Essen & Trinken

Journal Dienstag, 28. Oktober 2025 – Von der inneren Kibbuznik und dem Altern des guten Benehmens

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Gute Nacht mit fast durchgehendem Schlaf. Es tagte ohne Regen, lediglich mit bedecktem Himmel, und schon freute ich mich über das frühere Hellwerden.

Beim Marsch in die Arbeit spürte ich die leichte Erwärmung der Luft im Vergleich zu den Tagen davor, schon wieder Freude.

Herbstpastell.

Im Büro freute ich mich nach einer Tasse Schwarztee an einer Kanne Lindenblütentee. Mittagscappuccino in der hauseigenen Cafetería, denn ich wollte noch raus zum Lidl (Bananen und Kondensmilch fürs Büro).

Mittags kam die Sonne raus, ich begrüßte sie herzlich und mit weiterer Freude (man soll mir nicht vorwerfen können, ich machte es mir nicht SCHÖN).

Als Mittagessen gab es eine Crowdfarming-Avocado (mal eine dünnschalige Sporte, etwas schwieriger zu löffeln, aber mit gutem Geschmack), außerdem Mango mit Sojajoghurt.

Nach Feierabend ging ich auf direktem Weg nach Hause, ich war mit Herrn Kaltmamsell zum aushäusigen Abendessen verabredet. Davor hatte ich noch Zeit für eine Einheit Yoga.

Wir spazierten für chinesisches Essen zum Shanghai in der Sonnenstraße, dort verließen wir uns auch ohne Reservierung auf einen freien Tisch. Den bekamen wir wie geplant, doch die Gasträume waren deutlich voller als erwartet.

Auch hier ist das Angebot mutiger geworden (es gibt aber immer noch das gute deutsche Schweinefleisch süß-sauer): Neben Rinderwade in Schwarzbohnen-Sauce und Wasserspinat mit Knoblauch bestellten wir auch ein Fischgericht. Der Service warnte uns, dass es sich um Fischstücke mit Gräten handle, damit kommen wir zurecht. Die Darreichungsform erinnerte mich an den Fisch nach Bauernart im legendären Berliner Ming Dynastie nahe der chinesischen Botschaft, der in Öl mit Chilis confiert wird und darin schwimmend und mit einem Sieb zum Rausfischen serviert. Hier war es nicht Öl, sondern eine scharfe Brühe. Alles schmeckte ganz ausgezeichnet, und am Fisch mussten wir halt ein wenig fieseln.

Daheim gab es als Nachtisch wieder Schokolade.

Schließlich meldete ich mich dann doch als Wahlhelferin zur Kommunalwahl im März 2026 an. Die Anfrage war schon im September eingetroffen, doch hatte ich ungute Erinnerungen an den Einsatz bei der vorhergehenden Kommunalwahl 2020: Sie fiel auf den Anfang der Corona-Pandemie, dadurch gab es sehr viel kurzfristige Rückzieher von Wahlhelfenden und Personalnot, was wiederum am Wahltag zu einiger Improvisation und spontaner Abstimmung sowie Unsicherheit führte, dazu kommt ein hochkomplexes Auszählverfahren über einen Abend und den Folgetag. Doch jetzt überwog endlich das Pflichtgefühl: Ich mache ja sonst gar nichts ehrenamtlich und für die Gesellschaft, und wer sagt bitte, dass solch ein Einsatz Spaß machen muss. Demokratie braucht freie, faire Wahlen, die funktionieren nur mit ausreichend Wahlhelfer*innen, irgendjemand muss es machen, ich kann den Einsatz völlig problemlos ermöglichen, also stelle ich mich bitte nicht so an. (Das ist der Tonfall meines inneren Kibbuznik.)
Diesmal lasse ich mich aber vom Arbeitgeber für das Auszählen am Montag freistellen, statt einen Urlaubstag zu nehmen (den freien Tag für den Einsatz am Sonntag beantrage ich wieder nicht). Spannend wird herauszufinden, wie sich das im Zeiterfassungssystem abbilden lässt.

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Es gibt Frauennamen, die ich im Kopf automatisch mit Artikel lese, u.a. d’Roswitha (mit Doppel-T), datt Bejonze, s’Annettsche.

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Maximilian Buddenbohm bloggte über
“Fremd gewordene Formen”.

Ich bedaure das nur, weil ich auch aus dieser alten Zeit komme und mir eine Art geistiges Heimweh also sehr wohl zusteht, durch abgelebte Jahrzehnte erwirtschaftet.

Das ist gnädiger, als ich meist mir selbst gegenüber bin: Oft verbiete ich mir dieses Bedauern und schelte mich für klebrige Nostalgie. Für Eltern muss es kompliziert sein, wenn sie ihrem Nachwuchs förmliches gutes Benehmen beibringen wollen: Was gilt noch, hat noch Gewicht, was ist überholt? Bringt man Kindern noch bei, Erwachsenen zum Gruß die Hand zu geben? Oder beschränken sich Eltern darauf, auf dem Gruß zu bestehen? “Sag hallo”?

Auch ich möchte keineswegs alles bewahren: Erst kürzlich unterhielt ich mich über das Verschwinden von Krawatten in männlicher Kleidung, und mir fielen so viele hässliche Krawatten ein, so viele Männer, deren Gesamtanblick durch Krawattentragen verschlechtert wurde, dass ich diese Entwicklung nur begrüße. An Tischmanieren halte ich deutlich stärker fest: Ich möchte in meinem Blickfeld kein Gefuchtel mit Besteck, möchte den Mundinhalt beim Kauen nicht sehen, kein Mundabwischen mit Handrücken, reagiere (innerlich) ungehalten auf Gefläze quer über den Esstisch. (Allerdings finde ich auch den Anblick überwuchernder Rauschebärte beim Essen eklig, bin also sicher unbrauchbar als allgemeiner Maßstab.)

Worin ich mich immer noch nicht einfinde, ist der veränderte Umgang mit dem Siezen. Mittlerweile eiere ich in meiner deutschen Muttersprache und Geburtskultur fast so stark wie im Spanischen mit seinem komplett anderen System (u.a. ohne Gegenseitigkeit).

Ich habe dazu wenig Meinung, will mich ja einfach nur unauffällig einfügen. Doch nicht mal in Geschäften kann ich mich auf gemerkte Regeln verlassen, dass sich nämlich einander unbekannte Erwachsene erstmal siezen: Beim Nachfragen als Kundin nach einem Pulli werde ich angeduzt und bin verunsichert. Dabei ist das der eigentliche Zweck von Benimmregeln: Sicherheit im zwischenmenschlichen Umgang, zumindest auf der formalen Ebene. Bei klaren Ansagen kann ich durchaus meine angelernten Reflexe wegdrücken: In einem Bereich (z.B. der Arbeitsabteilung) wird konsequent geduzt? Super, gehe ich mit. Doch was ist mit der Nachbar-Abteilung, auf die ich in der Teeküche stoße? Erzählen Sie mir nicht, was Sie in solchen Situationen tun und wie einfach Ihnen das fällt – MIR fällt das überhaupt nicht einfach und macht mich noch menschenscheuer als eh schon.

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Wir brauchen gute Nachrichten:
“Indigenous artifacts held in Vatican Museums finally heading back to Canada”.

Auch wenn diese guten Nachrichten eigentlich erst durch ganz schlechte Taten vorher möglich sind.

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Sie dachten, Fensterrentner seien schlimm, die Falschparker aufschreiben? Denken Sie neu, die werden wenigstens nicht handgreiflich. (Aus einem Druko: “Now THATS how you clear a crosswalk.”)

Journal Montag, 20. Oktober 2025 – Weiteres Herbsteln

Dienstag, 21. Oktober 2025

Deutlich vor Weckerklingeln aufgewacht, da ohnehin Häuslichkeiten vor Arbeit anstanden, nutzte ich die Zeit: Getrocknete Wäsche verräumen, Hefeteig für die abendliche Empanada ansetzen (Herr Kaltmamsell würde abends die Fertigstellung mit Ernteanteil-Mangold übernehmen).

Herr Kaltmamsell war schon fort in die Arbeit, als ich seinen großen Warnzettel für den Putzmann sah: Wegen Leitungsarbeiten wurde das Wasser gestern vormittags abgestellt. Woraufhin ich die eben eingeschaltete Geschirrspülmaschine wieder ausschaltete, ich hatte die Wasserabstellung vergessen.

Das Wetter wackelte zwischen düster und wolkig mit blauen Löchern. Ich bin sehr bereit für die Zeitumstellung, damit Morgen- und Abendlicht wieder zu meinem Gefühl passen.

Im Büro ein sehr emsiger Vormittag, doch diesmal konnte ich mir das Stress-Kopfweh nicht erklären: lediglich Business as usual. Folglich bekam es auch kein Ibu, das unberechtigte Kopfweh.

Mittagscappuccino im Westend, das wunderschöne bunte Laub lag an vielen Stellen bereits deutlich mehr auf dem Boden, als an den Bäumen zu hängen. Ich freute mich an der milden Luft, der Ahnung von Sonnenlicht, dem Duft des frisch gefallenen Laubs.

Zu Mittag gab es Mango mit Sojajoghurt, restliche kleine Feigen, ein paar Nüsse.

Nachmittag bis über beide Ohren in der Adressdatenbank: So viele schlimme Namen, so viele bezaubernde Adressen.

Nach Feierabend nahm ich U- und S-Bahn zum Isartor: Beim Globetrotter gab ich meine Meindl-Wanderschuhe ab zum Einsenden an den Hersteller, der bitte die sich lösenden Nähte reparieren möge (meine Schusterin wollte das nicht tun, weil sie nur durch das gesamte Material stechen könne, der Hersteller habe spezielle Maschinen). Am Servicepoint recherchierte man die voraussichtlichen Kosten (50 Euro) und Dauer (8 Wochen) der Reparatur und nahm mir die Stiefel ab; fertig werden sie mir nach Hause geschickt.

Spaziergang nach Hause durch die Abenddämmerung und milde, schöne Herbstluft.

Diesmal hatte ich keine Lust auf eine Pilates-Woche zwischen zwei 30-Tage-Yoga-Programmen, sondern startete sofort Adrienes “Flow”.

Im Internet das erste Weihnachtsgeschenk gekauft.

Herr Kaltmamsell hatte mit meinem Teig Empanada gemacht, er entschied sich wegen geringerer Füllung als im Rezept vorgesehen für zwei einzelne:

Schmeckte hervorragend, dieser Teig ist wirklich super.

Zum Nachtisch gab es Ofenquitten mit griechischem Joghurt und Honig. Und dann noch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, wegen großer Müdigkeit früh Lichtaus.

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Mal wieder ein Kaltmamsell-Foto-Rückblick!

Vor zehn Jahren:

Vor 20 Jahren:

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Für die Süddeutsche haben diesmal Roman Deininger und Christiane Lutz herausgefunden, dass überall außer im deutschsprachigen Raum das Filmmusical Sound of music ein Generationen-übergreifender Hit ist und jede Assoziation mit Salzburg dominiert (€):
“Vergesst Mozart, vergesst die Festspiele”.

Ein wenig gehört meiner Meinung nach aber schon zur Allgemeinbildung, nicht überrascht zu sein, wenn vor allem Englischsprachler*innen “Edelweiß” für eine uralte deutsche (östereichische, von weiter weg eh dasselbe) Weise halten.

Journal Sonntag, 19. Oktober 2025 – Kirchweihgans im Klosterbräu

Montag, 20. Oktober 2025

Nachtschlaf ein wenig gestört durch Leute, die um halb zwei im Park gegenüber bei lauter Musik feierten. Ich blieb auch deshalb etwas länger wach, weil ich diesen Musikstil noch nie gehört hatte und nachhorchte: Richtung Hiphop, aber mit auffallend klapperndem Schlagwerk, Tak Tak Tak. (Weil ausgerechnet uns Anwohnende kürzlich der Vorwurf eines Journalisten traf, man brauche nicht in die Innenstadt ziehen und dann ländliche Stille erwarten: Selbst wohne ich praktisch mein gesamtes Erwachsenenleben in Innenstädten, während des Studiums sogar über einer Kneipe. Ich glaube beurteilen zu können, in welchem Rahmen man auch dort Nachtruhe erwarten darf.)

Vorsichtshalber hatte ich einen Wecker gestellt, da ich mit Herrn Kaltmamsell zu einem kirchweihsonntäglichen Familiengeburtstag eingeladen war. Er weckte mich tatsächlich, doch ich fühlte mich ausgeschlafen.

Marsch zum Bahnhof in trockener, aber sehr kühler Luft. Vom Ingolstädter Nordbahnhof holte mein Bruder uns mit dem Familienauto ab, auf der Fahrt zu meinen Eltern bekamen wir den Beweis aus der Familie erzählt, dass die meisten Unfällen im Haushalt passieren – großer nachträglicher Schrecken über eine lebensgefährliche Situation, Sorge um die Verunfallte.

Reserviert war die Kirchweihgans im Klosterbräu in Bergen (das dortselbst so konsequent “Baring” ausgesprochen wird, dass es sogar so auf Plakaten fürs Dorffest steht) bei Neuburg – der sich als eine ganz entzückende Anlage mit Hotel herausstellte: In die Küche kann man durch Fenster vom Kreuzgang aus schauen, der Innenhof, das ehemalige Refektorium und auch der Rest sind sehr liebevoll hergerichtet. Wir wurden herzlich empfangen und bewirtet: Es gab eine ganze Gans für uns alle, Knödel, Blaukraut und Sauce wurden großzügig nachgeliefert.

Dazu Gespräche über Körperlichkeiten – nicht nur altersbedingt, sondern halt gerade dominant. Aber auch über das Befinden der ausgeflogenen Nifften.

Anschließend fuhren wir über die Ingolstädter Peripherie (die sich in den vergangenen Jahrzehnten so verändert hat, dass ich komplett die Orientierung verlor) zu meinen Eltern.

Meine Mutter hatte zu Kirchweih Auszogne gebacken, die gab es zu Kaffee und Tee (ich passte nach der reichlichen Gans plus Spätburgunder). Mehr Infos darüber, was im Mittelteil passiert war.

Zurück fuhren Herr Kaltmamsell und ich in einem sehr vollen Regionalzug, ergatterten aber beim Aus- und Zustieg von Passagieren am Ingolstädter Hauptbahnhof je einen Sitzplatz (eiserne Regel: den ersten Sitzplatz nehmen, den man sieht, nicht nachdenken). Ich las das aktuelle Magazin fluter. (Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung).

Meiner Meinung eine sehr gute Ausgabe, besonders feiere ich das Titelfoto (Meerschwein!).

Daheim kümmerte ich mich um meine seit zwei Jahren eingetragenen Wanderschuhe, säuberte und fettete sie. Nächste Woche bringe ich sie zum Reparieren, einige Nähte lösen sich.

Eine halbe Stunde Yoga, dann Brotzeitvorbereitung, ich hatte sogar Abendessensappetit: Avocado, Karottenkuchen.

Im Bett neue Lektüre, weil Papierbuch mit Leselicht um den Nacken: Hertha Hurnaus, Gabriele Kaiser, Maik Nowotny (Hrsg.), Maschinenräume. Hinter der Kulisse der Wiener Ringstraße – ein Geschenk des Mitherausgebers. Welch großartige Idee, über acht Jahre die Orte an der Ringstraße zu erforschen, zu besichtigen und zu fotografieren, die man genau nicht sieht, die den Betrieb der sichtbaren aber erst ermöglichen.

Journal Samstag, 18. Otkober 2025 – Standardsamstag in Herbstfarben, Beifang aus dem Internetz

Sonntag, 19. Oktober 2025

Wunderbar ausgeschlafen, weit über Arbeitsweckerklingeln hinaus.

Bettwäschewaschen, Bloggen, gemütlicher Morgenkaffee, Karottenkuchen mit Frischkäse-Icing gefüllt und bedeckt.

Die Wettervorhersage hatte einen sonnigen Tag angekündigt, ich liebäugelte mit Draußenschwimmen im Dantebad. Doch der 18. Oktober hatte die Nachricht nicht bekommen (oder zu spät, nachmittags kam die Sonne raus), unter bedecktem Himmel fuhr ich lieber ins Olympiabad.

Sag ich doch: Herbstlaub macht alles schöner, auch das schöne Olympiagelände.

Die Schwimmbahnen waren samstaglich mittel beschwommen, ich reihte mich ein und kraulte meine 3.000 Meter recht vergnügt.

Neuer Badeanzug – zum zweiten Mal getragen. Dieser passte jetzt wirklich, nämlich: Das gleiche Modell hatte ich vergangenes Jahr in Türkis gekauft, beim Sport Schuster und mit Anprobieren. Da hatte es sehr stramm gesessen, aber ich dachte: Muss ja so. Als ich ihn dann aber einige Male so richtig beim Schwimmen trug, stellte sich der Grad der Strammheit als unangenehm heraus. Der Griff zum alten Badeanzug zeigte mir lediglich, dass ich wirklich einen neuen brauchte, er war ziemlich ausgeleiert. Und da kam ich auf eine Idee: Ich könnte doch das zu kleine Modell einfach eine Nummer größer kaufen! Das tat ich dann online.

Frühstück… na gut: Mittagessen um halb drei war der restliche Ernteanteil-Endiviensalat mit restlicher süßer Zwiebel, darauf hatte ich mich die ganze Schwimmrunde hindurch gefreut. Und auch diesmal mit Tahini-Dressing, Tipp: Salatdressings mit frischem Zitronensaft profitieren eigentlich immer von ein wenig geriebener Zitronenschale.

Dann noch zwei große Stücke Passion Cake.

Nach Langem erwischte mich mal wieder Chlorschnupfen, heftig und gleich im Anschluss. Da ich lange nicht mehr erkältet war (zwei Jahre?), checkte ich gleich mal den Nasenspray-Bestand: Noch gedeckt.

Über den Nachmittag wurde das Wetter immer schöner.

Ich ging nochmal kurz raus für Einkäufe – und sah gleich vor dem Haus auf der Mauerbrüstung zum Nachbargrundstück einen Marder laufen! Er war so nett, am Ende der Mauer noch ein Momentchen stehen zu bleiben und sich nach mir umzugucken, so war ich ganz sicher (weißer Bauch, zierliches spitzes Köpfchen).

Zum Aperitif Martini mit X-Gin (mit Kakaobohnen- und Gewürznelken-Würzung), meine aktuelle Lieblingsversion.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Quitten und Ernteanteil-Aubergine mit Lammschulterstücken im Römertopf kombiniert.

Sehr gutes Abendessen (erster Einsatz von schwarzen getrockneten Zitronen, eine interessante Note). Nachtisch Süßigkeiten.

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Mek erzählt, wie er als Südtiroler Scheidungskind seine Heimat besucht.
“Fr, 17.10.2025 – Dorf des Vater, Fahrstil”.

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Sie erinnern sich an Gary Larson? Ja?
1. Sie sind alt.
2. Sie freuen sich über die Nachricht, dass er wieder ein bisschen zeichnet.

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Da schau her: Gestern war Weltmenopausentag. Ich feierte mit @justbeingmelani und ihrem
We do not care club.
“We are having a staff meeting. Leave us the hell alone.”

Journal Freitag, 17. Oktober 2025 – Frauenformen in Wanderausrüstung

Samstag, 18. Oktober 2025

Unwillig vom Wecker geweckt worden, ich hätte gerne länger geschlafen (WEHE ich wache am Samstag von allein zu Arbeitstagzeiten auf!). Fassungslosigkeit, dass das noch nicht mal eine Woche seit Urlaubsende war.

Selbstaufmunterung: Ich hatte eine kleine Styling-Idee, inspiriert von der TV-Serie Mad Men.

Halstücherl! An meiner Kiste mit Tüchern bediene ich mich fast nie. (Hoffentlich mag ich das Foto oben nicht nur, weil ich darauf schlank und langbeinig wirke.)

Herbstlaub macht alles schöner, auch das Bauloch in der Ligsalzstraße (beim Abriss wurde das Nachbargebäude beschädigt, seit zwei Jahren steht alles still).

Am Schreibtisch Mittelunangenehmes – es war eher struktureller Ärger, der mir auch gestern am fünften Tag in Folge Stress-Kopfschmerzen bereitete: Ibu wie Smarties, dazu bleierne Müdigkeit.

Meinen Mittagscappuccino nahm ich im Haus, ging dann auf Frischluft-Runde um den Block inklusive schnellem Discounter-Einkauf (damit ich nach der Arbeit möglichst bald daheim war und Zeit zum geplanten Kuchenbacken hatte).

Nach weiteren Anstrengungen gab es köstliches Mittagessen: Granatapfelkerne mit Joghurt, frische kleine Feigen.

Mit Mühe den Arbeitsnachmittag hinter mich gebracht. Andere beenden die Arbeitswoche erfolgreich mit freigegebenen Konzepten oder Weltfrieden, aber ICH! schickte zuletzt den 1-Stunden-Termin raus, um den ich 5 Tage lang zwischen 4 Teilnehmenden gerungen hatte (Jubel aber erst, wenn er tatsächlich stattgefunden hat).

Herbstlaub macht alles schöner, auch den ohnehin schönen Blick aus meinem Büro.

Heimweg ohne Umwege, dort buk ich unter Beteiligung von Ernteanteil-Karotten nach Jahren mal wieder englischen Passion Cake. Während er im Ofen war, turnte ich Yoga. Dann aber endlich Wochenende!

Herr Kaltmamsell hatte Lime Juice gefunden und rührte Gimlets (der klassische Rose’s Lime Juice ist englisch und nach Brexit schwierig zu bekommen). Die Quitten sind Deko, haben aber eine Geschichte: Meine Quittenfee tauchte dieses Jahr zerknirscht auf – der Baum sehe ganz schlecht aus, es gebe nur wenig Ernte. Von der bekam ich aber ab, und zwar diese duftenden Früchte.

Die beiden kleinen Hokaidokürbisse aus Ernteanteil verarbeitete Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch zu Kürbis-Salat mit Pilzen und geschmorten Äpfeln – eines unserer Standard-Kürbisrezepte. Kürbis muss niemand mögen, doch ich wundere mich ein bisschen über Leute, denen zu Kürbis nur Suppe einfällt: Die gibt es bei uns seit Jahren nicht mehr, weil wir so viele interessantere Verarbeitungsformen kennen – und sei es nur geröstete Kürbisspalten aus dem Ofen.

Köstlich! Dazu im Glas ein Pouilly-Fumé Elisa. Nachtisch Süßigkeiten, dazu eine Folge Mad Men – die mich in dieser dritten Staffel allerdings immer weniger interessiert.

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Antrag: Wenn meine neuen Wanderstiefel (<3<3<3) von Hanwag “Tatra Lady” heißen, möge die Nicht-Lady-Version künftig “Tatra Sir” benannt werden.

ODER! Die bisherigen Standardversionen von Kleidung, Schuhen, Wanderausstattung werden “Bär” genannt, die bislang als “Lady” gekennzeichneten neu “Gemse”. Dann finden vielleicht auch zierliche Männer gleich etwas wirklich Passendes (breiter konstruierte Frauen greifen schon länger zu den Männer-Versionen).

So fing mein Gedankengang an, über seine Diskussion auf Mastodon erfuhr ich allerdings, dass es gerade bei Sport- und Trekking-Ausrüstung echte Fortschritte gibt, die auf tatsächlich weibliche Anatomie (grobe Muster, Individuen immer speziell) Rücksicht nimmt.

Erstmal das Negativ-Beispiel Laufschuhe:
“There’s a ‘critical’ design flaw in women’s running shoes, warn scientists”.

via @sista_ray

Meine erste Begegnung mit dem “‘shrink it and pink it’ approach”: Nimm das an Männern getestete Männer-Modell, mach es einfach kleiner und rosa – das berücksichtigt genau nicht die durchschnittlichen Bedürfnisse und anatomischen Gegebenheiten von Frauen.

Der Schweizer Ausrüster Bächli hat in seinem Kundenmagazin die aktuellen Entwicklungen von Anbietern im Bergsport zusammengefasst, inklusive Illustrationen von (durchschnittlichen) anatomischen Unterschieden:
“Pink it and shrink it?”

via @fraubruellen

Das erklärt, warum ich seinerzeit beim Durchprobieren von Tagesrucksäcken fürs Wandern bei einem “Damen”-Modell von Deuter landete, es ist tatsächlich angepasst. Allerdings finde ich den Brustgurt noch verbesserbar, für optimale Kraftverteilung müsste er bei mir tiefer sitzen, doch da wird er unangenehm. Für Frauen mit Brüsten müsste man vielleicht ganz anders denken (zwei Riemen über Kreuz?).

Was allerdings, und damit komme ich zurück zum Eingangsgedanken, nichts an meiner Bitte ändert, die Frauenversion nicht mit “Lady” zur Abweichung von der (selbstverständlich männlichen) Norm zu machen, sondern die Männerversion halt dann “Sir” zu nennen.

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Bissken PEPP! ins Büro bringen. Zum Beispiel mit
Corporate Goth

via @kid37

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“Lifegoal: So leben, dass zuletzt alle traurig und froh für mich sind.”

Journal Dienstag, 14. Oktober 2025 – Die Vegetarier-Legende Münchens

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Guter und wirklich erholsamer Nachtschlaf, das war schön.

Arbeitsweg im Herbstdüster, gestern hatte ich die Schachtel mit meinen neuen Wanderschuhen zum letzten Test dabei. Im Büro also erstmal Schuh-Wechsel, über den Vormittag würde ich reichlich Gelegenheit für Märsche und Treppen haben, denn diese Woche könnte ich sie noch zurückgeben, sollten sich Druckstellen ergeben. Doch nicht nur vormittags im Büro, sondern beim Einsatz den ganzen Tag über bis abends nach Hause erwies sich: Hervorragende Wanderstiefel, sie waren die richtige Wahl.

Apropos Treppen: Nach dem Guerillakrieg am Montag nahm ich gestern mein Treppentraining wieder auf – zusätzlich motiviert durch sich auflösenden Hochnebel.

Jawohl, der Aufstieg lohnte sich.

Mittagscappuccino im eigenen Haus, da ich mittags eine Einkaufsrunde plante.

Neue Stufe der “KI”-Belästigung:
Karl Klammer von Microsoft hat ein Brüderchen bei Adobe bekommen.

1. Bald ist vor lauter Assistenz-Angeboten auf dem Bildschirm kein Platz mehr für die eigentliche Aufgabe.
2. Wer “lies” schreibt, muss auch “Spar” schreiben – ich traue diesem LLM kein Pixel weit. (Wobei der mir nahe stehende Deutschlehrer darauf hinweist, dass beide Imperativformen korrekt sind.)
3. Bitte lasst das wieder aufhören!

Mittags die geplante Einkaufsrunde zum Lidl (es gibt wieder Stollen-Konfekt!) – für meinen Geschmack viel zu kurz, die kühle, klare Herbstluft schnaufte sich herrlich.

Mittagessen war Muesli mit Joghurt, Birnen.

Zackig gefüllter Arbeitsnachmittag, erhellt durch eine schöne Nachricht.
Weitere Erhellung: Aussicht auf abendliche Verabredung mit Herrn Kaltmamsell.

Nach Hause ging ich in wunderschönen Oktoberfarben über ein paar Einkäufe beim Vollcorner.

Dreharbeiten bei St. Paul. Falls Sie später mal gucken wollen, ob sie die Szene beim Fernsehen wiedererkennen: Ich sah unter anderem eine 1960er-Autobus – wobei ich gelesen habe, dass die Ausstattung einer deutschen TV-Produktion mit Oldtimern eine aktuelle Marotte ist und keineswegs Bedeutung tragen muss.

Daheim kein Yoga, sondern Häuslichkeiten und Brotzeitvorbereitung. Verabredet war ich mit Herrn Kaltmamsell im Prinz Myshkin, der 40 Jahre alten vegetarischen Restaurantlegende in der Münchner Innenstadt. Stand seit Jahren auf meiner Liste, unter anderem weil ich mir dachte: Was maule ich in Brighton bei Food for friends immer, dass es in München keine Entsprechung gibt, wenn ich noch nicht mal den berühmtesten hiesigen Vegetarier ausprobiert habe.

Und tatsächlich aßen wir gut: Ganz anders als im Food for friends, weil keine Gemüseküche (beim Blick auf die Pizza- und Pasta-lastige Speisekarte war ich misstrauisch gewesen), aber liebevoll und gut gekocht.

Zunächst gab es (im für einen Dienstagabend überraschend gut besuchten Gastraum) Suppe: Gegenüber eine Linsen-Tomaten-, für mich Miso-.

Als Hauptgericht hatte ich Sojamedallions mit Sahne-Rotwein-Tomaten-Estragon-Sauce, Mini-Gnocchi, gedünstetem Gemüse (hervorragende Sauce, hochinteressante Soja-Textur), Herr Kaltmamsell aß gefüllte Zucchiniblüten mit Salat und war ebenfalls zufrieden.

Zurück daheim gab es zum Nachtisch Schokolade.

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Noch eine schöne Aussicht (DAS WÄRE JA WOHL GELACHT! ICH BIN DIE CHUCK NORRIS DER SELBSTAUFMUNTERUNG!)1: Das jüdische Neujahrskonzert des Jewish Chamber Orchestra Munich am 26. Oktober. In der gestrigen Süddeutschen ein lesenswertes Interview mit dem Gründer und Dirigenten Daniel Grossmann:
“‘Ein Land, über das ich viel zu wenig weiß'”.

  1. Bis mich dann wieder der schwarze Schlamm verschluckt. []

Journal Montag, 13. Oktober 2025 – Mühevolle Rückkehr ins Erwerbsleben

Dienstag, 14. Oktober 2025

Mittelunruhige Nacht, nur 15 Minuten vor Wecker aufgewacht, mit durchdringendem Da-muss-ich-halt-durch-Gefühl.

Arbeitsweg im ersten Tageslicht unter bedecktem Himmel, im Büro war während der ersten Stunde Arbeit künstliches Licht nötig – ein großer Sprung Richtung winterliche Düsterheit.

Es wird noch ein wenig dauern, bis ich wieder Vergnügen aus Abstrusitäten von Text-Versuchen ziehen kann, bis ich den Da-muss-ich-halt-durch-Modus wieder so weit ins Sein eingebaut habe, dass er nicht mehr so viel Lebenskraft kostet.

Arbeit unter Hochdruck, ich zwang mich aber auf einen Mittagscappuccino raus ins Westend – könnte allerdings nicht mal was übers Wetter sagen, außer dass es nicht regnete.

Mein Veranstaltungsauftritt lag genau auf meiner Essenszeit, ich schob vorher zwei Löffel Hüttenkäse zur Blutzuckerstützung ein. Der Auftritt verlief passabel, ich werde mein dickes Buch “Nicht reingucken, weil ich mich so schäme” nicht um weitere Kapitel ergänzen müssen.

Kurz vor drei gab’s Mittagessen in Form von restlichem Hüttenkäse und frischen Feigen, es waren allerdings bereits wieder so viele Aufgaben aufgelaufen, dass ich keine Zeit für Pause aufbrachte. Kopfweh aus Anspannung und Sorge bereits kurz nach drei. Erste eine Stunde später hatte ich die Zeit, eine Ibu dagegen zu nehmen (*wuisl wuisl*).

Wäre ich am Ende eines Wandertags, auch eines mit 35 Kilometern Strecke, so durch wie am Ende eines Arbeitstags: Ich gäbe das Wandern auf.

Auf dem Heimweg kaufte ich etwas Obst und Süßigkeiten im frisch umgebauten Edeka auf der Theresienhöhe (noch sehr verwirrend alles, ich war nicht die einzige Kundin mit Orientierungsschwierigkeiten), das freute mich.

Daheim eine Einheit Yoga, die mich halbwegs wieder zu mir selbst machte: Danach wollte ich nicht mehr alles anzünden, angefangen mit mir selbst.

Was mir ebenfalls das Gemüt aufgehellt hatte: Der Gedanke ans Abendessen. Herr Kaltmamsell plante, den ersten Ernteanteil-Grünkohl gleich mal norddeutsch mit Grützwurst zu servieren und tat das auch. Inzwischen hat er den Dreh raus, den Grünkohl so lange zu kochen, bis er sich nicht mehr beißt wie geschredderte Plastiktüte, und die Metzgerei Clasen am Rathaus ist eine verlässliche Quelle für Grützwurst. Das wurde ein hervorragendes Abendessen (für zwei gibt es zu dieser Art Grünkohl immer nur eine klassische Zutat, das nächste Mal halt Kassler oder Kochwurst oder Kartoffeln).

Nachtisch restlicher Apple Crumble und Schokolade. Abendunterhaltung eine Folge Mad Men, früh ins Bett zum Lesen.