Journal Freitag, 11. September 2015 – Rückkehrer und Besuch

Samstag, 12. September 2015 um 14:30

Angekündigt war ein sonniger, warmer Tag, also radelte ich im Kleid und mit nackten Beinen in die Arbeit. Noch ein Glück standen alle Ampeln auf grün, so dass mir beim schnellen Fahren warm wurde: Unter bedecktem Himmel war es so kalt, dass ich meinen Atem sah.

Zum Heimradeln passte meine Kleidung schon eher, es war jetzt sonnig und warm geworden.

Daheim war gerade Herr Kaltmamsell von seiner Reise zurückgekehrt, ich freute mich sehr. Doch ausführlicher Erlebnisaustausch musste warten, ich machte mich an die Zubereitung des Nachtmahles: Wir erwarteten Übernachtungsgäste vom Norden der Republik. Mit allen wurde ein ganz bezaubernder Abend gehabt.

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Eltern verarschen ihre Tochter, indem sie die Selfies nachstellen, die sie von sich und ihrem Freund auf Facebook veröffentlicht.
“Parents Troll Daughter And Boyfriend By Recreating Their Facebook Selfies”.

Wieso nur kommt diese Art von Eltern anscheinend nie in Zeitungsartikeln über Elternschaft und Erziehung vor?

via @ankegroener

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Taschentücher raus: Dickenaktivistin Pence-Brown ging auf einen bevölkerten Markt, zog sich bis auf einen Bikini aus, legte sich eine Augenbinde an und hielt Passantinnen und Passanten Filzstifte hin. Auf einer Tafel erklärte sie, dass alle Körper wertvoll sind und lud dazu ein, ein Herz auf ihren Körper zu malen, um sie auf ihrem Weg zu Selbstakzeptanz zu unterstützen.

Hier ist das Filmchen davon:

Radical Self-Acceptance: An Experiment/Performance by Amy Pence-Brown from Melanie Flitton Folwell on Vimeo.

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Basiert zwar auf österreichischem Recht, ist trotzdem auch für deutsche Partnerschaften interessant:
“REDEN WIR ÜBER LIEBE!
Die Anwältin Helene Klaar kommt ins Spiel, wenn ein Ehepaar sich scheiden lässt. Von der Liebe will sie nichts wissen.”

Aber über die materiellen und rechtlichen Grundlagen der Liebe können wir reden. Die Form, in der sich Liebe materialisiert, die Ehe.
Ich lehne es ab, es so zu sehen. Die Ehe ist ein Vertrag. Deswegen steht sie im Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch. Wäre sie kein Vertrag, würde sie dort nicht drinstehen. Große Gefühle sind nicht gesetzlich geregelt. Bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Mietern und Vermietern ist es ja auch ziemlich egal, ob sie einander mögen.

Das könnte mein Problem erklären, Ehen und ihre Schließung mit Romantik zu verbinden.

Man kann nicht gehen, wenn man einander nicht mehr liebt?

Wenn man frei miteinander lebt – kein Problem. Da küsst man einander auf die Stirn, sagt: »Ich liebe dich nicht mehr, verdufte«, und es ist vorbei. Aber aus der Ehe erwachsen Rechte und Pflichten, da geht das so nicht. Man muss dem anderen etwas vorwerfen können, sonst kann man aus dem Vertrag nicht raus. Ich habe ein Fotokopiergerät gekauft, bei einer sympathischen Firma, samt einem Wartungsvertrag auf zehn Jahre. Solange der Wartungsmann immer kommt, wenn es eine Störung gibt, kann ich nie sagen: Ich habe jetzt einen anderen kennengelernt, der ist jünger und fescher, den will ich lieber als den alten grauperten Wartungsmann. Wenn der alte Grauperte jedes Mal kommt, wenn ich ihn anrufe, kann ich den Wartungsvertrag nicht kündigen.

Es ist aber schon hart, eine Liebesbeziehung mit einem Wartungsvertrag zu vergleichen.

Aber mit dem Wartungsmann habe ich ja nicht einmal eine Beziehung! Ich kenne ihn flüchtig, ich grüße ihn freundlich. Aber wir haben keine gemeinsame Wohnung, keine gemeinsamen Kinder, kein Opernabonnement, kein Wochenendhaus, und trotzdem darf ich den Vertrag mit ihm nicht lösen. Umso mehr muss das doch für Ehepartner gelten!

(…)

Es war für mich eine ernüchternde Erkenntnis, dass die Scheidung meistens die Ehe widerspiegelt. Wer während der Ehe der Dumme war, bleibt bei der Scheidung auch der Dumme.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Freitag, 11. September 2015 – Rückkehrer und Besuch“

  1. rum meint:

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    Gerne gelesen

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  2. Trulla meint:

    Made my day, liebe Kaltamsell, danke dafür!

    Mein erster Gedanke zu Pence-Brown war: was soll das denn? Eine hübsche Vollschlanke, die sich auszieht mitten in einer Fußgängerzone? Doch die Entwicklung der Geschichte hat mich zu Tränen gerührt ob der zartfühlenden Beweise von Zuneigung durch Passanten. Am Ende war bei mir Zustimmung.

    Und Helene Klaar hat mich vom Hocker gerissen mit ihrer brillanten, wahrhaftigen und witzigen Analyse

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