Archiv für Dezember 2020

Journal Samstag, 12. Dezember 2020 – #12von12

Sonntag, 13. Dezember 2020

Gestern kein gezieltes Fotografieren für das allmonatliche #12von12: Ich wollte erst beim Fotosichten entscheiden, ob ich 12 zusammenkriegen würde, die den Tag dokumentieren könnten. Klappte ganz knapp, richtig gute Bilder sind diesmal nicht dabei.

Ausgeschlafen, aber nur bis sieben. Das reichte, um mich zu erfrischen.

1 – Erster Morgenkaffee aus dem Maxvorstädter Espressopulver: Schmeckte sehr gut, genau so schokoladig-nussig, wie ich es erbeten hatte.

2 – Aus Gründen messe ich seit ein paar Monaten allmorgendlich meinen Blutdruck.
Gemütliches Bloggen und Twitterlesen bei nur langsam wachsender Tageshelle, es blieb grau und regnerisch. Nach Katzenwäsche zog ich mich um für etwas sportliche Bewegung. Erst mal Bankstütz, Seitstütz, dann auf den Crosstrainer.

3 – Links eine überwinternde Balkonpflanze. Im Anschluss ans Strampeln ein paar wenige Reha-Übungen.

4 – Gewicht auf den hinteren Fuß auf rutschiger Unterlage. Die Übung besteht darin, den Fuß ein wenig nach außen zu drehen (von 12 Uhr auf 11 Uhr) und wieder zurück (3×30 Mal auf beiden Seiten). Damit, so hatte mir der Trainer in der Reha-Klinik erklärt, werde ein kleiner Muskel trainiert, den wir für ganz viele Alltagsbewegungen brauchen.

5 – Zum Frühstück gab’s zwei Scheiben Geiersthaler Sonne, die mir besonders gut gelungen war.

Nach ein wenig Zeitunglesen wollte ich dringend nach draußen. Es sprühregnete zwar immer wieder, manchmal war aber sogar blauer Himmel zu erahnen. Ich spazierte auf den Alten Südfriedhof.

6 – Große Eichhörnchenparty, aber wenige Menschen.

7 – Meistersinger und Damenschuhmachermeister. Der Hans-Moser-Film dazu schreibt sich praktisch von selbst.

Kurz vor der ehemaligen Aussegnungshalle traf ich zwei Bloggerinnen/Twitterinnen (nein, wir sind noch nicht in diesem Alter; das sind wir erst, wenn wir bei zufälligen Begegnungen auf dem Friedhof Gießkannen in der Hand haben): @dyfustic kannte ich schon lange auch persönlich, @deuxcvsix traf ich zum ersten Mal in Echt. Beiden hatten Kameras mit SONNE Objektiven dabei, sie waren auf Fotopirsch. Wir fachsimpelten über Vögelchen (Berichte von Eisvogel-Sichtungen an der Isar!) und Eichhörnchen.

8 – Blick von der Wittelsbacherbrücke auf eine sehr niedrig stehende Isar, es ist weiterhin viel zu trocken.

Gehen ging sehr gut, deutlich über eine Stunde lang. (Und schon fasziniere ich Isarjoggen ab April.)

Kurz vorm Heimkommen sah ich im Nußbaumpark ein winziges Vögelchen in annähernd Kohlmeisenfarben, das mir neu war.

9 – Genau hier hatte es eben gerade von Beeren genascht, echt ehrlich! (Aus mir wird sowas von nie eine Tierfotografin.) Daheim schlug ich nach, was das wohl gerade war: Ich hatte mein erstes Wintergoldhähnchen gesehen!

Als ich heimkam, war mein Mantel schwer vom aufgesaugten Nieselregen.
Nachmittagssnack: Ein Stück Käse, Mandarinen, Trauben. Ich holte die jüngste Folge Kroymann in der ARD-Mediathek nach. Zeitunglesen, Twitterlesen.

10 – Die Vorschläge sind durchgehend großartig. (Ich würde ja einen Aufsatz zu diesem Straßenschild beitragen.)

11 – Herr Kaltmamsell hatte den Nachmittag mit Weihnachtsbäckerei verbracht, allerdings englischer. Dieses Mince-Pie-Rezept hatte er bereits seit Monaten ausprobieren wollen, doch ich hatte ihn im Sommer daran gehindert. (Also bitte: Als nächstes dann Zimtsternebacken in Mai?) Jetzt war endlich die richtige Jahreszeit dafür. Leider hatte ich vergessen, dass meine Muffin-Bleche (für billigstes Geld als Studentin in Wales gekauft, lange bevor Muffins hierzulande echten Kuchen auf Partys und als Bürokuchen fast komplett verdrängten) auch bei noch so gutem Buttern das Backgut nicht mehr hergaben. Nutzung nur mit Backpapier. Herr Kaltmamsell war auch insgesamt mit dem Teig nicht zufrieden. Die beiden Mince Pies, die ich später als Dessert aß, schmeckten aber hervorragend.

Fürs Abendessen wiederum sorgte ich.

12 – Ich machte nochmal spanische Empanada, diesmal allerdings mit Hefeteig und weitgehend freihändig. Teig wurde ein Hefeteig mit ordentlich Olivenöl drin (gut zu verarbeiten, ging allerdings wegen des Öls wenig auf), in die Füllung kam neben der Basis aus Zwiebel, Knoblauch, roter Paprika, Tomate (tomate frito baue ich mit verdünntem Tomatenmark nach), geräuchertem Paprikapulver diesmal Thunfisch.

Schmeckte ganz hervorragend. (Vorher gab’s Cocktails Sir Walter, vor allem weil eine Zitrone ohne Schale wegmusste.)

Abendunterhaltung war ein Weihnachtsfilm. Ich hatte mich auf der Suche nach einem Ersatz für Love Actually (ich ertrage seit einigen Jahren die fast durchwegs unguten und destruktiven Liebesbeziehungen darin nicht mehr) an The Long Kiss Goodnight mit Geena Davis erinnert, auf Deutsch Tödliche Weihnacht. Herr Kaltmamsell hatte den Film unsynchronisiert auf Vimeo gefunden, außerdem zu meiner Überraschung erzählt, dass er den noch nie gesehen habe.

Hatte sich ganz gut gehalten, allein die Stimme von Geena Davis ist die Originalversion wert.

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Ich fand alle Teile der kleinen Serie #FrageinenJuden von Marina Weisband und Eliyah Havemann bereichernd. Im vorerst letzten, fünften Teil unterhalten sich die beiden über Antisemitismus. Spannend ist schon mal ihr Versuch, die Frage zu benantworten: “Warum werden Juden gehasst?” Während Marinas Ansätze psychologisch, soziologisch, historisch sind (Diaspora, feste kulturelle Identität, Geldverleihen etc.), weigert sich Eliyah, die Frage überhaupt zu beantworten: Seiner Ansicht nach braucht Hass keinen Grund.

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https://youtu.be/svaTlmcom10

(Nicht die Kommentare lesen. Außer Sie brauchen Argumente/Beispiele für strukturellen oder konkreten Antisemitismus.)

Journal Freitag, 11. Dezember 2020 – Fahle Wintersonne, Start ins Wochenende

Samstag, 12. Dezember 2020

Aufgewacht kurz nach fünf – war aber in Ordnung. Mehr Zeit für Milchkaffee und Bloggen vor dem Frühsport.

Wieder profitierte ich von der schwachen Nutzung der Rehasport-Einrichtung gleich nach Öffnung um sieben, hatte Spaß mit den neuen Übungen. Z.B. rückwärts Liegen auf Pilatesrolle, Durchmesser 20 cm, langsames Heben des angewinkelten Beins und anderen Arms: Bei der Einweisung am Dienstag war ich bereits beim Versuch lachend von der Rolle gekippt – gestern machte ich innerhalb der drei Sätze den Fortschritt von Anfängerversion mit Stabilisierung durch abgelegten zweiten Arm über Stabilisieurng mit Fingerspitzen zu Endversion komplett ohne Stabilisierung. Schau an, auch Stabi-Übungen kann ich ja doch.

Auf der Rückfahrt nach einigem Zögern doch die Titelgeschichte des SZ-Magazins gelesen – ich war mir nicht sicher gewesen, ob ich sie mir antun wollte (€).
“Über Bord”.
Die aufwändig recherchierte und detaillierte Geschichte eines Bootsunglücks vor der griechischen Küste am 28. Oktober 2015. Nicola Meier hat dafür mit Überlebenden gesprochen, mit Helferinnen und Helfern, mit Hinterbliebenen. Das Besondere: Eine der Insassinnen des Boots, Amel Alzakout, hatte eine wasserdichte kleine Filmkamera dabei, die sie eingeschaltet um ihr Handgelenk band – einer der Gründe, warum gerade dieses Unglück, nur eines von so, so vielen, dokumentiert ist.

Wie erwartet musste ich weinen und verbrachte die nächste Zeit mit zugeschnürter Kehle.

Packen für die Arbeit. Vermelde: Feuerwear-Rucksack hat die gründliche Innendusche hervorragend überstanden – man möchte meinen, das Material sei Wasser gewohnt.

Busfahrt und Büroarbeit beschienen von fahler Wintersonne. Werkeln unter Hochdruck, vier Stunden sind halt nicht viel. Dazwischen zwei Brezen und vorgeschnippeltes Obst: Mandarinen, Mango, Trauben.

Ich spazierte ungehetzt heim. Als ich am Bavariapark das (wie alle Museen wegen Pandemie geschlossene) Verkehrsmuseum passierte, sah ich durch die Verglasung eine Frau eine schwarze Dampflokomotive abstauben, mit Leiter und einem sehr langstieligen Staubwedel.

Abstecher zu Freunden, deren Betrieb Corona-bedingt seit November geschlossen ist, keine Wiedereröffnung in Sicht. Die Infektions- (Donnerstag fast 30.000) und Todeszahlen (fast 600) in Deutschland haben neue Spitzenwerte erreicht, die meisten Länder haben härtere Beschränkungen beschlossen – doch noch scheuen sie sich, diese sofort und nicht erst nach Weihnachten umzusetzen. Ich erkläre mir das in erster Linie mit mangelndem Vertrauen, dass die Bevölkerung sie mittragen würde.

Daheim machte ich mich ans Brotbacken der am Vortrag angesetzten Geiersthaler Sonne (Herr Kaltmamsell hatte nochmal Buttermilch gekauft).

Sie geriet sehr gut. (Anschnitt erst zum Samstagsfrühstück.)

Gegen den Nachmittagshunger ein kleiner saisonaler Snack (gebacken von Mutter und Schwiegermutter, ich habe dieses Jahr ausgesetzt).

Füßehoch auf meinem Bett. Auf einen Tipp hin sah ich mir in der BR-Mediathek einen 20-Minüter von 1958 an:
“Verborgenes München”.

Eine kuriose Sammlung von untouristischen Details. Was mir neben den lang verschwundenen Orten (Am Gries sah mal so aus? In Schwabing gab es “Lauben und Gärten”?) auffiel: Die fetten Hunde. Es sind viele Hunde zu sehen, und alle sind unglaublich fett. Ich glaube, man hat erst in den jüngsten Jahrzehnten gemerkt, dass auch Hunde, die in der Stadt leben, bewegt werden müssen und nicht durchgehend gefüttert werden sollten, sondern nur ein bis zwei Mal am Tag. (Der Hund meiner Oma, Lulu, betont auf der ersten Silbe, hatte in meiner Kindheit immer einen gefüllten Fressnapf.)

Zum festlichen Freitagabendessen (Wochenende!) servierte Herr Kaltmamsell Puten-Cordonbleu mit Feldsalat. Sehr gut, doch laut Herrn Kaltmamsell läuft es auf eine Testreihe Cordon bleu heraus – vielleicht mit der Erkenntnis, dass man es daheim nie so gut hinkriegt wie eine Wirtshausküche.

Journal Donnerstag, 10. Dezember 2020 – Wassertest für Feuerwehr-Material

Freitag, 11. Dezember 2020

Eher unruhige Nacht, gefolgt von einem grauen Tag.

Morgens eine Runde Sport mit Crosstrainer und wenig Gymnastik, nach dem Duschen Zeitunglesen, ziemlich Stau-belastete Busfahrt in die Arbeit.

Im Büro ordentlich Arbeit und weitere herzliche Begegnungen mit Arbeitskolleginnen. Meine vier Stunden vor Ort zackig genutzt, gegen Hunger hatte ich Quark mit Joghurt dabei. Und schon war’s wieder rum.

Nach Hause ging ich gemessenen Schrittes zu Fuß, machte einen Abstecher zum Vollcorner und kaufte den Lebensmittelbedarf der nächsten Tage.

Daheim stellte ich beim Auspacken meiner Einkäufe fest, dass der Deckel des Buttermilchbechers zerfetzt war (wie nur?! ich hatte ihn fast ganz oben im Rucksack platziert, darüber nur die Tüte mit Mandarinen!) und sich ein Drittel des Inhalts im Inneren des Rucksacks verteilt hatte. Nun, endlich eine Gelegenheit, in der Dusche die Abwaschbarkeit meines Feuerwear-Rücksacks zu testen (es war zu Dezember und Corona, als dass ich Energie fürs Ärgern und Wüten aufgebracht hätte).

Ich bügelte ich eine Stunde alles zu bügelnde weg, damit Herr Kaltmamsell wieder weiße T-Shirts für unter Pullis hat. (Er trüge sie auch ungebügelt, aber ich lasse ihn nicht verkommen.)

Nachmittagssnack: Ein Stück Käse mit Quittengelee.

Apple-Crumble-Streusel mit einer Hand voll gemahlener Mandeln vorbereitet. Fingernägel entlackt und neu lackiert. Die Kanten bröseln seit einigen Monaten trotz Nagelhärter, ich pappe sie jetzt mit vier Schichten Lack zusammen: Nagelhärter, zweimal Farbe, Überlack. Das hält zwar höchstens fünf Tage, dann sind mindestens zwei Nagelspitzen abgerieben. Aber sie splittern nicht.

Telefonat mit meinem Vater, der in der Reha die Tage bis zur Entlassung zählt.

Da der dieswöchige Ernteanteil keinen Salat enthielt, servierte Herr Kaltmamsell zum Abendessen Pasta mit Pastinaken (Ernteanteil der Vorwoche) und Bacon – sehr gut. Für den Apple Crumble verwendete ich Boskop aus mütterlicher Lagerung und stellte fest, dass die Backeigenschaften eines Apfels nicht nur von der Sorte, sondern auch von der Lagerdauer bestimmt werden: die bereits etwas runzligen Äpfel waren nach einer halben Stunde im Ofen zerfallen.

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@dieliebenessy tauschte kürzlich mit @herzbruch1 Tipps und Tricks aus, die sie aus ihren Jahren als aktive Handballerinnen gelernt hatten. Das erfreute und erheiterte mich sehr. Jetzt hat Vanessa das in einem Blogpost konkretisiert und systematisiert – ich sehe eine große Zukunft für Seminare, Beratung, Rollenspiele, Merchanise.
“15 philosophische Handballweisheiten, zwei weitere Seminarangebote und ein frostiger Morgen”.

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“#EUCO but it’s Harry PotterFeat. the entire EU wizarding world”.

Journal Mittwoch, 9. Dezember 2020 – Umbequemes Heimbüro

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Um acht wurde es immer noch nicht Tag; das Licht reichte gerademal dazu, die nassen Hausdächer zu erahnen: Ah, es regnete also. Eine halbe Stunde später begann es zur Unterstützung zu schneien, in kleinen nassen Flocken, übergehend in Schneeregen.

Kurzgymnastik, Duschen, Zeitungslektüre, bevor meine Bürozeit begann. Ungemütliches Home Office, weil zum einen technische Umstände (Work-around ist mein zweiter Vorname) und zum andere Anstrengung mit kleinem Bildschirm / kleiner Tastatur (Bearbeitung Excel-Tabellen und Datenbanken) auf Esstisch und unergonomischem Stuhl.

Ein fester Plan für die voraussichtliche neue Wohnung: ein Arbeitsplatz für mich. Allerdings lediglich mit einem extra Tisch und Stuhl, und ich würde nicht so weit gehen, einen echten Schreibtisch samt Schreibtischstuhl aufzustellen, ich will nicht in einem Büro wohnen müssen. Zudem ist meine berufliche Tätigkeit ja wirklich zu 80 Prozent nur vor Ort ausführbar.

Entsprechend froh machte es mich, als die vier Stunden rum waren (zu Essen hatte es dazwischen Porridge mit Dickmilch und Marmelade gegeben).

Ich ging gleich nach Rechnerrunterfahren aus dem Haus, um eine Buchbestellung abzuholen – so früh am Nachmittag konnte ich in der U-Bahn noch halbwegs Abstand halten. In der Maxvorstadt kaufte ich noch lokal geröstete Espressobohnen, dann wollte ich mich in einem kleinen Laden mit Obst eindecken. In den durfte immer nur ein Kunde; da gerade einer drin war, stellte ich mich davor in den leichten Schneeregen. Doch dieser Herr erledigte wohl gerade seinen Zwei-Wochen-Kauf: Nach zehn Minuten Warten war er immer noch dabei, da drei Kartoffeln, dort ein Stück Ingwer auszuwählen, sich ausführlich zu den verschiedenen Sorten Champignons beraten zu lassen – und ich spürte die Nässe inzwischen durch meine Mütze hindurch und fror. Deshalb ging ich uneingekauft weiter und fuhr heim.

Zu Hause aß ich gegen Hunger Mohnstollen aus Mutters Hand, Früchtebrot von Frau Schwieger mit Butter. Aufs Bett mit Füßehoch zum Lesen.

Als Abendessen holte uns Herr Kaltmamsell Gutes vom verlässlichen Vietnamesen Chi Thu. Meine Reisnudeln mit Gemüse, Kräutern und Frühlingsrollen waren genau richtig: Ich genoss die Kombination frischer Kräuter mit Salat, frische Sprossen, Gurken, Karotten, die knusprigen Rollen und die Nudeln.

Abendunterhaltung: Die Folge Anstalt vom Dienstag. Leider eher schwach.

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Nicht lustig.

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Schützen Klarsichtmasken vor Infektionsverbreitung? Ein Forscherteam der Hochschule München hat das systematisch getestet: Nein. (Mit überzeugenden Fotos.)

Journal Dienstag, 8. Dezember 2020 – Wie meine Mutter einmal Würschtlstand spielte

Mittwoch, 9. Dezember 2020

Gebloggt, Twitter gelesen, Bank- und Seitstütz, Duschen und Anziehen.

Ich hatte noch Zeit für Zeitungslektüre, bevor ich zu Fuß in die Arbeit aufbrach, erst gedankenlos zackig, dann langsamer.

Viel Arbeit in der Arbeit – nein, ich könnte meinen Job wirklich nicht in vier Stunden täglich erledigen (Überraschung). Ich packte abschließend meinen Arbeitsrechner ein, am Mittwoch muss ich wegen Bürobelegung daheim arbeiten – wofür ich mir die von meinen Jobs zusammenschieben musste, die sich auch ohne Anwesenheit vor Ort erledigen lassen.

U-Bahn nach Hause, sie war schön leer.

Trainingstermin im Reha-Sport, mein Programm sollte überarbeitet werden. Ich hatte bereits auf einen Hinweis der Trainerinnen und Trainer gewartet, wie ich es im Vorjahr vom Reha-Sport gewohnt war, doch es stellte sich heraus, dass ich das selbst im Blick behalten und aktiv werden musste. Einen Termin dafür hatte ich erst am späten Nachmittag bekommen, das bedeutete: volle U-Bahn, voller Trainingsraum.

Über meinem Gemüt düstere Wolken:
1. Es ist Dezember.
2. Es ist Corona (München riss gestern die 7-Tage-Inzidenz von 200).
3. Ich habe wieder stärkere Schmerzen (eigentlich langsam ansteigend seit Sonntag, aber ich hatte es einfach mal wieder mit Augenzukneifen, Ohrenzuhalten, und LALALALA!-Brüllen versucht – funktioniert bei anderen unangenehmen Umständen ja auch, einer Pandemie zum Beispiel hahaha).

Der Trainer ging auf meine Schmerzen ein: Da es beim Dehnen des Hüftbeugers im gedehnten Muskel brennt statt gut zu tun, ich neben dem Schmerz von Leiste bis ins Schienbein auch welche um die Hüfte habe, tippte er auf eine Kombination aus Hüfte und LWS. Wie gehabt also. Doch er unterhielt mich, indem er mir lustige neue Übungen beibrachte, unter anderem mit Pilates-Rolle längs liegend unterm Rücken, eine mit Füßen in Schlingen, und auf dem Wackelbrett darf ich jetzt mit Schwingstab hantieren – ich stelle mich angemessen blöd an, ist also genau das Richtige.

Zum Abendessen spielten wir Christkindlmarkt. Herr Kaltmamsell hatte mir schon vor Tagen angeboten, als Imitation Glühwein zu machen, doch das Wichtigste auf dem Glühmarkt ist natürlich die Bratwurst (dicht gefolgt von Pommes, die ich eigentlich nur hier begehre – und im Schnitzelgarten zum Cordon bleu). Also bastelte er uns gestern Rengschburger spezial, ich machte dazu Jagatee.

Danach gab es für ihn und mich noch je ein Paar Schweinsbratwürstl und große Mengen Plätzchen.

Ich erinnerte mich daran, wie ich als kleines Kind (Kindergartenalter) mal sehr krank im Bett lag, vielleicht war das sogar die erste meiner beiden Lungenentzündungen. Und wie meine Mutter den geliebten Besuch am Würschtlstand vom Pfafflinger am freitäglichen Wochenmarkt nachspielte, den ich ja krank im Bett verpasste. Wochenmarktbesuch im Wohnblockviertel (der Markt zog sich die Ingolstädter Liebigstraße entlang) hieß nämlich, dass meine Mutter mich am Würstelstand ganz vorne parkte, wo der alte Pfafflinger (in meiner Erinnerung war der weißhaarige Herr mit den immer lachenden Augen immer schon alt) mich mit heißen Würschtln aus seinem Kessel versorgte (die heilige Dreieinigkeit des Wurstkessels war Wienerl, Weißwürscht und Bauernwürscht, ich glaube, für Kinder wurden nur Wienerl als angemessen angesehen). Und während sie mich dort gut versorgt und behütet wusste, erledigte meine Mutter ihre Markteinkäufe. Jetzt lag ich krank und schwach im Bett, meine Mutter erhitzte die Würschtl selbst (wenn ich mich recht entsinne, waren heiße Würschtl per Definition etwas, was man am Würschtlstand und im Stehen aß, nie daheim), stellte den Topf neben mein Bettchen und spielte den alten Pfafflinger. <3 <3 <3

Gestern war ich so erledigt, körperlich und gemüt-lich, dass ich schon um neun ins Bett kippte. Dort las ich Eva Meijer, Hanni Ehlers (Übers.), Das Vogelhaus aus, die Fiktionalisierung des Lebens von Len Howard (1894-1973), die mit Gartenvögeln zusammenlebte und ihr Verhalten analysierte. Die Vogelbeschreibungen fand ich wirklich faszinierend, doch war ich unversehens schon wieder in eine Schilderung des Alltagslebens Englands ab Erstem Weltkrieg in der Upper Middle Class geraten (Lens Eltern sind wohlhabend und müssen für ihren Lebensunterhalt nicht arbeiten, sie setzt sich mit ihrer Erbschaft auf dem Land zur Ruhe, um Vögelchen zu beobachten).

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Corona-adäquate Weihnachtsmusik.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/g-HMqaqRR7I

(Hier reimt sich “curve” auf “love” – interessant für Linguistinnen?)

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Comedian @vinn_ayy stellt sich vor, die Erde würde sich um Mitgliedschaft in der Galaxie-Vereinigung bewerben – unsere Chancen stehen nicht gut.

Journal Montag, 7. Dezember 2020 – Arbeit kostet Kraft

Dienstag, 8. Dezember 2020

Das war ein eigenartiger erster Arbeitstag.

Das Tagesprogramm stand unter Einfluss äußerer Umstände: In unserem Wohnhaus gab’s ab 8 Uhr kein Wasser. Deshalb konnte ich nicht frühmorgens zum Reha-Sport, anschließend daheim duschen und dann in die Arbeit fahren. Den Sport verschob ich auf nach der Arbeit, statt dessen duschte ich um sieben, füllte einen Eimer Wasser für eventuelle Klogänge und las Zeitung.

In schönstem Sonnenschein nahm ich den langsamen Bus mit Aussicht ins Büro. Dort weiterhin dünne Besetzung, keine Katastrophen (die hätte ich eh schon gewusst), herzlicher Empfang, erstklassige Vertretungsarbeit. Ich wusste praktisch noch alles, orientierte mich, holte mir Rückübergabe, aß am Rechner ein Stück Brot, eine Birne, einen Apfel, plante zu erledigendes bis Weihnachten – und dann waren die vier Stunden schon wieder rum.

Ich nahm U-Bahnen zum Reha-Sport, der gestern ein wenig unrund lief – wie’s beim Sporteln halt manchmal ist. Zurück daheim hatte ich Hunger und fiel über die Plätzchendosen aus mütterlichen Händen her.

Abends war ich so erledigt, als sei ich den ganzen Tag herumgelaufen – und begriff den Sinn der langsamen Wiedereingliederung ins Arbeitsleben.

Herr Kaltmamsell verwandelte den Rosenkohl aus Ernteanteil in eine Galette, die sehr gut schmeckte.

Abends folgten wir beide einer Einladung zu einer Geburtstagsfeier, zu der ich – inzwischen weiß ich nicht mehr, ob ich “normalerweise” oder pessimistisch “früher” verwenden soll – in die Schweiz gereist wäre. In der SITUATION trafen wir uns als kleine Bildchen auf dem Computerbildschirm, tranken auf den Geburtstag, plauderten, erklärten einander die Dinge, die hinter uns zu sehen waren, wer konnte, hielt Haus- oder Plüschtiere in die Kamera, Kinder huschten vorüber.

Die Zahlen von Covid-19-Betroffen (infiziert, hospitalisiert, gestorben) steigen nach kurzer Stagnation wieder, wir sind schon lange weit über den Zahlen vom Frühjahr. Doch der Schreck von März ist verflogen, zu viele in der Bevölkerung sehen die ohnehin milden Beschränkungen auf derselben Ebene wie die Straßenverkehrsordnung, die man halt ausreizt und sich möglichst passend hinbiegt. Für einen echten Lock-down, den ich als Konsequenz der derzeitigen Entwicklung auf uns zukommen sehe, kann ich mir keine Akzeptanz in diesen viel zu breiten Kreisen vorstellen.

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Zur Sicherheit ein Statement aus dem Krankenhaus. Der Thread beginnt mit

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Gegenmittel:
Quietschender Otter.

Journal Sonntag, 6. Dezember 2020 – Nikolaus mit Wohnungsplänen

Montag, 7. Dezember 2020

Mittlerweile reagiert Herr Kaltmamsell leicht indigniert auf das Zaunpfahlschwingen, mit dem ich meine Erwartung eines Schokoladennikolaus’ signalisiere (dabei will ich ja nur sicherstellen, dass ich nicht beleidigt spielen muss).

Gestrige Aussicht beim Öffnen meiner Schlafzimmerür.

Sportpausentag (außer Bank- und Seitstütz), statt dessen ausführliches Teetrinken (neuer Wasserfilter), Wohnungräumen, zum Frühstück ein paar Haferflocken mit Milch. Am frühen Nachmittag fuhr Herr Kaltmamsell mit einem Stollen zu seinen Eltern.

Gleichzeitig kam meine Mutter für Wohungseinrichtungsberatungsbesichtigung zu uns (in der neuen Wohnung sieht man sogar in zwei Richtungen auf Bäume!). Mit Wohnungsplänen und mit Plauderei verging der Nachmittag bis zum frühen Einsetzen der Dämmerung. Dann brach meine Mutter bereits wieder auf, um nicht in der Dunkelheit autofahren zu müssen. Sie hinterließ zwei Dosen mit Weihnachtsplätzchen, nahm einen Stollen und ein halbes selbstgebackenes Brot mit.

Jetzt aß ich Brot mit Käse, ein Stück Panettone, ich las Internet und Roman. Telefonat mit Schwiegers, beste Wünsche sind angebracht – deren Weihnachten wäre so oder so ein Ausnahmezustand gewesen.

Herr Kaltmamsell kam von ihnen zurück, brachte weitere Weihnachtsplätzchen mit, Früchtebrot und das begehrte Quittengelee der Frau Schwieger – das ich viel lieber zu Käse esse als das lediglich süße Quittenbrot.

Das Wettter war den ganzen Nikolaustag über düster und kühl, es zog mich überhaupt nicht raus.

Nachtmahl bereiteten wir kooperativ zu: Ich stellte der Teig für Fleischpflanzerl her, Herr Kaltmamsell briet sie und machte dazu Kartoffel-Püree, briet ein paar Pastinaken aus Ernteanteil.

Wohnungaufräumen für den Putzmanneinsatz am Montag, Vorbereitung meines ersten Arbeitstags. In der Wiedereingliederungsphase werde ich bis zu den Weihnachtsferien täglich vier Stunden arbeiten, ich habe mit der Abteilung abgestimmt, dass ich in der Tagesmitte am nützlichsten bin.