Archiv für Februar 2007

Aus Blogs gekocht und gebacken

Samstag, 10. Februar 2007

Misses Delisches fragt, was wir so aus Blogs kochen und backen. Mein jüngster Erfolg: der Orangenmohnkuchen von Frau Fool for Food (meine kleinen Änderungen: Kuchen vor dem Beträufeln rundum einstechen, Sirup bis fast zur Marmeladenkonsistenz einkochen – dann wird der Kuchen nur saftig und nicht matschig).

orangenmohnkuchen.jpg

Nicht sehr hübsch fotografiert (und der Bauch im Hintergrund gehört meinem Vater), aber definitiv ein Renner. Habe ich seither auch für die Kolleginnen und Kollegen gebacken, damit rundum Begeisterung hervorgerufen und komme mit der Erfüllung von Rezeptbitten kaum mehr nach. Ganz dicke Empfehlung.

(Neuestes Rezept online in meiner Rezeptecke: Szegediner Gulasch.)

Das geliehene Cello

Samstag, 10. Februar 2007

Mag ich auch unromantisch bis ins Mark sein – Sentimentalität geht immer:
Die Geschichte einer jungen Cellistin, die in Israel für ein paar Wochen ein Instrument zum Üben suchte.

über Lila

Schon wieder das mit den Unterschieden

Mittwoch, 7. Februar 2007

Wenn Sie bei Spon folgende Überschrift lesen: „Frauen sehen anders als Männer“ und dann den Vorspann

Dass Frauen Dinge anders wahrnehmen als Männer, ist mehr als ein gängiges Klischee – es gibt dafür sogar ein organisches Korrelat: Für ihre Orientierung nutzen die Geschlechter verschiedene Strategien und unterschiedliche Hirnareale.

wissen Sie, dass Sie das übliche Männer-parken-Autos-auf-dem-Mond-Frauen-verstehen-Jupiter-Stereotyp vor sich haben. Das kennen wir, damit verkaufen sich Magazine und Bücher bestens. Doch wenn wir uns die entsprechenden Studien dann im Detail ansehen, stellen wir fest, dass die schlagzeilenerzeugenden und angeblich unüberwindlichen Unterschiede im einstelligen Prozentbereich der Vergleichsgruppen liegen und statistisch an der Irrelevanz entlangschrammen.

Witzigerweise findet sich direkt unter dem oben zitierten Artikel das genaue Gegenteil:
Unter dem Titel „Das gleiche Geschlecht“ hat Raffaela von Bredow tief und ausführlich recherchiert, was die entsprechenden Studien wieder und wieder tatsächlich ergeben:

Dirigiert die Steinzeitbiologie heute noch den Mann auf den Mars und die Frau auf die Venus? Neuroforscher suchen nach dem großen Unterschied – und können ihn nicht finden. Auf einzigartige Weise hat die Evolution das Gehirn des Menschen geöffnet für kulturelle Prägung.

Ist komplexer, detaillierter, differenzierter – kurz: anstrengender. Bitte lesen.
(Warum fühle ich mich nur immer wieder so einsam, wenn ich darauf hinweise, dass die Behauptung „Frauen sind nunmal von Natur aus weniger abenteuerlustig, weil sie physisch in Durchschnitt nicht so kräftig sind wie Männer“ nur Millimeter entfernt ist von „Frauen sind nicht so intelligent wie Männer, weil ihre Gehirne kleiner sind”?)

Nachtrag: Die zitierte Studie von Janet Hyde, eine Meta-Analyse von Unterschiedsuntersuchungen, ist hier ganz zu lesen. Methodisch sauber und ebenfalls sehr lesenwert.

Kinderhasser-Cartoon des Tages

Montag, 5. Februar 2007

bei Wulffmorgethaler

Eher häuslich

Sonntag, 4. Februar 2007

Die Waschmaschine (seit zwei Monaten im Haus, vom Fachmann gekauft und von einem ebensolchen für Aufpreis anschließen lassen) versucht Bettwäsche zu waschen. Sie rumpelt dabei genauso ungesund wie ihre Vorgängerin, kurz bevor sie den Geist aufgab (Achsenbruch). Außerdem riecht die Maschine beim Waschen immer wieder nach Brackwasser. Nachdem der nebenstehende Geschirrspüler seinen Dienst getan hat, stehen außerdem drei Zentimeter übel riechendes Wasser in der Waschtrommel. Wie lange ich das wohl mit ansehe und -rieche, bis ich endlich beim Hersteller anrufe und frage, ob ich mir Sorgen machen soll?

Heute gibt’s Szegediner Gulasch, nach einem Internet-Rezept. Mache ich immer häufiger: Wenn ich einen Klassiker kochen will, oder einen bestimmten Grundstoff verarbeiten, gucke ich erste mal quer durch private und geschäftliche Kochseiten, welche Zubereitungsarten da so vorgeschlagen werden. Daraus mixe ich die meine. Das Gulasch-Rezept teste ich heute zum zweiten Mal; wenn’s was wird, stelle ich es in den Rezepten ein.
Während es bei 120 Grad drei Stunden im Ofen schmurgelt, gehe ich Laufen.

Später am Nachmittag vielleicht Kuchenbacken. Mir ist ein weiterer Grund eingefallen, warum ich Backen liebe: Es ist terminunabhängig. Wenn ich Lust habe und die Zutaten im Haus, backe ich einfach. Gegessen wird das Gebäck dann schon. Gekochtes muss fast immer zu einem Esstermin fertig sein, ich kann nicht einfach mal so vor mich hin kochen.

Synästhesie

Samstag, 3. Februar 2007

Wie kommt’s, dass mir beim Stichwort Handball als erstes die spezifischen Geräusche dieses Sports einfallen? Schnell quietschende Turnschuhsohlen auf dem Hallenboden, überhaupt die hohle Resonanz des Schwingbodens. Ganz wenig Ballgeräusche, hin und wieder aufeinander prallende Sportlerkörper. Das mitfiebernde Publikum.

Mag am jahrelangen passiven Sportschaukonsum in meiner Kindheit liegen.

Spießerfreuden: Kleidung

Freitag, 2. Februar 2007

Auch wenn mir Kleidungseinkäufe unangenehm sind – manchmal müssen sie sein. Mittlerweile weiß ich, dass klassische, traditionelle Bekleidungshäuser dafür das beste Ergebnis bei am wenigsten Unbehagen bieten.

Hier die Spielanleitung (so nennt der Mitbewohner jede Form von Gebrauchsanweisung) für Münchner Naturspießerinnen wie mich:

– Sie brauchen einen Anzug für höchstoffizielle berufliche Termine. Ihr Anspruch: Unauffälligkeit bei gleichzeitig perfekter Passform.

– Gehen Sie ohne Umwege über „Boutiquen“ oder „Stores“ zum Konen.

– Begeben Sie sich dort direkt in die Damenabteilung. Die dort beschäftigten Verkäuferinnen sind zahlreich und liegen im Alter deutlich über dem sonstigen Klamottenverkäuferinnendurchschnitt – ein Hinweis auf Kompetenz.

– Jetzt können Sie sich selbst umsehen und über das Preisschild am Boss-Blazer („649,-“) schmunzeln oder einfach herumstehen – bald wird Ihnen eine solche Dame unaufdringlich Hilfe anbieten.

– Nehmen Sie diese Hilfe an, machen Sie die hochqualifizierte und erfahrene (das sind sie dort nämlich alle) Dame zu Ihrer Bekleidungsberaterin.

– Nennen Sie der Beraterin Ihren Wunsch „Anzug für höchstoffizielle berufliche Termine“ und lassen Sie sich eine Auswahl in die Umkleidekabine bringen. Ihre Konfektionsgröße wird Frau Beraterin Ihnen angesehen haben, sobald Sie den Mantel ablegen.

– Selbstverständlich zählen jetzt Ihr Geschmack und Wohlgefühl. Die Beraterin wird Ihnen niemals dreinreden, wenn Ihnen ein Kleidungsstück nicht gefällt. Nehmen Sie aber auf jeden Fall ein Abraten von Stücken ernst, die Sie super finden – die Frau hat Recht, wenn sie etwas als zu groß, zu klein, zu lang, zu kurz bezeichnet.

– Wenn Ihre Beraterin also am ausbeulenden Rücken des Jacketts zupft, das Ihnen zusagt, und meint: „Nein, so lasse ich Sie hier nicht rausgehen“, vertrauen Sie ihr: Dann sitzt das Ding nicht.

– Jetzt können Sie den Blazer ganz verwerfen. Wenn er Ihnen aber ansonsten gut gefällt, lassen Sie doch einfach eine der Hausschneiderinnen kommen. Diese trägt tatsächlich ein Maßband um den Hals und ein Nadelkissen am Handgelenk. Sie steckt dann die Naht am Rücken ab, die für optimalen Sitz geändert werden muss.

– Bei dieser Gelegenheit kümmert sich die Schneiderin gleich um die Länge der schilfgrünen Hose, die um den Po so wunderbar sitzt, und die Sie zusätzlich zum Anzug haben wollen. (Außerdem hat Ihnen Ihre Beraterin bereits einen passenden Blazer zu dieser Hose hingehalten, der Sie geradezu aristokratisch aussehen lässt.)

– Staunen Sie darüber, dass das Kürzen der Hose und die Änderung des Jacketts zusammen gerade mal 20 Euro kosten werden. Schütteln Sie ab sofort jedes Mal innerlich den Kopf, wenn Sie eine sonst sorgfältig gestylte Frau mit deutlich zu langer Hose sehen.

– Zahlen Sie an der Hauptkasse rund 460 Euro für einen Anzug, eine Hose, ein Jackett, dank Änderungen praktisch maßgeschneidert, und schmunzeln Sie noch mal in Erinnerung an das Preisschild am Boss-Jackerl.

(Wie wohl die Spielanleitung für „Shopping“ aussähe, also für die Tätigkeit, mit der angeblich die meisten Frauen zu Kleidungsstücken kommen?)