Essen & Trinken

Journal Sonntag, 26. Januar 2025 – Das mit der VG Wort

Montag, 27. Januar 2025

Dieser Tag brach ohne Frühlingsversprechen an, doch an diesem Tag musste ich nix, dieses Sonntagsversprechen war mir wichtiger.

Nach Bloggen an Milchkaffee, Wasser, Tee, sah ich nach, ob ich schon Blogposts 2024 in das VG-Wort-Formular eintragen konnte – in den vorhergehenden Jahren hatte es nach meiner Erinnerung im Januar immer einen aktiven Hinweis gegeben. Ja, konnte man auch ohne Hinweis, ich begann gleichmal das große Rüberkopieren von Titeln und Texten, Anklicken von “Nein” (“Handelt es sich um ein Gedicht?”) und “Ja” (“Ich bestätige hiermit, dass das gemeldete Werk meine persönliche geistige Schöpfung darstellt (vgl. § 2 Abs. 2 UrhG). Insbesondere habe ich dieses Werk nicht ausschließlich durch Verwendung von KI-Systemen erstellt.”). Die Klick-, Copy & Paste-Routine des Vorjahres hatte ich noch in den Fingern, es ging recht fix. Die Prozedur zieht sich insgesamt nur deshalb über die nächsten Wochen, weil es halt über 360 Posts sind, mit denen ich all das machen muss.

Zur Sicherheit und weil das immer wieder falsch weitergegeben wird: Man bekommt für Texte nicht mehr Geld, je mehr Klicks/Besuche er hat (anders als bei Werbeschaltungen); wenn die Mindestanzahl an Zugriffen auf einen Text überschritten ist, bekomme ich als Autorin einen Betrag, der nach Meldefrist Mitte des Jahres festgelegt wird – abhängig von der Anzahl der Teilnehmenden an der Ausschüttung, durch die der feststehende Gesamtbetrag geteilt wird.

Ach, und wenn wir schon dabei sind (Serviceblog): Was ist die VG Wort eigentlich und warum bekomme ich Geld von ihr?

Als Autorin und Urheberin haben ich Anspruch auf Tantiemen aus den Verwertungen meiner Texte, es sind urheberrechtlich geschützte Werke. Diese Verwertungen sind zum Beispiel Kopien und Ausdrucke. Weil es unermesslich aufwändig wäre, jede tatsächliche Kopie zu berechnen, enthält jeder Kaufpreis eines Kopiergeräts, Scanners oder eines Druckers eine pauschale Abgabe dafür.

Jetzt muss ich allerdings noch als Autorin an meinen Anteil dieser pauschalen Abgabe kommen – täten das jeder und jede einzeln, entstünde wieder unermesslicher Aufwand. Deshalb wurde mit genau dieser Vermittlung von Tantiemen die Verwaltungsgesellschaft (VG) Wort beauftragt.

Vermitteln kann die VG Wort aber nur für mich, wenn sie von mir weiß und meine Texte kennt – und meine Erlaubnis hat, für mich tätig zu werden. Die habe ich ihr durch Abschluss eines Wahrnehmungsvertrags mit der VG Wort erteilt. Bei der jährlichen Überweisung behält die VG Wort eigene Gebühren bereits ein, ich muss also nichts dafür bezahlen, sondern meine Tantiemen lediglich wie jedes andere Einkommen versteuern.

Ich finde herrlich rekursiv, dass ich sehr wahrscheinlich für diesen Text über die VG Wort Geld von der VG Wort bekommen werde. Aber erst 2026.

Geplante Bewegung war gestern ein Isarlauf. Ich startete unter trübem Himmel an der Haustür, lief über den Alten Südfriedhof, den Westermühlbach entlang zur Isar Richtung Flaucher.

Zwischen kahlen Bäumen ein Laub-bedeckter Pfad, von rechts kreuzt gerade ein Lastenradler darauf

Kurz vorm Flaucher ging es aber zu meiner Überraschung nicht weiter:

Matschiger Boden, der Weg darauf zwischen kahlen Büschen wird blockiert von einem Bauzaun mit großem Plakat "Baustelle Durchgang gesperrt"

Ein Drumrumlaufen um die Sperrung ermöglichte mir den Einblick: Der Flauchersteg wird gerade renoviert – war durchaus Zeit, zu weiten Teilen schien er mehr aus Flickbohlen zu bestehen als aus den ursprünglichen. Daheim guckte ich nach: Ja genau, Sanierung noch bis Ende März. Die online angekündigte ausgeschilderte Umleitung konnte ich allerdings nicht entdecken; zum Glück kenne ich mich mittlerweile in dieser Gegend gut genug aus, dass ich auch so eine schöne Alternativstrecke wusste.

Über Hinterbrühler See zur Großhesseloher Brücke.

Sehr erhöhter Blick, durch ein Gitter fotografiert, unten eine winterlich kahle Flusslandschaft, am unteren Bildrand Menschen an einem Espesso-Wagerl

Von dort zurück über die Floßlände und den Isarflößer von Fritz Koelle.

Vor einem Flusslauf und trübem Himmel eine große, realistische Bronzefigur eines Mannes mit Kittel, Stiefeln, Hut, über der Schulter eine Axt

U-Bahn vom Halt Thalkirchen zurück nach Hause, im U-Bahnhof Sendlinger Tor besorgte ich Frühstücksbrot.

Kurz vor zwei gab es Avocado, Roggenvollkornbrot, Granatapfelkerne mit Joghurt.

Gemütlicher Sonntagnachmittag mit Lesen, Eingabe Blogtexte bei VG Wort, Zubereitung von Apple Crumble als Abendnachtisch. Währenddessen duftete die Wohnung wieder köstlich: Herr Kaltmamsell produzierte die Jahresration Orangenmarmelade.

Küchenzeile, darauf von vorne Bitterorangen, ein Mann an einem Schneidebrett, der Orangenschalen in Streigen schneidet, ein sehr großer Topf auf einer schwarzen Herdplatte

Yoga-Gymnastik zackig, aber mir gestern mit nur 17 Minuten nicht lang genug.

Trotz Marmeladekochen sorgte Herr Kaltmamsell auch für Abendessen: Gänse-Gröstl und Bratkartoffeln. Die Portionen fielen so klein aus, dass ich mir noch ein Körnerbrot mit Gänseleberhack machte (hatte Herr Kaltmamsell noch Samstag zubereitet). Nachtisch Apple Crumble mit flüssiger Sahne.

Dran gedacht, den Wecker auf ein bisschen früher zu stellen: Um halb acht habe ich meinen Jahrestermin bei der Zahnärztin.

Journal Samstag, 25. Januar 2025 – Frühlingsversprechen und Abschluss der Gänse-Saison

Sonntag, 26. Januar 2025

Ausgeschlafen mittelfrüh aufgewacht, putzmunter.

Vor wolkigem Morgenhimmel mit erstem Licht ein moderner Kirchturm, kahle Bäume eines Parks, eine Straße mit Autos, von Laternen beleuchtet

Vor rosa-wolkigem Morgenhimmel mit erstem Licht ein moderner Kirchturm, kahle Bäume eines Parks, eine Straße mit Autos, von Laternen beleuchtet

Seit fast vier Jahren wohnen wir jetzt hier oben – und die Aussicht ist mir immer noch nicht fad geworden. Eher muss ich mir vor Augen führen, dass ich sie sicher noch ein paar Jahre genießen kann. Dass wir uns die Miete mit ihren vorhersehbaren Erhöhungen bis dahin in der Rente nicht mehr werden leisten können, ist klar – und ich neige dazu, schon jetzt, viele Jahre vorher, Abschied zu nehmen, statt mich aufs Genießen zu konzentrieren (vorauseilender Abschied – gibt’s dafür einen Namen?). Und Sie lasse ich mietfrei mitgenießen.

Die zweigeschoßige Wohnung ganz oben bei uns im Haus wird derzeit ausgeräumt, ein Zettel an der Haustür kündigt Generalsanierung an. Herr Kaltmamsell war mal bei der bisherigen Bewohnerin eingeladen und berichtete Interessantes vom Grundriss – jetzt spekuliere ich darauf, dass die Bauarbeiten mir die Möglichkeit bieten, mal reinzuschauen.

Ich freute mich auf meine Schwimmrunde im Olympiabad, hatte auch Lust, das Fahrrad dorthin zu nehmen (in den Kurven schön vorsichtig weil Rollsplit). Radeln zum Schwimmen statt U-Bahn bedeutete aber auch: Begegnung mit so! vielen! Wahlplakaten. Wahlkampf ist ein schlimmes politisches Parallel-Universum. (Noch schlimmer: Dass manche ihn auf die gesamte Legislaturperiode ausdehnen.)

Das eigentliche Schwimmen war ok, die vielen anderen und zur Hälfte bewaffneten Schwimmer*innen machten viele Pausen am Beckenrand, da waren sie mir lieber als auf der Bahn. Wie angekündigt lichtete sich der Himmel, schon meine Heimfahrt wurde mild.

Zu Hause Wäsche aufgehängt. Frühstück um zwei: Apfel, Avocado, Balkanbrot mit Käse, Roggenvollkornbrot mit Nocilla.

Ich reaktivierte den seit Monaten vernachlässigten Sauerteig: Die erste Februarwoche habe ich Urlaub genommen, einfach so, spätestens dann möchte ich wieder Brot backen. Klar war der Sauerteig schon ziemlich gammlig, aber in dieser Hinsicht bin ich eine Wildsau: Man konnte sogar Sauerteigreste aus ägyptischen Pyramiden reaktivieren, da lasse ich mich doch nicht von ein bisschen Gammligkeit abschrecken. (Verwendet habe ich natürlich nur den rosig und ungammlig aussehenden Teil.)

Über den Nachmittag Miete abgewohnt (im Winter sehe ich die Wohnung ja nur am Wochenende bei Tageslicht) u.a. bei Zeitungslektüre. Die Balkontür durfte eine Stunde lang frierfrei offenstehen.

Blick von innnen auf sonnigen Balkon, auf dem winterkahl nur eine Holzbank steht, innen rechts davon ein Tischchen mit Tulpenstrauß

Mit leisem “Plopp” wuchsen allen Münchnerinnen Sonnenbrillen ins Haar.

Erhöhter Blick durch kahle Bäume auf rosa Abendhimmel, davor ein modernes Klinik-Gebäude

Die Wohnung wurde bereits von köstlichen Düften erfüllt: Vereinbarungsgemäß machte Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl eine letzte Gans der Saison. Sie geriet ihm wieder sehr gut, er bereitete sogar aus Ernteanteil-Kartöffelchen ein paar Knödel dazu.

Schräger Blick auf eine Küchenzeile, darauf im Vordergrund eine braun gebratene Gans, die ein Mann mit Schürze gerade mit einer Geflügelschere zerteilt

Ein Festmahl. Im Glas restlicher Weißwein vom Vorabend (passte auch dazu nicht wirklich) und vom Vorwochenende. Nachtisch Schokolade.

§

Gerburg Jahnke lernte ich Anfang des Jahrtauends über die Empfehlung einer Kollegin (danke, Angelika) als Hälfte des Kabarett-Duos Misfits kennen – und kam dadurch zum ersten Mal ins Gebäude des Zirkus Krone. Zu dieser Zeit hatte ich wegen Überarbeitung den Anschluss an Kabarett eh verloren, ihn durch die Misfits zurückzubekommen, das war geradezu epiphanisch. Jetzt wurde Jahnke 70, in der ARD-Mediathek gibt es eine Doku über sie (die, da muss ich sie gleich warnend enttäuschen, nicht auf ihren völlig abgefahrenen Vornamen eingeht – die größte Annäherung, die mir einfällt, wäre Walburga):
“Gerburg Jahnke: ‘Wenne Mittwoch überlebs, is Donnerstach'”.

Einerseits nicht meine Art von Feminismus, meiner strebt nach Differenzierung und Inklusion und akzeptiert Verallgemeinerungen “Frauen sind” nicht mal mehr als Basis von Witzen (und fühlt sich “als Frau” weder bei Wellness mit Maske im Gesicht gemeint noch bei der angeblichen Attraktivität gefühlsbehinderter Männer). Andererseits dann doch meine Art von Feminismus, der volle Kanne andere Frauen fördert.

Unter anderem unterhält sich Gerburg Jahnke mit der zweiten Hälfte der Misfits, Stephanie Überall, und erinnert sich an ihre gemeinsame Zeit bis zur Trennung 2005. Mein liebster Satz darin:
“Weißt du, was die Männer nicht gewusst haben? Dass man mit Feminismus so viel Geld verdienen kann.”
Und dann lachte sie sich scheckig.

Journal Freitag, 24. Januar 2025 – Der Arbeitswoche entkommen

Samstag, 25. Januar 2025

Gut geschlafen, Sekunden vor Weckerklingeln aufgewacht.

Nächtlicher erhöhter Blick über eine Straßenkreuzung gesäumt von kahlen Bäumen auf ein modernes, mehrstöckiges Gebäude mit erhellten Fenstern, in der obersten Reihe zwei davon grell grün

Der Blick rüber in die Klinik verriet: Gestern kam ein Baby in grünem Licht zur Welt (klein Shrek?).

Düsterer Weg in die Arbeit. Die Luft fühlte sich gar nicht frostig an, doch ein winziges Rutschen machte mich darauf aufmerksam, dass der Boden glatt war – dann sah ich auch das Glitzern im Licht der Straßenlaternen.

Nachgeholte Geschichte vom Arbeitsweg am Dienstag (beim abendlichen Bloggen vergessen):
Der mit voller Power aus beiden Lungenflügeln singende Tenor, der die Theresienwiese längs querte. Da wusste jemand um die interessante Akkustik dieses Geländes! Doch was in meinen Ohren von Ferne wie eine Opernarie klang, glich beim Näherkommen (ich kreuzte die Theresienwiese im rechten Winkel zu seinem Pfad) immer mehr dem Gesang in Rock- oder Pop-Hymnen, weiter allerdings nicht identifizierbar. Als ich mich von den Tönen wieder entfernte, vermutete ich, dass er zu Musik aus Kopfhörern sang. Bis zuletzt sicher war ich aber: Ein Tenor.

Zurück zu gestern: Freundliches Wetter, in einer ganzen Menge zackiger Arbeit freute ich mich sehr auf einen Mittagscappuccino im Westend.

Die runden, sonnenbeschienenen Backsteinmauern einer Kirche vor blauem Himmel mit Wolken, darüber ein niedriger runder Kirchturm

St. Rupert

Auf einem tiefen, dunklen Holz-Fensterbrett eine Tasse Cappuccion, vor dem Schaufesnter eine schmale Altstadtstraße, über den Häusern blauer Himmel mit weißen Ackerfurchenwölkchen

Die Luft passte zum hübschen Himmel, mild und duftig

Mittagessen Äpfelausschnitte (ich entdeckte, dass zwei weitere Exemplare meines Markt-Einkaufs am Donnerstag eindeutige Spuren eines harten Falls hatten, insgesamt also über die Hälfte der zwei Kilo), Hüttenkäse.

Der Arbeitsnachmittag etwas ruhiger, dennoch kam ich nicht ganz so früh in den Feierabend wie geplant. Draußen war es aber immer noch richtig hell, ich genoss den Heimweg durch die allmähliche Dämmerung über ein paar Einkaufsstationen (Edeka, Aldi, Vollcorner, Balkanbäckerei).

Zu Hause Maniküre, Yoga-Gymnastik (eine Rumpf-Einheit), dann stieß ich mit Herrn Kaltmamsell auf das Wochenende an:

Blick von oben in ein Glas auf einer Holzfläche, darin klar Flüssigkeit, halb gescmolzene Eiswürfel, Orangenstückchen

Gin Tonic, genau das Richtige.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Miesmuscheln besorgt und geputzt, ich garte sie mit Knoblauch, Tomate, Petersilie.

Schräge Aufsicht auf einen gedeckten Tisch mit zwei weißen Tischsets, darauf tiefe Teller voll Miesmuscheln, und zwei gefüllte Weiweingläser, ein eckiger Korb mit Stücken Weißbrot, in der Mitte eine leere Glasschüssel

Die kleinsten Miesmuscheln, die ich je auf dem Teller hatte (rechts außerhalb des Bilds der Topf mit noch zweimal so vielen wie auf unseren Tellern), sie scheinen von Jahr zu Jahr kleiner zu werden. Das Essen fühlte sich ein wenig wie das von Pistazien an, wir hielten uns erst gar nicht mit Besteck auf.

Dazu ein österreichischer Fidesser Platter Sauvignon Blanc, eigens dazu besorgt, weil wir keinen Weißwein im Bestand hatten, den ich mir zu den Muscheln vorstellen konnte. Allerdings erwies sich auch dieser als nicht wirklich passend mit seiner dominanten Würze (ich hatte auf die Säure gehofft, die ich als typisch für österreichische Sauvignons abgespeichert hatte) – schmeckte aber sehr interessant.

Nachtisch Schokolade. Im Fernsehen ließen wir Suicide Squad laufen – ich hatte völlig vergessen, wie hochkarätig der besetzt war.

§

Erster “Logoff”-Newsletter – den ich zunächst nicht als solchen erkannte, denn weder die Absendeadresse noch der Betreff enthielten diesen Begriff. Diese Marotte hat seit einiger Zeit auch der Guardian bei den Mails und Newslettern, die ich dort abonniert habe: Weder Absendeadresse noch Betreff enthalten auch nur das Wort “Guardian” (sondern Name Autor*in und Schlagzeile) – die ersten Mails nach diesem System hatte ich prompt als vermeintlichen Spam gelöscht. Lassen Sie das!

Dieser erste “Was Trump gestern angerichtet hat”-Newsletter konzentrierte sich darauf, dass das US-amerikanische Justizministerium das Monitoring von diskriminierenden Handlungen der Polizei beendet hat und damit den zentralen Teil der Polizeireform, die 2020 von den Black-Lives-Matter-Protesten ausgelöst wurde.

Das ist wichtig – nicht die erwartbare Freakshow, die Trump mit seinem Bildschirm-Auftritt auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos lieferte und die die meisten Medien dominierte.

Der Newsletter beleuchtete den Schwenk des Justizministeriums unter den Aspekten “Is this normal?” (Antwort in diesem Fall sogar: Ein bisschen. Auch das ermüdete mich ja in der Trump-Berichterstattung vor acht Jahren: Es wurde kaum differenziert, was bei einem Regierungswechsel üblich ist und was reine Willkür. Dass das die Unkenntnis der Berichterstattenden entlarvte, schien sie nicht zu stören.), “Why does it matter?” und “What’s next?” – das gefällt mir schon mal.

§

R-Wert, Inzidenz – erinnern Sie sich an diese Begriffe, die eine lange, schlimme Zeit Alltag waren? Der Deutschlandfunk spricht eine knappe Stunde lang mit dem Virologen Christian Drosten über die Corona-Pandemie, die vor fünf Jahren begann. Unter anderem rekapituliert er, wie das Virus funktionierte, erinnert sich an die (bis heute missverstandene) Wechselwirkung Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation, Politik, Medien.
“Virologe Christian Drosten: ‘Die Realität war nicht zu verhandeln'”.

Journal Mittwoch, 22. Januar 2025 – Eigentlich nichts zu erzählen

Donnerstag, 23. Januar 2025

Der Wecker riss mich aus tiefem Traum, ich wechselte nur unwillig ins Wachsein und einen weiteren Arbeitstag. Der zumindest hell und freundlich dämmerte.

Es blieb hell und freundlich, wenn auch nicht richtig sonnig. Dass es nach Winter roch, verifizierte ich beim Spaziergang zur Nachbar-Cafeteria für Mittagscappuccino mit Kollegin.

Mittagessen Apfel, Mango (mittel) mit Sojajoghurt.

Geschäftiger Nachmittag, aber das Draußen blieb erfreulich hell. Aussicht auf Turbulenzen in der restlichen Arbeitswoche.

Nach Feierabend direkter Weg nach Hause, es gab nichts einzukaufen. Daheim Yoga-Gymnastik, Brotzeitvorbereitung.

Eine Glasschüssel mit Glasnudeln, Garnelen, Korianderblättern, roten Chilistückchen

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl Glasnudelsalat mit Garnelen und Soja-Hack, sehr gutes Abendessen. Nachtisch Hutzelbrot und Schokolade. Im Gegensatz zu mir hatte Herr Kaltmamsell einiges aus der Arbeit zu erzählen.

Früh ins Bett zum Lesen.

Der blöde rechte Zeigefinger ist immer noch nicht verheilt. Die Haut an seiner Spitze war vor über einer Woche aufgeplatzt, wie ein Schnitt – das habe ich an Daumen und Zeigefinger inzwischen regelmäßig alle ein, zwei Jahre. Dann tut das höllisch weh und behindert die Nutzung des Fingers massiv (Handschreiben, Tastatur-Tippen, Scrollradeln, Zahnseideln – letzteres am schlimmsten). Und die Wunde heilt extrem langsam, das bin ich Schnellheilerin überhaupt nicht gewohnt. Aber ich bin ja auch nicht gewohnt, dass eine Wunde ohne äußere Einwirkung einfach auftaucht wie dieser Schlitz in der Fingerspitze.

§

Was mit “Beugen Sie sich nicht der Macht” gemeint ist, führte Bischöfin Mariann Edgar Budde bei der Inauguration am Montag vor: Sie bat Donald Trump ins Gesicht um Gnade für unterdrückte Menschen.

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https://youtu.be/5-Z_UAkE-Ss?si=KIHMUHq4BbsNWIEJ&t=20

Trump möchte jetzt dafür eine Entschuldigung, doch man muss es doch zumindest versuchen. Und an einem weiteren Gebot festhalten: Nein, sein Verhalten ist in keiner Weise in Ordnung, in meinem Wertesystem ist und bleibt es verwerflich. (Ich erinnere mich mit geradezu Amüsement daran, wie die Süddeutsche vor acht Jahren zunächst versuchte, über Trumps Verhalten neutral und mit Respekt vor dem Amt des US-Präsidenten zu schreiben, als sei nichts daran unerhört. Das tut sie zum Glück nicht mehr.)

§

Es braucht mehr Cary Grant in der Welt. Hier können Sie Michael Caine über ihn hören, und einen Zusammenschnitt schönster Aufnahmen sehen (endlich mal mit welchen aus Arsenic and Old Lace).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=PDBY0A4JnTs

§

Und die Welt braucht mehr Judy Garland, diese Jahrtausend-Begabung mit dem so unglücklichen, kurzen Leben.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=zFVxX3RtyhQ

Ich empfehle auch die Hintergrunderläuterungen unterm Video. (Muss mal wieder Tal der Puppen lesen.)

Journal Dienstag, 21. Januar 2025 – Dienstagsalltag und Nachrichtenwelten

Mittwoch, 22. Januar 2025

Gute Nacht, in einer leichteren Schlafphase löste ich ein Arbeitsproblem (zumindest zum Teil), aufgewacht mit dem Gedanken “two down, three to go!” (Arbeitsmorgen gemeint).

Nebelreste über der Theresienwiese, die Raureif hinterließen und das Weiß der verbliebenen Schneeflecken verstärkten. Über den Vormittag wurde es sonnig.

Mittagscappuccino in der Nachbar-Cafeteria (beim eigenen Arbeitgeber derzeit wieder Gerüchte um Neustart der eigenen Cafeteria in wenigen Wochen), anschließend Einkaufs-Abstecher im Lidl.

Zu Mittag gab es es Apfel, Avocado, Muesli mit Joghurt.

Nachmittag mit Besprechungen und Wegarbeiten, draußen weiter sonnig. Ich ließ es nicht zu spät werden, denn ich wollte noch zu Öffnungszeit ins Kräuterparadies an der Blumenstraße, Kräuterteevorräte fürs Büro auffüllen.

Eine handgeschriebene Tafel auf einem nächtlichen Gehsteig neben den beleuchteten Schaufenstern einer Weinhandlung: "Dry January? 10 % auf alle trockenen Weine"

Unterwegs Dry January auf Glockenbachviertelart.

Im Kräuterparadies war ich rechtzeitig, um einen mir bereits bekannten Tee zu kaufen und mich zu einem neuen beraten zu lassen. Etwas mit Kamille im Mittelpunkt (wie gewünscht) konnte man mir dort zwar auf die Schnelle kurz vor Ladenschluss nicht geben/mischen – doch wir einigten uns auf einen kräftigen Gewürztee, zu dem ich eine Portion Kamille mitnahm, um sie selbst unterzumischen.

Daheim Eltern-Telefonat mit interessanten Berichten und Plänen. Dann Abendessenzubereitung: Ein Glas Apfelmus musste weg, also machte ich Kaiserschmarrn, bezwingende Logik.

Eine Pfanne auf einem dunklen Heizfeld, in der Pfanne ein gebräunter Pfannkuchen mit Holzspatel

Aufsicht auf eine große, weiße Servierplatte mit einem Haufen Kaiserschmarrn

Geriet hervorragend. Nur noch wenig Schokolade hinterher.

Durch Butterschmalz-und-Vanillezucker duftende Wohnung früh ins Bett zum Lesen, Nils Minkmar, Montaignes Katze nahm mich mit in ein lang vergangenes Frankreich mit vielen, aber nicht aufdringlichen historischen Details.

§

Ich spüre starke Sehnsucht nach einer Nachrichtenwelt, in der ich alle 24 Stunden eine Zusammenfassung bekomme: Was Donald Trump heute angerichtet hat. Statt 24 Stunden lang Bröckchen, Aufreger, apokalyptische Spekulationen, pessimistische Prognosen. Ich habe mich von den ersten vier Jahren US-Präsident-Trump-Berichterstattung noch nicht erholt.

§

Durchaus interessant finde ich Allgemeineres zu autoritären Systemen wie diese Liste von Carole Cadwalladr im Guardian:
“How to survive the broligarchy: 20 lessons for the post-truth world”.

via Buddenbohm & Söhne

Mich sprachen die Ratschläge an, ständig blitzten Erinnerungen an das Nazi-Regime auf und an Menschen, die eben nicht mitgelaufen sind und die, wären sie sehr viel mehr gewesen, das Grauen verhindert hätten. Unter anderem:

6 Do not kiss the ring. Do not bend to power. Power will come to you, anyway. Don’t make it easy. Not everyone can stand and fight. But nobody needs to bend the knee until there’s an actual memo to that effect. WAIT FOR THE MEMO.

7 Know who you are. This list is a homage to Yale historian, Timothy Snyder. His On Tyranny, published in 2017, is the essential guide to the age of authoritarianism. His first command, “Do not obey in advance”, is what has been ringing, like tinnitus, in my ears ever since the Washington Post refused to endorse Kamala Harris. In some weird celestial stroke of luck, he calls me as I’m writing this and I ask for his updated advice: “Know what you stand for and what you think is good.”

Meine Übersetzung:

6 Küssen Sie den Ring nicht. Beugen Sie sich nicht der Macht. Die Macht rückt Ihnen so oder so auf die Pelle, machen Sie es ihr nicht zu einfach. Nicht alle können die Stellung halten und kämpfen. Aber niemand muss das Knie beugen, bevor es die konkrete Anweisung dafür gibt. WARTEN SIE AUF DIE ANWEISUNG.

7 Machen Sie sich klar, wer Sie sind. Diese Liste ist eine Hommage an Timothy Snyder, den Historiker an der Universität Yale. Sein Werk Über Tyrannei, im Jahr 2017 veröffentlicht, ist der wichtigste Leitfaden für das Zeitalter des Autoritarismus. Sein erstes Gebot, “Gehorchen Sie nicht vorauseilend”, klingelt in meinen Ohren wie ein Tinnitus, seit die Washington Post Kamala Harris ihre Unterstützung versagte. Es ist ein glücklicher, aber schräger Zufall, dass er mich ausgerechnet anruft, als ich diesen Artikel schreibe. Ich bitte ihn um eine Aktualisierung seines Gebots: “Machen Sie sich klar, wofür Sie stehen und was Sie für richtig halten.”

Journal Montag, 20. Januar 2025 – Abgehakter Montag

Dienstag, 21. Januar 2025

Deutlich zu früh aufgewacht, Angstkarussel gefahren inklusive Bauch-Samba. Müde aufgestanden.

Aber der Weg in die Arbeit war unter klar-frostigem Himmel schön.

Bis zu meinem Mittagscappuccino hatte ich einiges weggearbeitet, es zog mich raus in die Sonne und ins Westend: Gute Entscheidung, es roch herrlich, eine Ahnung von Faschingsmilde.

Zurück im Büro nochmal ordentlich was weggepackt, als Mittagessen gab es eine kleine Avocado und reichlich Rote-Bete-Salat: Das Holzige biss sich überraschend angenehm knusprig.

Nicht weiter erwähnenswerter Arbeitsnachmittag, der Himmel bedeckte sich mit dekorativen Federwolken. Auf dem Heimweg im Vollcorner Lebensmitteleinkäufe.

Vor dem Wohnhaus begegnete mir das Internet und brachte Tulpen!

Auf einem dunklen Holztischchen eine Glasvase mit gelb-roten Tulpen

Quietschend frisch und wunderschön. Herr Kaltmamsell bekam vom selben Internet US-amerikanische Süßigkeiten. (Ein weiterer Beweis, dass mein Internet das beste von allen ist.)

Yoga-Gymnastik gestern überraschend anstrengend, das war mir grad recht.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell das Trum Ernteanteil-Sellerie als panierte Schnitzel, dazu gabs nochmal Endiviensalat, diesmal mit Himbeeressig-Dressing.

Aufsicht auf einen Glasteller, darauf zwei Sellerieschnitzel, Majo und Ketchup, grüner Salat

Großartig, definitiv eines meiner Lieblingsgerichte. Nachtisch Schokolade.

Im Bett Marie Luise Kaschnitz, Das dicke Kind und andere Erzählungen ausgelesen. Mir gefielen die Geschichten gut, auch wenn sie sich ein wenig altmodisch lasen (aus den frühen 1950ern) und nach Deutschunterricht rochen – was deutschsprachige Geschichten in einer bestimmten Länge und nach dem Zweiten Weltkrieg geschrieben aber möglicherweise automatisch tun: Jede hat einen originellen Twist, eine ist fast märchenhaft nicht-realistisch erzählt (“Pax”), eine nimmt fast die Postmoderne vorweg (“Du, mein Held” – hier mochte ich auch das Setting in der kriegszerstörten Trümmerstadt), die Titelgeschichte “Das dicke Kind” ist der verstörte Blick, den man manchmal auf sein früheres Selbst wirft, diesen fremden Menschen, der zufällig denselben Namen trägt wie man selbst.

§

Getarnte China-Shops sind wohl wirklich gerade ein großes Thema – das leider ein bisschen zu spät bei mir angekommen ist. Die deutsche Verbraucherzentrale bietet einen Fakeshop-Check an:
Fakeshopfinder.

Zu Wagner Mode München hätte ich dieses gefunden:


Journal Sonntag, 19. Januar 2025 – Guter Standardsonntag

Montag, 20. Januar 2025

Zu früh aufgewacht. Beim Versuch wieder einzuschlafen bearbeitete mein Hirn ängstlich Arbeitsthemen, mit durchaus produktiven Ergebnissen, dann fiel mir ein, dass mir das nicht als Arbeitszeit bezahlt wird und ich stand lieber auf.

Das Draußen hielt sich an die Wettervorhersage, es tagte zu klarem Himmel und Frost.

Erhöhter Blick in einen sonnigen Park mit kahlen Bäumen, auf dem Boden ein wenig Schnee, im Vordergrund eine Straße mit parkenden Autos

Nach gemütlichem Morgen machte ich mich fertig für einen Isarlauf, gestern war nördlicher Englischer Garten geplant.

Angeschnitten ein moderner Kirchenbau, davor ein breiter Gehweg, an dessen vorderer Rand ein Flughafen-Gepäckwagen mit oranger Vorderwand mit Schrift zug "Genussfahrer"

Fett Respekt für den kleinen Gepäckwagen, der es vom Flughafen Erding bis an den Sendlinger-Tor-Platz geschafft hat! (Kinderbuch in the making?)

In der Tram zum Tivoli stellte ich fest, dass ich den Wechsel zur Sonnenbrille vergessen hatte. Besonders clever plante ich meine Strecke um, so dass ich auf den Abschnitten direkt am spiegelnden Wasser die Sonne im Rücken haben würde. Womit Cleverle sich verschätzt hatte: Im Gegensatz zur schneefreien Innenstadt waren die Wege fast durchgehend von festgetretenem Schnee bedeckt, dadurch nicht nur glatt (Schnaufen nicht vergessen), sondern auch Schnee-blendend.

Blick von Brücke auf sonnige Flussauen mit kahlen Bäumen, weißeisigen Wegen, darauf Spaziergänger*innen

Weg rechts neben Fluss im Gegenlicht, gesäumt von kahlen Bäumen, auf dem Weg festgetretener weißer Schnee

Schmaler, sonniger Pfad zwischen kahlen Bäumen, links scheint ein Fluss durch

Statt fast zehn Minuten auf die Tram nach Hause zu warten, lief ich die Tramgleise entlang bis zum nächsten Bäcker Wimmer – und stieg dann zwei Stationen weiter bereits mit Semmeltüte ein.

Frühstück kurz nach zwei: Zwei Körnersemmeln mit je einer halben Avocado (den Umpf! finde ich durchaus vergleichbar mit Leberkassemmel), die vorerst allerletzten Orangen – wieder so knallsüß, dass ich danach ein paar Schluck Wasser brauchte, zum Verdünnen.

Verhandlungen mit dem chinesischen Kleidungsversender Wagner Moden München: Ich habe 65 Euro für diesen Fetzen in Kindergröße gezahlt (bei einem auffallend niedrigen Preis wäre ich ja misstrauisch geworden), davon möchte ich so viel wie möglich wiederhaben.

Ein Stündchen Bügeln mit Musik. In diesem Haushalt existieren T-Shirts, bei denen ich mittlerweile etwas mühsam um Löcher herumbügle.

Aus zwei Roten Beten aus Ernteanteil machte ich mir Salat für Brotzeit am Montag – und lernte bei dieser Gelegenheit, dass es auch richtig holzige Rote Bete gibt.

Über den Nachmittag viermal die Wasserschale auf dem Balkonsims aufgefüllt, weil sie immer wieder von Meisen leergebadet war.

Fürs Abendessen durfte ich sorgen: Ich machte Schwäbischen Salzkuchen (war mir als Ersatz für Zwiebelkuchen angeboten worden, den ich leider wegen der Zwiebelsüße nicht besonders mag). Während Gehen des Hefeteigs Yoga-Gymnastik. Allerdings mündete das Gesamtwerk in eine völlig neue Art von Sauerei, denn der Rand meiner 30-cm-Form war zu niedrig.

Blick in einen beleuchteten Backofen: Auf einem Blech eine große, runde Backform mit niedrigem Rand, gebräunter Teigrand, helle Füllung, die an zwei Stellen auf das Backblech ausgelaufen ist

Schmeckte aber wirklich gut, überraschend leicht und fluffig. Dazu Endiviensalat mit Tahini-Dressing. Nachtisch Schokolade und Fruchtgummi.