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Journal Dienstag, 29. April 2025 – Aprilsommer

Mittwoch, 30. April 2025

Nicht weiter erwähnenswerter Nachtschlaf, so mögen wir das.

Vor meine allmorgendlichen Bankstütz-Übungen legte ich eine Einheit Faszienrollen für meine Beine – in der Hoffnung auf Besänftigung der bösen Wade und eine Laufrunde diese Woche noch. Auch diesmal: Deutlich schmerzhaftere Faszien auf der nicht-bösen Seite.

Emsiger Vormittag mit ein wenig Aneinandervorbeireden. Da aber bei allen Beteiligten tiefes Wohlwollen vorhanden ist, werden wir schon irgendwann herausfinden, was die anderen eigentlich meinten.

Verspäteter Mittagscappuccino im Westend, die Sonne heizte Juni- fast schon Juli-haft, mein Cappuccino wurde mir auf Eis angeboten. Ich lehnte mit dem Hinweis “Wir haben noch April!” energisch ab und musste mir diesen Satz umgehend mehrfach nachgeäfft anhören (auch hier mit belegbarem Wohlwollen, macht euch nur über uns Alte lustig).

Breites, sonnenbeschienenes Brett vor Ladenfenster, darauf im Vordergrund ein Cappuccino, darauf von der Sonne als Schatten gezeichnet, die Fensteraufschrift "stray", draußen davor schmale Altstadtstraße, es fährt gerade ein Radler vorbei

An einer ockerfarbenen Hausmauer aufgesprüht eine Monsterfigur in Dunkelbraun und Weiß

Gezielt an dieser Streetart vorbei zurückmarschiert, das erste Monsterchen der mittlerweile Reihe hatte ich schon im August 2022 entdeckt.

Zu Mittag gab es später Kiwi, Apfel, selbstgebackenes Dänenbrot.

Emsiger Nachmittag, ich schaffte einiges weg. Nicht zu später Feierabend, um rechtzeitig vor Ladenschluss zum Radlschrauber zu kommen. Also direkter Marsch quer über die Theresienwiese nach Hause – in herrlicher Sonne mit Wind. Daheim Radl geholt, beim Schrauber abgegeben – auch diesmal bekam ich die Anweisung, es am Mittwoch nach Fertigstellung (Nachricht per SMS) abzuholen: Der kleine Laden in der Hans-Sachs-Straße hat keine Lagerfläche. Man sieht den Auftragsbestand für Reparaturen immer ganz einfach an der Zahl von Radln, die vor dem Laden aneinenandergekettet warten (gestern nur eines).

Zurück daheim Brotzeitvorbereitungen und Wäscheaufhängen, bevor Herr Kaltmamsell Abendessen servierte: Emmernudeln aus Ernteanteil (Überbrückung in der mageren Zeit, bevor die Ernte richtig losgeht – die Gewächshäuser unseres Kartoffelkombinats werden nicht geheizt) mit Auberginen, schwarzen Oliven, Kapern, Tomatensauce – schmeckte sehr gut (aber mei, Vollkornnudeln halt). Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Fledermaus-Spotting in der letzten Abenddämmerung – erfolgreich.
Es ist SO schön, wie lange es hell bleibt!

§

Weiterdenken an der Sache Eltern mit schlimmen Kindheitserlebnissen, danke für Ihr Mitdenken. Mir fielen Eltern mit besonders entsetzlichen Erlebnissen ein, die oft erst in ganz hohem Alter begannen, darüber zu sprechen: KZ-Überlebende. Ich bin mir recht sicher, dass sie zum einen nie bewusst beschlossen, nicht darüber zu reden, sondern sich in erster Linie dem Weiterleben widmeten, der Familiengründung etc. Und zum anderen dass unausgesprochene Einigkeit bestand, dass sie ihren Kinder mit Erzählen Böses angetan hätten.

§

Kompletter Stromausfall auf der iberischen Halbinsel sowie in Teilen Frankreichs am Montag für viele Stunden – das war sehr ungewöhnlich und interessant, in den Medien breit besprochen. Hier auf Mastodon einer der vielen Augenzeugenberichte (auf Englisch). Mir fiel am meisten das umgehende Verschwinden von Information auf: Niemand wusste, was eigentlich los war. Vielleicht doch mal den Weltempfänger des Herrn Kaltmamsell für solche Fälle reaktivieren (den er, wie sich abends herausstellte, beim Umzug vor dreivier Jahren aussortiert hat, Mist).

Solch ein Stromausfall ist allerdings in Zentraleuropa deutlich weniger wahrscheinlich: Wenn Sie Zugriff auf Die Zeit Plus haben, empfehle ich diese und weitere Erläuterungen von Energieforscher Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE (das ist der mit den Energy-Charts):
“Wie kann in einem ganzen Land der Strom ausfallen?”

Journal Montag, 28. April 2025 – Recht auf Familiengeschichte?

Dienstag, 29. April 2025

Was mich dieser Tage beschäftigt:

Wenn Eltern selbst als Kinder/Jugendliche sehr Schlimmes erlebt haben, gar in der eigenen Familie: Wie gehen sie damit gegenüber ihren Kindern um? Erzählen sie es überhaupt? Wann, wie, wieviel erzählen sie, sollten sie erzählen? Auch wenn es wahrscheinlich sehr auf den Einzelfall und die konkreten Personen ankommt: Wo ist die Grenze zwischen Schonen und Verheimlichen?

Haben auch Mütter und Väter ein Recht darauf, das Wiedererleben durch Erzählen zu verweigern?

Ich erinnere mich nur an Lektüre der Kinder-Perspektive, sei es in der Fiktion oder als Sachtext: Da geht es um Menschen, die entweder “dunkle Familiengeheimnisse entdecken”, wie es gern formuliert wird,1 oder die mit der Last der elterlichen Erlebnisse fertig werden müssen. Aber was ist mit den eigentlichen Opfern in einer Eltern-Position?
Gibt es vielleicht dafür professionelle, spezialisierte Begleitung?

Denn sicher interessieren sich Kinder beim Heranwachsen irgendwann für die Biografien ihrer Eltern, sei es aus persönlicher Zugewandtheit, aus Neugier auf die Familiengeschichte oder weil sie ihre Eltern besser verstehen möchten. (Im schlechteren Fall weil irgendwas in der Beziehung zu ihnen schief läuft.) Gibt es ein moralisches Recht auf Familiengeschichte?

§

Letzte Schlafphase vor Weckerklingeln mit unangenehmen Träumen, in denen sich Menschen mir gegenüber illoyal verhielten, bei denen mich das besonders schmerzte.

Marsch zur Arbeit in angenehmer Frühlingsluft, geordnete Bürotätigkeit, während es draußen immer sonniger wurde.

Spaziergang zu Mittagscappuccino im Westend über Apotheken-Einkauf und bereits hemdsärmlig.

Auf dem Fensterbrett eines Cafés auf einem Metalltablettchen Cappuccino und ein Gläschen Wasser, eine Vase mit Blumen, davor sonnenbeschienene Straße

An einer hellen Altbaufassade in der Sonne klettert eine lila blühende Pflanze

Der Duft!

Ein schöner Juni-Vormittag mit Hitze-Ahnung. Nur dass es halt noch April ist.

Am Schreibtisch tauchte ich tief in die Umsetzungsvariante des Bundesreisekostengesetzes ein, die für mich relevant ist, summte beim Durchrauschen meiner gut bezahlten Arbeitsstunden das Mantra: “Es geht nicht darum Geld zu sparen, sondern die Regeln einzuhalten.” (Hat der Bundesrechnungshof eigentlich schonmal eine öffentliche Einrichtung gerügt, weil sie Steuergelder für zusätzliche Stellen zur Einhaltung der Bundesrechnungshof-Anforderungen vergeudet?)

Zu Mittag gab es selbstgebackenes Dänenbrot sowie Mango mit Sojajoghurt (immer noch nicht langweilig – und die gestrige Version besonders köstlich).

Bisschen Stubenfliegenhirn-iger Nachmittag, draußen weiter Sommer.

Heimweg über kurzen Obstkauf, zu Hause die Tages-Ration Pilates. Dann zog ich mich wieder vollständig an, denn Abendessen sollte es aushäusig geben: Auf dem Frühlingsfest auf der Theresienwiese.

Buntes Karussel in der Sonne, wenige Menschen davor

Autoscooter vor blauem Himmel mit einem großen Schriftzug "Distel"

Im Vordergrund auf einer weißen Papierserviette ein Langos mit viel geriebenem Käse, im Hintergrund ein Jahrmarktskarussel

Es gab Langos mit Sauerrahm und Käse, köstlich. Als Nachtisch bekam ich eine Schoko-Banane – in perfektem Reifezustand, ich genoss sie sehr. Stand der Volksfest-Kulinarik: Jetzt auch an mehreren Ständen die Leuchtschrift “vegan” (z.B. bei Churros).

Vor blauem Himmel ein Holzgestell mit einem Schild "Proseccostüberl", im Hintergrund ein Kirchturm

Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie München kann es werden?

Buntes Karussel mit Schriftzug "Musik-Express" vor blauem Himmel in Abendsonne

Awww, das gab es schon in meiner Jugend!

Auch der Spaziergang in der Abendsonne und ohne Jacke war wundervoll. Daheim noch Osterschokolade.

§

Kürzlich erzählte ich Herrn Kaltmamsell von einem Menschen, den ich eben persönlich kennengelernt hatte, und schloss die Beschreibung des Kennenlernens mit: “War mir sympathisch.” Worauf Herr Kaltmamsell mich fragte, ob das auch mal anders sei. Erst dadurch wurde mir klar: Neue Menschen persönlich sind mir eigentlich immer erstmal sympathisch. Selbst wenn ich befremdet bin, selbst wenn ein Teil von mir vor ihnen auf der Hut ist – erstmal Wohlwollen. Ich muss schon als Erstes an ihnen persönlich und live eine böse Tat sehen (z.B. Aggression oder Arschlochigkeit), damit sie mir auf den ersten Blick unsympathisch sind.

§

Auch mal loben. Das tut zum Beispiel Kathrin Hollmer in Übermedien die Apotheken Umschau:
“Frauen, die die Welt erklären”.

Bis vor ein paar Jahren habe bei der Auswahl von Expert:innen niemand auf deren Geschlecht geachtet, sagt Julia Rotherbl im Gespräch mit Übermedien. Als sie 2021 Chefredakteurin der „Apotheken Umschau“ wurde, fing sie an, in den Ausgaben durchzuzählen. „In manchen Heften wurden 80 Prozent Experten und 20 Prozent Expertinnen zitiert“, sagt sie. Ihr liebstes Beispiel: In einem Artikel über Mammographie antwortete auf die Frage, ob die Untersuchung schmerzhaft sei, ein Mann, der einer gynäkologischen Fachgesellschaft vorsitzt. „Das ging mir so gegen den Strich“, sagt Rotherbl. „Man muss keine Brüste haben, um ein Brustkrebsexperte zu sein, aber bei der Frage sollte doch wohl jemand mit Brüsten zu Wort kommen.“

  1. Floskeliert? Antrag auf Einführung dieses Begriffs für Formulieren als Floskel. []

Journal Samstag, 26. April 2025 – Wandern zwischen Obstbäumen im Chiemgau

Sonntag, 27. April 2025

Guter und ausreichender Schlaf (allerdings zuletzt geträumt, dass mein Handy in einem Wanderurlaub mit Malware infiziert wurde und ich als einzige App eine Diät- und Pornoseite angezeigt bekam, an nichts von meinen Daten mehr rankam – zum Glück wurde mir irgendwann bewusst, dass das ein Traum war). Das Wetter war beim Aufstehen düster und kühl, vom Himmel drohte Regen – nicht das Ideal für die geplante Wanderung im Chiemgau, aber bei Weitem nicht abschreckend.

Der Plan war, erst am späten Vormittag aufzubrechen, um die Wanderung um etwa Abendessenszeit abzuschließen – das verschaffte mir genügend Zeit für ausführliches Bloggen samt Recherchen dazu, auch für eine Runde Pilates.

Wir wollten mal wieder den Obst- und Kulturwanderweg Ratzinger Höhe ab Prien gehen; eine Kundschafterin aus der Familie hatte am Donnerstag durchgegeben, dass an den Obstbäumen durchaus noch geblüht wurde. Wir sorgten für frühes Einsteigen in den Zug nach Salzburg, der erfahrungsgemäß von vielen München-Touristi*innen genutzt wird. Doch es waren gleich drei Züge aneinandergekoppelt im Einsatz: reichlich Platz. Unterwegs Zeitunglesen (viel Papst, ein wenig Ukraine) und Landschaftschauen, das frische Frühlingsgrün, zum Teil noch als Schleier über Laubbäumen, und die blühenden Sträucher und Bäume sahen herrlich aus.

Mittagscappuccino (überraschend kräftig) in der Bäckerei am Priener Bahnhof, dann marschierten wir los.

Rechts asphaltierter Fußweg, der zwischen Wiesen und Obstbäume führt, links ein elaboriertes Wegkreuz, darüber düsterer Himmel

Wiese unter dunklem Himmel, aber mit Sonnenschein, im Hintergrund Bäume, manche davon weiß blühend

Im Vordergrund ein weiß blühender Zweig, im Hintergrund Wiese mit Bäumen, zum Teil blühend

Diese Fotos vom Start der Wanderung in Prien zeigen repräsentativ den Stand der Obstbaumblüte an der Strecke: Einige Bäume waren schon durch damit, doch ein geschätztes Drittel noch mittendrin. Wir fühlten uns beide fit und gesund, genossen die Bewegung. Seltsames, eher kühles Wetter: Der Himmel durchgehend dunkelwolkig, auf der anderen Seite des Chiemsees sahen wir von Anhöhen Regenschleier, doch wir wanderten gleichzeitig fast durchgehend im Sonnenschein. Dazu kam kräftiger Wind im Gesicht und in den Haaren, der angenehm durchpustete.

Blick hinauf zu einer großen, alten Villa auf einem Hügel mit links Türmchen

Aaronstab-artige Blüten in Grün und bodennah im Sonnenlicht

Auf einer Wiese ist ein großes Rechteck gemäht, an den kurzen Seiten stehen Fußballtore, links ein sphaltierter Weg mit einem mächtigen Baum, im Hintergrund Wald

Der idyllischste Fußballplatz.

Von einer Anhöhe weiter Ausblick unter dunklem Himmel auf hügelige Landschaft  und entfernt einen großen See

Blick von der Ratzinger Höhe.

Eine asphaltierte Straße schwingt sich bergab, rechts eine Person in hellblauer Wanderjacke und dunkler Wanderhose mit roter Kappe und kleinem Wanderrucksack, er blickt rechts hinunter über Wiesen und Bäume auf einen entfernten See

Der Simssee schien mir besonders wenig Wasser zu führen.

Brotzeit nach knapp zweieinhalb Stunden auf einer bereits bekannten Bank kurz vor Ulperting, ich hatte ein Glas Mango (musste weg, weil überraschend dunkle Stellen) mit Sojajoghurt dabei.

Blick leicht hinauf zu einem großen Baum imit erstem grün, links davon angeschnitten ein gemauerter Stall, rechts ein Weggkreuz

Rechts ein altes, voralpenländisches Wirtschaftsgebäude, dreigeschoßig mit weißen Mauern und Giebeldach, links auf einem Hügelchen eine kleine Kapelle, dazwischen eine schmale Straße, drumrum Wiese und Bäume in erstem Grün

Grabl-Mühle kurz vor der sich schlängelnden Prien, die man auf dem Rückweg nach Prien dreimal auf Brücken kreuzt.

Als wir nach knapp viereinhalb Stunden am Ende unserer Runde standen, war es erst halb fünf – zu früh für ein Einkehren, wir waren noch sehr satt von unserer Brotzeit. Also planten wir um: Nächster Zug zurück nach München, auf dem Heimweg Einkäufe für ein selbst (Herr Kaltmamsell) gekochtes Abendessen. Auch der Zug von Salzburg war nicht so überfüllt, wie wir es zu fürchten gelernt hatten, ich hatte reichlich Platz für die Lektüre der restlichen Wochenend-Süddeutschen.

Einkäufe auf dem Heimweg beim Süpermarket Verdi. Doch ich lief nochmal raus, um ein Paket mit Crowdfarming-Käse abzuholen: Diesmal war per UPS versendet worden, und deren Website hatte mich nicht zur Sendungsverfolgung und zur dort vermuteten Wahlmöglichkeit “vor der Tür abstellen” gelassen (“Funktion nicht verfügbar, versuchen Sie es später nochmal”). Also klebte nur ein Zettel am Hoftor (immerhin!), der Abholeladen war gerade noch lang genug offen.

Als Aperitif rührte ich Negronis, Herr Kaltmamsell servierte Mafaldine mit Aubergine, Knoblauch und Chili nach Rachel Roddy.

Aufsicht auf einen weißen Teller gefüllt mit breiten Bandnudeln, Auberginenstücken, Chiliflocken, rechts daneben auf einer blauen Serviette Löffel und Gabel

Gut! Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Früh ins Bett zum Lesen.

Journal Freitag, 25. April 2025 – Ein besonderer Blick in die Schatzkammer der Münchner Residenz

Samstag, 26. April 2025

Ganz normal gut geschlafen: Schnell eingeschlafen, ein Klogang, bis Weckerklingeln geschlafen und einfach wach aufgestanden. Wenn’s immer so wäre, würde ich die Qualität meines Nachtschlafs hier gar nicht erwähnen, aber seit den Schlafstörungen erst durch kaputte Hüfte, dann wegen menopausalen Hormon-Turbulenzen ist sie ein Thema.

Der Boden draußen war nass, sogar mit vereinzelten Pfützen, doch das war bei Weitem noch nicht genügend Regen.

Gestern ging ich schon wieder unter wenigen Wolken und im Trockenen in die Arbeit.

Eine weite, asphaltierte Fläche, von Bäumen umgeben, unter blauem Himmel, im Vordergrund ein Aufsteller "Feuerwehrzufahrt", ganz im Hintergrund zahlreiche Kleinlaster

Vorbereitungen für den Theresienwiesenflohmarkt, schon am Donnerstagabend hatte ich beim Kreuzen der Theresienwiese die ersten Dutzende parkende Händler gesehen. Ich werde auch dieses Jahr aussetzen, statt dessen ist eine Wanderung mit Herrn Kaltmamsell geplant.

Emsiger Arbeitsvormittag, Mittagscappuccino bei Nachbars.

Mittagspause mit leicht angefressener Laune: Meine Süddeutsche war mal wieder nicht gekommen, das Abteilungs-Exemplar bereits ausgelesen im Müll gelandet, Mittagspause ohne Zeitungslektüre. Wann soll ich denn arbeitstags sonst bitte meine Zeitung lesen? Zu essen gab es Apfel, Muesli mit Joghurt, Trockenfeigen.

Emsiger Arbeitsnachmittag, der allerdings besonders bald endete: Ich machte vorzeitig Feierabend für eine Verabredung, auf die ich mich sehr freute – Historikerin @mirabilia7 gab Herrn Kaltmamsell und mir in der Schatzkammer der Münchner Residenz eine Sonderführung zu ausgewählten Objekten. Sie hatte die Informationen für einen anderen speziellen Anlass zusammengestellt, Material dafür auf ihrem ipad in Präsentationsform gesammelt – und wir durften davon profitieren.

Gestern Nachmittag war ziemlich reger Betrieb in Residenz und Schatzkammer, die Münchner Innenstadt brummt gerade von Touristen (manchmal fühle ich mich hier als Bewohnerin schon fast wie ein störender Fremdkörper). Frau Mirabilia erläuterte auf ihrem ipad erstmal als Hintergrund die bayerische Geschichte, die überhaupt zu der Sammlung in der Schatzkammer geführt hatte: Wer hatte da wann etwas gesammelt? Dass das Volk wie wir die Preziosen heute bewundern kann, ist in erster Linie den Wittelsbachern zu verdanken, die seit 800 Jahren als Herrschergeschlecht Bayern prägen.

Und so war auch der Schwerpunkt ihrer Erklärungen neben “Was ist das eigentlich?” der Weg der Objekte von ihrer Entstehung bis zum Platz in einer Vitrine dieser Schatzkammer. Wir erfuhren neben gesellschaftshistorischem viel politischen und wirtschaftlichen Hintergrund inklusive der damaligen Protagonist*innen.

Die Geheimwaffe, die Frau Mirabilia auf ihrem ipad mitführte und die uns auch zu nicht vorbereiteten Ausstellungsgegenständen Fragen beantwortete: Das “Raumbuch” – ein nüchternes Text-PDF mit Informationen zu jedem einzelnen Ausstellungsobjekt, zu finden über die bis zu vierstellige Nummer am Objekt. Unbedingt vor dem Besuch runterladen, in der Schatzkammer gibt es keinen Mobilfunkempfang (und kein WLAN) – was mir bei der Koordination der Verabredung in letzter Minute mittlerweile ungewohnte Probleme bereitete.

Große Begeisterung über die Pracht der Dinge und die Geschichte, die sie erzählen konnten. Allerdings wünschten wir uns sehr eine tiefere und zeitgemäße Präsentation – es war nur mit Mühe an Informationen heranzukommen. Ja, sowas ist multimedial viel Aufwand: Konzeption, Umsetzung und Pflege kosten Geld (allein den Aufwand für die Installierung eines WLANs in den Räumen stelle ich mir größer vor). Aber vielleicht mögen die Wittelbacher diesmal von dieser Seite einspringen?

Einer der rote Fäden der gestrigen Erläuterungen war die Beziehung Bayerns zur Pfalz – die uns abschließend in die Pfälzer Weinstube einkehren ließ.

Das innere einer Wirtschaft. Blanker, heller Holztisch im Vordergrund, darauf gefüllte Wein- und Wassergläser ohne Stiel, im Hintergrund Menschen im Gastraum, in den Wänden sehr hohe Fenster mit zurückgebundenen Vorhängen, von der Decke ein Kronleuchter

Aufsicht auf gefüllte weiße Teller: Einer mit zwei Dampfnudeln, eine Sauciere mit heller Sauce, ein Suppentöpfchen mit Kartoffelsuppe

Herr Kaltmamsell bestellt das Tagesgericht (er hat auch das Foto aufgenommen): Dampfnudeln mit Salzkruste (und Weinschaum), traditionell pfälzisch serviert mit Kartoffelsuppe (Lobpreis der energisch regional geprägten deutschen Küche).

Heller Wirtshaustisch mit Gläsern und Tellern, im Vordergrund ein Brett mit reichlich verschiedenen Jäsen, roten Zwiebelringen, Salzstangen

Ich hatte die Käsevariationen, rechts von mir wurde Spargelsalat gegessen. Und alle tranken wir pfälzer Weine dazu.

Die Pfälzer Weinstube ist weiterhin der Geheimtipp in der Münchner Innenstadt, weiterhin vor allem frequentiert von (sehr) alten Einheimischen – allerdings fiel uns gestern im Lauf dieses späten Nachmittags bis Abends auf, dass sich doch auch jüngeres Volk (jenseits der 30, also nichts verwegen Junges) unters Publikum mischte. Einerseits freuten wir uns über Nachwuchs, doch sofort getrübt von der Furcht vor einer zerstörerischen Influencer-Schwemme darunter, die Herrn Kaltmamsell und mich ja bereits aus einstigen Favoriten wie dem Schnitzelgarten gespült hat. Noch sahen wir keine Selfie-Aktionen, bitte diesen Tipp nur an Menschen mit Follower-Zahlen im höchstens vierstelligen Bereich weitergeben.

Wir drei hatten eine schöne Zeit mit angeregten Gesprächen, ich profitierte vom sensationellen Wissensschatz unserer Schatzkammer-Informantin. Noch im Hellen spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell nach Hause, dort hatte ich selbst nach der Riesenportion Käse noch Platz für Osterschokolade.

§

Letzter Teil einer 4-teiligen Reihe auf Arte: “Stadt. Klima. Positiv: Eine Reise in die Zukunft des Bauens”. Hier geht es eine halbe Stunde lang um die jüngsten Projekte in Barcelona und Paris.

via @sinnundverstand

Journal Mittwoch, 23. April 2025 – Der Zauber eines Schriftzugs

Donnerstag, 24. April 2025

Nach gutem Schlaf einige Minuten vor Wecker erfrischt aufgewacht. Erster Gedanke: Diese Minuten könnte ich für Schuheputzen nutzen! Meine weißen Leder-Turnschuhe hatten das schon seit längerem nötig, aber immer wenn es mir auffiel, war gerade keine Zeit. Jetzt dachte ich wunderbarerweise in einem Moment dran, in dem ich Zeit dafür hatte! Warum auch immer!

Malerischer Himmel in Blau-weiß auf dem Weg in die Arbeit.

Blütenzweig von unten vor weiß-blauem Himmel

Wenn ein Schriftzug dich 40 Jahre jünger fühlen lassen kann und dich umgehend in ein Autoscooter-Wägelchen unter Diskokugel setzt:

Lkw-Auflieger von der Seite, auf weißem Grund ein altmodischer Schriftzug „Distel“, drumrum Wiese

Im Büro geordnetes Arbeiten, Geplantes und Ungeplantes in guter Mischung.

Mittagscappuccino im Westend, Fußmarsch in angenehmer, leicht sonniger Luft.

Im Vordergrund Holztisch mit Tasse Cappuccino, im Hintergrund Café-Tische aus Holz, an manchen davon Menschen, auf der Wand im Hintergrund Schriftzug aus Lampenband "Notting Hill"

Zu Mittag gab es einen Rest-Kanten Dänenbrot (harte Körner gut gekaut), Mango mit Sojajoghurt.

In der neuen und hoffentlich letzten Hausarztpraxis jemals zum ersten Mal um Rezepte gebeten. Bei Anruf verwies mich ein AB (vom Arzt selbst besprochen) auf ein Online-Formular für Rezeptbitten bei Dauerrezepten. Schon im dritten Browser, den ich verwendete, funktionierte das Absenden des Formulars. Kurz darauf telefonische Nachfrage einer Praxis-Angestellten wegen eines Details, Donnerstag nach Feierabend kann ich die Rezepte abholen. Das System gefällt mir.

Den ganzen Nachmittag über konnte ich das Bürofenster gekippt lassen, ideale Außentemperatur. Die böse Wade fühlte sich bei Renn-Einsätzen (drohende rote Fußgängerampeln) leider nicht so an, als würde sie die geplante Laufrunde vor der Arbeit am Donnerstagmorgen mitmachen – ach meia!

Leider konnte ich auch noch meinen beruflichen Erfolg vom Dienstag nicht wiederholen: Nach der Kanne Kräutertee (die ich mir nach der Riesentasse Schwarztee am Morgen aufgebrüht hatte) brauchte ich bis Feierabend zusätzlich ein Glas Wasser.

Auf dem Heimweg kurzer Schlenker über einen Drogeriemarkt. Zu Hause Abendsport: Ich lege sieben Einheiten Pilates ein, ein weiteres Mal die Pilates-Woche mit Gabi Fastner. Die erste davon fühlte sich super an (das Zwicken und Rumpeln im Kreuz konnte ich gut ignorieren, Sorge nur über die Warnungen aus der bösen Wade, wenn ich mich auf Zehenspitzen hochschob) und hob meine Laune.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmammsell die letzten Stücke des halben Schafes langsam gegart, das er für die jüngste Einladung gekauft hatte und die in der Gefriere Platz weggenommen hatten. Schmeckte nochmal ausgezeichnet. (Jetzt sehne ich mich aber wirklich nach einer Weile fleischfrei.) Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Mein Pech mit Ferienwohnungen hält an. Ende August mache ich mit Herrn Kaltmamsell eine Woche Wien-Urlaub. Ich folgte der Empfehlung einer Ferienwohnung auf Airbnb und fragte für die als frei gekennzeichnete Woche an. Antwort: “Leider hat meine Frau die Wohnung zu diesem Zeitpunkt bereits Freunden versprochen. Ich habe es noch nicht auf Airbnb eingetragen.” Hm, hm.

Schon zum Abendessen hörte ich Regentropfen, das Geräusch hielt zumindest eine Stunde an.

Neue Lektüre im Bett das Granta, das gestern der Postbote gebracht hatte: Ausgabe 171 hat das Thema “Dead Friends”.

§

Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit.

Für mich las sich der Roman von 1985 seltsam veraltet, vielleicht sieht man daran, wie stark sich seither die Stellung von Lesben in der Gesellschaft verändert hat. Vor allem aber kam ich mit der Erzählstimme nicht klar. Der Roman erzählt in der ersten Person die Geschichte von Jeanette, die als Adoptivtochter bei einer missionarisch-evangelikalen Christin im Lancashire der 1970er (?) aufwächst (der Vater taucht nur als Erwähnung auf). Und die sich als Teenager in Mädchen verliebt, dafür von ihrer Religions-Community mit Exorzismus bestraft wird.

Mein Problem: Aus welcher Sicht wird erzählt? Die Perspektive ist immer wieder naiv kindlich, dann wieder fließen Phantasien im Duktus von Fantasy-Geschichten ein, dazu wiederum passt nicht, dass die Erzählerin sehr erwachsen Zusammenhänge und zwischenmenschliche Mechanismen analysiert.

Passagenweise ist das Buch sehr lustig, verstärkt durch die Kinder-Perspektive, zum Beispiel wenn Jeanette von ihrer Mutter nicht nur mit einer komplett verschobenen Sicht auf Religion erzogen wurde, sondern auch sonst mit einer sehr Fakten-fernen Version der Realität – und so irgendwann doch in eine richtige Schule gehen muss (die Behörden zwingen sie). Wo sie die anderen Schulkinder mit ihren Bibelgeschichten in Furcht und Schrecken versetzt.

Am kongruentesten ist der rote Faden Altes Testament; unter den wenigen Besprechungen, die ich fand, leuchtete mir diese im Guardian am meisten ein:
“Bible story”.

Gestern las ich noch die “Introduction” der Autorin zur Neuauflage von 2009. Ich hatte sie vor der Lektüre übersprungen, weil solche Einführungen zu Neuauflage praktisch immer Spoiler enthalten (WHY?).

Die Nachträglichkeit war eine gute Idee, denn ja: Spoiler. Winterson legt ihre Absichten beim Schreiben des Romans ausführlich dar; wie so oft nicht das Interessanteste oder auch nur Nachvollziehbarste an einem literarischen Werk (muss ja auch nicht, wichtig ist das Werk). Eine Passage aber mochte ich:

Oranges is autobiographical in so much as I used my own life as the base for a story. There’s nothing unusual about that. The trick is to turn your own life into something that has meaning for people whose experience is nothing like your own.

§

Maximilian Buddenbohm bloggt über Musik und lang vergangene Jugend:
“Pop und Pathos”.

Nicht wenige in meiner Altersgruppe werden leider heute noch verhaltensauffällig, wenn sie auf Partys zu späterer Stunde ein Stück aus diesem Genre und also aus ihrer Jugend hören. Ich dagegen höre etwa einmal im Jahr das alte „Bat out of hell“-Album von Steinman/Meatloaf auf einem Spaziergang durch eine möglichst menschenleere Gegend. Dabei habe ich einen Nostalgieflash in Drogentripqualität und bin mit dem Thema dann wieder fertig für ein Jahr, ohne jemanden damit zu belästigen. Rücksicht auf andere, so wichtig.

Mich bewahrt zum Glück vor dieser Verhaltensauffälligkeit, dass ich als Überwahrnehmerin nach den vielen Malen Hören nur noch die Bestandteile der Songs einzeln (gleichzeitig) höre, also jedes Instrument, jede Stimme, jeden Klang, jeden Akkord und Akkordwechsel – nicht mehr die Musik. Wald vor lauter Bäumen etc. Das Pathos durchaus auch, aber als weiteres, eher unangenehmes Detail.

§

Antje Schrupp war in China – nicht als Politikwissenschaftlerin, sondern ganz privat:
“Lieber schmutzige Toiletten als gar keine”.

Tatsächlich ist es ja so, dass unsere Kritik am chinesischen Politikmodell bisher immer auf dem Vergleich mit dem parlamentarischen Rechtsstaat basierte – im Vergleich dazu schneidet China in Punkto Menschenrechte, Klimaschutz, Gerechtigkeit und so weiter sehr schlecht ab. Aber was, wenn es uns nicht gelingen sollte, eine autoritär-faschistisch-oligarchische Übernahme der „westlichen” Staaten aufzuhalten? Dann wäre dieses Argument ja futsch.

Dann würde sich zum Beispiel die Frage stellen, wie klug es war, den sozialen Medien unter dem Schlachtruf der Meinungsfreiheit ihren Lauf zu lassen. Oder ob nicht China richtig gelegen hat mit der Einschätzung, das Internet müsse kontrolliert und zensiert werden, damit es nicht aus dem Ruder läuft? Was nützt uns denn am Ende das Recht, die eigene Meinung frei in unsere Blogs zu schreiben, wenn der Preis, den wir dafür bezahlen, ist, dass russische Bots unsere Wahlen manipulieren und autokratische Diktatoren an die Macht bringen? Und dass sich Incels, Rechtsradikale oder Islamisten im Internet zu Gewalttaten und Terroranschlägen radikalisieren?

§

Immer noch nicht durch mit Papstwahl?
Bitte, hier: Der Kardinal-o-mat.

Journal Dienstag, 22. April 2025 – Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag, stille Blüte

Mittwoch, 23. April 2025

Aufwachen wegen Angst erfolgreich niedergerungen, das Niederringen kostete aber wohl einige Kraft: Bei Weckerklingeln war ich steinmüde. Außerdem komischer Bauch, der sich auch 14 Stunden nach der letzten Mahlzeit noch nicht leer anfühlte (SO viel hatte ich Vortag wirklich nicht gegessen). Und komisches Kopfweh mit Lichtempfindlichkeit – ich würde mich wahrscheinlich vor seltsamen Aussetzern hüten müssen.

Bunter Himmel, die Luft kündigte einen weiteren (zu) milden Tag an. Auf dem Arbeitsweg immer noch Blütenparty, die nächste Schicht hatte übernommen.

Nahaufnahme eines Zweigs mit weißen Blüten und grünen Blättern, im Hintergrund ein städtischer Platz mit vielen Bäumen, auf der Straße Radler

Allerdings fiel mir jetzt wie schon beim Spaziergang am Ostermontag die Stille in den blühenden Bäumen und Büschen auf: Der erwartete Soundtrack mit Summen und Brummen fehlte.

Auf einer weiten Fläche ein Volksfest mit links Riesenrad, rechts einer hohen Stange, ganz rechts einer Kirche, im Hintergrund ein sonnenbeschienener Wohnblock

Theresienwiese Richtung Frühlingsfest.

Weite Fläche mit weißen Bögen eines abgebauten Zirkuszelts, davor Zirkuswagen und Lkw-Zugmaschinen, rechts Bäume auf Hügel, ein sonnenbeischienenes Denkmal mit Säulen

Theresienwiese Richtung Circus Krone im Abbau.

Asphaltierter Weg zwischen Bürogebäuden, gesäumt von mittelgroßen, weiß blühenden Bäumen

Zierapfelblüte vorm Bürohaus doch nicht verpasst!

Überraschend geordneter Arbeitsvormittag: Nach dem langen Wochenende hatte ich das Postfach mit schützend zusammengekniffenen Augen geöffnet, aber es ergoss sich keineswegs ein Strom von neuen Aufgaben. Blöderweise entwickelte sich aber das komische Kopfweh zu Hackbeilchen über linkem Auge, eigentlich mein typischer Migräne-Kopfschmerz. Das es mir ansonsten ganz ok ging, hielt ich lediglich mit Ibu gegen, erfolgreich. Meiner bösen Wade ging es besser, was mir bewusst wurde, als es mir vor einem Termin pressierte und ich einen langen Gang runterrannte – ohne Probleme.

Eine berufliche Geselligkeit hielt mich von meinem Mittagscappuccino fern, ich genoss das Draußen nur bei einem kurzen Abstecher zum Briefkasten.

Um die Mittagszeit knurrte dann doch endlich mein Magen: Es gab Apfel sowie Mango mit Sojajoghurt.

Nachmittag mit Schreibtischarbeit und mehreren Besprechungen (Dienstag ist der neue Montag).

Erfolg des Tages: Die Kanne Kräutertee reichte genau so lang wie mein Durst.

Auf dem Heimweg den gestrigen Feiertag begangen: Osterschokolade-um-die-Hälfte-Tag!

Ausschnitt eines Supermarktkassenbands schräg von oben, darauf ein Haufen Osterschokolade, darunter Osterhasen und Packungen mit Ostereiern

Das muss inklusive der Osterschokoladengeschenke aber wirklich bis Ende Mai reichen!

Außerdem noch beim Vollcorner Lebensmittel eingekauft.

Daheim die Abschlussfolge des ersten 30-Tage-Programms von Yoga with Adriene geturnt, auch hier schon ohne Ansagen: Die 20 Minuten gestaltete ich diesmal tatsächlich einfach mit den Yoga-Gymnastik-Bewegungen, nach denen mir gerade war.

Kaltes Nachtmahl: Wir hatten aus Ingolstadt geräucherten Saibling mitgebracht, den gab es mit selbstgebackenem Brot, Bruder-geriebenem Meerrettich, Chicoree-Salat mit Joghurtsauce. Nachtisch reichlich Osterschokolade.

Die Nachrichten wurden weiter dominiert vom Tod des katholischen Religionsführeres, die 20-Uhr-Tagesschau machte wieder damit auf. Da ich bei derart vielen Prämissen des Katholizismus nicht mitgehe (angefangen mit: Gott?), komme ich nicht in entfernteste Sichtweite einer Meinung zu konkreten Oberchefs dieser Community (bis auf den nicht verhandelbaren Kern meiner Maßstäbe: Menschenrechte). Zudem: Nach meiner Beobachtung picken sich Religiöse ohnehin die Details ihrer Glaubensrichtung samt Fundament raus, die ihnen halt jeweils am besten in den Kram passen – auch wenn diese Details einander von Fall zu Fall widersprechen.

Früh ins Bett zum Lesen, Jeanette Winterson, Oranges Are Not The Only Fruit ausgelesen, hm, hm. Ich werde Hintergründe recherchieren müssen.

Journal Ostermontag, 21. April 2025 – Familienosterfrühstück

Dienstag, 22. April 2025

Vom Wecker (weil Pläne) in die Verwirrung geschubst worden, der eigentlich gute Schlaf hatte unangenehme Träume mitgebracht, außerdem hatte immer wieder das Fußgelenk unter der rebellischen Wade geschmerzt (?).

Bepackt machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, bestiegen einen Zug nach Ingolstadt zu meinen Eltern: Familienostern mit erweiterter Bruderfamilie und den lieben Schwiegers.

Unterwegs erreichte mich die Nachricht vom Tod des katholischen Religionsführers, Papst Franziskus. Erinnerung an mein 6. Schuljahr, in dem wir im katholischen Religionsunterricht das Papsttum durchnahmen, dazu gehörte auch das Lernen der Daten zum aktuell amtierenden Papst: 1978 war das Papst Paul VI. Zunächst. Denn der starb Anfang August. Im neuen Schuljahr gab’s unter demselben Religionslehrer einen neuen Papst, Johannes Paul I. Auch dessen Lebenslauf mussten wir lernen. Doch ausgerechnet 1978 wurde das Drei-Päpste-Jahr: Johannes Paul I. starb nach 33 Tagen im Amt, sein Nachfolger wurde im Oktober 1978 der Pole Karol Wojtyła als Papst Johannes Paul II. – schon wieder mussten wir Lebensdaten lernen. Damals war ich ja noch gläubig, aber als Schülerin fühlte ich mich ein wenig angepisst.

Bei meinen Eltern große Ostertafel:

Blick auf eine für 12 Personen festlich gedeckte Tafel mit Platten Wurst und Käse

Zum Festmahl gehörten auch eine vegane Option und selbst mitgebrachte Sonder-Lebensmittel, hier die traditionell österliche Schnittmenge aller Ess-Ideologien:

Aufsicht auf den Ausschnitt eines gedeckten Tischs, eine Schüssel mit weinrotem Mus, ein offenes Glas mit Meerrettich

Pürierte rote Beete, geriebener Meerrettich (dank an den Bruder für die tränenreiche Arbeit!). Nach einem Glas Begrüßungssekt zum Anstoßen bediente ich mich an Stadtwurst, Osterschinken, Zungenwurst, Schweinskäs, gekochten Eiern (von Wachtel und Huhn), aß dazu Brot und Osterzopf – alles ganz besonders gut.

Ausführliches Schmausen, ausführliche Gespräche mit ausgesprochen sympathischen Menschen. Eine der vielen spannenden Neuigkeiten: Wir werden vorausichtlich bald jemanden in der Familie haben, der im Deutschen Bundestag arbeitet.

Ein kleines Grüppchen gab dem Bedürfnis nach Draußen und Bewegung nach, es war sonnig und warm geworden (Schmerzenswade deutlich besser).

Bahngleise auf Schotter durch Wiese und Auen im Sonnenlicht, links start angeschnitten das Andreaskreuz eines Bahnübergangs

Blick über ein Brückengeländer auf einen schmalen Bachlauf, von beiden Seiten überwachsen von frühlingsgrünen Büschen im Sonnenlicht

Die Runde wurde länger als geplant, weil wir zum einen dem Gründungsleiter des Jugendchores begegneten, in dem wir alle nacheinander gesungen haben (wohnt in der Gegend, stieg gerade auf sein sehr großes Motorrad), es zum anderen einfach zu schön da draußen war.

Zurück bei meinen Eltern wurden wir bereits ungeduldig zum nächsten Programmpunkt erwartet: Torte!

Eine Frau mit kurzen weißen Haaren und Brille in grünem Kleid schneiden gerade eine Torte an, helle Creme, die von Waffelröllchen mit Schokolade umgeben ist

Foto: Neffe 2

Weißer Kuchenteller mit einem Stück Torte mit Schokoboden und heller Creme, im Hintergrund Osterdeko

Die Eierlikörtorte schmeckte mindestens so gut, wie ich das in Erinnerung hatte. Mehr Austausch und Gespräche, ich genoss das sehr.

Ereignislose Heimfahrt mit der Regionalbahn. In München war es nicht ganz so warm wie in Ingolstadt.

Daheim Räumen, eine Runde Yoga-Gymnastik. Weder Herr Kaltmamsell noch ich hatte auch nur eine Spur von Hunger oder Appetit – wir ließen Abendessen ausfallen (ausgesprochen selten).

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Capybaras sind sehr niedlich. Bis sie zu Hunderten in Wohngebieten leben, zum Beispiel in einem reichen Vorort vor Buenos Aires.
“Hundreds of Giant Rodents ‘Conquered’ This Town. Now What?”

via @sauer_lauwarm

Thirty years ago, Nordelta was largely untouched wetlands where capybaras roamed freely, hunted by pumas, jaguars, caiman and sport hunters. In the late 1990s, Mr. Constantini began transforming the area with roads, ponds, mansions, condo towers, a shopping center and a golf course designed by the American golfer Jack Nicklaus. Construction has been nearly nonstop — with 17 more buildings underway now — and it is now home to some of Argentina’s richest people.

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Ich mag die Gedanken von Cory Doctorow zur negativen Entwicklung des Internets, weil er im Grunde Technikfan ist: Seine Warnungen basieren nie auf “DIE MASCHINEN WERDEN DIE WELTHERRSCHAFT ÜBERNEHMEN!!1!11”, sondern auf der Wut darüber, dass schlechte Menschen die Möglichkeit kaputt machen, die Welt mit Technik grundlegend zu verbessern.
“Plattformverfall
Die Verschlimmscheißerung von allem”.

via @aleks

Doctorow nennt in diesem ausführlichen Artikel auch Hebel, die diese Entwicklung stoppen könnten.