Archiv für Juli 2016

Journal Donnerstag, 14. Juli 2016 – Abendregenlauf

Freitag, 15. Juli 2016

Den Tag über jeden Regenguss verflucht, jeden Sonnenstrahl bejubelt: Ich wollte abends an die Isar zum Laufen. Da der Stand bei Feierabend sonnig gemischt mit Wolken war, ging ich zeitig, zog mich daheim um und radelte an die Wittelsbacherbrücke.

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An der Brücke Maria Einsiedel war der Spaß vorbei: Wolkenbruch. Ein paar Minuten stellte ich mich unter einen Baum, doch allem Anschein nach würde es so schnell nicht aufhören. Außerdem wurde mir kalt. Ich schützte mein Telefon so gut es ging in der Hosentasche und lief weiter. Der Schirm meiner Mütze sorgte dafür, dass zumindest meine Brille funktionsfähig blieb. Nach 15 Minuten war ich ordentlich nass an der Großhesseloher Brücke, der Regen hörte auf.

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Die Überraschung, als ich nach Hause kam: Hier war alles trocken, in der Stadtmitte hatte es nicht geregnet.

Journal Mittwoch, 13. Juli 2016 – Die Welt spielt PokémonGO

Donnerstag, 14. Juli 2016

Durchgehend Regen, ziemlich kühl. Abends so viel Regen, dass ich meine Laufwünsche fahren ließ.

Mein Internet war geprägt von dem neuen Pokémonspiel. Ich kann mich an keine Erscheinung im Web erinnern, die so schnell so viele Menschen mitriss – in einer Geschwindigkeit, dass noch nicht mal abfällige Glossen geschrieben werden oder das Feuilleton mit den doch reflexartigen Zivilisationsuntergangprognosen reagieren konnte.

Meine Twitter-Timeline war voll von Pokémon-Screenshots, es wurde gewitzelt, dass sich die Tastaturen bogen (über Kinder, die man früher nicht an die frische Luft brachte und die jetzt nicht mehr reinzuholen sind, über Agenturen, die nichts mehr verkaufen werden ohne “wie PokémonGo, nur mit XY”), Leute sprechen einander draußen an, wenn sie anhand von Fingerbewegungen auf Smartphones andere Spielende identifizieren (es gilt wohl, Gruppen für Schlachten zu formen), Herr Kaltmamsell stellte fest, dass der Pausenhof seiner Schule eine Arena ist, Bekannte berichten, dass sie mit dem Auto fast abgelenkte Spieler angefahren haben.

Diese Welt ist mir lieber als die, in der gestern Boris Johnson britischer Außenminister wurde.

§

Ausführlicher Artikel über die Bewerberin für die US-Präsidentschaft Hillary Clinton:
“Hillary
Why the Clinton America sees isn’t the Clinton colleagues know”.

Erzählt viel, wie große Politik in USA funktioniert – und wie eben nicht. Und klingt nach einem Menschen, den man sich an der Spitze einer Weltmacht wünschen sollte. Mich ziehen vernünftige Sachpolitikerinnen ja viel mehr an als Massenführer (altgriechisch wörtlich Dem-agogen). Nur dass wir wohl in einer Post-Fakten-Gesellschaft leben, in der Sachpolitik am wenigsten zieht.

via @diplix

§

“I Was A Cop In A Country With No Guns: 6 Startling Truths”.

Sehr launig erzählt auf Cracked ein britischer Ex-Cop, wie man als Polizist ohne Schusswaffe agiert – betont allerdings, dass das nur in einem Land ohne Schusswaffenbesitz funktioniert.

Wichtiger Hinweis der Redaktion:

WARNING: TONS OF BRITISH SLANG AHEAD.

via @giardino

Journal Sonntag, 10. Juli 2016 – Hochsommer ausgeschöpft

Montag, 11. Juli 2016

Die Wettervorhersage hatte den einzigen Hochsommertag auf längere Sicht angekündigt, ich holte möglichst viel raus.

Morgenkaffee auf dem Balkon:

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Radeln zum Ostbahnhof für eine Turnstunde, beim Umziehen genoss ich das gleißende Licht über Münchens Dächerlandschaft.

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Daheim Frühstück mit Bagel, Curryresten, Obstjoghurt. Dabei bekam ich die Nachricht einer Freundin, ob wir uns abends im Biergarten treffen wollten. Zu Biergarten hatte ich gerade Herrn Kaltmamsell überredet, der wegen Korrekturlast nur zögerlich eingewilligt hatte. Ich gab ihm also frei und verabredete mich statt dessen mit der Freundin.

Vorher schob ich noch Freibad ein – auch wenn mir bewusst war, dass ich halb München dort treffen würde. Ich radelte hinaus nach Thalkirchen ins Naturbad Maria Einsiedel. Wie gewohnt schlenderte ich an den Kassenschlangen vorbei zum Eingang für Bäderkartenbesitzerinnen – um dort festzustellen, dass ich kein Guthaben mehr auf meiner Karte habe (ich sehe auf der kleinteiligen Anzeige beim Reingehen nie, wie hoch mein Guthaben noch ist). Also stellte ich mich an.

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Das Bad war tatsächlich sensationell voll, doch ich kam zu meinem Schwumm einmal den eisigen Kanal runter.

Zurück daheim duschte ich und packte die Badetasche aus, dann radelte ich weiter zum Aumeister – recht weit weg für mich, aber für die Freundin mit zwei Kindern am besten zu erreichen. Außerdem lockte mich die Fahrt einmal längs durch den Englischen Garten, zumeist entlang der Isar.

Es war ein wunderbarer Biergartenabend. Zuvor war ich erst einmal im Aumeister gewesen, und das bei Kälte, gestern saßen wir gemütlich im Schatten der Bäume, völlig unbeengt. Ich ließ mir sagen, dass dieser Biergarten eigentlich nie ganz voll sei. Zwei Radlermaßn, eine Schweinshaxn mit Krautsalat – es ging mir rundum gut.

Highlight des Hochsommertags aber war die Heimfahrt. Ich radelte nach neun quer durch den Englischen Garten zurück, orientierte mich nur ungefähr an der Richtung. Im goldenen Abendlicht fuhr ich zwischen Blumenwiesen und Baumsilhouetten, vorbei an glucksenden Bächlein, begegnete der Schafherde, die gerade im Englischen Garten grast (ich roch sie, bevor ich sie sah), sah die Lichter eines weiteren Biergartens zwischen den Bäumen, hörte einen Entenstreit – bevor ich an den Chinesischen Turm gelangte und wieder genauer wusste, wo ich war.

§

Bitter, aber nötig:
“I racist”.

What follows is the text of a “sermon” that I gave as a “congregational reflection” to an all White audience at the Bethel Congregational United Church of Christ on Sunday, June 28th.

Black people think in terms of we because we live in a society where the social and political structures interact with us as Black people.

Mein Rassismus, wenn ich ehrlich bin: Wenn ich hier jemandem mit dunkler Hautfarbe oder sonstigen nicht-mehrheitlichen Herkunftsmerkmalen begegne, ist mir das sofort bewusst – so sehr, dass ich bei Grillhähnchen-gebräunten Menschen auf einer kleinen Ebene überlege, ob sie vielleicht doch so geboren wurden. Vor allem aber: Wenn ich einer Weißen begegne, ist mir das nicht bewusst – sie hat gar kein Merkmal, sie ist einfach da, norm-al. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das instinktive Registrieren der Abweichung auf mein Verhalten auswirkt, ist groß. Und das ist halt bereits Rassismus. Im besten Fall reflektiere ich es (und bin auch noch stolz darauf), aber es ist da.

§

Dazu passt hervorragend dieses ausführliche Interview mit der immer wieder bestürzend klaren Denkerin Carolin Ehmke. Es dreht sich um Intimität und Politik:
„’Einfach nur privatistisch Intimitäten ausplaudern, kann nicht zielführend sein.’“

Zum Artikel über Rasssismus oben passt:

Ich wehre mich gegen die machtvolle Konstruktion von Kollektiven, von Zuschreibungen kollektiver Identität, gegen die Negation von Individualität, weil ich darin den Ursprung von Ausgrenzung oder Gewalt antizipiere. Mit dem Unsichtbarmachen von Individualität und Vielfalt, mit der Repression von Differenzen, mit dem Erfinden von Normen und Codes, die manche ein- und andere ausschließen, beginnen jene Mechanismen von Exklusion, die aus manchen Menschen weniger wertvolle, weniger schutzwürdige Menschen machen.

Woran ich dabei allerdings herumkaue: Denken in Mustern, Stereotypen, Gruppen ist grundmenschlich, so funktioniert das menschliche Lernen. Ist die Technik der Deduktion nicht im Grunde Stereotypisierung? Kommt die Wahrnehmungsforschung nicht immer wieder auf die Gestalttheorie zurück? Aber was bedeutet das für unser Zusammenleben in einer Gesellschaft?

Je älter ich werde, je mehr ich lerne, nachdenke, umso weniger komme ich zu Ergebnissen. Soll ich es mir einfach gemütlich in der Aporia einrichten?

Sehr gefreut habe ich mich über Ehmkes Vergleich von Religiosität mit Liebe: Damit erkläre ich mir das nämlich auch. So wenig, wie man jemanden über Argumente dazu bringen kann, einen Menschen zu lieben (oder zu begehren, würde Ehmke ergänzen), kann kam jemandem religiösen Glauben ein- oder ausreden; er ist da oder eben nicht.

Journal Samstag, 9. Juli 2016 – Kochen, Backen, Essen

Sonntag, 10. Juli 2016

Ich wachte wacklig auf – wie schon ein paar Mal vergangene Woche war mir schwindlig, ich fühlte mich schwach, wurde manchmal von Übelkeitswellen erfasst. In der Arbeit bedeutet das Zusammennehmen und Anstrengung, am ersten ganz freien Wochenende seit Langem konnte ich mich gehen lassen. Also blies ich meine Schwimmpläne ab.

In aller Gemütlichkeit mahlte ich die am Vorabend geschälten Mandeln und buk neben Frühstückskaffee und Internetlesen eine Aprikosentarte.

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(Ungefiltert: Die Früchte waren wirklich so knallfarben.)
Bis ich sie aus dem Ofen holte, war ich gereinigt und angezogen.

Einkaufsrunde mit Herrn Kaltmamsell. Wir spazierten zum Eataly. Da ich den Laden noch nie so leer gesehen hatte (gegen 12 Uhr nur ein paar versprengte Touristen), sah ich mich diesmal wirklich gründlich um. Im Einkaufskorb landeten allerdings wieder Guanciale, Schinkenabschnitte, Käse – die Speisen fürs Wochenende waren bereits geplant. Auf dem Rückweg Besorgungen im Biosuper- und im Drogeriemarkt.

Da der jüngste Ernteanteil eine junge gelbe und eine junge grüne Zucchini enthalten hatte, probierte ich zum Mittagessen den erst jüngst auf Twitter gelobten Zucchinisalat von 2010 aus, hier Ankes Rezept. Schmeckte wirklich sehr gut.

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Auf Twitter enspann sich eine Diskussion über das Hobeln der Zucchini: In meinem Fall hatte Herr Kaltmamsell das mit einem Gurkenhobel übernommen – ich hatte mir beim letzten Mal ordentlich in einen Nagel gesäbelt. Mein Kartoffelschälmesser ist nämlich von diesem Typus (Prägung aus dem Elternhaus, anders kann ich’s nicht) und nicht von diesem – damit geht kein Dünnhobeln.

Als zweiten Gang gab’s gerade abgekühlte Aprikosentarte.

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Ja, mit frisch selbst geschälten und gemahlenen Mandeln schmeckt sie besser.

Nach ausführlicher Siesta (das sonnige Wetter draußen rief Erinnerungen an Spanienurlaube meiner Kindheit hervor und die damaligen Siestas) kochte und buk ich die Bagels, die ich am Vorabend angesetzt und geformt hatte. Ich hatte mich ein wenig gesorgt, weil sie kaum aufgegangen waren, doch das Ergebnis war tatsächlich perfekt: kleinporige, aromatische und gummige Bagels.

Zeitunglesen auf dem Balkon, dann ging ich bei schmissiger Musik den Bügelberg an: Ich hatte morgens gewaschen, einige schwierig zu glättende Leinenstücke hatten genau den idealen Trockengrad.

Abendessen bereitete Herr Kaltmamsell zu: Er verarbeitete Blumenkohl aus Ernteanteil und Kartoffeln zu einem elaborierten Curry, Aloo Gobi.

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Dieser Aromenreichtum war der perfekte Weg, mir Blumenkohl unterzujubeln. Wobei ich gar kein so großes Problem mit zubereitetem Blumenkohl auf dem Teller habe wie mit der Zubereitungsphase, genauer: mit dem Geruch von kochendem Blumenkohl. Doch selbst dieser wird bei Aloo Gobi vom Duft der Gewürze überdeckt. Dazu tranken wir Gin&Tonic.

Journal Freitag, 8. Juli 2016 – Rosé am Balkon

Samstag, 9. Juli 2016

Noch ein Sommertag, ich meckere ja schon gar nicht mehr. Zumal er wieder nur schön warm, aber nicht heiß war.

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Nochmal Theresienwiese, wie sie ihrem Namen gerecht wird.

§

Früher so:
BOAH! ICH HAB EINE IDEE! UND JETZT BEGEISTERE ICH SO LANGE RUM, BIS ICH SIE UMSETZEN DARF!

Heute so:
Hoppla. Mir ist gerade eingefallen, wie man das lösen könnte. Oh je, und das würde auch gleich noch ein paar andere Probleme mit lösen. Aber was das wieder für Kämpfe werden. Und so viel Arbeit!

Wenn das vielleicht bloß das Klimakterium ist, darf ich auf eine Rückkehr des Früher hoffen? Irgendwann?

§

Ich hatte wieder fünf Tage auf Alkohol verzichtet, um mir zu beweisen, dass ich kein Alkoholproblem habe. Gestern Abend gab es als Aperitiv erst mal Gin&Tonic – OH GOTT, WAR DER GUT! Nein, ich meine keineswegs nur den Geschmack, ich meine durchaus die Instantbeschwipsung nach dem ersten Schluck. Darf ich einfach Alkoholikerin sein, ohne ein Alkoholproblem zu haben? Ginge das?

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Erst war’s das Wetter, dann waren’s die Termine – gestern gab es mit großer Verzögerung endlich Salade niçoise auf dem Balkon. Mit Rosé (Erdbeer, Vanille).

§

Die nächste britische Regierung wird von einer Frau geleitet werden.
Aber, wie Laurie Penny schmerzlich genau kommentiert:

This is the feminist revolution in the same way that the Charge of the Light Brigade was a military triumph.

(Gnihihi.)

“A Tory leadership race between two women is not a feminist revolution”.

The truth is that women are not, in fact, magic. Women are, in fact, people, and people who happen to be female are no less complicated and unpredictable than those who happen to be male. Women have just as much capacity to be venal, petty and egomaniacal as men do, although they are less likely to be indulged in such behaviour. Women have just as much potential for crashing incompetence as men, although female mediocrity is far less frequently rewarded with jobs in government.

Journal Mittwoch, 6. Juli 2016 – Isarlauf im Abendlicht

Donnerstag, 7. Juli 2016

Wenn die Tage schon so lang sind, und wenn schon für gestern eher kühle Temperaturen angekündigt waren, legte ich einen abendlichen Isarlauf ein.

Die gewohnte Strecke vom Friedensengel zum Föhringer Ring und zurück sah in der schrägen Abendsonne ganz anders aus.

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§

Wir sind alle unvernünftige Volltrottel.
“Why you can’t trust yourself”.

Acht Gründe, warum man Selbsteinschätzung und eigene Urteile immer wieder reflektieren sollte, zum Beispiel:

If you’re like most people, then you tend to make terrible decisions based on your emotions.

Oder:

Your memory sucks

As humans, we need an identity, a sense of ‘who’ we are, in order to navigate complex social situations and, really, just to get shit done most of the time. Our memories help us create our identities by giving us a story of our past.

In this way, it doesn’t really matter how accurate our memories are. All that matters is that we have a story of our past in our heads that creates that part of the sense of who we are, our sense of self.

Und da soll ich mir was auch immer zutrauen? Wenn ich mich so wenig auf mein zukünftiges Ich verlassen kann?
Es ist eine erheblich vernünftigere Idee, einen wohlgesonnenen Menschen um Entscheidungshilfe zu bitten, der einem schon lange zusieht und aus Beobachtungen logische Schlüsse folgern kann.

Journal Sonntag, 3. Juli 2016 – Donna Tartt, The Secret History

Montag, 4. Juli 2016

Gleich nach dem Aufstehen Donna Tartts The Secret History weiter- und dann ausgelesen. Ich war sehr gefangen (was erst mal nichts heißen muss, außer dass es mich nicht durch schlechte Sprache, durch Klischees oder Unwahrscheinlichkeiten aus der Spannung riss) von dem Roman über sechs Altphilologie-Studenten an einem Ostküsten-College – die einen der ihren ermorden, damit beginnt die Geschichte. Erzählt wird sie von einem weiteren der sechs, einem Kalifornier aus einfachen Verhältnissen.

Mir gefiel besonders gut, wie vage Donna Tartt die zeitliche Verortung lässt. Wir bekommen zwar immer wieder recht klare Zeitbezüge, aber sie passen nicht zusammen. Mal könnten wir in den 50ern sein (der Rom-Aufenthalt von Henry und Bunny rief bei mir durchwegs Bilder aus The Talented Mr. Ripley hervor), dann wieder heißt es beim Anruf bei einer Fluglinie, dass dort in einem Computer nachgesehen wird. Doch niemand von den Studenten scheint einen Computer zu benutzen, nur ein paar mechanische Schreibmaschinen werden erwähnt. Im Kino laufen sowohl Stummfilme also auch typische Muster der 70er. Zum Telefonieren geht der Ich-Erzähler in eine Telefonzelle, doch eine Kommilitonin ist mit ihrer Kunst im ausgehenden 20. Jahrhundert angesiedelt.

Der äußere Mittelpunkt der Gruppe sind die Griechischstunden bei Julian, einer heiter-schillernden Figur Lehrerfigur, an der ich mir immer wieder eine Toga wegdenken musste (weitere zeitliche Verwirrung: George Orwell wird mit einer Einschätzung seines Charakters zitiert). Die Gruppe befasst sich so intensiv nicht nur mit griechischer Mythologie und Philosophie, sondern auch mit der Sprache, dass sie sich draußen darin unterhalten kann – als Geheimsprache unter ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Und meine Güte: wird da gesoffen, geraucht, gedrogt! Während ich bei der Lektüre von Tartts The Goldfinch noch sehr beeindruckt war, welche Drogenkenntnisse die Autorin sich anrecherchiert hatte, dachte ich mir bei dieser Wiederholung: Da kennt sich aber jemand richtig gut mit Drogen aus.

Die Geschichte ist ausgezeichnet konstruiert. Der Bogen, den die Enthüllung am Anfang spannt, wird etwa in der Mitte geschlossen – dennoch ist der Rest nicht weniger aufregend. Der Roman ist getränkt in westlicher Literatur aus 2000 Jahren, in deren Bildern, Mythen, Zitaten. Ein wenig augegerollt habe ich innerlich lediglich bei der Beschreibung der Obsession des Erzählers mit der einzigen Frau in der Studentengruppe: Sie ähnelte für meinen Geschmack zu sehr der Obsession von Theodore mit Pippa in The Goldfinch.

§

Währenddessen Brot gebacken.

Das Wetter war kühl, Wolken und Sonne wechselten sich ab – ideales Laufwetter. Herr Kaltmamsell übernahm wieder das Brotrausholen aus dem Ofen, ich nahm eine U-Bahn zum Odeonsplatz, weil ich nach dem Monopteros in Renovierung sehen wollte.

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Er ist inzwischen nur noch von Paravents umstellt. (Davor eine Sportgruppe, die sich nach chinesisch klingenden Anweisungen aus einem Lautsprecher bewegte.)

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Es war ein ganz wunderbarer Lauf.

Den ganzen Nachmittag über buk ich Kokosmakronen und Chocolate Chip Cookies, bereitete Hummus und Obatzta zu. Denn: Ich gebe am Montag meinen Kolleginnen und Kollegen zu meinem Einjährigen einen aus.

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Was Fußball mit meiner Twittertimeline anrichtet, Teil 2.

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Auch sonst bestand die Timeline stundenlang zu 99% aus Fußball, und das, wo ich die entsprechenden Hashtags bereits weggefiltert hatte. Nächstes Jahr muss ich unbedingt mit #tddl17 zurückschießen.