Essen & Trinken

Journal Donnerstag, 23. März 2023 – Prä-Urlaubs-Gehirn im Zickzack

Freitag, 24. März 2023

In der Nacht wieder eine Krampfattacke, durch Aufstehen und Aushängen in Yoga-Vorbeuge konnte ich sie stoppen.

Der Morgen startete gemischt trübe, mein Gemüt mit Gewitterwolken (inklusive ersten Blitzen).

Die Magnolie vor der Villa Wagner beim Entfalten. Ihre volle Pracht werde ich dieses Jahr wegen Urlaubs wohl verpassen.

Der Tag blieb eher grau, die Luft mild.
Schon am Vormittag schlugen meine inneren Gewitterwolken leider einmal in Bösartigkeit um.

Mittagessen Quinoa vom Vorabend, außerdem Crowdfarming-Avocado mit Grapefruit.

Extremes Stubenfliege-an-Fenster-dotz-Hirn (ja, auch Neurotypische kennen das).
Apropos: Hat Nikolai Rimski-Korsakow das Musikstück wirklich “Hummelflug” genannt? Das ist doch sowas von überhaupt nicht, wie Hummeln fliegen! (Außer vielleicht in halbem Tempo, höchstens.)

Und noch ein Menschen-Ding und noch ein Querschuss, MenschMenschMensch, Querschuss, Mensch, von einem davon erfahren, dass gestern Ramadan begann (“Fastest du?” “An manchen Tagen.”), Querschuss, Querschuss – gleichzeitig musste ich die lange und sich verändernde Liste von Erledigungen vor Urlaub im Auge behalten. Kein Vergnügen, kann ich den Ponyhof nochmal sehen?

Nach Feierabend ging ich in vereinzelten Regentropfen zu meinem Enthaarungstermin, den ich eigentlich schon lange herbeigesehnt hatte – der mich aber jetzt belastete, weil mir dadurch schon wieder Zwischenmenschliches bevorstand: Die temperamentvolle Sardin würde mich nicht ohne intensiven Austausch davonkommen lassen. Und so war es dann auch. Auch wenn dazu gehörte, dass mir etwas vorgesungen wurde: Ich werde anregen, die Entwicklung des Care-o-bots in Richtung Kosmetik voranzutreiben.

Daheim fiel ich erst mal in Herrn Kaltmamsells Zimmer (und unter seinen Augen) dramatisch Gesicht-voran auf sein Bett. Aber nach ein wenig Jammern war ich bereit für Yoga-Gymnastik: Diesmal probierte ich eine Folge Two Birds Yoga aus. Gefiel mir gut, auch wenn ich mich zusätzlich anstrengen musste: Den australischen Akzent verstand ich oft nur mit Hingucken.

Herr Kaltmamsell servierte aus eben geholtem Ernteanteil das Nachtmahl.

Blaukraut-Steaks aus dem Ofen mit Mozzarella/Ziegenkäse überbacken, dazu Ruccola und gebratene Kartoffelwürfel: Sehr großartig. Nachtisch Schokolade.

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Nun zu Schlampereien anderer Spezies, z.B. zu Taubennestern. Anlässlich eines solchen verlinkte @pinguinverleih einen Artikel vom August 2022:
“Why Do Pigeon Nests Look So Shitty? An Investigation”.

Just because pigeon nests look useless to us does not mean they are useless to pigeons. Most humans, as non-birds, have no relevant expertise in evaluating whether a nest is good or bad. “There’s this idea that the whole group of pigeons and doves are notoriously not the best nest-makers, but that’s putting our own human constructs on it,” said Carlen, now at Washington University in St. Louis, who is one of the few humans actually qualified to judge a pigeon nest.

To appraise whether a pigeon nest is good or bad, you must try to understand the nest from the perspective of a pigeon. As Carlen sees it, a pigeon nest has one ultimate goal: to create an area where the egg will not roll away.

Darin unter anderem der Link zu einem Twitter-Kanal, der Fotos von solchen lächerlichen Taubennestern sammelt (DAFÜR wurde das WWW erfunden, genau dafür!).

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Ein Bild von Marlene Dietrich, das ich noch nicht kannte.

Journal Samstag, 18. März 2023 – Körpertüchtigkeit in Frühlingssonne

Sonntag, 19. März 2023

Mittelgute Nacht mit einer überraschenden Krampf-Unterbrechung (linke Wade, als ich den Fuß dagegen hochzog, gleich Fußsohle und Zehen, Aufstehen und Yoga-Vorbeuge halfen), aber Schlaf bis sieben.

Gemütlicher Morgen, ich konnte den Tag frei planen. Als Wetter war ein schönes angekündigt, das tatsächlich eintrat. Doch als ich mich vormittags per Rad zum Olympiabad aufmachte, brauchte ich noch leichte Mütze und Handschuhe.

Nach dem nächtlichen Krampf hatte ich auch Waden- und Zehenkrämpfe im Becken befürchtet, doch ich blieb verschont, konnte im nicht zu kalten Wasser bei wenig Belegung kraftvoll und ruhig meine 3.000 Meter durchziehen.

Schon früh ließ ich beim Wenden eine Schwimmerin vor, die ein wenig schneller war als ich – und ich weiß doch, wie nervig das sein kann, weil nur wenig langsamere Schwimmerinnen so schwer zu überholen sind. Beim kurzen freundlichen Austausch (“Mögen’S vor?” “Ach, das ist nett.”) sah ich, dass sie deutlich älter war als ich. In Kombination mit dem Neid auf die flotte Wander-Rentnerin am Freitag wurde mir klar: Mir (!) ist wirklich scheißwurscht, wie alt ich aussehe – solange mein Körper tüchtig ist. Meintwegen halten mich die Leute mit 65 für 80, solange ich gehen, wandern, schwimmen, treppensteigen, mich drehen und wenden kann, auf- und niedersetzen.

Ich hatte ja schon während meiner ersten Reha vor vier Jahren festgestellt, wie sehr ich mich über meine Körpertüchtgkeit definiere, dass es mir an die Substanz geht, wenn sie fehlt. Und während andere sich plastisch operieren lassen, damit sie ihrem Schönheitsbild entsprechen, habe ich mein kaputtes Hüftgelenk durch ein künstliches ersetzen lassen, um mir Beweglichkeit zurückzuholen (na gut, und gegen schlimmen Dauerschmerz sowie für Nachtschlaf). Ich hoffe auf einen so langsamen Verlust dieser Körpertüchtigkeit durchs Altern, dass ich damit umgehen kann. (Habe meine Mutter im Ohr, die irgendwann von einem Wanderurlaub in Südtirol zurückkam: “Oiso woaßt, jetzt ham’s die Berge einfach höher gemacht! Desmoi war’s viel anstrengender hochzukommen und hat auch viel länger ‘dauert.” Das wär’s.)

Als ich wieder auf mein Rad stieg, dominierten im Olympiapark bereits die kurzen Ärmel.

Größte Gefahr im gestrigen Radelverkehr: Fußgänger, die ohne zu schauen plötzlich auf Radweg oder Straße ausscherten. Und wie bei jeder Nutzung ärgerte ich mich über die Verkehrsführung am Stiglmaierplatz, die an der roten Ampel wartende Radler*innen so auf dem Radweg platziert, dass die Grün habenden nicht vorbeikommen oder in anfahrenden Radverkehr crashen. Hier ist der Missstand so tief strukturell, dass er sich halt nicht mit Farbe auf dem Boden korrigieren lässt.

Daheim öffnete ich erst mal Balkontüren und Fenster, um Sonne und warme Frühlingsluft hereinzulassen. Draußen sah ich sogar Sommerkleidchen. Frühstück um zwei: Zwei weiche Eier, zwei Dim-Sum-Dampfnudeln vom Vorabend.

Fürs Abendessen benötigte Herr Kaltmamsell noch ein paar wenige Zutaten, Anlass für Verlassen des Hauses. Ich spazierte zum Vollcorner und mit einer großen Schleife über die Theresienwiese (viele Leute, die spazierten, sportelten, sich in Gruppen trafen) zurück. In einem Hinterhof an der Beethovenstraße wurde sogar gegrillt.

Der faszinierende Herr ist an der Lessingstraße zu finden und gehört zur Medizinischen Lesehalle – die, wie ich jetzt weiß, ursprünglich als Kunstgalerie erbaut wurde, das erklärt auch die Medizin-fernen Skulpturen und Reliefe drumrum.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen: Jana Thieles Gebrauchsanweisung für den Harz, eine Leihgabe des dorthin ausgewanderten Freunds, bereitete mich auf den ersten Teil meines Urlaubs vor, auf ein paar Tage in Goslar. Sehr charmant und in dem subjektiven Blog-Tonfall geschrieben, den ich an Reiseliteratur schätze; nur an der fehlenden Erwähnung des Klimawandels merkte ich, dass es nicht ganz aktuell ist (veröffentlicht 2014).

Ein Stündchen Lektüre der Wochenend-Süddeutschen, eine Runde Yoga-Gymnastik mit “Restorative” im Titel – war mir sogar für das Ziel Dehnen ein wenig zu langsam.

Herr Kaltmamsell servierte tex-mex Nachtmahl:

Ofenkartoffeln (Ernteanteil) mit Käse und Sauerrahm, besonders gute Guacamole (Corwdfarming-Avocados), schwarze Bohnen mit Tomate – alles köstlich. Davor gab es von meinen Eltern hergstellten Schlehenlikör Pacharán auf Eis, danach Süßigkeiten.

Als Abendunterhaltung schaffte ich endlich die Doku von 2020 über die Frauen im westdeutschen Bundestag, die sich als erste dort politische Macht holten.
“Die Unbeugsamen”.

Gut und sorgfältig gemacht, beeindruckende Menschen. Einige davon erzählten als alte bis greise Frauen in der Rückschau von ihrem Weg, durch Bewegungen wie #metoo ermutigt auch von sexuellen Übergriffen (inklusive der Erkenntnis: Hätten wir früher darüber gesprochen, wäre das nicht so lange durchgegangen.). Noch bis 7. Mai in der Mediathek, Empfehlung.

Im Bett (seit sehr Langem mal wieder leichter Chlorschnupfen) nahm ich mir meine nächste Lektüre vor: In der Münchner Stadtbibliothek hatte ich meine Vorbestellung nach zwei Wochen Warten herunterladen können, Theresa Hannig, Pantopia. (Mit dieser zweiten Onleihe dort haben sich meine 20 Euro Jahrebeitrag bereits amortisiert.)

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Hintergrundberichte zum Beruf anderer finde ich immer hochgradig spannend. Hier erzählt die Chefin einer Flugzeug-Kabinenbesatzung in einer ersten Folge, woraus ihr Job bis zum Betreten des Flugzeugs besteht.
“Workday – Teil 1”.

Journal Freitag, 17. März 2023 – Benommener Frühlingsvormarsch

Samstag, 18. März 2023

Tief geschlafen, der Wecker holte mich selbst ein wenig vorgestellt viel zu früh in den Tag.

Benebelt und dumpf absolvierte ich meine Morgenrituale (Schlumpfklamotten anziehen, Milchkaffee und ein Glas Wasser zum Bloggen, Brotzeit einpacken, Bett machen und Kleidung rauslegen, währenddessen Wohnung lüften, Zeitung aus dem Briefkasten holen, keine Bank- und Seitstütz weil Zeit zu knapp, Zähneputzen, Duschen, Körperpflegen, Schminken, Anziehen) und marschierte durch Morgensonne in die Arbeit.

Ich begegnete einer Frau in deutlichem Rentenalter, die in Wanderkleidung (Wander-Leggins, Wanderstiefel, Rucksack) schwungvoll federnd Richtung U-Bahn ging, mutmaßlich zu einem Wandertag. Ich wäre so gern sie gewesen.

Im Büro hielt die Dumpfheit im Hirn an, Arbeit war müh- und langsam. Vor allem freute ich mich seit Aufwachen auf den Abend mit einem heimgekehrten Herrn Kaltmamsell – am Schreibtisch merkte ich, wie viele Stunden noch dazwischenlagen. Ich nahm mir Datenbankarbeiten vor und verschob alles mit menschlicher Beteiligung (jetzt werden Sie sagen: “Das war aber ungeschickt, denn Datenbanken können warten, Menschen hingegen werden ungeduldig!” – jajaja, auch das erledigte ich noch vor Mittag).

Mittags gab es Äpfelchen, Sahnequark mit Joghurt, eine Orange. Der Nachmittag verging dann doch schnell, ich machte mich pünktlich auf den Weg nach Haus, kurzer Einkaufsabstecher beim Vollcorner. Es roch nach Frühling, ich benötigte weder Handschuhe noch Mütze, öffnete nach einer Weile auch meinen Janker.

Vorpreschende Zierkirsche am Bavariaring (vor einem der letzten verbleibenden Bombenloch-füllenden Gebäude, sonst sind diese mittlerweile durch schicke Neubauten ersetzt).

Daheim machte ich mich gleich an die Zubereitung des Abendessens: Es sollte Italienische Dim-Sum-Dampfnudeln mit Tomatensauce und Asia-Salat aus Ernteanteil geben (diese drei Bestandteile schaffe auch ich gleichzeitig servierfertig zuzubereiten, sonst mein großes Problem). Währenddessen kam Herr Kaltmamsell heim, zog sich aber erst mal in sein Zimmer zurück – bis ich während der letzten Gar-Phase Aperitif servierte: Cosmopolitans.

Zum Essen gab es Ziereisen Grauburgunder – ich hatte dann doch ein Kistlein geordert.

Alles war gelungen und schmeckte sehr gut. Herr Kaltmamsell erzählte von seiner Informatik-Didaktik-Fortbildung, Nachtisch Schokolade.

Mehr Madrid recherchiert. Unter anderem fand ich heraus, dass auch in der Madrider Innenstadt in der Karwoche heftig prozessiert wird. Noch hoffe ich, dass die Prozessionen uns nicht so sehr in unserer Bewegungsfreiheit einschränken wie vor 20 Jahren in Andalusien.

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Fotorückblick!

Vor zehn Jahren – Erinnerung an den wunderschönen, edlen Max-Mara-Mantel, der mir in den darauffolgenden Sommermonaten aus unserem Kellerabteil gestohlen wurde.

Auch vom März 2003 finde ich kein Foto von mir – also gibt’s Vorschuss für April: Ein vorgezogenes Bild aus unserer Kabine auf der alten Queen Elizabeth 2, mit der wir im April 20222003 den Atlantik kreuzten von Southampton nach New York.

Vom März 1993 finde ich leider auch keines.

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Manche Leute behaupten, es gebe zu jedem gesellschaftlichen Thema einen passenden entlarvenden Calvin-and-Hobbes-Cartoon. Für die Erklärung von Bankenkrisen stimmt das schon mal.

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Radler und Radlerinnen! Bitte gebt Handzeichen vorm Abbiegen/Ranfahren! Und zwar nicht, weil man euch das in der 3. Klasse für den Fahrradführerschein so gesagt hat, sondern weil es Basishöflichkeit gegenüber anderen Menschen im Straßenverkehr ist. Hier ein paar weitere Handzeichen:
“Copenhagen Cycling Signals”.

Journal Mittwoch, 15. März 2023 – Zahnrenovierung

Donnerstag, 16. März 2023

Der Tag begann so.

Die Nacht war überraschend schlecht verlaufen: Zum ersten Mal seit Start Hormontherapie konnte ich nach einem Klogang um halb zwei nicht mehr einschlafen, aus jedem Sinken in den Schlaf rissen mich Angst und Sorgen (überhaupt nichts Ernsthaftes) wieder hoch. Ich gab irgendwann auf, zog mich warm an und las im Wohnzimmer mein aktuelles Buch aus. Danach ging’s irgendwann, das Loch wird ca. anderthalb Stunden lang gewesen sein.

Abweichen vom gewohnten Morgenablauf: Ich hatte den Wecker etwas früher gestellt, um das etwas spätere Verlassen des Hauses für eine Runde Yoga-Gymnastik zu nutzen. Außerdem konnte ich so Herrn Kaltmamsell Milchkaffee servieren: Er brach sehr früh zu einer mehrtägigen Fortbildung auf. Die Yoga-Gymnastik tat sehr gut.

Mein erster Weg führte mich mit der U-Bahn (im dichten Berufsverkehr geschätzte fünf Prozent der Fahrgäste mit FFP2-Masken) zur Münchner Freiheit: Termin bei meiner Zahnärztin, den ich nicht nur wie vereinbart zum Füllen eines kleinen Lochs nutzte, sondern auch zur Komplettierung eines in der Vorwoche abgebrochenen Backenzahns.

Schneefall war von Sonne abgelöst worden.

Schöne Aussicht vor der Behandlung.

Und Entdeckung von Dental-Poesie: Bissflügel.

Die vertraute Zahnärztin reparierte beide Stellen routiniert (ihr “Oh!” beim Anblick des abgebrochenen Zahns erschreckte mich also zu Unrecht), die abgelehnte Betäubungsspritze war wirklich unnötig: Bohren ist halt unangenehm und verursachte bei mir enorme Gänsehaut, ist aber nicht schmerzhaft (die Abbruchfläche war nicht schmerz- oder temperaturempfindlich gewesen).

Ich kam nur eine gute Stunde später als sonst an meinen Schreibtisch. Der Sonnenschein hatte das Büro vorgewärmt, so schön! Das war’s dann aber auch mit schön, das Öffnen des E-Mail-Postfachs stürzte mich umgehend in einen Strudel. Die unangenehmsten der kleinen Jobs brachte ich so schnell hinter mich, dass keine Zeit für Widerstand und Verdrängen war.

Zu Mittag gab es eine Körnerbreze, Karottensalat mit Koriander (den mir Herr Kaltmamsell aus Ernteanteil zur Brotzeit bereitet hatte), eine Banane.

Nachmittags ging’s strukturierter weiter, ich hatte sogar Zeit für Hinterhergucken einer aufgezeichneten Infoveranstaltung aus der Vorwoche.

Nach Feierabend marschierte ich in winterlicher Kälte in die Stadtmitte: Da ich den Donnerstabend bereits verplant hatte, wollte ich Zutaten fürs Freitagabendessen einkaufen. Der Marsch war schön, doch im Eataly, wo ich die die Einkaufsliste leerzukaufen geplant hatte, scheiterte ich: Keine Salsicce für Füllung, und das Kilo Weizenmehl tipo 00 sollte 6,60 Euro kosten – fast hätte ich schallend gelacht. Zum Vergleich: In der Hofbräuhausmühle gemahlenes heimisches Bioland 00 kostet 2,80 Euro. Ich kaufte also nur ein Kilo wunderschöne Tarocco-Halbblutorangen und ging für den Rest in die Feinkostabteilung des Kaufhofs am Marienplatz (der die aktuelle Kaufhaus-Schließungswelle überlebt, doch den Hertie am Bahnhof, der gerade umgebaut wird, wird es nie mehr geben – ein Verlust, er fällt mir bei vielen Bedarfen immer als erste Anlaufstelle ein).

Daheim war ich in Abwesenheit von Herrn Kaltmamsell fürs Abendessen auf mich selbst gestellt: Ich briet die letzte Zwiebel aus Ernteanteil gehackt weich, machte damit eine Dose Linsen heiß, mischte ein wenig getrocknete Tomaten in Öl unter. Schmeckte hervorragend, das Restl Paprikamajo passte überraschend gut. Nachtisch eine sensationell süße Blutorange und reichlich Schokolade.

Journal Montag, 13. März 2023 – Unangenehmer Arbeits-Turbo

Dienstag, 14. März 2023

Arbeitsweg im Grauen und wieder mit Mütze und Handschuhen, ich war schon sehr gespannt auf den angekündigten Wärme-Einbruch.

Die Magnolie vor der Villa Wagner wäre so weit.

Erst nach dem ersten Arbeitsschwall guckte ich nach den Oscars der Vornacht. Oh wie schön! Die vielen Awards für Everything Everywhere all at once freuten mich für die zurecht prämierten Menschen, vor allem aber weil mal wirklich cineastische Innovation ausgezeichnet wurde (die durchaus extrem ist – ich kann gut verstehen, wenn man mit dem Film nichts anfangen kann). Hier ein ganz wundervolles Foto dreier Beteiligter.

Sehr anstrengender Arbeitstag. Ich habe ja verschiedene Rollen in meinem Job, gestern waren alle gleichzeitig gefragt, inklusive Termindruck – kommt selten genug vor, aber wenn, ist’s nicht schön. Und dann hatte ich mich im Schlaf auch noch verlegen: Schmerzen im linken oberen Rücken.

Mit der Mittagspause verkalkulierte ich mich: Ich hatte sie nach einem Termin um 13 Uhr gelegt, weil ich davor eh zu aufgeregt für Essen war. Doch danach prasselte alles Mögliche auf mich ein, ich konnte nur schnell ein Stück Pumpernickel mit Butter runterkauen und Quark mit Joghurt löffeln, Pause war keine drin. Vorm Fenster sah ich Menschen in der Sonne mit Jacken unterm Arm.

Nachmittags kamen zu all den aktivierten Rollen auch noch Querschüsse, und je länger ich bei diesem Arbeitgeber tätig bin, desto schwerer fällt mir ein ohnehin von Geburt an fehlendes “Nicht zuständig”: Weil mir zu immer mehr eine Lösungsmöglichkeit einfällt. Wenn die zwei Wochen bis Urlaub jetzt so weitergehen, werde ich sehr unglücklich.

Irgendwann gegen Ende der zweiten Überstunde riss ich mich vom Schreibtisch los, mit schlechtem Gewissen, denn es hätten eventuell noch Rückfragen kommen können. Draußen war es tatsächlich sehr warm geworden, die Spielplätze wimmelten, jeder Tisch vor Lokalen war besetzt, ich ging ohne Mütze und Handschuhe mit offener Jacke nach Hause (schnelle Einkäufe im Vollcorner).

Daheim freute ich mich sehr über eine halbe Stunde Yoga von Jessica Richburg mit überraschenden und eleganten Übergängen. Möglicherweise hat die auffallende Abwesenheit von Waden-/Achillessehenproblemen bei meinen Laufrunden seit einigen Monaten sogar mit meiner Yoga-Routine seit fast drei Jahren zu tun.

Das Nachtmahl war gestern ebenso erfreulich, geradezu feudal.

Herr Kaltmamsell hatte nach einem Ottolenghi-Rezept mit Sellerie und Kartoffeln eine Frittata gemacht, dazu scharfes Pickle und Paprika-Majo, ich hatte die ersten überraschend schnell gereiften Avocados mit Grapefruit zu einem Salat verarbeitet. Wenig Schokolade zum Nachtisch, unsere Süßkram-Kiste war nämlich nahezu leer.

Auf Twitter wurde mal wieder gefragt, wie Menschen Bücher sortieren. Fast hätte ich g’schnappig geantwortet: Nach sortiere-ich-gleich-aus und sortiere-ich-in-einer-nächsten-Runde aus. Kürzlich bemerkte ich, dass ich die Glastüren vor den neuen Bücherschränken in den anderthalb Jahren seit Kauf nur einmal geöffnet habe: Als ich mich von allen John Irvings nach Widow for one year trennte. Unsere gemeinsamen Bücherschränke enthalten mittlerweile eh zu 80 Prozent die Bücher des Herrn Kaltmamsell (und auch der hat sehr viel weggegeben), von mir stehen darin nur noch liebe Geschenke und wirklich besondere Ausgaben.
(Na gut, im Korridor hege ich die anderthalb Meter Bücher-von-Leuten-die-ich-aus-dem-Internet-kenne und fast zwei Meter Granta-Magazin.)

§

Auf Masotodon eine zauberhafte Kino-Geschichte.

Journal Samstag, 11. März 2023 – Der Großfamilienurlaub bekommt Details

Sonntag, 12. März 2023

Nach zu wenig, aber gutem Schlaf zu früh bei meinen Eltern aufgewacht (übrigens im seinerzeitigen Zimmer meines jüngeren Bruders, das nach seinem Auszug das schön eingerichtete Gästezimmer wurde; mein früheres Zimmer gestaltete meine Mutter zum Näh- und Bügelzimmer um, auf der Schlaf-Couch darin weitere Übernachtungsgelegenheit).

Das Draußen sonnig und frostig.

Die Morgentoilette umfasste einen weiteren Versuch, das Make-up vom Vorabend loszuwerden: Vor dem Schlafengehen hatten weder Creme und Taschentuch noch Wasser und Seife die letzten Reste entfernt – jetzt verstehe ich, warum die Kosmetikindustrie auch dafür spezielle Chemikalien anbietet.

Morgenkaffee mit Elterns. Wir bereiteten das Geburtstagsfrühstück für die Schwägerin vor. Im Garten reichlich Betrieb am Futterhäuschen: Meine Mutter hatte bereits die Erlenzeisige richtig bestimmt, die ich gestern zum ersten Mal sah. Außerdem sah ich Meisen und Distelfinken, auf dem Gras unter dem Häuschen pickten Ringeltauben die Reste auf.

Durchs frühe Aufstehen hatte ich noch Zeit, auf dem Gästebett sitzend den Blogpost über vorgestern fertigzustellen, half dann bei den letzten Handgriffen fürs Geburtstagsfrühstück, bevor die Bruderfamilie eintraf – minus einem Neffen, der gestern arbeitete und Frühschicht hatte.

Erst mal fröhliches Frühstück. Ich bekam meinen zweiten Milchkaffee und besprach mit der Nichte ihre Hausarbeit für die Schule (W-Seminar am bayerischen Gymnasium): Zu ihrem Thema spanische Gastarbeiter und Abgleich mit der konkreten Familiengeschichte hatte ich Tipps für Quellen und für Methodik. Sie wiederum erzählte mir erste Inhalte aus Gesprächen mit meinem Vater (die mir zum großen Teil neu waren, sehr super). Aufs Ergebnis bin ich schon sehr gespannt: Sie hatte das Thema gewählt mit dem nachvollziehbaren Argument, dass etwas von Wert über die Schule hinaus rauskommen würde.

Nächster Programmpunkt der Zusammenkunft: Pläne für den Großfamilienurlaub in Madrid und Sepúlveda. Ideen und Wünsche wurden zusammengelegt (Museen, Plätze, Parks, Wandern, Familientreffen), mit zeitlichen Möglichkeiten abgeglichen, ich schrieb mit. Meine Eltern und ich werden hinfliegen, Herr Kaltmamsell reist einzeln, die Bruderfamilie kommt zu fünft im Auto. Für die Tage in und um Sepúlveda nördlich von Madrid brauchen wir ein zweites Auto, das mieteten wir gestern live (weniger teuer als befürchtet – vielleicht profitieren wird davon, dass Spanien früh Maßnahmen gegen Inflation und Preisanstieg ergriffen hat).

Der Abschied von der Familie fiel leicht, am Donnerstag werde ich die größten Teile davon wiedersehen.

Mit Herrn Kaltmamsell nahm ich einen Zug zurück nach München, auch hier frostige Temperaturen draußen, sonnengewärmtes Wohnzimmer drinnen. Vor der Wohnungstür wartete ein Kistlein Crowdfarming-Avocados auf uns – keine davon essreif, also gab es zum Frühstück nach drei elterliche Semmeln mit Butter und Marmelade.

Danach war ich zu müde zum Zeitunglesen, aber nicht wirklich müde genug für Siesta. Ich legte mich trotzdem ein wenig hin, schlief auch ein halbes Stündchen.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Zeitunglesen, einer halben Stunde Yoga – und wieder mal unangenehmen Kreislaufkapriolen (Schwindel – Schweißausbruch – Frieren). Danach wurde mir auch mit Wolljacke und Decke nicht mehr richtig warm.

Zum Nachtmahl machte Herr Kaltmamsell nach jahrelanger Pause mal wieder Szegediner Gulasch, Anlass war das Sauerkraut im Ernteanteil. Diesmal verwendete er das klassische Schweinefleisch dafür.

Dazu Salzkartoffeln, und ich schenkte mir ein Weizen ein. Sehr gutes Abendessen, das Gulasch hatte genau die richtige Mischung von scharf und sauer. Nachtisch Schokolade.

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Die Süddeutsche stellt Crowdfarming vor (€).
“Goldene Zitronen”.

Ich freue mich sehr über den Erfolg dieser Idee – und genau von der vorgestellten Landwirtschaft Finca Los Pepones kommen unsere aktuellen Avocados.

Journal Mittwoch, 8. März 2023 – Abschied vom #Lindwurmessen mit Törtchen im Mokkaccino

Donnerstag, 9. März 2023

Zitat zum Tage:
“I do not wish women to have power over men; but over themselves.”
(Mary Wollstonecraft, 1792)
via @formschub

Der Plan, 15 Minuten längeren Schlaf zu genießen, klappte schon mal nicht: Ich wachte kurz vor sonstigem Weckerklingeln auf (hatte aber sehr gut geschlafen).

Erst mal zum Arzttermin: Rezepte abgeholt, Impfstatus checken lassen (es brauchte nur FSME-, genannt Zecken-Impfung, sonst sind alle Impfungen noch wirksam), für eine Corona-Auffrischungsimpfung hätte ich einen eigenen Termin benötigt, das erledige ich also lieber im Vorbeigehen in einer Apotheke. Dazwischen musste ich mit meiner Krankenversicherung telefonieren: Meine Versicherungskarte ließ sich nicht einlesen, die Praxis bat um Versicherungsbestätigung per Fax (dafür gibt es die also noch in den Praxen). Laut Krankenversicherung kommt sowas immer mal wieder vor, Lesegeräte zicken halt auch mal (ich sehe schwarz für die elektronische Patientenakte, die jetzt nach Beschluss 2003 doch mal eingeführt werden soll – ich hatte von Anfang an das Konzept eigentlich ungemein praktisch gefunden, dass meine Versicherungskarte alle Befunde und Untersuchungungen vereint, auf die beim Arztbesuch zugegriffen werden kann).

Späterer Fußmarsch in die Arbeit.

Im Büro zackiges Wegarbeiten von Geplantem und Ungeplantem, einer der Querschüsse war sogar unerwartet erfreulich, manchmal ist es geradezu rührend, wie sich das Arbeitsleben anstrengt sich anzubiedern.

Mittags im Regen raus zur Apotheke – aus anderen Teilen der Republik wurden Schneebilder gepostet.

Mittagessen: Hüttenkäse, drei Orangen (wir sind mit der 10-Kilo-Kiste fast durch, dann gibt’s endlich wieder auch anderes Obst).

Nachmittags wurde intensive Arbeit durch Technik ausgebremst, da ich es nicht zu spät werden lassen wollte, musste ich mich anschließend ranhalten.

Auf dem Heimweg zackige Einkäufe in Supermarkt, Drogeriemarkt, Vollcorner.

Westend-Idyll an der Schießstättstraße (seit Lektüre des Ludwigsvorstadt-Stadtführers weiß ich auch, warum sie so heißt).

Daheim nur schnelles Ausräumen, gestern schloss ich mit Herrn Kaltmamsell das #Lindwurmessen ab: Wir hatten uns seit Mai 2022 nacheinander durch alle Lokale mit Sitzgelegenheit an der Südseite der Lindwurmstraße von Sendlinger Tor westwärts bis Stemmerhof gefuttert, dann an der Nordseite wieder zurück.

Letzte Station war ein Café, das bis 20 Uhr geöffnet hat: Mokkaccino, an einer Innenwand stand “Mediterranean Bakery”.

Ausstattung barock-blumig, in den Auslagen wundervolle Torten und Törtchen (es gibt auch herzhaftes Gebäck, wenn auch wenig). Ich nahm zu meiner heißen Schokolade ein Törtchen “Mille feuille”, Herr Kaltmamsell ein Stück Baklava-Käsekuchen.

Beides ganz vorzüglich, die Wahl von Herrn Kaltmamsell war origineller: Die Kombination sehr süße Baklava-Füllung als Boden und Belag kontrastierte reizvoll mit der Quarkfüllung.

Daheim aß ich noch ein Stück Käse und selbstgemachtes Blaukraut-Kimchi (hervorragend), ein Croissant, das Herr Kaltmamsell nachmittags gemacht hatte, Schokolade. Die Laune wurde mir leider verhageln, als ich dabei ein großes Stück oberen Backenzahn verlor; nächste Woche habe ich zwar ohnehin einen Termin bei meiner Zahnärztin, die Stelle ist auch nicht verletzend scharfkantig, aber ich zerbrösle ungern.

Ins Bett zu heftigem Wind und Regen.

Als Resümee unseres #Lindwurmessens unsere drei jeweiligen Favoriten:

Herrn Kaltmamsells Favoriten, ungeordnet:

Öeins

Ederer

Jasmin

Meine – in keiner Hierarchie:

Osteria Il Ritrovo

Öeins

Jasmin

§

Auf republik.ch eine nützliche Zusammenfassung zum Immunsystem und den Flausen, die sich bei diesem Thema derzeit verbreiten.
“Was Sie nicht umbringt, macht Sie auch nicht stärker”.

Hat unser Immun­system in der Pandemie verlernt, mit Grippe und Co. umzugehen? Wie unsere Abwehr funktioniert und warum die Vitamin-C-Tablette wahrscheinlich nicht hilft.


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