Journal Sonntag, 23. August 2015 – Autofahren

Montag, 24. August 2015 um 7:21

Gestern musste ich nach Ingolstadt zur Familie – diese weigert sich nämlich weiterhin, den 22. August zu ignorieren, egal wie ernsthaft ich darum bitte. Und meine Eltern haben bis heute nicht den Ansatz eines schlechten Gewissens, weil sie durch ihre damalige katholische abstinence only-Vergangenheit und der daraus resultierenden Unkenntnis von allem nur ein Jahr nach ihrer Eheschließung mit 21 und 23 Jahren das Schlamassel meiner Existenz verursachten.
(Jajaja, mein Unmut ist komplett irrational: Auch geplante Eltern nehmen in Kauf, dass das Ergebnis ihres Kinderwunsches damit nicht einverstanden ist. Man kann halt nicht vorher fragen. Und die allerallermeisten Menschen finden ja das mit dem Leben grundsätzlich wunderbar.)

Zumindest bedang ich mir aus, erst um 13 Uhr zu kommen und schaffte mir damit Zeit, morgens im Schyrenbad zu schwimmen. Es war wundervoller Sommertag, die Morgenkühle des Hinradelns machte noch einen Pulli nötig, auf dem Rückweg war es bereits warm. Und meine 3000 Meter im fast leeren Becken genoss ich sehr.

Zu allem Überfluss wurde die bereits Jahre dauernde Bastelei an der Bahnlinie Petershausen-Ingolstadt fortgesetzt, ich wäre auf den Schienenersatzverkehr angewiesen gewesen. Mal wieder vier Stunden eines Sonntags in S-Bahn, auf Bahnhöfen und in Überlandbussen zu verbringen, verweigerte ich komplett. Das widerstrebte mir so sehr, dass ich eine Autofahrt vorzog. Herr Kaltmamsell war vergangenes Jahr bei einer Aktion Mitglied des Systems Drive Now geworden; ich bat ihn, dieses zu nutzen. Obwohl Drive Now ja genau nicht für Autofahrten außerhalb Münchens gedacht ist (weil aber innerhalb Münchens ein Auto völlig überflüssig ist, hatten wir es noch nie genutzt), buchte der Herr also für 79 Euro ein Neun-Stunden-Paket, das mich zum ersten Mal seit wohl mehr als zehn Jahren per Auto nach Ingolstadt brachte.

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Das verhalf mir zu ungewohnten Perspektiven auf gewohnten Strecken

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und zu den typischen Autofahrterlebnissen, die mich die Bahn bevorzugen lassen. Von Tür zu Tür brauchten wir 1 3/4 Stunden.

Die Rückfahrt verlief flüssiger und deutlich schneller, Gewitter mit Sturzbächen an Regen ab der Münchner Stadtgrenze. Da in diesem Leihautosystem kostenpflichtige Parkplätze von der Leihgebühr abedeckt sind (für den Stadteinsatz ist das alles sehr gut durchdacht), konnten wir das Auto fast vor der Haustür abstellen.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 22. August 2015 – Sugo einkochen

Sonntag, 23. August 2015 um 8:05

Der Sommer war nochmal zurückgekommen, mich zog es sehr hinaus an die Isar zu einem Lauf – recht früh, denn ich hatte ab Mittag noch etwas vor.

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Leichtfüßig war ich fast zwei Stunden unterwegs und wäre gerne weitergelaufen.

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Statt dessen duschte ich schnell und zog mich an: Es ging mit S-Bahn und Fahrrad hinaus nach Schönbrunn zum Kartoffelkombinat.

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Gestern (und am Freitag davor) wurde in drei Schichten Sugo eingekocht, aus der Tomatenflut unserer Gärtnerei in Schönbrunn. Nächstes Wochenende wird nochmal eingekocht. Ich freute mich sehr, dass ich endlich Zeit zum Mithelfen hatte: Vergangenes Jahr stand nur an Wochentagen eine Küche fürs Einkochen zur Verfügung, und wochentags musste ich arbeiten.

Die Küche war eine des Franziskuswerks, mit viel Platz, professionellen Spülmaschinen, großen Arbeitsflächen und Spülbecken. Wir waren in unserer Schicht etwa 18 Helferinnen und Helfer, dazu Vorstand Daniel an der Spüle, dirigiert von einem echten, gelernten Chefkoch und seinem Adlatus an den Töpfen. Schürzen, Messer, Schneidebretter hatten jeder und jede selbst mitgebracht.

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Wir zerteilten die direkt davor geernteten (gewaschenen und geputzten) Tomaten und entfernten die Strünke. Zudem hackten wir viele, viele Zwiebeln und Auberginen. Die Schicht davor hatte bereits Karotten und Sellerie gewürfelt (die Wanne damit stand neben mir, ihr Duft bescherte mir die Erkenntnis, dass Knollensellerie eine intensive Zimtnote hat – vielleicht sollte ich ihn mal in einem arabischen Gericht verwenden), außerdem eine Wanne Tomaten gehäutet und filetiert. Im Nebenraum wurde außerdem Knoblauch geschält und gescheibelt.

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Aus den Tomaten köchelte in einem Großküchenkessel der Basissugo, mit Zucker, Salz und Pfeffer gewürzt.

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Auf seinem Profiküchenherd verarbeitete der Koch diesen Basissugo mit dem gedünsteten sonstigen Gemüse zu Sugo-Variationen, die direkt dahinter ganz heiß in frisch gespülte Gläser gefüllt wurden. Sugo spuckt ja gerne aus seinen Töpfen, der freundliche Koch mit einem unendlichen Fundus an Geschichten aus seinem Kochleben warnte die nebenstehenden Abfüllerinnen regelmäßig, wenn ein Topf in die Spuckphase kam.

Der Nachmittag war ein großer Spaß, natürlich wurde viel über Kochen und Speisen gesprochen. Wenn ich mich durch die Küche bewegte, schnupperte ich von einer Duftinsel zur nächsten.

Herr Kaltmamsell allerdings zog das große Los: Er durfte KOCHEN! (Genauer: den Großkessel für den Basissugo bedienen, dabei Zucker, Salz, Pfeffer abwiegen und einrühren, sogar mit dem Baustellenzauberstab pürieren!)

Zurückgeradelt in goldenem Abendlicht, Nachtmahl im Schnitzelgarten mit etwas zu viel Weißwein und einem Kellner, der mich angemessen mit “Milady” ansprach.

(Und ich bin gerührt, wie viele liebe Menschen inzwischen respektieren, dass ich das gestrige Datum ignoriert haben möchte.)

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Wir wissen ja hoffentlich: Immer schön vorsichtig sein mit Verallgemeinerungen. Zum Beispiel über Modebloggerinnen:
“Die Macht einer Modebloggerin im Flüchtlingsdrama”.

Die Österreicherin Madeleine Alizadeh schreibt über Mode und Kosmetik. Doch seit ein paar Wochen ist alles anders. Ihr neuer Alltag: Sich für Geflüchtete einsetzen – bis an die Grenzen ihrer Kräfte.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 21. August 2015 – neue Aerobicschuhe

Samstag, 22. August 2015 um 7:55

Früh Feierabend gemacht, ist dort freitags üblich. Und ich wollte Aerobicschuhe kaufen: Nach acht Jahren Gebrauch sollten meine alten besser mal ersetzt werden. Ich radelte bei Sonne und Jackentemperaturen zur Fußgängerzone.

Der Kauf von Turnschuhen ist eine komplexe Sache, ich wollte mich gründlich beraten lassen (auch wenn ich schon ein wenig selbst recherchiert hatte), also ging ich ins größte Sportkaufhaus am Ort, zum Sport Scheck im riesigen neuen Bau in der Kaufingerstraße.
Dort gab es eine eigene große Abteilung “Fitness”. Dass mein Aerobic- und Stepaerobicgehopse genauso darunter gezählt werden wie Krafttraining an Maschinen und mein Langhanteltraining in Gruppe, weiß ich ja – die Kategorie bezieht sich eher auf eine Modestilrichtung als auf sportliche Inhalte.

Ich fand eine große Wand mit Fitnessschuhen für Männer; dort sah ich mich zunächst um, in der Hoffnung auf passende Schuhe für meine großen, breiten Füße und auf weniger Augenlicht-gefährdende Farben. Ich nahm Schuhe in die Hand, besah Stabilität, Sohlenprofil, wahrscheinliche Dämpfung (tatsächlich würde ich sie natürlich erst durch Ausprobieren herausfinden). Dann ging ich zur großen Wand mit Fitnessschuhen allerlei Hersteller für Frauen, sah mich auch dort gründlich um.

Die Auswahl war riesig, auch Kundschaft gab es reichlich. Was es nicht gab, war Personal. Nicht bei den Damen, nicht bei den Herren, nicht bei den Schuhen, nicht bei den vielen Reihen mit Bekleidung. Einige Schuhe hätte ich gerne in meiner Größe anprobiert, bei dieser Gelegenheit auch Fragen zu Details gestellt (zum Beispiel: Warum gibt es praktisch keine halbhohen Aerobicschuhe mehr? Soll die Sohle eher rutschig sein für Tanzbewegungen oder griffig für Ausfallschritte?). Doch so weit ich auch schaute: Da war niemand. Sie werden jetzt vielleicht anmerken, dass ich die fünf interessanten Einzelschuhe ja hätte mitnehmen können und auf anderen Stockwerken nach Personal suchen. Ich hingegen entschied mich dafür zu gehen.
Laut Medienberichten soll Sport Scheck ja das Online-Geschäft forcieren; wahrscheinlich ist der Neubau in der Kaufingerstraße also lediglich für Ausstellungsräume gedacht.

Das zweite Sportkaufhaus im Zentrum von München ist Sport Schuster vorn am Marienplatz: Die Abteilung heißt dort “Fitness Damen” und ist erheblich kleiner, dafür mit Personal ausgestattet. Eine der Verkäuferinnen, sie war etwa in meinem Alter, stellte viele Fragen, ließ mich eine Reihe von Schuhen probieren und testen, war nur ein bisschen beleidigt, als ich seufzte: “Warum müssen die denn alle so hässlich sein?” Ich fand eine sauteure Augenbeleidigung, die sich am Fuß, beim Herumhüpfen, Drehen und Ausgrätschen richtig, richtig gut anfühlte. Nach getroffener Entscheidung verwickelte mich die Verkäuferin noch in ein Gespräch über Bewegungsbedürfnisse und Laufmöglichkeiten in München (sie war erst vor Kurzem hierher gezogen), sie stellte sich überraschenderweise als seelenverwandte Genusssportlerin heraus – sonst werden mir in Sportläden höchstens Gespräche über organisierte Massenläufe angeboten.

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Die nächsten acht Jahre werde ich also in dieser Scheußlichkeit herumhopsen. Vermutlich mussten Einhörner dafür sterben.

Weiterer Plan für den Abend war Pizzaessen gewesen. Und das tat ich auch mit Genuss (Herr Kaltmamsell war verabredet).

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 19. August 2015 – Gerippte

Donnerstag, 20. August 2015 um 7:10

Seit Sonntag hat das Wetter wirklich umgeschlagen, nach 34 Grad am Mittwoch vor einer Woche kam die Luft unter grauer Wolkendecke gestern nicht mal auf 20 Grad.

Nach der Arbeit wieder nach Untergiesing zu einer Hüpfstunde geradelt.
Ein technisches Detail der vergangenen Woche habe ich im Techniktagebuch beschrieben – allerdings will mir die Redaktion nicht glauben, dass man a) Musikkassettenmusik ohne Veränderung der Tonhöhe schneller und langsamer drehen konnte, b) dass das “pitchen” heißt, weil doch Pitch gerade die Tonhöhe sei. Gibt es Hüpferinnen/Hüpfer, die dazu etwas sagen können?

Eine sehr freundliche Leserin hat mir zu Ebbelwoigläsern verholfen – sehen sie nur, wie wunderschön sich das Licht im Gerippe bricht.

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Weiter mit Flüchtlingsgeschichten: Das SZ-magazin sammelt Erlebnisse und Begegnungen.
“‘Die Vorurteile gehen über Bord’.”

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 18. August 2015 – Das Elend vor der Haustür

Mittwoch, 19. August 2015 um 6:51

Und plötzlich ist es vor der eigenen Haustür, das Elend.

Morgens 10 vor 7 trage ich mein Fahrrad hinunter, Sportzeug im Rucksack auf dem Rücken – ich bin auf dem Weg zum Krafttraining vor der Arbeit. Schon auf den ersten Stufen im Treppenhaus riecht es ungut, nach ungewaschenem Mensch. Als ich am Fuß der Treppe aufblicke, sehe ich die Ursache: Auf der überdachten Fläche vor der Haustür hat eine Gruppe Männer auf Pappkartons übernachtet. Sie setzen sich gerade auf und schauen sich verschlafen um, einer steht und versucht in seine zerrissenen Stoffturnschuhe zu schlüpfen. Vor ihnen stehen zwei junge Polizisten in der altmodischem bayerischen Uniform.

Die verschlafenen, zerstrubbelten Männer sehen so aus wie die Männer aus Osteuropa, die jeden Tag in Grüppchen an den Straßenecken des Bahnhofsviertels ums Eck stehen, in der Hoffnung auf einen Tagesjob irgendwo, meist schwarz auf dem Bau. Wie die Männer, die ich tagsüber im nebengelegenen Park sehe, in Gruppen auf dem Gras sitzend, manchmal singt einer von ihnen ein orientalisch klingendes Lied. Und jetzt sitzen sie vor meiner Tür, haben nicht mal einen Schlafsack, ich sehe auch kein sonstiges Gepäck.

Ich öffne die Haustür, wünsche einen guten Morgen, schiebe mein Fahrrad vorsichtig raus. Einer der Polizisten herrscht in die Gruppe, sie sollen mir Platz machen. Ich mache eine beschwichtigende Handbewegung: Nur nicht hudeln. Einer der Männer flucht halblaut auf Italienisch vor sich hin, der Polizist warnt ihn vor Beschimpfungen – so viel Italienisch verstehe er schon. Ich trage mein Fahrrad ganz hinaus und radle davon.

Das Ganze hat nicht mal eine Minute gedauert. Ratlos und verstört bin ich immer noch.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 15. August 2015 – Geländegängigkeit

Sonntag, 16. August 2015 um 8:00

Ein Regentag war angekündigt, doch morgens blieb es trocken, und der Himmel riss immer weiter auf bis zu einer englisch vielfältigen Farbmischung. Die Abkühlung hatte sich gehalten, so kam ich zu einem wundervollen Sommerlauf an der Isar bei Thalkirchen. Zur Abwechslung nahm ich hinter der Brücke Maria Einsiedel die östliche Isarseite, die ich sonst unter anderem wegen des hohen Mountainbikeaufkommens meide.

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Obwohl ich fast zwei Stunden lief, kam ich laut App nur auf 15,5 km. Das lag hauptsächlich daran, dass ich am Pullacher Ende des Weg weiterhin versuchte, so nah am Wasser zu laufen wie möglich und auf Wege geriet, die im Gebüsch oder in abschüssigem Ufer endeten; ich legte einige Kletterabschnitte ein.

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Auf dem Rückweg begab ich mich sehenden Auges in die Schlacht mit den Mountainbikern und -bikerinnen: Ich nahm einen besonders interessanten Weg, den ich gut kenne und der als Geländeradelstrecke gilt; er ist aber auch gar zu schön.

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Zum Glück kamen mir alle Radelnden entgegen, niemand von hinten. Und vor allem an schwierigen Stellen mit umgestürzten Bäumen oder Schlammlöchern war ich ohne sperriges Rad klar im Vorteil: Während die Biker noch ratlos nach einem Weg um die Stelle grübelten, war ich bereits wie eine Geiß um sie herumgesprungen.

Ich will endlich einen ungemein nützlichen Produkttipp weitergeben. Leider habe ich bereits vergessen, von welcher Kommentatorin hier ich ihn vor ein paar Jahren bekommen habe – herzlichen Dank! Es geht um den perfekten BH zum Joggen, wenn es ziemlich viel Masse festzuhalten gilt. Der Moving Comfort Juno ist das Beste, was ich je zum Laufen getragen habe. Ich verlinke hier den Hersteller, der BH wird von vielen Online-Shops angeboten, seltsame Farben gibt es deutlich billiger. (Meine beiden sind knalltürkis und oma-bordeaux, warum?)1

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Brotteig für Fladenbrote zur sonntäglichen Grilleinladung zubereitet, auf dem Balkon gelesen, dabei eine Wespe beobachtet, die eine Rosine auf dem Sims (für die Amseln ausgelegt) systematisch aushöhlte. Gebügelt, Duolingo gespielt, mir von Herrn Kaltmamsell eine bodenlose Zucchinitarte servieren lassen (statt mit frischem Thymian mit frischem Estragon – hervorragend), zum Nachtisch auf ein Eis spaziert (in bereits unsommerlicher Kühle).

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(Foto: Herr Kaltmamsell)

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Sehr interessant und sehr lustig:
“Web Design: The First 100 Years”.

Aufbereitetes Skript eines Vortrages, der Web Design erklärt am Beispiel der Entwicklung von Passagierflugzeugen in den vergangenen 50 Jahren. Der Titel sollte eigentlich lauten: “The Victory of Good Enough”.

via Techniktagebuch-Chat vor ca. 3 Wochen – so lange hatte ich den Tab offen, bis ich die Geschichte endlich las. Er wird mir fehlen, der Tab.

  1. Und wegen des Modellnamens wollen wir uns mal nicht so haben, sondern beschließen, dass uns jede antike Göttin recht ist, ok? []
die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 11. August 2015 – Sind denn nicht alle im Urlaub?

Mittwoch, 12. August 2015 um 7:19

Nach unruhiger Nacht (der Neumond wahrscheinlich) (SPASS!) zum Langhanteltraining geradelt, geschwitzt wie ein munteres Brünnlein. Auf dem Weg dorthin und danach in die Arbeit überraschte mich der sehr starke Berufsverkehr: Sind denn nicht alle im Urlaub? Wer sind denn das für Menschen, die die Kreuzungen verstopfen? Auch das Sportstudio war überraschend bevölkert, doch das führte ich darauf zurück, dass nur die frühen Morgenstunden Sport bei angenehmen Temperaturen ermöglichen.

In der Arbeit war ich auf einen Kaffee mit einem Blogleser und Kollegen verabredet: Eine sehr schöne Begegnung, und über meinen Arbeitgeber habe ich auch gleich noch etwas gelernt.

Ein weiterer Hochsommertag, doch die Hitze war mit gut 30 Grad nicht allzu schlimm.

Daheim empfing mich Herr Kaltmamsell mit einem weiteren köstlichen Abendessen: Er hatte aus Ernteanteil-Kartoffeln Kopitka gemacht, die ich mit Butter und Käse aß.

Abschluss des Abends über Radler im nächstgelegenen Biergarten mit einem Freund, den ich dann doch immer nur einmal im Jahr treffe und einfach nicht kapiere, warum das nicht öfter klappt (wir wohnen 300 Meter Luftlinie voneinander entfernt).

§

Ich schreibe nichts über mein Grauen angesichts hasserfüllter und vorurteilsbeladener Ablehnung von Flüchtlingen nach Deutschland, weil ich ohnehin zu den Bekehrten sprechen würde. Außerdem bin ich in einem Maß fassungslos, dass ich keine rechten Worte finde.

Wen die furchtbaren Erlebnisse der zeitgenössischen Flüchtlinge nicht anrühren, der sollte es vielleicht mal mit den Details aus deutscher Vergangenheit versuchen.
“Eine wahre Geschichte von Krieg, Flucht, dem Leben danach und was das mit dem Heute zu tun hat”.

Ersetze Kälte und Schnee durch Wüste und Boote übers Mittelmeer.
Wie kann man annehmen, dass diese Menschen das aus Abenteuerlust auf sich nehmen oder um die Europäer abzuzocken?
Wir stecken durch diese unfreiwillige Migration am Anfang einer massiven gesellschaftlichen Veränderung, die Frage des Ob hat sich längst erledigt, es geht nur noch ums Wie. Es liegt an uns, ob die Zukunft unserer (zu diesem “wir” lesen Sie bitte hier bei Novemberregen weiter) Gesellschaft die Neuankömmlinge umarmt und einschließt, oder ob sie einen großen Graben aufmacht.

die Kaltmamsell