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Journal Mittwoch, 22. Oktober 2025 – Wie ich dann doch einmal ausflippen musste / Sauhund an den Kammerspielen

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Als der Wecker mich aus hochinteressanten Träumen holte, war mein erster Gedanke: Drei von fünf Arbeitswochenwecken geschafft.

Das Aufstehen selbst gestaltete sich körperlich mühsam, meine schiefe und marode Lendenwirbelsäule plagt mich derzeit mit muskulären Schmerzen rundum, die über den Tag auch lustig die Beine runterziehen, mal das eine, mal das andere – ich weiß exakt, wie sich die Bewegungsform “hüftsteif” anfühlt.

Draußen war es düster mit nassen Straßen, doch ich sah niemanden mit Regenschirm vorm Haus. Als es gleich beim Losgehen tröpfelte, kehrte ich dennoch um und holte einen Schirm aus der Wohnung – der dann doch nur als Talisman fungierte, das Tröpfeln hörte gleich wieder auf.

Im Büro fühlte ich mich erschlagen und müde, vielleicht gerade weil das Adrenalin der vorhergehenden Arbeitstage fehlte und ich im Grund ruhig Dinge abarbeiten konnte.

Schon bald kam ich ohnehin beruflich raus an die frische Luft und spazierte zu einer Informationsveranstaltung. Dort litt meine schmerzende Kreuz- und Hüftgegend sehr unter den provisorischen Stühlen, doch ich erfuhr Interessantes.

Auf dem Rückweg verlor der Regenschirm seine Funktion als Talisman und hielt Regen von mir fern.

Sehr später Mittagscappuccino in der hauseigenen Cafeteria, entsprechend lang stand ich dafür an.

Spätes Mittagessen (Granatapfelkerne mit Joghurt, Hüttenkäse), weil mir ein Ausflippen zur eigentlichen Essenszeit den Appetit verdarb: Eine Ermahnung war die eine Umdrehung zu viel im Wahnsinn der Kombination Bundesreisekostengesetz/Bundesrechnungshof/Reiseabrechnung-Software, und nein, ich werde auch künftig nicht überprüfen, ob das einzige bezahlbare Hotel für eine Dienstreise nach München auch wirklich innerhalb des Münchner Stadtgebiets liegt. Abbekommen hatte dieses Ausflippen jemand, die wirklich nicht Schuld an dieser Kombination trägt, das tat mir leid. (Wo ich doch sonst im Arbeitsleben versuche, dem Bild des archaischen Kouros zu entsprechen.)

Fast so früher Feierabend wie geplant: Gestern Abend war die erste Theaterabo-Vorstellung der Spielzeit in den Kammerspielen terminiert, die Energie dafür würde ich nur durch Arbeitsende vor vier aufbringen.

In der Heimeranstraße hielt ich den herbstlichen Höhepunkt der Bodenblätterbuntizität fest, einen Regenschirm brauchte ich zum Glück nicht.

Einkäufe, Umweg über Goetheplatz für Briefmarken in der dortigen Post: Zum letzten Mal, ab 18.11. gibt es dort keine Post mehr. Ich las die Ankündigung beim Warten mit sinkendem Herzen (also würde ich hier keine Weihnachtspost mehr abwickeln können), der freundliche Schaltermann wies mich auch darauf hin. Bleibt von daheim aus noch die Post am ehemaligen Hauptbahnhof.

Bis daheim war ich heiser, weil ich in eine LALÜ!!!-Flut von Polizeiautos geriet, gegen die ich zusätzlich zu Ohrenzuhalten irgendwann nur noch anbrüllen konnte (musste trotzdem weinen).

Häuslichkeiten, dann buchte ich mit Herrn Kaltmamsell an meiner Seite die Bestandteile unseres Berlin-Ausflugs – fast, denn als ich an die Kabarettkarten nicht rankam, ohne mir im Theater ein Online-Benutzerkonto anzulegen, rastete ich wieder aus. Gestern konnte ich nicht noch einen menschenfeindlichen Wahnwitz vertragen, ein weiteres Benutzerkonto mit einem weiteren Passwort (ich verwalte derzeit ungefähr 300 davon) ist absolut unnötig. Wie sich umgehend zeigte, als ich unsere Friedrichstadtpalast-Karten über Paypal kaufte: ohne Benutzerkonto.

Eine Einheit Yoga, zum etwas vorverlegten Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Karotten aus dem Ofen sowie Stangenbohnen aus dem elterlichen Garten: Sie hatten sich dieses Jahr sehr viel Zeit gelassen mit dem Wachsen, wir bekamen die gesamte Ernte des Sonntags geschenkt.

Gegeben wurde an den Kammerspielen Sauhund nach dem Roman von Lion Christ (Theaterstücke werden im Theater ja praktisch nicht mehr gespielt), die gespielte “Fassung” von Ludwig Abraham, Hannah Baumann, Florian Fischer, Elias Krischke, Annette Paulmann, Tobias Schuster, Edmund Telgenkämper, also ein Gruppendrama. Das Thema, “80er in München: gay, vom Land, lebenshungrig”, las sich schonmal attraktiv, 1h 40min Aufführungsdauer ebenfalls.

Der Abend passte dann genau zur Beschreibung, erzählte die Geschichte von Flori aus Wolfratshausen in den 1980ern in München, freundlich und naheliegend inszeniert, mit nichts Neuem zum Thema (wobei es mir ja doch jedesmal das Herz zerreißt, wenn es um die grausige Schneise geht, die Gevatter AIDS in dieser Zeit schlug – inklusive dem unmenschlichen Sonderweg der bayerischen Politik dazu). Die Übertragung von Romanform auf die Bühne griff hauptsächlich zum Erzählmittel aufgesagter Romantext. (We want theater play.)

Einiges sah nach Sparmaßnahmen aus: Die drei hervorragenden Darster*innen Elias Krischke, Annette Paulmann (<3), Edmund Telgenkämper spielten alle Rollen, umgezogen wurde sich viel auf der Bühne, ein einziges Bühnenbild ohne Chichi oder Gewackel aus einer Wand mit Fotos aus der Zeit, die nacheinander und zum Schluss alle erschienen. Der Zuschauerraum zu 80 Prozent gefüllt, das freute mich.

Schöner Heimweg durch die ruhige, milde Herbstnacht, unter anderem vorbei an der Synagoge.

§

“The Architecture and Planning of Fascist New Towns in Sardinia”.

via @sauer_lauwarm

Weil’s darin erwähnt wird, erinnerte ich mich: Meine Tante Barbara, Schwester meiner Mutter, hatte ja nach Italien geheiratet und war exakt in einem dieser Mussolini-Orte in den pontinischen Sümpfen gelandete, Pontinia. Das prägte durch die Familienurlaube dort lange mein Italien-Bild, und ich verstand als Kind und Jugendliche wirklich nicht, was die Deutschen immer mit ihrer Italien-Begeisterung hatten.
(Später gefolgt vom Unverständnis für deutsche Grappa-Begeisterung – den ich nur als Selbstgebrannten vom Bauernhof kannte, geschmackliche Alternative zu Rattengift.)

Journal Sonntag, 19. Oktober 2025 – Kirchweihgans im Klosterbräu

Montag, 20. Oktober 2025

Nachtschlaf ein wenig gestört durch Leute, die um halb zwei im Park gegenüber bei lauter Musik feierten. Ich blieb auch deshalb etwas länger wach, weil ich diesen Musikstil noch nie gehört hatte und nachhorchte: Richtung Hiphop, aber mit auffallend klapperndem Schlagwerk, Tak Tak Tak. (Weil ausgerechnet uns Anwohnende kürzlich der Vorwurf eines Journalisten traf, man brauche nicht in die Innenstadt ziehen und dann ländliche Stille erwarten: Selbst wohne ich praktisch mein gesamtes Erwachsenenleben in Innenstädten, während des Studiums sogar über einer Kneipe. Ich glaube beurteilen zu können, in welchem Rahmen man auch dort Nachtruhe erwarten darf.)

Vorsichtshalber hatte ich einen Wecker gestellt, da ich mit Herrn Kaltmamsell zu einem kirchweihsonntäglichen Familiengeburtstag eingeladen war. Er weckte mich tatsächlich, doch ich fühlte mich ausgeschlafen.

Marsch zum Bahnhof in trockener, aber sehr kühler Luft. Vom Ingolstädter Nordbahnhof holte mein Bruder uns mit dem Familienauto ab, auf der Fahrt zu meinen Eltern bekamen wir den Beweis aus der Familie erzählt, dass die meisten Unfällen im Haushalt passieren – großer nachträglicher Schrecken über eine lebensgefährliche Situation, Sorge um die Verunfallte.

Reserviert war die Kirchweihgans im Klosterbräu in Bergen (das dortselbst so konsequent “Baring” ausgesprochen wird, dass es sogar so auf Plakaten fürs Dorffest steht) bei Neuburg – der sich als eine ganz entzückende Anlage mit Hotel herausstellte: In die Küche kann man durch Fenster vom Kreuzgang aus schauen, der Innenhof, das ehemalige Refektorium und auch der Rest sind sehr liebevoll hergerichtet. Wir wurden herzlich empfangen und bewirtet: Es gab eine ganze Gans für uns alle, Knödel, Blaukraut und Sauce wurden großzügig nachgeliefert.

Dazu Gespräche über Körperlichkeiten – nicht nur altersbedingt, sondern halt gerade dominant. Aber auch über das Befinden der ausgeflogenen Nifften.

Anschließend fuhren wir über die Ingolstädter Peripherie (die sich in den vergangenen Jahrzehnten so verändert hat, dass ich komplett die Orientierung verlor) zu meinen Eltern.

Meine Mutter hatte zu Kirchweih Auszogne gebacken, die gab es zu Kaffee und Tee (ich passte nach der reichlichen Gans plus Spätburgunder). Mehr Infos darüber, was im Mittelteil passiert war.

Zurück fuhren Herr Kaltmamsell und ich in einem sehr vollen Regionalzug, ergatterten aber beim Aus- und Zustieg von Passagieren am Ingolstädter Hauptbahnhof je einen Sitzplatz (eiserne Regel: den ersten Sitzplatz nehmen, den man sieht, nicht nachdenken). Ich las das aktuelle Magazin fluter. (Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung).

Meiner Meinung eine sehr gute Ausgabe, besonders feiere ich das Titelfoto (Meerschwein!).

Daheim kümmerte ich mich um meine seit zwei Jahren eingetragenen Wanderschuhe, säuberte und fettete sie. Nächste Woche bringe ich sie zum Reparieren, einige Nähte lösen sich.

Eine halbe Stunde Yoga, dann Brotzeitvorbereitung, ich hatte sogar Abendessensappetit: Avocado, Karottenkuchen.

Im Bett neue Lektüre, weil Papierbuch mit Leselicht um den Nacken: Hertha Hurnaus, Gabriele Kaiser, Maik Nowotny (Hrsg.), Maschinenräume. Hinter der Kulisse der Wiener Ringstraße – ein Geschenk des Mitherausgebers. Welch großartige Idee, über acht Jahre die Orte an der Ringstraße zu erforschen, zu besichtigen und zu fotografieren, die man genau nicht sieht, die den Betrieb der sichtbaren aber erst ermöglichen.

Journal Samstag, 18. Otkober 2025 – Standardsamstag in Herbstfarben, Beifang aus dem Internetz

Sonntag, 19. Oktober 2025

Wunderbar ausgeschlafen, weit über Arbeitsweckerklingeln hinaus.

Bettwäschewaschen, Bloggen, gemütlicher Morgenkaffee, Karottenkuchen mit Frischkäse-Icing gefüllt und bedeckt.

Die Wettervorhersage hatte einen sonnigen Tag angekündigt, ich liebäugelte mit Draußenschwimmen im Dantebad. Doch der 18. Oktober hatte die Nachricht nicht bekommen (oder zu spät, nachmittags kam die Sonne raus), unter bedecktem Himmel fuhr ich lieber ins Olympiabad.

Sag ich doch: Herbstlaub macht alles schöner, auch das schöne Olympiagelände.

Die Schwimmbahnen waren samstaglich mittel beschwommen, ich reihte mich ein und kraulte meine 3.000 Meter recht vergnügt.

Neuer Badeanzug – zum zweiten Mal getragen. Dieser passte jetzt wirklich, nämlich: Das gleiche Modell hatte ich vergangenes Jahr in Türkis gekauft, beim Sport Schuster und mit Anprobieren. Da hatte es sehr stramm gesessen, aber ich dachte: Muss ja so. Als ich ihn dann aber einige Male so richtig beim Schwimmen trug, stellte sich der Grad der Strammheit als unangenehm heraus. Der Griff zum alten Badeanzug zeigte mir lediglich, dass ich wirklich einen neuen brauchte, er war ziemlich ausgeleiert. Und da kam ich auf eine Idee: Ich könnte doch das zu kleine Modell einfach eine Nummer größer kaufen! Das tat ich dann online.

Frühstück… na gut: Mittagessen um halb drei war der restliche Ernteanteil-Endiviensalat mit restlicher süßer Zwiebel, darauf hatte ich mich die ganze Schwimmrunde hindurch gefreut. Und auch diesmal mit Tahini-Dressing, Tipp: Salatdressings mit frischem Zitronensaft profitieren eigentlich immer von ein wenig geriebener Zitronenschale.

Dann noch zwei große Stücke Passion Cake.

Nach Langem erwischte mich mal wieder Chlorschnupfen, heftig und gleich im Anschluss. Da ich lange nicht mehr erkältet war (zwei Jahre?), checkte ich gleich mal den Nasenspray-Bestand: Noch gedeckt.

Über den Nachmittag wurde das Wetter immer schöner.

Ich ging nochmal kurz raus für Einkäufe – und sah gleich vor dem Haus auf der Mauerbrüstung zum Nachbargrundstück einen Marder laufen! Er war so nett, am Ende der Mauer noch ein Momentchen stehen zu bleiben und sich nach mir umzugucken, so war ich ganz sicher (weißer Bauch, zierliches spitzes Köpfchen).

Zum Aperitif Martini mit X-Gin (mit Kakaobohnen- und Gewürznelken-Würzung), meine aktuelle Lieblingsversion.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell Quitten und Ernteanteil-Aubergine mit Lammschulterstücken im Römertopf kombiniert.

Sehr gutes Abendessen (erster Einsatz von schwarzen getrockneten Zitronen, eine interessante Note). Nachtisch Süßigkeiten.

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Mek erzählt, wie er als Südtiroler Scheidungskind seine Heimat besucht.
“Fr, 17.10.2025 – Dorf des Vater, Fahrstil”.

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Sie erinnern sich an Gary Larson? Ja?
1. Sie sind alt.
2. Sie freuen sich über die Nachricht, dass er wieder ein bisschen zeichnet.

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Da schau her: Gestern war Weltmenopausentag. Ich feierte mit @justbeingmelani und ihrem
We do not care club.
“We are having a staff meeting. Leave us the hell alone.”

Journal Freitag, 17. Oktober 2025 – Frauenformen in Wanderausrüstung

Samstag, 18. Oktober 2025

Unwillig vom Wecker geweckt worden, ich hätte gerne länger geschlafen (WEHE ich wache am Samstag von allein zu Arbeitstagzeiten auf!). Fassungslosigkeit, dass das noch nicht mal eine Woche seit Urlaubsende war.

Selbstaufmunterung: Ich hatte eine kleine Styling-Idee, inspiriert von der TV-Serie Mad Men.

Halstücherl! An meiner Kiste mit Tüchern bediene ich mich fast nie. (Hoffentlich mag ich das Foto oben nicht nur, weil ich darauf schlank und langbeinig wirke.)

Herbstlaub macht alles schöner, auch das Bauloch in der Ligsalzstraße (beim Abriss wurde das Nachbargebäude beschädigt, seit zwei Jahren steht alles still).

Am Schreibtisch Mittelunangenehmes – es war eher struktureller Ärger, der mir auch gestern am fünften Tag in Folge Stress-Kopfschmerzen bereitete: Ibu wie Smarties, dazu bleierne Müdigkeit.

Meinen Mittagscappuccino nahm ich im Haus, ging dann auf Frischluft-Runde um den Block inklusive schnellem Discounter-Einkauf (damit ich nach der Arbeit möglichst bald daheim war und Zeit zum geplanten Kuchenbacken hatte).

Nach weiteren Anstrengungen gab es köstliches Mittagessen: Granatapfelkerne mit Joghurt, frische kleine Feigen.

Mit Mühe den Arbeitsnachmittag hinter mich gebracht. Andere beenden die Arbeitswoche erfolgreich mit freigegebenen Konzepten oder Weltfrieden, aber ICH! schickte zuletzt den 1-Stunden-Termin raus, um den ich 5 Tage lang zwischen 4 Teilnehmenden gerungen hatte (Jubel aber erst, wenn er tatsächlich stattgefunden hat).

Herbstlaub macht alles schöner, auch den ohnehin schönen Blick aus meinem Büro.

Heimweg ohne Umwege, dort buk ich unter Beteiligung von Ernteanteil-Karotten nach Jahren mal wieder englischen Passion Cake. Während er im Ofen war, turnte ich Yoga. Dann aber endlich Wochenende!

Herr Kaltmamsell hatte Lime Juice gefunden und rührte Gimlets (der klassische Rose’s Lime Juice ist englisch und nach Brexit schwierig zu bekommen). Die Quitten sind Deko, haben aber eine Geschichte: Meine Quittenfee tauchte dieses Jahr zerknirscht auf – der Baum sehe ganz schlecht aus, es gebe nur wenig Ernte. Von der bekam ich aber ab, und zwar diese duftenden Früchte.

Die beiden kleinen Hokaidokürbisse aus Ernteanteil verarbeitete Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch zu Kürbis-Salat mit Pilzen und geschmoreten Äpfeln – eines unserer Standard-Kürbisrezepte. Kürbis muss niemand mögen, doch ich wundere mich ein bisschen über Leute, denen zu Kürbis nur Suppe einfällt: Die gibt es bei uns seit Jahren nicht mehr, weil wir so viele interessantere Verarbeitungsformen kennen – und sei es nur geröstete Kürbisspalten aus dem Ofen.

Köstlich! Dazu im Glas ein Pouilly-Fumé Elisa. Nachtisch Süßigkeiten, dazu eine Folge Mad Men – die mich in dieser dritten Staffel allerdings immer weniger interessiert.

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Antrag: Wenn meine neuen Wanderstiefel (<3<3<3) von Hanwag “Tatra Lady” heißen, möge die Nicht-Lady-Version künftig “Tatra Sir” benannt werden.

ODER! Die bisherigen Standardversionen von Kleidung, Schuhen, Wanderausstattung werden “Bär” genannt, die bislang als “Lady” gekennzeichneten neu “Gemse”. Dann finden vielleicht auch zierliche Männer gleich etwas wirklich Passendes (breiter konstruierte Frauen greifen schon länger zu den Männer-Versionen).

So fing mein Gedankengang an, über seine Diskussion auf Mastodon erfuhr ich allerdings, dass es gerade bei Sport- und Trekking-Ausrüstung echte Fortschritte gibt, die auf tatsächlich weibliche Anatomie (grobe Muster, Individuen immer speziell) Rücksicht nimmt.

Erstmal das Negativ-Beispiel Laufschuhe:
“There’s a ‘critical’ design flaw in women’s running shoes, warn scientists”.

via @sista_ray

Meine erste Begegnung mit dem “‘shrink it and pink it’ approach”: Nimm das an Männern getestete Männer-Modell, mach es einfach kleiner und rosa – das berücksichtigt genau nicht die durchschnittlichen Bedürfnisse und anatomischen Gegebenheiten von Frauen.

Der Schweizer Ausrüster Bächli hat in seinem Kundenmagazin die aktuellen Entwicklungen von Anbietern im Bergsport zusammengefasst, inklusive Illustrationen von (durchschnittlichen) anatomischen Unterschieden:
“Pink it and shrink it?”

via @fraubruellen

Das erklärt, warum ich seinerzeit beim Durchprobieren von Tagesrucksäcken fürs Wandern bei einem “Damen”-Modell von Deuter landete, es ist tatsächlich angepasst. Allerdings finde ich den Brustgurt noch verbesserbar, für optimale Kraftverteilung müsste er bei mir tiefer sitzen, doch da wird er unangenehm. Für Frauen mit Brüsten müsste man vielleicht ganz anders denken (zwei Riemen über Kreuz?).

Was allerdings, und damit komme ich zurück zum Eingangsgedanken, nichts an meiner Bitte ändert, die Frauenversion nicht mit “Lady” zur Abweichung von der (selbstverständlich männlichen) Norm zu machen, sondern die Männerversion halt dann “Sir” zu nennen.

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Bissken PEPP! ins Büro bringen. Zum Beispiel mit
Corporate Goth

via @kid37

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“Lifegoal: So leben, dass zuletzt alle traurig und froh für mich sind.”

Journal Mittwoch, 15. Oktober 2025 – Äußere Herbstbuntheit

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Zu früh aufgewacht, energisch liegen geblieben (half nicht wirklich). Als ich schließlich aufstand, war der Nachthimmel sternenklar: Ich holte Herrn Kaltmamsell herbei, um zusammen mit ihm Orion zu gucken.

Der Marsch in die Arbeit zapfig kalt, ich sah meinen Atem.

Sehr arbeitsreicher Vormittag, doch da draußen wieder herrlichstes Oktoberwetter leuchtete, riss ich mich los auf einen Mittagscappuccino im Westend.

Den Heimranplatz unterquerte ich über den U-Bahnhof.

Es machte mich traurig, dass ich danach wieder ins Drinnen musste.

Weitere Belastung der beruflichen Lage: Meine mühsam errungene Vertretung (die es nach einer Restrukturierung nicht mehr gegeben hatte) löst sich in den kommenden Wochen in Luft auf, dann habe ich wieder keine. Bei diesem Thema bin ich derzeit so müde, dass ich mir sogar vorstellen kann, das einfach gegen die Wand fahren zu lassen, egal ob bei Krankheit oder Urlaub – letzteren kündige ich halt wie immer an und stelle den Antrag, weise aber lediglich darauf hin, dass es in dieser Zeit meine Funktion nicht geben wird (was bei Assistenz schnell auffällt, und sei es an liegenbleibender Post).

ABER ZURÜCK ZU DEN AUFMUNTERUNGEN.

Mittags gab es Trauben, Mango mit Sojajoghurt, eine Banane – alles ausgesprochen wohlschmeckend.

Heftiges Weiterarbeiten, um halb vier war ich eigentlich am Ende mit meiner Energie. Aber wie es halt so ist: Die Arbeit war noch nicht zu Ende, also musste ich weitermachen. Am Ende des Arbeitstags steckte ich meinen Laptop ein, am Donnerstag würde ich wegen eines vormittäglichen zahnmedizinischen Termins erstmal von daheim arbeiten.

Wieder ein ziemlich erledigter Heimweg, ich besorgte noch Salat fürs Abendessen: Ernteanteil ist weggegessen, Herr Kaltmamsell hatte Spaghetti Cacio e Pepe angekündigt – dazu wollte ich Gemüse.

An der Theresienwiese immer noch Dreharbeiten bei St. Paul, reger Filmbetrieb.

Blick aus unserer Wohnung auf den letzten Sonnenschein des Tages.

Zu Hause Pediküre, Yoga, Brotzeitvorbereitung, Salatanrichten (mit Balsamico-Dressing).

Die Pasta erreichte nicht die erhoffte Cremigkeit – wir beschlossen, sie das nächste Mal wie wahrscheinlich ursprünglich zu servieren: Einzeln als gekochte Spaghetti und geriebener Pecorino.

Nachtisch Süßigkeiten inklusive Schokolade. Abendunterhaltung eine Folge Mad Men, diese komplett ohne das Thema Werbung, hm, hm.

Ins Bett mit der düsteren Erkenntnis: Erst Mittwoch.

Journal Dienstag, 14. Oktober 2025 – Die Vegetarier-Legende Münchens

Mittwoch, 15. Oktober 2025

Guter und wirklich erholsamer Nachtschlaf, das war schön.

Arbeitsweg im Herbstdüster, gestern hatte ich die Schachtel mit meinen neuen Wanderschuhen zum letzten Test dabei. Im Büro also erstmal Schuh-Wechsel, über den Vormittag würde ich reichlich Gelegenheit für Märsche und Treppen haben, denn diese Woche könnte ich sie noch zurückgeben, sollten sich Druckstellen ergeben. Doch nicht nur vormittags im Büro, sondern beim Einsatz den ganzen Tag über bis abends nach Hause erwies sich: Hervorragende Wanderstiefel, sie waren die richtige Wahl.

Apropos Treppen: Nach dem Guerillakrieg am Montag nahm ich gestern mein Treppentraining wieder auf – zusätzlich motiviert durch sich auflösenden Hochnebel.

Jawohl, der Aufstieg lohnte sich.

Mittagscappuccino im eigenen Haus, da ich mittags eine Einkaufsrunde plante.

Neue Stufe der “KI”-Belästigung:
Karl Klammer von Microsoft hat ein Brüderchen bei Adobe bekommen.

1. Bald ist vor lauter Assistenz-Angeboten auf dem Bildschirm kein Platz mehr für die eigentliche Aufgabe.
2. Wer “lies” schreibt, muss auch “Spar” schreiben – ich traue diesem LLM kein Pixel weit. (Wobei der mir nahe stehende Deutschlehrer darauf hinweist, dass beide Imperativformen korrekt sind.)
3. Bitte lasst das wieder aufhören!

Mittags die geplante Einkaufsrunde zum Lidl (es gibt wieder Stollen-Konfekt!) – für meinen Geschmack viel zu kurz, die kühle, klare Herbstluft schnaufte sich herrlich.

Mittagessen war Muesli mit Joghurt, Birnen.

Zackig gefüllter Arbeitsnachmittag, erhellt durch eine schöne Nachricht.
Weitere Erhellung: Aussicht auf abendliche Verabredung mit Herrn Kaltmamsell.

Nach Hause ging ich in wunderschönen Oktoberfarben über ein paar Einkäufe beim Vollcorner.

Dreharbeiten bei St. Paul. Falls Sie später mal gucken wollen, ob sie die Szene beim Fernsehen wiedererkennen: Ich sah unter anderem eine 1960er-Autobus – wobei ich gelesen habe, dass die Ausstattung einer deutschen TV-Produktion mit Oldtimern eine aktuelle Marotte ist und keineswegs Bedeutung tragen muss.

Daheim kein Yoga, sondern Häuslichkeiten und Brotzeitvorbereitung. Verabredet war ich mit Herrn Kaltmamsell im Prinz Myshkin, der 40 Jahre alten vegetarischen Restaurantlegende in der Münchner Innenstadt. Stand seit Jahren auf meiner Liste, unter anderem weil ich mir dachte: Was maule ich in Brighton bei Food for friends immer, dass es in München keine Entsprechung gibt, wenn ich noch nicht mal den berühmtesten hiesigen Vegetarier ausprobiert habe.

Und tatsächlich aßen wir gut: Ganz anders als im Food for friends, weil keine Gemüseküche (beim Blick auf die Pizza- und Pasta-lastige Speisekarte war ich misstrauisch gewesen), aber liebevoll und gut gekocht.

Zunächst gab es (im für einen Dienstagabend überraschend gut besuchten Gastraum) Suppe: Gegenüber eine Linsen-Tomaten-, für mich Miso-.

Als Hauptgericht hatte ich Sojamedallions mit Sahne-Rotwein-Tomaten-Estragon-Sauce, Mini-Gnocchi, gedünstetem Gemüse (hervorragende Sauce, hochinteressante Soja-Textur), Herr Kaltmamsell aß gefüllte Zucchiniblüten mit Salat und war ebenfalls zufrieden.

Zurück daheim gab es zum Nachtisch Schokolade.

§

Noch eine schöne Aussicht (DAS WÄRE JA WOHL GELACHT! ICH BIN DIE CHUCK NORRIS DER SELBSTAUFMUNTERUNG!)1: Das jüdische Neujahrskonzert des Jewish Chamber Orchestra Munich am 26. Oktober. In der gestrigen Süddeutschen ein lesenswertes Interview mit dem Gründer und Dirigenten Daniel Grossmann:
“‘Ein Land, über das ich viel zu wenig weiß'”.

  1. Bis mich dann wieder der schwarze Schlamm verschluckt. []

Journal Sonntag, 12. Oktober 2025 – Schöne Herbstbuntheit, schlimme Arbeitswochenvorbereitung

Montag, 13. Oktober 2025

Etwas unruhige Nacht, mir saßen der drohende halbe Arbeitssonntag sowie der unabwendbare Arbeitsmontag als Alb auf der Brust. Ich zwang mich zu längerem Liegenbleiben als unter der Arbeitswoche.

Es tagte wie angekündigt zu Wolkenhimmel, aber Oktober ist ja der Monat, in dem buntes Laub jedes Wetter verschönt. Ich plante eine letzte Laufrunde vor Rückkehr in die Bewegungseinschränkung der Erwerbsarbeit. Die Route musste ich wieder Richtung Süden planen, da der gesamte Nordteil der Stadt vom gestrigen München-Marathon blockiert war.

Schon vor dem Loslaufen fuhr ich meinen Arbeits-Laptop hoch: Nach drei Wochen Pause würde er zahlreiche Updates starten, sie würden mehrere Anläufe brauchen – das konnte ich ja jetzt schon erledigen. Und so war es dann auch.

Ich lief von daheim los, über Alten Südfriedhof zur Wittelsbacherbrücke, über Flaucher nach Thalkirchen, zur Großhesseloher Brücke und auf der Ostseite der Isar weiter. Da ich bis hier noch keinem einzigen Mountainbiker begegnet, traute ich mich nach Jahren mal wieder auf die Waldstrecke am Hang – und genoss sie sehr. Erst auf dem Rückweg dort kamen Mountainbiker – und dann gleich eine etwa 30-köpfige Gruppe, ich wusste gar nicht mehr wohin.

Doch gestern fühlte ich mich derart fit (eine Urlaubswoche mit zweimal Schwimmen, zweimal Wandern, zweimal Joggen ist halt ideal), dass ich nach Jahren wieder die zwei Stunden voll machte, und das mit Spaß und ohne Schmerzen. Herrlitsch!

Diejenigen, die am liebsten mit besonders vielen anderen Menschen laufen, waren ja beim München-Marathon verräumt, die Straßen und Wege angenehm spärlich genutzt. UND ALLES SO SCHÖN BUNT!

Die seltene Abzweigung nach links.

Noch Mountainbiker-frei.

Vor der Rückfahrt mit der U-Bahn kaufte ich noch Frühstückssemmeln.
„Meine Oma immer: ‚Wenn glücklich, alles Essen ist gesund.‘“
Die Bäckereiverkäuferin kürzte die Diskussion ab, ob nun Protein- oder Kürbiskernsemmeln gesünder sind (nicht von mir geführt!). (Ich lehne lediglich Lebensmittel ab, die “Protein-“irgendwas sind – in unserer Nahrung ist auch so genug Eiweiß.)

Daheim gab es nach Duschen und Streuselzubereitung für abends Frühstück um halb zwei: Körnersemmeln mit Tegernseer Käse, frische Feigen.

Dann nochmal tief durchgeseufzt und ran ans Arbeits-Postfach.

Zwei Stunden später tauchte ich wieder daraus auf, fühlte mich zumindest auf diesen Ebenen für den Montag gewappnet, aber bereits wieder erledigt. Mittlerweile war es draußen richtig schön und sonnig geworden, ich hatte es erst durch das Blenden der Sonne mitbekommen. Willkommen zurück im Erwerbsarbeitsleben!

Musste ich noch meinen ungeschickt terminierten Auftritt auf einer montäglichen Veranstaltung vorbereiten. Daran machte ich mich nach einer kurzen Pause mit Papiermüllrunterbringen.
Insgesamt ein halber Arbeitstag Aufwand, selber schuld.

Mir war klar, dass ich für die vielen (NEUN!) Fünf-Tage-Arbeitswochen bis Weihnachten (verdammter Allerheiligenfeiertag an einem SAMSTAG!) dringend Termine brauche, auf die ich mich freuen kann. Im November gibt es seit gestern schonmal DREI mit Beteiligung sehr freuenswerter Menschen, für die kommende Woche bin ich Dienstagabend mit Herrn Kaltmamsell verabredet, bis nächsten Sonntag kann ich mich auf Familie und Kirchweihgans freuen.

Eine Runde Yoga, dann machte ich Apple Crumble aus Ernteanteil-Äpfeln mit Zitronenduft zum Nachtisch.

Aus dem Ernteanteil-Lauch hatte Herr Kaltmamsell Lauch-Käse-Suppe gekocht, zum ersten Mal mit Salsiccia statt Hackfleisch.

Passte hervorragend.
Zum Nachtisch gab es Apple Crumble mit flüssiger Sahne.

Abendunterhaltung eine Folge Mad Men – nach der ich dringend und so schnell wie möglich ins Bett musste: Ich fühlte mich so betrunken, als hätte ich eine halbe Flasche Wein intus (dabei hatte ich gar keinen Alkohol getrunken), also benommen, hatte Denk- und Gleichgewichtsprobleme.

§

Recherche-Vorschlag bzw. ein Artikel, den ich gerne lesen würde:
All die Wie-es-gewesen-sein-wird-Texte am Anfang der Corona-Pandemie (die mich mit ihrem “Wir werden auf diese Zeit zurückblicken als XY” kolossal in ihrer Nutzlosigkeit nervten): Welche Aspekte haben sich mittlerweile bewahrheitet? Welche belegen in erster Linie welche falschen Prämissen?

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Nicht der erste, nicht der einzige Artikel einer Journalistin über ihr Leben mit einem Demenz-kranken Elternteil, aber auch dieser auf vielen Ebenen informativ:
“Demenz und plötzlich ist alles anders
Als das Lachen verstummte”.

Unsere Autorin begleitet ihren demenzkranken Vater zwischen Pflegekrise, Sterbewunsch und der Frage, wie lang Abschiede sein können.