Journal Dienstag, 15. Dezember 2020 – Geschenkeeinpacken 2020

Mittwoch, 16. Dezember 2020 um 6:43

Morgens die Zeit vor der Arbeit nicht mit Sport oder Zeitunglesen verbracht, sondern mit dem Einpacken von Weihnachtsgeschenken. Langjährige Mitlesende wissen: Ein empfindliches Unternehmen, gefährlich vor allem für meine Ausgeglichenheit, denn Geschenkeeinpacken ist Basteln, und Basteln kann ich nicht. Doch es war eine gute Idee, die gelassenen Morgenstunden dafür zu nutzen, vor allem mit der Selbsterlaubnis, nicht fertigwerden zu müssen. So ließ ich zwei Geschenke übrig für nach Feierabend.

Ich ging zu Fuß in die Arbeit unter gemischtwolkigem Himmel und in mittelmilder Luft – genoss das sehr und freute mich ungemein, dass Fußweg in die Arbeit wieder eine Option ist.

Viel manuelle Arbeit, gegen den Hunger Mango mit Joghurt und ein Stück Brot.

Vom Büro fuhr ich direkt zum Reha-Sport. Zwei Drittel meines Programms absolviert, dann hatte ich meinen letzten Physio-Termin (der ganz ausgezeichnet war, diesmal hatte ich den Eindruck, dass sich wirklich um mein ganz konkretes Hüftgelenk gekümmert wurde), bevor ich fröhlich und munter mein Reha-Programm abschloss.

Daheim war ich sehr hungrig, aß Käse und Sauerteigcracker.

Abschluss des Geschenkeinpackens, dieses Jahr tat es wirklich gar nicht weh.

Zum Abendessen servierte Herr Kaltmamsell die zweite Hälfte der mächtigen Sellerieknolle aus Ernteanteil: In Scheiben gebacken aus dem Ofen mit einem Saucenklassiker, den er unbedingt mal ausprobieren wollte, nämlich der Sauce Café de Paris. Vom Sellerie war ich begeistert, mit der Fischnote der Sauce wurde ich vorerst nicht warm. Aber ich freute mich über diese neue Bekanntschaft.

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Schon mal über die Gestaltung von Türklinken nachgedacht?
“Points of contact – a short history of door handles”.

via @Hystri_cidae

So sieht die im Artikel erwähnte Bauhaus-Klinke aus, das ist die von Ludwig Wittgenstein entworfene (es gibt wohl wirklich noch Publikationen mit Rauslinkverbot).

Das ist ein faszinierendes Thema. Allein der Kulturunterschied in Europa: Dreh-Knauf (z.B. in Großbritannien) versus Klinke (z.B. Deutschland). Ich finde ganz erstaunlich, wie viele unpraktische bis unangenehme Türklinken es gibt, zum Beispiel viel zu dünne Stangen, die dann am End’ auch noch mit Ringen verziert sind. Dann wieder auffallend funktionale Türklingen, deren Sondereinsatz sofort offensichtlich wird, z.B. überlange Klinken in Krankenhäusern, die eine Betätigung mit dem Ellbogen ermöglichen.

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Wie Contact Tracing funktioniert.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 14. Dezember 2020 – Ruhige Fußgängerzone

Dienstag, 15. Dezember 2020 um 7:04

Sonnentag, ich genoss schon vor der Arbeit beim Zeitunglesen das Licht.

Gemütlicher Bus in die Arbeit – allein schon weil der Straßenverkehr in die Innenstadt stehend dicht war.

Nach meinen vier Stunden Wiedereingliederungsarbeitszeit (zu Mittag gab’s Empanada vom Samstag, die sich sehr gut gehalten hatte – der Öl-haltige Teig zahlte sich aus) husch! in die Innenstadt, um das letzte Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Ich ging von der U-Bahn Odeonsplatz direkt an den einen Ort, an dem Vorhandensein am wahrscheinlichsten war: Volltreffer. Weder Fußgängerzone noch Laden waren zwischen 15 und 16 Uhr unangenehm belebt, Schlangen sah ich in der Fußgängerzone nur vor den Läden, an denen ich seit Wiedereröffnung im Mai Schlangen gesehen hatte (Kleidung für Jugendliche). Ich begegnete allerdings in der Kaufingerstraße einem Fotografen mit mächtigem Teleobjektiv, der Richtung Marienplatz fotografierte – ich nehme an, eine Lokalredaktion brauchte eine Illustration für die Behauptung einer bummvollen Fußgängerzone.

Auf dem Heimweg (es war deutlich milder geworden) kaufte ich noch an einem Standl Madarinen und eine Mango. Zu Hause hatte ich Hunger, aß Mince Pies, Mandarinen, Stollen.

Im Bett mit Füßehoch las ich Internet, dann sah ich die Aufzeichnung einer Fernsehsendung von 1991 an: Günter Gaus im Gespräch mit Angela Merkel.

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https://youtu.be/YQBslPEZceI

Sehr spannend, die 37-jährige Angela Merkel zu erleben (damals Bundesministerin für Frauen und Jugend, kurz davor, stellvertretende CDU-Parteivorsitzende zu werden), die unter anderem ihre Entscheidung erklärte, sich parteipolitisch zu engagieren. Ich erkannte die souveräne Milde wieder, mit der sie sich von Günter Gaus nie provozieren ließ (nicht einmal, wenn er ihr über den Mund fuhr – der Mann war wirklich schwer erträglich). Da wir ja inzwischen wissen, dass sie ihre Reaktionen wirklich nicht hinter ruhiger Miene verbergen kann (umso interessanter, an welchen Stellen ihre Augenbrauen zusammenrückten), nehme ich ihr diese Gelassenheit komplett ab. Sie hatte auch keine Schwierigkeiten zuzugeben, dass sie etwas noch nicht weiß und noch lernen muss. Einmal sieht man bereits die Merkel-Raute.

Der Ernteanteil hatte eine mächtige Sellerieknolle umfasst; aus der Hälfte machte Herr Kaltmamsell Sellerie-Lasagne – diesmal eine übersichtliche Portion, die keine Reste hinterließ. Zum Nachtisch Schokolade.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 13. Dezember 2020 – Keine Familienweihnacht, dafür Familien-Hauskonzert

Montag, 14. Dezember 2020 um 7:06

Lang geschlafen, bis acht!

Mit Herrn Kaltmamsell Lebensmittel-Bevorratung geplant. Wir sind seit vielen Jahren als Innenstadtbewohner ohne Auto gewohnt, immer für konkreten Einsatz einzukaufen, und das fast jeden Tag frisch. Ausgangsbasis für die Essensplanung ist der Ernteanteil, Grundvorrat sind Milch, Butter, Tomatendosen, ansonsten wird nachgekauft, was gerade leer wird (z.B. Senf, Tomatenmark), auf der Basis einer geteilten Einkaufszettel-App. So kann es zwar sein, dass von einer Lebensmittelgruppe, z.B. getrockneten Hülsenfrüchten, sehr viel Verschiedenes im Schrank steht; es kommt aber zu keiner Häufung des gleichen Lebensmittels auf Basis der Fehlannahme, es könnte eventuell fehlen.

Jetzt aber wollen wir aus Corona-Gründen so selten einkaufen wie möglich, zudem fällt für drei Wochen der Ernteanteil weg (Winterpause). Wir müssen also die Art Überlegungen anstellen, die heutzutage eigentlich die Norm sind, weil der größte Teil der Bevölkerung alle ein bis zwei Wochen zu einem Großsupermarkt fährt und einen Kofferraum voll Lebensmittel einkauft. Eine komplette Umstellung.

Ich musste bis mittags rumtrödeln, noch eine Tasse Tee trinken, Twitter leer lesen, bis ich die Energie für Sport aufbrachte. Dann aber mit Musik auf den Ohren Crosstrainer und ausführliche Gymnastik.

Zum Frühstück gab’s Käse mit einer Scheibe Brot, Mince Pies.

Jede Art von weihnachtlicher Feier mit Familie oder Familienteilen abgesagt, das Infektionsrisiko ist derzeit einfach zu groß. Ich werde nur einen kurzen Abstecher in hoffentlich leerer Bahn in meine Geburtsstadt machen, um Geschenke auszutauschen. Parallel dazu erfuhr ich Details der strengeren Ausgangsbeschränkungen, die jetzt doch schon ab kommenden Mittwoch gelten sollen (immer noch kein “Lock-down”: man darf das Haus beliebig oft verlassen, nicht mal die Schulen sind geschlossen).

Obwohl das Wetter wieder düster und nass war, wollte ich eine Runde raus. Ich ging die Lindwurmstraße runter und bog in fremde Gassen ein. In der Adlzreiter-Straße, in der ich noch nie war, stieß ich auf dieses Schild.

Es war ein wenig milder geworden, aber immer noch Handschuh-kalt.

Daheim schnell aufs Bett und Rechner aufgeklappt: Live auf instagram gab es eine Kultursendung der Bruderfamilie, eine knappe halbe Stunde vor allem Musik, aber auch Albernheit. Alle fünf sind Bomben-musikalisch und hatten ein zackiges Programm zusammengestellt: Spanisches Weihnachtslied (mehrstimmig), Literaturtipp, Andachtsjodler, Interview mit dem Erzengel Raphael (“Wie ist es denn gerade so im Himmel?”) (der Erzengel trug zu Miniflügeln Birkenstock-Pantoffel), das gecrasht wurde von einem recht billig eingekleideten Bischof Nikolaus, dann Speed-Metal-Version von “Jingle Bells” (Schlagzeug Bruder, E-Gitarre Neffe 2), A-capella-Version von “Last Christmas” (wieder fünfstimmig), “Nachrichten zum Nachdenken” (ernsthafte Erinnerung an Flüchtlinge auf Lesbos, auch an benachteiligte Kunstschaffende), alpenländisch Winterliches wieder fünfstimmig – dazwischen wurden instagram-Kommentare von Zuschauerinnen und Zuschauern vorgelesen. Rundum hinreißend!

Zum Nachmittagssnack aß ich alles Obst, das da war (Mandarinen, Orangen). In der Küche bahnte sich das Abendessen an.

Wirsinggemüse (Ernteanteil) mit Würschtln, dazu Kartoffelpü (Ernteanteil). Ich steuerte die Einbrenn für den Wirsing bei. Gutes Abendessen.

Zur Unterhaltung sahen wir aus der Mediathek eine Eichhörnchen-Doku auf arte an.

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Eine Liebesgeschichte, wie nur Corona sie schreiben konnte, von Laury Penny.
“My Highly Unexpected Heterosexual Pandemic Zoom Wedding”.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 12. Dezember 2020 – #12von12

Sonntag, 13. Dezember 2020 um 10:19

Gestern kein gezieltes Fotografieren für das allmonatliche #12von12: Ich wollte erst beim Fotosichten entscheiden, ob ich 12 zusammenkriegen würde, die den Tag dokumentieren könnten. Klappte ganz knapp, richtig gute Bilder sind diesmal nicht dabei.

Ausgeschlafen, aber nur bis sieben. Das reichte, um mich zu erfrischen.

1 – Erster Morgenkaffee aus dem Maxvorstädter Espressopulver: Schmeckte sehr gut, genau so schokoladig-nussig, wie ich es erbeten hatte.

2 – Aus Gründen messe ich seit ein paar Monaten allmorgendlich meinen Blutdruck.
Gemütliches Bloggen und Twitterlesen bei nur langsam wachsender Tageshelle, es blieb grau und regnerisch. Nach Katzenwäsche zog ich mich um für etwas sportliche Bewegung. Erst mal Bankstütz, Seitstütz, dann auf den Crosstrainer.

3 – Links eine überwinternde Balkonpflanze. Im Anschluss ans Strampeln ein paar wenige Reha-Übungen.

4 – Gewicht auf den hinteren Fuß auf rutschiger Unterlage. Die Übung besteht darin, den Fuß ein wenig nach außen zu drehen (von 12 Uhr auf 11 Uhr) und wieder zurück (3×30 Mal auf beiden Seiten). Damit, so hatte mir der Trainer in der Reha-Klinik erklärt, werde ein kleiner Muskel trainiert, den wir für ganz viele Alltagsbewegungen brauchen.

5 – Zum Frühstück gab’s zwei Scheiben Geiersthaler Sonne, die mir besonders gut gelungen war.

Nach ein wenig Zeitunglesen wollte ich dringend nach draußen. Es sprühregnete zwar immer wieder, manchmal war aber sogar blauer Himmel zu erahnen. Ich spazierte auf den Alten Südfriedhof.

6 – Große Eichhörnchenparty, aber wenige Menschen.

7 – Meistersinger und Damenschuhmachermeister. Der Hans-Moser-Film dazu schreibt sich praktisch von selbst.

Kurz vor der ehemaligen Aussegnungshalle traf ich zwei Bloggerinnen/Twitterinnen (nein, wir sind noch nicht in diesem Alter; das sind wir erst, wenn wir bei zufälligen Begegnungen auf dem Friedhof Gießkannen in der Hand haben): @dyfustic kannte ich schon lange auch persönlich, @deuxcvsix traf ich zum ersten Mal in Echt. Beiden hatten Kameras mit SONNE Objektiven dabei, sie waren auf Fotopirsch. Wir fachsimpelten über Vögelchen (Berichte von Eisvogel-Sichtungen an der Isar!) und Eichhörnchen.

8 – Blick von der Wittelsbacherbrücke auf eine sehr niedrig stehende Isar, es ist weiterhin viel zu trocken.

Gehen ging sehr gut, deutlich über eine Stunde lang. (Und schon fasziniere ich Isarjoggen ab April.)

Kurz vorm Heimkommen sah ich im Nußbaumpark ein winziges Vögelchen in annähernd Kohlmeisenfarben, das mir neu war.

9 – Genau hier hatte es eben gerade von Beeren genascht, echt ehrlich! (Aus mir wird sowas von nie eine Tierfotografin.) Daheim schlug ich nach, was das wohl gerade war: Ich hatte mein erstes Wintergoldhähnchen gesehen!

Als ich heimkam, war mein Mantel schwer vom aufgesaugten Nieselregen.
Nachmittagssnack: Ein Stück Käse, Mandarinen, Trauben. Ich holte die jüngste Folge Kroymann in der ARD-Mediathek nach. Zeitunglesen, Twitterlesen.

10 – Die Vorschläge sind durchgehend großartig. (Ich würde ja einen Aufsatz zu diesem Straßenschild beitragen.)

11 – Herr Kaltmamsell hatte den Nachmittag mit Weihnachtsbäckerei verbracht, allerdings englischer. Dieses Mince-Pie-Rezept hatte er bereits seit Monaten ausprobieren wollen, doch ich hatte ihn im Sommer daran gehindert. (Also bitte: Als nächstes dann Zimtsternebacken in Mai?) Jetzt war endlich die richtige Jahreszeit dafür. Leider hatte ich vergessen, dass meine Muffin-Bleche (für billigstes Geld als Studentin in Wales gekauft, lange bevor Muffins hierzulande echten Kuchen auf Partys und als Bürokuchen fast komplett verdrängten) auch bei noch so gutem Buttern das Backgut nicht mehr hergaben. Nutzung nur mit Backpapier. Herr Kaltmamsell war auch insgesamt mit dem Teig nicht zufrieden. Die beiden Mince Pies, die ich später als Dessert aß, schmeckten aber hervorragend.

Fürs Abendessen wiederum sorgte ich.

12 – Ich machte nochmal spanische Empanada, diesmal allerdings mit Hefeteig und weitgehend freihändig. Teig wurde ein Hefeteig mit ordentlich Olivenöl drin (gut zu verarbeiten, ging allerdings wegen des Öls wenig auf), in die Füllung kam neben der Basis aus Zwiebel, Knoblauch, roter Paprika, Tomate (tomate frito baue ich mit verdünntem Tomatenmark nach), geräuchertem Paprikapulver diesmal Thunfisch.

Schmeckte ganz hervorragend. (Vorher gab’s Cocktails Sir Walter, vor allem weil eine Zitrone ohne Schale wegmusste.)

Abendunterhaltung war ein Weihnachtsfilm. Ich hatte mich auf der Suche nach einem Ersatz für Love Actually (ich ertrage seit einigen Jahren die fast durchwegs unguten und destruktiven Liebesbeziehungen darin nicht mehr) an The Long Kiss Goodnight mit Geena Davis erinnert, auf Deutsch Tödliche Weihnacht. Herr Kaltmamsell hatte den Film unsynchronisiert auf Vimeo gefunden, außerdem zu meiner Überraschung erzählt, dass er den noch nie gesehen habe.

Hatte sich ganz gut gehalten, allein die Stimme von Geena Davis ist die Originalversion wert.

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Ich fand alle Teile der kleinen Serie #FrageinenJuden von Marina Weisband und Eliyah Havemann bereichernd. Im vorerst letzten, fünften Teil unterhalten sich die beiden über Antisemitismus. Spannend ist schon mal ihr Versuch, die Frage zu benantworten: “Warum werden Juden gehasst?” Während Marinas Ansätze psychologisch, soziologisch, historisch sind (Diaspora, feste kulturelle Identität, Geldverleihen etc.), weigert sich Eliyah, die Frage überhaupt zu beantworten: Seiner Ansicht nach braucht Hass keinen Grund.

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https://youtu.be/svaTlmcom10

(Nicht die Kommentare lesen. Außer Sie brauchen Argumente/Beispiele für strukturellen oder konkreten Antisemitismus.)

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 11. Dezember 2020 – Fahle Wintersonne, Start ins Wochenende

Samstag, 12. Dezember 2020 um 8:19

Aufgewacht kurz nach fünf – war aber in Ordnung. Mehr Zeit für Milchkaffee und Bloggen vor dem Frühsport.

Wieder profitierte ich von der schwachen Nutzung der Rehasport-Einrichtung gleich nach Öffnung um sieben, hatte Spaß mit den neuen Übungen. Z.B. rückwärts Liegen auf Pilatesrolle, Durchmesser 20 cm, langsames Heben des angewinkelten Beins und anderen Arms: Bei der Einweisung am Dienstag war ich bereits beim Versuch lachend von der Rolle gekippt – gestern machte ich innerhalb der drei Sätze den Fortschritt von Anfängerversion mit Stabilisierung durch abgelegten zweiten Arm über Stabilisieurng mit Fingerspitzen zu Endversion komplett ohne Stabilisierung. Schau an, auch Stabi-Übungen kann ich ja doch.

Auf der Rückfahrt nach einigem Zögern doch die Titelgeschichte des SZ-Magazins gelesen – ich war mir nicht sicher gewesen, ob ich sie mir antun wollte (€).
“Über Bord”.
Die aufwändig recherchierte und detaillierte Geschichte eines Bootsunglücks vor der griechischen Küste am 28. Oktober 2015. Nicola Meier hat dafür mit Überlebenden gesprochen, mit Helferinnen und Helfern, mit Hinterbliebenen. Das Besondere: Eine der Insassinnen des Boots, Amel Alzakout, hatte eine wasserdichte kleine Filmkamera dabei, die sie eingeschaltet um ihr Handgelenk band – einer der Gründe, warum gerade dieses Unglück, nur eines von so, so vielen, dokumentiert ist.

Wie erwartet musste ich weinen und verbrachte die nächste Zeit mit zugeschnürter Kehle.

Packen für die Arbeit. Vermelde: Feuerwear-Rucksack hat die gründliche Innendusche hervorragend überstanden – man möchte meinen, das Material sei Wasser gewohnt.

Busfahrt und Büroarbeit beschienen von fahler Wintersonne. Werkeln unter Hochdruck, vier Stunden sind halt nicht viel. Dazwischen zwei Brezen und vorgeschnippeltes Obst: Mandarinen, Mango, Trauben.

Ich spazierte ungehetzt heim. Als ich am Bavariapark das (wie alle Museen wegen Pandemie geschlossene) Verkehrsmuseum passierte, sah ich durch die Verglasung eine Frau eine schwarze Dampflokomotive abstauben, mit Leiter und einem sehr langstieligen Staubwedel.

Abstecher zu Freunden, deren Betrieb Corona-bedingt seit November geschlossen ist, keine Wiedereröffnung in Sicht. Die Infektions- (Donnerstag fast 30.000) und Todeszahlen (fast 600) in Deutschland haben neue Spitzenwerte erreicht, die meisten Länder haben härtere Beschränkungen beschlossen – doch noch scheuen sie sich, diese sofort und nicht erst nach Weihnachten umzusetzen. Ich erkläre mir das in erster Linie mit mangelndem Vertrauen, dass die Bevölkerung sie mittragen würde.

Daheim machte ich mich ans Brotbacken der am Vortrag angesetzten Geiersthaler Sonne (Herr Kaltmamsell hatte nochmal Buttermilch gekauft).

Sie geriet sehr gut. (Anschnitt erst zum Samstagsfrühstück.)

Gegen den Nachmittagshunger ein kleiner saisonaler Snack (gebacken von Mutter und Schwiegermutter, ich habe dieses Jahr ausgesetzt).

Füßehoch auf meinem Bett. Auf einen Tipp hin sah ich mir in der BR-Mediathek einen 20-Minüter von 1958 an:
“Verborgenes München”.

Eine kuriose Sammlung von untouristischen Details. Was mir neben den lang verschwundenen Orten (Am Gries sah mal so aus? In Schwabing gab es “Lauben und Gärten”?) auffiel: Die fetten Hunde. Es sind viele Hunde zu sehen, und alle sind unglaublich fett. Ich glaube, man hat erst in den jüngsten Jahrzehnten gemerkt, dass auch Hunde, die in der Stadt leben, bewegt werden müssen und nicht durchgehend gefüttert werden sollten, sondern nur ein bis zwei Mal am Tag. (Der Hund meiner Oma, Lulu, betont auf der ersten Silbe, hatte in meiner Kindheit immer einen gefüllten Fressnapf.)

Zum festlichen Freitagabendessen (Wochenende!) servierte Herr Kaltmamsell Puten-Cordonbleu mit Feldsalat. Sehr gut, doch laut Herrn Kaltmamsell läuft es auf eine Testreihe Cordon bleu heraus – vielleicht mit der Erkenntnis, dass man es daheim nie so gut hinkriegt wie eine Wirtshausküche.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 10. Dezember 2020 – Wassertest für Feuerwehr-Material

Freitag, 11. Dezember 2020 um 6:14

Eher unruhige Nacht, gefolgt von einem grauen Tag.

Morgens eine Runde Sport mit Crosstrainer und wenig Gymnastik, nach dem Duschen Zeitunglesen, ziemlich Stau-belastete Busfahrt in die Arbeit.

Im Büro ordentlich Arbeit und weitere herzliche Begegnungen mit Arbeitskolleginnen. Meine vier Stunden vor Ort zackig genutzt, gegen Hunger hatte ich Quark mit Joghurt dabei. Und schon war’s wieder rum.

Nach Hause ging ich gemessenen Schrittes zu Fuß, machte einen Abstecher zum Vollcorner und kaufte den Lebensmittelbedarf der nächsten Tage.

Daheim stellte ich beim Auspacken meiner Einkäufe fest, dass der Deckel des Buttermilchbechers zerfetzt war (wie nur?! ich hatte ihn fast ganz oben im Rucksack platziert, darüber nur die Tüte mit Mandarinen!) und sich ein Drittel des Inhalts im Inneren des Rucksacks verteilt hatte. Nun, endlich eine Gelegenheit, in der Dusche die Abwaschbarkeit meines Feuerwear-Rücksacks zu testen (es war zu Dezember und Corona, als dass ich Energie fürs Ärgern und Wüten aufgebracht hätte).

Ich bügelte ich eine Stunde alles zu bügelnde weg, damit Herr Kaltmamsell wieder weiße T-Shirts für unter Pullis hat. (Er trüge sie auch ungebügelt, aber ich lasse ihn nicht verkommen.)

Nachmittagssnack: Ein Stück Käse mit Quittengelee.

Apple-Crumble-Streusel mit einer Hand voll gemahlener Mandeln vorbereitet. Fingernägel entlackt und neu lackiert. Die Kanten bröseln seit einigen Monaten trotz Nagelhärter, ich pappe sie jetzt mit vier Schichten Lack zusammen: Nagelhärter, zweimal Farbe, Überlack. Das hält zwar höchstens fünf Tage, dann sind mindestens zwei Nagelspitzen abgerieben. Aber sie splittern nicht.

Telefonat mit meinem Vater, der in der Reha die Tage bis zur Entlassung zählt.

Da der dieswöchige Ernteanteil keinen Salat enthielt, servierte Herr Kaltmamsell zum Abendessen Pasta mit Pastinaken (Ernteanteil der Vorwoche) und Bacon – sehr gut. Für den Apple Crumble verwendete ich Boskop aus mütterlicher Lagerung und stellte fest, dass die Backeigenschaften eines Apfels nicht nur von der Sorte, sondern auch von der Lagerdauer bestimmt werden: die bereits etwas runzligen Äpfel waren nach einer halben Stunde im Ofen zerfallen.

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@dieliebenessy tauschte kürzlich mit @herzbruch1 Tipps und Tricks aus, die sie aus ihren Jahren als aktive Handballerinnen gelernt hatten. Das erfreute und erheiterte mich sehr. Jetzt hat Vanessa das in einem Blogpost konkretisiert und systematisiert – ich sehe eine große Zukunft für Seminare, Beratung, Rollenspiele, Merchanise.
“15 philosophische Handballweisheiten, zwei weitere Seminarangebote und ein frostiger Morgen”.

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“#EUCO but it’s Harry PotterFeat. the entire EU wizarding world”.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 9. Dezember 2020 – Umbequemes Heimbüro

Donnerstag, 10. Dezember 2020 um 6:55

Um acht wurde es immer noch nicht Tag; das Licht reichte gerademal dazu, die nassen Hausdächer zu erahnen: Ah, es regnete also. Eine halbe Stunde später begann es zur Unterstützung zu schneien, in kleinen nassen Flocken, übergehend in Schneeregen.

Kurzgymnastik, Duschen, Zeitungslektüre, bevor meine Bürozeit begann. Ungemütliches Home Office, weil zum einen technische Umstände (Work-around ist mein zweiter Vorname) und zum andere Anstrengung mit kleinem Bildschirm / kleiner Tastatur (Bearbeitung Excel-Tabellen und Datenbanken) auf Esstisch und unergonomischem Stuhl.

Ein fester Plan für die voraussichtliche neue Wohnung: ein Arbeitsplatz für mich. Allerdings lediglich mit einem extra Tisch und Stuhl, und ich würde nicht so weit gehen, einen echten Schreibtisch samt Schreibtischstuhl aufzustellen, ich will nicht in einem Büro wohnen müssen. Zudem ist meine berufliche Tätigkeit ja wirklich zu 80 Prozent nur vor Ort ausführbar.

Entsprechend froh machte es mich, als die vier Stunden rum waren (zu Essen hatte es dazwischen Porridge mit Dickmilch und Marmelade gegeben).

Ich ging gleich nach Rechnerrunterfahren aus dem Haus, um eine Buchbestellung abzuholen – so früh am Nachmittag konnte ich in der U-Bahn noch halbwegs Abstand halten. In der Maxvorstadt kaufte ich noch lokal geröstete Espressobohnen, dann wollte ich mich in einem kleinen Laden mit Obst eindecken. In den durfte immer nur ein Kunde; da gerade einer drin war, stellte ich mich davor in den leichten Schneeregen. Doch dieser Herr erledigte wohl gerade seinen Zwei-Wochen-Kauf: Nach zehn Minuten Warten war er immer noch dabei, da drei Kartoffeln, dort ein Stück Ingwer auszuwählen, sich ausführlich zu den verschiedenen Sorten Champignons beraten zu lassen – und ich spürte die Nässe inzwischen durch meine Mütze hindurch und fror. Deshalb ging ich uneingekauft weiter und fuhr heim.

Zu Hause aß ich gegen Hunger Mohnstollen aus Mutters Hand, Früchtebrot von Frau Schwieger mit Butter. Aufs Bett mit Füßehoch zum Lesen.

Als Abendessen holte uns Herr Kaltmamsell Gutes vom verlässlichen Vietnamesen Chi Thu. Meine Reisnudeln mit Gemüse, Kräutern und Frühlingsrollen waren genau richtig: Ich genoss die Kombination frischer Kräuter mit Salat, frische Sprossen, Gurken, Karotten, die knusprigen Rollen und die Nudeln.

Abendunterhaltung: Die Folge Anstalt vom Dienstag. Leider eher schwach.

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Nicht lustig.

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Schützen Klarsichtmasken vor Infektionsverbreitung? Ein Forscherteam der Hochschule München hat das systematisch getestet: Nein. (Mit überzeugenden Fotos.)

die Kaltmamsell