Journal Mittwoch, 22. Juni 2016 – Sommeranfang

Donnerstag, 23. Juni 2016 um 7:01

Der erste Morgen, der nach Sommer roch.

Bei geöffneter Balkontür Krafttraining, neues Programm ausprobiert, das mir sehr gut gefiel. Das Fitnessblender-Angebot ist auf so vielen Ebenen das Richtige für mich. Zum einen natürlich, weil die Breite des Angebots von Kraft über Ausdauer bis Dehnen, und das in allen Längen und Formen, wirklich für alle meine Wünsche etwas bietet. Vor allem aber: Aus den Übungen und Anweisungen spricht nicht Wut auf den Körper und seine Grenzen, niemand wird angebrüllt oder angestachelt, sich weh zu tun, gegen sich zu arbeiten. Im Gegenteil höre ich immer wieder die Aufforderung: nur so weit wie es sich ok anfühlt, “as far as you’re comfortable”. Wir haben Freude am Bewegen, daran, was der Körper so kann, achten auf seine Signale, machen ihn stärker und belastbarer. Und nie, nie wird als Ziel eine bestimmte (ohnehin praktisch unerreichbare) Körperform vorgegeben. Ganz entzückend zum Beispiel, wie Vorturner Daniel bei einer Übung erklärt: “Helps you keep a flat stomach” – um sich gleich zu korrigieren “… generally speaking”. Genau: Gut stützende Bauchmuskeln sind definitiv ein Ziel meines Trainings (sie erinnern sich? krumme LWS mit Bandscheibenvorfall?); dass man die unter meinem natürlichen Bauchspeck nicht sieht, ist wirklich irrelevant.

Zudem finde ich es enorm motivierend, dass dieser Vorturner selbst immer wieder eine Übung nicht durchhält und kurze Pausen einlegt – genau wie er es uns Turnerinnen vor dem Bildschirm empfiehlt: Wenn’s nicht mehr geht, kurze Pause machen und so bald wie möglich weiter. Mit diesem “ich kann ja jederzeit Pause machen” traue ich mich viel eher, auch mal die anstrengendere Alternative einer Übung auszuprobieren. Bei “du musst unbedingt durchhalten, sonst!” wähle ich lieber die leichtere.

Auch das Geschäftskonzept von Fitnessblender ist mir sympathisch: Zwei Profis, die ihr Wissen kostenlos zur Verfügung stellen, die Übungsfilme in Garage und Wohnzimmer aufnehmen – finanziert von Spenden der Nutzer. Ich muss mich also nicht mal über Werbung ärgern. Da zahle ich doch gerne hin und wieder einen Zehner.

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Durch Lindenblütenduft und das Geschrei der Mauersegler in die Arbeit geradelt. Als es auf Feierabend zuging, bemerkte ich, dass ich fürs abendliche Sporthopsen (endlich mal wieder ein Mittwochabend, an dem ich dafür Zeit hatte) meine Trinkflasche vergessen hatte. Kurz überlegte ich, mir im Studio eine dritte zu kaufen (die zweite kam durch dieselbe Situation in meinen Besitz), dann entschied ich mich aber, lieber noch früher zu gehen und einen Umweg über daheim zu machen.

Mittlerweile war es mit der Sonne sehr warm geworden, die Stadt war mit Radlern und Radlerinnen, draußen sitzenden Menschen, einer bevölkerten Isar endlich richtig sommerlich.

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Abends erlebt ich das Gegenteil meines Morgensports: Die geschätzte Stepaerobicstunde am Mittwochabend gab es nicht mehr, was ich allerdings erst beim Betreten des Turnsaals merkte. Dieselbe Vorturnerin gab jetzt “TBC”, was “Total Body Conditioning” heißt (schnelles Krafttrainig rundum, das auch den Puls hochbringt) und ermutigte mich zum Dableiben, auch, als ich sie darauf hinwies, dass ich morgens bereits eine ausführliche Runde Krafttraining absolviert hatte.

Es wurde die Hölle: Im sehr warmen Turnsaal ging es innerhalb weniger Minuten in die Vollen mit schnellen High Impact-Bewegungen inklusive Hanteln überm Kopf. Obwohl ich das Hüpfen bleiben ließ, protestierte mein Körper – so heiß, schlecht und schwindlig war mir zuletzt bei meinem Versuch in Bikram Yoga. Die Vorturnerin turnte alles selbst mit (statt hin und wieder auf die Teilnehmerinnen zu achten), erklärte keine Übung im Detail (welcher Muskel soll trainiert werden, was das Wichtigste ist für die korrekte Ausführung), schwang ihre Hanteln so schlampig irgendwie, dass ich den Sinn und Zweck nicht selbst erschließen konnte.

Ich machte das Ganze auf kleinster Flamme irgendwie mit, für besonders gefährliche Übungen kenne ich zum Glück inzwischen selbst Alternativen. Raus kam ich aus der Stunde elend und traurig – genau das Gegenteil von dem positiven Stimmungskick, den ich nach einer guten Sportrunde kenne. Der Mittwochabend ist also als Sportgelegenheit leider gestorben.

Zu Hause hatte ich nicht mal Appetit, vom sonst so gierig und in großen Mengen genossenen Salat aus Ernteanteil mochte ich nur ein paar Gabeln (aber Erdbeeren und Schokonüsse gingen).

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 22. Juni 2016 – Sommeranfang“

  1. Nora meint:

    Danke liebe Kaltmamsell, für den tollen Tipp mit den Fitnessblender-Videos! Schon vor einiger Zeit habe ich das erste aufgrund eines Artikels von Ihnen ausprobiert und bin seither fast regelmäßig dran geblieben – fühlt sich gut an, macht Spaß, und ich kann die Marmeladegläser sogar wieder selbst öffnen ;-)

  2. adelhaid meint:

    hast du dieses post-turnstunden-gefühl jemandem im studio mitgeteilt?

  3. die Kaltmamsell meint:

    Nein, adelhaid – die anderen in der Stunde schienen ja kein Problem damit zu haben.

  4. Neeva meint:

    Haha. Und die anderen in der Stunde haben sich nichts anmerken lassen, weil Sie vorher gesagt hatten, dass Sie heute schon Krafttraining gemacht haben und dann auch durchgehalten haben.
    Sowieso scheint es recht viele Sportmasochisten zu geben…

  5. Brigitte meint:

    Auch ich wurde den Tipp hier auf Fitnessblender aufmerksam und trainiere nun seit gut zwei Monaten regelmässig damit. Ich bin begeistert, nicht nur von den Übungen selbst sondern eben auch vom sympathischen Ehepaar – aus den oben genannten Gründen. Herzlichen Dank!

  6. iris meint:

    vielen dank für den fitnessblender-tipp! ich wusste gar nicht, dass ich da überall muskeln hatte wo es heute weh tut. wunderbar.

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