Journal Freitag, 3. Juni 2022 – Tierreicher Morgen
Samstag, 4. Juni 2022 um 7:26Der Morgen begann mit Spannendem aus dem Tierreich. Als ich nach der Krug zum Blumengießen griff, sah ich:
Ein Falke auf der Straßenlaterne! Beim vorsichtigen Fensteröffnen für ein besseres Foto flog er weg.
(Mit einer erwachsenen Kamera hätte ich natürlich viel bessere Fotos aufgenommen. Doch die beste Kamera, sagte ein Profi mal sinngemäß, ist die, die man dabei hat.) Als ich den Krug am Badewannen-Wasserhahn auffüllen wollte (in der Küche gibt es morgens nur handwarmes Wasser, fragen Sie nicht), sah ich ein sehr langbeiniges Insekt oder Spinnentier, ich zählte die Beine nicht, das vergeblich versuchte, aus der Badewanne zu entkommen. Mit übergestülptem Glas und einem Blatt Papier auf den Balkon gerettet.
Mein Weg in die Arbeit war beschienen von herrlichem Sommermorgenlicht.
Die Linden in den Startlöchern zum Blühen und Duften.
Im Büro zackige Emsigkeit. Bezeichnenderweise spürte ich keinerlei Letzter-Tag-vor-Urlaub-Gefühl: Mein System ist nicht auf Erholung oder Erleichterung eingestellt, sondern auf eine Woche mit weiteren Verpflichtungen. Eigentlich beängstigend. Auch sonst scheine ich überhaupt keine Karotte mehr am Horizont zu sehen, auf die ich meine delayed gratification-Energie richten kann. Werde ich auch in dieser Hinsicht gerade noch kaputter?
Zum Glück gab es für diese Urlaubswoche keine großen Übergaben, ich musste lediglich ein paar Leute mehrfach daran erinnern, dass ich nicht da sein würde.
Gegen (fast pünktlichen) Feierabend zog der Himmel immer dichter zu. Das war schade, denn die Zusammensetzung des Ernteanteils passte hervorragend zum klassischen ersten Abendessen auf dem Balkon: Salade niçoise.
Zu Hause kochte ich erst mal Waldmeistersirup aus allem vorhandenen frischen Waldmeister (eine wiederbelebtes Töpfchen vom Vorjahr und ein vor zehn Tagen gekauftes), werde aber auf die Minze im Rezept verzichten, um dem zarten Waldmeisteraroma genug Raum zu geben.
Dann war es noch früh genug am Abend für eine Runde Yoga, während draußen Gewitter und Regen einsetzten. Der Regen hielt die nächsten Stunden an, es war wirklich nichts mit Essen auf dem Balkon.
Der Aperol Spritz zur Feier des Wochenendes mal völlig uninszeniert in seinem natürlichen Habitat.
Für den Salade niçoise hatten wir nach Ersatz für den eigentlich wirklich ethisch nichts vertretbaren Thunfisch gesucht, Herr Kaltmamsell hatte Plantuna gefunden.
Textur ok, ein wenig gummig, Geschmack gut, allerdings ohne jede Fischnote. Wir aßen ein sehr gutes Nachtmahl, Nachtisch Berliner Pralinen.
Stand der Hormonersatztherapie: Die Glutattacken sind weniger geworden, aber nicht verschwunden. Im nächsten Zyklus werde ich die Tagesdosis Östrogen-Gel von Gynäkologinnenanweisung (ein Hub) auf Beipackzettel (zwei Hübe) erhöhen.