Journal Samstag, 13. Oktober 2018 – Oktobersommer mit Häuslichkeiten und Darmflora

Sonntag, 14. Oktober 2018 um 6:46

Wenn ich wie gestern erst um halb neun aufstehe, gerät mein ganzer Tag durcheinander. Die Zeitverschiebung hatte nicht nur mit spätem Zu-Bett-Gehen zu tun, sondern auch mit LWS-induzierten Beinschmerzen, die mich lange nicht einschlafen ließen.

Ich wollte Mohnrolle backen und Laufen gehen. Doch der Hefeteig zierte sich ein wenig mit dem Gehen, so wäre ich erst um 13 Uhr losgekommen – das war mir dann doch zu spät für meine Laufrunde, Spätsommersonne hin oder her, ich hatte ja auch noch Anderes vor an dem Tag (Einkaufen, Bügeln, Wahlschulungsunterlagen Durcharbeiten).

Ich stellte fest, dass der Kranzeinsatz für meine Springform weg war – in meinem Hinterkopf gibt es eine vage Erinnerung, dass ich etwas darin wohin mitgebracht und die Form mit einem “hole ich mir später” dort gelassen habe. Aber wo war das nur? Also formte ich statt einem Kranz einen Zopf, er wurde sehr gut.

Ich duschte mich ungelaufen und ging mit Herrn Kaltmamsell Einkaufen.

Die richtigen Sommerschuhe waren schon im Keller, also nur nackte Beine zum Tüftelimüftelirock. Wir gingen erst mal zum Klenzemarkt und holten Rindfleisch für den Abend. Am Stand des Konradhofs wurde ich ausführlich und freundlich beraten, so landete neben einem schönen durchwachsenen Stück Lende (mit Endstück als Dreingabe) und weißem Presssack auch ein Rehrücken in meinem Einkaufskorb (“Mögen Sie Wild? Ich hätte da was.”), eingeschweißt, weil das Wochenende schon durchgeplant war.

Über den PrinzregentenplatzGärtnerplatz zu Eataly für Schimmelkäse und Grana Padano, dann über den Jakobsplatz zum Biosupermarkt für Molkereiprodukte und ein wenig Obst.

Auf unserer Einkaufstour wurden wir so intensiv an Parteiständen angesprochen wie nie zuvor (SPD, mut, Grüne, FDP), ich wehrte mit “Zu spät” ab, denn meine Entscheidung steht.

Frühstück um drei mit Presssack, Semmeln, Mohnzopf, dazu auf Twitter die ersten Schritte auf der #unteilbar-Demo in Berlin mitverfolgt, an der letztendlich 250.000 Menschen teilnahmen – vielleicht gewinnt die Bösartigkeit doch nicht.

Bügeln zu Podcast. Ich suchte mir unter den Resonator-Podcasts der Helmholtz-Gemeinschaft was Hübsches aus: Holger Klein spricht mit Till Strowig, Leiter der Nachwuchsforschergruppe Mikrobielle Immunregulation am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, über
“Das Mikrobiom des Darms”.

Wie erwartet sehr spannend, was man alles über Bioorganismen in Darm und Restkörper weiß, was (noch) nicht, wie das Immunsystem eigentlich funktioniert, wo man die Ursachen für die Fehlfunktionen Autoimmun-Erkrankungen/Allergien vermutet. In diesem Forschungsbereich ist noch einiges zu erwarten, weil, wie Strowig erklärt, erst seit Kurzem die Technik effiziente und effektive Methoden ermöglicht.

Wie geplant die Unterlagen der Wahlhilfeschulung, zweimal 54 Seiten, gründlich durchgearbeitet (das ist diesmal doch ein wenig komplexer), Einmerkzettelchen verteilt – jetzt fühlte ich mich gerüstet für den Einsatz. In dieser Runde wird interessanterweise sehr ausführlich und praxisorientiert auf das Thema “Umgang mit Wählerinnen und Wählern mit Behinderung” eingegangen.

Abends holten wir das typische Freitagsnachtmahl nach:

Radicchio mit Balsamico-Thymian-Dressing und Schimmelkäse, Lende aus der Pfanne, im Glas ein Primitivo-Merlot, der schön passte.

Wenn Sie in Bayern wohnen und berechtigt sind: Bitte gehen Sie am heutigen Sonntag wählen.
(Mein Zweckpessimismus murkelt übrigens, dass die CSU besser als prognostiziert abschneiden wird, weil die treuen CSU-Wählerinnen und -Wähler ihrer Partei zwar in den Umfragen eines auf den Deckel geben wollten, sich tatsächlich aber ein Bayern mit weniger CSU nicht vorstellen können und ihr Kreuzel doch wieder am üblichen Ort machen.)

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Endlich mal auch offiziell Stimmen aus dem Paparazziforum zu Wolfgang Herrndorf – bislang hatte ich das alles nur persönlich erzählt bekommen. Für mich waren die Pappen ja immer die Fortsetzung der Tante-Jolesch-Kaffeehauswelt mit anderen Mitteln. Und ich bin sehr überzeugt, dass sie einen Platz in der deutschsprachigen Literaturgeschichte haben.

“Wolfgang Herrndorf:
Die geheimnisvolle Kraft des Schwarms
GesprächMaik Novotny und Tex Rubinowitz”.

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HAHAHAHAHA… Jaja, nicht lustig, ich weiß. Gnihihihi…
“Martin Sonneborn kommt als Stauffenberg zu Höcke-Lesung”.

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Samstag, 13. Oktober 2018 – Oktobersommer mit Häuslichkeiten und Darmflora“

  1. Hauptschulblues meint:

    H. fährt heute ins bayerische Innviertel, wo CSU, FW und AfD um Mehrheiten kämpfen und ist gespannt.
    Er wird sich aber hauptsächlich dem Bruder, Äpfeln und Quitten widmen, auch den Familiengräbern und bei der Heimfahrt erste Ergebnisse hören.

  2. opizwiesel meint:

    uiiiii, darf man als Wahlhelfer Propaganda machen ?

  3. die Kaltmamsell meint:

    Fürs Wählengehen ganz sicher, opizwiesel.

  4. Elisa meint:

    Herzlichen Dank für den Hinweis auf den Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft!

  5. Quakeress meint:

    Das war doch wohl keine Propaganda!

  6. Norman meint:

    (SPD, mut, Grüne, FDP), ich wehrte mit „Zu spät“ ab

    Oh, dann wählen Sie also CSU?

  7. Hauptschulblues meint:

    @Norman: Da gibt es ja wohl noch Alternativen, z.B. Briefwahl.

  8. Trulla meint:

    @norman:
    Wie kommen Sie zu dieser Schlussfolgerung?
    Frau Kaltmamsell hat doch nur die Vergeblichkeit einer späten Einflußnahme beschrieben mit der Info, sie habe bereits eine Entscheidung getroffen.
    Hätte mich nebenbei auch sehr gewundert, wenn sie bis heute unentschieden gewesen wäre.

  9. Tobi Vega meint:

    Kann es sein, dass im Text nicht der Prinzregentenplatz, sondern der Gärtnerplatz gemeint ist? ;)

    Vom Klenzemarkt zum Eataly über Bogenhausen scheint mir ein etwas weiter Marsch zu sein. ;)

  10. die Kaltmamsell meint:

    Aber sowas von, Tobi Vega, vielen Dank für den Hinweis!

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