Journal Sonntag, 10. April 2016 – Letzte Tage

Montag, 11. April 2016 um 6:46

Nach langem Ausschlafen gemütliches Bloggen, außerdem ein schönes Telefonat mit meinem Vater, der inzwischen auf Reha ist. Und sich dort sehr langweilt: Der Mann ist ein Bewegungs- und Unternehmungswesen, stille Beschäftigung, am End’ auch noch mit sich selbst, kann er gar nicht. Ich nehme an, er wird in den nächsten Tagen dafür sorgen, ein doppelt so dichtes Reha-Programm zu bekommen wie eigentlich vorgesehen.

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“Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter” wurde mir als Denkaufgabe gestellt. Ich habe das mal ernst genommen, nicht einfach abgewunken, sondern bei Menschen nachgelesen, die solche Kalendersprüche ernst nehmen. Zum Beispiel “Glücksdetektiv”.

Der Haken: An meinem garantiert allerletzten Tag würde ich mich an mein Wohnzimmerfenster setzen und einfach rausschauen. Mir ginge es gut. Ich müsste endlich keine Pläne mehr machen und mir nicht mehr ausdenken, wie ich all die vielen Jahre Leben für alle Beteiligten möglichst schadlos, wenn nicht sogar bereichernd rumkriege. Ich müsste gar nichts mehr. Diesen innigen Wunsch und die große Erleichterung darüber, dass mein Leben endlich vorbei wäre, kalkulieren die Besinnungsfreundinnen und -freunde bei ihren Denkanstößen als Möglichkeit nicht ein. Manche finden das Leben halt nicht viel zu kurz.

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Herr Kaltmamsell buk einen Pastinakenkuchen nach einem nahöstlichen Rezept aus Spezialitäten der Welt köstlich wie noch nie, Gräfe und Unzer 1982. Neben gekochten, pürierten Pastinaken und Walnüssen kommt noch reichlich Butter rein, umkleidet wird das ganze ebenfalls mit gesüßter Butter.

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Schmeckt durchaus interessant und gut, der Gehalt eines Stücks bringt einen locker das Matterhorn rauf und wieder runter.

die Kaltmamsell

Journal Freitag/Samstag, 8./9. April 2016 – Wandern im Dachauer Land

Sonntag, 10. April 2016 um 10:39

Da alles darauf hinwies, dass ich wieder gesund war, legte ich am Freitagmorgen nach gutem Nachtschlaf eine Trainigsrunde Bauch und Rücken ein.

Auch der Fußmarsch in die Arbeit machte trotz Regentröpfeln Spaß, erst im Büro war ich dann doch etwas wacklig.

Das Arbeitstempo hatte sich wieder beruhigt, ich konnte pünktlich Schluss machen.

Nach Feierabend eine Runde Einkäufe, da Herr Kaltmamsell aushäusig war, dachte ich mir nur für mich ein Abendessen aus: Spaghetti mit Champignons in Sahnesoße (plus gedünstetem Zwiebelchen, dem Schnittknoblauch aus Ernteanteil und geriebenem Parmesan) – schmeckte wunderbar.

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Am Samstag war Wandern geplant. Auf dem Jakobsweg, das weiß ich von meinem Vater (der in letzter Zeit sehr viel von seiner Wanderung vor 14 Jahren erzählt) und aus den Berichten von Mini-Frau-Muttiafrikaanne, geht man etwa 30 Kilometer täglich. Das wollte ich dann zumindest mal probieren, als Training für den Wanderurlaub in England (wo allerdings 23 Kilometer die längste Tagesstrecke sein werden). Da ich sie mit Herrn Kaltmamsell gehen wollte, gab es nicht viel Terminauswahl: Die meisten Lehrer muss man fürs Wochenende ziemlich lang im Voraus reservieren, normalerweise arbeiten sie da. Nun war aber für diesen Samstag Kälte und Regen angesagt, morgens war auch genau dieses Wetter. Na gut, übten wir das halt auch gleich mal für England.

Wir fuhren mit der S-Bahn hinaus nach Altomünster. Der Plan war, von dort nach Markt Indersdorf zu wandern, nach einer Pause wieder zurück. Tatsächlich war es zum Glück nur grau und kalt, geregnet hat es unterwegs keinen Tropfen. Dafür waren wir auf der ganzen Strecke allein, in sieben Stunden begegneten uns nur ein Mal andere Wanderer.

Wir sahen immer wieder Rehe, einzeln, in Kleingruppen – plus dreimal Damwild im Gehege: zählt nicht, ist trotzdem niedlich. Mein Highlight aber war ein ein lustiger Hase: Wir waren gerade verhältnismäßig querfeldein unterwegs (die Wegbeschreibung im Büchel “Wandern mit dem MVV” half nicht sehr, wir orientierten uns mehr an Markierungen und digitalen Landkarten), als wir vor uns die Rückseite eines großen, zimtfarbenen Hasen sahen, der gerade die Ohren spitzte. Und diese Ohren hatten weiß-schwarze Spitzen, ganz hinreißend. Er hoppelte ein paar Sprünge von uns weg, dann verschlang ihn scheinbar der Erdboden.

Wir sahen auch viele Vögel: Die ersten Schwalben des Jahres (!), Falken und Bussarde in der Luft, Amseln, Stare, Meisen, einen Dompfaff, Elstern, Spatzen, vielleicht einen Gelbspötter, vielleicht einen Fasan (ein huhngroßer Vogel mit ziegelrotem Körper und schwarzem Kopf am Feldrand, allerdings recht weit weg – vielleicht auch einfach ein entlaufenes Haushuhn), wir hörten viele unbekannte Vogelrufe.

Die Wanderung war sehr schön, wahrscheinlich ideal für dieses Wetter: Da sie hauptsächlich durch freies Land führte, ist sie nichts für heiße Sonnentage, bietet andererseits immer wieder weite Ausblicke über die sanften Hügel des Dachauer Lands (na gut, die wären bei klarem Wetter schöner gewesen). Nur der kleinste Teil führte uns über geteerte Wege, unsere robusten Wanderstiefel waren angemessenes Schuhwerk.

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Birgittenkloster Altomünster, das derzeit aufgelöst wird.

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Kreuzweg zum Kalvarienberg mit Hörstationen inklusive Erklärung der verwendeten Farbsymbolik (wir hörten mal rein).

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Herr Kaltmamsell: “Zahnspangen für Obstbäume?”

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Bei jeder Wanderung mindestens einen neuen Blumennamen lernen: Helfen Sie mir wieder bei der Bestimmung dieser Schönheit am Feldrand? (Blumen halten wenigstens still, wenn man sie zur Bestimmung fotografieren möchte. Im Gegensatz zu Vögelchen.)

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Albersbach mit vielen Schwalben (nicht im Bild). Das war bereits auf dem Rückweg. In Markt Indersdorf hatten wir in einem sympathischen Café etwas getrunken.

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Heppach.

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Abschließendes Einkehren in Altomünster. Dort gibt es sogar zwei Brauereien, den alteingesessenen Maierbräu und den reaktivierten Kapplerbräu. Wir entschieden uns dann für den Maierbräu, merke (laut Herrn Kaltmamsell): Nach einer Wanderung muss immer noch genug Energie übrig sein, nicht in den erstbesten Gasthof einkehren zu müssen.
Obwohl die Speisenkarte auch mit Ochsenbraten und Tafelspitz lockte, war mir mehr nach Brotzeit, unter anderem interessierte mich das Treberbrot, das laut Karte eigens für das Gasthaus gebacken wurde. Schmeckte sehr gut, ebenso wie die Biere (ich probierte das Dunkle und den unfiltrierten Zwickl). Selbst Wein wäre interessant gewesen: Die Karte schilderte ausführlich ein südtiroler Weingut, aus dem er kommt.

Ergebnis des Experiments: Nach 33 Kilometern und sieben Stunden Wanderung hatte ich dann doch eine Blase, wie erwartet an völlig unerwarteter Stelle (linke, große Zehe, unten innen), und schmerzende Druckstellen am oberen Stiefelrand. Wenig überraschende Erkenntnis: Eine springfluartige Menstruation wie seit über zehn Jahren nicht mehr ist schlecht mit einem Wandertag zu vereinbaren, ich machte auf meine alten Tage völlig neue Erfahrungen.
Doch wie es ist, einen Tag bei Regen zu wandern, werden wir in England herausfinden müssen.

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Schaun Sie mal, wer hier im Filmchen “Taste Escape” die Rolle von Wein für Rom erklärt! (Pst, es ist Hande aka vinoroma.) (Nein, ihre Stimme klingt nicht immer so, die Ärmste!)

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 3. April 2016 – Sonnenbrand aus der neuen Gärtnerei

Montag, 4. April 2016 um 7:01

Bis in den Morgen lauter Träume, in denen ich mich ärgern musste. Braucht kein Mensch.

“Taube auf dem Baum gelandet!”, rief Herr Kaltmamsell überm Morgenkaffee. Das war bemerkenswert, denn zwar gibt es hier schon auch hin und wieder Tauben, doch nicht auf unseren Kastanien, sondern auf dem Boden oder den Balkonen. Es war auch keine gewöhnliche Stadttaube.

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Sondern eine Wildtaube, eine Ringeltaube.

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Es war sonnig und warm, dennoch zog ich mich zum Laufen viel zu warm an. Diese heftigen Temperatursprünge der vergangenen Jahre habe ich immer noch nicht verinnerlicht. Meine Jacke trug ich schon bald in der Hand (ärmellos, daher nicht um die Hüfte bindbar). Trotz immer noch heftigem Muskelkater lief ich gut, sah grillende Menschen, hörte Hunde mit heftigem PLONTSCH in die Isar springen, erspähte zwei Wasseramseln, sah viel Lerchensporn, Schuppenwurz, Veilchen, Huflattich, Taubnesseln, Buschwindröschen, die Bäume brachen ebenfalls bereits in Blüten aus.

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Nach Mittag packten Herr Kaltmamsell und ich unsere Fahrräder in die S-Bahn, raus nach Mammendorf, denn: Unser Kartoffelkombinat hat vielleicht eine neue, dauerhafte Bleibe. Derzeit sind wir ja in Schönbrunn beheimatet, doch vor einigen Monaten stellte sich überraschenderweise heraus, dass ein Wettbewerb ausgeschrieben wird für ein komplett neues Konzept der gesamten Kloster- und Dorfanlage – ob die Gärtnerei ein Teil davon sein wird, ist völlig offen. Also machte sich der Vorstand nach nur einem Jahr erneut auf die Suche nach einem Gemüsehof.

Gefunden hat er zwar keinen Gemüsehof, aber wahrscheinlich eine Möglichkeit, ein Ziel der Genossenschaft früher zu erreichen als geplant: Den Kauf einer eigenen Gärtnerei. Nur dass die Anlage derzeit noch keine Gärtnerei ist, sondern eine Baumschule. Sie würde erst in eine Gärtnerei umgewandelt werden. Gestern nahm ich einen der Termine für uns Genossenschaftlerinnen wahr, die Baumschule zu besichtigen und mich über den Stand der Dinge sowie der Planung zu informieren.

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Das Gelände ist weitläufig und mit S-Bahn und Fahrrad gut zu erreichen.

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Gewächshäuser gibt es zum Teil auch noch.

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Drumrum ist außer Aussicht praktisch nix.
Nicht da ist natürlich auch die Ausstattung, die ein Gemüsehof im Gegensatz zu einer Baumschule braucht, zum Beispiel Lagermöglichkeiten für Gemüse. Übernähmen wir die Anlage, wäre das eine gewaltige Unternehmung für das Leitungs- und Orga-Team, doch alle machten den Eindruck, als hätten sie richtig Lust darauf. Bodenproben wurden bereits analysiert, erste Pläne – auch für die Finanzierung – stehen. Wie im Kartoffelkombinat gewohnt, wurden alle verfügbaren Informationen transparent und bereitwillig weitergegeben, inklusive offener Fragen.

Beschlossen kann solch ein Kauf natürlich nur von der gesamten Genossenschaft werden. Sollte das klappen, werden wir uns schneller vergrößern als bisher geplant, die große Anlage rechnet sich nur mit deutlich mehr Haushalten. Schon jetzt sind noch ein paar Plätze im Kartoffelkombinat frei, auch ohne die neue Gärtnerei. Wenn Sie interessiert sind, zum Beispiel weil es Ihnen um mehr als nur gutes Gemüse aus der Region geht, bitte hier weiterlesen.

Auch wenn ich darauf achtete, auf dem Rundgang und bei den Diskussionen an verschiedenen Stellen den Schatten zu suchen, war das eindeutig ein Hauch Sonnenbrandrot im Nacken, den ich heimbrachte.

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Zum Nachtmahl breitete Herr Kaltmamsell Grü Soß mit Kartoffeln und Eiern, die geballte Ladung Frühlingskräuter in Nase und Mund. Vielleicht probiere ich mal eine pürierte Version aus, doch ich genieße sehr, in der gehackten Soß die einzelnen Kräuter voneinander unterscheiden zu können.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 2. April 2016 – Trippa a la romana

Sonntag, 3. April 2016 um 9:22

Sehr lang geschlafen, mit ganz erstaunlichem Muskelkater aufgewacht. Als ich die Schlafzimmertür öffnete, stand davor Herr Kaltmamsell mit einem handgeschriebenen Schild: “KAFFEE!”

Fortschrittener Morgen, heftiger Muskelkater, und dann war’s auch noch trübe: Ich blies meine Laufpläne ab.

Durch eine Nachricht von Xing erfuhr ich, dass mein Vorarbeitgeber wohl nicht mehr existiert: Der Geschäftsführer hat eine neue Stelle bei einer Firma unter seiner Heimadresse, seine Vize gibt ebenfalls nicht mehr diese Agentur als Arbeitgeber an. (Ich warte immer noch auf mein Arbeitszeugnis über die Zeit, drückte mich bislang vor einem Nachhaken, jetzt wird’s schwierig.)

Das Trübe am Himmel lichtete sich, ich machte mich auf eine Einkaufsrunde. Bei Eataly sah ich nach Pancetta und Pecorino romano – Freitagabend hatte ich festgestellt, dass es die vertraute italienische Feinkosttheke in der “Schlemmergasse” des Stachus-Untergeschoßes nicht mehr gibt. Eataly hatte nicht nur Pancetta und Peccorino romano, sondern auch Guanciale. Zudem nahm ich ein kleines Brot Grano duro mit. Auf dem Viktualienmarkt Grie-Soß-Kräuter für Sonntag besorgt, im Kaufhof am Marienplatz weitere Kräuter und Dickmilch (einzige mir bekannte Verkaufsstelle in der Innenstadt), beim Alnatura weitere Milchprodukte sowie Dosentomaten.

Daheim stellte ich fest, dass die Kastanie vor dem Balkon endlich Pfötchen gibt.

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Am Freitagabend hatte ich Five Quarters von Rachel Roddy ausgelesen.

Ich hatte sie sehr gerne gelesen, die Geschichte der nicht mehr richtig jungen Britin, die – eigentlich auf dem Weg nach Sizilien – in Rom hängen bleibt. Dort isst und kocht. Das Buch kommt als Kochbuch daher, besteht zeittypisch aber hauptsächlich aus sehr persönlichen Geschichten übers Essen und Kochen – wie Rachels Blog ja auch. Große Rollen spielen darin das Stadtviertel Testaccio, in dem Rachel wohnt, ihr Partner Vincenzo und der dreijährige Sohn, der für die Niedlichkeit im Gesamtbild zuständig ist, allerdings auch als Referenz für die Qualität von Gerichten und Cafés herangezogen wird (?). Die Rezepte gefielen mir, alle zeichnen sich durch eine geringe Anzahl von Zutaten und (scheinbar?) simple Zubereitung aus. Die Verbindung von italienischer und englischer Kochtradition kommt meinen persönlichen Vorlieben ohnehin entgegen. Ich mochte auch Rachels Beschreibung, wie sie gewohnte einfache Handgriffe in der Küche neu lernte. Das alles allerdings in einer Umgebung, die viele Klischeevorstellungen von italienischer Alltagsküche erfüllt (die Nachbarinnen, aus deren Küchen es ab 11 Uhr nach Sofritto duftet), aber ohne auch nur eine Andeutung, dass diese alltäglich Koch- und Esskultur in Rom (und ganz Italien) seit vielen Jahren verschwindet.

Nach Rachels Rezept kochte ich gestern Trippa a la romana, also römische Kutteln. Den Geruch von kochenden Kuttlen kenne ich ja seit Kindertagen, weil meine Mutter immer wieder callos a la madrileña servierte – ich mag ihn sehr gerne. Vor 30 bis 40 Jahren musste eine Mutter beim Metzger noch dazusagen: “Aber bitte saubere, sie sind nicht für den Hund.” Und wenn sie das erzählte, betonte sie immer, dass sie sich nicht dafür schämte – Kutteln wurden als Abfall angesehen. Heute bekäme ich sie auch auf dem Viktualienmarkt in den auf Innereien spezialisierten Metzgerläden, doch der Süpermarket Verdi hat sie auch immer und liegt bequemer. Kutteln sind Pansen, einer der vier Mägen des Wiederkäuers Rind. Er wird gereinigt und vorgekocht verkauft.

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Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, was an rohen Kutteln eklig sein soll, sie fühlen sich an wie weiches feuchtes Fell. Dass man das Glibbrige gekochter Kutteln ablehnt, leuchtet mir schon eher ein.

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Unvertraut war mir die Geruchsverbindung von Zwiebel, Pancetta und Minze in der Pfanne – eine wunderbare Kombination.

Als Aperitiv gab es Negroni nach Rachels Anweisung. Geruch und Geschmack von Campari weckten in mir immer 80er-Erinnerungen – und die daran, dass er mir eigentlich nicht schmeckt.

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Das fertige Gericht: Sehr schmackhaft, das nächste Mal reduziere ich aber die Flüssigkeitszugabe. Begeistert war ich von Pancetta und Pecorino romano: Beides schmeckte intensiv und sehr eigen. Gerade italienischer Käse, den man in Deutschland bekommt, kenne ich eigentlich nur in den Geschmacksrichtungen “salzig und sonst nichts” (Parmesan & Co.) oder “sahnig und sonst nichts” (Mozzarella & Co.), zudem die Verbindung von beidem (Fontina/Gorgonzola). Aus Rom und von Hande weiß ich ja, dass es im Land selbst ganz köstliche Käsesorten mit differenziertem Geschmack gibt – gestern habe ich mit diesem Pecorino gefühlt zum ersten Mal einen auch hier gekostet. Das Brot dazu war ungesalzen, also wahrscheinlich ein toskanisches Rezept. Erst mal für mich gewöhnungsbedürftig, zu den herzhaften Kutteln passte das aber sehr gut.

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Herr Kaltmamsell hatte mich vor Kurzem darauf hingewiesen, wie lange ich schon keine Mousse au chocolat mehr gemacht habe. Es gab eine am Nachmittag vorbereitete zum Nachtisch.

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Herr Skizzenblog hat vergangene Woche im Fernsehen Fußball geguckt und die Kommentare des Moderators gezeichnet. Wunderbare Unmsetzung der Floskel, deren Blödsinn die Fußball-affine Welt wahrscheinlich gar nicht mehr wahrnimmt. Mein Favorit: der ungenaue Ball.
“#GERITA”.

die Kaltmamsell

Twitterfavoriten März 2016

Donnerstag, 31. März 2016 um 21:09

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Twitterlieblinge anderer Leute hat wieder Anne Schüßler gesammelt.

die Kaltmamsell

Journal Ostermontag, 28. März 2016 – Pupplinger Au

Dienstag, 29. März 2016 um 6:34

Nach Ausschlafen und gemütlichem Bloggen kochte ich mir Porridge mit Gewürzen, das ich nach Duschen und Anziehen mit Quittenkompott und Joghurt frühstückte. Seit für Ostermontag trockenes Wetter angekündigt war, plante ich mit Herrn Kaltmamsell eine Wanderung; die Wahl fiel auf den Weg von Wolfratshausen durch die Pupplinger Au nach Schäftlarn. Wirklich schön war dabei der Abschnitt durch die Pupplinger Au, die wir auf vorherigen Wanderungen von oben gesehen hatten und die Herr Kaltmamsell “Ödnis” getauft hatte. Davor gingen wir auf Fahrradwegen und Straßen, danach hatten die Wege den Charakter von stark organisiertem Naherholungsgebiet, wie ich sie von den Sonntagsspaziergängen meiner Kindheit kenne. Entsprechend bevölkert waren sie an diesem Ostermontag.

Auf den gesamten 15 Kilometern mussten wir uns aktiv mit Radlern arrangieren, von Renn- über Querfeldein- bis Ausflugsradlern. Insgesamt war die Tour nett mit einigen schönen Entdeckungen, muss ich allerdings nicht unbedingt nochmal machen.

Vom S-Bahnhof Wolfratshausen aus gingen wir an den Stadtrand, bis wir die Isar querten.

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Nach zwei Kilometern bogen wir in die Pupplinger Au.

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Diese rauschende Flussbiegung schaltete in meinem Hirn sofort Marilyn Monroe an, wie sie “River of no return” singt. Für instagram habe ich ein kleines Filmchen von der Ecke aufgenommen.

Am Pfad die Isar entlang nach Icking sahen wir viele Blumen, neben Buschwindröschen, Seidelbast, Josefsblümerl (hier gelernt, danke!), Schlüsselblumen, Huflattich auch diese Herrschaften.

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Gelbstern?

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Die unterste ernannte Herr Kaltmamsell zum Zombie-Edelweiß, diese Bezeichnung ist möglicherweise nicht botanisch belastbar. Mein Bestimmungsbuch ist wieder einmal unbrauchbar – ob wieder geneigte Leserinnen weiterhelfen können?

Zwischen Isar und Isarkanal weiter nach Schäftlarn.

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An dieser Vogelfutterstation sah ich sogar einen Grünspecht.

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Kloster Schäftlarn. Im Klosterbräustüberl machten wir Rast, wollten gerne ein Bier. Der Namen des Gasthauses hatte mich annehmen lassen, ich könnte ein hiesiges bekommen – leider nicht.

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Na gut, dann halt ein Dachauer Kellerbier.

Die einzige ernsthafte Steigung war die zum S-Bahnhof zurück, aber mit ein wenig Bier im Blut gut zu bewältigen.

Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch ein Krabben-Curry.

die Kaltmamsell

Journal Karsamstag/Ostersonntag, 26./27. März 2016 – Klinikbesuche

Montag, 28. März 2016 um 9:46

Am Karsamstag, heutzutage Ostersamstag, war es endlich sonnig. Nach einem halbwegs gemütlichen Milchkaffee mit Bloggen und einer halben Stunde Kraftgymnastik ging ich ein wenig Einkaufen, unter anderem um für meinen Vater im Krankenhaus Leckereien zu besorgen.

Zu ihm nach Donauwörth fuhr ich mittags mit dem Zug. Ich spazierte in der Sonne vom Bahnhof zur Klinik. Meinem Vater ging es so mittelgut. Wegen des Osterwochenendes war kein ärztliches Personal da, das ihm auch nur sagen konnte, wie lange er voraussichtlich im Krankenhaus würde bleiben müssen. Zumindest versorgte ich ihn (neben den spanischen Zeitschriften, die ich mitgebracht hatte) mit Fernsehzugang, damit ihm nicht auch noch langweilig wurde. Das habe ich gleich mal fürs Techniktagebuch aufgeschrieben.

Schöne Aussicht aus dem Krankenzimmer:

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Zurück zu Hause setzte ich den Osterzopf für Sonntag an.

Herr Kaltmamsell machte uns Shakshuka zum Nachtmahl, dann brach ich zu meiner Abendverabredung auf: Cocktails mit Internetmenschen aus Blogs und Twitter. Es war ein sehr fröhlicher Abend, ich lernte einiges über die Bürokratie des Ausländeralltags und über ambitionierte Bankangestellte. Der Abend dauerte deutlich länger, als ich geplant hatte, schließlich musste ich am Ostersonntag früh aufstehen, um den Zopf zu backen. Den dritten Cocktail hätte es wahrscheinlich wirklich nicht gebraucht, ich war ziemlich betrunken, als ich nach Mitternacht heim kam.

Ich weiß, Eltern können da nur müde (hihi) lächeln: Nach wegen Umstellung auf Sommerzeit nur fünf Stunden Schlaf stand ich sehr benommen und noch deutlich alkoholisiert auf. Dennoch war die Zeit bis zur Fahrt zum Osterfrühstück bei meiner Mutter so knapp bemessen, dass ich die Hefezöpfe direkt aus dem Ofen einpacken musste.

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Es war weiterhin wunderbar sonnig, doch auch im Zug spürte ich den Alkohol der Osternacht noch sehr.

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Osterfrühstück (inneres Krückstockgefuchtel, dass das mittlerweile “Osterbrunch” genannt wird), Ostereiersuchen der Nifften, fotografiert von ihrem Vater.

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Mit Mutter, Bruder und Herrn Kaltmamsell fuhr ich nochmal zu meinem Vater in die Klinik, er war zumindest schon mal deutlich besserer Laune.

die Kaltmamsell