Essen & Trinken

Journal Mittwoch, 19. November 2025 – Mit jemenitischem Abendessen

Donnerstag, 20. November 2025

GUT GESCHLAFEN! Nur einmal Klogang, kurz vor Weckerklingeln erfrischt aufgewacht, das war schön.

Während sogar Rheinhessen die ersten Schneeflocken des Winters meldete, hatte es die Münchner Innenstadt gerade mal zu Frost geschafft. Dafür gab es bei uns blauen Himmel und Sonne.

Stand der Theresienwiese. Gesperrt ist sie nach fünf Monaten Oktoberfest-Aufbau, -Toben, -Abbau aber immer noch.

Emsiger Vormittag, ich fühlte mich nützlich und an der richtigen Stelle. Erster nennenswerter Mittagscappuccino der Woche im Westend inklusive Marsch durch helle, kalte, Winterluft.

Zu Mittag gab es am Schreibtisch Kiwi, Banane, eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt.

Emsiger Nachmittag, der sich durch besonders geschickte Work-arounds erfolgreich anfühlte. Allerdings länger schon gar nicht vermisstes Feature: Schwindel.

Nach Feierabend Lebensmitteleinkauf in größerem Umfang (u.a. wegen Stollenbacken am Wochenende), auch hoffte ich, dass endlich Meyer Lemons auftauchen würden. Leider enttäuschten mich die Obstregale.

Zu Hause packte ich nur schnell aus: Mit Herrn Kaltmamsell war ich zu aushäusigem Abendessen verabredet, wir wollten ein jemenitisches Lokal in der Landwehrstraße ausprobieren, das sommers wie winters sehr gut besucht ist, das Bab Al Yemen (anders als für die Süddeutsche in ihrer Restaurantbesprechung läuft es für uns Anwohnende ja unter local food).

Wir bestellten eine Zusammenstellung von vier Vorspeisen (frischen Auberginen-Salat, Hummus, Baba Ganoush und eine Paprika-Creme, dazu hausgemachtes Fladenbrot), außerdem ein Okra-Gericht in Tonschüssel und – nicht abgebildet, wurde später serviert – gewürztes, geschmortes Lamm. Alles schmeckte sehr gut. Das nächste Mal werde ich aber einen der frischen Fruchtsäfte statt Ayran dazu bestellten: Die Gläser, die an uns vorbeitragen wurden, sahen sehr verlockend aus. (Alkohol gibt es hier gar nicht, jemenitischen Tee traute ich mich nicht wegen Koffein).

Daheim noch ein wenig Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen von Granta India, unter anderem ein Interview mit Salman Rushdie, der 1980 zu den allerersten im Granta Magazine veröffentlichten Autor*innen gehört – allerdings, wie sich hier herausstellt, unfreiwillig (kostenlos online lesbar):
“Reclaiming the Territory”.
Nie vergessen, wie witzig Rushdie ist.

Journal Samstag, 15. November 2025 – Zu mild, Abend mit Freunden aus der Schweiz zu österreichischer Küche

Sonntag, 16. November 2025

Nochmal eine zerstückelte Nacht, es wird mal wieder Zeit für eine richtig gute.
Geträumt unter anderem von einer Krähe, die ich rettete und die sehr zutraulich wurde, sich von mir streicheln ließ, mit mir sprach und ihre Tochter mitbrachte.

Erste Handgriffe nach dem Aufstehen wie geplant: Bett abziehen, um die Bettwäsche mit weiterem Weißen zu waschen, Brotteig für schnelles Weizenmischbrot ansetzen.

Draußen strahlte die Sonne, dennoch spürte ich starken inneren Widerstand gegen Fahrradfahren: 1. Straßenverkehr an einem Samstag in München, 2. LALÜ-Gefahr.

Nachdem ich das Brot aus dem Ofen geholt hatte, sehr zufrieden mit dem Ergebnis, nahm ich also eine U-Bahn zu meiner Schwimmrunde im Olympiabad. Erst als ich schon im Wasser war, fiel mir ein, dass bei diesem schönen Wetter das Dantebad mehr Vergnügen bereitet hätte – egal. Meine Bahn war übersichtlich beschwommen, Geräteschwimmer*innen erst auf den dritten 1.000 Metern, und dann nur die unbedrohlichen mit Kissen zwischen den Oberschenkeln. Ich fühlte mich frisch und fit, kraulte mit Genuss, beim Luftholen Blick auf Sonnenglitzer.

Beim Warten auf die U-Bahn zurück checkte ich die gemeinsame Einkaufsliste: Herr Kaltmamsell hatte sie bereits komplett abgearbeitet, also kein Stopp am Marienplatz für Lebensmittelbesorgung.

Frühstück um zwei: Birne, frisches Brot (sehr gut – im Vergleich hat halt auch kein bejubelter Hipster-Bäcker Chancen) mit Butter und Honig/Zuckerrübensirup. Das machte mich schläfrig, ich unterbrach meine Lektüre der Wochenend-Süddeutschen für ein halbes Stündchen Siesta.

Für den Abend machte ich mich ein wenig fein: Freunde aus der Schweiz waren auf Familienbesuch in München, mit ihnen trafen sich Herrn Kaltmamsell und ich zu einem Nachtmahl im Restaurant Waltz, das schon lange auf meiner Liste der hiesigen Wunschlokale stand – und das praktischerweise von uns sehr bequem zu Fuß erreichbar ist.

Wir verbrachten einen schönen Abend, ich freute mich sehr über das Zusammensein, wir aßen auch gut, tranken interessante Weine – allerdings war der Gastraum komplett ausgebucht und so laut, dass ich nach diesem Abend (bei eh angegriffenen Bronchien) keine Stimme mehr hatte.

Zum Aperitif ein schöner Winzersekt Christmann, knochentrocken mit leichter Bitternote. Aus der Karte wählten wir alle viere das Fünf-Gang-Menü, das wir uns selbst zusammenstellten. Dazu ließen wir uns vom freundlichen und aufmerksamen Service einen Chardonnay von Nittnaus aus dem Burgenland empfehlen – den Winzer kenne ich, sein Chardonnay Freudshofer 2022 war so un-amerikanisch, dass er auch mir schmeckte.

Bei der Vorspeise hatten wir uns alle viere für den Kürbis mit Maronen entschieden – ein runder Teller, aber Kürbis schmeckte ich nicht recht.

Zwischengang war bei mir der Blunznknödel mit Zwetschgen – wenn man mir schon Blutwurst anbietet!

Vereint waren wir wieder alle vier bei einer wirklich guten Haselnuss-Suppe.

Die zweite Flasche Wein (der Nittnaus war die letzte Flasche von diesem Chardonnay gewesen) durfte ich aussuchen, ich entschied mich für einen Furmint vom Neusiedler See und von Franz Weninger. Ganz anders, mit ordentlich Säure und den mostigen Noten vom Spontanvergorenen.

Als Hauptgericht hatte ich den Karpfen, wunderbar saftig und in schöner Rahmsauce (die Kartoffeln waren aufgewärmt, und diesen typischen Geschmack mag ich leider gar nicht).

Richtig gut war wieder der Nachtisch, Foto vergessen: Apfelkompott auf Marzipancreme und unter Tonkabohnen-Eis.

Abschied vom Besuch spät im Untergeschoß des Sendlinger Tors (auf dem Weg dorthin durchs Glockenbachviertel vor aller Gastronomie dicht besetzte Außentische – Mitte November!), Hoffnung auf baldiges Wiedersehen. Die letzten Meter nach Hause im immer noch Milden – aber für den Wochenanfang ist ein jahreszeitlich angemessener Temperatursturz angesagt, dieser Tage könnte auch der erste Schnee kommen.

§

Einige vernünftige und lesenswerte Gedanken zum politischen Umgang mit Prostitution von Ronen Steinke in der Süddeutschen (€):
“Natürlich macht das kein Mensch freiwillig”.

Zwangsprostitution allerdings – das sei ein großes Wort, fand die Krankenschwester Angelika Müller, es täusche klare Grenzen vor, wo keine seien. Am Beispiel der Frau mit den grünen Stiefeln könne man das sehen: Nicht nur rohe Gewalt von Männern, auch ökonomische Notwendigkeiten zwingen Frauen auf die Straße. Eine krebskranke Mutter, ein Sohn, der es mal besser haben soll. Drogen, Schulden. „Frei von Zwang“, sagte die Krankenschwester, „ist letztlich keine hier.“

Wer wirtschaftlich in Not ist, der trifft Entscheidungen, die er sonst, aus freien Stücken, nicht treffen würde. Klar. Anders würde wahrscheinlich kaum jemand in einer Tätigkeit wie ausgerechnet der Prostitution landen. Aber: „Frei von Zwang ist letztlich keine hier“, das beschreibt dann natürlich die Lebenssituation nicht nur von Prostituierten.

Wenn man, wie Julia Klöckner oder Nina Warken, bereits von „Zwang“ sprechen möchte, wenn nur ökonomischer Druck gemeint ist, dann beschreibt das sehr schnell die Situation auch von vielen weiteren Menschen. Wer träumt als Kind schon davon, Toiletten zu putzen? Oder Spargel zu stechen? Oder im Schlachthof zu stehen? Und so leuchtet es einerseits ein, wenn die CDU-Politikerinnen jetzt sagen, man müsse von „Ausbeutung“ sprechen und diese unterbinden. Andererseits, warum nur bei Prostituierten?

Journal Freitag, 14. November 2025 – Schweiz, Spanien, Shanghai

Samstag, 15. November 2025

Sehr unruhige Nacht, zum einen wegen Rasseln hinter der Nase, zum anderen wegen Hustenreiz, zum Dritten wegen Gebrüll vorm Schlafzimmerfenster. Ich erklärte die Nacht noch vor Weckerklingeln für beendet und nutzte die Zusatzzeit für eine Nasendusche. Nach fünf Tagen leichten Erkältungssymptomen war ich fast so genervt wie von einer echten Erkältung und wollte, dass das bitte aufhörte.

Dennoch fühlte ich mich auf dem Weg in die Arbeit bedeutend fitter als am Donnerstag, das war eine Erleichterung. Beim Passieren der Theresienwiese checkte ich, ob ich dieselbe Schmankerlansicht bekommen würde wie überraschend am Donnerstagmorgen: Bingo, Alpenkette hinter den letzten Resten des Oktoberfestabbaus.

Am Schreibtisch war einige Geschmeidigkeit verlangt, manchmal nützt mir allerdings meine ganze Blitzdenke und -handlung nichts.

Auf einen Mittagscappuccino ins Westend.

Obwohl der Himmel zugezogen hatte, war es zu den kahlen Bäumen gruslig warm, sogar hemdsärmelwarm – der Alpenblick am Morgen war wohl eine Folge von Föhn. Die Draußenbewegung tat dennoch gut.

Später gab es zu Mittag einen Apfel der Sorte Fräulein, den ich am Donnerstag auf dem Markt entdeckt hatte. Nicht ganz so gut wie der Probier-Schnitz, den mir die Händlerin bereitwillig auf meine Frage nach dem Geschmack hingehalten hatte, erstmal vor allem saftig frisch. Vielleicht tun ihm ein paar Tage Lagerung gut. Außerdem aß ich Quark mit Joghurt.

Arbeitsnachmittag mit ein bisschen Rettung (nicht gleich die Welt, aber ein paar Zahlungsvorgänge). Und einer Runde Übelkeit – WTF?

Nach pünktlichem Feierabend nahm ich die U-Bahn zum Café Fausto in der Kraemer’schen Kunstmühle für Espresso-Kauf. Mir war weiter leicht übel, ich fürchtete bereits um meinen Abend-Appetit und die freitagabendliche Alkohollust.

München hat schon ein paar besonders schöne U-Bahnhöfe, der am Canidplatz gehört dazu.

Nochmal sah ich nach Mittwoch und Donnerstag Kinder mit Martinszug-Laternen, diesmal sogar eine richtig schraddlige Party-Laterne, nichts Selbstgebasteltes. An den Abenden davor war mir, als hätte ich sogar echte Teelichter darin gesehen – kann nicht sein, oder?

Noch ein paar Lebensmitteleinkäufe im Biosupermarkt. Beim Eintreffen daheim war mir tatsächlich endlich nicht mehr übel.

Eine Einheit Yoga, die Folge mit nur 12 Minuten Sitzen und Meditieren übersprang ich: Das war gestern so gar nicht, was ich brauchte. Statt dessen hatte ich eine Folge mit richtigem Flow, also pro Ein- oder Ausschnaufen eine Bewegung – ich kam fast ins Schwitzen.

Jetzt aber Feiern des Wochenendes. Erstmal mit Gin-Tonic / Calvados-Tonic (es war nur noch ein Noagerl Gin da, dieser Haushalt verwahrlost), dann öffnete ich zum Abendessen eine Flasche Weißwein.

Ein Heida aus dem Wallis, die Rebsorte ist ein Traminer und gilt als typisch für das Wallis – Geschenk einer Schweizerin, die exportieren ja praktisch nix: Positive Überraschung, und ein seltener Fall von wenig in der Nase, dann die volle Wucht im Mund. Sollte gut zum Nachtmahl passen.

Nämlich ein Curry aus dem Ernteanteil-Butternut-Kürbis mit gerösteten Kokosflocken. Ja, passte, die Kombi kitzelte auch ein wenig Bitteres aus dem Wein. Nachtisch Vanillepudding mit Armagnac-Zwetschgen, Schokolade.

Sehr früh ins Bett zum Lesen. Meine neue Lektüre war das aktuelle Granta 173 mit Thema Indien, doch ich kam nicht über die ersten Absätze des Vorworts hinaus, weil mir die Augen zufielen. Am Wochenende darf man bekanntlich so früh schlafen, wie man will.

§

An die zweiteilige Doku über den spanischen Bürgerkrieg und die Zeit danach schließt sich eine Doku von Radio Bremen an: Spanien nach der Franco-Diktatur (und selbst, dass es sich um eine Diktatur handelte, ist in der spanischen Bevölkerung umstritten – eine grundlegend andere Basis für Vergangenheitsbewältigung als in Deutschland, wo die “Es war nicht alles schlecht unter Hitler”-Stimmen klar die Minderheit waren).
“Das Erbe des Diktators – 50 Jahre Demokratie in Spanien”.

Am 20. November jährt sich der Tod Francos zum 50. Mal.
(Ich brauchte erstmal eine Weile, bis ich die Begeisterung über Filmaufnahmen aus dem Spanien der 1970er überwand, das ich aus Kindheitsurlauben kenne.)

Hier wird den Stimmen von Zeitzeugen die Einordnung von Historiker*innen an die Seite gestellt, das finde ich wichtig.
Erhellende Beobachtung von Pedro Almodovar: Was für den Rest der westlichen Welt die 1960er waren, waren in Spanien die 1980er, die movida – eine Zeit des Erwachens und des Neuanfangs.

§

Vicki Baum, Hotel Shanghai ausgelesen. Der Roman von 1939 gefiel mir gut, auch wenn er einen seltsamen Erzählrhythmus hat: Erstmal wird das Ende erzählt, nämlich dass bei einem Bombeneinschlag in einem Shanghaier Hotel neun Menschen ums Leben kommen (ein tatsächliches historisches Ereignis) – und dass hier die Geschichte dieser Menschen erzählt wird. Es folgen in Einzelkapiteln die Biografien aller neun nacheinander (Schauplätze unter anderem Berlin, Wien, Paris, Hawaii, Los Angeles), die sie nach Shanghai und in dieses Hotel geführt haben. Die zweite Hälfte des Romans setzt kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Japanisch-Chinesischen Kriegs 1937 ein und schildert das Zusammentreffen und Interagieren der Protagonist*innen.

Damit wird eine ganze Epoche transportiert, nämlich die Jahrzehnte von Kolonialismus, kriegerischen Auseinandersetzungen und gesellschaftlichem/politischem Umbruch in China und Japan. Die Handlung lässt kulturelle und menschliche Konzepte aufeinandertreffen, schildert sie immer wieder auch aus der Perspektive der anderen – ein erzähltechnisches Plädoyer für Toleranz. Ich war überrascht zu erfahren, dass Vicki Baum selbst lediglich wenige Tage in Shanghai verbracht hat während einer China-Reise – so detailreich und lebendig wirkt der Schauplatz, mit so vielen Fakten arbeitet Baum (und das, wo sie noch ohne Wikipedia recherchieren musste! Wie schon komplexe Wirthschaftsthemen in Menschen im Hotel hat Baum den Stoff offensichtlich wirklich durchdrungen). Und sie erzählt indirekt viel mehr, als ihr bewusst war, das merkt man vermutlich erst aus dem großen zeitlichen Abenstand.

Dominant ist auch das Thema Exil: Entwurzelung gab es nicht nur im europäischen Umfeld Anfang des 20. Jahrhunderts, sondern weltweit durch Armut, Katastrophen, Kolonialherrschaft (wie der englischen, die ja britische Staatsbürger in Ämtern zur Kolonialverwaltung benötigte; Resultat waren ganze Generationen von Menschen, die in der Fremde geboren wurden und weder dort noch in der theoretischen Heimat zu Hause waren).

Interessant fand ich auch, dass es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wohl eine literarische Mode von Shanghai-Romanen gab (PDF-Download – Achtung Spoiler).

Journal Donnerstag, 13. November 2025 – Die Rückkehr der Capa

Freitag, 14. November 2025

Beim Aufstehen recht dominantes Gefühl von Unfitheit, ohne dass ich es genau festmachen konnte: Ja, belegte Bronchien und Stimmbänder, ja, leichtes Unwohlsein, ja, seit Tagen komische Rücken-/Rippenschmerzen, ja, müde – aber das reichte doch nicht für diese Grad von ÄCHZ.

Dafür war’s draußen nochmal schön.

Dieses Jahr hatte ich daran gedacht, meine kostbare Capa (die Casa Seseña in Madrid, wo meine wundervollen Eltern sie mir vor 22 Jahren kauften, gibt es immer noch) auf den Balkon zu hängen, wo sich innerhalb weniger Tage die Falten der drei Jahre liegender Lagerung ausgehängt hatten. Für die angekündigte Temperaturmischung mit kaltem Morgen und mildem Tag sollte die Capa ideal sein, außerdem trug ich gestern nur eine Tasche in die Arbeit, die sich darunter gut verstauen ließ (Rucksack ist leider inkompatibel).1

Spaziergang in die Arbeit in eigentlich schönem Wetter, aber mit bleischweren Beinen.

Arbeitsvormittag mit Verschiedenem, u.a. Schulung (Auffrischung von Bekanntem, doch ich lernte Details, die sich seit der vorherigen Schulung zum Thema geändert hatten).

Mittagscappuccino in der Cafeteria, danach ging ich auf den Westend-Markt am Georg-Freundorfer-Platz: Bodensee-Obst, Käse. Die Capa konnte ich offenlassen, sie wehte dramatisch im milden Wind.

Zu Mittag gab es einen Apfel (aus Vorwochenkauf) und die letzte, riesige Crowdfarming-Mango mit Joghurt – ich bestellte gleich eine neue Kiste Mangos/Avocados.

Meinen Heimweg legte ich über meine Sparda-Bank-Filiale, die donnerstags länger geöffnet ist: Auch wenn Handy-Zahlung per Apple Pay laut Website mit meinem Konto dort kompatibel ist, wird meine Karte als “nicht für Apple Pay berechtigt” abgelehnt. Und da der frühere Handy-Zahl-Dienstleister meiner Bank ein Sargnagel ist (ich bitte Sie: Werbeschaltung sogar während des Bezahlvorgangs?!), wollte ich dringend wechseln. Die Lösung: Apple Pay funktioniert nur mit der Kreditkarte meiner Bank. Da ich wirklich mürbe geärgert von der Alternative war, beantragte ich also diese Kreditkarte und zahle 26,90 Euro pro Jahr dafür und für hoffentlich bequemeres Handy-Zahlen.

Zu Hause Häuslichkeiten, Brotzeitvorbereitung, Yoga. Als Nachtmahl hatte ich mir eine konkrete Verarbeitung von Teilen des gestern geholten Ernteanteils gewünscht: Kartoffelbrei mit gebratenem Radicchio. Das gab es, zusätzlich hatte Herr Kaltmamsell ein Madeira-Sößchen gekocht.

Großartig!

§

Auf arte den zweiten Teil über die Nachkriegszeit des Spanischen Bürgerkriegs gesehen, die ja in Spanien selbst keineswegs aufgearbeitet ist.

Die Schilderungen des Schulunterrichts unter katholischer Ägide kenne ich genau so aus den Erzählungen meines Vaters, der in den 1940ern und 1950ern in Madrid zur Schule ging. Hier hatte die unkommentierte Gegenüberstellung der Aussagen von Franco-Anhänger*innen und Widerständler*innen durchaus eine Funktion. Doch ich hätte gerne Quellenangaben für Zahlen und Aussagen gehabt – gerade wenn sie der Franco-Propaganda widersprachen. Und gegen die Behauptung der Franquistin, Tausende geraubte Kinder von Republikanerinnen habe es nicht gegeben, denn es sei ja nie jemand vor Gericht gestellt worden, hätte man nur den konkreten Fall des Arztes Eduardo Vela von 2018 anführen müssen; das kann man doch nicht einfach so stehenlassen.

  1. Beim Stöbern auf der Website entdeckte ich, dass es sogar ein Strand-Modell gibt! Bitte sagen Sie mir, dass Surfer*innen total darauf abfahren. []

Journal Mittwoch, 12. November 2025 – Arbeitsalltag-Verbuntung durch Hot-Pot-Abend

Donnerstag, 13. November 2025

Geweckt worden zu Halsweh – die Erkältung würde doch nicht ernst machen wollen!

Es wurde Morgen zu wolkenlosem Himmel, auf dem Weg in die Arbeit bewunderte ich die Spitzen von Häusern, Kirchen, Pappeln mit Morgensonnenvergoldung.

Der Arbeitstag war für meine Verhältnisse kurz getaktet, ich habe ja sonst als Assistenz wenige Termine.

Dooferweise war mir immer wieder komisch kalt, z.B. hatte ich plötzlich im ausreichend geheizten Büro eiskalte Füße in meinen Turnschuhen. Zusammen mit meinem Zustand beim Aufwachen vergrößerte das meine Sorge.

These einer Lain: Wenn selbst das spezielle Helpdesk-Team für eine Software nur Work-arounds als Lösung anbieten kann, ist die Software sehr wahrscheinlich richtig schlecht.

Raus in die Sonne auf einen Mittagscappuccino, die milde Luft roch herrlich (wenn auch unangemessen für einen 12. November).

Erhalt der Zivilisation vorerst gesichert: Hier wurde noch in der Sonne vorm Café von Hand auf Papier geschrieben. Ausführlich.

Emsigkeiten und ein wenig Aufregung vor dem Mittagessen, dann: Apfel, Hüttenkäse, Avocado.

Weiterhin Sonnenschein, aber es wurde novemberlich früh dunkel.

Nach-Hause-Marsch auf direktestem Weg, denn ich war verabredet. Daheim noch schnell Brotzeit für den nächsten Tag geschnippelt, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell in die Tumblingerstraße: Bruder und Schwägerin hatten Urlaub und waren angereist für ein Hot-Pot-Abendessen im Choi.

Ich war zuletzt und das einzige Mal vor sechs Jahren hier gewesen, die Spielregeln hatten sich aber nur geringfügig geändert: Weiterhin bestellt man pro Person eine Sorte Brühe (wir versuchten uns an einer möglichst großen Vielfalt mit Chili-, Miso-, Pilzbrühe und Pho) und drei Zutaten, die man alls 15 Minuten nachbestellen kann. Seinerzeit wurde für alle Bestellungen ein Tablet auf den Tisch gelegt, jetzt läuft das über das eigene Handy, der Praktischheit halber über eines pro Tisch. Damit bestellt man auch Getränke. Außerdem gibt es am Eingang des Lokals eine Station für Sößchen zum Selbstbedienen.

Wir probierten möglichst viel aus, alles schmeckte, mir vor allem die Soja-Zutaten und Nudeln, vor allem aber die Brühen selbst. Alle wurde mehr als reichlich satt, und wir hatten eine schöne Gelegenheit zum Treffen und Reden: Mein Bruder hatte es angeregt, um mir über die vielen Arbeitswochen bis Weihnachtsferien hinweg zu helfen. Das klappte hervorragend.

Durch frühen Start wurde der Abend auch nicht zu lang: Mit Herrn Kaltmamsell begleitete ich die beiden zur nächsten U-Bahn, war danach zur üblichen Zeit im Bett.

Gesundheitszustand weiterhin wacklig, aber! Meine Zähne waren bei der abendlichen Reinigung fast zurück auf Normalzustand der Empfindlichkeit.

Journal Sonntag, 9. November 2025 – Regentag mit kleinem Bloggertreffen

Montag, 10. November 2025

Gute Nacht, ausgeschlafen, zu nassen Straßen und düsterem Himmel aufgestanden.

Die leichten Symptome einer aufziehenden Erkältung waren geblieben, ich spürte sie vor allem in der Luftröhre. Sonst fühlte ich mich aber fit.

Gemütlicher Morgen ohne Sportpläne: Herrn Kaltmamsell und ich waren zum Frühstücken verabredet, alter Blog-Adel beehrte die Stadt.

Ich hatte im Café Puck reserviert, dorthin spazierten wir sogar im Trockenen, außerdem war es spürbar wärmer geworden. Wir entdeckten, dass der Stachus weiter umgebaut wird, ich bin schon sehr gespannt aufs Ergebnis, das nach einer neuen Lösung für den Fußgänger- und Radverkehr aussieht.

Vor dem Café warteten @giardino und seine Möwe bereits – wie schön, endlich auch sie kennenzulernen. Wir gingen hinein und freuten uns aneinander. Gespräche unter anderem über Eltern und die sich wandelnde Beziehung zu ihnen über die Jahrzehnte des Erwachsenseins, ich bekam indirekt eine besonders schöne Idee für ein Weihnachtsgeschenk.
Außerdem Freude über Begegnung mit der Bedienung von immer, ich bin jedesmal bezaubert, dass sie sich an mich erinnert.

Auch zurück spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell, allerdings über die Ludwigsstraße statt über Stachus und Sonnenstraße. Wir sahen am Salvatorplatz vorbei, auf dem am 9. Dezember endlich nach vielen Komplikationen das Denkmal “Straßen Namen Leuchten” von Albert Coers für die Familie Mann eingeweiht wird.

Weiterspaziergang nach Hause.

Kardinal-Faulhaber-Straße, eine ganz besondere Bubble.

Gegen halb zwei bekam dann auch ich Frühstückshunger und aß Reste: Suppengemüse, Brot, Nudeln mit Rosenkohl, Gewürzkuchen.

Entspanner Nachmittag mit Auflesen von Zeitung und Internet, dann Romanlesen – Vicki Baums Hotel Shanghai ist erheblich dicker als erwartet (Print-Ausgabe 736 Seiten). Dazwischen säuberte ich endlich mal den Kronleuchter im Bad: Er brauchte es schon lange, und jetzt ist nicht nur die Beleuchtung im Bad wieder heller, sondern ich hatte auch das Gefühl, an diesem Wochenende etwas Nützliches getan zu haben.

Die Yoga-Einheit des Tages strapazierte die Sturz-lädierten linken Rippen nicht mehr so sehr, ich spürte sie lediglich.

Kulmination der wochenendlichen Schweinekopfverarbeitung von Herrn Kaltmamsell zum Abendessen:

Alles-Nichtknochige des Kopfs zu einem Stück gegart, in Scheiben paniert und gebraten, dazu eine Kräuter-Vinaigrette und Krautsalat.

In seinem Blog hat Herr Kaltmamsell die Verarbeitung mit vielen Fotos dokumentiert.

Nachtisch Schokolade.

§

Langes Feature inklusive Interview mit Anthony Hopkins im Guardian:
“‘I knew I needed help. I knew it was over'”.

Das Interview erwähnt, dass Hopkins aus dem walisischen Port Talbot kommt. In dem will man wirklich nicht leben (außer eine Fee ist irgendwann in den vergangenen 35 Jahren Schönheit spendend darüber hinweggeflogen): Im September 1991 fuhr ich zu meinem Studienjahr im südwalisischen Swansea (ebenfalls keinen Besuch wert). Ich saß im Zug, draußen war Nacht, und im Abgleich von Uhrzeit und Fahrplan wusste ich, dass ich in den nächsten Minuten ankommen würde. Doch was ich vor den Zugfenstern erahnte, ließ mich fast die Fassung verlieren und auf lange, nicht durchgesagte Verspätung hoffen: Im Regen glänzten unter vereinzelten Scheinwerfern verfallende Stahlhüttenanlagen, Müllberge, Schutthalden, löchrige Landstraßen, dazwischen nicht mal Wiesen, sondern nackte Erde, dahinter das Meer. Ich hatte Glück: Das war nicht mein Zielort Swansea, sondern zehn Kilometer und damit nur wenige Minuten davor Port Talbot.

§

Ich guck ja nicht viel Serien, aber Eleanor Morton pitcht genau die britischen Krimiserien, die in meinen Augen so laufen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtube.com/shorts/Qvli_1uZ64w?si=mHxr455WimFl3GyP

Journal Samstag, 8. November 2025 – Novembernebel, kognitive Dissonanz bei Urlaubsreisen

Sonntag, 9. November 2025

Etwas unruhige Nacht mit zu häufigem Aufwachen, doch ich konnte ja ausschlafen.

Morgens war Absprache der Küchennutzung nötig, vor allem des Backofens: Herr Kaltmamsell verarbeitete einen ganzen Schweinekopf, ich wollte Kuchen backen – was ich ohnehin von Freitagabend auf Samstagmorgen verschoben hatte, als mir einfiel, dass der Backofen ja fürs Freitagabendessen benötigt wurde. Mein Plan war nämlich, die jahreszeitlich adäquate Wohnungsbeduftung durch Gewürzkuchen zu produzieren.

Links die Milchkaffeetasse, in der ich die Schokolade geschmolzen hatte: Darin würde ich mir am Sonntagmorgen den Milchkaffee aufgießen.

Das Wetter war neblig, kalt und unwirtlich, doch es regnete nicht – das war für einen Isarlauf schon mal einladender als am Wochenende zuvor.

Das erste Mal in voller Winterlaufausstattung; die Lufttemperatur schaffte es gestern nicht über 4 Grad.

Ich fuhr mit der U-Bahn nach Thalkirchen und lief von dort an der Isar nach Süden.

Das Lauferlebnis war lediglich ok, ich fühlte mich schonmal fitter. Und dann stürzte ich auch noch nach vielen Jahren wieder auf dem letzten Stück: Stolpern, Erkenntnis “oh, ich falle”, Abrollen aber erst nach kurzem Bremsen mit den Händen möglich. Zwar war ich nicht böse gefallen, spürte aber doch später die linken unteren Rippen und den rechten Ellbogen.

Frühstück um halb zwei: Birne, reichlich Gewürzkuchen.

Ich sorgte mich ein wenig um meinen Körper, denn beim Frühstück und anschließendem Zeitunglesen wollte mir einfach nicht warm werden, auch nicht bei zwei hochgedrehten Heizkörpern, in dicken Socken über der Strumpfhose, Strickjacke über Wollkleid über Thermorolli – ich hatte mir doch hoffentlich nicht einen der zahlreichen Erkältungsinfekte in meiner Umgebung eingefangen, zum Beispiel den im eigenen Haushalt? Also erhöhte ich auf eine große Tasse Ingwertee. Der reichte dann bis in die Füße, vertrieb das Kränklichkeitsgefühl aber nicht komplett.

Nachmittag mit Zeitunglesen, dazwischen kurze Siesta.

Erste Schritte an einem Krautsalat aus Ernteanteil-Spitzkohl fürs Sonntagabendessen – für das Herr Kaltmamsell den ganzen Tag über mit seinem Schweinskopf in der Küche zugange war.

Die gestrige Yoga-Einheit war schmerzhaft: Gestern war ausgerechnet eine Runde Übungen für die seitlichen Bauchmuskeln dran, die linken davon reagierten nach dem Sturz beim Laufen ausgesprochen beleidigt auf die Belastung.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell den Rosenkohl aus Ernteanteil zu einem Pastagericht mit Zitrone (echte Sahne, echter Frischkäse statt der Ersatz-Produkte im Rezept, keine Pistazien).

Schmeckte ganz ausgezeichnet. Zum Nachtisch gab es Vanille-Eis mit den Armagnac-Zwetschgen, die Herr Kaltmamsell mit einem Teil der Ernte aus meiner Eltern Garten angesetzt hatte, wunderbar. Dann Schokolade.

§

Sonja Salzburger schreibt in der Süddeutschen über kognitive Dissonanz am Beispiel Reisen (€):
“Ego statt öko: Hauptsache, weg, egal wie”.

Die Tourismusindustrie hat eigentlich ein besonders großes Interesse, dass der Klimawandel eingedämmt wird. Ihre Geschäftsgrundlage beruht in weiten Teilen auf einer intakten Natur und einer möglichst sicheren Umgebung. Gleichzeitig aber heizt die Branche die globale Erwärmung an. Wissenschaftler der australischen University of Queensland haben ausgerechnet, dass der globale Tourismus pro Jahr mittlerweile mehr als 5,2 Milliarden Tonnen CO₂ verursacht, das entspricht 8,8 Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes. Besonders beunruhigend: Die Emissionen des Reisesektors legten seit 2009 um durchschnittlich 3,5 Prozent jährlich zu – eine Wachstumsrate, die doppelt so hoch ist wie die der weltweiten Emissionen insgesamt.

(…)

Aber 18 Prozent aller Befragten gaben an, mittlerweile das Risiko möglicher Naturkatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen oder andere Wetterextreme bei der Urlaubsplanung zu berücksichtigen, heißt es in der Mitteilung. Verschmutze Strände? Schwitzen bei 40 Grad Plus im Schatten? Vom Hotelzimmerfenster auf verbrannte Bäume blicken? Bloß nicht. Man versucht nicht, den Klimawandel zu bekämpfen, sondern will einfach möglichst wenig davon mitbekommen. Der Trend zum nachhaltigen Reisen ist tot, bevor er überhaupt begonnen hat.

§

Von wegen Kosten des Klimaschutzes.
“Wetterextreme in Industrieländern
Naturkatastrophen kosten immer mehr Wohlstand”.

Seit 1980 haben sich die Kosten für Unwetterschäden in den großen Industrienationen vervielfacht. Besonders deutlich ist der Anstieg in den USA und Deutschland, berichtet der Rückversicherer Munich Re. Positiv sei der Trend in China.

(…)

Deutschland zählt mit einem Anstieg um etwa das Fünffache zu den am schwersten getroffenen Nationen, schreiben die Geowissenschaftler des Versicherers. Die von Unwettern und Fluten verursachten Gesamtschäden in Deutschland von 1980 bis 2024 beziffert das Unternehmen auf 210 Milliarden Dollar (aktuell etwa 182 Milliarden Euro), gleichauf mit Indien auf Rang drei.

(Aber gefühlt ist es ja die Klimaschutzpolitik, die nervt, denn Naturkatastrophen hat es schon immer gegeben und Windkraftwerke sind hässlich.)