Die vergangenen Tage
Freitag, 20. Dezember 2013 um 6:58Ich habe gerade eine schlimme Zeit – ganz anders als die schlichte Dezemberdüsternis. Schrecke jede Nacht mit klopfendem Herzen hoch, kann vor Angst und Wut nicht mehr einschlafen.
Durchaus interessant, an mir den Effekt des Froschs im langsam erhitzten Wasser zu beobachten. Irgendwie geht’s ja doch mit immer noch ein bisschen mehr Druck. Bis zu dem Moment, an dem mir klar wurde: Das ist nicht einfach nur etwas schwierig. Das ist wirklich, wirklich schlimm. (Es war erst der wortlose, fassungslose Blick von Freundinnen und Freunden, als ich ihnen so sachlich wie möglich die Arbeitsverhältnisse berichtete: Ich stelle mich also wirklich nicht bloß an.)
Dann sagte Anfang der Woche die Vermieterin unserer Weihnachtsferienwohnung in Israel ab: Wasserschaden.
Und doch:
Mein superflauschiges Internet eilte schon Sekunden nach meinem Tweet auf allen Kanälen zu Hilfe, zusätzliche kam von einem alten Bekannten. Unterkunft ist wieder gesichert.
Und doch:
Mein Internet lieferte auch Hilfe und Trost in Jobdingen (“Karriere und Suppe”!).
Und doch:
Gibt es wundervolle Menschen auch außerhalb des Internets, mit denen ich einen Abend lang durchlachen konnte und meine Angst, meinen Kummer, meinen Schmerz nicht betäubte, sondern diese Stunden lang wirklich vergaß.
Und doch:
Lena, die ich auf Twitter als @_miel kenne (was ich für mich immer wie das spanische Wort für Honig ausspreche), schreibt auf Kleinerdrei “Ich reise allein” – ein wunderschöner Text.
Ein bisschen kenne ich, was sie beschreibt: Bei meinen langen Läufen. Kenne die Freude über die kleinen Begegnungen. Auch den Aspekt der Selbstfürsorge: Vor dem jüngsten Isarlauf hatte ich keine rechte Lust, spürte aber genau, dass ich diese spezielle Alleinzeit dringend nötig hatte. Auch das Gefühl des Privilegs: Dass mein Körper mir erlaubt, einfach loszulaufen.
Und doch:
Die vergangenen Dezembertage lieferten Sonnenauf- und untergänge, als bewürben sie sich damit um einen Oscar. (Sie sollten meine Instagram-Timeline morgens und abends sehen.)
13 Kommentare zu „Die vergangenen Tage“
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20. Dezember 2013 um 8:03
Ich wünsche Ihnen alles, alles Gute!
20. Dezember 2013 um 8:22
Ja, der Himmel spielt zur Zeit großes Theater. Leider habe ich es nicht hingekriegt, den Vollmond (sogar mit Venus links davon) angemessen zu fotografieren.
Zum Job kann ich gerade nichts Kluges sagen, deshalb beschränke ich mich darauf Ihnen und dem Mitbewohner ein paar schöne Tage in Israel zu wünschen.
20. Dezember 2013 um 8:37
Zur Ihrer Jobsache: Das tut echt weh. Hat die Dame präzisiert, warum sie Sie für einen “Feeloader” hält? So ein Vorwurf wäre für mich echt erkläerungsbedürftig! Bersonders, wenn er erst nach einem halben Jahr kommt.
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sich die Lage für Sie bald zum Positiven wendet.
Viel Spaß in Israel! Ich war zuletzt vor 13 Jahren zu Roshhashanah da.
20. Dezember 2013 um 9:37
Spannen Sie aus und lassen Sie sich mit vielen guten Wünschen auf den Weg schicken!
20. Dezember 2013 um 10:29
Israel – ein Traumziel, um dass ich Sie echt beneide. Ein schöne Zeit für Sie & den Mitbewohner. Und bzgl. der Jobsache: Ich habe das nicht so verfolgt. Aber unsere Branche ist nicht – auch wenn sie es gerne so sähe – der Retter für Krebs oder der große Herz-Transplantations-Guru. Wenn der Job tatsächlich solches Unbehagen bereitet, dann suchen Sie sich bitte etwas Neues. Das ist leicht gesagt, ich weiß… Alles Gute und eine schöne Zeit in Israel!!
20. Dezember 2013 um 13:23
Ich bin sehr froh, dass Sie eine Unterkunft gefunden haben, leider bin ich nicht im Lande, sonst wären Sie sehr willkommen und so bleibt mir nur Ihnen das Café Mersand ( Ecke Frischman / Ben-Yehuda-Straße ) in Tel Aviv zu empfehlen, das alte Emigrantencafé, dort gibt es Käsekuchen und alle anderen möglichen Seelentröster.
20. Dezember 2013 um 15:05
Es kann sich sicher niemand in Ihrer Timeline und Ihrer Leserschaft vorstellen, dass die Dame »freeloader« (im Sinne von »schnorren« oder »sich mit durchschleppen lassen« gemeint hat. Hat sie es eventuell mit »freelancer« verwechselt? Und gemeint: Dass Sie wesentlich selbständiger arbeiten, als es eine Angestellte normalerweise tut?
20. Dezember 2013 um 16:51
stefanolix Auslegung scheint mir eine sinnvolle Erklärung zu sein. Doch ohne Kenntnis der Umstände: sollte die Bemerkung einer dummen Zicke sie so verletzen können? Das steht in keinem Verhältnis zu den Fakten, dass Sie, liebe Frau Kaltmamsell, von enorm vielen Menschen hoch geschätzt werden. Schauen Sie sich die Welt an, wären alle so drauf wie diese, dann, ach dann…………. wäre es ein Ort, zu schön um wahr zu sein.
Eine schöne Urlaubszeit wünsche ich Ihnen, hoffentlich berichten Sie uns.
20. Dezember 2013 um 17:11
So arbeitstechnisch klingt das alles ziemlich unschön; ich weiß gar nicht, was ich Trostspendendes sagen könnte :/
Zumindest wünsche ich einen schönen Urlaub, weit weg von Sorgen und Nöten und viel Kraft für die Zukunft.
20. Dezember 2013 um 22:24
Es tut mir sehr leid, dass man Ihnen in der Arbeit das Leben so schwer macht. Ich schätze Sie nicht als jemanden ein, der besonders zimperlich ist und “sich anstellt” Vermutlich ist die freeloader-Sache auch nicht das Einzige, das Ihnen zusetzt. Das Froschbad inklusive nächtlichem Aufschrecken aus Angst und Wut kenne ich aus eigener Erfahrung gut. Letztlich hat mir das Raushüpfen aus dem Wasser geholfen, aber ich weiss, wie schwer es ist, ein neues angenehmeres Gewässer zu finden.
Trotz allem wünsche ich Ihnen einen erholsamen Urlaub und ein Jahr 2014, das Ihnen besseren Zeiten bringt.
21. Dezember 2013 um 12:30
Ich wünsche Ihnen auch einen entspannten, genussvollen Urlaub in Israel mit ottolenghi-mäßigem Essen. Und ein besseres, ein viel besseres 2014.
21. Dezember 2013 um 19:12
genieße Israel. Kaffee trinken im Garten des österreichischen Hospizes in Jerusalem nicht vergessen.
25. Dezember 2013 um 11:11
Ich fürchte, marie_sophie, das Café Mersand gibt es in dieser Form nicht mehr, zumindest wenn es so aussehen soll: http://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g293984-d3383864-Reviews-Cafe_Mersand-Tel_Aviv_Tel_Aviv_District.html
An der Stelle landeten wir gestern in einem sehr engen Retro-Café mit Glasvorbau, von Kuchen oder gar Käsekuchen keine Spur.