Archiv für Februar 2007

Zwei mal eins ist ein Großes

Donnerstag, 15. Februar 2007

Ich habe mich immer gefragt, wie das funktionieren soll, dass zwei Leute eine Geschichte schreiben. Dafür ist das Geschichtenschreiben doch etwas viel zu Innerliches, Einzelversunkenes. Ganz anders als Gebrauchstexte übrigens, die ich sehr gerne zu zweit zumindest aufbaue.

Aber es geht. Sogar mit sichtbarem Mechanismus. Herr Merlix und Herr Mek machen vor, wie man eine Geschichte aus zwei Perspektiven zu einer wundervollen Einheit macht: Gehen Sie hin und lesen Sie „Auf dem Eis“.

Blödsinn zwischendurch: Die Wahrheit über Kaltmamsell

Mittwoch, 14. Februar 2007

Google-Information: “Kaltmamsell+ist”

Kaltmamsell ist ein Kunstprodukt
Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Oh, ist ja auch von mir.

Kaltmamsell ist in der Gastronomie und Hotellerie die Berufsbezeichnung für jemanden, der für kalte Speisen und Buffets zuständig ist.
Schon wieder ein Volltreffer.

Kaltmamsell ist zwar nicht direkt Nordsee, aber direkt dran.
Ich sehe mich eher als Atlantik.

Kaltmamsell ist die liebevolle Dekoration der Räumlichkeiten und Außenanlage
…solange dort nicht gerade eine Hochzeit stattfindet.

Kaltmamsell ist nicht davon infiziert
..auch wenn es rings um sie rotzt und hustet zum Gottserbarmen.

Kaltmamsell ist gut zu Vögeln
Versteht jetzt auch der letzte, warum die differenzierte Groß- und Kleinschreibung im Deutschen ein Segen ist?

Kaltmamsell ist kein Mitglied einer öffentlichen Benutzergruppe
Das hatte ich gehofft; schön, es bestätigt zu bekommen.

Kaltmamsell ist sich nicht sicher, ob sie es so witzig findet
Ganz nach Tagesform.

Kaltmamsell ist fähig und fast immer pünktlich
Möge das nie in einem meiner Arbeitszeugnisse stehen.

Kaltmamsell ist eine selbständige Form der Lebensversicherung
Ha! Hahaha! Das gefällt mir am besten. Noch besser als:

Kaltmamsell ist letztendlich ein fußföhner

via überall

Richtig sorgen

Dienstag, 13. Februar 2007

Das Blog von Scott Adams (u.a. Autor von Dilbert) ist gründliches Stöbern wert. Der Herr scheint ein ungemein scharfsinniger und kluger Mensch zu sein, der sich präzise ausdrückt. Sehr gefällt mir zum Beispiel ein Text von letztem Dezember, in dem er darlegt, worum er sich Sorgen macht – und worum nicht.

I’m not worried about any problem that we can see coming. If you look at the history of the world, almost any time we thought we knew something bad was going to happen AND we had years of warning, things turned out okay.
(…)
What I worry about is the stuff no one else is worried about.

Und dann zählt Scott Adams eine ganze Reihe Dinge auf, über die sich – vorgeblich aus guten Gründen – sonst niemand sorgt. Und die mit umso höherer Wahrscheinlichkeit eintreten werden. Hier das ganze Posting.

Das passt zum weit verbreiteten Zweckpessimismus, nach dem man sich ein kommendes Ereignis oder generell die Zukunft nur schwarz genug und detalliert furchtbar genug ausmalen muss, um positiven Überraschungen eine Chance zu geben.

(Die paar Minuten für das Posting habe ich mir mit Gewalt als Pause losgeschlagen: Ich habe ein hochinteressantes, aber kolossal schief laufendes Projekt an der Backe, das mein Zwerchfell zu einem konstanten Riesenknoten schlingt. Nebeneffekt: Ich mache riesige Lernfortschritte beim Thema Content Management Systems. Ich bringe es inzwischen sogar fertig, mir einen Adrenalin-Push zu holen, wenn ich ein weiteres technisches Problem einer Projekbeteiligten, das eigentlich und im Grunde genommen sowas von überhaupt nicht in meine Zuständigkeit fällt, aus Zeitnot selbst gelöst habe. Nein, um diese Katastrophe hat sich niemand vorher gesorgt.)

Nur noch wenige Stunden: Das Retro-Blog

Montag, 12. Februar 2007

Lehrer sind halt altmodisch. Herr Rau hat sein Blog vorübergehend auf Kommandozeilen und grüne Schrift auf Schwarz umgestellt. Das KANN die Jugend heutzutage gar nicht mehr!

Stranger than Fiction

Montag, 12. Februar 2007

(Spoilerfrei, versprochen.)

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Erst mal: Ich liebe Emma Thompson. Der erste Film, in dem ich sie gesehen habe, war Henry V., die epochemachende Shakespeare-Verfilmung ihres Cambridge-Kommilitonen und späteren vorübergehenden Ehemanns Kenneth Branagh. Dort spielte sie herzerweichend komisch, süß schelmisch (und, wie ich später verdutzt feststellte, mit Perücke) die französische Prinzessin Katherine. Ihren davor veröffentlichten Film The Tall Guy mit Jeff Goldblum sah ich erst später, ich glaube sogar nach Dead Again, der trotz vieler Schwächen zu meinen Lieblingsfilmen zählt. Am liebsten aber mochte ich sie in Peter’s Friends, in dem sie im Kreis ihrer Real-Life-Kumpel eine schrullige Verlagsangestellte mit Hippietendenzen spielte.

Diese Schrulligkeit, wenn auch trauriger, kommt in der Rolle der Kay Eiffel wieder zutage, die Emma Thompson in dem wundervollen, schrägen Film Stranger than Fiction spielt: Eine erfolgreiche, aber von writer’s block geplagte Romanautorin, die zu ihrer Bestürzung feststellt, dass es den Helden ihres entstehenden Buches wirklich gibt.
Ihre Bestürzung wird nur übertroffen von der eben dieser Romanfigur: Harold Crick, ein Steuerbeamter, der von einem Augenblick auf den nächsten sein Leben nicht nur von einer weiblichen, allwissenden Erzählerstimme begleitet hört, sondern von dieser Stimme auch erfahren muss, dass er in absehbarer Zeit stirbt. (Warum mir der Darsteller, Will Ferrell, so vertraut war, enträtselte mein Kinobegleiter: Er spielt den altfaschistischen, durchgeknallten Drehbuchschreiber im Mel-Brooks-Filmmusical The Producers.)

Im Nachhinein habe ich mich gefragt, ob der Film jemandem überhaupt großen Spaß machen kann, der sich noch nie für Literartur oder Erzähltechniken interessiert hat. Die Antwort: sehr wohl. Denn wenn Harold mit Hilfe eines Literaturprofessors versucht herauszufinden, ob die Geschichte, in der er da offensichtlich steckt, eine Kommödie oder eine Tragödie ist, braucht man die Kriterien dafür nicht im Detail zu kennen, um die Tragweite der Unterscheidung für Harold zu erfassen. In der Rolle des überraschend realistisch gezeichneten Professors: Dustin Hoffman, nicht nur großartig und ungewohnt underplayed, sondern endlich mal so kleingewachsen gezeigt, wie er halt ist.

Der Film wiederum ist eindeutig eine Kommödie, mit tiefem Griff in die Verfremdungskiste produziert: Mit übers Bild gelegten Computergrafiken, futuristischen Büro-Sets und der Sprachmuster sezierenden Off-Sprache wirkte vor allem der Anfang wie ein Werk von Douglas Adams. Das Drehbuch ruht sich eben nicht auf der Grundidee „Mann entdeckt, dass er Figur in einem Roman ist“ aus, sondern liefert liebevoll immer wieder an der Idee aufgehängte oder einfach so unvermutete Details – mal erzählt, mal gezeigt.

Meine persönliche Schauspielerinnenentdeckung: Maggie Gyllenhaal, die Ana Pascal, Besitzerin einer märchenhaften Patisserie, spielt – einerseits „niedlich“ (so bezeichnete mein Begleiter sie, der auch die junge Meg Ryan sehr attraktiv findet), andererseits klug und aufmerksam. Erst im Abspann erfuhr ich, warum mir der esoterische Personalchef so bekannt vorkam: Tom Hulce ist gut gealtert.

Wundervolles Drehbuch, perfekter Erzählrhythmus, leckerste Kekse (bittebitte veröffentlicht als Merchandise ein Backbuch zu diesem Film mit den Rezepten der Kuchen, Keksen, Torten, die man in Anas Café rumstehen sieht!) – eine echte Gemme.

(Und wenn mir jemand berichten könnte, wie die deutsche Übersetzung die „I brought you flours“-Sequenz bewältigt hat, wäre ich sehr verbunden.)

Peinliche Geständnisse

Sonntag, 11. Februar 2007

Als gestern die „Demonstration gegen die NATO-Sicherheitskonferenz“ (so die Mitteilung über Lautsprecher) über den Gärtnerplatz zog, saß ich gerade im edlen Seven Fish beim Mittagessen und guckte mir durch die Panoramafenster zwischen zwei Bissen Saibling, ein Glas Weißwein aus Rueda in der Hand, die grünen, beigen und dunkelblauen Polizisten an (viele mit Foto- und Filmkameras, darunter eine Steadicam).

Noch peinlicher: Als ich anschließend gegen den Demofluss zum Viktualienmarkt lief, dabei die Plakate las und die Gesänge hörte (allein auf 100 Meter: „Free Palestine“, „Hoch die internationale Solidarität“, „Keine Tornados in Afghanistan“, „Freiheit braucht Gerechtigkeit“, „Stoppt Putin“, „Unabhägigkeit für Kurden“, „Mehr Liebe“) sprang sofort mein PR-Expertinnentum an und hatte nichts Besseres zu tun als kopfzuschütteln: „Wenn die sich nicht auf ein Anliegen konzentieren, oder auch nur auf zwei bis drei, verpfufft die ganze Aktion völlig ineffizient.“

Verbrauchertipp: Fadenkauf

Sonntag, 11. Februar 2007

Ich kann mich noch recht gut erinnern an die ersten Monate nach meinem Auszug aus dem Elternhaus vor mehr als 20 Jahren, an die ersten grundlegenden Anschaffungen für den eigenen Hausstand. Dazu gehörte anlässlich eines abgerissenen Knopfes auch der Kauf von Nadel und Faden. Und ich weiß noch, dass ich in dem einen Eichstätter Kaufhaus stand, 200 Meter entfernt von meiner ersten eigenen Wohnung, und vor dem Gütermann-Regal mit unzähligen Fadenrollen überlegte, ob ich von dem schwarzen Faden (schon damals die Farbe, die ich am häufigsten brauchte) die kleine Rolle mit 50 Metern nehmen sollte oder doch lieber gleich die 110er. Ich entschied mich für die kleine.

Eben, 20 Jahre später, habe ich mit dem letzten halben Meter von eben dieser Rolle einen Knopf an meinen Janker genäht.
Hier also der Tipp: Wenn Sie Faden nur zum Flicken benötigen, reicht eine 50-Meter-Rolle locker.