadlich, mir reichte eine Stunde in der Sonne und ich radelte heim.

Frühstück um drei: Apfel und selbstgebackenes Walnussbrot mit Butter und Orangenmarmelade.

Nachmittag auf dem Balkon mit Zeitung- und Internetlesen. Abends statt Yoga-Gymnastik Kreislaufkapriolen mit Schwindel, Schweißausbruch, Frieren: Ich legte mich hin bis zum Abendessen. Herr Kaltmamsell hatte einen Eintopf aus Ernteanteil-Kartoffeln, Kichererbsen, bayerischem Quinoa und Gemüsebrühe gemacht.

Optisch nicht zu retten (ein Sträußerl krause Petersilie vielleicht?), schmeckte aber gut, und es war noch kühl genug dafür. Für Nachtisch gingen wir mit vorgekühlten Schälchen zum Nachbarschafts-Eisdieler und holten uns je drei Kugeln MIT SAHNE!

Im Bett las ich Francis Kirps, Die Mutationen, eine Geschichtensammlung des luxemburger Autors, die uns Joël aus Luxemburg schon vor einer Weile geschickt hatte – mit Autorenwidmung!

§

Eine Doku in der ZDF-Reihe planet-e:
“Kampf ums Klima
Fakten und Fiktionen”.

Schöner Rahmen der Doku: Ausschnitte aus ZDF-Sendungen mit Hoimar von Ditfurth über Klimawandel aus dem Jahr 1978.

  1. Ja, ich weiß, was da ursprünglich gefeiert wurde, meine katholische Erziehung hat Bildungsspuren hinterlassen. []

Journal Freitag, 26. Mai 2023 – Fahrt zum Rheinhessischen Wein

Samstag, 27. Mai 2023

Aufgestanden zu BLAUEM! Himmel. Das war wirklich schön. Letzte Absprachen mit Herrn Kaltmamsell zu unserem Pfingst-Ausflug ins Rheinhessische, wir verabredeten uns kurz nach Mittag am Bahngleis.

Auf meinem Marsch in die Arbeit war die Luft noch recht kühl, völlig in Ordnung für einen Maienmorgen. Ich sah, dass der Holler um die Theresienwiese zu blühen beginnt.

Im Büro hohe Schlagzahl, die Entscheidung vom Vortag zog weitere Bewegungen nach sich.

Mittags huschte ich schnell raus auf einen Cappuccino beim nahe gelegenen Quiche-Lokal – doch das hatte gestern geschlossen. Mangels Zeit für weitere Wege wurde es also doch wieder ein Hallenbad-Cappuccino aus dem Büro-Automaten. (Sie erinnern sich vielleicht, was mein größter Schmerz während der ersten Corona-Schließungen vor drei Jahren war? Dass die Cafeteria zu hatte und ich keinen guten Cappuccino bekam?)

Feierabend kurz nach freitäglicher Kernzeit, U-Bahn zum Münchner Hauptbahnhof. Mit einem voll besetzten ICE ging es bis nach Mannheim. Herr Kaltmamsell hatte mir zu meinem Apfel als Mittagessen eine Bento-Box zusammengestellt: der Rest Mairübchen-Curry vom Vorabend, frisch gebratener Pakchoi aus Ernteanteil, dazu Reis – köstlich.

Draußen vorm Zug herrliche Mai-Farben.

Schon hinter Stuttgart (ICE verspätet, Anschluss nach Paris verpasst, knallvoll) sagte die Zugscheffin heiter und unverwüstlich durch: „Wir wünschen Ihnen die bestmögliche Reise, die wir Ihnen anbieten können.“ Wir waren gelassen, hatten ja Zeit.

In Mannheim schafften wir sogar unsere S-Bahn an den Zielort Nierstein – die dann einige zusätzliche Zeit erst mal herumstand.

Angekommen checkten wir gemütlich im Hotel ein (direkt gegenüber dem Weingut St. Antony, mit dem ich in einem früheren Leben beruflich zu tun hatte), packten kurz aus, sahen uns dann in Nierstein um.

Gemüseeinkäufe für Samstag auf dem Wochenmarkt – der mir mit seiner heiteren Atmosphäre wie die minimalste Version des Freiburger Markt erschien: Im Zentrum der Weinstand, an dem sich fröhliche getroffen wurde, von allem sonst genau je ein Stand (minus Käse- und Wurststand, vielleicht ja nur diesmal). Wir gingen gleich weiter spazieren und fanden Nierstein ganz entzückend.

Herr Kaltmamsell dachte lange nach, woran ihn dieser Anblick erinnerte, landete bei Cornrows.

Vom Kirchhof der Kilianskirche hatten wir einen herrlichen Blick auf den Rhein.

Durch die alten Gässchen mit vielen Weingütern spazierten wir zurück ins Hotel, brachen aber bald zum Abendessen auf: Ich hatte einen Gutsausschank ausgesucht, der eine Winzer-Vesper anbot – das sah nach dem örtlichen Pendant zum bayerischen Brotzeitbrettl aus.

War es dann auch, obwohl die Kellnerin unsere Bestellung nicht verstand und wir ihr den Posten in der Karte zeigen mussten: Das habe noch nie jemand bestellt. Schmeckte aber sehr gut.

Dazu tranken wir uns durch einige Weine der Winzerei Staiger: Von Gewürztraminer, Rotem Riesling, Grauburgunder und Sauvignon Blanc fand ich den Grauen Burgunder am interessantesten.

Um die Martinskirche flogen Falken, Dohlen, Mauersegler. Festgestellt: Hier sind die Kastanien schon mit Blühen durch, der Holler tut es mit aller Pracht.

Auf Süßes zum Nachtisch hatte ich auch noch Lust und lotste uns zu einem Eisladen am Rhein: Ich hatte die Sorten Salzkaramell und Joghurt.

Unerklärliche Anführungszeichen haben offensichtlich eine sehr lange Tradition.

§

Der Trailer zum Barbie-Film sieht wirklich gut aus. (Und gibt mir Ideen für das Kostümfest, zu dem ich im Juli eingeladen bin.)

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https://youtu.be/oRzCR5YKWUk

Journal Sonntag, 21. Mai 2023 – 30. Rosentag mit Picknick an der Isar

Montag, 22. Mai 2023

30 Jahre ist der Anlass des Rosentags nun her (seine Geschichte, meine Geschichte). Was sich nicht geändert hat: Feste Partnerschaften, Zweisamkeit, Ehe gar – sind wirklich nichts für mich komische Eigenbrötlerin. Es gibt genau einen Menschen, der die Ausnahme ist.

Nach guter Nacht (weil ich schon bald den Schnarcher im Zimmer gebeten hatte, in sein Bett umzuziehen) begann der Tag mit Brotbacken.

Der Teigling frisch aus dem Kühlschrank: Das sah nach gefährlicher Übergare aus. Zum ersten Mal testete ich mit Fingerprobe: Die war eigentlich ok. Doch beim Stürzen auf den Holz-Schieber fiel der Teigling zusammen – jetzt sah ich wieder schwarz.

Im Ofen ging der Laib dann wieder auf. Was für eine Aufregung.

Das Ergebnis später im Anschnitt: Nicht die große Porung, die es haben soll, aber ein gutes Brot. Das nächste Mal also zwei Laibe – und notfalls in einer Nachtschicht gebacken.

Jetzt holte ich aber erstmal im Blumenladen die dreißig bestellten Rosen ab.

Eine Pracht!

Ich hatte draußen festgestellt, dass es trotz lediglich Ahnung von Sonnenschein warm war. Für meinen Isarlauf blieb ich also in kurzen Ärmeln. Mit dem Rad fuhr ich wieder an den Friedensengel, unter anderem zum Location-Check fürs Rosentags-Picknick.

Die designierte Picknick-Wiese. Hier zwischen Max-Joseph-Brücke und Kennedy-Brücke war der Bewuchs an einer Stelle kurz genug, der ohnehin nur mittel frequentierte Weg lag weit genug weg. (Die kleine Linde, die wie ein paar weitere für die gestorbenen mächtigen Eschen gepflanzt wurde, würde noch nicht viel Schatten spenden können, aber ich habe doch ein großes Herz für Anfängerinnen, die noch üben müssen.)

Ich lief recht gut, gegen Ende kam die Sonne deutlicher heraus und ließ mich bald einen Schluck Wasser vermissen. Ich hörte ein Krötenkonzert vom Teich auf Höhe Sankt Emmeram, freute mich am Licht.

Lediglich der letzte Abschnitt war mir leider verdorben: Mich plagte völlig überraschend und überraschend schmerzhaftes Seitenstechen.

Zurück daheim trank ich reichlich Wasser, duschte, cremte mich mit Sonnenmilch ein – und packte alles fürs Picknick zusammen. Mittlerweile hatten die Temperaturen die angekündigten 25 Grad erreicht, ich trug Sandalen.

Zusammen mit Herrn Kaltmamsell radelte ich bepackt in mittlerweile Radler*innenmassen zurück zur Picknickwiese.

Herr Kaltmamsell: “Natur piekst!”

Auf dem Tablett (ich hatte für stabilere Ablage unser Holz-Tablett mitgenommen und mit der Tischdecke abgedeckt) Köstlichkeiten vom Dallmayr:
Unter Aspik Entenlebermousse, Räucherlachsmousse, gefüllte Eier.
In Schälchen Steinpilze in Olivenöl, Garnele/Tomate/Joghurt, Sonnenweizen/Schafskäse/Chicoree, Nordseekrabben/Gurke/Dill, Süßkartoffel/Orange/Cashew.
Dazu einen Vermentino aus der Toskana und Walnussbrot (sehr gut, unbedingt nochmal).

Nachtisch: Bayerisch Creme mit Himbeeren für ihn, Mangomousse mit Mandelstückchen (Hammer!) für mich.

Ich ließ mir über die neuesten Recherchen von Herrn Kaltmamsell erzählen, lernte viel über Sumerologie, ergative Sprachen und agglutinierende Wortbildung. Wir sahen Mauersegler, hörten bettelnde Meisenkinder, Buntspechte.

Irgendwann war alles restlos weggegessen und -getrunken (ich hatte für mich eine Sportflasche Wasser eingeschmuggelt), wir packten und radelten heim. An einer roten Ampel schloss Herr Kaltmamsell seine Ausführungen des Nachmittags ab: “Was ich jetzt noch bräuchte, ist eine Liste von sumerischen Plural-Affixen.” Und das ist ein Grund, warum er diese Ausnahme von oben ist.

Daheim nüchterte ich über Zeitungslektüre auf dem Balkon (!) (!!) langsam aus – zum Glück ohne Nachwirkungen, Tagesalkohol vertrage ich ja nicht immer gut.

Zur Tagesschau gab es sogar noch Abendessen: Die Erbsen-Minz-Suppe vom Dallmayr, die ich ursprünglich als warme Vorspeise aus der Thermoskanne geplant hatte – doch dann waren mir die Umstände zu groß gewesen. Dazu Walnussbrot, danach Schokolade.

Abendunterhaltung: Der Münchner Tatort “Game Over”, der im E-Sport spielte und ein wirklich gutes Drehbuch hatte, mit manchen Kamera-Einstellungen wie in Ego-Shootern, ohne dass die alten Kommissare damit hadern mussten, was dieses E-Sports-Zeug bitte ist – der zudem zum Teil bei uns ums Eck im südlichen Bahnhofsviertel spielte (Geografie-treu1, also ohne Sprung zwischen den Stadtvierteln, wenn in der Handlung angeblich nur um eine Ecke gegangen oder gefahren wird). Wieder mal eine auffallend gute Darstellerin in einer Nebenrolle: Lea van Acken.

Noch kurzes Räumen für den Putzmann-Einsatz am Montag, dann Abschied vom herrlich langen Wochenende.

  1. Den Begriff habe ich gerade erfunden, gibt es in der Filmkunde sowas? []

Journal Samstag, 20. Mai 2023 – Tag der Lebensmittel (Einkauf und Zubereitung)

Sonntag, 21. Mai 2023

Nachtschlaf ok, allerdings mit einem Loch um halb drei: Heftiger Herzschlag ließ mich nach einem Klogang erstmal nicht wieder einschlafen.

Ich stand auf zum typischem Maigrau 2023. Als Allererstes setzte ich Kartoffeln für Kartoffelsalat zum Abendessen (für zu Fleischpflanzerl) auf: Ich suchte die kleinsten aus dem dieswöchigen Ernteanteil aus, bei Pellen statt Schälen würde mehr Kartoffel übrig bleiben.

Nach Bloggen über Morgenkaffee und Duschen machte ich mich auf die erste Einkaufsrunde.

Dress for the temperatures you expect, not for the ones you have. – so sagt man doch. War in den fahlen Sonnenversuchen auch fast nicht zu kalt.

Ich kaufte gemischtes Hackfleisch beim Schlagbauer, entnahm einem handgemalten Plakat zum 95. Geburtstag des Seniorchefs, dass dieser seine Lehre in der Metzgerei Meixner in meiner Geburtsstadt Ingolstadt abgeschlossen hat (einst berühmt für ihren Leberkäs, wie alle Innenstadt-Metzgereien in Ingolstadt schon lang aufgegeben). Nächster Einkaufsstopp: Billigschokolade im Discounter. Ich wäre bereit für Erdbeeren gewesen, doch die am Standl waren riesig und hell – der Verzicht fiel mir leicht.

Daheim kurzes Verräumen, dann ging ich mit Herrn Kaltmamsell zu den Luxus-Einkäufen für den Rosentag am Sonntag zum Dallmayr: Sonntags ist die Auswahl an feinen Restaurants in München sehr gering, so hatte der Herr ein Picknick vorgeschlagen – hatten wir schon lang nicht mehr zum Rosentag gehabt. Genau an diesem Sonntag sollte es auch für ein paar Stunden sonnig und warm werden.

Beim Dallmayr sahen wir uns erst gründlich um, dann kaufte ich vor allem Feinkostsalate.

Als wir am Obst anstanden, kamen aus einer Innentür eine festlich gekleidete Dame mit kleinem, geschmückten Hut und ein Herr im StresemannCut. Sie verließen mit einem “hier können wir auch raus”, gemurmelt vom Herrn, den Verkaufsraum auf direktem Wege. Nun wundert mich in der Münchner Innenstadt, zumal im Dallmayr, nur wenig, und ich hakte “StresemannCut live im Einsatz sehen” von meiner Lebensliste ab (weit, weit hinter dem bereits abgehakten “Frack tragen”).

Später besorgten wir noch Frühstückssemmeln und in der Landwehrstraße syrisches Gebäck, im Bahnhofsviertel trafen wir Freunde – die den Anlass für Hut (sie nannten ihn “fascinator”) und Stresemann kannten: Am Odeonsplatz, 5 Fußminuten vom Dallmayr, heirateten gestern ehemalige bayerische Königs. Sehen Sie: So locker und liberal toleriert man in Bayern Parallelgesellschaften.

Daheim machte ich uns Cappuccinos, zum Frühstück aß ich ein Laugen-Zöpferl und Banane mit Joghurt.

Lektüre der Wochenend-Süddeutschen, dazwischen ging ich immer wieder in die Küche für Handgriffe am aufwändigen Walnussbrot, das ich zum Rosentag backen wollte. Den Weizensauerteig hatte ich über die Woche davor gründlich aufgefrischt.

Nochmal eine Runde Tüchtigkeit: Ich bügelte die Wäsche der vergangenen Wochen – kein warmer Frühling bedeutet wenig Bügelwäsche. Dabei hörte ich zunächst das RBB-Kultur-Interview mit Katja Berlin zu ihrem aktuellen Tortengrafik-Buch Wofür Frauen sich rechtfertigen müssen (empfehlenswert, auch weil sie über ihre Arbeitsweise spricht), dann eine Folge Resonator (Podcast-Reihe der Helmholtz-Gemeinschaft) vom Juni 2022: Ein knappes Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal sprach Holger Klein mit Prof. Christian Kuhlicke, der am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung das Department Stadt- und Umweltsoziologie leitet:
“Klimasichere Kommunen und Städte”.
Ein sehr informatives Interview über aktuelle Möglichkeiten, aber auch Grenzen des Hochwasserschutzes und die Rolle der Forschung darin (in Abgrenzung zu Politik und Verwaltung).

Weitere Brotback-Schritte, außerdem war ich ja fürs Abendessen zuständig: Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat.

Ich hatte sehr große Lust auf Rotwein, wir öffneten einen Prometus 2020 aus Castilla y León – war gestern genau das Richtige (passte allerdings gar nicht zum Essen).

Zum Nachtisch dann doch die ersten Erdbeeren der Saison: Die beim Dallmayr hatten meinen Ansprüchen genügt. Außerdem nach Langem mal wieder syrisches Gebäck vom Nawa.

Sorgen bereitete mir der Teig des Walnussbrots: Er ging vor lauter Sauerteig-Power bereits bei der Stockgare in der Schüssel sehr stark. Ich hatte die Übernacht-Gare im Kühlschrank geplant, und es war auch schon spät nachts – was ich aus Müdigkeit durchzog, obwohl meine Brotbackerfahrung mir sagte, dass dieser Teig nur noch eine kurze Stückgare im Gärkörbchen brauchte und dann gleich gebacken werden sollte. Hilft halt die ganze Erfahrung nichts, wenn sie nicht in den Tagesrhythmus passt.


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