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Journal Freitag, 24. März 2023 – ChopChop vor Urlaub

Samstag, 25. März 2023

Letzter Arbeitstag vor Urlaub, und der Urlaub fühlte sich wie eine weitere belastende Aufgabe an.

Die letzte Phase der Nacht war doof: Ich träumte von einem Besuch bei Brüllens, und ich nörgelte an allem in ihrem Haus herum, vor allem an der neuen Küche, die sie vollverfliest mit weißen und beigen Kacheln ins neue Bad übergehen ließen, das war ja wohl total bescheuert. Ich machte alles runter, von Farb- über Materialauswahl bis Proportionen. Die vier standen betreten über mein peinliches Verhalten höflich rum.

Aus grauem Himmel fielen ein paar Tropfen, ich nahm einen Schirm mit und war froh drüber. Vor dem Verkehrsmuseum gaben die ersten Kastanien Pfötchen (erst kürzlich von einem Baumpflegetrupp gehörigen zusammengestutzt).

Viel ChopChop zur Urlaubsermöglichung.

Mittags ein letztes Blaukraut-Steak vom Vorabend, auch kalt sehr köstlich (Idee für ein Buffet?). Vor dem Bürofenster sah ich immer wieder Regenduscher.

Der letzte Job des Tages (Bereinigung eines Datenbank-Exports) dauerte ewig, weil ich eigentlich nicht mehr konnte. Größte Herausforderung dabei: Nicht zu vergessen, das Ergebnis auch abzuschicken.
(Und dann den Arsch hochzukriegen zum Heimgehen: Ich war so erledigt, dass einfaches Rumsitzen im Büro als Alternative ausgesprochen attraktiv erschien.)

Nach Hause in ernsthaftem Regen unter Schirm, kurzer Supermarktabstecher u.a. für Reise- und Wanderproviant.

Daheim erst mal Erledigungen (ein weiterer Grund, warum mich nicht mal der Feierabend freute), unter anderem wollte ich das Angebot meiner Krankenkasse wahrnehmen, einen Teil der Kosten für meine Zahnreinigung zu erstatten. Dazu hatte ich mir auf deren Website einen Account angelegt, eine Woche auf das postalisch gesendete Erst-Passwort gewartet. Jetzt stellte ich fest, dass dieser Account nicht reichte: Ich musste auf mein Smartphone eine App laden, neben Passwort eine PIN vergeben, einen QR-Code scannen – dann erst konnte ich auf der Website ein Online-Formular ausfüllen, ein Foto der Zahnarztrechnung hochladen. Ich sehe immer schwärzer für die elektronische Patientenakte: Damit sind die Kassen überfordert, die Patien*innen sowieso, außerdem die meisten Arztpraxen.

Jetzt erstes Packen für die Harz-Reise, die wir am Samstag antreten (und für die Schnee angekündigt ist).

Und dann endlich, endlich sowas wie Entspannung, Start mit Yoga, eine weitere Übung in australischem Akzent mit Two Birds Yoga.

Das war schon mal eine gute Idee.

Nächster Entspannungsschritt: Alkohol. Herr Kaltmamsell servierte als Aperitif Negronis, ich öffnete zum Nachtmahl eine Flasche Rioja, die mein Vater mir zugesteckt hatte, weil sie mir bei ihm schmeckte: Cepa Lebrel Crianza 2017. Spanisch genug, dass Herr Kaltmamsell ihm mochte, holz- und fruchtfrei genug, dass ich ihn mochte. Half ebenfalls.

Nachtmahl selbst: Ernteanteil-Spinat scharf mit Kichererbsen, Ernteanteil-Ofenkartoffeln, Entrecôte. Nachtisch Schokolade (zu viel, ich ging mit Bauchweh ins Bett).

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Dank an Croco für die Erinnerung, dass Maren Kroymann Göttin ist.
“Wie schaffst du das eigentlich, immer so perfekt auszusehen?”
(Lassen Sie sich von den vielen Einblendungen davor nicht abschrecken, kann man auch ohne Tiktok-Konto ansehen.)

Journal Donnerstag, 23. März 2023 – Prä-Urlaubs-Gehirn im Zickzack

Freitag, 24. März 2023

In der Nacht wieder eine Krampfattacke, durch Aufstehen und Aushängen in Yoga-Vorbeuge konnte ich sie stoppen.

Der Morgen startete gemischt trübe, mein Gemüt mit Gewitterwolken (inklusive ersten Blitzen).

Die Magnolie vor der Villa Wagner beim Entfalten. Ihre volle Pracht werde ich dieses Jahr wegen Urlaubs wohl verpassen.

Der Tag blieb eher grau, die Luft mild.
Schon am Vormittag schlugen meine inneren Gewitterwolken leider einmal in Bösartigkeit um.

Mittagessen Quinoa vom Vorabend, außerdem Crowdfarming-Avocado mit Grapefruit.

Extremes Stubenfliege-an-Fenster-dotz-Hirn (ja, auch Neurotypische kennen das).
Apropos: Hat Nikolai Rimski-Korsakow das Musikstück wirklich “Hummelflug” genannt? Das ist doch sowas von überhaupt nicht, wie Hummeln fliegen! (Außer vielleicht in halbem Tempo, höchstens.)

Und noch ein Menschen-Ding und noch ein Querschuss, MenschMenschMensch, Querschuss, Mensch, von einem davon erfahren, dass gestern Ramadan begann (“Fastest du?” “An manchen Tagen.”), Querschuss, Querschuss – gleichzeitig musste ich die lange und sich verändernde Liste von Erledigungen vor Urlaub im Auge behalten. Kein Vergnügen, kann ich den Ponyhof nochmal sehen?

Nach Feierabend ging ich in vereinzelten Regentropfen zu meinem Enthaarungstermin, den ich eigentlich schon lange herbeigesehnt hatte – der mich aber jetzt belastete, weil mir dadurch schon wieder Zwischenmenschliches bevorstand: Die temperamentvolle Sardin würde mich nicht ohne intensiven Austausch davonkommen lassen. Und so war es dann auch. Auch wenn dazu gehörte, dass mir etwas vorgesungen wurde: Ich werde anregen, die Entwicklung des Care-o-bots in Richtung Kosmetik voranzutreiben.

Daheim fiel ich erst mal in Herrn Kaltmamsells Zimmer (und unter seinen Augen) dramatisch Gesicht-voran auf sein Bett. Aber nach ein wenig Jammern war ich bereit für Yoga-Gymnastik: Diesmal probierte ich eine Folge Two Birds Yoga aus. Gefiel mir gut, auch wenn ich mich zusätzlich anstrengen musste: Den australischen Akzent verstand ich oft nur mit Hingucken.

Herr Kaltmamsell servierte aus eben geholtem Ernteanteil das Nachtmahl.

Blaukraut-Steaks aus dem Ofen mit Mozzarella/Ziegenkäse überbacken, dazu Ruccola und gebratene Kartoffelwürfel: Sehr großartig. Nachtisch Schokolade.

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Nun zu Schlampereien anderer Spezies, z.B. zu Taubennestern. Anlässlich eines solchen verlinkte @pinguinverleih einen Artikel vom August 2022:
“Why Do Pigeon Nests Look So Shitty? An Investigation”.

Just because pigeon nests look useless to us does not mean they are useless to pigeons. Most humans, as non-birds, have no relevant expertise in evaluating whether a nest is good or bad. “There’s this idea that the whole group of pigeons and doves are notoriously not the best nest-makers, but that’s putting our own human constructs on it,” said Carlen, now at Washington University in St. Louis, who is one of the few humans actually qualified to judge a pigeon nest.

To appraise whether a pigeon nest is good or bad, you must try to understand the nest from the perspective of a pigeon. As Carlen sees it, a pigeon nest has one ultimate goal: to create an area where the egg will not roll away.

Darin unter anderem der Link zu einem Twitter-Kanal, der Fotos von solchen lächerlichen Taubennestern sammelt (DAFÜR wurde das WWW erfunden, genau dafür!).

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Ein Bild von Marlene Dietrich, das ich noch nicht kannte.

Journal Mittwoch, 22. März 2023 – Am interessantesten war der Beifang aus dem Internetz

Donnerstag, 23. März 2023

Nach eigentlich gutem Nachtschlaf geschätzt eine Stunde vor Weckerklingeln mit Angst und Sorgen verbracht, müde aufgestanden.

Ein sonniger Morgen, auf dem Arbeitsweg fotografierte ich an der Anglerstraße Westend-Fauna, die vom Morgenlicht ideal ausgeleuchtet wurde.

Dieselbe Sonne wärmte mein Büro, bald hatte ich das Fenster gekippt und freute mich über Frühlingsluft.

Mittags testete ich ein Hole-in-the-wall-Café, an dem ich oft vorbeigehe, auf Cappuccino-Tauglichkeit.

War in Ordnung, aber der Verlust des Emilo schmerzt weiter.

Mittagessen: Ernteanteil-Äpfel, Birchermuesli mit Joghurt.

Am Nachmittag war mir zittrig und schwindlig, und seit ein paar Tagen plagt mich wellenartig komisches Bauch-/Kreuzweh, dass sich wie Menstruationsschmerzen anfühlt.

Auf dem Heimweg genoss ich das Licht und die Luft.

Bavariapark.

Daheim erst mal Tüchtigkeit: Ich pflanzte einen Ableger der Efeutute ein, der nach vielen Wochen endlich Wurzeln bekommen hatte. Das ging schneller als erwartet, ich hatte noch Zeit für Yoga-Gymnastik.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell bayerischen Quinoa mit Röstzwiebeln (Mejadra-Stil) und Petersilie mit Ofen-Karotten aus Ernteanteil – sehr gut. Nachtisch Schokolade.

Wieder früh ins Bett zum Lesen, Pantopia von Theresa Hannig liest sich gut (ist nur deutlich länger als erwartet, ich hatte nicht mit einem 560-Seiten-Ziegel gerechnet – wobei der Ziegel ja nur in meiner Vorstellung existiert, ich lese eine Datei).

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Folge 1 hatte ich schon verlinkt, jetzt ist der ganze Vortrag von Prof. Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück, in Schnippseln bei tiktok – Soziologie ist so erhellend!
Der Titel “Superdiverse Klassengesellschaft” weist darauf hin: El-Mafaalani erläutert seine Analyse, wie die breite Einwanderung der vergangenen Jahrzehnte die deutsche Gesellschaft verändert hat, auch vor dem Hintergrund der Beteiligung anderer Minderheiten am gesellschaftlichen Leben, darin definiert er unter anderem das Integrationsparadoxon, das zu neuer gesellschaftlicher Ungerechtigkeit führt. (Ohne Handlungsempfehlungen, nur Feststellungen und Analysen.)

Hier geht’s nochmal los mit Teil 1, von dort aus kann man sich durch die nächsten Folgen bis Teil 7 klicken.

Für mich unter anderem erhellend in Teil 5: Die unterschiedlichen Erwartungen an Diskriminierungsfreiheit bei verschiedenen Einwanderergenerationen. Und am Ende der Hinweis: Herrschaftssysteme sind nicht logisch, deshalb lassen sie sich auch nicht mit Logik bekämpfen.

Nachtrag: Sigrid hat in den Kommentaren auf den YouTube-Film hingewiesen, der den gesamten Vortrag zeigt.

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https://youtu.be/ggFx590Acj8

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Auch andere machen sich Gedanken über die Grenze zwischen self care und Egoismus/Rücksichtslosigkeit.
“Mir war danach
U-Bahn Gedanken”.

via Buddenbohm & Söhne

(In einem Fall habe ich nach langen Jahren des Haderns den Kontakt abgebrochen, da irgendwann die Zuneigung verschwunden war. Schlagartig hatte ich in meinem Leben eine kontinuierliche Ärger-Quelle weniger – das ist vermutlich genau self care.)

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Ebefalls Buddenbohm hat mich auf diesen Artikel gebracht: Ein Autor von Krautreporter arbeitet drei Monate als Lehrer. Als Studiendirektors-Gemahlin1 bin ich natürlich befangen, doch ich warte seit vielen Jahren vergeblich auf eine solche Reportage, die als Resümee zieht: “Ois easy, stellt euch nicht so an.” Obwohl das für jede Journalistin, jeden Journalisten der Coup des Lebens wäre.
“DIESER VERDAMMTE LÄRM!”

Wir werden nicht zu einem guten Koch, nur weil wir jeden Abend im Restaurant essen. Logisch. Und trotzdem meinen wir, Lehrer:innen ihren Job erklären zu können, nur, weil wir selbst mal Schüler:in waren.

Übrigens endlich der letzte Anstoß, der mich zu einer bezahlten Krautreporter-Mitgliedschaft gebracht hat. Das Konzept finde ich eh super (Genossenschaften FTW!) und eine mögliche Zukunft für unabhängigen Journalismus.

  1. Immer noch im Rennen für meine Grabaufschrift. []

Journal Dienstag, 21. März 2023 – Ende des Urlaubskassentopfs

Mittwoch, 22. März 2023

Blablabla Arbeitsweg.

Blablabla Bürotag, viel Menschliches, kleinteilige Aufgaben, an viele Dinge gleichzeitig denken müssen.

Blablabla Mittagscappuccino (angenehm ohne Mütze und Handschuhe), Mittagessen Avocado und Pumpernickel mit Butter.

Blablabla bisschen Sonne.

Heimweg über die Bank, um einen Sack Münzen für Urlaub einzuzahlen. Mittlerweile beträgt die Gebühr für Münzeinzahlung 7,50 Euro – Anlass, über ein Ende dieser Form der Urlaubskasse nachzudenken. Seit über 20 Jahren leeren Herr Kaltmamsell und ich abends die Kleingeldfächer unserer Geldbörsen in einen Topf; anfangs ergab das wirklich einen guten Grundstock für die Bezahlung unserer Urlaube. Doch irgendwann konnten wir uns Reisen (und wir machen ja keine luxuriösen) bequem aus unserem laufenden Einkommen leisten, durch Corona war immer mehr bargeldloses Zahlen möglich und es dauerte immer länger bis der Tontopf voll wurde. Und jetzt auch noch diese beträchtliche Gebühr. Beim Heimkommen besprachen ich all das mit Herrn Kaltmamsell und wir waren uns einig: Ende des Münzsammelns als Urlaubskasse. Womit die letzte Gelegenheit wegfällt, persönlich auf Mitarbeitende meiner Bank zu treffen.

Ich bin derzeit in einem Maß angespannt, dass mir nichts mehr zur Entspannung einfällt. Aber auch gestern tat die Yoga-Gymnastik einfach gut.

Das Nachtmahl hatte ich bei Herrn Kaltmamsell bestellt: Ich wünschte mir das Ernteanteil-Weißkraut als Krautstrudel mit Mürbteig aus Katharina Seisers Österreich vegetarisch.

Gelang ihm ganz hervorragend (viel hübscher als meine Versuche), dazu Schnittlauch-Sauerrahm und Ajvar, köstlich, ich aß zwei solche Teller.

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Reflektierte Geschichten von Hundehalter*innen über ihre Hunde finde ich sehr spannend. Die von Dalcash Dvinsky habe ich ja hin und wieder verlinkt: Er investiert viel Energie in das Zusammenleben mit seinem Schlittenhund Bunny, mit dem die Vorbesitzer nicht zurechtkamen (und lässt mich meinen Hundewunsch für die Zeit nach dem Erwerbsleben überdenken).
Jetzt hat auch Stefan Niggemeier über die Jahre mit seinem Hund Bambam geschrieben, der mir seit Jahren als Teil seines Lebens vertraut ist.
“Bambam”.

Diese ganzen Geschichten, von denen man hört und liest, von Hunden, die genau spüren, wenn einem was fehlt, und die dann ankommen und einen trösten, oder diese Sprüche, dass Hunde die besseren Freunde oder Partner sind, weil sie bedingungslos und vorurteilsfrei lieben – mit all dem kann ich nicht dienen. So ist er nicht.

(…)

Emotionen zu zeigen, positive noch dazu, ist nicht sein Ding. Freudiges Schwanzwedeln ist fast ausschließlich für andere Hunde reserviert. Einmal in einem Restaurant hat ihn ein Mädchen bestimmt zehn Minuten lang gestreichelt, ohne dass er ein einziges Mal ein offensichtliches Zeichen machte, dass ihm das gefiel. (Ich glaube, es gefiel ihm.)

Von einem besonders lieb gewonnenen Hund im Internet mussten wir uns gerade verabschieden: Nami. Über viele Jahre habe ich mitverfolgt, wie das Pe-Kollektiv und das anfangs so überdrehte Follein Hund zusammenwuchsen, wie sie Wald und Flur entdeckten – hier finden sich noch viel mehr Bilder, außerdem hier. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie still es jetzt im Haus ist.

§

In letzter Zeit spielt in meinem Kopf oft Isao Tomita. Unser Musiklehrer hatte uns in der Mittelstufe mit seinen elektronischen Einspielungen von Debussy und Mussorgski bekannt gemacht – und ich war sofort gefangen (so habe ich Debussy und “Bilder einer Ausstellung” kennengelernt, mei). Elektronischen Sound mochte ich damals ja bereits bei Kraftwerk.

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https://youtu.be/PBWm0gaqtHo

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https://youtu.be/LU236WrFlJw

Journal Samstag, 18. März 2023 – Körpertüchtigkeit in Frühlingssonne

Sonntag, 19. März 2023

Mittelgute Nacht mit einer überraschenden Krampf-Unterbrechung (linke Wade, als ich den Fuß dagegen hochzog, gleich Fußsohle und Zehen, Aufstehen und Yoga-Vorbeuge halfen), aber Schlaf bis sieben.

Gemütlicher Morgen, ich konnte den Tag frei planen. Als Wetter war ein schönes angekündigt, das tatsächlich eintrat. Doch als ich mich vormittags per Rad zum Olympiabad aufmachte, brauchte ich noch leichte Mütze und Handschuhe.

Nach dem nächtlichen Krampf hatte ich auch Waden- und Zehenkrämpfe im Becken befürchtet, doch ich blieb verschont, konnte im nicht zu kalten Wasser bei wenig Belegung kraftvoll und ruhig meine 3.000 Meter durchziehen.

Schon früh ließ ich beim Wenden eine Schwimmerin vor, die ein wenig schneller war als ich – und ich weiß doch, wie nervig das sein kann, weil nur wenig langsamere Schwimmerinnen so schwer zu überholen sind. Beim kurzen freundlichen Austausch (“Mögen’S vor?” “Ach, das ist nett.”) sah ich, dass sie deutlich älter war als ich. In Kombination mit dem Neid auf die flotte Wander-Rentnerin am Freitag wurde mir klar: Mir (!) ist wirklich scheißwurscht, wie alt ich aussehe – solange mein Körper tüchtig ist. Meintwegen halten mich die Leute mit 65 für 80, solange ich gehen, wandern, schwimmen, treppensteigen, mich drehen und wenden kann, auf- und niedersetzen.

Ich hatte ja schon während meiner ersten Reha vor vier Jahren festgestellt, wie sehr ich mich über meine Körpertüchtgkeit definiere, dass es mir an die Substanz geht, wenn sie fehlt. Und während andere sich plastisch operieren lassen, damit sie ihrem Schönheitsbild entsprechen, habe ich mein kaputtes Hüftgelenk durch ein künstliches ersetzen lassen, um mir Beweglichkeit zurückzuholen (na gut, und gegen schlimmen Dauerschmerz sowie für Nachtschlaf). Ich hoffe auf einen so langsamen Verlust dieser Körpertüchtigkeit durchs Altern, dass ich damit umgehen kann. (Habe meine Mutter im Ohr, die irgendwann von einem Wanderurlaub in Südtirol zurückkam: “Oiso woaßt, jetzt ham’s die Berge einfach höher gemacht! Desmoi war’s viel anstrengender hochzukommen und hat auch viel länger ‘dauert.” Das wär’s.)

Als ich wieder auf mein Rad stieg, dominierten im Olympiapark bereits die kurzen Ärmel.

Größte Gefahr im gestrigen Radelverkehr: Fußgänger, die ohne zu schauen plötzlich auf Radweg oder Straße ausscherten. Und wie bei jeder Nutzung ärgerte ich mich über die Verkehrsführung am Stiglmaierplatz, die an der roten Ampel wartende Radler*innen so auf dem Radweg platziert, dass die Grün habenden nicht vorbeikommen oder in anfahrenden Radverkehr crashen. Hier ist der Missstand so tief strukturell, dass er sich halt nicht mit Farbe auf dem Boden korrigieren lässt.

Daheim öffnete ich erst mal Balkontüren und Fenster, um Sonne und warme Frühlingsluft hereinzulassen. Draußen sah ich sogar Sommerkleidchen. Frühstück um zwei: Zwei weiche Eier, zwei Dim-Sum-Dampfnudeln vom Vorabend.

Fürs Abendessen benötigte Herr Kaltmamsell noch ein paar wenige Zutaten, Anlass für Verlassen des Hauses. Ich spazierte zum Vollcorner und mit einer großen Schleife über die Theresienwiese (viele Leute, die spazierten, sportelten, sich in Gruppen trafen) zurück. In einem Hinterhof an der Beethovenstraße wurde sogar gegrillt.

Der faszinierende Herr ist an der Lessingstraße zu finden und gehört zur Medizinischen Lesehalle – die, wie ich jetzt weiß, ursprünglich als Kunstgalerie erbaut wurde, das erklärt auch die Medizin-fernen Skulpturen und Reliefe drumrum.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen: Jana Thieles Gebrauchsanweisung für den Harz, eine Leihgabe des dorthin ausgewanderten Freunds, bereitete mich auf den ersten Teil meines Urlaubs vor, auf ein paar Tage in Goslar. Sehr charmant und in dem subjektiven Blog-Tonfall geschrieben, den ich an Reiseliteratur schätze; nur an der fehlenden Erwähnung des Klimawandels merkte ich, dass es nicht ganz aktuell ist (veröffentlicht 2014).

Ein Stündchen Lektüre der Wochenend-Süddeutschen, eine Runde Yoga-Gymnastik mit “Restorative” im Titel – war mir sogar für das Ziel Dehnen ein wenig zu langsam.

Herr Kaltmamsell servierte tex-mex Nachtmahl:

Ofenkartoffeln (Ernteanteil) mit Käse und Sauerrahm, besonders gute Guacamole (Corwdfarming-Avocados), schwarze Bohnen mit Tomate – alles köstlich. Davor gab es von meinen Eltern hergstellten Schlehenlikör Pacharán auf Eis, danach Süßigkeiten.

Als Abendunterhaltung schaffte ich endlich die Doku von 2020 über die Frauen im westdeutschen Bundestag, die sich als erste dort politische Macht holten.
“Die Unbeugsamen”.

Gut und sorgfältig gemacht, beeindruckende Menschen. Einige davon erzählten als alte bis greise Frauen in der Rückschau von ihrem Weg, durch Bewegungen wie #metoo ermutigt auch von sexuellen Übergriffen (inklusive der Erkenntnis: Hätten wir früher darüber gesprochen, wäre das nicht so lange durchgegangen.). Noch bis 7. Mai in der Mediathek, Empfehlung.

Im Bett (seit sehr Langem mal wieder leichter Chlorschnupfen) nahm ich mir meine nächste Lektüre vor: In der Münchner Stadtbibliothek hatte ich meine Vorbestellung nach zwei Wochen Warten herunterladen können, Theresa Hannig, Pantopia. (Mit dieser zweiten Onleihe dort haben sich meine 20 Euro Jahrebeitrag bereits amortisiert.)

§

Hintergrundberichte zum Beruf anderer finde ich immer hochgradig spannend. Hier erzählt die Chefin einer Flugzeug-Kabinenbesatzung in einer ersten Folge, woraus ihr Job bis zum Betreten des Flugzeugs besteht.
“Workday – Teil 1”.

Journal Freitag, 17. März 2023 – Benommener Frühlingsvormarsch

Samstag, 18. März 2023

Tief geschlafen, der Wecker holte mich selbst ein wenig vorgestellt viel zu früh in den Tag.

Benebelt und dumpf absolvierte ich meine Morgenrituale (Schlumpfklamotten anziehen, Milchkaffee und ein Glas Wasser zum Bloggen, Brotzeit einpacken, Bett machen und Kleidung rauslegen, währenddessen Wohnung lüften, Zeitung aus dem Briefkasten holen, keine Bank- und Seitstütz weil Zeit zu knapp, Zähneputzen, Duschen, Körperpflegen, Schminken, Anziehen) und marschierte durch Morgensonne in die Arbeit.

Ich begegnete einer Frau in deutlichem Rentenalter, die in Wanderkleidung (Wander-Leggins, Wanderstiefel, Rucksack) schwungvoll federnd Richtung U-Bahn ging, mutmaßlich zu einem Wandertag. Ich wäre so gern sie gewesen.

Im Büro hielt die Dumpfheit im Hirn an, Arbeit war müh- und langsam. Vor allem freute ich mich seit Aufwachen auf den Abend mit einem heimgekehrten Herrn Kaltmamsell – am Schreibtisch merkte ich, wie viele Stunden noch dazwischenlagen. Ich nahm mir Datenbankarbeiten vor und verschob alles mit menschlicher Beteiligung (jetzt werden Sie sagen: “Das war aber ungeschickt, denn Datenbanken können warten, Menschen hingegen werden ungeduldig!” – jajaja, auch das erledigte ich noch vor Mittag).

Mittags gab es Äpfelchen, Sahnequark mit Joghurt, eine Orange. Der Nachmittag verging dann doch schnell, ich machte mich pünktlich auf den Weg nach Haus, kurzer Einkaufsabstecher beim Vollcorner. Es roch nach Frühling, ich benötigte weder Handschuhe noch Mütze, öffnete nach einer Weile auch meinen Janker.

Vorpreschende Zierkirsche am Bavariaring (vor einem der letzten verbleibenden Bombenloch-füllenden Gebäude, sonst sind diese mittlerweile durch schicke Neubauten ersetzt).

Daheim machte ich mich gleich an die Zubereitung des Abendessens: Es sollte Italienische Dim-Sum-Dampfnudeln mit Tomatensauce und Asia-Salat aus Ernteanteil geben (diese drei Bestandteile schaffe auch ich gleichzeitig servierfertig zuzubereiten, sonst mein großes Problem). Währenddessen kam Herr Kaltmamsell heim, zog sich aber erst mal in sein Zimmer zurück – bis ich während der letzten Gar-Phase Aperitif servierte: Cosmopolitans.

Zum Essen gab es Ziereisen Grauburgunder – ich hatte dann doch ein Kistlein geordert.

Alles war gelungen und schmeckte sehr gut. Herr Kaltmamsell erzählte von seiner Informatik-Didaktik-Fortbildung, Nachtisch Schokolade.

Mehr Madrid recherchiert. Unter anderem fand ich heraus, dass auch in der Madrider Innenstadt in der Karwoche heftig prozessiert wird. Noch hoffe ich, dass die Prozessionen uns nicht so sehr in unserer Bewegungsfreiheit einschränken wie vor 20 Jahren in Andalusien.

§

Fotorückblick!

Vor zehn Jahren – Erinnerung an den wunderschönen, edlen Max-Mara-Mantel, der mir in den darauffolgenden Sommermonaten aus unserem Kellerabteil gestohlen wurde.

Auch vom März 2003 finde ich kein Foto von mir – also gibt’s Vorschuss für April: Ein vorgezogenes Bild aus unserer Kabine auf der alten Queen Elizabeth 2, mit der wir im April 20222003 den Atlantik kreuzten von Southampton nach New York.

Vom März 1993 finde ich leider auch keines.

§

Manche Leute behaupten, es gebe zu jedem gesellschaftlichen Thema einen passenden entlarvenden Calvin-and-Hobbes-Cartoon. Für die Erklärung von Bankenkrisen stimmt das schon mal.

§

Radler und Radlerinnen! Bitte gebt Handzeichen vorm Abbiegen/Ranfahren! Und zwar nicht, weil man euch das in der 3. Klasse für den Fahrradführerschein so gesagt hat, sondern weil es Basishöflichkeit gegenüber anderen Menschen im Straßenverkehr ist. Hier ein paar weitere Handzeichen:
“Copenhagen Cycling Signals”.

Journal Donnerstag, 16. März 2023 – Geburtstagsbesuch in Ingolstadt

Freitag, 17. März 2023

Nacht deutlich besser, ich wachte nur eine knappe Stunde zu früh auf – bei ohnehin früher gestelltem Wecker, ich wollte das Morgensport-Modell vom Vortag wiederholen.

Das klappte auch, um halb sieben war es an diesem klaren Morgen hell genug, dass ich meine Runde Yoga-Gymnastik ohne künstliches Licht turnen konnte.

Umständehalber radelte ich in die Arbeit: In Abwesenheit von Herrn Kaltmamsell war ich für die Abholung des Ernteanteils zuständig, ein Anschlusstermin (wie wir das in meiner Berufswelt nennen) erforderte dafür Tempo.

Die Sonne wärmte mein Büro, über einen emsigem Vormittag schaffte ich einiges weg, erledigte Gespräche, terminierte weitere. Wenn ich das Fahrrad schon dabei hatte, nutzte ich es mittags für eine Cappuccino-Empfehlung am Goetheplatz.

Heimeliges kleines Café, Cappuccino in Ordnung, ernsthafte Jazz-Beschallung.

Zurück am Schreibtisch Mittagessen zwischen Erledigungen: Etwas Blaukraut-Kimchi von Herrn Kaltmamsell (sehr gut!), restliche Linsen vom Vorabend, zwei wunderbare Tarocco-Orangen.

Unruhiger Nachmittag mit viel Belastendem, aber ich kriege halt Geld dafür, das mir spaßige Dinge ermöglicht.

Sehr pünktlicher Feierabend. Im Sonnenschein radelte ich zum Abholen des Ernteanteils (so sieht der diese Woche aus – allerdings war in unserer Kiste Asiasalat statt Mangold – bei mittlerweile versorgten 2.000 Haushalten kommte es immer wieder vor, dass ein geerntetes Gemüse nicht für alle reicht).

Daheim nur kurzes Verräumen, dann spazierte ich zum Bahnhof: Ich fuhr nach Ingolstadt, um mit meinem Vater seinen Geburtstag zu feiern.

Unterwegs in der Schwanthalerstraße ein wegges Haus fotografiert.

In diesem verschwunden Hotel Ecke Goethestraße hatte ich vor 20 Jahren mal eine Veranstaltung organisiert. Die Schwanthalerstraße verändert sich gerade durch ein paar große Neubauten – die Süddeutsche fasste zusammen (€):
“Wie eine Münchner Straße gerade ihr Schmuddel-Image verliert”.
(Bitte nicht ganz, ich bin immer froh, wenn ich München-Besucher*innen ein wenig Schmuddel präsentieren kann.)

Weil er beim Umbau des Hauptbahnhofs entfernt werden soll, bekomme ich schon heute beim Anblick des Grundig-Schriftzugs nostalgische Gefühle.

Ereignislose Fahrt durch den sinkenden Abend, ich las liegengebliebene Zeitungen auf. Meine Eltern holten mich vom Nordbahnhof ab, wir fuhren nach Gaimersheim, wo in einem italienischen Lokal bereits der größte Teil der Bruderfamilie auf uns wartete. Geplauder über Antipasti für alle, als Hauptspeise mit Spinat gefüllte Nudeltaschen für mich. Abschied von der Bruderfamilie mit: “Wir sehen uns in Madrid.”

Am Nordbahnhof stellte sich heraus, dass mein Zug zurück nach München gehörig verspätet eintreffen würde, ich marschierte einmal in die Innenstadt und zurück (dauert vom Nordbahnhof aus insgesamt 20 Minuten). Der Leerstand in der Fußgängerzone hat sich auf die großen Geschäfte ausgeweitet und wirkt immer grusliger, in der nächtlichen Verlassenheit nahm ein Auto einfach in mittlerem Tempo die Strecke längs durch die Ludwigstraße – gab ja keine Fußgänger, die gefährdet werden konnten.

Ich kam erst spät ins Bett.

§

Solche Threads darüber, wenn in der Landwirschaft mal richtig was schiefläuft (also konkret, nicht grundsätzlich), würde ich gerne auch auf Deutsch lesen. In diesem Fall richteten schlechte Schließen an Viehgattern großen Schaden an.


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