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Journal Samstag, 6. Dezember 2025 – Adventlich mit Nikolaus, voller Fußgängerzone, Freundinnentreffen

Sonntag, 7. Dezember 2025

Ausreichend geschlafen.

Empfangskommittee vor meiner Schlafzimmertür, der linke Weihnachtsmann ist die Sorte Waffel & Zimt, bin schon darauf gespannt. Dieses Jahr hatte auch ich wieder an einen Schokoladennikolaus für Herrn Kaltmamsell gedacht, sogar einen richtigen Bischof gefunden mit aufgesetzter Papp-Mitra und Papp-Bischofsstab.

Der Tag wurde sogar hell, ich ahnte Sonne durch den Wolkenschleier. Meine Schwimmrunde plante ich im Olympiabad, nahm eine U-Bahn dorthin (hoffentlich bekomme ich auch mal wieder Lust und Mut zum Radlfahren).

Ich fand die Bahnen wie erwartet mitteldicht beschwommen vor, startete gleich mal mit einigen Überhol-Zwischensprints. Insgesamt aber eine seltsame Schwimmrunde: Körperlich war ich eigentlich fit, im Kopf auch eher ruhig, und doch zogen sich meine 3.000 Meter wie schon lange nicht mehr. Hin und wieder schien die Sonne deutlich genug, um mich beim Luftholen in ihre Richtung zu blenden und um den Beckenboden zu verglitzern.

Unter der anschließenden Dusche fühlte ich mich aber doch angenehm durchbewegt und zufrieden, so gehört sich das.

Schon in der U-Bahn nach Hause kündigte sich mit Niesen und laufender Nase ein MÄCHTIGER Chlorschnupfen an (der zum Glück bis zum Schlafengehen durch war – seltsamer Körper).

Zum Frühstück kurz nach halb zwei schnitt ich meine ab jetzt drei täglichen Mindestorangen in Stücke und mischte sie mit gesüßtem Joghurt: Ging sehr gut, keinerlei Sauerschütteln, puh.

Außerdem Dundee Cake (man sieht: zu lange gebacken) – der mich dann doch etwas enttäuschte: Er enthält so viel Früchte, doch dafür fehlte mir die malzige Schwere des Christmas Cakes; und für eine Alternative dazu ist mir zu wenig Rührteig drumrum. Vielleicht meinte ich eigentlich deutschen Englischen Teekuchen? Den probiere ich das nächste Mal.

Einkaufsrunde – sehenden Auges an einem Adventsamstag in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt. Es war dann tatsächlich sehr voll (Menschen kaufen also nicht alle Weihnachtsgeschenke online), ich machte mir das Vergnügen, doppelt so schnell voranzukommen wie die Menschenflüsse, ohne irgendwen oder irgendwas anzurempeln, fühlte mich dabei geradezu artistisch. Und ich bekam auch noch alles von meiner Liste, inklusive einem Geschenk für die Abendverabredung, das ich irgendwann geplant, dann vergessen hatte, das mir aber beim Passieren der Quelle wieder einfiel.

Nachmittag mit Zeitunglesen bei Halsleselicht, schon kurz nach vier war nicht genug Tageslicht dafür da.

Auch Herr Kaltmamsell war abends verabredet, allerdings wo- und mit wem anders, er verließ das Haus noch vor mir. Ich freute mich auf einen Abend im Marie Therese bei der Theresienwiese; verabredet war ich dort mit einer Freundin, mit der ich vor vielen Jahren schonmal die Vorläuferwirtschaft besucht hatte.

Herzliches Wiedersehen, interessante Speisekarte. Ich hatte mich seit Tagen auf dunkles Bier gefreut, genoss es auch entsprechend. Von der Wochenkarte wählte ich als Vorspeise Pilzterrine.

Sie erwies sich eher als Paté, war sehr herzhaft und gut.

Anschließend zur zweite Halben Dunklem ein Kürbsirisotto, das ganz ausgezeichnet schmeckte. Meine Verabredung hatte Backhendl gewählt und freute sich sehr daran. Dazu lebhafte Gespräche unter anderem über Brotbacken, Studium der Kinder-Generation, Schweineschlachtung im Altmühltal der 1970er (unter anderem mit einer herrlichen Anekdote aus einem Herbstmanöver – Abgleich von Erinnerungen aus Militärübungen unserer Kindheit und Jugend), über erfreuliche Online-Community-Erlebnisse, Speiseföhns und wie mittlerweile in praktisch allen Gesprächen mit Altersgenoss*innen plus/minus 20 Jahren: Austausch über das Befinden der Eltern. Das Lokal war rege besucht, aber nicht voll, ein wenig personell unterbesetzt.

Nicht allzu später Heimweg in recht milder Luft.

Journal Freitag, 5. Dezember 2025 – Nasses Arbeitswochenende, Dundee Cake

Samstag, 6. Dezember 2025

Wie angekündigt schaute ich nach dem Aufstehen in nassen Schneefall vor dem Schlafzimmerfenster.

Also Weg in die Arbeit unterm Regenschirm, mit eher vorsichtigen Schritten, denn der Schneematsch machte den Boden rutschig.

Vormittags berufliche Einkäufe. Inzwischen regnete es, das wenige Weiß verschand, und insgesamt fühlte sich das Draußen so unfreundlich an, dass ich keine Lust auf einen Marsch zum Mittagscappuccino aufbrachte. Also lauwarmer Cappuccino aus der Cafeteria.

Zu Mittag gab es Orange (oh je, meine Sauer-Überempfindlichkeit ist noch nicht ganz vorbei, die Orange schmeckte mir theoretisch, doch ich musste mich zum Essen überwinden), Papaya, außerdem Mango mit Sojajoghurt – die angefrorenen Crowdfarming-Mangos waren nach zwei Wochen nur wenig nachgereift, die schwarzen Punkte auf der Schale gleichzeitig größer geworden, unter der Schale verholztes Fruchtfleisch.

Am frühen Nachmittag sah ich ganz kurz die Ahnung von Blau zwischen Wolken am Himmel, bevor um drei die Abenddämmerung einsetzte.

Emsigkeiten und Unangenehmes, dafür reichten meine Work-around-Fähigkeiten für überraschende Recherche-Ergebnisse.

Nach pünktlichem Feierabend brachte ich auf dem Heimweg Freunden ein Geschenklein vorbei. Zu Hause erstmal Kuchenbacken: Ich mag den traditionellen englischen Früchtekuchen sehr, wollte aber mal nicht die üppige Festtagsvariante (die in England traditionell in allen superduper dekorierten Torten für höchste Feiern wie Hochzeiten steckt, also Vorsicht), sondern eine etwas leichtere, also folgte ich Delia Smiths Rezept für Dundee Cake aus ihrem Klassiker-Buch, das mir Kochen beigebracht hat.

(Zu faul gewesen, abends noch schnell die Mandeln zu schälen.)

Ich stelle fest, dass in der verlinkten Online-Version das Rezept aus dem 35 Jahre alten Buch etwas angepasst wurde: Zutaten identisch (inklusive dem ultimativen Horror für Zitronat-Orangeat-Verächter*innen: kandierte Belegkirschen), aber Mehl, Butter, Zucker, Eier werden jetzt einfach zusammengerührt, statt wie damals erstmal ordentlich Luft in Butter, Zucker Eier zu schlagen – nachvollziehbar, denn die heben eh kaum die 450 Gramm Trockenfrüchte, dafür muss das Backpulver ran. Und die Backzeit wurde von 2 bis 2,5 Stunden auf 1 3/4 Stunden reduziert.

Bei mir waren es gestern zwei Stunden, etwas weniger hätte tatsächlich gereicht. (Foto vom nächsten Morgen.)

In der Backzeit eine Einheit Pilates, dieses halbe Stündchen Gymnastik am Feierabend tut mir rundum gut.

Jetzt festliches Wochenendfeiern: Am Viktualienmarkt sind Meyer-Zitronen eingetroffen, Herr Kaltmamsell hatte zwei mitgebracht, und aus einer wurden zum Aperitif Whiskey Sours. Dazu arabische Nüsschen.

Dafür, dass es bei uns traditionell Freitagabend Kuh auf Wiese gibt (Steak mit Salat), kam das dieses Jahr ausgesprochen selten auf den Tisch. Aber gestern.

Dazu öffnete ich eine Flasche Côte du Rhône.

Kurze Unterbrechung, als der Feueralarm an der Dielendecke vor der Küche losging: Herr Kaltmamsell achtet darauf, beim scharfen Anbraten des Fleisches die Küchentür zu schließen, doch gestern hatte er vergessen, nach dem Servieren die Herdplatte unter der Pfanne auszuschalten – der Feueralarm hatte also exakt seinen Job getan. Dafür kippte ich beim Abräumen mein volles Wasserglas über den Tisch, das Gleichgewicht im Universum war wiederhergestellt.

Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade. Abendunterhaltung: Da wir beim Rumschalten im Fernsehen gar nichts Erträgliches fanden, griffen wir doch nochmal zur Fernsehserie Mad Men – die mich gegen Ende der dritten Staffel verloren hatte, als Don Draper schon wieder eine Affäre begann, diese mit einer Lehrerin, und mich das überhaupt nicht interessierte. Also wieder ein wenig Werber-Welt in den 1960ern, ich bekam sogar Werbungs-Fachgesimpel.

§

Olivera Stajić hat den Podcast eines bosnischen “Kindes des Kriegs” gehört und schreibt über
“Vergewaltigung als Waffe”.

via @miracorvino

Sexualisierte Gewalt in Kriegen ist drastisch schlecht dokumentiert, weil sich Betroffene aus Angst, Scham, Stigmatisierung oft niemals melden.

(…)

Alen ist in Bosnien eines der wenigen, inzwischen erwachsenen, Kinder, die wissen, unter welchen schrecklichen Umständen sie gezeugt wurden, und öffentlich darüber reden. Er ist Mitglied der 2015 gegründeten Organisation Zaboravljena djeca rata (Vergessene Kinder des Krieges) und konnte in dieser Rolle 2019 bei der UN-Versammlung in New York reden. In seiner Rede sprach er auch davon, dass im Bosnienkrieg Frauen und Mädchen auch von den Angehörigen der UN-Friedenstruppen vergewaltigt wurden.

Seit der Veröffentlichung seines Buches reist Alen durch alle ehemaligen Länder Jugoslawiens und spricht über sein Leben. Damit bricht er mehrfach Tabus: Er spricht in den Städten der Täter über Kriegsverbrechen und thematisiert Vergewaltigung in einer Gesellschaft, in der Frauen deswegen noch immer stigmatisiert sind.

Die Scham muss die Seite wechseln.

Journal Donnerstag, 4. Dezember 2025 – Erste Weihnachtskarte erhellt die Dezember-Düsternis

Freitag, 5. Dezember 2025

Wieder zu früh aufgewacht, wieder im Düsteren aber nicht zu Kalten in die Arbeit marschiert. Und wieder hielt sich das Düster den ganzen Tag.

Beherzt losgearbeitet, nahezu ungestört bis Mittag (ein wenig irritierend, ich checkte mehrfach, ob Telefon, E-Mail und Teams überhaupt funktionierten).

Meinen Mittagscappuccino nutzte ich für ein Abenteuer – was bei mir halt so als Abenteuer zählt: Ich spazierte zu einer neuen Quelle, die mir auf beruflichen Gängen aufgefallen war, in die andere Richtung als sonst immer.

Solche liebevoll Kitsch-affinen Läden (die Untersetzerchen sahen selbstgehäkelt aus) mag ich ja sehr als Alternative zu den coolen, designigen Cafés / Speciality Coffee Orten. Der Cappuccino war, hm, nicht meine Lieblingssorte. Nur wenige hundert Meter von meinen sonstigen Wegen begegneten mir recht andere Menschen als sonst. Die sehe ich mir sicher öfter an.

Späteres Mittagessen am Schreibtisch: Apfel, Quark mit Joghurt, Trockenpflaumen.

Emsiger Nachmittag, darin auch eine interessante Info-Veranstaltung.

Auf dem Heimweg ein wenig Lebensmitteleinkäufe, kurz vor daheim hörte ich aus der Klinik gegenüber mal wieder Gebär-Geräusche – und mir fiel ein, dass “entbinden” auf Spanisch “dar a luz” heißt, also ans Licht geben. Einerseits poetisch, andererseits heißt “luz” ja auch elektrischer Strom, und die Tätigkeit könnte auch Elektriker*innen zugeschrieben werden. Ich hätte SO eine Zukunft auf einer kastilischen Comedy-Bühne!

Daheim standen frisch gebracht zwei Crowdfarming-Kisten: Sowohl die erste Lieferung Orangen also auch mein Jahresanteil Manchego-Käse waren diesmal wie angekündigt und problemlos eingetroffen.

Ebenfalls eingetroffen war die erste Weihnachtskarte – und die auch noch mit selbst gemalten Lesezeichen!

Eine Runde Pilates, dann Brotzeitvorbereitung – und gleichmal die erste Orange aus der großen Kiste. Nachtmahl war aus dem gestrigen Ernteanteil Rote Bete aus dem Ofen mit Linsen (!), Champignons und Feta, sehr gut. Nachtisch Weihnachtsgebäck und Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, ich ließ mich von John Steinbeck und seinem Hund Charley auf einen Road Trip durch die USA des Jahres 1960 nehmen.

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Herr Kaltmamsell erwähnte kürzlich eine Geschichte von Ray Bradbury, “THere Will Come Soft Rains”, die ich sofort lesen wollte: Sie geht um ein vollautomatisiertes Haus, das seine Abläufe auch nach Verschwinden der Bewohner brav wie programmiert ausführt. Er reichte mir den (selbstverständlich antiquarisch erworbenen Pulp-Papier-)Band Martian Chronicles, in dem sie steht, gleich mit Einmerkerchen an (ich habe Martian Chronicles zwar vor Jahrzehnten gelesen und weiß noch, dass mir der Kurzgeschichten-Zyklus sehr gut gefiel, doch an diese konkrete Geschichte habe ich keinerlei Erinnerung). Die kurze Short Story erinnerte mich an die Meisterschaft von Ray Bradbury, mit der er ganze Welten in wenigen Details vermittelt – und sie las sich in Zeiten von Internet of things gruslig aktuell. Wenn Sie mögen, es gibt sie auch online (PDF-Download):
“There Will Come Soft Rains”.

Es fehlt allerdings die kontinuierliche Auswertung aller Parameter, die mit unserer heutigen Onlineisierung einhergeht, also der Controlling-Aspekt – den sah Ray Bradbury offensichtlich nicht voraus. Und natürlich funktioniert die Geschichte nur ohne Internet, das Haus läuft autonom.

Fasziniert von Bradburys Text recherchierte ich ein wenig drumrum. Der Titel, fand ich heraus, ist auch der Titel des Gedichts von Sara Teasdale – das in der Geschichte gesamt zitiert wird. Damals mit Blick auf Krieg geschrieben, aber halt auch heute in vieler Hinsicht passend.

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“Braune Zwerge: Diese seltsamen Himmelsgestalten”.

Der Astronom Aleks Scholz forscht an Braunen Zwergen – seltsamen Himmelskörpern zwischen Stern und Planet. Seit 25 Jahren beobachtet er das All, viele Nächte lang, um diese Objekte zu finden. Was hat er dabei entdeckt? Wie geht er vor? Und wozu macht er das nur?

Fesselnde Lektüre (es ist ein absoluter Glücksfall, dass hier ein Astrophysiker so gut schreiben kann, dass er auch mal beim Bachmannpreislesen den Ernst-Willner-Preis gewonnen hat). So habe ich nicht nur mehr über Braune Zwerge gelernt, sondern überhaupt über die heutigen Prozesse der Astronomie, zum Beispiel wie Aleks überhaupt an Daten für seine Forschung kommt (nein, er schaut nicht von seinem Arbeitsplatz in Schottland durch ein Teleskop nach oben) und warum das James Webb Space Telescope, das seine Arbeit Anfang 2022 begann, ein game changer war.

Die Welt durch ein neues Teleskop zu betrachten bringt immer Überraschungen – als hätte man bisher in dichtem Nebel gelebt, der sich jetzt zum ersten Mal lichtet. Was eben noch wie ein Baum aussah, ist in Wahrheit ein Kirchturm. Anstatt verrauschter Spektren sehen wir auf einmal Details, die wir so nicht eingeplant hatten. Die neue Klarheit ist überwältigend. Die alten Fragen sind schnell beantwortet. Stattdessen stellen sich sofort völlig neue Fragen.

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Herr Kaltmamsell wies mich auf einen Artikel von 2024 hin über Schaukelparks auf der ganzen Welt:
“Swing Sets Aren’t Just for Kids Anymore”.

Mein Favorit ist ja die 29-Schaukel-Anlage im Moskauer Gorky Park.1

After a certain age, swinging solo loses its thrill.

Ach. In welchem Alter ungefähr muss ich damit rechnen?

  1. Ich denke je-des-mal an den gleichnamige Film mit William Hurt von 1983, wenn ich “Gorky Park” lese oder höre. Nur einmal gesehen, wahrscheinlich im Fernsehen, aber er hat mich nachhaltig beeindruckt. Lange träumte ich davon, einmal im Gorky Park Schlittschuh zu fahren. []

Journal Dienstag, 2. Dezember 2025 – Wie ich einmal auf einer Gästeliste stand: Berlin in München

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Die letzte Stunde vor Weckerklingeln von Ängsten gemartert, zumindest mit einer handfesten Jobliste für die erste Bürostunde aufgestanden.

Draußen nasskalter Nebel, der für märchenhafte Nachtansichten auf der Theresienwiese sorgte.

Arbeitsstart mit der Jobliste aus schlafloser Morgenstunde, nach dem ersten Job unterbrochen von Querschüssen und den nächsten Ausfällen bei eh schon unprofessionell wackliger Struktur. Mit Nebenwirkungen wie Vergessen, eine fertig geschriebene E-Mail auch abzuschicken (eintreffender Querschuss direkt vor Klick auf “Senden”) und Verwunderung über ausbleibende Rückmeldung.

Berufliche Einkäufe ermöglichten mir die erste Frischluftrunde. Nach einigem Werkeln und gerade als sich der Hochnebel verzogen hatte, ging ich für eine zweite Runde raus auf Mittagscappuccino – wäre am liebste ganz weit weiter gegangen.

Entdecke das Selfie!

Zu Mittag gab es später Persimon sowie eingeweichte Haferflocken (mit ein wenig Muesli untergemischt) mit Joghurt. Die Sonne blieb.

Sehr emsiger Nachmittag mit viel Gerenne. Um halb vier kam der Hochnebel zurück und brachte gleich die Dämmerung mit.

Flotter Heimweg mit Besorgung nötigster Lebensmittel, daheim nur kurzes Blumengießen und Brotzeitvorbereiten, denn ich hatte einen Abendtermin: Vor einigen Monaten war ich per instagram-DM in kurzem Austausch mit Katja Berlin (die ich ja schon kannte, als sie unglücklich in einer Agentur saß und ihr Unglück auf Twitter auffallend pointiert und treffend formulierte) – und sie fragte mich, ob sie mich auf ihrer 2025er-Tournee mit den Torten der Wahrheit für München auf die Gästeliste setzen solle. Ich war noch nie auf der Gästeliste bei einer Tournee! Und ich wollte Katja Berlin ohnehin sehr gerne als Show sehen, also bat ich darum. Seither stand der Termin zum Vorfreuen in meinem Kalender, und kurz vor dem gestrigen Abend stellte sich auch noch heraus, dass ich auf dieser Gästeliste mit +1 stand – Herr Kaltmamsell kam gern mit.

Gestern nahmen wir also eine U-Bahn zur Münchner Freiheit und spazierten zum Lustspielhaus; dass man dort an Tischen saß und gutes Essen vor der Show bekam, wussten wir von einem vorherigen Besuch.

Bei mir gab es Spaghetti mit reichlich Garnelen, ganz ausgezeichnet. Vor allem aber gab es dann Katja Berlin.

Ich hatte mir nicht recht vorstellen können, wie man aus lustigen Grafiken eine Show macht, stellte sich heraus: Es war im Grunde eine Lesung – die ja bei Grafiken auch nicht klassisch funktioniert -, thematisch mit Hintergründen, Überleitungen, Zusatzpointen. Und das funktionierte ganz wunderbar, war erwartbar klug und amüsant, ich fühlte mich die zwei Stunden lang bestens unterhalten. Katjas Tournee ist fast zu Ende, Empfehlung, wenn Sie sie noch in Hamburg oder Rostock erwischen können.

Das Publikum vorwiegend weiblich, aber sogar mehr männlich durchsetzt als erwartet, Herr Kaltmamsell und ich waren am oberen Ende des Altersschnitts.

Nicht zu spät verließen wir das Lustspielhaus vorbei am rege besuchten Büchertisch und fuhren heim, die Nacht kalt und trocken.

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Zwei Wiederbloggerinnen, großes HURRA!
1. Die Lu auf Miagolare
2. Frau Mutti

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Eine kluge Erklärung, warum viele sich gegen Vielfalt und ihre immer größere Sichtbarkeit wehren (aka the ‘anti-woke’ movement), in einem Tiktok-Filmchen anhand eines recht alten Cartoons.

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Sie sagen Flugtaxi, ich sage Flugfahrrad.

Journal Montag, 1. Dezember 2025 – Dann doch Christkindlmarkterei

Dienstag, 2. Dezember 2025

Noch früherer Wecker, aber er erlöste mich eh aus Angst-Achterbahnfahrt. Draußen Regen.

Der hatte freundlicherweise bei meinem vorgezogenen Aufbruch in die Arbeit aufgehört, ich konnte meine Arbeitserledigung trocken absolvieren, hatte eh keine Hand für Regenschirm frei. (Und nur sehr umständlich für dringend nötiges Ohrenzuhalten bei sehr nahem LALÜ!)

Im Büro die nächste Hiobsbotschaft, mittlerweile war ich aber eh abgestumpft und in der inneren Emigration.

Armseliger Mittagscappuccino (lauwarm) in der Cafeteria, nach weiterem Helfen und Laufen gab es zu Mittag Apfel, Persimon, Trockenpflaumen, Nüsse – da der Verlauf und die Essmöglichkeiten am gestrigen Tag unklar gewesen waren, hatte ich darauf verzichtet, Verderbliches einzupacken.

Richtig hell wurde es eh nicht, Abenddämmerung setzte kurz nach zwei ein. Nachmittags drückte ich mich dann doch kurzfristig um die Erfüllung von Geselligkeitspflichten.

Freuen konnte ich mich auf eine Verabredung nach Feierabend, auch wenn ich dem Vorschlag des Orts entnahm, das sie mit Heißgetränken im Draußen und mit thematischem Umfeld Christkindlmarkt zu tun haben würde. Ebenfalls erfreulich: Davor stand ein längerer Fußmarsch bei Temperaturen über Null.

Schöner und wohltuender Marsch, liebe Gesellschaft am Glühstand des Viktualienmarkts, Abgleich von Weihnachtsplänen (Herr Kaltmamsell und ich haben keine, das ist irgendwie ums Eck und vorbei).

Ich bekam einen selbstgebackenen Stollen geschenkt – den nicht ich gebacken hatte!

Abendessen gab es auf dem Heimweg am Christlkindlmarkt Sendlinger Tor.

Klassisches Christkindlmarkt-Menü: Erster Gang Bratwurst, zweiter Gang Pommes. Daheim noch Panettone und Schokolade.

Zu Hause brauchte ich überraschend (und beunruhigend) lange fürs Warmwerden nach zwei Stunden Glühmarkt-Rumstehen, so richtig wirkten eigentlich erst Bett und Wärmflasche.

Es wird weiter zu Bücherbesitz gebloggt (ich finde es zauberhaft, wenn sich ein Thema langsam durch Blogs der alten Schule zieht), aktuell zum Beispiel bei Vanessa Giese und gestern bei Herrn Rau im Lehrerzimmer. Im ersten Kommentar darunter erwähnt kid37 die Konzentration auf Nischenthemen “(Den Kanon findet man ja überall.)” – das gefällt mir als Besitz-Motivation und lässt mich an zwei Bereichen meines Bestands festhalten: Zum einen habe ich besonders viele Bücher von Blogger*innen, sie stehen abseits der sonstigen alphabetisch nach Autor*in sortierten Literatur. Zum anderen verschiedene Ausgaben von Agustín Gomez-Arcos’ Roman Ana Non – den ich in deutscher Übersetzung aus dem Französischen während meines Studiums auf einem Grabbeltisch vorm Buchladen Pustet in Augsburg entdeckte, sehr mochte, gleich mal in einem passenden Hauptseminar in spanischer Literatur für eine Hausarbeit vorschlug (der Dozent, Prof. Thomas Scheerer, kannte den Roman nicht, war aber offen) (und ich damals noch furchtlos und überzeugend). Ana Nein wurde schon damals nicht mehr aufgelegt (-> Grabbeltisch), ich sah mich verpflichtet, ihn zu retten. Später suchte und kaufte ich über Online-Anitiquariate weitere Ausgaben. Doch eben sehe ich, dass es im Berliner Instituto Cervantes 2022 sogar ein “literarisches Treffen” dazu gab. Und Rezensionen auf Goodreads weisen darauf hin, dass der Roman auf Spanisch rege rezipiert wird. Vielleicht muss ich ihn nicht mehr retten, es handelt sich um keine Nische mehr? No na, vielleicht solange er auf Deutsch vergriffen ist.

Journal Sonntag, 30. November 2025 – 1. Advent mit diesem und dem

Montag, 1. Dezember 2025

Gut und reichlich geschlafen.

Fast klarer Himmel bei Sonnenaufgang, dann fahles Sonnenlicht durch Wolkenschleier.

Es hatte weiterhin Plusgrade, für meinen Isarlauf griff ich zu leichter Mütze und kurzärmligem Laufshirt unter der Winterlaufjacke. Handschuhe brauchte ich aber. U-Bahn nach Thalkirchen, von dort Lauf nach Süden. Körper spielte gut mit, ein angenehmer Lauf bis rein nach Pullach und zurück.

Interessantes neues Gebäude am Campingplatz Thalkirchen.

In Echt deutlicher sichtbar: die verschneite Alpenkette.

Abschließender Semmelkauf vorm Thalkirchner U-Bahnhof beim Bäcker Wünsche.

Die U-Bahn zurück in die Innenstadt auffallend voll – Christkindmarkt-Tourist*innen?

Frühstück kurz nach zwei: Avocado (nicht wie geplant als Semmelbelag, denn statt zu cremig war sie zu gummig gereift, ich aß gesalzen die Brocken, die ich mit einem Kaffeelöffel aus der Schale prokelte), Apfel, Körnersemmeln mit Butter und Marmelade.

Eigentlich schmökerte ich noch an meinem Laptop, als mir einfiel: Wenn ich die Wochenendzeitung lesen wollte, brauchte ich Tageslicht, und das war an Wintertagen knapp. Schnell schlug ich die Zeitung auf. Zu spät: Ab 16 Uhr war es zu dunkel, und unser Esstisch, an dem ich las, ist nicht auf Lesebeleuchtung ausgerichtet, mit dem Putzlicht an der Decke ging’s grade so.

Faschingsurlaub in Wien gebucht: Mit einem Besuch mitten im Februar und dem erwartbar greislichen Wetter möchte ich meine neue Liebe auf die Probe stellen. Ein Hotelzimmer, auf das ich mich freue, hatte ich recht schnell gefunden und problemlos reserviert. Die Bahnreise gestaltete sich (HERRGOTTSACKRAZEFIX) schwieriger. Wir wohnen wieder Nähe Wien Westbahnhof, also fahren wir doch gleich mal direkt dorthin. Eine perfekte Verbindung war schnell gefunden, doch die DB-Website sagte “Preisauskunft nicht möglich”. Auch bei der ÖBB tauchte die Verbindung auf, doch ohne Link zum Ticketkauf. Es stellte sich heraus: Eine eigene Bahngesellschaft mit eigener Website. Von. Mir. Aus. (WTF)
Dort also Auswahl und Kauf durchgejuckelt – mehrfach, weil verwirrendes Preissystem. Um ganz am Ende zu landen bei

Jetzt hänge ich halt bis zur Beantwortung meiner Anfrage an diesen Service in der Luft, ob ich Tickets gekauft habe oder nicht.

Abschlussfolge Yoga (für mich, die tatsächliche Folge 30 ohne Ansagen lasse ich aus), Montagsvorbereitungen mit schwerem Herzen, das wird kein Spaß. Dafür habe ich für Montagabend und Dienstagabend schon Schönes vor.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den Ernteanteil-Sellerie als Schnitzel und ein wenig Chinakohl als Salat (der Rest wird Kimchi).

Früh ins Bett zum Lesen, Wecker auf noch früher gestellt, weil Arbeitserledigungen.

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Casino bloggt über ihre erwachsenen Söhne und
“Lichtlein”.

es gibt einen gestaltbaren anteil der kindheitserinnerungen, wie wichtig es ist, das gut zu machen.

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In meiner Lebensphase des Komplettumbruchs scherzte ich ja, ich würde auf Korbflechterin umlernen (einerseits weil ich Korbflechten und Handwerk wirklich attraktiv finde, andererseits als Scherz, weil ich halt von Geburt an eine Kopfwerkerin bin). Umso mehr faszinieren mich Menschen, die dieses Handwerk zur Kunst weiterentwickelt haben.
“Flechtwerkgestalter Emmanuel Heringer über Entwicklung: ‘Hinausgehen und Zurückkommen – vielleicht ist es das'”.

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In Warschau werden Muscheln als Teil eines Frühwarnsystems bei Wasserverunreinigung eingesetzt. Klingt zu abgefahren, um wahr zu sein (wir verantwortungsbewussten Online-Menschen sind auf genau sowas geeicht), also ging Tom Scott mit seinem Team vor drei Jahren nachsehen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/i0RkEs3Xwf0?si=2uVOiWgOKasuPkYu

Spoiler: Es stimmt. (Und Polnisch-Sprechende kommen auf ihre Kosten.)

Journal Freitag, 28. November 2025 – Wintersonne, Details der Bürgerversammlung

Samstag, 29. November 2025

Deutlich später als sonst eingeschlafen, eine Stunde zu früh aufgewacht, von Arbeitssorgen gequält.

Weg in die Arbeit mit Stimmung zum Heulen. Man schrumpft mit seinen Aufgaben.

Gleichzeitig schöner Marsch unter erblauendem Himmel und aufgehender Sonne, auf dem Boden dekorativer Frost, in der Luft leise klirrende Kälte. (Aber andere hatten hübscheren Frost.)

Im Büro stellte sich heraus, dass Heuli-Stimmung fast ebenso Konzentrations-hinderlich ist wie Wut – letzteres kann ich zumindest wegrennen, doch gegen ersteres war halt keine Zeit für Verkriechen unter Bettdecke.

Ich schaffte den vom Vorabend aufgeschobenen Job, einen Dienstgang raus (Sonne! klare Luft!), weitere Jobs. Mittagscappuccino im Westend (Sonne! klare Luft!).

Mittags ging’s mir besser, ich aß Mango mit Sojajoghurt, Apfel, Persimon. Gleich nach dem letzten Löffel voll ereilte mich die nächste Hiobsbotschaft zum Fiasko von Donnerstag, jetzt zog es noch weitere Kreise. Zum Glück sprang mir jemand zu Hilfe, doch ich muss mir eine langfristige Lösung überlegen.

Auch nachmittags schien die Sonne, außerdem bekam ich ordentlich was weggeschafft.

Freitagspünktlicher Feierabend, auf dem Heimweg Einkäufe im Vollcorner – darunter weiterhin keine Meyer Lemons. Weiß jemand, was dieses Jahr los ist? In den Vorjahren tauchten sie in der ersten Novemberhälfte auf, dieses Jahr bekam Herr Kaltmamsell Ende November nicht mal am Vikutalienmarkt welche. Außerdem holte ich Abendessen im Verdi und einem weiteren Laden in der Landwehrstraße.

Daheim Vorbereitung der Rosinen fürs Stollenbacken, Teil 2 am Samstag, dann eine Einheit Yoga, die sehr gut tat.

Feier des Wochenendes mit Cosmopolitans (mir war nach etwas, was umgehend richtig reinknallen würde) und arabischen Würznüsschen.

Zum Nachtmahl briet ich Doraden – wie geht bitte der Trick, dass beim Anbraten in der beschichteten Pfanne die Haut beim Wenden nicht am Pfannenboden kleben bleibt? Ich habe bereits verschiedene Erhitzungsgrade und Ölmengen ausprobiert. Herr Kaltmamsell hatte dazu Salzkartoffeln gekocht, im Glas ein geschenkter fränkischer Silvaner May Langenberg Alte Reben – der sich mit nur wenig Luft sehr interessant entwickelte, eine schöne Entdeckung.

Nachtisch Panettone und Schokolade, wir ließen im Fernsehen den Film Hangover von 2009 laufen – aus Bildungsgründen, der Film war ja ein riesiger Erfolg und hat Geschichte geschrieben, auch wenn alles an den frauenfeindlichen Gender-Stereotypen ultra-cringe war. Herr Kaltmamsell hielt mich mit Verweis auf die Erzähltechnik des Drehbuchs bei der Stange: Ja, die ist wirklich ganz ausgezeichnet und ausgeklügelt.

§

Mehr zur Bürgerversammlung also, die des Münchner Stadtbezirks 2, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt.
(Was eine Bürgerversammlung ist; ich empfehle eine Teilnahme sehr als Gelegenheit, mal so richtig in Demokratie zu baden. Und als Alternative zum Meckern über lokale Missstände, denn hier können jede Anwohnerin und jeder Anwohner, sofern kommunalwahlberechtigt, Anträge zur Änderung der Misstände stellen).

Klarstellung: Dies ist keine journalistische Berichterstattung; ich bin lediglich Zeitzeugin.

Die diesjährige war besonders gut besucht; es gab schon Bürgerversammlungen, bei denen ich den Eindruck hatte, dass nur Antragsteller*innen gekommen waren.

Als Leiterin lernte ich Stadträtin Veronika Mirlach (CSU) kennen, die mit besonders guter Laune und souverän durch die Versammlung führte. Aus ihrer Präsentation (PDF-Download) über aktuelle Stadtpolitik erfuhr ich unter anderem, dass die Einwohnerzahl meines Wohnbezirks sinkt (aktuell sind wir 50.025 Menschen); ansonsten wächst München aber. Es wurden auch Investitionen in Projekte aufgezählt, die ich über Anträge in vergangenen Bezirksversammlungen werden hatte sehen, darunter die Piazza Zenetti, ein schönes Gefühl.

Den Ausführungen von Bezirksausschussvorsitzendem Benoît Blaser über das vergangene Jahr (noch nicht online) entnahm ich unter anderem, dass er einen monatlichen Newsletter über die Arbeit des Bezirksausschusses schreibt – gestern gleich mal (recht lang gesucht und) abonniert.

Sigrid Kienle ist weiterhin Chefin der Polizeiinspektion 14, die für meinen Stadtbezirk zuständig ist und den benachbarten Stadtbezirk 8 Schwanthalerhöhe – und damit auch für Theresienwiese samt Oktoberfest. Sie sprach von 27.000 Einsätzen jährlich – das seien die meisten aller Münchner Polizeiinspektionen. Ihr Sicherheitsbericht 2024 wies einen deutlichen Rückgang von Straftaten aus, am deutlichsten bei Drogendelikten – mit der Cannabis-Teillegalisierung als klarem Grund. Rückläufig aber auch die Straftaten im Zusammenhang mit dem Oktoberfest (- 30%). Schlecht sahen die Zahlen und Verhältnisse im südlichen Bahnhofsviertel aus, in dem ich ja wohne. Kienle zählte Gegenmaßnahmen auf und betonte, dass nicht nur tatsächliche Straftaten damit reduziert werden sollten, sondern sich die Menschen hier damit auch sicherer fühlen sollten.

Jetzt aber Anfragen und Anträge der Bürger*innen. Diesmal erlebte ich eine sehr bunte Mischung; Verkehr war zwar wieder das häufigste Thema, dominierte aber nicht so stark wie auch schon. Insgesamt 31 Menschen meldeten sich mit Anfragen und Anträgen, zum Teil auch mit mehreren. Es ging um störende Schrotträder, die Rückzahlungsforderung an einen privaten Kindergarten, lästigen durchfahrenden Autoverkehr, Zwischennutzung von Gebäuden, Toilettenaufstellwunsch, lange Sperrung der Theresienwiese (!), Kinder im Straßenverkehr, Lärm durch Bahn, Lärm durch Gastronomie, mehr Grün an bestimmten Straßen, störende Baustellen, Lärm durch Demos, einige gewünschte Fußgängerüberwege, Sperrung der Hackerbrücke für den Autoverkehr, herumstehende E-Scooter, bessere Verkehrsführung für Fahrräder, hinderliche temporäre Verkehrsschilder, Entsiegelung von Flächen, Beleuchtung an Fußwegen, Müllbeseitigung (und wer dafür zahlen sollte), Schutz vor Entmietung, Kunst im U-Bahnhof, Anwohnerparken.
Zum Glück wurde das Vorgehen beibehalten, bei dem direkt nach jedem Antrag abgestimmt wurde.

Auch diesmal waren Fachleute aus einigen Referaten der Stadtverwaltung da, die gleich Stellung nahmen. So lernte ich, dass die Dauer der Theresienwiesensperrung vom zuständigen Wirtschaftsreferat im April festgelegt wird, und das waren dieses Jahre 12 Wochen vorher und 7 Wochen danach – der Herr wies darauf hin, dass die Querung sogar drei Tage vor Termin geöffnet worden sei. (Ich kenne jemanden im Wirtschaftsreferat persönlich, ich könnte ja mal Einflussmöglichkeiten eruieren.) Einige Male war es auch Bezirksausschussvorsitzender Blaser, der zu Anträgen berichtete, was der Bezirksausschuss bereits versucht oder sogar erreicht hatte.

Meine Glanzpunkte des Abends aber waren die Stellungnahmen von “Frau Strehle”, wie Veronika Mirlach sie immer ans Mikro bat. Die Architektin und Regierungsbaumeisterin Isabel Strehle leitet im Münchner Mobilitätsreferat den Geschäftsbereich Verkehrs- und Bezirksmanagement – und vermittelte mir mit ihren sorgfältigen und gut verständlichen Erklärungen, wie wissenschaftlich und strukturiert sowas gehandhabt wird. So wird bei Antrag eines Fußgängerüberwegs erstmal durchgezählt, wie viele Autos und Fußgänger es hier zu Stoßzeiten gibt; nur wenn das Ergebnis die Mindestzahl erreicht, wird weitergeplant (einer der vielen Haken: Baustellen in der Umgebung können den Verkehrsfluss so stark beeinflussen, dass für eine Zählung ihr Abschluss abgewartet werden muss). Oder eben der “freilaufende Rechtsabbieger”, eine Abbiegespur unabhängig von der Ampel an einer Kreuzung. Ich hielt die Bezeichnung erst für einen Scherz und lachte. Als mir klar wurde, dass das die echte Fachbezeichnung ist, lachte ich noch mehr (das müsste sich doch als politische Metapher verwerten lassen). Und lernte, dass es sich um ein Erbe der 1960er handelt, dass solche Spuren bereits vor einigen Jahren in München systematisch erfasst wurden sowie nach und nach beseitigt werden – in priorisierter Reihenfolge. Auch lernte ich Fachliches über Zebrastreifen, also Prozess, Voraussetzungen etc. Oder warum die Umsetzung mancher Verkehrsanträge den kompletten Umbau ganzer Kreuzungen erfordern würde. Und dass der Autoverkehr auf der Hackerbrücke ab 2027 sowieso für die Brückensanierung gesperrt wird und das Mobilitätsreferat in dieser Zeit genau beobachtet, welche Auswirkung das auf Verkehrsflüsse hat.

Isabel Strehle machte einen superkompetenten Eindruck mit ungeheurer Leidenschaft für ihr Fach (Platz ganz oben auf meiner Liste von Wunschgästen zum Abendessen), ab jetzt träume ich davon, mir von ihr die Verkehrslage am Stachus erklären zu lassen.