Journal Mittwoch, 14. Dezember 2016 – Brille kaputt

Donnerstag, 15. Dezember 2016 um 6:14

Meine Brille ist kaputt. Am Sonntag zerbrach sie nach nur zweieinhalb Jahren Nutzung (praktisch, wenn man im eigenen Blog nachsehen kann) beim morgendlichen Putzen am Nasensteg. Schnell stellte ich fest, dass ich mich an die “Wellness-Gläser” gewöhnt hatte: Von meinen Vorgängerbrillen wurde mir schwindlig. Deshalb klebte Herr Kaltmamsell die Stelle am Sonntag schnell mit Sekundenkleber, ich trug die Brille geklebt.

Das hielt bis gestern Morgen, als ich im Büro unvorsichtig an einen Bügel fasste. Den Rest des Tages lief ich brillenlos in leichtem Nebel durch die Arbeitswelt.

Und das Foto, das ich auf dem Heimweg von der weihnachtlichen Theresienwiese aufnahm, wurde ebenso neblig wie meine Sicht. Abends klebte Herr Kaltmamsell sie nochmal brutaler, doch es ist klar, dass das nicht halten wird.

Ich bin verärgert, denn ich möchte keine neue Brille. Diese gefällt mir sehr gut und ich hätte sie gerne noch deutlich länger getragen, außerdem sind die (scheißteuren) Gläser noch bestens in Schuss.

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Im Ernteanteil war Spinat angekündigt, der sich als eine Hand voll Postelein herausstellte. Dann gab es halt statt Spinat mit roten Paprika in Erdnusssauce Posteleinsalat.

Und Rotwein, bald und schnell.

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Oder?

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 13. Dezember 2016 – Anstrengendes Christkindl

Mittwoch, 14. Dezember 2016 um 6:43

Das war womöglich doch eine leichte Migräne, dieses Aufwachen mit Kopfweh und dem deutlichen Gefühl: Da stimmt was nicht. Aber da sonst nichts Schlimmes war, ging ich lediglich nicht zum Frühsport außer Haus, sondern turnte eine halbe Stunde vor dem Fernseher. Doch in der Arbeit konnte ich immer wieder kaum geradeaus gucken und hatte Müdigkeitsattacken, die mich fast unter den Tisch legten. Also den Tag über lieber nichts erledigt, was hohe Konzentration und Präzision erfordert hätte.

Mich um eine weitere Weihnachtsfeier gedrückt. Tut gar nicht weh.

Nach einem wunderbar sonnigen und mittelkalten Tag abends durch dichtesten Berufsverkehr an den Ostbahnhof geradelt, um so eine Art Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Der Laden war so versteckt, dass ich ihn erst nach mehrfachem Einkreisen fand, das hatte mich eh schon schlecht gestimmt. Und dann wurde auch noch mein Fahrrad weggemeckert: Ich solle es bitte da abstellen, wo es keine Autoparkplätze verstelle (es gab keine Fahradparkplätze). Dennoch reichlich eingekauft, ist ja für Weihnachten.

Die diesmonatliche Leserunde fiel wegen Erkrankungen aus, ich verabredete mich mit Herrn Kaltmamsell auf eine Konterpizza gegen das Pizzatrauma vom Sonntag. Funktionierte.

Wie löst ihr das?

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Romana Ganzoni schreibt
“Zur Kultur des weiblichen Alterns”.

Und damit über das “degenerativ”, das auch ich seit einigen Jahren in fast jeder ärztlichen Diagnose höre.

Wie viele Male habe ich gelesen, Frauen ab 40 seien unsichtbar. Für wen? Weil die Bauarbeiter nicht mehr pfeifen, ist man noch lange nicht unsichtbar. Mir blieb die Erfahrung, dass alle Männer in Ohnmacht fallen, wenn ich den Raum betrete, auch mit 24 vorenthalten. Was ich natürlich anklage. Aber ich war auch nicht erstaunt, dass das mit 40 immer noch nicht passierte. Immerhin kam einmal einer auf mich zu und fragte, was ich so mache im Leben. Es war schön, sagen zu können: Ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll.

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Völlig wahnsinnige Geschichte:
“The chilling stories behind Japan’s ‘evaporating people’”.

Of the many oddities that are culturally specific to Japan — from cat cafés to graveyard eviction notices to the infamous Suicide Forest, where an estimated 100 people per year take their own lives — perhaps none is as little known, and curious, as “the evaporated people.”

Since the mid-1990s, it’s estimated that at least 100,000 Japanese men and women vanish annually. They are the architects of their own disappearances, banishing themselves over indignities large and small: divorce, debt, job loss, failing an exam.

via @ruhepuls

Je mehr ich über japanische Kultur und Gesellschaft lerne, desto fremder wird mir beides.

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Bissken inspiration porn?
“Nachruf auf Sven Normann (Geb. 1984)
Ein schöner Mensch”.

Er stand nicht auf der Bühne, er saß und er lag da. In einem kaputten Körper eingesperrt – na und? Der Nachruf auf einen, der sich jeden Zentimeter Freiraum ertrotzte, der genoss, was zu genießen war.

via @claudine

die Kaltmamsell

Journal Montag, 12. Dezember 2016 – Einkaufsveränderungen

Dienstag, 13. Dezember 2016 um 6:25

3. Advent an der Theresienwiese. Sauwetter.

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Abends im Süpermarket wieder wundervolle Granatäpfel gekauft, einen als Nachtisch geschlachtet: die dunkelsten, süßesten Kerne. Es ist gerade offensichtlich Hochsaison – kaufenkaufenkaufen!

Anschließend wollte ich noch Drogerieprodukte besorgen, doch die Regale in dem dm ums Eck, in dem ich seit 17 Jahren Kundin bin, waren fast leer. Eine Angestellte gab mir die Auskunft, dass sie umziehen, ich ging mit leeren Händen.

Abendessenspläne umgeworfen, da ich das “mindestens 2 Stunden ruhen lassen” im Rezept übersehen hatte. Anfängerinnenfehler.

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Wie ist das bei dir?

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 11. Dezember 2016 – Seltsames Essen – gutes Essen

Montag, 12. Dezember 2016 um 6:58

Der Tag fing wieder wundervoll sonnig an, doch noch während ich nach einer Runde auf dem Crosstrainer vor dem Fernseher die Hanteln schwang, zog es zu.

Statt ins Tiernamentraining zu gehen, fuhr ich mit Herrn Kaltmamsell nach Augsburg. Dort aß ich die seltsamste Pizza Calzone meines Lebens: Ihre Füllung bestand aus Unmengen rohen, blättrig geschnittenen Champignons, etwas Schinken und ein paar Stückchen eingelegter Pepperoni. Kein Ei, kein Käse, keine Tomatensoße. Vielleicht eine Diätvariante?

Eigentlicher Anlass der Fahrt war ein Krankenbesuch gewesen, in der Familie werden weitere Kniegelenke ausgetauscht.

Abends trafen wir uns in München mit Besuch aus Frankfurt im Uiguren. Eigentlich nur der Form halber fragten wir auch diesmal nach den gebratenen Lammnieren von der Karte, die bislang jedesmal aus waren. Doch es gab sie!

Sie waren zart und schmeckten leicht scharf: gut, aber weniger exotisch als erwartet. Außerdem bestellten wir Lagman und (mein Favorit) DinDin Caumian.

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Wann fing das eigentlich an, dass ich beim Kennenlernen von gleichaltrigen Frauen erschrak: “Oh Gott, sehe ich auch so alt aus?” Und, viel wichtiger: Wann hört das bitte wieder auf?

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Die Deutsche Bahn hat ihre Nachtzüge verkauft. Jean-Pierre Ziegler vom Spiegel hat einen Nachtsteward auf seiner letzten Fahrt begleitet.
“Holstein steigt aus”.

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Possierliche Tierchen in Hamburg:
“Dezembermorgen, Stadtmitte”.

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Nutzt du das auch?

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 10. Dezember 2016 – Sonnige Christkindlunterstützung

Sonntag, 11. Dezember 2016 um 7:51

Advent, der: Wenn weißhaarige Frauen in Sprayerläden auftauchen, um Geschenke für Jugendliche zu kaufen. (Ich muss immer an die frühere Freundin denken, die als Musikalienhändlerin ihr Geld verdiente. Und in der Weihnachtszeit täglich Kundenanekdoten prustete, von “Haben Sie die Platte von Karajan?” bis “Ich hätte gerne Mozarts ‘Atatürk'”.)

An dem strahlend sonnigen und milden gestrigen Samstag packte ich den Brief ans Christkindl an, den die Bruderfamilie mir rübergereicht hatte. Eine Runde drehte ich durch die Maxvorstadt, eine weitere durch die Innenstadt. Zwei Geschenke fand ich trotzdem nicht in Ladengeschäften (anscheinend liegt meine Grenze bei fünf Versuchen) und bestellte sie online – wo es von beiden eine reiche Auswahl gab. Allerdings kann ich jetzt nur sehr hoffen, das Gewünschte getroffen zu haben, denn Umtauschen ist nach Online-Einkäufen unangenehm anstrengend.

Unter den erwartbaren Menschenmassen waren viele Italienisch-Sprechende: Vergangenes Wochenende hatte ich beim Innenstadtspaziergang mit dem Besuch die traditionellen italienischen Weihnachtsmarktbesucher noch vermisst, jetzt waren sie unüberhörbar.

Als ich am Büromaterialladen Kaut Bullinger vorbeigeschoben wurde, fiel mir endlich mal im passenden Moment mein Lieblingskugelschreiber ein (zwar Werbegeschenk, aber aus Holz und sehr angenehm in der Hand): Dessen No-name-Mine hatte ich vor einigen Wochen leergeschrieben und wollte sie ersetzen – die meiner anderen, weniger geschätzten Kulis hatten nicht gepasst. Wieder freute ich mich über das unendliche Sortiment, das auch diese Mine umfasste, und die Hilfsbereitschaft des Personals. (Und über das Privileg, mir mal kurz 4,50 Euro für eine lausige Kugelschreibermine leisten zu können.)

Abends gab es erst mal Cocktails. Im SZ-Magazin der Vorwoche war ein Interview mit dem Spirituosenhistoriker David Wondrich gestanden, darin seine Zutatenlisten für einige Cocktail-Klassiker. Piña Colada mit Kokoswasser statt Kokosmilch las sich ausprobierenswert, das tat ich also. Leider gab es keine Mengenangabe fürs Kokoswasser, ich nahm mal genauso viel wie Ananassaft. Das Ergebnis ist (wenig überraschend) deutlich leichter als die gewohnte Version, kann man als Alternative durchaus machen.

Zum Nachtmahl kochte ich Kartoffelsuppe aus Ernteanteil und Stadtwurst.

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Derzeit habe ich wieder Hornhaut auf den Lippen, die dann in Fetzen abgeht, um sich auf rot brennenden Lippen neu zu bilden etc. pp. Nachdem ich eine ganze Reihe äußerliche und mit Hilfe der Hausärztin innerliche Medikationen erfolglos durchprobiert habe, schiebe ich auch das aufs Klimakterium (zumindest habe ich keine Probleme mit den Haaren), vermeide mit Wundsalbe zumindest, dass die Mundwinkel einreißen und setze darauf, dass irgendwann von allein geht, was vor vielen Jahren von allein gekommen ist.

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Werbung:
Diese Weihnachtskarten vom Skizzenblog habe ich vergangenes Jahr an Freunde und Verwandte verschickt. Sie kamen so gut an, dass mir zweimal gesagt wurde: Fanden wir so klasse, dass wir sie bis Ostern stehen ließen. Wenn Sie also noch keine haben…?

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“17 Badass Women You Probably Didn’t Hear About In 2016”.

Von Megan Hine hatte ich tatsächlich noch nicht gehört:

Oh, and she can light a fire with a tampon, too.

Doch den größten Respekt habe ich vor Menschen, die aus Althergebrachtem ausscheren. Denen nicht nur auffällt, dass da etwas grundsätzlich falsch läuft, sondern die auch die Konsequenzen daraus ziehen. Wenn ich mich umsehen (inklusive in den eigenen Spiegel), ist das das Allerschwierigste.
Und in der Liste oben kommen einige vor, die mit dieser Konsequenz ihr gesamtes zwischenmenschliches Netz riskieren, meist das ihrer Familie.

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Verabredung mit @journelle zu solch einem Wettschwimmen:

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Welche magst du am liebsten?

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 9. Dezember 2016 – Rückreise von Leipzig

Samstag, 10. Dezember 2016 um 9:20

Morgens wieder ein Stündchen Bewegung; diesmal war im kleinen Fitnessraum des Hotels der Crosstrainer frei.

Meine berufliche Betätigung endete früher als geplant, deshalb hatte ich bis zur Rückfahrt noch Zeit. Ich rollkofferte unter bedecktem Himmel ein wenig durch die Leipziger Innenstadt.

Thomaskirche (Leipzig hat halt schon ganz schön viel Geschichte).

Im Bahnhof setzte ich mich für eine Weile ins Café der empfohlenen Bahnhofsbuchhandlung. Ich gebe die Empfehlung hiermit weiter, die Örtlichkeit ist wirklich einzigartig.

Die freundliche Bedienung servierte Heißgetränke in diesen Doppelwandgläsern, die mich sehr faszinierten. Allerdings fürchtete ich mich nach Erfahrungen mit Doppelwand-Edelstahltassen ein wenig vor ihnen: Die Isolierung ist so gründlich, dass die Hände nicht fühlen, wenn der Inhalt noch viel zu heiß zum Trinken ist. Aber schön. (Halloren-Kugeln!)

Ein pünktliches Heimkommen scheiterte an einer Oberleitungsstörung bei Nürnberg. Der Zug musste einen Umweg fahren, und ich kam erst nach sechs Stunden an.

#Iseefaces
Vor Müdigkeit konnte ich nicht recht lesen, im Dunkeln war draußen nichts zu sehen, mir wurde fad.

Daheim noch schnell den Hunger gestillt, Koffer unausgepackt gelassen, ins Bett.

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“This Polish Christmas ad has gone viral because, well, just watch it”.

Wie bei so vieler Populärkultur finde ich vor allem die zeitgeschichtlichen Implikationen interessant, in diesem Fall den Hintergrund polnischer Auswanderung nach UK. Aus Polen kommen mittlerweile die meisten Immigranten im United Kingdom, aus dem Filmchen schließe ich, dass eine polnische Zuschauerin sehr schnell ahnt, worauf die Geschichte hinaus läuft. Dass man dem Enkel nicht nur polnische, sondern viel weiter reichende Einwanderungsgeschichte ansieht, weist darauf hin, dass die polnische Einwanderung nach UK auf Polen selbst zurückspielt – und vielleicht ein Spannungsfeld mit dem erstarkten Nationalismus und den EU-feindlichen Strömungen in Polen erzeugt?

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Macht ihr mit?

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 8. Dezember 2016 – Schnelldurchgang Leipzig

Freitag, 9. Dezember 2016 um 6:18

Am späten Nachmittag hatte ich gestern zwei Stunden frei. (Die weitere freie Stunde hatte ich mir frühmorgens auf dem Laufband des kleinen Fitnessbereichs geholt.) Ich setzte mich unkollegial ab, um mir wenigstens ein kleines Bisschen Leipzig anzusehen. Zum Glück hielt ich mich ohnehin am Augustusplatz auf und hatte es nicht weit. Ich hatte mich dick eingepackt, am Vorabend war es knackig kalt gewesen. Doch es hatte Plusgrade, die Mütze nahm ich bald wieder ab. (Und ich konnte ohne Handschuhnot Pokémon fangen.)

Augustusplatz mit Oper und einem Stück Weihnachtsmarkt. Links das Gewandhaus passte nicht mehr aufs Bild; zumindest weiß ich jetzt, dass es sich nicht etwa um ein historisches, sondern um ein modernes Gebäude handelt.

Ich trieb mich eine Weile im Hauptbahnhof herum, kaufte im Kunsthandwerkladen Christbaumschmuck (die Mundharmonika an der Kasse war leider nicht aus lokaler Produktion, sondern “vom Großhändler”, sonst hätte ich sie Herrn Kaltmamsell mitgebracht).

Am schönsten fand ich die Bahnhofsuhren.

Dann mäanderte ich zum Markt und war sehr beeindruckt von den schönen historischen Häusern. Auf dem Markt war ebenfalls Weihnachtsmarkt, ich holte mir bei “Oma Helga” die von berit empfohlenen Kräppelchen: Hefeteig ausgerollt, in Stücke geschnitten, in Fett rausgebacken, gepuderzuckert. Köstlich!

Zurück auf dem Augustusplatz spazierte ich durchs südtiroler Dorf (mei: Glühwein und Speck halt) und durch das finnische Dorf: Hier wurde Lachs am Feuer gegart/geräuchert, außerdem gab es in einem Laden alles mögliche Finnische, von Rentierfellen über Saunatücher, Socken und Mützen über Liköre, Marmeladen bis finnischen Gin.

Dann musste ich schon zu meinem Abendessentermin zurück ins Hotel.

Im Runde Eck, dem Stasi-Museum, war ich sogar schon mal: Vor etwa 15 Jahren, bei meinem ersten kurzen Leipzigbesuch, als die Stadt ausschließlich aus Baustellen zu bestehen schien. Und für den Rest muss ich unbedingt mal ausführlich wiederkommen – genug Tipps habe ich ja jetzt durch Ihre Kommentare. Vielen Dank! Ich bin ganz überrascht, wie viele ehemalige und aktuelle Leipzigerinnen hier mitlesen.

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Wie ist das bei dir?

die Kaltmamsell